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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1630, Czernowitz, 22.06.1909.

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22. Juni 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]
Der Spionageprozeß Müller.

Unter riesigem Interesse begann
heute vor dem Belgrader Gerichtshofe der Spionageprozeß
Müller und Genossen. Die Hauptangeklagten sind Major Jan-
kowitsch, Oberleutnant Giorgjewitsch und der österreichische
Untertan Karl Müller. Jankowitsch gibt zu, in Verbindung mit
dem gewesenen österreichisch-ungarischen Militärattache Major
Tancos gestanden zu sein. Seine ihm gegebenen Informationen
seien jedoch alle falsch gewesen und hätten nur zur Irreführung
des Attachees gedient. Der Prozeß wird mehrere Tage dauern.




Ein verunglückter Postzug.

K.-B. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Der Postzug von Madras ist zwischen Minjur und
Ennore
verunglückt. Fünfzehn Eingeborene sind um-
gekommen.




Die Expedition nach Gröuland.

KB. (Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Die Expedition nach dem nordöstlichen Grönland ist
heute unter Leitung Mikkelsens an Bord der "Alabama"
unter lebhafter Teilnahme der Bevölkerung in See gegangen.




Schiffsunglück.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Der englische Kreuzer "Sapphs" ist heute nachts bei
Dungeneß infolge dichten Nebels mit dem gleichnamigen
Dampfer zusammengestoßen. Die Besatzung des Kreuzers
wurde gerettet und der Kreuzer im sinkenden Zustande nach
Dover gebracht. Der Dampfer blieb unbeschädigt.




[Raubüberfall auf Reisende in Russisch-
Polen.]

Aus Warschau wird der "Vossischen Zeitung"
berichtet: Etwa 50 Reisende, die sich in einem Postwagen
nach Kalisch begaben, wurden in einem Walde in der Nähe
von Kalisch von bewaffneten Banditen überfallen und beraubt.
Einige des Ueberfalles verdächtigen Personen sind verhaftet
worden.

[Eine Gymnasiastenrevolte.]

Aus Sofia wird
berichtet: Am städtischen Gymnasium in Plewna ist es zu einer
Revolte gekommen, die mit einem blutigen Zusammenstoße
zwischen Studenten und Polizei endete. Mehrere Schüler der
fünften Klasse gerieten mit einem Gymnasialprofessor in einen
Konflikt, worauf sämtliche Schüler ausgeschlossen wurden. Sie
demonstrierten gegen das Urteil, worauf das Professorenkollegium
die Polizei zur Entfernung der widerspenstigen Schüler herbeirief.
Es kam zu einem Zusammenstoße, bei dem viele Studenten
verletzt wurden.

[Der Mörder des Ehepaares Stoff],

Fedko
Dawydiak, ist ernstlich erkrankt, so daß er ins Gefängnis-
spital transferiert werden mußte.

[Die Nachricht von einer Begegnung un-
seres Kaisers mit dem Zaren.]

Das "Neue Wiener
Tagblatt" meldet: Zu der zuerst von einem englischen
Provinzblatte gebrachten Meldung über eine bevorstehende
Zusammenkunft des Zaren mit Kaiser Franz Josef wird in
unterrichteten Kreisen bemerkt, daß von einer solchen Absicht
des Kaisers von Rußland nichts bekannt und eine dahin-
gehende Meldung von keiner Seite eingelaufen sei. Die Mög-
lichkeit eines Besuches des Zaren bei Kaiser Franz Josef wird
jedoch als naheliegend bezeichnet. Es sei gar nicht ausge-
schlossen, daß das umfangreiche diesjährige Reiseprogramm
des Zaren auch nach dieser Richtung hin werde erweitert
werden. Jedenfalls könnte der Zar in einem solchen Fall
eines herzlichen Empfanges sicher sein.

[Männliche Dienstboten.]

Schon vor längeren
Jahren kam man in London auf den Gedanken, als Ersatz für
die immer seltener und immer teurer werdenden Dienstboten
Chinesen zu nehmen. Indessen stand man hiervon bald, wohl
aus "Furcht vor der gelben Gefahr", ab. Statt dessen fand
man für die fehlenden weiblichen Arbeitskräfte nach und nach
einen Ersatz in den vielen stellungslosen jungen Männern:
Handlungsgehilfen, Kellnern, Hausdienern, Gesellen, Lehrlingen
die auf gut Glück nach London gekommen waren, eine passende
Tätigkeit aber noch nicht finden konnten. Dieser Ersatz hat sich
derart bewährt, daß bereits mehrere Agenturen entstanden sind,
die "Haushaltungsboys" liefern. Die meisten von ihnen sind
Ausländer, unter ihnen viele Italiener und Schweizer, aber
auch Dentsche und Franzosen. Die jungen Männer haben alle
häuslichen Arbeiten zu verrichten, namentlich die Reinigung der
Zimmer, das Staubwischen, das Bettmachen. In vieler Beziehung
sind sie den weiblichen Dienstboten vorzuziehen, namentlich, wenn
es sich um schwerere Arbeiten handelt, zum Beispiel beim Um-
stellen der Möbel, Tragen von Koffern, Herbeischleppen des
Brennmaterials und beim Fensterputzen. Für ihre Arbeit er-
halten sie Wohnung, Verpflegung und einen wöchentlichen Lohn
von sechs bis zehn Mark. Die Arbeitgeber erklären, daß die
"männlichen Dienstmädchen" eine wahre Wohltat sind. Erstens
stehen sie morgens früh auf und suchen ihre Ehre darin, die
gröbste Arbeit schon erledigt zu haben, ehe die Herrschaft auf
den Beinen ist. Dann erscheinen sie nie mit schmutzigen Fingern
und, wenn es draußen schellt, während sie auf dem Boden
liegen und scheuern, brauchen sie sich nur die Hände abzutrocknen
und den Rock überzuwerfen. Außerdem fällt die Verpflegung des
Bräutigams oder Vetters fort, ohne den ein richtiges Dienst-
mädchen nicht leben kann.

[Nachwehen der Armeniermetzeleien.]

Aus
armenischen Kreisen wird der "Voss. Ztg." geschrieben: Seit
den Metzeleien sind schon viele Wochen verflossen, und diese
lange Zeit hätte den Eindruck der schrecklichen Ereignisse
wohl bereits gemildert, wenn sich die am Leben gebliebenen
Armenier nicht in einer trostlosen Lage befänden und wenn
[Spaltenumbruch] die Haltung der Regierung ihnen gegenüber nicht zu Bedenken
Anlaß gäbe. Das armenische Stadtviertel von Adana liegt
in Asche. In den Nachbardörfern sind nur wenige Armenier
übriggeblieben. Die Zahl der Verwundeten und Kranken ist
so groß, daß es unmöglich ist, mit vorhandenen Mitteln ihnen
halbwegs Hilfe zu leisten. Das Elend spottet jeder Beschreibung
und die einlaufenden Geldmittel kommen dem gegenüber kaum
in Betracht. Die Sterblichkeit erreicht eine erschütternde Höhe.
Trotzdem hören die behördlichen Plackereien nicht auf. Ob-
dachlose Armenier, die in Zelten Zuflucht gefunden haben,
werden genötigt, sich in bestimmte schmutzige und überfüllte
Herbergen zu begeben, wo die Sterblichkeit noch zunimmt.
Außerdem ist es den Armeniern auf das strengste verboten,
ihre Wohnorte zu wechseln. Alle Bemühungen der Regierung
sind darauf gerichtet, die Schuld an den Metzeleien auf die
Armenier zu schieben. Auch das Militärgericht arbeitet vielfach
in diesem Sinne. Es ist daher begreiflich, daß die Armenier
sich auch weiterhin gefährdet fühlen und keine Sicherheit haben,
daß sich die Metzeleien nicht eines Tages wiederholen, zumal
da in der Provinz die Gewalt vielfach noch in den Händen
von Beamten aus der hamidischen Schule liegt.

