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Der Arbeitgeber. Nr. 1056. Frankfurt a. M., 28. Juli 1877.

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[Spaltenumbruch] Kohlenvereins schloß die Steinkohlenzeche "General" der Dort-
munder Bergbaugesellschaft
an die kaiserliche Werft zu
Danzig 100 Waggons Kohlen ab, nachdem die in Wilhelms-
hafen angestellten Versuche ein ausgezeichnetes Resultat ergaben.
Bisher ward westphälische Kohle noch niemals in Westpreußen ver-
wendet. --

Schutz gegen die Verfälschung von Lebensmittel.
Jn vielen größeren Städten findet eben mit Erfolg eine sehr strenge
Milchpolizei statt, so in Posen, Braunschweig, Wesel Stuttgart,
Mainz u. s. w. Der so überaus rührige Berliner Hausfrauen-
Verein
geht mit dem Plane um, im Herbst eine Ausstellung von
Lebensmitteln, verbunden mit Kontrole und Prüfung, einzurichten;
ebenso beabsichtigt der Klub der Landwirthe in Berlin die Errichtung
einer ständigen Kontrol=Station für Prüfung des Trinkwassers, der
Milch, des Bieres, Weines, Kaffee's, Thee's, Zucker's, der Ge-
würze u. s. w. Jn Straßburg hat die Behörde 1700 Liter aus
Frankreich gekommenen, mit Fuchsin verfälschten Rothweins in die
Jll fließen lassen.

* Oesterreichs unerschöpfliche Hilfsquellen. Es ist
erfreulich, daß doch bisweilen die Lehren der Volkswirthschaft durch-
dringen und Anerkennung finden. Zu den althergebrachten Redens-
arten, die in allen übeln Lagen Trost bringen sollten, gehört die
von Oesterreichs Naturschätzen. Dr. Stamm in Wien hat die-
selbe in einem Vortrag im dortigen Gewerbewerein vor einiger
Zeit köstlich persiflirt und mit richtiger volkswirthschaftlicher Er-
kenntniß die Kraft Oesterreichs, wie aller Länder, auf die Kraft
seiner Arbeiter zurückgeführt. Wenn Oesterreich 10 Millionen
tüchtige Arbeiter und Arbeiterinnen hat, dann können diese jährlich
3--5000 Mill. fl. produciren. Wenn aber nur die Naturgesetze
helfen sollen, dann ist die Sache anders. Getreide und Wein kann
Oesterreich nur ausführen, wenn die Ernte gut ist, Holz nur wenig
mehr, da die Wälder abnehmen, Kohlen sind überall auswärts auch
billig. Wenn also der Himmel nicht günstig ist, so ist es mit den
"unerschöpflichen Hilfsquellen" nichts. Kurz: "Die gepriesenen
Naturschätze sind eine werthlose, todte Masse, neben welcher ein
müßiges Volk verhungern kann." Die Arbeit muß erst die
Schätze heben.

* Schulwesen. Frankreich besitzt gegenwärtig 16 Lehre-
rinnenseminarien; 15 katholische und 1 protestantisches. Der Un-
terichtsminister will die Subvention für dieselben um 100,000 Fr.
erhöhen. ( "Frauen=Anwalt." )

* Kunstgewerbe. Die ständige Ausstellung des mittelrhein.
Kunstgewerbe=Vereins
ist am 19. Juli eröffnet worden.
Dieselbe enthält eine reiche Sammlung von Erzeugnissen der Kunst-
schreinerei, Porzellanmalerei, Portefeuillewaaren, Tapetenfabrikation,
Goldschmiedekunst, Teppiche, Stickerei und Galanteriearbeiten, ganze
Zimmereinrichtungen u. a. m. Die Gegenstände werden immer
wieder gegen neue umgetauscht, so daß man mit dem Besuche nicht
zu lange zögern darf.

