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Die Bayerische Presse. Nr. 261. Würzburg, 31. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] detste Mannszucht und der kühne Muth waren ja
von jeher das Ertheil des bayerischen Kriegers.
Euer General setzt das feste, das unumschränkte
Vertrauen in die Pflicht=Treue aller Grade aller
Waffengattungen und ist unabläßig mit der Wohl-
fahrt, der Ehre der unterhabenden Truppen be-
schäftigt. Hauptquartier Würzburg, den 24. Okt.
1850. Taxis, General der Kavallerie."

Frankfurt, 30. Okt. Gestern Abend been-
digten die Wahlmänner die Wahlen zum gesetz-
gebenden Körper. Die Gothaer Partei hat die
vollständigste Niederlage erlitten, und sind mit
wenigen Ausnahmen blos Conservative und Groß-
deutsche erwählt worden; selbst diese Wenigen
verdanken ihre Stelle dem freien Willen der Con-
servativen, welche es nicht für Recht erachteten,
wenn die Gegenpartei gar nicht vertreten würde.
Dies ist z. B. der Fall mit Dr. Souchay. Nur
Dr. Jucho, A. Nasor und J. Reiß wurden
selbstständig von den Gothaern durchgesetzt. Be-
merkenswerth bleibt, daß durch die bornirte Hin-
terlist eines der Wahlmänner gegen die ausdrück-
liche Verabredung alle Katholiken durchgefallen
waren. Erst als man begreiflich machte, daß
nach der Verfassung ohne Katholiken der gesetz-
gebende Körper keine Gültigkeit hätte, besann
man sich eines Bessern und wählte v. Guaita,
Louis Brentano, Springsfeld, Lind, Ott, Dr.
Schaeffner und Hauptmann Hemmerich. Eben
so viele Juden zu wählen, hätten diese
Männer des Aufklärichts sicher kein
Bedenken getragen.

   

* Aus Baden, 27. Okt. Jch bin im Stande,
Jhnen Ausführlicheres über die letzte geheime
Sitzung der ersten Kammer mitzutheilen, worin
der Militärvertrag mit Preußen zur Verhandlung
kom. Der Hauptsprecher für den auf Kundigung
des Vertrags lautenden Antrag war Freiherr v.
Rink. Er griff sehr den Minister v. Klüber
wegen seiner Politik an und hebt hervor, wie
unerschwingliche Lasten für das Land dieser Ver-
trag enthalte. Der Vertrag sei eine reine Finanz-
frage und von der Politik sehr wohl zu trennen;
man möge ihn daher kündigen, denn bei einem
Kriege zwischen Oesterreich und Preußen könnten
die Truppen des letztern den größten Theil Ba-
dens doch nicht behaupten, und vor republikani-
schen Aufständen habe man sich selbst nach Zurück-
ziehen der preuß. Truppen nicht zu fürchten so
lange die Oesterreicher in Vorarlberg stünden.
Minister von Klüber erwidert: Schon in frühern
Zeiten habe der Norden Deutschlands immer viel
Sympathie für Baden gehabt. Baden sei sogar
geographisch auf den Norden angewiesen, insofern
nämlich Deutschland nach Stromgebieten betrach-
tet, in Stromgebiete eingetheilt werden müsse.
Der Rhein aber ströme nach dem Norden hin.
Ueberhaupt sei Baden der natürliche Vermittlungs-
punkt zwischen Süden und Norden und durchaus
unabweisbar an das Geschick des letztern gekettet.
An das Zustandekommen der Union glaube er
freilich kaum mehr, er wisse nicht was aus ihr
noch werde, er wisse aber auch nicht was noch
aus dem Bundestag werde, oder was überhaupt
die Zukunft noch bringe. Wohl sei der Militär-
vertrag anfangs von der Politik getrennt gewesen
in Folge der neuesten Ereignisse sei er es nicht
mehr. An der bisherigen Politik müsse er aber
festhalten, selbst wenn ihn der Fluch des Landes
treffen sollte, er werde ihn ertragen, und er hoffe
sich dereinst vor dem höchsten Richter darüber ver-
antworten zu können. Er wisse, daß er isolirt
stehe. -- Die Debatte, an welcher Legationsrath
von Marschall, Zöpfl, Regenauer für den Mino-
ritätsantrag, Lauer und von Hirscher für den
Majoritätsantrag Theil nahmen, war für dieses
Haus außergewöhnlich lebhaft. Prinz Friedrich
und Frhr. v. Andlaw waren in dieser Sitzung
nicht zugegen, während sie in der letzten geheimen
Sitzung anwesend waren. Nachdem der Majori-
tätsantrag -- welcher lautet: "daß von der in
gedachter Uebereinkunft vorbehaltenen Kündigungs-
befugniß Gebrauch gemacht und Unterhandlungen
auf der Grundlage einer Bundesbesatzung in Ra-
statt gepflogen werden" sollen -- verworfen, wurde
[Spaltenumbruch] der Entwurf der Minorität der Kommission angenom-
men. Er lautet wortlich also: "Durchlauchtigster
Großherzog Gnädigster Fürst u. Herr! E. kgl. Hoh.
ließen den Kammern und zwar zunächst der zwei-
ten -- in geheimer Sitzung die Uebereinkunft
vom 25. Mai d. J. wegen Stellung und Ver-
pflegung der königl. preuß. Truppen im Großher-
zogthum Baden vom 1. Okt. 1849 an, und we-
gen Verlegung großh. bad. Truppen in preuß.
Garnisonen, so wie den zu dem Artikel VII. die-
ser Convention vereinbarten Vorbehalt zur Kennt-
nißnahme und so weit solches verfassungsmäßig
erforderlich ist, zur nachträglichen Genehmigung
vorlegen. Die I. Kammer. E. k. H. getreuen
Stände hat zur gründlichen Prüfung dieser Vor-
lage und des hierüber von der zweiten Kammer
ihr zugegangenen Adreßentwurf eine Kommission
niedergesetzt, deren Bericht in geheimer Sitzung
berathen und hierdurch die Ueberzeugung gewon-
nen, daß die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J.,
in soweit sie die Verlegung der großh. bad. Trup-
pen in preuß. Garnisonen betrifft, nicht zum ver-
tragsmäßigen Vollzug gekommen ist, daß für die
Beseitigung der im Wege stehenden Hindernisse,
innerhalb einer bestimmten Frist keine Garantien
vorliegen, daß überdieß die wesentlichen Voraus-
setzungen, von welchen bei der Verlegung ausge-
gangen wurde, nicht in Erfüllung gegangen sind,
dieselbe hiernach der Neubildung der bad. Hee-
resabtheilung nicht förderlich erscheint, letztere viel-
mehr ebensowohl und mit wesentlicher Erleichte-
rung der Staatskasse im Lande bewirkt werden
kann, daß durch die fortdauernde Anwendung der
übrigen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 25.
Mai ohne gleichzeitige Verlegung der bad. Trup-
pen der großh. Finanzhaushalt zerrüttet wird, und
das Land auf die Dauer die ihm hierdurch auf-
erlegten unerschwinglichen Lasten zu tragen außer
Stand ist. Die 1. Kammer E. k. H. getreuen
Stände hat daher heute in geheimer Sitzung be-
schlossen: E. k. H. unterthänigst zu bitten: 1 )
Höchstihre Regierung anzuweisen, von weiterer
Verlegung bad. Truppen in k. preuß. Garnisonen
gänzlich Umgang zu nehmen, auch die bereits da-
hin abgegangenen großh. Truppen in Anwendung
der durch Art. V Abs. II der Uebereinkunft der
großh. Regierung vorbehaltenen Befugniß, bald-
thunlichst zurückzuziehen, damit eine gleiche Anzahl
der k. p. Besatzungstruppen in Baden aufzulösen
und dieselben bei Berechnung der nach Art. III
zum Grunde liegende Kontingentszahl vermindern
a ) um die Zahl der in preuß. Garnisonen ein-
marschirten großh. bad. Truppen von dem Tage
ihrer Ankunft daselbst, um die Zahl der im Groß-
herzogthum aufgestellten bad. Truppen von dem
Tage, an welchem sie zum Ausmarsche bereit wa-
ren, oder zum Dienste verwendet werden können;
b ) daß eine Verminderurg der königl. preuß. Be-
satzungstruppen mindestens in soweit sie nothwen-
dig ist, um für die Unterbringung sämmtlicher
großh. bad. und königl. preuß. Truppen in Kaser-
nen Raum zu gewinnen, baldmöglichst stattfinde;
c ) durch Höchstihre Regierung durch Maßgabe
der in Folge der Unterhandlungen sich ergebenden
Sachlage die Anwendung der Befugniß, welche
der Art. 1 Abs. III. der Uebereinkunft vom 25.
Mai d. J. der großh. Regierung vorbehalten hat,
eintreten zu lassen.

