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Der Arbeitgeber. Nr. 1059. Frankfurt a. M., 18. August 1877.

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[Spaltenumbruch] 15--25 M. bei 11stündiger Arbeitszeit. -- Aus allen diesen Be-
richten ergibt sich für einen großen Theil der Offenbacher Jn-
dustrie geschmälerter Consum gegenüber verminderter Arbeiterzahl
mit gegen das Vorjahr unverändert hohen Löhnen, eine
Thatsache, mit welcher heute alle Fabriken mehr oder weniger zu
kämpfen haben, um so befriedigender muß dagegen die Thatsache
sich geltend machen, daß trotz Alledem keinerlei Zahlungsschwierig-
keiten und Stockungen den Platz in Mitleidenschaft zogen und es
bleibt nur zu wünschen, daß ein so gesundes Geschäftsleben, wie das
Offenbacher, bald einem neuen Aufschwunge entgegensehe. --

-- Jn England erklärten sich große Arbeitermassen mit er-
heblichen Lohnreductionen einverstanden. Die Schiffbauer am
Clyde verharren noch immer im Stricke. -- Am Kap der
guten Hoffnung
werden tüchtige Eisenbahn=Arbeiter
gesucht.

[ Wir bitten um Zusendung aller Zeitungsnummern, worin sich Angaben
über Bedarf oder Ueberfluß an Arbeitern befinden. D. Red ]

^ Markenschutz. Es ist die Frage aufgetaucht, wer dazu befugt
sei, Handelsmarken zu vernichten, eventuell mit der Waare, wenn
sie nicht von dieser zu trennen sind. Jn Frankreich kann dies nur
in Folge Antrags des Beschädigten durch einen richterlichen Spruch
geschehen. Bei uns muß der Antrag auf Aufhebung der Marke
an das betreffende Handelsgericht gerichtet werden, der Entschädigungs-
und Straf=Antrag an die betreffenden Gerichte, wo der Mißbrauch
geschah oder der Thäter wohnt. -- Als ungesetzlich ist vom Pariser
Cassationshof erklärt worden die Entlehnung eines Namens, wenn
der Träger des letzteren das Geschäft nicht selbst führt und über-
haupt nicht im Stande ist, es errichten oder betreiben zu können.
So wurde einem bankbrüchigen Kaufmann, G. L. Martel, unter-
sagt, sich seines Namens für den Verkauf von gebrannten Wassern
zu bedienen, weil erhärtet wurde, daß es im Jnteresse einer an-
dern Handlung geschah, welche den in diesem Zweige bekannten
Namen "Martel" benutzen wollte.

-- Notenstückelung in Deutschland. An Banknoten
deutscher Notenbanken waren am 30. Juni d. J. überhaupt im Um-
lauf: 949,286,800 M.; an Noten alter Währung 3,070,470 M.,
mithin Gesammtumlauf 952,357,270 M.

-- Englands Handel im Juni 1877. Dem amtlichen
Ausweise zufolge zeigt sich im Ausfuhrwerth gegen Juni 1876
eine Verminderung von 3%; nämlich 15,305,659 Pfd. St. gegen
15,848,260 Pfd. Die bedeutendste Abnahme in der Ausfuhr zeigen
Jute, Wollen= und Kammmgarnfabrikation, Kohlen, Coaks, Kupfer,
Metallwaaren, Maschinen, Leinen= und Seidengarne, Kurzwaaren
und Leder. Die Einfuhr hat sich dagegen im Juni um beinahe
5% und zwar von 28,326,880 Pfd. St. auf 29,810,370 Pfd.
gehoben.

-- Die deutschen Schutzzöllner haben vom 1. August
an ihr eigenes Organ. Das " Neue Berliner Tagblatt "
ist von ihnen angekauft und die Leitung dem bekannten Regierungs-
rath a. D. Beutner übertrageu worden.