-- Der Münchener Kunstgewerbe=Verein, nunmehr
Vorort aller deutschen Vereine verwandten Bestrebens, hat, um
einen geistigen Mittelpunkt der kunstgewerblichen Bestrebungen des
deutschen Volkes zu bilden, seiner Zeitschrift ein neues Gewand an-
gezogen und dieselbe mit allen der Typographie heutzutage zur Ver-
fügung stehenden Mitteln ausgestattet, so daß das Unternehmen
den besten derartigen Werken an die Seite gestellt werden kann.
Die "Zeitschrift des Kunstgewerbe = Vereins in München" ( Verlag
von G. Hirth in Leipzig und München ) erscheint nunmehr in
jährlich zwölf Heften von 8 -- 16 Seiten Text im größten Folio-
format.

* Versammlungen und Ausstellungen. Der Verband
deutscher Chocoladefabrikanten
beabsichtigt Ende August
d. J. mit der nach Leipzig anberaumten Versammlung eine Aus-
stellung von Maschinen und Geräthschaften,
wie sie
speciell dieser Jndustrie dienen, zu verbinden. Allenfallsige Offerten
in dieser Beziehung nimmt die Chokoladefabrik C. G. Gaudig
Nachf.
in Leipzig bis spätestens zum 5. August d. J. entgegen.

-- Der diesjährige Verbandstag der süddeutschen Ar-
beiterbildungsvereine
wird am 8. und 9. September in
Augsburg abgehalten, also am Vororte des Verbandes. -- Zu
Brieg am 5., 6. und 7. August zweiter schlesischer Schuhmacher-
meister=Verbandstag, verbunden mit einer Ausstellung von Schuh-
waaren und Schuhwaaren=Bedarfsartikeln. -- Berlin am 6., 7.
[Spaltenumbruch] und 8. August zweiter Congreß selbstständ. deutscher Schneider-
meister,
dessen Tagesordnung auch die Lehrlingsausbildung in
Fachschulen und Werkstatt, sowie die Credit= und Erwerbsverhältnisse,
unter besonderer Berücksichtigung der Wanderlager behandeln wird.

-- Der Forstverein für das Großherzogthum Hessen
hält seine Jahresversammlung am 27. und 28. August zu Darm-
stadt
ab. -- Am 10. und 11. September zu Bad Schwalbach
56. Generalversammlung und Preisvertheilung der V. nassauisch.
Land-
und Forstwirthe.

-- Auf Anregung des " Deutschen Hopfenbau=Ver-
eins
" findet in Nürnberg am 7. October eine inter-
nationale Ausstellung
von Hopfen und Hopfen - Geräth-
schaften statt, verbunden mit einer Preisvertheilung.

* Genossenschaftswesen. Der Verband der pfälzer V.=V.,
welcher jetzt aus 25 Vereinen besteht, tagte heuer in Winn-
weiler.
Derselbe zählt mehr als 8000 Mitglieder. Umsatz
18 Mill. Jn Verfall ist der Verein zu Quirnbach gerathen,
dessen Mitglieder meist dem Bauernstande angehören; dieser Ver-
ein fühlte den Beruf in sich, Geschäfte in Werthpapieren zu machen!!
Die Papiere wurden zu einem hohen Course gekauft und es ergab
sich später bei einem bedeutenden Zurückgehen des Courses ein
solcher Schaden für die Mitglieder, daß dieselben nicht nur nicht
ihre Stammantheile zurückerhalten, sondern auch, wenn das Gericht
nicht anders entscheidet, noch 1500--1600 M. per Kopf nach-
zahlen müssen. -- Wie oft hört man die Vereine fragen, was
ihnen denn die Anwaltschaft nützte? Hier ist die beste Antwort ge-
gegeben. Um solche enorme Verluste zu vermeiden, lohnt es sich
schon, einige Mark für die Anwaltschaft und deren Blatt aus-
zugeben.

-- Die Zeitschrift des hessischen land wirthschaftl.
Vereins
bringt einen Auszug aus einem trefflichen Vortrage von
F. Supp in Erbach über den Einfluß des Genossenschaftswesens
auf die ländliche Bevölkerung, worin es bezüglich des Verbandes
der hessischen landwirthschaftl. Consumvereine heißt: "Der Gemein-
sinn wird geweckt," der Landwirth "wird wirthschaftlich selbst-
ständiger," die Betriebsmaterialien werden billiger, der Landwirth
"vor Betrug geschützt" und ihm der Ankauf und Verkauf erleichtert.