[Ein kugelsicherer Panzer.]

Wie die "Bohemia"
berichtet, ist es nach langen Bemühungen einem Prager
Schneidergehilfen gelungen, eine Art kugelsicheren Panzers
herzustellen, der sich bei den bisher vorgenommenen Versuchen
bestens bewährt hat. Der Panzer besteht aus einer 35 Zenti-
meter hohen und 45 Zentimeter breiten Platte, die 11/2 Zenti-
meter dick ist und ein Gewicht von 21/2 Kilogramm hat.
Das Material stellt sich als eine haltbare Masse dar, die
äußerlich einem Gemisch von Wachs und Filz gleicht und in
der die Geschosse stecken bleiben, was als besonderer Vorzug
erscheint, da durch den Abprall von anderen Panzean, wie die
bisherigen Erfahrungen gelehrt haben, sehr leicht schwere Ver-
letzungen der Nachbarschaft erfolgen können. Der Schutzschild
kann in einem Ausschnitt am Gewehre befestigt werden. Das
frühere Modell des Panzers hatte bei gleichem Format eine
Stärke von 7 Zentimeter Die Versuche die mit diesem alten
Modell vor dem Kriegsminister Schönaich vorgenommen wurden,
ergaben befriedigende Resultate, doch hat jenes Modell wegen
seines großen Gewichtes keine praktische Verwendbarkeit. Da
aber das neue Modell ein Fünftel der ursprünglichen Stärke
hat, ist dessen Verwendbarkeit in den Bereich naher Mög-
lichkeit gerückt. Ueber Auftrag des Prager Korpskomman-
danten wurde vor einiger Zeit mit der praktischen
Erprobung des neuen Panzers begonnen. Die ersten
vor einem kleinen Kreis auf dem Schließplatz nächst Prag
vorgenommenen Versuche ergaben ein über alles Erwarten
günstiges Resultat. Schon auf 150 Schritte Distanz blieben
alle Geschosse in der Platte stecken. Die Versuche werden vor
einer eigenen Kommission noch mehrmals erneuert werden.
Man will die Platte zur Erprobung ihrer Widerstands-
fähigkeit nicht nur dem Einzelfeuer, sondern auch dem Feuer
ganzer Abteilungen und der Maschinengewehre aussetzen.




Grundriß des Militärstrafrechtes.

In die Gesamtdarstellung des österreichischen Rechtes,
welche im Verlage von Duncker & Humblot erscheint ist, wie
die "N. Fr. Pr." berichtet, als 7. Abteilung des 2. Bandes
nunmehr ein Grundriß des Militärstrafrechtes
eingefügt worden. Verfasser ist der frühere Hauptmann-Auditor
und Privatdozent an der Universität in Czernowitz Dr. Georg
Lelewer, der bereits durch mehrere Publikationen den Ruf
eines begabten Vertreters der österreichischen Strafrechtswissen-
schaft erworben hat. Der vorliegende Grundriß ist eine äußerst
verdienstvolle Arbeit; schon zunächst deshalb, weil wir über-
haupt keine systematische Darstellung des Militärstrafrechtes
in Oesterreich besitzen, sondern nur einen Kommentar, der
übrigens heute in theoretischer Beziehung in wesentlichen
Punkten veraltet ist. Lelewer behandelt in einem allgemeinen
Teile die Besonderheiten des Militärstrafsystems überhaupt,
sowohl was die Rechtsquellen, als auch was den Kreis der
ihm unterworfenen Personen und endlich die Abweichungen
gegenüber den allgemeinen Bestimmungen des Zivilstrafgesetz-
buches anbelangt. Im besonderen Teile werden die Militär-
delikte, die strafbaren Handlungen wider die Kriegsmacht des
Staates und die vom österreichischen Zivilstrafgesetz ab-
weichenden Bestimmungen über die gemeinen Delikte behandelt.
Die Darstellung ist eine äußerst klare und neben der ernsten
Wissenschaftlichkeit, die aus ihr spricht, darum besonders wert-
voll, weil die strafrechtliche Judikatur der
Militärgerichte,
welche bekanntlich ohne Kontrolle der
Oeffentlichkeit arbeitet, in vorzüglicher Weise verwendet
erscheint. Eine gute Darstellung des Militärstrafrechtes ist aber
heute bei der allgemeinen Wehrpflicht und bei dem Umstande,
daß im Kriegssalle zweieinhalb Millionen Menschen unter die
Herrschaft des Militärstrafgesetzes fallen, von großer Bedeutung,
nicht bloß für den Militärjuristen, sondern auch für den
Ziviljuristen, der hiedurch in ein ihm sonst ferner liegendes
Gebiet in ausgezeichneter Weise eigeführt wird. Zur Charakteri-
sierung des Geistes, von dem die Arbeit durchdrungen ist, sei
die Aeußerung Lelewers über das gegenwärtige Militärstraf-
recht angeführt: "Unser Militärstrafrecht leidet an der früher
allgemein verbreiteten und auch heute noch vielfach geteilten
irrigen Meinung (vergleiche zum Beispiel Dangelmater,
Philosophie des Militärrechtes 32), daß alle militärischen
Institutionen schon im Frieden für den Krieg eingerichtet sein
müssen und daß das Militärstrafrecht auch eine solche
militärische Institution sei. Darin liegt ein Grundfehler der
Militärstrafgesetzgebung, dem so manche versehlte Gesetz-
gebungsarbeit, wie in mancher Beziehung auch die neue
deutsche Militärstrafgerichtsordnung, zur Last fällt. Die
Militärstrafgesetzgebung ist keineswegs eine solche militärische
Institution, wie zum Beispiel die Organisation oder die Be-
waffnung des Heeres, die allerdings nur den einen großen
Zweck haben, die Armee auf den Ernstfall vorzubereiten und
daher auch schon im Frieden nur mit Rücksicht auf ihre
Kriegsbrauchbarkeit einzurichten sind."




[Spaltenumbruch]
Czernowitzer Angelegenheiten.


Bukowiner Fragen im Parlamente.

Der uns im Wortlaute vorliegenden Rede des Abgeord-
neten Simionovici sei noch in Ergänzung unseres tele-
graphischen Berichtes Nachstehendes entnommen:

Der Abgeordnete verwies zunächst auf die Zusage des
Ministerpräsidenten Beck, daß er (Beck) die Anregung einer
großen Hilfsaktion für die Bukowina mit der größten Auf-
merksamkeit verfolgen und, falls die zu pflegenden Erhebungen
eine entsprechende Grundlage liefern werden, gewiß alles tun
werde, um dieses Land, das so treu die Grenzwacht im Osten
halte, einer besonders wirtschaftlichen Förderung teilhaftig
werden zu lassen.

Obwohl nun, führte Abg. Simionovici aus, nahezu
ein Jahr seit dieser feierlichen Zusage verstrichen ist, sei die
von Beck versprochene staatliche Hilfsaktion nicht nur nicht
eingeleitet worden, sondern es sei nicht einmal bekannt, welches
Resultat die zum Zwecke der Inaugurierung dieser Hilfsaktion
in Aussicht gestellten Erhebungen zu Tage gesördert haben.

Redner verwies auf den großen Notstand in der Buko-
wina und führte des weiteren aus, daß die angeblich un-
günstige Finanzlage des Staates schon aus dem Grande kein
ernstliches Hindernis bilden könne, weil sich in einem Jahre
die Finanzlage nicht rapid ändern konnte und weil anderer-
seits in der Bukowina mit verhältnismäßig geringen Mitteln
Großes geleistet werden konnte.