Die Zahl der bis jetzt in der Schweiz gesammelten Unter-
schriften für Vornahme der Volksabstimmung über das Gesetz, die
Arbeit in den Fabriken betreffend, beträgt etwa 45,000, also
15,000 mehr, als für das Referendumsbegehren nach der Ver-
fassung nothwendig sind.

Der in Dresden kürzlich verstorbene Komm.=Rth. Max
Hauschild
hat vor seinem Ableben in einer Weise an seine Ar-
beiter gedacht, die sich rühmlich von dem Grundsatze abhebt, Ar-
beiter, die im Dienste eines Geschäftes alt und grau geworden,
einfach auf die Straße zu setzen. Laut Anordnung des Hauschild' -
schen Testamentes erhielt jeder der fünf ältesten Arbeiter 900 M.
baar; ebenso erhielten alle, welche seit 10 und 5 Jahren im Ge-
schäfte thätig waren, namhafte Geldgeschenke bis zu 600 M. und
wollen wir hoffen, daß dieses humane Beispiel nicht ver-
einzelt bleibe!

Die "New=Yorker Handelsztg." schreibt: Nach einem Gesetze, wel-
ches beide Häuser der Legislatur des Staates New=York passirt
hat, muß alle künstliche Butter, die in den Handel kommt, mit
" Oleomargarin " bezeichnet werden. Die Tonne, Kiste, das
Fäßchen oder Gebinde, worin derartige Butter zum Verkauf gebracht
wird, muß deutlich und dauerhaft mit dem Stempel oder der
Brandmarke "Oleomargarin" ausgestattet sein. Geschieht dies nicht,
so ist der Verkauf dieser Waare gesetzwidrig und verfällt der Ueber-
[Spaltenumbruch] treter für jeden einzelnen Fall in 100 Dollars Geldbuße nebst
Gerichtskosten.

-- Schutz der Wälder. Nach Untersuchungen Fautrat's
saugen die Nadelhölzer noch mehr Wasserdampf ein als die Laub-
bäume. Der Unterschied ist so groß, daß z. B. in einem Fichten-
wald 841 mm. Regen im Jahre fiel, und 300 m. davon, auf
einem Sandfeld, nur 758 /. Der Waldboden erhält von dieser
Wassermenge allerdings nur 43%, der Rest bleibt in den Bäu-
men hängen, allein die Moosdecke hält das Wasser so gut zurück,
daß der Waldboden trotzdem mehr Wasser hat, als der andere.

-- Aich=Contravention. Das Mainzer Polizeigericht
entschied dieser Tage eine Frage von prinzipieller Bedeutung. Eine
dortige Weinhandlung versandte in ungeaichten Fässern Wein
nach England durch Vermittelung eines Spediteurs in Rotterdam.
Der Richter erkannte hier eine Contravention gegen das Aich-
gesetz und verurtheilte den Weinhändler in 5 M. Strafe; die
Sache wird nun noch die höheren Jnstanzen beschäftigen.

-- Die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen
Verbrauchssteuern
im Reich betrugen für die Zeit vom
1. April 1877 bis zum Schlusse des Monats Juni, verglichen
mit den Einnahmen in demselben Zeitraume des Vorjahres, ins-
gesammt 42,009,414 M., was einer Mindereinnahme von
3,869,696 M. gleichkommt.

-- Jn den "Vereinigten Staaten Nord = Amerika's" be-
schäftigt man sich lebhaft mtt dem Plane einer ausgedehnten
Organisation eines zu gründenden großen " Jndustrie-
Vereins
" zur Beförderung sowohl des Handels und der Ge-
werbe, als auch ganz besonders zur gemeinschaftlichen Anbahnung
des Exportes amerikanischer Producte nach dem Aus-
lande. Unzweifelhaft wird dieses neue Unternehmen bedeutende
Folgen haben, da die ersten und besten Namen der amerikanischen
Geschäftswelt an seiner Verwirklichung thätig sind. -- Die Woll-
production
in Nord=Amerika betrug im Jahre 1860 in den
Vereinigten Staaten 65,000,000 Pfund; im Jahre 1876 da-
gegen bereits 198,000,000 Pfd.; demnach innerhalb 16 Jahren
eine Vermehrung um 133,000,000 Pfd., und dennoch ist der
Schaafstand Nord=Amerika's ein verhältnißmäßig geringer, denn
während z. B. in Großbritannien und Jrland 1876 32,252,579
Schaafe gehalten wurden, hatte die ganze weite Fläche Nord-
Amerika 's nur 33,783,600 Stück. --