^ Aus Baden, 28. Okt. Am 24. d. Mts.
sind aus den Kasematten zu Rastatt drei Militär-
sträflinge entwichen; sie haben die Richtung nach
Frankreich genommen. Bis jetzt konnte man ihnen
nicht habhaft werden.

Aus Thüringen, 27. Okt. Aus Erfurt er-
halten wir die Nachricht, daß daselbst ein Be-
fehl des Kriegsministeriums wegen Einberufung
der Reserven und Einkleidung der Landwehr ein-
getroffen sei. -- Das Contingent des Großherzog-
thums Weimar, 3 Bataillone, soll ebenfalls mo-
bil gemacht werden und einen Theil der Obser-
vationsarmee bilden.

Luxemburg, 25. Okt. Der Prinz Heinrich
der Niederlande ist vorgestern hier eingetroffen
und hat durch die Eidesleistung auf die Verfas-
sung seine Statthalterschaft angetreten. Sein Em-
[Spaltenumbruch] pfang war weit davon entfernt, ein freundlicher
und herzlicher zu sein, ungeachtet der Prinz den-
selben in seiner Rede vor der Kammer als einen
solchen bezeichnete. Jm übrigen sagte er, er wisse,
wie sehr das Land an seiner Nationalität hänge
und dasselbe möge seine Anwesenheit als Gewähr
für die Aufrechthaltung derselben ansehen und
ferner, "er erfülle die Jnteution Sr. Maj., wenn
er dem Großherzogthume die Vortheile seiner na-
tionalen Jnstitutionen in ihren Relationen zu
Deutschland, mit dem es durch die Verträge des
deutschen Bundes vereinigt wäre, zu erhalten suche."

