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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 61. Rudolstadt, 29. November 1847.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK: bei William Radde,
Broadway 322
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 61.
Montag, 29. November 1847.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Literatur.

Traugott Bromme's Hand = und Reisebuch
für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten
von Nordamerika, Texas, Ober = und Unter = Canada,
Neu = Braunschweig, Neu = Schottland, Santo Tho-
mas in Guatemala und den Musquitoküsten. Fünfte
vermehrte und verbesserte Auflage. Mit einer Karte
der Verein. Staaten von Nordamerika. Bayreuth,
1848. Verlag der Buchner'schen Buchhandl
.1 1 / 3 Rl.

Die große Verbreitung und beifällige Aufnahme, welche
dieses zu den besten Werken über Amerika gehörende Hand = und
Reisebuch überall gefunden hat, werden uns entschuldigen, wenn
wir die fünfte Auflage desselben einer etwas ausführlicheren Be-
sprechung unterwerfen, als uns der Raum dieser Blätter für andere
ähnliche Werke gestattet.

Folgen wir in der Prüfung des Jnhalts genau der für das
Werk gewählten Reihenfolge, so finden wir als Einleitung eine
treffliche Abhandlung über Auswanderung im Allgemeinen, in
welcher der Verf. seine umfangreichen Kenntnisse und großen Er-
fahrungen in dem von ihm behandelten Gegenstande in blühender
Sprache an den Tag legt. Wir können uns nicht enthalten,
unsern Lesern mitzutheilen, was der Verf. über die Classen der
Deutschen sagt, welche er vorzüglich zum Auswandern geeignet
findet, und welcher Vortheile dieselben in Nordamerika gewärtig
sein dürfen.

"Wir können die Geeigneten in drei Classen theilen. Die
erste enthält eine Menge armer, fleißiger, aber dürftig geborener
Menschen, welche zu ewiger Armuth verdammt, entweder auf
allen Lebensgenuß verzichten müssen, oder durch ihre augenblick-
lichen Begierden getrieben, zu Verbrechen gezwungen sind, welche
daher durch ihre Auswanderung nicht nur die Geschäfte der Ge-
richtshöfe vermindern, und die Lasten der Armenpflegen erleichtern,
sondern auch den Augen ihrer Mitbürger den beständigen Anblick
des menschlichen Elendes entziehen würden. Diese finden in
einem neuen Lande für sich und ihre oft zahlreichen Familien
[Spaltenumbruch] Alles, was ihnen hier fehlt: Arbeit, Brod, mit der Zeit Eigen-
thum, und, wenn der Himmel ihren Fleiß segnet, selbst Wohl-
stand. Neun Zehntel der Verbrechen, welche von Mitgliedern
dieser Classe fast täglich vor unsern Augen begangen werden,
entspringen aus Mangel an nöthigen Subsistenz = Mitteln, und
daher ist es gewiß Pflicht eines Jeden, dahin zu wirken, die Un-
glücklichen, welche aus Mangel und Armuth in fast unwidersteh-
liche Versuchung gerathen, unschädlich zu machen, und in eine
Lage zu versetzen, aus welcher sie in physischer und moralischer
Hinsicht gebessert hervorgehen. Nur soll man nicht einigen süd-
deutschen Gemeinden nachahmen, die ihre Armen ausbannten und
zwar die Reisekosten für sie bezahlten, sie aber rath = und schutzlos
und entblößt von allen Mitteln, in Amerika ans Ufer setzten.
Jn die zweite Classe Derer, denen die Auswanderung nach
einem neuen Niederlassungsorte anzurathen wäre, gehört die große
Anzahl fleißiger, wohlhabender, redlicher und sonst vernünftiger,
nur etwas empfindlicher Leute, welche nicht Phlegma und Geduld
genug besitzen, einige Schwächen der alten Welt zu übersehen,
sondern welche jenseits des Weltmeers, in unangefochtenem Besitz
ihrer Menschenrechte, ruhig, sicher und ungestört ihr Dasein, bei
billigen Beiträgen zur Erhaltung des Ganzen, genießen wollen;
und endlich drittens: die unruhigen Geister, die nirgends ihre
Wünsche befriedigt finden, die nach Willkür bald die Fahne der
Aristokratie, bald der Demokratie aufstecken, die es aber bei Arbeit
nirgends lange aushalten, nur in einer monarchischen Verfassung
leben zu können glauben, gleichwohl aber dem monarchischen Prin-
cip abhold, ihm oder wenigstens den herrschenden Dynastien sich
feindlich gegenüber gestellt haben; Feuerköpfe, welche, mit ihren
Beschwerdeschriften abgewiesen, der neuen Welt zuwandern, um
dort ihren Kummer und ihre Thatkraft in die Ausrottung von
Wäldern und Urbarmachung neuen Landes zu versenken. -- Aus
Vorstehendem ergibt sich, welche Personen den meisten Erfolg bei
der Auswanderung zu erwarten haben. Nicht allein Landleute
und Taglöhner, auch Handwerker aller Art, vorzüglich aber solche,
deren Arbeitsproducte von unmittelbarer Nothwendigkeit. sind, Ar-
beiter in den gemeinen, gröberen und einfachen, mechanischen
Künsten, werden dort immer Arbeit und Verdienst finden, und
dürfen nie um Unterkommen verlegen sein; auch Personen, welche
des Landbaues nicht kundig sind, können dennoch zur Auswanderung

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

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Mit
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und Plänen,

sowie mit einem
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für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK: bei William Radde,
Broadway 322
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Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

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Nro 61.
Montag, 29. November 1847.
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Literatur.