-- Steuerbelastung. Jn Lennep kommen gegenwärtig
auf 90 M. Einkommensteuer, an Kirchensteuer: 36 M.; an
Communalsteuer: 45 M.; Communalzuschläge zur Gewewerbesteuer:
75--100%; zur Grund= und Gebäudesteuer 50%, so daß der
Einkommensteuerpflichtige dieses beneidenswerthen Wohnortes in den
meisten Fällen so ziemlich ein volles Viertel seines Einkommens
an Steuern zahlen muß! --

* Vereine. Die schleswig=holsteinischen Volks-
bildungsvereine
haben einen Verband unter sich gebildet und
ein hochherziger Deutscher in England, C. H. von Hoffmann
in Streatham, welcher der Gesellschaft für Verbr. von
Volksbildung
bereits früher eine bedeutende Summe zur Grün-
dung eines eisernen Stockes gestiftet, hat derselben abermals
12,000 M. geschenkt, die ihr bei dem vorliegenden Deficit sehr zu
Statten kommen. -- Findet sich denn keiner unserer reichen Leute
veranlaßt, dieses Beispiel nachzuahmen?! Tausende werden her-
gegeben, um Brunnen und Denkmäler zu errichten, ist eine Stif-
tung wie die Hoffmann'sche kein würdigeres und dauernderes Denk-
mal? Jst es nicht besser und billiger, Armuth und Unheil zu ver-
hüten, als Almosen zu geben und große Summen für Gefängnisse
verwenden?!

-- Ein Verein für Volkswirthschaft mit dem Sitze zu
Neuß soll in der Bildung begriffen sein. Den Gründern nach
handelt es sich um eine klerikale Agitation, die auch Volks-
bildungs ( ? ) =Zwecke verfolgt, also um Katholisicirung der Volksw.

-- Der Londoner Beamten- und Consumverein,
der seit 12 Jahren mit bestem Erfolge besteht und auf dem bewähr-
ten System der Selbsthülfe beruht, zählte im letzten Jahre 4435
Actionäre ( die Actie zu 1 Pfd. St. =-20 1 / 2 M. ) mit einem
Umsatz von 489,000 Pfd. St. für Einkäufe und 528,000 Pfd.
St. für Verkäufe. Die Betriebsausgaben betrugen 38,000 Pfd.,
also etwa 7 / 25 % der Verkaufssumme. Der etwaige Reingewinn

[Spaltenumbruch] 15--25 M. bei 11stündiger Arbeitszeit. -- Aus allen diesen Be-
richten ergibt sich für einen großen Theil der Offenbacher Jn-
dustrie geschmälerter Consum gegenüber verminderter Arbeiterzahl
mit gegen das Vorjahr unverändert hohen Löhnen, eine
Thatsache, mit welcher heute alle Fabriken mehr oder weniger zu
kämpfen haben, um so befriedigender muß dagegen die Thatsache
sich geltend machen, daß trotz Alledem keinerlei Zahlungsschwierig-
keiten und Stockungen den Platz in Mitleidenschaft zogen und es
bleibt nur zu wünschen, daß ein so gesundes Geschäftsleben, wie das
Offenbacher, bald einem neuen Aufschwunge entgegensehe. --

-- Jn England erklärten sich große Arbeitermassen mit er-
heblichen Lohnreductionen einverstanden. Die Schiffbauer am
Clyde verharren noch immer im Stricke. -- Am Kap der
guten Hoffnung
werden tüchtige Eisenbahn=Arbeiter
gesucht.