Nachdem Redner die Teilung der Lehrer- und Lehrerinnen-
bildungsanstalt urgiert hatte, wendete er sich der Frage der
Errichtung rumänischer Parallelklassen im Radautzer Staats-
gymnasium zu und meint, daß es wohl richtig sei, daß das
Radautzer Gymnasium von wenigen rumänischen Schülern be-
sucht werde. Dies sei aber gerade auf den Mißstand zurück-
zuführen, daß keine rumänischen Klassen existieren. Mit der
Errichtung derselben würde sich die Frequenz desseben durch
die rumänischen Schüler besonders heben.

Längere Zeit verweilte Redner bei der Frage der Er-
richtung einer Kanzel für rumänische Geschichte,
wobei er gegen die Einwendung des Unterrichtsministers
polemisierte, daß diese Frage auch eine Agitation unter den
russischen Studenten für die Errichtung einer Kanzel für
russische Geschichte hervorgerufen habe. Die Rumänen hätten
in der Bukowina eine historische Bedeutung. Vor 100 Jahren
sei die rumänische Sprache die einzig gebräuchliche in der
Bukowina gewesen, während es Russen in der Bukowina nur
insoferne gegeben hat, als unter Kaiser Josef etwa 4000
Lipowaner ins Land kamen. Die Begründung des Ministers,
daß diese Kanzel die deutsche Vortragssprache auch gefährden
könnte, sei unbegründet, da auch rumänische und ruthenische
Literatur in der betreffenden Sprache vorgetragen werde. Die
Rumänen seien diejenigen, welche in keiner Weise den deutschen
Charakter der Universität tangieren wollten.

Nachdem Abg. Simionovici noch auf die Aus-
führungen des Abg. Pihuliak, der seine Kirchenfragen
vorgetragen hatte, erwiderte hatte, stellt er die Bitte auf Errichtung
von rumänischen Handwerkerschulen in Radautz und
Suczawa und auf Ausgestaltung der Fachschule für Holz-
beorbeitung in Kimpolung durch Angliederung einer
Abteilung für Zimmerei. Zur Begründung seiner Bitte führt
Redner aus, daß die Rumänen in der Bukowina einst einen
blühenden Handwerkerstand hatten, welcher in Zünften
organisiert, die noch gegenwärtig bewunderten Bau- und
Kunstdenkmäler in der südlichen Bukowina geschaffen hat.
Infolge widriger Umstände sei dieser Handwerkerstand
zurückgegangen und könne nur durch eine entsprechende Aus-
gestaltung des Gewerbeschulwesens zu neuer Blüte gebracht
werden. Schließlich urgierte Redner die Errichtung eines
Bezirksgerichtes in Ober-Wikow.




Dekanswahlen.

Die theologische Fakultät unserer
Universität wählte zu ihrem Dekan für das Studienjahr
1909 den Professor des Bibelstudiums und der Exegese des
neuen Bundes Dr. Basil Georgiu und die philosophische
Fakultät für das beregte Studienjahr zu ihrem Dekan den
Professor der klassischen Philologie Dr. Julius Jüthner.

Von der Universität.

Wie uns aus Prag telegraphiert
wird, wurde für die erledigte Lehrkanzel für Anatomie und
Physiologie der Pflanzen des Professors Molisch dem
Ministerium folgender Vorschlag erstattet: Primo loco
Professor Dr. Friedrich Czapek (Czernowitz), secundo
loco
Professor Anton Nestler (Prag.)

Von der Landesregierung.

Der Landespräsident
hat die Dienstesresignation des Veterinärassistenten Jofes
Strek zur Kenntnis genommen und den diplomierten Tierarzt
und Assistenten an der tierärztlichen Hochschule in Lemberg
Johann Kwiecinski zum Veterinärassistenten im Status
der politischen Verwaltungsbehörden der Bukowina ernannt
und dem Veterinärdepartement der Landesregierung zur Dienst-
leistung zugewiesen.

Einweihung einer Kirche.

Prälat Schmid begab
sich gestern nach Lukawetz, wo die Einweihung der neuerbauten
Kirche stattfand.

Die Handelsakademie in Czernowitz.

Samstag,
fand unter dem Vorsitze des Handelskammerpräsidenten
v. Langenhan eine Sitzung des 1. und 4. ständigen
Ausschusses der Handels- und Gewerbekammer statt. In der-
selben wurde beschlossen, dem Plenum der Handels- und
Gewerbekammer den Antrag vorzulegen, daß für die zu er-
richtende Handelsakademie in Czernowitz ein Betrag von
75.000 Kronen in Barem und 25 Jahre hindurch in jedem
Jahre 2.000 K votiert wurde. Bekanntlich hat der Gemein-
derat für die zu errichtende Handelsakademie einen Beitrag
von 25.000 K gewiedmet.


22. Juni 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]
Der Spionageprozeß Müller.

Unter rieſigem Intereſſe begann
heute vor dem Belgrader Gerichtshofe der Spionageprozeß
Müller und Genoſſen. Die Hauptangeklagten ſind Major Jan-
kowitſch, Oberleutnant Giorgjewitſch und der öſterreichiſche
Untertan Karl Müller. Jankowitſch gibt zu, in Verbindung mit
dem geweſenen öſterreichiſch-ungariſchen Militärattaché Major
Tancos geſtanden zu ſein. Seine ihm gegebenen Informationen
ſeien jedoch alle falſch geweſen und hätten nur zur Irreführung
des Attachees gedient. Der Prozeß wird mehrere Tage dauern.




Ein verunglückter Poſtzug.

K.-B. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Der Poſtzug von Madras iſt zwiſchen Minjur und
Ennore
verunglückt. Fünfzehn Eingeborene ſind um-
gekommen.




Die Expedition nach Gröuland.

KB. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Die Expedition nach dem nordöſtlichen Grönland iſt
heute unter Leitung Mikkelſens an Bord der „Alabama“
unter lebhafter Teilnahme der Bevölkerung in See gegangen.




Schiffsunglück.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Der engliſche Kreuzer „Sapphs“ iſt heute nachts bei
Dungeneß infolge dichten Nebels mit dem gleichnamigen
Dampfer zuſammengeſtoßen. Die Beſatzung des Kreuzers
wurde gerettet und der Kreuzer im ſinkenden Zuſtande nach
Dover gebracht. Der Dampfer blieb unbeſchädigt.




[Raubüberfall auf Reiſende in Ruſſiſch-
Polen.]

Aus Warſchau wird der „Voſſiſchen Zeitung“
berichtet: Etwa 50 Reiſende, die ſich in einem Poſtwagen
nach Kaliſch begaben, wurden in einem Walde in der Nähe
von Kaliſch von bewaffneten Banditen überfallen und beraubt.
Einige des Ueberfalles verdächtigen Perſonen ſind verhaftet
worden.

[Eine Gymnaſiaſtenrevolte.]

Aus Sofia wird
berichtet: Am ſtädtiſchen Gymnaſium in Plewna iſt es zu einer
Revolte gekommen, die mit einem blutigen Zuſammenſtoße
zwiſchen Studenten und Polizei endete. Mehrere Schüler der
fünften Klaſſe gerieten mit einem Gymnaſialprofeſſor in einen
Konflikt, worauf ſämtliche Schüler ausgeſchloſſen wurden. Sie
demonſtrierten gegen das Urteil, worauf das Profeſſorenkollegium
die Polizei zur Entfernung der widerſpenſtigen Schüler herbeirief.
Es kam zu einem Zuſammenſtoße, bei dem viele Studenten
verletzt wurden.

[Der Mörder des Ehepaares Stoff],

Fedko
Dawydiak, iſt ernſtlich erkrankt, ſo daß er ins Gefängnis-
ſpital transferiert werden mußte.

[Die Nachricht von einer Begegnung un-
ſeres Kaiſers mit dem Zaren.]