Traugott Bromme's Hand = und Reisebuch
für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten
von Nordamerika, Texas, Ober = und Unter = Canada,
Neu = Braunschweig, Neu = Schottland, Santo Tho-
mas in Guatemala und den Musquitoküsten. Fünfte
vermehrte und verbesserte Auflage. Mit einer Karte
der Verein. Staaten von Nordamerika. Bayreuth,
1848. Verlag der Buchner'schen Buchhandl
.1 1 / 3 Rl.

Die große Verbreitung und beifällige Aufnahme, welche
dieses zu den besten Werken über Amerika gehörende Hand = und
Reisebuch überall gefunden hat, werden uns entschuldigen, wenn
wir die fünfte Auflage desselben einer etwas ausführlicheren Be-
sprechung unterwerfen, als uns der Raum dieser Blätter für andere
ähnliche Werke gestattet.

Folgen wir in der Prüfung des Jnhalts genau der für das
Werk gewählten Reihenfolge, so finden wir als Einleitung eine
treffliche Abhandlung über Auswanderung im Allgemeinen, in
welcher der Verf. seine umfangreichen Kenntnisse und großen Er-
fahrungen in dem von ihm behandelten Gegenstande in blühender
Sprache an den Tag legt. Wir können uns nicht enthalten,
unsern Lesern mitzutheilen, was der Verf. über die Classen der
Deutschen sagt, welche er vorzüglich zum Auswandern geeignet
findet, und welcher Vortheile dieselben in Nordamerika gewärtig
sein dürfen.