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über Bedarf oder Ueberfluß an Arbeitern befinden. D. Red ]

△ Markenschutz. Es ist die Frage aufgetaucht, wer dazu befugt
sei, Handelsmarken zu vernichten, eventuell mit der Waare, wenn
sie nicht von dieser zu trennen sind. Jn Frankreich kann dies nur
in Folge Antrags des Beschädigten durch einen richterlichen Spruch
geschehen. Bei uns muß der Antrag auf Aufhebung der Marke
an das betreffende Handelsgericht gerichtet werden, der Entschädigungs-
und Straf=Antrag an die betreffenden Gerichte, wo der Mißbrauch
geschah oder der Thäter wohnt. -- Als ungesetzlich ist vom Pariser
Cassationshof erklärt worden die Entlehnung eines Namens, wenn
der Träger des letzteren das Geschäft nicht selbst führt und über-
haupt nicht im Stande ist, es errichten oder betreiben zu können.
So wurde einem bankbrüchigen Kaufmann, G. L. Martel, unter-
sagt, sich seines Namens für den Verkauf von gebrannten Wassern
zu bedienen, weil erhärtet wurde, daß es im Jnteresse einer an-
dern Handlung geschah, welche den in diesem Zweige bekannten
Namen „Martel“ benutzen wollte.

-- Notenstückelung in Deutschland. An Banknoten
deutscher Notenbanken waren am 30. Juni d. J. überhaupt im Um-
lauf: 949,286,800 M.; an Noten alter Währung 3,070,470 M.,
mithin Gesammtumlauf 952,357,270 M.

-- Englands Handel im Juni 1877. Dem amtlichen
Ausweise zufolge zeigt sich im Ausfuhrwerth gegen Juni 1876
eine Verminderung von 3%; nämlich 15,305,659 Pfd. St. gegen
15,848,260 Pfd. Die bedeutendste Abnahme in der Ausfuhr zeigen
Jute, Wollen= und Kammmgarnfabrikation, Kohlen, Coaks, Kupfer,
Metallwaaren, Maschinen, Leinen= und Seidengarne, Kurzwaaren
und Leder. Die Einfuhr hat sich dagegen im Juni um beinahe
5% und zwar von 28,326,880 Pfd. St. auf 29,810,370 Pfd.
gehoben.

-- Die deutschen Schutzzöllner haben vom 1. August
an ihr eigenes Organ. Das „ Neue Berliner Tagblatt
ist von ihnen angekauft und die Leitung dem bekannten Regierungs-
rath a. D. Beutner übertrageu worden.

Die Zahl der bis jetzt in der Schweiz gesammelten Unter-
schriften für Vornahme der Volksabstimmung über das Gesetz, die
Arbeit in den Fabriken betreffend, beträgt etwa 45,000, also
15,000 mehr, als für das Referendumsbegehren nach der Ver-
fassung nothwendig sind.

Der in Dresden kürzlich verstorbene Komm.=Rth. Max
Hauschild
hat vor seinem Ableben in einer Weise an seine Ar-
beiter gedacht, die sich rühmlich von dem Grundsatze abhebt, Ar-
beiter, die im Dienste eines Geschäftes alt und grau geworden,
einfach auf die Straße zu setzen. Laut Anordnung des Hauschild' -
schen Testamentes erhielt jeder der fünf ältesten Arbeiter 900 M.
baar; ebenso erhielten alle, welche seit 10 und 5 Jahren im Ge-
schäfte thätig waren, namhafte Geldgeschenke bis zu 600 M. und
wollen wir hoffen, daß dieses humane Beispiel nicht ver-
einzelt bleibe!