Das „Neue Wiener
Tagblatt“ meldet: Zu der zuerſt von einem engliſchen
Provinzblatte gebrachten Meldung über eine bevorſtehende
Zuſammenkunft des Zaren mit Kaiſer Franz Joſef wird in
unterrichteten Kreiſen bemerkt, daß von einer ſolchen Abſicht
des Kaiſers von Rußland nichts bekannt und eine dahin-
gehende Meldung von keiner Seite eingelaufen ſei. Die Mög-
lichkeit eines Beſuches des Zaren bei Kaiſer Franz Joſef wird
jedoch als naheliegend bezeichnet. Es ſei gar nicht ausge-
ſchloſſen, daß das umfangreiche diesjährige Reiſeprogramm
des Zaren auch nach dieſer Richtung hin werde erweitert
werden. Jedenfalls könnte der Zar in einem ſolchen Fall
eines herzlichen Empfanges ſicher ſein.

[Männliche Dienſtboten.]

Schon vor längeren
Jahren kam man in London auf den Gedanken, als Erſatz für
die immer ſeltener und immer teurer werdenden Dienſtboten
Chineſen zu nehmen. Indeſſen ſtand man hiervon bald, wohl
aus „Furcht vor der gelben Gefahr“, ab. Statt deſſen fand
man für die fehlenden weiblichen Arbeitskräfte nach und nach
einen Erſatz in den vielen ſtellungsloſen jungen Männern:
Handlungsgehilfen, Kellnern, Hausdienern, Geſellen, Lehrlingen
die auf gut Glück nach London gekommen waren, eine paſſende
Tätigkeit aber noch nicht finden konnten. Dieſer Erſatz hat ſich
derart bewährt, daß bereits mehrere Agenturen entſtanden ſind,
die „Haushaltungsboys“ liefern. Die meiſten von ihnen ſind
Ausländer, unter ihnen viele Italiener und Schweizer, aber
auch Dentſche und Franzoſen. Die jungen Männer haben alle
häuslichen Arbeiten zu verrichten, namentlich die Reinigung der
Zimmer, das Staubwiſchen, das Bettmachen. In vieler Beziehung
ſind ſie den weiblichen Dienſtboten vorzuziehen, namentlich, wenn
es ſich um ſchwerere Arbeiten handelt, zum Beiſpiel beim Um-
ſtellen der Möbel, Tragen von Koffern, Herbeiſchleppen des
Brennmaterials und beim Fenſterputzen. Für ihre Arbeit er-
halten ſie Wohnung, Verpflegung und einen wöchentlichen Lohn
von ſechs bis zehn Mark. Die Arbeitgeber erklären, daß die
„männlichen Dienſtmädchen“ eine wahre Wohltat ſind. Erſtens
ſtehen ſie morgens früh auf und ſuchen ihre Ehre darin, die
gröbſte Arbeit ſchon erledigt zu haben, ehe die Herrſchaft auf
den Beinen iſt. Dann erſcheinen ſie nie mit ſchmutzigen Fingern
und, wenn es draußen ſchellt, während ſie auf dem Boden
liegen und ſcheuern, brauchen ſie ſich nur die Hände abzutrocknen
und den Rock überzuwerfen. Außerdem fällt die Verpflegung des
Bräutigams oder Vetters fort, ohne den ein richtiges Dienſt-
mädchen nicht leben kann.

[Nachwehen der Armeniermetzeleien.]

Aus
armeniſchen Kreiſen wird der „Voſſ. Ztg.“ geſchrieben: Seit
den Metzeleien ſind ſchon viele Wochen verfloſſen, und dieſe
lange Zeit hätte den Eindruck der ſchrecklichen Ereigniſſe
wohl bereits gemildert, wenn ſich die am Leben gebliebenen
Armenier nicht in einer troſtloſen Lage befänden und wenn
[Spaltenumbruch] die Haltung der Regierung ihnen gegenüber nicht zu Bedenken
Anlaß gäbe. Das armeniſche Stadtviertel von Adana liegt
in Aſche. In den Nachbardörfern ſind nur wenige Armenier
übriggeblieben. Die Zahl der Verwundeten und Kranken iſt
ſo groß, daß es unmöglich iſt, mit vorhandenen Mitteln ihnen
halbwegs Hilfe zu leiſten. Das Elend ſpottet jeder Beſchreibung
und die einlaufenden Geldmittel kommen dem gegenüber kaum
in Betracht. Die Sterblichkeit erreicht eine erſchütternde Höhe.
Trotzdem hören die behördlichen Plackereien nicht auf. Ob-
dachloſe Armenier, die in Zelten Zuflucht gefunden haben,
werden genötigt, ſich in beſtimmte ſchmutzige und überfüllte
Herbergen zu begeben, wo die Sterblichkeit noch zunimmt.
Außerdem iſt es den Armeniern auf das ſtrengſte verboten,
ihre Wohnorte zu wechſeln. Alle Bemühungen der Regierung
ſind darauf gerichtet, die Schuld an den Metzeleien auf die
Armenier zu ſchieben. Auch das Militärgericht arbeitet vielfach
in dieſem Sinne. Es iſt daher begreiflich, daß die Armenier
ſich auch weiterhin gefährdet fühlen und keine Sicherheit haben,
daß ſich die Metzeleien nicht eines Tages wiederholen, zumal
da in der Provinz die Gewalt vielfach noch in den Händen
von Beamten aus der hamidiſchen Schule liegt.

[Ein kugelſicherer Panzer.]

Wie die „Bohemia“
berichtet, iſt es nach langen Bemühungen einem Prager
Schneidergehilfen gelungen, eine Art kugelſicheren Panzers
herzuſtellen, der ſich bei den bisher vorgenommenen Verſuchen
beſtens bewährt hat. Der Panzer beſteht aus einer 35 Zenti-
meter hohen und 45 Zentimeter breiten Platte, die 1½ Zenti-
meter dick iſt und ein Gewicht von 2½ Kilogramm hat.
Das Material ſtellt ſich als eine haltbare Maſſe dar, die
äußerlich einem Gemiſch von Wachs und Filz gleicht und in
der die Geſchoſſe ſtecken bleiben, was als beſonderer Vorzug
erſcheint, da durch den Abprall von anderen Panzean, wie die
bisherigen Erfahrungen gelehrt haben, ſehr leicht ſchwere Ver-
letzungen der Nachbarſchaft erfolgen können. Der Schutzſchild
kann in einem Ausſchnitt am Gewehre befeſtigt werden. Das
frühere Modell des Panzers hatte bei gleichem Format eine
Stärke von 7 Zentimeter Die Verſuche die mit dieſem alten
Modell vor dem Kriegsminiſter Schönaich vorgenommen wurden,
ergaben befriedigende Reſultate, doch hat jenes Modell wegen
ſeines großen Gewichtes keine praktiſche Verwendbarkeit. Da
aber das neue Modell ein Fünftel der urſprünglichen Stärke
hat, iſt deſſen Verwendbarkeit in den Bereich naher Mög-
lichkeit gerückt. Ueber Auftrag des Prager Korpskomman-
danten wurde vor einiger Zeit mit der praktiſchen
Erprobung des neuen Panzers begonnen. Die erſten
vor einem kleinen Kreis auf dem Schließplatz nächſt Prag
vorgenommenen Verſuche ergaben ein über alles Erwarten
günſtiges Reſultat. Schon auf 150 Schritte Diſtanz blieben
alle Geſchoſſe in der Platte ſtecken. Die Verſuche werden vor
einer eigenen Kommiſſion noch mehrmals erneuert werden.
Man will die Platte zur Erprobung ihrer Widerſtands-
fähigkeit nicht nur dem Einzelfeuer, ſondern auch dem Feuer
ganzer Abteilungen und der Maſchinengewehre ausſetzen.




Grundriß des Militärſtrafrechtes.