   

Aus Leipzig, 20. Okt. wird d. O. C. ge-
schrieben: Die hiesige "Deutsche Allg. Ztg.", die
unter der Oberleitung des Herrn Heinrich Brock-
haus redigirt wird, geht in ihrem sinnlosen Wü-
then gegen Alles, was katholisch und österreichisch
ist, so weit, daß sie sich erfrecht, in einer ihrer
letzten Nummern zu sagen: "Der Kardinal=Erz-
bischof von Prag, Fürst Schwarzenberg, ist er-
füllt von dem glühendsten Eifer, seinen Namen
jenen herrschsüchtigen Prälaten anzureihen, welche
im Laufe der Jahrhunderten Oesterreichs Regen-
tenhaus zur Unduldsamkeit verführt, und dadurch
unsägliches Unheil über die Völker der Monarchie
gebracht haben," und noch viel Schlimmeres folgt
in dem von ruchloser Hand geschriebenen Artikel.
Jn der That, diesem Kirchenfürsten von engelrei-
nen Sitten, unvergleichlicher Frömmigkeit und
Milde, der kein anderes Streben kennt, als das
Reich Christi auf Erden zu verbreiten, weltliche
Herrschaftspläne, ja sogar, wie in dem Artikel
geschieht, wenn auch etwas verdeckt, Geldsucht
zuzuschreiben, ist der Gipfel äußerster, fluchwür-
digster Libellistenbosheit und Zeitungsschreiber-
Nichtsnutzigkeit. Der infame Artikel enthält die
Anklage, daß die Kirche in Oesterreich "ihren
außerordentlichen Erfolg der salbungsvoll gepre-
digten gleißnerischen Behauptung verdankt, alle
Revolutionen seien durch die sogenannte Freiden-
kerei veranlaßt worden, und nur eine unbeschränkte
katholische Kirchengewalt könne die Throne und
mit ihnen alle heiligen Jnteressen der Menschheit
retten und erhalten." Diese sein sollende Anklage
enthält das indirekte Eingeständniß, weßwegen die
Revolutionäre, so erboßt sind. Sie empfinden,
daß ihnen die geistige Herrschaft, die sie zum un-
ersetzlichen Schaden der Menschheit so lange ge-
führt, unwiederbringlich aus den Händen gleitet.
Sie wissen, daß nicht nur in katholischen Ländern,
sondern auch in den protestantischen, die Einsicht
tiefe Wurzel geschlagen hat, daß die Menschheit
rettungslos verloren ist, wenn sie nicht zur Furcht
Gottes zurückkehrt. Und weil unsere heil. Kirche
mit apostolischer Gewalt das große, Gott wohl-
gefällige Werk mit so sichtlichem, mit so unauf-
haltsamem Erfolge fördert, darum geifern diese
Selbstgötter gegen sie mit höllenentstammter, durch
Cristum den Herrn ohnmächtiger Wuth. -- Zu
den Werken, welche zur Verbreitung der Herr-
schaft des Radikalismus und der Freidenkerei das
Meiste beigetragen haben, gehört unstreitig das
Brockhaus'sche Konversationslexikon. Herr Heinrich
Brockhaus bereitet die zehnte Auflage vor. Jst
das nicht ein großartiges "Zeichen der Zeit?"

Aus dem Mecklenburgischen, 24. Okt. Seit
die Democratie von aller Beiheiligung an den
ihr im Jahre 1848 und 1849 so geläufig gewor-
denen Regierungsgeschäften zurückgedrängt ist, über-
nimmt sie es, Ministerlisten zu fabriziren und
allerhand Unsinn zu verbreiten. Es ist aller-
dings nicht unbegründet, daß die Vereinigung beider
Regierungen über dem nächsten Landtage zu ma-
chende Vorlagen ihre Schwierigkeiten hat, aber
zu Krisen, wie die oben erwähnte, zu führen, da-
zu war die Lage der diesseitigen Regierung jener
gegenüber noch nicht kritisch genug. -- Die De-
mokraten würden allerdings auch in die Hände
klatschen, wenn es dazu käme, daß beide Regier-
ungen wieder wegen der Folgezeit in Differenzen
geriethen, noch lieber würden sie es sehen, wenn
Graf Bülow, der ihnen zu einer Zuneigung bis
jetzt noch keine Ursache gegeben, seine Demission

[Spaltenumbruch] detste Mannszucht und der kühne Muth waren ja
von jeher das Ertheil des bayerischen Kriegers.
Euer General setzt das feste, das unumschränkte
Vertrauen in die Pflicht=Treue aller Grade aller
Waffengattungen und ist unabläßig mit der Wohl-
fahrt, der Ehre der unterhabenden Truppen be-
schäftigt. Hauptquartier Würzburg, den 24. Okt.
1850. Taxis, General der Kavallerie.“

Frankfurt, 30. Okt. Gestern Abend been-
digten die Wahlmänner die Wahlen zum gesetz-
gebenden Körper. Die Gothaer Partei hat die
vollständigste Niederlage erlitten, und sind mit
wenigen Ausnahmen blos Conservative und Groß-
deutsche erwählt worden; selbst diese Wenigen
verdanken ihre Stelle dem freien Willen der Con-
servativen, welche es nicht für Recht erachteten,
wenn die Gegenpartei gar nicht vertreten würde.
Dies ist z. B. der Fall mit Dr. Souchay. Nur
Dr. Jucho, A. Nasor und J. Reiß wurden
selbstständig von den Gothaern durchgesetzt. Be-
merkenswerth bleibt, daß durch die bornirte Hin-
terlist eines der Wahlmänner gegen die ausdrück-
liche Verabredung alle Katholiken durchgefallen
waren. Erst als man begreiflich machte, daß
nach der Verfassung ohne Katholiken der gesetz-
gebende Körper keine Gültigkeit hätte, besann
man sich eines Bessern und wählte v. Guaita,
Louis Brentano, Springsfeld, Lind, Ott, Dr.
Schaeffner und Hauptmann Hemmerich. Eben
so viele Juden zu wählen, hätten diese
Männer des Aufklärichts sicher kein
Bedenken getragen.