Die „New=Yorker Handelsztg.“ schreibt: Nach einem Gesetze, wel-
ches beide Häuser der Legislatur des Staates New=York passirt
hat, muß alle künstliche Butter, die in den Handel kommt, mit
Oleomargarin “ bezeichnet werden. Die Tonne, Kiste, das
Fäßchen oder Gebinde, worin derartige Butter zum Verkauf gebracht
wird, muß deutlich und dauerhaft mit dem Stempel oder der
Brandmarke „Oleomargarin“ ausgestattet sein. Geschieht dies nicht,
so ist der Verkauf dieser Waare gesetzwidrig und verfällt der Ueber-
[Spaltenumbruch] treter für jeden einzelnen Fall in 100 Dollars Geldbuße nebst
Gerichtskosten.

-- Schutz der Wälder. Nach Untersuchungen Fautrat's
saugen die Nadelhölzer noch mehr Wasserdampf ein als die Laub-
bäume. Der Unterschied ist so groß, daß z. B. in einem Fichten-
wald 841 mm. Regen im Jahre fiel, und 300 m. davon, auf
einem Sandfeld, nur 758 /. Der Waldboden erhält von dieser
Wassermenge allerdings nur 43%, der Rest bleibt in den Bäu-
men hängen, allein die Moosdecke hält das Wasser so gut zurück,
daß der Waldboden trotzdem mehr Wasser hat, als der andere.

-- Aich=Contravention. Das Mainzer Polizeigericht
entschied dieser Tage eine Frage von prinzipieller Bedeutung. Eine
dortige Weinhandlung versandte in ungeaichten Fässern Wein
nach England durch Vermittelung eines Spediteurs in Rotterdam.
Der Richter erkannte hier eine Contravention gegen das Aich-
gesetz und verurtheilte den Weinhändler in 5 M. Strafe; die
Sache wird nun noch die höheren Jnstanzen beschäftigen.

-- Die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen
Verbrauchssteuern
im Reich betrugen für die Zeit vom
1. April 1877 bis zum Schlusse des Monats Juni, verglichen
mit den Einnahmen in demselben Zeitraume des Vorjahres, ins-
gesammt 42,009,414 M., was einer Mindereinnahme von
3,869,696 M. gleichkommt.

-- Jn den „Vereinigten Staaten Nord = Amerika's“ be-
schäftigt man sich lebhaft mtt dem Plane einer ausgedehnten
Organisation eines zu gründenden großen „ Jndustrie-
Vereins
“ zur Beförderung sowohl des Handels und der Ge-
werbe, als auch ganz besonders zur gemeinschaftlichen Anbahnung
des Exportes amerikanischer Producte nach dem Aus-
lande. Unzweifelhaft wird dieses neue Unternehmen bedeutende
Folgen haben, da die ersten und besten Namen der amerikanischen
Geschäftswelt an seiner Verwirklichung thätig sind. -- Die Woll-
production
in Nord=Amerika betrug im Jahre 1860 in den
Vereinigten Staaten 65,000,000 Pfund; im Jahre 1876 da-
gegen bereits 198,000,000 Pfd.; demnach innerhalb 16 Jahren
eine Vermehrung um 133,000,000 Pfd., und dennoch ist der
Schaafstand Nord=Amerika's ein verhältnißmäßig geringer, denn
während z. B. in Großbritannien und Jrland 1876 32,252,579
Schaafe gehalten wurden, hatte die ganze weite Fläche Nord-
Amerika 's nur 33,783,600 Stück. --

-- Steuerbelastung. Jn Lennep kommen gegenwärtig
auf 90 M. Einkommensteuer, an Kirchensteuer: 36 M.; an
Communalsteuer: 45 M.; Communalzuschläge zur Gewewerbesteuer:
75--100%; zur Grund= und Gebäudesteuer 50%, so daß der
Einkommensteuerpflichtige dieses beneidenswerthen Wohnortes in den
meisten Fällen so ziemlich ein volles Viertel seines Einkommens
an Steuern zahlen muß! --

