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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK: bei William Radde.

[Ende Spaltensatz]

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

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Nro 43.
Montag, 26. Juli 1847.
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[Ende Spaltensatz]

Erklärung der Deutschen in Neubraunfels.* )
[Beginn Spaltensatz]

Entstellende und verdächtigende Gerüchte, welche theils ab-
sichtlich von gewissen Personen ausgesprengt, theils durch die
Entfernung von dem hiesigen Platze erzeugt worden sind und ein
Ereigniß betreffen, welches an sich, seinen Ursprung und seine
Rechtfertigung in dem fahrlässigen Verfahren des "Vereins zum
Schutze deutscher Einwanderer in Texas" findet, wodurch die
Emigranten Gefahr liefen, alle ihre in Deutschland durch diesen
Verein geweckten Hoffnungen vereitelt zu sehen, -- veranlassen
die Unterzeichneten folgende kurze Darstellung zu veröffentlichen.

Es kann vorausgesetzt werden, daß die Entstehung des Ver-
eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, seine veröffent-
lichten Statuten und Grundsätze, die Versprechungen von Schutz
und Unterstützung, die derselbe den sich ihm anvertrauenden Emi-
granten gewähren wollte, so wie die Stellung der Actionäre, die
Größe des anfänglich eingeschossenen Capitals ec., hinlänglich
bekannt seien. Es ist nicht zu leugnen, daß alles dieses genügte,
um Jedermann von dem unzweifelhaften Gelingen dieses Unter-
nehmens zu überzeugen, welches Tausenden, mit ihrem alten
Vaterlande Unzufriedenen und Zerfallenen ein neues Vaterland, eine
glückliche Zukunft eröffnete. Weniger bekannt dagegen waren und
sind auch jetzt noch, trotz der zwei bereits verflossenen Jahre des Be-
stehens der Kolonie Neubraunfels die Verhältnisse des zur An-
siedlung gewählten Landes, die von der Vereinsverwaltung in diesem
getroffenen Anordnungen, und die Wahl der Vereins = Agenten.

Diese Unkenntniß des neuen Landes dehnte sich aber leider
auch auf die Mitglieder des Vereins und dessen Centralverwaltung
in Mainz aus, in Folge dessen Männer zu deren Generalbevoll-
mächtigten in Texas gemacht wurden, deren Untüchtigkeit zu diesem
Amte sich bald zum großen Schaden, sowohl des Vereins als
der Ansiedler, bekundete. Eben diese Unkenntniß ließ sie im Wahn,
mit einer Summe von 200,000 Gulden die erste Niederlassung
von circa fünf bis sechshundert Köpfen ausführen zu können, in
einem Lande, wo der Taglohn eines gewöhnlichen Tagarbeiters
einen bis drei Gulden beträgt, wo sich keine oder nur elende Com-
municationsmittel zu einem in Deutschland gänzlich unbegreifbaren
Preise darbieten, wo die nöthigsten Nahrungsmittel von mehreren
[Spaltenumbruch] hundert Meilen weit entfernten Plätzen geholt, und dadurch äußerst
kostspielig werden. Hierzu kommen Unkenntniß der Sprache, der
Sitten, der Gesetze, des Klimas und der durch letzteres gebotenen
Lebensart. Doch genug hiervon; das Resultat der Erfahrungen,
die der Verein selbst gemacht hat, ist ein so theuer erkauftes, und
doch bis zum gegenwärtigen Augenblicke so wenig Lohn bringendes,
daß die Eile, womit das kaum ins Auge gefaßte und beschlossene
Unternehmen in Ausführung gebracht wurde, ohne daß man hin-
reichend unterrichtet war, sehr zu bedauern und gewiß längst be-
dauert worden ist.