   

* Aus Baden, 27. Okt. Jch bin im Stande,
Jhnen Ausführlicheres über die letzte geheime
Sitzung der ersten Kammer mitzutheilen, worin
der Militärvertrag mit Preußen zur Verhandlung
kom. Der Hauptsprecher für den auf Kundigung
des Vertrags lautenden Antrag war Freiherr v.
Rink. Er griff sehr den Minister v. Klüber
wegen seiner Politik an und hebt hervor, wie
unerschwingliche Lasten für das Land dieser Ver-
trag enthalte. Der Vertrag sei eine reine Finanz-
frage und von der Politik sehr wohl zu trennen;
man möge ihn daher kündigen, denn bei einem
Kriege zwischen Oesterreich und Preußen könnten
die Truppen des letztern den größten Theil Ba-
dens doch nicht behaupten, und vor republikani-
schen Aufständen habe man sich selbst nach Zurück-
ziehen der preuß. Truppen nicht zu fürchten so
lange die Oesterreicher in Vorarlberg stünden.
Minister von Klüber erwidert: Schon in frühern
Zeiten habe der Norden Deutschlands immer viel
Sympathie für Baden gehabt. Baden sei sogar
geographisch auf den Norden angewiesen, insofern
nämlich Deutschland nach Stromgebieten betrach-
tet, in Stromgebiete eingetheilt werden müsse.
Der Rhein aber ströme nach dem Norden hin.
Ueberhaupt sei Baden der natürliche Vermittlungs-
punkt zwischen Süden und Norden und durchaus
unabweisbar an das Geschick des letztern gekettet.
An das Zustandekommen der Union glaube er
freilich kaum mehr, er wisse nicht was aus ihr
noch werde, er wisse aber auch nicht was noch
aus dem Bundestag werde, oder was überhaupt
die Zukunft noch bringe. Wohl sei der Militär-
vertrag anfangs von der Politik getrennt gewesen
in Folge der neuesten Ereignisse sei er es nicht
mehr. An der bisherigen Politik müsse er aber
festhalten, selbst wenn ihn der Fluch des Landes
treffen sollte, er werde ihn ertragen, und er hoffe
sich dereinst vor dem höchsten Richter darüber ver-
antworten zu können. Er wisse, daß er isolirt
stehe. -- Die Debatte, an welcher Legationsrath
von Marschall, Zöpfl, Regenauer für den Mino-
ritätsantrag, Lauer und von Hirscher für den
Majoritätsantrag Theil nahmen, war für dieses
Haus außergewöhnlich lebhaft. Prinz Friedrich
und Frhr. v. Andlaw waren in dieser Sitzung
nicht zugegen, während sie in der letzten geheimen
Sitzung anwesend waren. Nachdem der Majori-
tätsantrag -- welcher lautet: „daß von der in
gedachter Uebereinkunft vorbehaltenen Kündigungs-
befugniß Gebrauch gemacht und Unterhandlungen
auf der Grundlage einer Bundesbesatzung in Ra-
statt gepflogen werden“ sollen -- verworfen, wurde
[Spaltenumbruch] der Entwurf der Minorität der Kommission angenom-
men. Er lautet wortlich also: „Durchlauchtigster
Großherzog Gnädigster Fürst u. Herr! E. kgl. Hoh.
ließen den Kammern und zwar zunächst der zwei-
ten -- in geheimer Sitzung die Uebereinkunft
vom 25. Mai d. J. wegen Stellung und Ver-
pflegung der königl. preuß. Truppen im Großher-
zogthum Baden vom 1. Okt. 1849 an, und we-
gen Verlegung großh. bad. Truppen in preuß.
Garnisonen, so wie den zu dem Artikel VII. die-
ser Convention vereinbarten Vorbehalt zur Kennt-
nißnahme und so weit solches verfassungsmäßig
erforderlich ist, zur nachträglichen Genehmigung
vorlegen. Die I. Kammer. E. k. H. getreuen
Stände hat zur gründlichen Prüfung dieser Vor-
lage und des hierüber von der zweiten Kammer
ihr zugegangenen Adreßentwurf eine Kommission
niedergesetzt, deren Bericht in geheimer Sitzung
berathen und hierdurch die Ueberzeugung gewon-
nen, daß die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J.,
in soweit sie die Verlegung der großh. bad. Trup-
pen in preuß. Garnisonen betrifft, nicht zum ver-
tragsmäßigen Vollzug gekommen ist, daß für die
Beseitigung der im Wege stehenden Hindernisse,
innerhalb einer bestimmten Frist keine Garantien
vorliegen, daß überdieß die wesentlichen Voraus-
setzungen, von welchen bei der Verlegung ausge-
gangen wurde, nicht in Erfüllung gegangen sind,
dieselbe hiernach der Neubildung der bad. Hee-
resabtheilung nicht förderlich erscheint, letztere viel-
mehr ebensowohl und mit wesentlicher Erleichte-
rung der Staatskasse im Lande bewirkt werden
kann, daß durch die fortdauernde Anwendung der
übrigen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 25.
Mai ohne gleichzeitige Verlegung der bad. Trup-
pen der großh. Finanzhaushalt zerrüttet wird, und
das Land auf die Dauer die ihm hierdurch auf-
erlegten unerschwinglichen Lasten zu tragen außer
Stand ist. Die 1. Kammer E. k. H. getreuen
Stände hat daher heute in geheimer Sitzung be-
schlossen: E. k. H. unterthänigst zu bitten: 1 )
Höchstihre Regierung anzuweisen, von weiterer
Verlegung bad. Truppen in k. preuß. Garnisonen
gänzlich Umgang zu nehmen, auch die bereits da-
hin abgegangenen großh. Truppen in Anwendung
der durch Art. V Abs. II der Uebereinkunft der
großh. Regierung vorbehaltenen Befugniß, bald-
thunlichst zurückzuziehen, damit eine gleiche Anzahl
der k. p. Besatzungstruppen in Baden aufzulösen
und dieselben bei Berechnung der nach Art. III
zum Grunde liegende Kontingentszahl vermindern
a ) um die Zahl der in preuß. Garnisonen ein-
marschirten großh. bad. Truppen von dem Tage
ihrer Ankunft daselbst, um die Zahl der im Groß-
herzogthum aufgestellten bad. Truppen von dem
Tage, an welchem sie zum Ausmarsche bereit wa-
ren, oder zum Dienste verwendet werden können;
b ) daß eine Verminderurg der königl. preuß. Be-
satzungstruppen mindestens in soweit sie nothwen-
dig ist, um für die Unterbringung sämmtlicher
großh. bad. und königl. preuß. Truppen in Kaser-
nen Raum zu gewinnen, baldmöglichst stattfinde;
c ) durch Höchstihre Regierung durch Maßgabe
der in Folge der Unterhandlungen sich ergebenden
Sachlage die Anwendung der Befugniß, welche
der Art. 1 Abs. III. der Uebereinkunft vom 25.
Mai d. J. der großh. Regierung vorbehalten hat,
eintreten zu lassen.