* Vereine. Die schleswig=holsteinischen Volks-
bildungsvereine
haben einen Verband unter sich gebildet und
ein hochherziger Deutscher in England, C. H. von Hoffmann
in Streatham, welcher der Gesellschaft für Verbr. von
Volksbildung
bereits früher eine bedeutende Summe zur Grün-
dung eines eisernen Stockes gestiftet, hat derselben abermals
12,000 M. geschenkt, die ihr bei dem vorliegenden Deficit sehr zu
Statten kommen. -- Findet sich denn keiner unserer reichen Leute
veranlaßt, dieses Beispiel nachzuahmen?! Tausende werden her-
gegeben, um Brunnen und Denkmäler zu errichten, ist eine Stif-
tung wie die Hoffmann'sche kein würdigeres und dauernderes Denk-
mal? Jst es nicht besser und billiger, Armuth und Unheil zu ver-
hüten, als Almosen zu geben und große Summen für Gefängnisse
verwenden?!

-- Ein Verein für Volkswirthschaft mit dem Sitze zu
Neuß soll in der Bildung begriffen sein. Den Gründern nach
handelt es sich um eine klerikale Agitation, die auch Volks-
bildungs ( ? ) =Zwecke verfolgt, also um Katholisicirung der Volksw.

-- Der Londoner Beamten- und Consumverein,
der seit 12 Jahren mit bestem Erfolge besteht und auf dem bewähr-
ten System der Selbsthülfe beruht, zählte im letzten Jahre 4435
Actionäre ( die Actie zu 1 Pfd. St. =-20 1 / 2 M. ) mit einem
Umsatz von 489,000 Pfd. St. für Einkäufe und 528,000 Pfd.
St. für Verkäufe. Die Betriebsausgaben betrugen 38,000 Pfd.,
also etwa 7 / 25 % der Verkaufssumme. Der etwaige Reingewinn