In die Geſamtdarſtellung des öſterreichiſchen Rechtes,
welche im Verlage von Duncker & Humblot erſcheint iſt, wie
die „N. Fr. Pr.“ berichtet, als 7. Abteilung des 2. Bandes
nunmehr ein Grundriß des Militärſtrafrechtes
eingefügt worden. Verfaſſer iſt der frühere Hauptmann-Auditor
und Privatdozent an der Univerſität in Czernowitz Dr. Georg
Lelewer, der bereits durch mehrere Publikationen den Ruf
eines begabten Vertreters der öſterreichiſchen Strafrechtswiſſen-
ſchaft erworben hat. Der vorliegende Grundriß iſt eine äußerſt
verdienſtvolle Arbeit; ſchon zunächſt deshalb, weil wir über-
haupt keine ſyſtematiſche Darſtellung des Militärſtrafrechtes
in Oeſterreich beſitzen, ſondern nur einen Kommentar, der
übrigens heute in theoretiſcher Beziehung in weſentlichen
Punkten veraltet iſt. Lelewer behandelt in einem allgemeinen
Teile die Beſonderheiten des Militärſtrafſyſtems überhaupt,
ſowohl was die Rechtsquellen, als auch was den Kreis der
ihm unterworfenen Perſonen und endlich die Abweichungen
gegenüber den allgemeinen Beſtimmungen des Zivilſtrafgeſetz-
buches anbelangt. Im beſonderen Teile werden die Militär-
delikte, die ſtrafbaren Handlungen wider die Kriegsmacht des
Staates und die vom öſterreichiſchen Zivilſtrafgeſetz ab-
weichenden Beſtimmungen über die gemeinen Delikte behandelt.
Die Darſtellung iſt eine äußerſt klare und neben der ernſten
Wiſſenſchaftlichkeit, die aus ihr ſpricht, darum beſonders wert-
voll, weil die ſtrafrechtliche Judikatur der
Militärgerichte,
welche bekanntlich ohne Kontrolle der
Oeffentlichkeit arbeitet, in vorzüglicher Weiſe verwendet
erſcheint. Eine gute Darſtellung des Militärſtrafrechtes iſt aber
heute bei der allgemeinen Wehrpflicht und bei dem Umſtande,
daß im Kriegsſalle zweieinhalb Millionen Menſchen unter die
Herrſchaft des Militärſtrafgeſetzes fallen, von großer Bedeutung,
nicht bloß für den Militärjuriſten, ſondern auch für den
Ziviljuriſten, der hiedurch in ein ihm ſonſt ferner liegendes
Gebiet in ausgezeichneter Weiſe eigeführt wird. Zur Charakteri-
ſierung des Geiſtes, von dem die Arbeit durchdrungen iſt, ſei
die Aeußerung Lelewers über das gegenwärtige Militärſtraf-
recht angeführt: „Unſer Militärſtrafrecht leidet an der früher
allgemein verbreiteten und auch heute noch vielfach geteilten
irrigen Meinung (vergleiche zum Beiſpiel Dangelmater,
Philoſophie des Militärrechtes 32), daß alle militäriſchen
Inſtitutionen ſchon im Frieden für den Krieg eingerichtet ſein
müſſen und daß das Militärſtrafrecht auch eine ſolche
militäriſche Inſtitution ſei. Darin liegt ein Grundfehler der
Militärſtrafgeſetzgebung, dem ſo manche verſehlte Geſetz-
gebungsarbeit, wie in mancher Beziehung auch die neue
deutſche Militärſtrafgerichtsordnung, zur Laſt fällt. Die
Militärſtrafgeſetzgebung iſt keineswegs eine ſolche militäriſche
Inſtitution, wie zum Beiſpiel die Organiſation oder die Be-
waffnung des Heeres, die allerdings nur den einen großen
Zweck haben, die Armee auf den Ernſtfall vorzubereiten und
daher auch ſchon im Frieden nur mit Rückſicht auf ihre
Kriegsbrauchbarkeit einzurichten ſind.“




[Spaltenumbruch]
Czernowitzer Angelegenheiten.


Bukowiner Fragen im Parlamente.

Der uns im Wortlaute vorliegenden Rede des Abgeord-
neten Simionovici ſei noch in Ergänzung unſeres tele-
graphiſchen Berichtes Nachſtehendes entnommen:

Der Abgeordnete verwies zunächſt auf die Zuſage des
Miniſterpräſidenten Beck, daß er (Beck) die Anregung einer
großen Hilfsaktion für die Bukowina mit der größten Auf-
merkſamkeit verfolgen und, falls die zu pflegenden Erhebungen
eine entſprechende Grundlage liefern werden, gewiß alles tun
werde, um dieſes Land, das ſo treu die Grenzwacht im Oſten
halte, einer beſonders wirtſchaftlichen Förderung teilhaftig
werden zu laſſen.

Obwohl nun, führte Abg. Simionovici aus, nahezu
ein Jahr ſeit dieſer feierlichen Zuſage verſtrichen iſt, ſei die
von Beck verſprochene ſtaatliche Hilfsaktion nicht nur nicht
eingeleitet worden, ſondern es ſei nicht einmal bekannt, welches
Reſultat die zum Zwecke der Inaugurierung dieſer Hilfsaktion
in Ausſicht geſtellten Erhebungen zu Tage geſördert haben.

Redner verwies auf den großen Notſtand in der Buko-
wina und führte des weiteren aus, daß die angeblich un-
günſtige Finanzlage des Staates ſchon aus dem Grande kein
ernſtliches Hindernis bilden könne, weil ſich in einem Jahre
die Finanzlage nicht rapid ändern konnte und weil anderer-
ſeits in der Bukowina mit verhältnismäßig geringen Mitteln
Großes geleiſtet werden konnte.

Nachdem Redner die Teilung der Lehrer- und Lehrerinnen-
bildungsanſtalt urgiert hatte, wendete er ſich der Frage der
Errichtung rumäniſcher Parallelklaſſen im Radautzer Staats-
gymnaſium zu und meint, daß es wohl richtig ſei, daß das
Radautzer Gymnaſium von wenigen rumäniſchen Schülern be-
ſucht werde. Dies ſei aber gerade auf den Mißſtand zurück-
zuführen, daß keine rumäniſchen Klaſſen exiſtieren. Mit der
Errichtung derſelben würde ſich die Frequenz desſeben durch
die rumäniſchen Schüler beſonders heben.

Längere Zeit verweilte Redner bei der Frage der Er-
richtung einer Kanzel für rumäniſche Geſchichte,
wobei er gegen die Einwendung des Unterrichtsminiſters
polemiſierte, daß dieſe Frage auch eine Agitation unter den
ruſſiſchen Studenten für die Errichtung einer Kanzel für
ruſſiſche Geſchichte hervorgerufen habe. Die Rumänen hätten
in der Bukowina eine hiſtoriſche Bedeutung. Vor 100 Jahren
ſei die rumäniſche Sprache die einzig gebräuchliche in der
Bukowina geweſen, während es Ruſſen in der Bukowina nur
inſoferne gegeben hat, als unter Kaiſer Joſef etwa 4000
Lipowaner ins Land kamen. Die Begründung des Miniſters,
daß dieſe Kanzel die deutſche Vortragsſprache auch gefährden
könnte, ſei unbegründet, da auch rumäniſche und rutheniſche
Literatur in der betreffenden Sprache vorgetragen werde. Die
Rumänen ſeien diejenigen, welche in keiner Weiſe den deutſchen
Charakter der Univerſität tangieren wollten.