△ Aus Baden, 28. Okt. Am 24. d. Mts.
sind aus den Kasematten zu Rastatt drei Militär-
sträflinge entwichen; sie haben die Richtung nach
Frankreich genommen. Bis jetzt konnte man ihnen
nicht habhaft werden.

Aus Thüringen, 27. Okt. Aus Erfurt er-
halten wir die Nachricht, daß daselbst ein Be-
fehl des Kriegsministeriums wegen Einberufung
der Reserven und Einkleidung der Landwehr ein-
getroffen sei. -- Das Contingent des Großherzog-
thums Weimar, 3 Bataillone, soll ebenfalls mo-
bil gemacht werden und einen Theil der Obser-
vationsarmee bilden.

Luxemburg, 25. Okt. Der Prinz Heinrich
der Niederlande ist vorgestern hier eingetroffen
und hat durch die Eidesleistung auf die Verfas-
sung seine Statthalterschaft angetreten. Sein Em-
[Spaltenumbruch] pfang war weit davon entfernt, ein freundlicher
und herzlicher zu sein, ungeachtet der Prinz den-
selben in seiner Rede vor der Kammer als einen
solchen bezeichnete. Jm übrigen sagte er, er wisse,
wie sehr das Land an seiner Nationalität hänge
und dasselbe möge seine Anwesenheit als Gewähr
für die Aufrechthaltung derselben ansehen und
ferner, „er erfülle die Jnteution Sr. Maj., wenn
er dem Großherzogthume die Vortheile seiner na-
tionalen Jnstitutionen in ihren Relationen zu
Deutschland, mit dem es durch die Verträge des
deutschen Bundes vereinigt wäre, zu erhalten suche.“

   

Aus Leipzig, 20. Okt. wird d. O. C. ge-
schrieben: Die hiesige „Deutsche Allg. Ztg.“, die
unter der Oberleitung des Herrn Heinrich Brock-
haus redigirt wird, geht in ihrem sinnlosen Wü-
then gegen Alles, was katholisch und österreichisch
ist, so weit, daß sie sich erfrecht, in einer ihrer
letzten Nummern zu sagen: „Der Kardinal=Erz-
bischof von Prag, Fürst Schwarzenberg, ist er-
füllt von dem glühendsten Eifer, seinen Namen
jenen herrschsüchtigen Prälaten anzureihen, welche
im Laufe der Jahrhunderten Oesterreichs Regen-
tenhaus zur Unduldsamkeit verführt, und dadurch
unsägliches Unheil über die Völker der Monarchie
gebracht haben,“ und noch viel Schlimmeres folgt
in dem von ruchloser Hand geschriebenen Artikel.
Jn der That, diesem Kirchenfürsten von engelrei-
nen Sitten, unvergleichlicher Frömmigkeit und
Milde, der kein anderes Streben kennt, als das
Reich Christi auf Erden zu verbreiten, weltliche
Herrschaftspläne, ja sogar, wie in dem Artikel
geschieht, wenn auch etwas verdeckt, Geldsucht
zuzuschreiben, ist der Gipfel äußerster, fluchwür-
digster Libellistenbosheit und Zeitungsschreiber-
Nichtsnutzigkeit. Der infame Artikel enthält die
Anklage, daß die Kirche in Oesterreich „ihren
außerordentlichen Erfolg der salbungsvoll gepre-
digten gleißnerischen Behauptung verdankt, alle
Revolutionen seien durch die sogenannte Freiden-
kerei veranlaßt worden, und nur eine unbeschränkte
katholische Kirchengewalt könne die Throne und
mit ihnen alle heiligen Jnteressen der Menschheit
retten und erhalten.“ Diese sein sollende Anklage
enthält das indirekte Eingeständniß, weßwegen die
Revolutionäre, so erboßt sind. Sie empfinden,
daß ihnen die geistige Herrschaft, die sie zum un-
ersetzlichen Schaden der Menschheit so lange ge-
führt, unwiederbringlich aus den Händen gleitet.
Sie wissen, daß nicht nur in katholischen Ländern,
sondern auch in den protestantischen, die Einsicht
tiefe Wurzel geschlagen hat, daß die Menschheit
rettungslos verloren ist, wenn sie nicht zur Furcht
Gottes zurückkehrt. Und weil unsere heil. Kirche
mit apostolischer Gewalt das große, Gott wohl-
gefällige Werk mit so sichtlichem, mit so unauf-
haltsamem Erfolge fördert, darum geifern diese
Selbstgötter gegen sie mit höllenentstammter, durch
Cristum den Herrn ohnmächtiger Wuth. -- Zu
den Werken, welche zur Verbreitung der Herr-
schaft des Radikalismus und der Freidenkerei das
Meiste beigetragen haben, gehört unstreitig das
Brockhaus'sche Konversationslexikon. Herr Heinrich
Brockhaus bereitet die zehnte Auflage vor. Jst
das nicht ein großartiges „Zeichen der Zeit?“