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[0003] 15--25 M. bei 11stündiger Arbeitszeit. -- Aus allen diesen Be- richten ergibt sich für einen großen Theil der Offenbacher Jn- dustrie geschmälerter Consum gegenüber verminderter Arbeiterzahl mit gegen das Vorjahr unverändert hohen Löhnen, eine Thatsache, mit welcher heute alle Fabriken mehr oder weniger zu kämpfen haben, um so befriedigender muß dagegen die Thatsache sich geltend machen, daß trotz Alledem keinerlei Zahlungsschwierig- keiten und Stockungen den Platz in Mitleidenschaft zogen und es bleibt nur zu wünschen, daß ein so gesundes Geschäftsleben, wie das Offenbacher, bald einem neuen Aufschwunge entgegensehe. -- -- Jn England erklärten sich große Arbeitermassen mit er- heblichen Lohnreductionen einverstanden. Die Schiffbauer am Clyde verharren noch immer im Stricke. -- Am Kap der guten Hoffnung werden tüchtige Eisenbahn=Arbeiter gesucht. [ Wir bitten um Zusendung aller Zeitungsnummern, worin sich Angaben über Bedarf oder Ueberfluß an Arbeitern befinden. D. Red ] △ Markenschutz. Es ist die Frage aufgetaucht, wer dazu befugt sei, Handelsmarken zu vernichten, eventuell mit der Waare, wenn sie nicht von dieser zu trennen sind. Jn Frankreich kann dies nur in Folge Antrags des Beschädigten durch einen richterlichen Spruch geschehen. Bei uns muß der Antrag auf Aufhebung der Marke an das betreffende Handelsgericht gerichtet werden, der Entschädigungs- und Straf=Antrag an die betreffenden Gerichte, wo der Mißbrauch geschah oder der Thäter wohnt. -- Als ungesetzlich ist vom Pariser Cassationshof erklärt worden die Entlehnung eines Namens, wenn der Träger des letzteren das Geschäft nicht selbst führt und über- haupt nicht im Stande ist, es errichten oder betreiben zu können. So wurde einem bankbrüchigen Kaufmann, G. L. Martel, unter- sagt, sich seines Namens für den Verkauf von gebrannten Wassern zu bedienen, weil erhärtet wurde, daß es im Jnteresse einer an- dern Handlung geschah, welche den in diesem Zweige bekannten Namen „Martel“ benutzen wollte. -- Notenstückelung in Deutschland. An Banknoten deutscher Notenbanken waren am 30. Juni d. J. überhaupt im Um- lauf: 949,286,800 M.; an Noten alter Währung 3,070,470 M., mithin Gesammtumlauf 952,357,270 M. -- Englands Handel im Juni 1877. Dem amtlichen Ausweise zufolge zeigt sich im Ausfuhrwerth gegen Juni 1876 eine Verminderung von 3%; nämlich 15,305,659 Pfd. St. gegen 15,848,260 Pfd. Die bedeutendste Abnahme in der Ausfuhr zeigen Jute, Wollen= und Kammmgarnfabrikation, Kohlen, Coaks, Kupfer, Metallwaaren, Maschinen, Leinen= und Seidengarne, Kurzwaaren und Leder. Die Einfuhr hat sich dagegen im Juni um beinahe 5% und zwar von 28,326,880 Pfd. St. auf 29,810,370 Pfd. gehoben. -- Die deutschen Schutzzöllner haben vom 1. August an ihr eigenes Organ. Das „ Neue Berliner Tagblatt “ ist von ihnen angekauft und die Leitung dem bekannten Regierungs- rath a. D. Beutner übertrageu worden. Die Zahl der bis jetzt in der Schweiz gesammelten Unter- schriften für Vornahme der Volksabstimmung über das Gesetz, die Arbeit in den Fabriken betreffend, beträgt etwa 45,000, also 15,000 mehr, als für das Referendumsbegehren nach der Ver- fassung nothwendig sind. Der in Dresden kürzlich verstorbene Komm.=Rth. Max Hauschild hat vor seinem Ableben in einer Weise an seine Ar- beiter gedacht, die sich rühmlich von dem Grundsatze abhebt, Ar- beiter, die im Dienste eines Geschäftes alt und grau geworden, einfach auf die Straße zu setzen. Laut Anordnung des Hauschild' - schen Testamentes erhielt jeder der fünf ältesten Arbeiter 900 M. baar; ebenso erhielten alle, welche seit 10 und 5 Jahren im Ge- schäfte thätig waren, namhafte Geldgeschenke bis zu 600 M. und wollen wir hoffen, daß dieses humane Beispiel nicht ver- einzelt bleibe! Die „New=Yorker Handelsztg.