„Wir können die Geeigneten in drei Classen theilen. Die
erste enthält eine Menge armer, fleißiger, aber dürftig geborener
Menschen, welche zu ewiger Armuth verdammt, entweder auf
allen Lebensgenuß verzichten müssen, oder durch ihre augenblick-
lichen Begierden getrieben, zu Verbrechen gezwungen sind, welche
daher durch ihre Auswanderung nicht nur die Geschäfte der Ge-
richtshöfe vermindern, und die Lasten der Armenpflegen erleichtern,
sondern auch den Augen ihrer Mitbürger den beständigen Anblick
des menschlichen Elendes entziehen würden. Diese finden in
einem neuen Lande für sich und ihre oft zahlreichen Familien
[Spaltenumbruch] Alles, was ihnen hier fehlt: Arbeit, Brod, mit der Zeit Eigen-
thum, und, wenn der Himmel ihren Fleiß segnet, selbst Wohl-
stand. Neun Zehntel der Verbrechen, welche von Mitgliedern
dieser Classe fast täglich vor unsern Augen begangen werden,
entspringen aus Mangel an nöthigen Subsistenz = Mitteln, und
daher ist es gewiß Pflicht eines Jeden, dahin zu wirken, die Un-
glücklichen, welche aus Mangel und Armuth in fast unwidersteh-
liche Versuchung gerathen, unschädlich zu machen, und in eine
Lage zu versetzen, aus welcher sie in physischer und moralischer
Hinsicht gebessert hervorgehen. Nur soll man nicht einigen süd-
deutschen Gemeinden nachahmen, die ihre Armen ausbannten und
zwar die Reisekosten für sie bezahlten, sie aber rath = und schutzlos
und entblößt von allen Mitteln, in Amerika ans Ufer setzten.
Jn die zweite Classe Derer, denen die Auswanderung nach
einem neuen Niederlassungsorte anzurathen wäre, gehört die große
Anzahl fleißiger, wohlhabender, redlicher und sonst vernünftiger,
nur etwas empfindlicher Leute, welche nicht Phlegma und Geduld
genug besitzen, einige Schwächen der alten Welt zu übersehen,
sondern welche jenseits des Weltmeers, in unangefochtenem Besitz
ihrer Menschenrechte, ruhig, sicher und ungestört ihr Dasein, bei
billigen Beiträgen zur Erhaltung des Ganzen, genießen wollen;
und endlich drittens: die unruhigen Geister, die nirgends ihre
Wünsche befriedigt finden, die nach Willkür bald die Fahne der
Aristokratie, bald der Demokratie aufstecken, die es aber bei Arbeit
nirgends lange aushalten, nur in einer monarchischen Verfassung
leben zu können glauben, gleichwohl aber dem monarchischen Prin-
cip abhold, ihm oder wenigstens den herrschenden Dynastien sich
feindlich gegenüber gestellt haben; Feuerköpfe, welche, mit ihren
Beschwerdeschriften abgewiesen, der neuen Welt zuwandern, um
dort ihren Kummer und ihre Thatkraft in die Ausrottung von
Wäldern und Urbarmachung neuen Landes zu versenken. -- Aus
Vorstehendem ergibt sich, welche Personen den meisten Erfolg bei
der Auswanderung zu erwarten haben. Nicht allein Landleute
und Taglöhner, auch Handwerker aller Art, vorzüglich aber solche,
deren Arbeitsproducte von unmittelbarer Nothwendigkeit. sind, Ar-
beiter in den gemeinen, gröberen und einfachen, mechanischen
Künsten, werden dort immer Arbeit und Verdienst finden, und
dürfen nie um Unterkommen verlegen sein; auch Personen, welche
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Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit einer Karte der Verein. Staaten von Nordamerika. Bayreuth, 1848. Verlag der Buchner'schen Buchhandl.1 1 / 3 Rl. Die große Verbreitung und beifällige Aufnahme, welche dieses zu den besten Werken über Amerika gehörende Hand = und Reisebuch überall gefunden hat, werden uns entschuldigen, wenn wir die fünfte Auflage desselben einer etwas ausführlicheren Be- sprechung unterwerfen, als uns der Raum dieser Blätter für andere ähnliche Werke gestattet. Folgen wir in der Prüfung des Jnhalts genau der für das Werk gewählten Reihenfolge, so finden wir als Einleitung eine treffliche Abhandlung über Auswanderung im Allgemeinen, in welcher der Verf. seine umfangreichen Kenntnisse und großen Er- fahrungen in dem von ihm behandelten Gegenstande in blühender Sprache an den Tag legt. Wir können uns nicht enthalten, unsern Lesern mitzutheilen, was der Verf. über die Classen der Deutschen sagt, welche er vorzüglich zum Auswandern geeignet findet, und welcher Vortheile dieselben in Nordamerika gewärtig sein dürfen. „Wir können die Geeigneten in drei Classen theilen. Die erste enthält eine Menge armer, fleißiger, aber dürftig geborener Menschen, welche zu ewiger Armuth verdammt, entweder auf allen Lebensgenuß verzichten müssen, oder durch ihre augenblick- lichen Begierden getrieben, zu Verbrechen gezwungen sind, welche daher durch ihre Auswanderung nicht nur die Geschäfte der Ge- richtshöfe vermindern, und die Lasten der Armenpflegen erleichtern, sondern auch den Augen ihrer Mitbürger den beständigen Anblick des menschlichen Elendes entziehen würden. Diese finden in einem neuen Lande für sich und ihre oft zahlreichen Familien Alles, was ihnen hier fehlt: Arbeit, Brod, mit der Zeit Eigen- thum, und, wenn der Himmel ihren Fleiß segnet, selbst Wohl- stand. Neun Zehntel der Verbrechen, welche von Mitgliedern dieser Classe fast täglich vor unsern Augen begangen werden, entspringen aus Mangel an nöthigen Subsistenz = Mitteln, und daher ist es gewiß Pflicht eines Jeden, dahin zu wirken, die Un- glücklichen, welche aus Mangel und Armuth in fast unwidersteh- liche Versuchung gerathen, unschädlich zu machen, und in eine Lage zu versetzen, aus welcher sie in physischer und moralischer Hinsicht gebessert hervorgehen. Nur soll man nicht einigen süd- deutschen Gemeinden nachahmen, die ihre Armen ausbannten und zwar die Reisekosten für sie bezahlten, sie aber rath = und schutzlos und entblößt von allen Mitteln, in Amerika ans Ufer setzten. Jn die zweite Classe Derer, denen die Auswanderung nach einem neuen Niederlassungsorte anzurathen wäre, gehört die große Anzahl fleißiger, wohlhabender, redlicher und sonst vernünftiger, nur etwas empfindlicher Leute, welche nicht Phlegma und Geduld genug besitzen, einige Schwächen der alten Welt zu übersehen, sondern welche jenseits des Weltmeers, in unangefochtenem Besitz ihrer Menschenrechte, ruhig, sicher und ungestört ihr Dasein, bei billigen Beiträgen zur Erhaltung des Ganzen, genießen wollen; und endlich drittens: die unruhigen Geister, die nirgends ihre Wünsche befriedigt finden, die nach Willkür bald die Fahne der Aristokratie, bald der Demokratie aufstecken, die es aber bei Arbeit nirgends lange aushalten, nur in einer monarchischen Verfassung leben zu können glauben, gleichwohl aber dem monarchischen Prin- cip abhold, ihm oder wenigstens den herrschenden Dynastien sich feindlich gegenüber gestellt haben; Feuerköpfe, welche, mit ihren Beschwerdeschriften abgewiesen, der neuen Welt zuwandern, um dort ihren Kummer und ihre Thatkraft in die Ausrottung von Wäldern und Urbarmachung neuen Landes zu versenken. -- Aus Vorstehendem ergibt sich, welche Personen den meisten Erfolg bei der Auswanderung zu erwarten haben. 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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 61. Rudolstadt, 29. November 1847, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer61_1847/1>, abgerufen am 28.03.2024.