Aus dem Mecklenburgischen, 24. Okt. Seit
die Democratie von aller Beiheiligung an den
ihr im Jahre 1848 und 1849 so geläufig gewor-
denen Regierungsgeschäften zurückgedrängt ist, über-
nimmt sie es, Ministerlisten zu fabriziren und
allerhand Unsinn zu verbreiten. Es ist aller-
dings nicht unbegründet, daß die Vereinigung beider
Regierungen über dem nächsten Landtage zu ma-
chende Vorlagen ihre Schwierigkeiten hat, aber
zu Krisen, wie die oben erwähnte, zu führen, da-
zu war die Lage der diesseitigen Regierung jener
gegenüber noch nicht kritisch genug. -- Die De-
mokraten würden allerdings auch in die Hände
klatschen, wenn es dazu käme, daß beide Regier-
ungen wieder wegen der Folgezeit in Differenzen
geriethen, noch lieber würden sie es sehen, wenn
Graf Bülow, der ihnen zu einer Zuneigung bis
jetzt noch keine Ursache gegeben, seine Demission

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[0002] detste Mannszucht und der kühne Muth waren ja von jeher das Ertheil des bayerischen Kriegers. Euer General setzt das feste, das unumschränkte Vertrauen in die Pflicht=Treue aller Grade aller Waffengattungen und ist unabläßig mit der Wohl- fahrt, der Ehre der unterhabenden Truppen be- schäftigt. Hauptquartier Würzburg, den 24. Okt. 1850. Taxis, General der Kavallerie.“ Frankfurt, 30. Okt. Gestern Abend been- digten die Wahlmänner die Wahlen zum gesetz- gebenden Körper. Die Gothaer Partei hat die vollständigste Niederlage erlitten, und sind mit wenigen Ausnahmen blos Conservative und Groß- deutsche erwählt worden; selbst diese Wenigen verdanken ihre Stelle dem freien Willen der Con- servativen, welche es nicht für Recht erachteten, wenn die Gegenpartei gar nicht vertreten würde. Dies ist z. B. der Fall mit Dr. Souchay. Nur Dr. Jucho, A. Nasor und J. Reiß wurden selbstständig von den Gothaern durchgesetzt. Be- merkenswerth bleibt, daß durch die bornirte Hin- terlist eines der Wahlmänner gegen die ausdrück- liche Verabredung alle Katholiken durchgefallen waren. Erst als man begreiflich machte, daß nach der Verfassung ohne Katholiken der gesetz- gebende Körper keine Gültigkeit hätte, besann man sich eines Bessern und wählte v. Guaita, Louis Brentano, Springsfeld, Lind, Ott, Dr. Schaeffner und Hauptmann Hemmerich. Eben so viele Juden zu wählen, hätten diese Männer des Aufklärichts sicher kein Bedenken getragen. ( K. Z. ) * Aus Baden, 27. Okt. Jch bin im Stande, Jhnen Ausführlicheres über die letzte geheime Sitzung der ersten Kammer mitzutheilen, worin der Militärvertrag mit Preußen zur Verhandlung kom. Der Hauptsprecher für den auf Kundigung des Vertrags lautenden Antrag war Freiherr v. Rink. Er griff sehr den Minister v. Klüber wegen seiner Politik an und hebt hervor, wie unerschwingliche Lasten für das Land dieser Ver- trag enthalte. Der Vertrag sei eine reine Finanz- frage und von der Politik sehr wohl zu trennen; man möge ihn daher kündigen, denn bei einem Kriege zwischen Oesterreich und Preußen könnten die Truppen des letztern den größten Theil Ba- dens doch nicht behaupten, und vor republikani- schen Aufständen habe man sich selbst nach Zurück- ziehen der preuß. Truppen nicht zu fürchten so lange die Oesterreicher in Vorarlberg stünden. Minister von Klüber erwidert: Schon in frühern Zeiten habe der Norden Deutschlands immer viel Sympathie für Baden gehabt. Baden sei sogar geographisch auf den Norden angewiesen, insofern nämlich Deutschland nach Stromgebieten betrach- tet, in Stromgebiete eingetheilt werden müsse. Der Rhein aber ströme nach dem Norden hin. Ueberhaupt sei Baden der natürliche Vermittlungs- punkt zwischen Süden und Norden und durchaus unabweisbar an das Geschick des letztern gekettet. An das Zustandekommen der Union glaube er freilich kaum mehr, er wisse nicht was aus ihr noch werde, er wisse aber auch nicht was noch aus dem Bundestag werde, oder was überhaupt die Zukunft noch bringe. Wohl sei der Militär- vertrag anfangs von der Politik getrennt gewesen in Folge der neuesten Ereignisse sei er es nicht mehr. An der bisherigen Politik müsse er aber festhalten, selbst wenn ihn der Fluch des Landes treffen sollte, er werde ihn ertragen, und er hoffe sich dereinst vor dem höchsten Richter darüber ver- antworten zu können. Er wisse, daß er isolirt stehe. -- Die Debatte, an welcher Legationsrath von Marschall, Zöpfl, Regenauer für den Mino- ritätsantrag, Lauer