Prinz Carl von Solms, dem zunächst die Leitung der Ko-
lonisation anvertraut wurde, erkannte nur zu bald die Schwierig-
keiten, die sich einer Ansiedlung von der beabsichtigten Art ent-
gegenstellten. Die Unmöglichkeit, die täglich erwarteten Ansiedler
in den erworbenen Grant zu führen, war leicht zu erkennen; die
Summen, die zunächst hierzu verwandt werden sollten, zerrannen
schneller, als man geahnt hatte. Die Nothwendigkeit, die An-
kömmlinge von der ungesunden Seeküste möglichst schnell zu ent-
fernen und ihnen mindestens ein vorläufiges Asyl zu geben, bis
die Verhältnisse das weitere Vordringen in den Grant gestatten
möchten, war im höchsten Grade dringend. Diese Umstände be-
wogen den Prinzen an der obern Guadelupe eine Strecke Landes
zu kaufen, jedem Einwanderer ein Stadtlot und zehn Acker Land
als einstweilige Entschädigung zu schenken und vorläufige Vor-

* ) Dieses interessante Actenstück entnehmen wir dem Wochenblatte der
"deutschen Schnellpost" vom 24. Juni, durch dessen directe Zusendung
die geehrte Redaction in Newyork uns soeben erfreute. Bruchstücke daraus zu
geben, war unthunlich, und wenn daher manches schon genügend Bekannte mit
unterläuft, so wird dieß um so mehr Eutschuldigung finden, als gerade da,
wo es sich um Menschenglück und Menschenleben auf der einen, um die
Ehre hochherziger, patriotischer Männer auf der andern Seite handelt, die
Wahrheit nicht sorgfältig genug zu Tage gefördert, Jrrthum und Cabale
nicht oft genug bekämpft werden kann. Wir reihen daher gegenwärtige Er-
klärung, welche von der "deutschen Schnellpost" wegen des "guten Eindrucks,
den sie durch ihre ruhige und klare Sprache mache," allgemeiner Beachtung em-
pfohlen wird, an den officiellen Bericht in Nr. 37 unserer Zeitung mit dem Wunsche
an, daß sie zu weiteren Erörterungen Veranlassung geben möge.   D. Red.
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

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Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK: bei William Radde.

[Ende Spaltensatz]

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Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 43.
Montag, 26. Juli 1847.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]

Erklärung der Deutschen in Neubraunfels.* )
[Beginn Spaltensatz]

Entstellende und verdächtigende Gerüchte, welche theils ab-
sichtlich von gewissen Personen ausgesprengt, theils durch die
Entfernung von dem hiesigen Platze erzeugt worden sind und ein
Ereigniß betreffen, welches an sich, seinen Ursprung und seine
Rechtfertigung in dem fahrlässigen Verfahren des „Vereins zum
Schutze deutscher Einwanderer in Texas“ findet, wodurch die
Emigranten Gefahr liefen, alle ihre in Deutschland durch diesen
Verein geweckten Hoffnungen vereitelt zu sehen, -- veranlassen
die Unterzeichneten folgende kurze Darstellung zu veröffentlichen.

Es kann vorausgesetzt werden, daß die Entstehung des Ver-
eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, seine veröffent-
lichten Statuten und Grundsätze, die Versprechungen von Schutz
und Unterstützung, die derselbe den sich ihm anvertrauenden Emi-
granten gewähren wollte, so wie die Stellung der Actionäre, die
Größe des anfänglich eingeschossenen Capitals ec., hinlänglich
bekannt seien. Es ist nicht zu leugnen, daß alles dieses genügte,
um Jedermann von dem unzweifelhaften Gelingen dieses Unter-
nehmens zu überzeugen, welches Tausenden, mit ihrem alten
Vaterlande Unzufriedenen und Zerfallenen ein neues Vaterland, eine
glückliche Zukunft eröffnete. Weniger bekannt dagegen waren und
sind auch jetzt noch, trotz der zwei bereits verflossenen Jahre des Be-
stehens der Kolonie Neubraunfels die Verhältnisse des zur An-
siedlung gewählten Landes, die von der Vereinsverwaltung in diesem
getroffenen Anordnungen, und die Wahl der Vereins = Agenten.