Nachdem Abg. Simionovici noch auf die Aus-
führungen des Abg. Pihuliak, der ſeine Kirchenfragen
vorgetragen hatte, erwiderte hatte, ſtellt er die Bitte auf Errichtung
von rumäniſchen Handwerkerſchulen in Radautz und
Suczawa und auf Ausgeſtaltung der Fachſchule für Holz-
beorbeitung in Kimpolung durch Angliederung einer
Abteilung für Zimmerei. Zur Begründung ſeiner Bitte führt
Redner aus, daß die Rumänen in der Bukowina einſt einen
blühenden Handwerkerſtand hatten, welcher in Zünften
organiſiert, die noch gegenwärtig bewunderten Bau- und
Kunſtdenkmäler in der ſüdlichen Bukowina geſchaffen hat.
Infolge widriger Umſtände ſei dieſer Handwerkerſtand
zurückgegangen und könne nur durch eine entſprechende Aus-
geſtaltung des Gewerbeſchulweſens zu neuer Blüte gebracht
werden. Schließlich urgierte Redner die Errichtung eines
Bezirksgerichtes in Ober-Wikow.




Dekanswahlen.

Die theologiſche Fakultät unſerer
Univerſität wählte zu ihrem Dekan für das Studienjahr
1909 den Profeſſor des Bibelſtudiums und der Exegeſe des
neuen Bundes Dr. Baſil Georgiu und die philoſophiſche
Fakultät für das beregte Studienjahr zu ihrem Dekan den
Profeſſor der klaſſiſchen Philologie Dr. Julius Jüthner.

Von der Univerſität.

Wie uns aus Prag telegraphiert
wird, wurde für die erledigte Lehrkanzel für Anatomie und
Phyſiologie der Pflanzen des Profeſſors Moliſch dem
Miniſterium folgender Vorſchlag erſtattet: Primo loco
Profeſſor Dr. Friedrich Czapek (Czernowitz), secundo
loco
Profeſſor Anton Neſtler (Prag.)

Von der Landesregierung.

Der Landespräſident
hat die Dienſtesreſignation des Veterinäraſſiſtenten Jofeſ
Strek zur Kenntnis genommen und den diplomierten Tierarzt
und Aſſiſtenten an der tierärztlichen Hochſchule in Lemberg
Johann Kwiecinski zum Veterinäraſſiſtenten im Status
der politiſchen Verwaltungsbehörden der Bukowina ernannt
und dem Veterinärdepartement der Landesregierung zur Dienſt-
leiſtung zugewieſen.

Einweihung einer Kirche.

Prälat Schmid begab
ſich geſtern nach Lukawetz, wo die Einweihung der neuerbauten
Kirche ſtattfand.

Die Handelsakademie in Czernowitz.

Samſtag,
fand unter dem Vorſitze des Handelskammerpräſidenten
v. Langenhan eine Sitzung des 1. und 4. ſtändigen
Ausſchuſſes der Handels- und Gewerbekammer ſtatt. In der-
ſelben wurde beſchloſſen, dem Plenum der Handels- und
Gewerbekammer den Antrag vorzulegen, daß für die zu er-
richtende Handelsakademie in Czernowitz ein Betrag von
75.000 Kronen in Barem und 25 Jahre hindurch in jedem
Jahre 2.000 K votiert wurde. Bekanntlich hat der Gemein-
derat für die zu errichtende Handelsakademie einen Beitrag
von 25.000 K gewiedmet.