* Schulsparkassen. Für sämmtliche Karlsruher Schulen
soll eine Sparkasse errichtet werden, um den Schülern Gelegenheit
zu nutzbringender Anlage kleiner Ersparnisse zu geben und dadurch
den Sinn für Sparsamkeit zu fördern. Die geringste Einlage be-
trägt 5 Pf. und richtet sich der Zinsfuß nach der Höhe des Rein-
ertrags, wobei die Stadt3 1 / 2 % garantirt. Aufsicht und Leitung
besorgt der Ortsschulrath.

* Ausstellung. Jn Bensheim im September l. J. zur
Zeit der Generalversammlung des Gewerbevereins für das Groß-
herzogthum Hessen für verbesserte Handwerkzeuge und kleinere
Werkzeug=Maschinen
für den Handwerks- und Klein-
gewerbe=Betrieb,
ferner Proben solcher Erzeugnisse, welche
mittelst der ausgestellten Maschinen ec. hergestellt sind.

Jn Hessen ist mit Johanni l. J. eine neue Gesinde-
ordnung
in Kraft getreten, von der man sich eine recht wohl-
thätige Wirkung verspricht. Die Ortspolizeibehörde hat ein fort-
laufendes Gesinderegister zu führen, in welches die Dienstboten,
die Dienstherrschaften der Dienstwechsel, die Dienstzeugnisse und
die gegen Dienstboten ergehenden Strafurtheile ihrem wesentlichen
Jnhalt nach eingetragen werden müssen. Den Dienstherrschaften
ist die Einsicht in das Register gestattet.

* Japanische Arbeiter in Berlin. Auf Veranlassung der
preußischen Regierung sind in Berlin zwei japanische Arbeiter ein-
getroffen, um in der Fabrik des Commerzienraths Raven e die
ihrem Lande eigenthümlichen Kunstgriffe und Verfahrungsweisen
bei Fertigstellung der gegossenen Bronce, das Ciseliren und Farbe-
geben, ebenso die Darstellung von Email auf Porzellan und Fa-
yence durch Bronce und Kupfer, zur Anschauung zu bringen.

^ Krieg dem Krieg. Kürzer sind die Kriege geworden in
Folge der Fortschritte der Technik. Es ist aber noch nicht genug
geschehen. Man schießt zwar auf drei Stunden Entfernung und
setzt Städte von den entlegensten Standpunkten in Brand, allein
es gehört dazu ein großer Apparat und Häuser bleiben stehen. --
Eine neuere Erfindung ist aber geeignet, den Menschen selbst die
Lust zum Kriegführen zu vertreiben, indem sie dieselben aus wei-
tester Ferne vertilgt. Ein deutscher Jngenieur hat ein Ver-

[Spaltenumbruch] Kohlenvereins schloß die Steinkohlenzeche „General“ der Dort-
munder Bergbaugesellschaft
an die kaiserliche Werft zu
Danzig 100 Waggons Kohlen ab, nachdem die in Wilhelms-
hafen angestellten Versuche ein ausgezeichnetes Resultat ergaben.
Bisher ward westphälische Kohle noch niemals in Westpreußen ver-
wendet. --

Schutz gegen die Verfälschung von Lebensmittel.
Jn vielen größeren Städten findet eben mit Erfolg eine sehr strenge
Milchpolizei statt, so in Posen, Braunschweig, Wesel Stuttgart,
Mainz u. s. w. Der so überaus rührige Berliner Hausfrauen-
Verein
geht mit dem Plane um, im Herbst eine Ausstellung von
Lebensmitteln, verbunden mit Kontrole und Prüfung, einzurichten;
ebenso beabsichtigt der Klub der Landwirthe in Berlin die Errichtung
einer ständigen Kontrol=Station für Prüfung des Trinkwassers, der
Milch, des Bieres, Weines, Kaffee's, Thee's, Zucker's, der Ge-
würze u. s. w. Jn Straßburg hat die Behörde 1700 Liter aus
Frankreich gekommenen, mit Fuchsin verfälschten Rothweins in die
Jll fließen lassen.