Diese Unkenntniß des neuen Landes dehnte sich aber leider
auch auf die Mitglieder des Vereins und dessen Centralverwaltung
in Mainz aus, in Folge dessen Männer zu deren Generalbevoll-
mächtigten in Texas gemacht wurden, deren Untüchtigkeit zu diesem
Amte sich bald zum großen Schaden, sowohl des Vereins als
der Ansiedler, bekundete. Eben diese Unkenntniß ließ sie im Wahn,
mit einer Summe von 200,000 Gulden die erste Niederlassung
von circa fünf bis sechshundert Köpfen ausführen zu können, in
einem Lande, wo der Taglohn eines gewöhnlichen Tagarbeiters
einen bis drei Gulden beträgt, wo sich keine oder nur elende Com-
municationsmittel zu einem in Deutschland gänzlich unbegreifbaren
Preise darbieten, wo die nöthigsten Nahrungsmittel von mehreren
[Spaltenumbruch] hundert Meilen weit entfernten Plätzen geholt, und dadurch äußerst
kostspielig werden. Hierzu kommen Unkenntniß der Sprache, der
Sitten, der Gesetze, des Klimas und der durch letzteres gebotenen
Lebensart. Doch genug hiervon; das Resultat der Erfahrungen,
die der Verein selbst gemacht hat, ist ein so theuer erkauftes, und
doch bis zum gegenwärtigen Augenblicke so wenig Lohn bringendes,
daß die Eile, womit das kaum ins Auge gefaßte und beschlossene
Unternehmen in Ausführung gebracht wurde, ohne daß man hin-
reichend unterrichtet war, sehr zu bedauern und gewiß längst be-
dauert worden ist.

Prinz Carl von Solms, dem zunächst die Leitung der Ko-
lonisation anvertraut wurde, erkannte nur zu bald die Schwierig-
keiten, die sich einer Ansiedlung von der beabsichtigten Art ent-
gegenstellten. Die Unmöglichkeit, die täglich erwarteten Ansiedler
in den erworbenen Grant zu führen, war leicht zu erkennen; die
Summen, die zunächst hierzu verwandt werden sollten, zerrannen
schneller, als man geahnt hatte. Die Nothwendigkeit, die An-
kömmlinge von der ungesunden Seeküste möglichst schnell zu ent-
fernen und ihnen mindestens ein vorläufiges Asyl zu geben, bis
die Verhältnisse das weitere Vordringen in den Grant gestatten
möchten, war im höchsten Grade dringend. Diese Umstände be-
wogen den Prinzen an der obern Guadelupe eine Strecke Landes
zu kaufen, jedem Einwanderer ein Stadtlot und zehn Acker Land
als einstweilige Entschädigung zu schenken und vorläufige Vor-