“ schreibt: Nach einem Gesetze, wel- ches beide Häuser der Legislatur des Staates New=York passirt hat, muß alle künstliche Butter, die in den Handel kommt, mit „ Oleomargarin “ bezeichnet werden. Die Tonne, Kiste, das Fäßchen oder Gebinde, worin derartige Butter zum Verkauf gebracht wird, muß deutlich und dauerhaft mit dem Stempel oder der Brandmarke „Oleomargarin“ ausgestattet sein. Geschieht dies nicht, so ist der Verkauf dieser Waare gesetzwidrig und verfällt der Ueber- treter für jeden einzelnen Fall in 100 Dollars Geldbuße nebst Gerichtskosten. -- Schutz der Wälder. Nach Untersuchungen Fautrat's saugen die Nadelhölzer noch mehr Wasserdampf ein als die Laub- bäume. Der Unterschied ist so groß, daß z. B. in einem Fichten- wald 841 mm. Regen im Jahre fiel, und 300 m. davon, auf einem Sandfeld, nur 758 /. Der Waldboden erhält von dieser Wassermenge allerdings nur 43%, der Rest bleibt in den Bäu- men hängen, allein die Moosdecke hält das Wasser so gut zurück, daß der Waldboden trotzdem mehr Wasser hat, als der andere. -- Aich=Contravention. Das Mainzer Polizeigericht entschied dieser Tage eine Frage von prinzipieller Bedeutung. Eine dortige Weinhandlung versandte in ungeaichten Fässern Wein nach England durch Vermittelung eines Spediteurs in Rotterdam. Der Richter erkannte hier eine Contravention gegen das Aich- gesetz und verurtheilte den Weinhändler in 5 M. Strafe; die Sache wird nun noch die höheren Jnstanzen beschäftigen. -- Die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern im Reich betrugen für die Zeit vom 1. April 1877 bis zum Schlusse des Monats Juni, verglichen mit den Einnahmen in demselben Zeitraume des Vorjahres, ins- gesammt 42,009,414 M., was einer Mindereinnahme von 3,869,696 M. gleichkommt. -- Jn den „Vereinigten Staaten Nord = Amerika's“ be- schäftigt man sich lebhaft mtt dem Plane einer ausgedehnten Organisation eines zu gründenden großen „ Jndustrie- Vereins “ zur Beförderung sowohl des Handels und der Ge- werbe, als auch ganz besonders zur gemeinschaftlichen Anbahnung des Exportes amerikanischer Producte nach dem Aus- lande. Unzweifelhaft wird dieses neue Unternehmen bedeutende Folgen haben, da die ersten und besten Namen der amerikanischen Geschäftswelt an seiner Verwirklichung thätig sind. -- Die Woll- production in Nord=Amerika betrug im Jahre 1860 in den Vereinigten Staaten 65,000,000 Pfund; im Jahre 1876 da- gegen bereits 198,000,000 Pfd.; demnach innerhalb 16 Jahren eine Vermehrung um 133,000,000 Pfd., und dennoch ist der Schaafstand Nord=Amerika's ein verhältnißmäßig geringer, denn während z. B. in Großbritannien und Jrland 1876 32,252,579 Schaafe gehalten wurden, hatte die ganze weite Fläche Nord- Amerika 's nur 33,783,600 Stück. -- -- Steuerbelastung. Jn Lennep kommen gegenwärtig auf 90 M. Einkommensteuer, an Kirchensteuer: 36 M.; an Communalsteuer: 45 M.; Communalzuschläge zur Gewewerbesteuer: 75--100%; zur Grund= und Gebäudesteuer 50%, so daß der Einkommensteuerpflichtige dieses beneidenswerthen Wohnortes in den meisten Fällen so ziemlich ein volles Viertel seines Einkommens an Steuern zahlen muß! -- * Vereine. Die schleswig=holsteinischen Volks- bildungsvereine haben einen Verband unter sich gebildet und ein hochherziger Deutscher in England, C. H. von Hoffmann in Streatham, welcher der Gesellschaft für Verbr. von Volksbildung bereits früher eine bedeutende Summe zur Grün- dung eines eisernen Stockes gestiftet, hat derselben abermals 12,000 M. geschenkt, die ihr bei dem vorliegenden Deficit sehr zu Statten kommen. -- Findet sich denn keiner unserer reichen Leute veranlaßt, dieses Beispiel nachzuahmen?! Tausende werden her- gegeben, um Brunnen und Denkmäler zu errichten, ist eine Stif- tung wie die Hoffmann'sche kein würdigeres und dauernderes Denk- mal? Jst es nicht besser und billiger, Armuth und Unheil zu ver- hüten, als Almosen zu geben und große Summen für Gefängnisse verwenden?! -- Ein Verein für Volkswirthschaft mit dem Sitze zu Neuß soll in der Bildung begriffen sein. Den Gründern nach handelt es sich um eine klerikale Agitation, die auch Volks- bildungs ( ? ) =Zwecke verfolgt, also um Katholisicirung der Volksw. -- Der Londoner Beamten- und Consumverein, der seit 12 Jahren mit bestem Erfolge besteht und auf dem bewähr- ten System der Selbsthülfe beruht, zählte im letzten Jahre 4435 Actionäre ( die Actie zu 1 Pfd. St. =-20 1 / 2 M. ) mit einem Umsatz von 489,000 Pfd. St. für Einkäufe und 528,000 Pfd. St. für Verkäufe. Die Betriebsausgaben betrugen 38,000 Pfd., also etwa 7 / 25 % der Verkaufssumme. Der etwaige Reingewinn

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1059. Frankfurt a. M., 18. August 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1059_1877/3>, abgerufen am 18.04.2024.