* Oesterreichs unerschöpfliche Hilfsquellen. Es ist
erfreulich, daß doch bisweilen die Lehren der Volkswirthschaft durch-
dringen und Anerkennung finden. Zu den althergebrachten Redens-
arten, die in allen übeln Lagen Trost bringen sollten, gehört die
von Oesterreichs Naturschätzen. Dr. Stamm in Wien hat die-
selbe in einem Vortrag im dortigen Gewerbewerein vor einiger
Zeit köstlich persiflirt und mit richtiger volkswirthschaftlicher Er-
kenntniß die Kraft Oesterreichs, wie aller Länder, auf die Kraft
seiner Arbeiter zurückgeführt. Wenn Oesterreich 10 Millionen
tüchtige Arbeiter und Arbeiterinnen hat, dann können diese jährlich
3--5000 Mill. fl. produciren. Wenn aber nur die Naturgesetze
helfen sollen, dann ist die Sache anders. Getreide und Wein kann
Oesterreich nur ausführen, wenn die Ernte gut ist, Holz nur wenig
mehr, da die Wälder abnehmen, Kohlen sind überall auswärts auch
billig. Wenn also der Himmel nicht günstig ist, so ist es mit den
„unerschöpflichen Hilfsquellen“ nichts. Kurz: „Die gepriesenen
Naturschätze sind eine werthlose, todte Masse, neben welcher ein
müßiges Volk verhungern kann.“ Die Arbeit muß erst die
Schätze heben.

* Schulwesen. Frankreich besitzt gegenwärtig 16 Lehre-
rinnenseminarien; 15 katholische und 1 protestantisches. Der Un-
terichtsminister will die Subvention für dieselben um 100,000 Fr.
erhöhen. ( „Frauen=Anwalt.“ )

* Kunstgewerbe. Die ständige Ausstellung des mittelrhein.
Kunstgewerbe=Vereins
ist am 19. Juli eröffnet worden.
Dieselbe enthält eine reiche Sammlung von Erzeugnissen der Kunst-
schreinerei, Porzellanmalerei, Portefeuillewaaren, Tapetenfabrikation,
Goldschmiedekunst, Teppiche, Stickerei und Galanteriearbeiten, ganze
Zimmereinrichtungen u. a. m. Die Gegenstände werden immer
wieder gegen neue umgetauscht, so daß man mit dem Besuche nicht
zu lange zögern darf.

-- Der Münchener Kunstgewerbe=Verein, nunmehr
Vorort aller deutschen Vereine verwandten Bestrebens, hat, um
einen geistigen Mittelpunkt der kunstgewerblichen Bestrebungen des
deutschen Volkes zu bilden, seiner Zeitschrift ein neues Gewand an-
gezogen und dieselbe mit allen der Typographie heutzutage zur Ver-
fügung stehenden Mitteln ausgestattet, so daß das Unternehmen
den besten derartigen Werken an die Seite gestellt werden kann.
Die „Zeitschrift des Kunstgewerbe = Vereins in München“ ( Verlag
von G. Hirth in Leipzig und München ) erscheint nunmehr in
jährlich zwölf Heften von 8 -- 16 Seiten Text im größten Folio-
format.

* Versammlungen und Ausstellungen. Der Verband
deutscher Chocoladefabrikanten
beabsichtigt Ende August
d. J. mit der nach Leipzig anberaumten Versammlung eine Aus-
stellung von Maschinen und Geräthschaften,
wie sie
speciell dieser Jndustrie dienen, zu verbinden. Allenfallsige Offerten
in dieser Beziehung nimmt die Chokoladefabrik C. G. Gaudig
Nachf.
in Leipzig bis spätestens zum 5. August d. J. entgegen.