* ) Dieses interessante Actenstück entnehmen wir dem Wochenblatte der
„deutschen Schnellpost“ vom 24. Juni, durch dessen directe Zusendung
die geehrte Redaction in Newyork uns soeben erfreute. Bruchstücke daraus zu
geben, war unthunlich, und wenn daher manches schon genügend Bekannte mit
unterläuft, so wird dieß um so mehr Eutschuldigung finden, als gerade da,
wo es sich um Menschenglück und Menschenleben auf der einen, um die
Ehre hochherziger, patriotischer Männer auf der andern Seite handelt, die
Wahrheit nicht sorgfältig genug zu Tage gefördert, Jrrthum und Cabale
nicht oft genug bekämpft werden kann. Wir reihen daher gegenwärtige Er-
klärung, welche von der „deutschen Schnellpost“ wegen des „guten Eindrucks,
den sie durch ihre ruhige und klare Sprache mache,“ allgemeiner Beachtung em-
pfohlen wird, an den officiellen Bericht in Nr. 37 unserer Zeitung mit dem Wunsche
an, daß sie zu weiteren Erörterungen Veranlassung geben möge.   D. Red.
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Erklärung der Deutschen in Neubraunfels. * ) Entstellende und verdächtigende Gerüchte, welche theils ab- sichtlich von gewissen Personen ausgesprengt, theils durch die Entfernung von dem hiesigen Platze erzeugt worden sind und ein Ereigniß betreffen, welches an sich, seinen Ursprung und seine Rechtfertigung in dem fahrlässigen Verfahren des „Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas“ findet, wodurch die Emigranten Gefahr liefen, alle ihre in Deutschland durch diesen Verein geweckten Hoffnungen vereitelt zu sehen, -- veranlassen die Unterzeichneten folgende kurze Darstellung zu veröffentlichen. Es kann vorausgesetzt werden, daß die Entstehung des Ver- eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, seine veröffent- lichten Statuten und Grundsätze, die Versprechungen von Schutz und Unterstützung, die derselbe den sich ihm anvertrauenden Emi- granten gewähren wollte, so wie die Stellung der Actionäre, die Größe des anfänglich eingeschossenen Capitals ec., hinlänglich bekannt seien. Es ist nicht zu leugnen, daß alles dieses genügte, um Jedermann von dem unzweifelhaften Gelingen dieses Unter- nehmens zu überzeugen, welches Tausenden, mit ihrem alten Vaterlande Unzufriedenen und Zerfallenen ein neues Vaterland, eine glückliche Zukunft eröffnete. Weniger bekannt dagegen waren und sind auch jetzt noch, trotz der zwei bereits verflossenen Jahre des Be- stehens der Kolonie Neubraunfels die Verhältnisse des zur An- siedlung gewählten Landes, die von der Vereinsverwaltung in diesem getroffenen Anordnungen, und die Wahl der Vereins = Agenten. Diese Unkenntniß des neuen Landes dehnte sich aber leider auch auf die Mitglieder des Vereins und dessen Centralverwaltung in Mainz aus, in Folge dessen Männer zu deren Generalbevoll- mächtigten in Texas gemacht wurden, deren Untüchtigkeit zu diesem Amte sich bald zum großen Schaden, sowohl des Vereins als der Ansiedler, bekundete. Eben diese Unkenntniß ließ sie im Wahn, mit einer Summe von 200,000 Gulden die erste Niederlassung von circa fünf bis sechshundert Köpfen ausführen zu können, in einem Lande, wo der Taglohn eines gewöhnlichen Tagarbeiters einen bis drei Gulden beträgt, wo sich keine oder nur elende Com- municationsmittel zu einem in Deutschland gänzlich unbegreifbaren Preise darbieten, wo die nöthigsten Nahrungsmittel von mehreren hundert Meilen weit entfernten Plätzen geholt, und dadurch äußerst kostspielig werden. Hierzu kommen Unkenntniß der Sprache, der Sitten, der Gesetze, des Klimas und der durch letzteres gebotenen Lebensart. 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Die Nothwendigkeit, die An- kömmlinge von der ungesunden Seeküste möglichst schnell zu ent- fernen und ihnen mindestens ein vorläufiges Asyl zu geben, bis die Verhältnisse das weitere Vordringen in den Grant gestatten möchten, war im höchsten Grade dringend. Diese Umstände be- wogen den Prinzen an der obern Guadelupe eine Strecke Landes zu kaufen, jedem Einwanderer ein Stadtlot und zehn Acker Land als einstweilige Entschädigung zu schenken und vorläufige Vor- * ) Dieses interessante Actenstück entnehmen wir dem Wochenblatte der „deutschen Schnellpost“ vom 24. Juni, durch dessen directe Zusendung die geehrte Redaction in Newyork uns soeben erfreute. Bruchstücke daraus zu geben, war unthunlich, und wenn daher manches schon genügend Bekannte mit unterläuft, so wird dieß um so mehr Eutschuldigung finden, als gerade da, wo es sich um Menschenglück und Menschenleben auf der einen, um die Ehre hochherziger, patriotischer Männer auf der andern Seite handelt, die Wahrheit nicht sorgfältig genug zu Tage gefördert, Jrrthum und Cabale nicht oft genug bekämpft werden kann. Wir reihen daher gegenwärtige Er- klärung, welche von der „deutschen Schnellpost“ wegen des „guten Eindrucks, den sie durch ihre ruhige und klare Sprache mache,“ allgemeiner Beachtung em- pfohlen wird, an den officiellen Bericht in Nr. 37 unserer Zeitung mit dem Wunsche an, daß sie zu weiteren Erörterungen Veranlassung geben möge. D. Red.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847/1>, abgerufen am 28.03.2024.