und von Hirscher für den Majoritätsantrag Theil nahmen, war für dieses Haus außergewöhnlich lebhaft. Prinz Friedrich und Frhr. v. Andlaw waren in dieser Sitzung nicht zugegen, während sie in der letzten geheimen Sitzung anwesend waren. Nachdem der Majori- tätsantrag -- welcher lautet: „daß von der in gedachter Uebereinkunft vorbehaltenen Kündigungs- befugniß Gebrauch gemacht und Unterhandlungen auf der Grundlage einer Bundesbesatzung in Ra- statt gepflogen werden“ sollen -- verworfen, wurde der Entwurf der Minorität der Kommission angenom- men. Er lautet wortlich also: „Durchlauchtigster Großherzog Gnädigster Fürst u. Herr! E. kgl. Hoh. ließen den Kammern und zwar zunächst der zwei- ten -- in geheimer Sitzung die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J. wegen Stellung und Ver- pflegung der königl. preuß. Truppen im Großher- zogthum Baden vom 1. Okt. 1849 an, und we- gen Verlegung großh. bad. Truppen in preuß. Garnisonen, so wie den zu dem Artikel VII. die- ser Convention vereinbarten Vorbehalt zur Kennt- nißnahme und so weit solches verfassungsmäßig erforderlich ist, zur nachträglichen Genehmigung vorlegen. Die I. Kammer. E. k. H. getreuen Stände hat zur gründlichen Prüfung dieser Vor- lage und des hierüber von der zweiten Kammer ihr zugegangenen Adreßentwurf eine Kommission niedergesetzt, deren Bericht in geheimer Sitzung berathen und hierdurch die Ueberzeugung gewon- nen, daß die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J., in soweit sie die Verlegung der großh. bad. Trup- pen in preuß. Garnisonen betrifft, nicht zum ver- tragsmäßigen Vollzug gekommen ist, daß für die Beseitigung der im Wege stehenden Hindernisse, innerhalb einer bestimmten Frist keine Garantien vorliegen, daß überdieß die wesentlichen Voraus- setzungen, von welchen bei der Verlegung ausge- gangen wurde, nicht in Erfüllung gegangen sind, dieselbe hiernach der Neubildung der bad. Hee- resabtheilung nicht förderlich erscheint, letztere viel- mehr ebensowohl und mit wesentlicher Erleichte- rung der Staatskasse im Lande bewirkt werden kann, daß durch die fortdauernde Anwendung der übrigen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 25. Mai ohne gleichzeitige Verlegung der bad. Trup- pen der großh. Finanzhaushalt zerrüttet wird, und das Land auf die Dauer die ihm hierdurch auf- erlegten unerschwinglichen Lasten zu tragen außer Stand ist. Die 1. Kammer E. k. H. getreuen Stände hat daher heute in geheimer Sitzung be- schlossen: E. k. H. unterthänigst zu bitten: 1 ) Höchstihre Regierung anzuweisen, von weiterer Verlegung bad. Truppen in k. preuß. Garnisonen gänzlich Umgang zu nehmen, auch die bereits da- hin abgegangenen großh. Truppen in Anwendung der durch Art. V Abs. II der Uebereinkunft der großh. Regierung vorbehaltenen Befugniß, bald- thunlichst zurückzuziehen, damit eine gleiche Anzahl der k. p. Besatzungstruppen in Baden aufzulösen und dieselben bei Berechnung der nach Art. III zum Grunde liegende Kontingentszahl vermindern a ) um die Zahl der in preuß. Garnisonen ein- marschirten großh. bad. Truppen von dem Tage ihrer Ankunft daselbst, um die Zahl der im Groß- herzogthum aufgestellten bad. Truppen von dem Tage, an welchem sie zum Ausmarsche bereit wa- ren, oder zum Dienste verwendet werden können; b ) daß eine Verminderurg der königl. preuß. Be- satzungstruppen mindestens in soweit sie nothwen- dig ist, um für die Unterbringung sämmtlicher großh. bad. und königl. preuß. Truppen in Kaser- nen Raum zu gewinnen, baldmöglichst stattfinde; c ) durch Höchstihre Regierung durch Maßgabe der in Folge der Unterhandlungen sich ergebenden Sachlage die Anwendung der Befugniß, welche der Art. 1 Abs. III. der Uebereinkunft vom 25. Mai d. J. der großh. Regierung vorbehalten hat, eintreten zu lassen. △ Aus Baden, 28. Okt. Am 24. d. Mts. sind aus den Kasematten zu Rastatt drei Militär- sträflinge entwichen; sie haben die Richtung nach Frankreich genommen. Bis jetzt konnte man ihnen nicht habhaft werden. Aus Thüringen, 27. Okt. Aus Erfurt er- halten wir die Nachricht, daß daselbst ein Be- fehl des Kriegsministeriums wegen Einberufung der Reserven und Einkleidung der Landwehr ein- getroffen sei. -- Das Contingent des Großherzog- thums Weimar, 3 Bataillone, soll ebenfalls mo- bil gemacht werden und einen Theil der Obser- vationsarmee bilden. Luxemburg, 25. Okt. Der