-- Der diesjährige Verbandstag der süddeutschen Ar-
beiterbildungsvereine
wird am 8. und 9. September in
Augsburg abgehalten, also am Vororte des Verbandes. -- Zu
Brieg am 5., 6. und 7. August zweiter schlesischer Schuhmacher-
meister=Verbandstag, verbunden mit einer Ausstellung von Schuh-
waaren und Schuhwaaren=Bedarfsartikeln. -- Berlin am 6., 7.
[Spaltenumbruch] und 8. August zweiter Congreß selbstständ. deutscher Schneider-
meister,
dessen Tagesordnung auch die Lehrlingsausbildung in
Fachschulen und Werkstatt, sowie die Credit= und Erwerbsverhältnisse,
unter besonderer Berücksichtigung der Wanderlager behandeln wird.

-- Der Forstverein für das Großherzogthum Hessen
hält seine Jahresversammlung am 27. und 28. August zu Darm-
stadt
ab. -- Am 10. und 11. September zu Bad Schwalbach
56. Generalversammlung und Preisvertheilung der V. nassauisch.
Land-
und Forstwirthe.

-- Auf Anregung des „ Deutschen Hopfenbau=Ver-
eins
“ findet in Nürnberg am 7. October eine inter-
nationale Ausstellung
von Hopfen und Hopfen - Geräth-
schaften statt, verbunden mit einer Preisvertheilung.

* Genossenschaftswesen. Der Verband der pfälzer V.=V.,
welcher jetzt aus 25 Vereinen besteht, tagte heuer in Winn-
weiler.
Derselbe zählt mehr als 8000 Mitglieder. Umsatz
18 Mill. Jn Verfall ist der Verein zu Quirnbach gerathen,
dessen Mitglieder meist dem Bauernstande angehören; dieser Ver-
ein fühlte den Beruf in sich, Geschäfte in Werthpapieren zu machen!!
Die Papiere wurden zu einem hohen Course gekauft und es ergab
sich später bei einem bedeutenden Zurückgehen des Courses ein
solcher Schaden für die Mitglieder, daß dieselben nicht nur nicht
ihre Stammantheile zurückerhalten, sondern auch, wenn das Gericht
nicht anders entscheidet, noch 1500--1600 M. per Kopf nach-
zahlen müssen. -- Wie oft hört man die Vereine fragen, was
ihnen denn die Anwaltschaft nützte? Hier ist die beste Antwort ge-
gegeben. Um solche enorme Verluste zu vermeiden, lohnt es sich
schon, einige Mark für die Anwaltschaft und deren Blatt aus-
zugeben.

-- Die Zeitschrift des hessischen land wirthschaftl.
Vereins
bringt einen Auszug aus einem trefflichen Vortrage von
F. Supp in Erbach über den Einfluß des Genossenschaftswesens
auf die ländliche Bevölkerung, worin es bezüglich des Verbandes
der hessischen landwirthschaftl. Consumvereine heißt: „Der Gemein-
sinn wird geweckt,“ der Landwirth „wird wirthschaftlich selbst-
ständiger,“ die Betriebsmaterialien werden billiger, der Landwirth
„vor Betrug geschützt“ und ihm der Ankauf und Verkauf erleichtert.

* Schulsparkassen. Für sämmtliche Karlsruher Schulen
soll eine Sparkasse errichtet werden, um den Schülern Gelegenheit
zu nutzbringender Anlage kleiner Ersparnisse zu geben und dadurch
den Sinn für Sparsamkeit zu fördern. Die geringste Einlage be-
trägt 5 Pf. und richtet sich der Zinsfuß nach der Höhe des Rein-
ertrags, wobei die Stadt3 1 / 2 % garantirt. Aufsicht und Leitung
besorgt der Ortsschulrath.

* Ausstellung. Jn Bensheim im September l. J. zur
Zeit der Generalversammlung des Gewerbevereins für das Groß-
herzogthum Hessen für verbesserte Handwerkzeuge und kleinere
Werkzeug=Maschinen
für den Handwerks- und Klein-
gewerbe=Betrieb,
ferner Proben solcher Erzeugnisse, welche
mittelst der ausgestellten Maschinen ec. hergestellt sind.