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[3/0003] 22. Juni 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Der Spionageprozeß Müller. Belgrad, 20. Juni. Unter rieſigem Intereſſe begann heute vor dem Belgrader Gerichtshofe der Spionageprozeß Müller und Genoſſen. Die Hauptangeklagten ſind Major Jan- kowitſch, Oberleutnant Giorgjewitſch und der öſterreichiſche Untertan Karl Müller. Jankowitſch gibt zu, in Verbindung mit dem geweſenen öſterreichiſch-ungariſchen Militärattaché Major Tancos geſtanden zu ſein. Seine ihm gegebenen Informationen ſeien jedoch alle falſch geweſen und hätten nur zur Irreführung des Attachees gedient. Der Prozeß wird mehrere Tage dauern. Ein verunglückter Poſtzug. K.-B. Calcutta, 21. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Poſtzug von Madras iſt zwiſchen Minjur und Ennore verunglückt. Fünfzehn Eingeborene ſind um- gekommen. Die Expedition nach Gröuland. KB. Kopenhagen, 21. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Expedition nach dem nordöſtlichen Grönland iſt heute unter Leitung Mikkelſens an Bord der „Alabama“ unter lebhafter Teilnahme der Bevölkerung in See gegangen. Schiffsunglück. KB. London, 21. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der engliſche Kreuzer „Sapphs“ iſt heute nachts bei Dungeneß infolge dichten Nebels mit dem gleichnamigen Dampfer zuſammengeſtoßen. Die Beſatzung des Kreuzers wurde gerettet und der Kreuzer im ſinkenden Zuſtande nach Dover gebracht. Der Dampfer blieb unbeſchädigt. [Raubüberfall auf Reiſende in Ruſſiſch- Polen.] Aus Warſchau wird der „Voſſiſchen Zeitung“ berichtet: Etwa 50 Reiſende, die ſich in einem Poſtwagen nach Kaliſch begaben, wurden in einem Walde in der Nähe von Kaliſch von bewaffneten Banditen überfallen und beraubt. Einige des Ueberfalles verdächtigen Perſonen ſind verhaftet worden. [Eine Gymnaſiaſtenrevolte.] Aus Sofia wird berichtet: Am ſtädtiſchen Gymnaſium in Plewna iſt es zu einer Revolte gekommen, die mit einem blutigen Zuſammenſtoße zwiſchen Studenten und Polizei endete. Mehrere Schüler der fünften Klaſſe gerieten mit einem Gymnaſialprofeſſor in einen Konflikt, worauf ſämtliche Schüler ausgeſchloſſen wurden. Sie demonſtrierten gegen das Urteil, worauf das Profeſſorenkollegium die Polizei zur Entfernung der widerſpenſtigen Schüler herbeirief. Es kam zu einem Zuſammenſtoße, bei dem viele Studenten verletzt wurden. [Der Mörder des Ehepaares Stoff], Fedko Dawydiak, iſt ernſtlich erkrankt, ſo daß er ins Gefängnis- ſpital transferiert werden mußte. [Die Nachricht von einer Begegnung un- ſeres Kaiſers mit dem Zaren.] Das „Neue Wiener Tagblatt“ meldet: Zu der zuerſt von einem engliſchen Provinzblatte gebrachten Meldung über eine bevorſtehende Zuſammenkunft des Zaren mit Kaiſer Franz Joſef wird in unterrichteten Kreiſen bemerkt, daß von einer ſolchen Abſicht des Kaiſers von Rußland nichts bekannt und eine dahin- gehende Meldung von keiner Seite eingelaufen ſei. Die Mög- lichkeit eines Beſuches des Zaren bei Kaiſer Franz Joſef wird jedoch als naheliegend bezeichnet. Es ſei gar nicht ausge- ſchloſſen, daß das umfangreiche diesjährige Reiſeprogramm des Zaren auch nach dieſer Richtung hin werde erweitert werden. Jedenfalls könnte der Zar in einem ſolchen Fall eines herzlichen Empfanges ſicher ſein. [Männliche Dienſtboten.] Schon vor längeren Jahren kam man in London auf den Gedanken, als Erſatz für die immer ſeltener und immer teurer werdenden Dienſtboten Chineſen zu nehmen. Indeſſen ſtand man hiervon bald, wohl aus „Furcht vor der gelben Gefahr“, ab. Statt deſſen fand man für die fehlenden weiblichen Arbeitskräfte nach und nach einen Erſatz in den vielen ſtellungsloſen jungen Männern: Handlungsgehilfen, Kellnern, Hausdienern, Geſellen, Lehrlingen die auf gut Glück nach London gekommen waren, eine paſſende Tätigkeit aber noch nicht finden konnten. Dieſer Erſatz hat ſich derart bewährt, daß bereits mehrere Agenturen entſtanden ſind, die „Haushaltungsboys“ liefern. Die meiſten von ihnen ſind Ausländer, unter ihnen viele Italiener und Schweizer, aber auch Dentſche und Franzoſen. Die jungen Männer haben alle häuslichen Arbeiten zu verrichten, namentlich die Reinigung der Zimmer, das Staubwiſchen, das Bettmachen. In vieler Beziehung ſind ſie den weiblichen Dienſtboten vorzuziehen, namentlich, wenn es ſich um ſchwerere Arbeiten handelt, zum Beiſpiel beim Um- ſtellen der Möbel, Tragen von Koffern, Herbeiſchleppen des Brennmaterials und beim Fenſterputzen. Für ihre Arbeit er- halten ſie Wohnung, Verpflegung und einen wöchentlichen Lohn von ſechs bis zehn Mark. Die Arbeitgeber erklären, daß die „männlichen Dienſtmädchen“ eine wahre Wohltat ſind. Erſtens ſtehen ſie morgens früh auf und ſuchen ihre Ehre darin, die gröbſte Arbeit ſchon erledigt zu haben, ehe die Herrſchaft auf den Beinen iſt. Dann erſcheinen ſie nie mit ſchmutzigen Fingern und, wenn es draußen ſchellt, während ſie auf dem Boden liegen und ſcheuern, brauchen ſie ſich nur die Hände abzutrocknen und den Rock überzuwerfen. Außerdem fällt die Verpflegung des Bräutigams oder Vetters fort, ohne den ein richtiges Dienſt- mädchen nicht leben kann. [Nachwehen der Armeniermetzeleien.] Aus armeniſchen Kreiſen wird der „Voſſ. Ztg.“ geſchrieben: Seit den Metzeleien ſind ſchon viele Wochen verfloſſen, und dieſe lange Zeit hätte den Eindruck der ſchrecklichen Ereigniſſe wohl bereits gemildert, wenn ſich die am Leben gebliebenen Armenier nicht in einer troſtloſen Lage befänden und wenn die Haltung der Regierung ihnen gegenüber nicht zu Bedenken Anlaß gäbe. Das armeniſche Stadtviertel von Adana liegt in Aſche. In den Nachbardörfern ſind nur wenige Armenier übriggeblieben. Die Zahl der Verwundeten und Kranken iſt ſo groß, daß es unmöglich iſt, mit vorhandenen Mitteln ihnen halbwegs Hilfe zu leiſten. Das Elend ſpottet jeder Beſchreibung und die einlaufenden Geldmittel kommen dem gegenüber kaum in Betracht. Die Sterblichkeit erreicht eine erſchütternde Höhe. Trotzdem hören die behördlichen Plackereien nicht auf. Ob- dachloſe Armenier, die in Zelten Zuflucht gefunden haben, werden genötigt, ſich in beſtimmte ſchmutzige und überfüllte Herbergen zu begeben, wo die Sterblichkeit noch zunimmt. Außerdem iſt es den Armeniern auf das ſtrengſte verboten, ihre Wohnorte zu wechſeln. Alle Bemühungen der Regierung ſind darauf gerichtet, die Schuld an den Metzeleien auf die Armenier zu ſchieben. Auch das Militärgericht arbeitet vielfach in dieſem Sinne. Es iſt daher begreiflich, daß die Armenier ſich auch weiterhin gefährdet fühlen und keine Sicherheit haben, daß ſich die Metzeleien nicht eines Tages wiederholen, zumal da in der Provinz die Gewalt vielfach noch in den Händen von Beamten aus der hamidiſchen Schule liegt. [Ein kugelſicherer Panzer.] Wie die „Bohemia“ berichtet, iſt es nach langen Bemühungen einem Prager Schneidergehilfen gelungen, eine Art kugelſicheren Panzers herzuſtellen, der ſich bei den bisher vorgenommenen Verſuchen beſtens bewährt hat. Der Panzer beſteht aus einer 35 Zenti- meter hohen und 45 Zentimeter breiten Platte, die 1½ Zenti- meter dick iſt und ein Gewicht von 2½ Kilogramm hat. Das Material ſtellt ſich als eine haltbare Maſſe dar, die äußerlich einem Gemiſch von Wachs und Filz gleicht und in der die Geſchoſſe ſtecken bleiben, was als beſonderer Vorzug erſcheint, da durch den Abprall von anderen Panzean, wie die bisherigen Erfahrungen gelehrt haben, ſehr leicht ſchwere Ver- letzungen der Nachbarſchaft erfolgen können. Der Schutzſchild kann in einem Ausſchnitt am Gewehre befeſtigt werden. Das frühere Modell des Panzers hatte bei gleichem Format eine Stärke von 7 Zentimeter Die Verſuche die mit dieſem alten Modell vor dem Kriegsminiſter Schönaich vorgenommen wurden, ergaben befriedigende Reſultate, doch hat jenes Modell wegen ſeines großen Gewichtes keine praktiſche Verwendbarkeit. Da aber das neue Modell ein Fünftel der urſprünglichen Stärke hat, iſt deſſen Verwendbarkeit in den Bereich naher Mög- lichkeit gerückt. Ueber Auftrag des Prager Korpskomman- danten wurde vor einiger Zeit mit der praktiſchen Erprobung des neuen Panzers begonnen. Die erſten vor einem kleinen Kreis auf dem Schließplatz nächſt Prag vorgenommenen Verſuche ergaben ein über alles Erwarten günſtiges Reſultat. Schon auf 150 Schritte Diſtanz blieben alle Geſchoſſe in der Platte ſtecken. Die Verſuche werden vor einer eigenen Kommiſſion noch mehrmals erneuert werden. Man will die Platte zur Erprobung ihrer Widerſtands- fähigkeit nicht nur dem Einzelfeuer, ſondern auch dem Feuer ganzer Abteilungen und der Maſchinengewehre ausſetzen. Grundriß des Militärſtrafrechtes. In die Geſamtdarſtellung des öſterreichiſchen Rechtes, welche im Verlage von Duncker & Humblot erſcheint iſt, wie die „N. Fr. Pr.