Prinz Heinrich der Niederlande ist vorgestern hier eingetroffen und hat durch die Eidesleistung auf die Verfas- sung seine Statthalterschaft angetreten. Sein Em- pfang war weit davon entfernt, ein freundlicher und herzlicher zu sein, ungeachtet der Prinz den- selben in seiner Rede vor der Kammer als einen solchen bezeichnete. Jm übrigen sagte er, er wisse, wie sehr das Land an seiner Nationalität hänge und dasselbe möge seine Anwesenheit als Gewähr für die Aufrechthaltung derselben ansehen und ferner, „er erfülle die Jnteution Sr. Maj., wenn er dem Großherzogthume die Vortheile seiner na- tionalen Jnstitutionen in ihren Relationen zu Deutschland, mit dem es durch die Verträge des deutschen Bundes vereinigt wäre, zu erhalten suche.“ ( K. Z. ) Aus Leipzig, 20. Okt. wird d. O. C. ge- schrieben: Die hiesige „Deutsche Allg. Ztg.“, die unter der Oberleitung des Herrn Heinrich Brock- haus redigirt wird, geht in ihrem sinnlosen Wü- then gegen Alles, was katholisch und österreichisch ist, so weit, daß sie sich erfrecht, in einer ihrer letzten Nummern zu sagen: „Der Kardinal=Erz- bischof von Prag, Fürst Schwarzenberg, ist er- füllt von dem glühendsten Eifer, seinen Namen jenen herrschsüchtigen Prälaten anzureihen, welche im Laufe der Jahrhunderten Oesterreichs Regen- tenhaus zur Unduldsamkeit verführt, und dadurch unsägliches Unheil über die Völker der Monarchie gebracht haben,“ und noch viel Schlimmeres folgt in dem von ruchloser Hand geschriebenen Artikel. Jn der That, diesem Kirchenfürsten von engelrei- nen Sitten, unvergleichlicher Frömmigkeit und Milde, der kein anderes Streben kennt, als das Reich Christi auf Erden zu verbreiten, weltliche Herrschaftspläne, ja sogar, wie in dem Artikel geschieht, wenn auch etwas verdeckt, Geldsucht zuzuschreiben, ist der Gipfel äußerster, fluchwür- digster Libellistenbosheit und Zeitungsschreiber- Nichtsnutzigkeit. Der infame Artikel enthält die Anklage, daß die Kirche in Oesterreich „ihren außerordentlichen Erfolg der salbungsvoll gepre- digten gleißnerischen Behauptung verdankt, alle Revolutionen seien durch die sogenannte Freiden- kerei veranlaßt worden, und nur eine unbeschränkte katholische Kirchengewalt könne die Throne und mit ihnen alle heiligen Jnteressen der Menschheit retten und erhalten.“ Diese sein sollende Anklage enthält das indirekte Eingeständniß, weßwegen die Revolutionäre, so erboßt sind. Sie empfinden, daß ihnen die geistige Herrschaft, die sie zum un- ersetzlichen Schaden der Menschheit so lange ge- führt, unwiederbringlich aus den Händen gleitet. Sie wissen, daß nicht nur in katholischen Ländern, sondern auch in den protestantischen, die Einsicht tiefe Wurzel geschlagen hat, daß die Menschheit rettungslos verloren ist, wenn sie nicht zur Furcht Gottes zurückkehrt. Und weil unsere heil. Kirche mit apostolischer Gewalt das große, Gott wohl- gefällige Werk mit so sichtlichem, mit so unauf- haltsamem Erfolge fördert, darum geifern diese Selbstgötter gegen sie mit höllenentstammter, durch Cristum den Herrn ohnmächtiger Wuth. -- Zu den Werken, welche zur Verbreitung der Herr- schaft des Radikalismus und der Freidenkerei das Meiste beigetragen haben, gehört unstreitig das Brockhaus'sche Konversationslexikon. Herr Heinrich Brockhaus bereitet die zehnte Auflage vor. Jst das nicht ein großartiges „Zeichen der Zeit?“ Aus dem Mecklenburgischen, 24. Okt. Seit die Democratie von aller Beiheiligung an den ihr im Jahre 1848 und 1849 so geläufig gewor- denen Regierungsgeschäften zurückgedrängt ist, über- nimmt sie es, Ministerlisten zu fabriziren und allerhand Unsinn zu verbreiten. Es ist aller- dings nicht unbegründet, daß die Vereinigung beider Regierungen über dem nächsten Landtage zu ma- chende Vorlagen ihre Schwierigkeiten hat, aber zu Krisen, wie die oben erwähnte, zu führen, da- zu war die Lage der diesseitigen Regierung jener gegenüber noch nicht kritisch genug. -- Die De- mokraten würden allerdings auch in die Hände klatschen, wenn es dazu käme, daß beide Regier- ungen wieder wegen der Folgezeit in Differenzen geriethen, noch lieber würden sie es sehen, wenn Graf Bülow, der ihnen zu einer Zuneigung bis jetzt noch keine Ursache gegeben, seine Demission

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 261. Würzburg, 31. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische261_1850/2>, abgerufen am 18.04.2024.