Jn Hessen ist mit Johanni l. J. eine neue Gesinde-
ordnung
in Kraft getreten, von der man sich eine recht wohl-
thätige Wirkung verspricht. Die Ortspolizeibehörde hat ein fort-
laufendes Gesinderegister zu führen, in welches die Dienstboten,
die Dienstherrschaften der Dienstwechsel, die Dienstzeugnisse und
die gegen Dienstboten ergehenden Strafurtheile ihrem wesentlichen
Jnhalt nach eingetragen werden müssen. Den Dienstherrschaften
ist die Einsicht in das Register gestattet.

* Japanische Arbeiter in Berlin. Auf Veranlassung der
preußischen Regierung sind in Berlin zwei japanische Arbeiter ein-
getroffen, um in der Fabrik des Commerzienraths Raven é die
ihrem Lande eigenthümlichen Kunstgriffe und Verfahrungsweisen
bei Fertigstellung der gegossenen Bronce, das Ciseliren und Farbe-
geben, ebenso die Darstellung von Email auf Porzellan und Fa-
yence durch Bronce und Kupfer, zur Anschauung zu bringen.

△ Krieg dem Krieg. Kürzer sind die Kriege geworden in
Folge der Fortschritte der Technik. Es ist aber noch nicht genug
geschehen. Man schießt zwar auf drei Stunden Entfernung und
setzt Städte von den entlegensten Standpunkten in Brand, allein
es gehört dazu ein großer Apparat und Häuser bleiben stehen. --
Eine neuere Erfindung ist aber geeignet, den Menschen selbst die
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[0004] Kohlenvereins schloß die Steinkohlenzeche „General“ der Dort- munder Bergbaugesellschaft an die kaiserliche Werft zu Danzig 100 Waggons Kohlen ab, nachdem die in Wilhelms- hafen angestellten Versuche ein ausgezeichnetes Resultat ergaben. Bisher ward westphälische Kohle noch niemals in Westpreußen ver- wendet. -- Schutz gegen die Verfälschung von Lebensmittel. Jn vielen größeren Städten findet eben mit Erfolg eine sehr strenge Milchpolizei statt, so in Posen, Braunschweig, Wesel Stuttgart, Mainz u. s. w. Der so überaus rührige Berliner Hausfrauen- Verein geht mit dem Plane um, im Herbst eine Ausstellung von Lebensmitteln, verbunden mit Kontrole und Prüfung, einzurichten; ebenso beabsichtigt der Klub der Landwirthe in Berlin die Errichtung einer ständigen Kontrol=Station für Prüfung des Trinkwassers, der Milch, des Bieres, Weines, Kaffee's, Thee's, Zucker's, der Ge- würze u. s. w. Jn Straßburg hat die Behörde 1700 Liter aus Frankreich gekommenen, mit Fuchsin verfälschten Rothweins in die Jll fließen lassen. * Oesterreichs unerschöpfliche Hilfsquellen. Es ist erfreulich, daß doch bisweilen die Lehren der Volkswirthschaft durch- dringen und Anerkennung finden. Zu den althergebrachten Redens- arten, die in allen übeln Lagen Trost bringen sollten, gehört die von Oesterreichs Naturschätzen. Dr. Stamm in Wien hat die- selbe in einem Vortrag im dortigen Gewerbewerein vor einiger Zeit köstlich persiflirt und mit richtiger volkswirthschaftlicher Er- kenntniß die Kraft Oesterreichs, wie aller Länder, auf die Kraft seiner Arbeiter zurückgeführt. Wenn Oesterreich 10 Millionen tüchtige Arbeiter und Arbeiterinnen hat, dann können diese jährlich 3--5000 Mill. fl. produciren. Wenn aber nur die Naturgesetze helfen sollen, dann ist die Sache anders. Getreide und Wein kann Oesterreich nur ausführen, wenn die Ernte gut ist, Holz nur wenig mehr, da die Wälder abnehmen, Kohlen sind überall auswärts auch billig. Wenn also der Himmel nicht günstig ist, so ist es mit den „unerschöpflichen Hilfsquellen“ nichts. Kurz: „Die gepriesenen Naturschätze sind eine werthlose, todte Masse, neben welcher ein müßiges Volk verhungern kann.