“ berichtet, als 7. Abteilung des 2. Bandes nunmehr ein Grundriß des Militärſtrafrechtes eingefügt worden. Verfaſſer iſt der frühere Hauptmann-Auditor und Privatdozent an der Univerſität in Czernowitz Dr. Georg Lelewer, der bereits durch mehrere Publikationen den Ruf eines begabten Vertreters der öſterreichiſchen Strafrechtswiſſen- ſchaft erworben hat. Der vorliegende Grundriß iſt eine äußerſt verdienſtvolle Arbeit; ſchon zunächſt deshalb, weil wir über- haupt keine ſyſtematiſche Darſtellung des Militärſtrafrechtes in Oeſterreich beſitzen, ſondern nur einen Kommentar, der übrigens heute in theoretiſcher Beziehung in weſentlichen Punkten veraltet iſt. Lelewer behandelt in einem allgemeinen Teile die Beſonderheiten des Militärſtrafſyſtems überhaupt, ſowohl was die Rechtsquellen, als auch was den Kreis der ihm unterworfenen Perſonen und endlich die Abweichungen gegenüber den allgemeinen Beſtimmungen des Zivilſtrafgeſetz- buches anbelangt. Im beſonderen Teile werden die Militär- delikte, die ſtrafbaren Handlungen wider die Kriegsmacht des Staates und die vom öſterreichiſchen Zivilſtrafgeſetz ab- weichenden Beſtimmungen über die gemeinen Delikte behandelt. 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Zur Charakteri- ſierung des Geiſtes, von dem die Arbeit durchdrungen iſt, ſei die Aeußerung Lelewers über das gegenwärtige Militärſtraf- recht angeführt: „Unſer Militärſtrafrecht leidet an der früher allgemein verbreiteten und auch heute noch vielfach geteilten irrigen Meinung (vergleiche zum Beiſpiel Dangelmater, Philoſophie des Militärrechtes 32), daß alle militäriſchen Inſtitutionen ſchon im Frieden für den Krieg eingerichtet ſein müſſen und daß das Militärſtrafrecht auch eine ſolche militäriſche Inſtitution ſei. Darin liegt ein Grundfehler der Militärſtrafgeſetzgebung, dem ſo manche verſehlte Geſetz- gebungsarbeit, wie in mancher Beziehung auch die neue deutſche Militärſtrafgerichtsordnung, zur Laſt fällt. Die Militärſtrafgeſetzgebung iſt keineswegs eine ſolche militäriſche Inſtitution, wie zum Beiſpiel die Organiſation oder die Be- waffnung des Heeres, die allerdings nur den einen großen Zweck haben, die Armee auf den Ernſtfall vorzubereiten und daher auch ſchon im Frieden nur mit Rückſicht auf ihre Kriegsbrauchbarkeit einzurichten ſind.“ Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 21. Juni. Bukowiner Fragen im Parlamente. Der uns im Wortlaute vorliegenden Rede des Abgeord- neten Simionovici ſei noch in Ergänzung unſeres tele- graphiſchen Berichtes Nachſtehendes entnommen: Der Abgeordnete verwies zunächſt auf die Zuſage des Miniſterpräſidenten Beck, daß er (Beck) die Anregung einer großen Hilfsaktion für die Bukowina mit der größten Auf- merkſamkeit verfolgen und, falls die zu pflegenden Erhebungen eine entſprechende Grundlage liefern werden, gewiß alles tun werde, um dieſes Land, das ſo treu die Grenzwacht im Oſten halte, einer beſonders wirtſchaftlichen Förderung teilhaftig werden zu laſſen. Obwohl nun, führte Abg. Simionovici aus, nahezu ein Jahr ſeit dieſer feierlichen Zuſage verſtrichen iſt, ſei die von Beck verſprochene ſtaatliche Hilfsaktion nicht nur nicht eingeleitet worden, ſondern es ſei nicht einmal bekannt, welches Reſultat die zum Zwecke der Inaugurierung dieſer Hilfsaktion in Ausſicht geſtellten Erhebungen zu Tage geſördert haben. Redner verwies auf den großen Notſtand in der Buko- wina und führte des weiteren aus, daß die angeblich un- günſtige Finanzlage des Staates ſchon aus dem Grande kein ernſtliches Hindernis bilden könne, weil ſich in einem Jahre die Finanzlage nicht rapid ändern konnte und weil anderer- ſeits in der Bukowina mit verhältnismäßig geringen Mitteln Großes geleiſtet werden konnte. Nachdem Redner die Teilung der Lehrer- und Lehrerinnen- bildungsanſtalt urgiert hatte, wendete er ſich der Frage der Errichtung rumäniſcher Parallelklaſſen im Radautzer Staats- gymnaſium zu und meint, daß es wohl richtig ſei, daß das Radautzer Gymnaſium von wenigen rumäniſchen Schülern be- ſucht werde. Dies ſei aber gerade auf den Mißſtand zurück- zuführen, daß keine rumäniſchen Klaſſen exiſtieren. Mit der Errichtung derſelben würde ſich die Frequenz desſeben durch die rumäniſchen Schüler beſonders heben. Längere Zeit verweilte Redner bei der Frage der Er- richtung einer Kanzel für rumäniſche Geſchichte, wobei er gegen die Einwendung des Unterrichtsminiſters polemiſierte, daß dieſe Frage auch eine Agitation unter den ruſſiſchen Studenten für die Errichtung einer Kanzel für ruſſiſche Geſchichte hervorgerufen habe. Die Rumänen hätten in der Bukowina eine hiſtoriſche Bedeutung. Vor 100 Jahren ſei die rumäniſche Sprache die einzig gebräuchliche in der Bukowina geweſen, während es Ruſſen in der Bukowina nur inſoferne gegeben hat, als unter Kaiſer Joſef etwa 4000 Lipowaner ins Land kamen. Die Begründung des Miniſters, daß dieſe Kanzel die deutſche Vortragsſprache auch gefährden könnte, ſei unbegründet, da auch rumäniſche und rutheniſche Literatur in der betreffenden Sprache vorgetragen werde. Die Rumänen ſeien diejenigen, welche in keiner Weiſe den deutſchen Charakter der Univerſität tangieren wollten. Nachdem Abg. Simionovici noch auf die Aus- führungen des Abg. Pihuliak, der ſeine Kirchenfragen vorgetragen hatte, erwiderte hatte, ſtellt er die Bitte auf Errichtung von rumäniſchen Handwerkerſchulen in Radautz und Suczawa und auf Ausgeſtaltung der Fachſchule für Holz- beorbeitung in Kimpolung durch Angliederung einer Abteilung für Zimmerei. Zur Begründung ſeiner Bitte führt Redner aus, daß die Rumänen in der Bukowina einſt einen blühenden Handwerkerſtand hatten, welcher in Zünften organiſiert, die noch gegenwärtig bewunderten Bau- und Kunſtdenkmäler in der ſüdlichen Bukowina geſchaffen hat. Infolge widriger Umſtände ſei dieſer Handwerkerſtand zurückgegangen und könne nur durch eine entſprechende Aus- geſtaltung des Gewerbeſchulweſens zu neuer Blüte gebracht werden. Schließlich urgierte Redner die Errichtung eines Bezirksgerichtes in Ober-Wikow. Dekanswahlen. Die theologiſche Fakultät unſerer Univerſität wählte zu ihrem Dekan für das Studienjahr 1909 den Profeſſor des Bibelſtudiums und der Exegeſe des neuen Bundes Dr. Baſil Georgiu und die philoſophiſche Fakultät für das beregte Studienjahr zu ihrem Dekan den Profeſſor der klaſſiſchen Philologie Dr. Julius Jüthner. Von der Univerſität. Wie uns aus Prag telegraphiert wird, wurde für die erledigte Lehrkanzel für Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen des Profeſſors Moliſch dem Miniſterium folgender Vorſchlag erſtattet: Primo loco Profeſſor Dr. Friedrich Czapek (Czernowitz), secundo loco Profeſſor Anton Neſtler (Prag.) Von der Landesregierung. Der Landespräſident hat die Dienſtesreſignation des Veterinäraſſiſtenten Jofeſ Strek zur Kenntnis genommen und den diplomierten Tierarzt und Aſſiſtenten an der tierärztlichen Hochſchule in Lemberg Johann Kwiecinski zum Veterinäraſſiſtenten im Status der politiſchen Verwaltungsbehörden der Bukowina ernannt und dem Veterinärdepartement der Landesregierung zur Dienſt- leiſtung zugewieſen. Einweihung einer Kirche. Prälat Schmid begab ſich geſtern nach Lukawetz, wo die Einweihung der neuerbauten Kirche ſtattfand. Die Handelsakademie in Czernowitz. Samſtag, fand unter dem Vorſitze des Handelskammerpräſidenten v. Langenhan eine Sitzung des 1. und 4. ſtändigen Ausſchuſſes der Handels- und Gewerbekammer ſtatt. In der- ſelben wurde beſchloſſen, dem Plenum der Handels- und Gewerbekammer den Antrag vorzulegen, daß für die zu er- richtende Handelsakademie in Czernowitz ein Betrag von 75.000 Kronen in Barem und 25 Jahre hindurch in jedem Jahre 2.000 K votiert wurde. Bekanntlich hat der Gemein- derat für die zu errichtende Handelsakademie einen Beitrag von 25.000 K gewiedmet.

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1630, Czernowitz, 22.06.1909, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1630_1909/3>, abgerufen am 28.03.2024.