“ Die Arbeit muß erst die Schätze heben. * Schulwesen. Frankreich besitzt gegenwärtig 16 Lehre- rinnenseminarien; 15 katholische und 1 protestantisches. Der Un- terichtsminister will die Subvention für dieselben um 100,000 Fr. erhöhen. ( „Frauen=Anwalt.“ ) * Kunstgewerbe. Die ständige Ausstellung des mittelrhein. Kunstgewerbe=Vereins ist am 19. Juli eröffnet worden. Dieselbe enthält eine reiche Sammlung von Erzeugnissen der Kunst- schreinerei, Porzellanmalerei, Portefeuillewaaren, Tapetenfabrikation, Goldschmiedekunst, Teppiche, Stickerei und Galanteriearbeiten, ganze Zimmereinrichtungen u. a. m. Die Gegenstände werden immer wieder gegen neue umgetauscht, so daß man mit dem Besuche nicht zu lange zögern darf. -- Der Münchener Kunstgewerbe=Verein, nunmehr Vorort aller deutschen Vereine verwandten Bestrebens, hat, um einen geistigen Mittelpunkt der kunstgewerblichen Bestrebungen des deutschen Volkes zu bilden, seiner Zeitschrift ein neues Gewand an- gezogen und dieselbe mit allen der Typographie heutzutage zur Ver- fügung stehenden Mitteln ausgestattet, so daß das Unternehmen den besten derartigen Werken an die Seite gestellt werden kann. Die „Zeitschrift des Kunstgewerbe = Vereins in München“ ( Verlag von G. Hirth in Leipzig und München ) erscheint nunmehr in jährlich zwölf Heften von 8 -- 16 Seiten Text im größten Folio- format. * Versammlungen und Ausstellungen. Der Verband deutscher Chocoladefabrikanten beabsichtigt Ende August d. J. mit der nach Leipzig anberaumten Versammlung eine Aus- stellung von Maschinen und Geräthschaften, wie sie speciell dieser Jndustrie dienen, zu verbinden. Allenfallsige Offerten in dieser Beziehung nimmt die Chokoladefabrik C. G. Gaudig Nachf. in Leipzig bis spätestens zum 5. August d. J. entgegen. -- Der diesjährige Verbandstag der süddeutschen Ar- beiterbildungsvereine wird am 8. und 9. September in Augsburg abgehalten, also am Vororte des Verbandes. -- Zu Brieg am 5., 6. und 7. August zweiter schlesischer Schuhmacher- meister=Verbandstag, verbunden mit einer Ausstellung von Schuh- waaren und Schuhwaaren=Bedarfsartikeln. -- Berlin am 6., 7. und 8. August zweiter Congreß selbstständ. deutscher Schneider- meister, dessen Tagesordnung auch die Lehrlingsausbildung in Fachschulen und Werkstatt, sowie die Credit= und Erwerbsverhältnisse, unter besonderer Berücksichtigung der Wanderlager behandeln wird. -- Der Forstverein für das Großherzogthum Hessen hält seine Jahresversammlung am 27. und 28. August zu Darm- stadt ab. -- Am 10. und 11. September zu Bad Schwalbach 56. Generalversammlung und Preisvertheilung der V. nassauisch. Land- und Forstwirthe. -- Auf Anregung des „ Deutschen Hopfenbau=Ver- eins “ findet in Nürnberg am 7. October eine inter- nationale Ausstellung von Hopfen und Hopfen - Geräth- schaften statt, verbunden mit einer Preisvertheilung. * Genossenschaftswesen. Der Verband der pfälzer V.=V., welcher jetzt aus 25 Vereinen besteht, tagte heuer in Winn- weiler. Derselbe zählt mehr als 8000 Mitglieder. Umsatz 18 Mill. Jn Verfall ist der Verein zu Quirnbach gerathen, dessen Mitglieder meist dem Bauernstande angehören; dieser Ver- ein fühlte den Beruf in sich, Geschäfte in Werthpapieren zu machen!! Die Papiere wurden zu einem hohen Course gekauft und es ergab sich später bei einem bedeutenden Zurückgehen des Courses ein solcher Schaden für die Mitglieder, daß dieselben nicht nur nicht ihre Stammantheile zurückerhalten, sondern auch, wenn das Gericht nicht anders entscheidet, noch 1500--1600 M. per Kopf nach- zahlen müssen. -- Wie oft hört man die Vereine fragen, was ihnen denn die Anwaltschaft nützte? Hier ist die beste Antwort ge- gegeben. Um solche enorme Verluste zu vermeiden, lohnt es sich schon, einige Mark für die Anwaltschaft und deren Blatt aus- zugeben. -- Die Zeitschrift des hessischen land wirthschaftl. Vereins bringt einen Auszug aus einem trefflichen Vortrage von F. Supp in Erbach über den Einfluß des Genossenschaftswesens auf die ländliche Bevölkerung, worin es bezüglich des Verbandes der hessischen landwirthschaftl. Consumvereine heißt: „Der Gemein- sinn wird geweckt,“ der Landwirth „wird wirthschaftlich selbst- ständiger,“ die Betriebsmaterialien werden billiger, der Landwirth „vor Betrug geschützt“ und ihm der Ankauf und Verkauf erleichtert. * Schulsparkassen. Für sämmtliche Karlsruher Schulen soll eine Sparkasse errichtet werden, um den Schülern Gelegenheit zu nutzbringender Anlage kleiner Ersparnisse zu geben und dadurch den Sinn für Sparsamkeit zu fördern. Die geringste Einlage be- trägt 5 Pf. und richtet sich der Zinsfuß nach der Höhe des Rein- ertrags, wobei die Stadt3 1 / 2 % garantirt. Aufsicht und Leitung besorgt der Ortsschulrath. * Ausstellung. Jn Bensheim im September l. J. zur Zeit der Generalversammlung des Gewerbevereins für das Groß- herzogthum Hessen für verbesserte Handwerkzeuge und kleinere Werkzeug=Maschinen für den Handwerks- und Klein- gewerbe=Betrieb, ferner Proben solcher Erzeugnisse, welche mittelst der ausgestellten Maschinen ec. hergestellt sind. Jn Hessen ist mit Johanni l. J. eine neue Gesinde- ordnung in Kraft getreten, von der man sich eine recht wohl- thätige Wirkung verspricht. Die Ortspolizeibehörde hat ein fort- laufendes Gesinderegister zu führen, in welches die Dienstboten, die Dienstherrschaften der Dienstwechsel, die Dienstzeugnisse und die gegen Dienstboten ergehenden Strafurtheile ihrem wesentlichen Jnhalt nach eingetragen werden müssen. Den Dienstherrschaften ist die Einsicht in das Register gestattet. * Japanische Arbeiter in Berlin. Auf Veranlassung der preußischen Regierung sind in Berlin zwei japanische Arbeiter ein- getroffen, um in der Fabrik des Commerzienraths Raven é die ihrem Lande eigenthümlichen Kunstgriffe und Verfahrungsweisen bei Fertigstellung der gegossenen Bronce, das Ciseliren und Farbe- geben, ebenso die Darstellung von Email auf Porzellan und Fa- yence durch Bronce und Kupfer, zur Anschauung zu bringen. △ Krieg dem Krieg. Kürzer sind die Kriege geworden in Folge der Fortschritte der Technik. Es ist aber noch nicht genug geschehen. Man schießt zwar auf drei Stunden Entfernung und setzt Städte von den entlegensten Standpunkten in Brand, allein es gehört dazu ein großer Apparat und Häuser bleiben stehen. -- Eine neuere Erfindung ist aber geeignet, den Menschen selbst die Lust zum Kriegführen zu vertreiben, indem sie dieselben aus wei- tester Ferne vertilgt. Ein deutscher Jngenieur hat ein Ver-

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1056. Frankfurt a. M., 28. Juli 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1056_1877/4>, abgerufen am 28.04.2024.