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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1684, Czernowitz, 25.08.1909.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung 25. August 1909.

[Spaltenumbruch]

und Kavallerieremonten zu erlangen versprechen, durch eine
Kommission der Landwehrverwaltung vornehmen zu lassen. Die
Höhe des Prämiensatzes wird sowohl für zwei- als auch für
dreijährige Fohlen mit Hundert Kronen festgesetzt. Zur Ver-
teilung gelangen in jeder der 3 (drei) Prämiierungsstationen je
vierzehn Prämien zweijährige und je zwei Prämien für drei-
jährige Fohlen.

Der stille Beobachter.

Unser Mitarbeiter "Hansda"
schreibt uns: "Wenn einer eine Reise tut, so kann er was
erzählen." Das ist aber bei uns nicht unbedingt notwendig,
denn wenn er auch zu Hause bleibt und nur eine Fahrt mit
der Elektrischen unternimmt, dann kann er auch schon "was"
erzählen. Schon wenn er am Ringplatz einsteigt, bietet sich
ihm viel Sehenswertes: Je nachdem einer seine Ellenbogen
zu benützen versteht, gelingt es ihm, wenn er auf die Püffe
und Rippenstöße, die er selbst erhält, nicht achtet und einige
affenartige Behendigkeit besitzt, das Wagenplateau zu er-
klimmen, oder ist er vorsichtig und nimmt schon eine halbe
Stunde früher in dem von spielenden Kindern verunreinigtem
in der Ausweiche wartenden Beiwagen Platz, so sieht er,
wenn dieser endlich durch einen aus der Richtung Volks-
garten--Ringplatz angekommenen Motorwagen in Bewegung
gesetzt wird, daß beide Wagen nicht, wie vorauszus[e]tzen war,
zum Pruth, sondern zum Volksgarten zurück fahren. Und
wenn dieselben, so in der Höhe des Hotel "Zentral" ange-
kommen sind, so steigen ihm Grausbirnen auf, denn das
Rückwärtsfahren, das hier beginnt, geht ihm auf die Nerven.
Endlich sind die Wagen in der Ausweiche beim Franz-
Josephspark angelangt und da heißt es: "Aussteigen", --
die Wagen werden hier untersucht, denn es happert etwas.
Der stille Beobachter wendet mittlerweile, weil er gerade
nichts Bestimmtes vor hat, per pedes apostolorum zum
Volksgarten. Als er hier angelangt ist, sieht er mit Er-
staunen, wie unbeleuchtete, zum Alleinverkehr ungeeignete Bei-
wagen, weil sie mit der Stromleitung nur durch einen Motor-
wagen verbunden werden können, nur auf ihre Handbremse
angewiesen und nur mit höchst n[o]tdürftigen, ja auch gar
keinen hörbaren Signalen ausgerüstet, das in die Wagen-
remise führende bereits in tiefer Finsternis liegende Geleise
hinabrollen. Passanten sind hier bis in die späten
Abendstunden zu sehen, Radfahrer rasen neben ihnen unbe-
anständet mit unbeleuchteten Rädern herauf und herunter,
die Lenker der Straßenbahnwagen setzen vergebens ihre
Schrillpfeiferl in Tätigkeit (denn niemand hält deren Töne
für Tramwaysignale) und sind sie nicht im Besitze dieser,
dem technischen Fortschritte der Zeit angepaßten "akustischen
Signalmittel", so benützen sie ihre Finger als Schrillpfeifen
und haben sie diese Kunst in ihrer Jugend nicht gelernt,
dann schreien sie halt mit voller Lungenkraft: "ho! ho!
nabok!"
und wutzeln sich auf diese Art ohne Unfall
glücklich in die Remise hinein. Der stille Beobachter geht
weiter und frägt sich nur kopfschüttelnd, warum diese Zu-
stände, sowohl auf der Elektrischen, als auch die durch die
Radfahrer hervorgerufenen seitens jener, die es angeht,
geduldet werden.

Großes Aufsehen

erregte gestern abends ein Vorfall,
der sich in der Hauptstraße zugetragen hat. Zwei Burschen,
von Beruf Fiakerkutscher, zerrten ein Mädchen in einen
Fiaker und hielten ihr, um sie am Schreien zu hindern, den
Mund zu. In rasendem Galopp gings dann durch die
Russische- und Landhausgasse, bis sie dann später, anscheinend
in ganz friedlichem Zusamenwirken, in der Dr. Rothgasse
angehalten werden konnten. Da das Mädchen während der
tollen Fahrt gellende Hilferufe ausstieß, machten die Passanten
geradezu Jagd auf den Wagen. Auf der Polizeidirektion
leugnete das Mädchen entschieden, daß ihr Gewalt angetan
worden wäre und gab an, ihr Kleid habe sich bloß beim
[Spaltenumbruch] Einsteigen in den Wagen in einem Rade verfangen. Zeugen
wollen aber gesehen haben, wie sie mißhandelt und ihr sogar
der Mund zugehalten worden sei. Die Szene, die so großes
Aufsehen erregt hatte, wird noch ein gerichtliches Nachspiel
haben.

Ein diebischer Hausmeister.

Vor einigen Tagen
wurden einer Frau aus versperrter Wohnung ein Geldbetrag
von 158 Kronen sowie eine Menge Wäsche und Viktualien
gestohlen. Die Erhebungen lenkten den Verdacht gegen den
Hausmeister Michael B., bei dem auch ein großer Teil
des gestohlenen Gutes vorgefunden wurde. Als Mitschuldige
wurden auch die Dieustmagd Domka T. und die bei der
Bestohlenen früher im Dienste gestandene Magd Waselena
D. von Polizeiagenten ausgeforscht und verhaftet. Letztere hatte
sich bereits im Bewußtsein ihrer Schuld verborgen gehalten.
Das diebische Trifolium wurde dem Landesgerichte eingeliefert.

Ein Abenteuer.

Aus Nowosielitza ging uns
vor wenigen Tagen folgende Zuschrift zu: Ein Tellschuß war
es, ja, ein Schuß, wie sich ihn selbst der Tell nicht besser
gedacht haben mochte; das Schlimmste an der Sache aber
war, daß ich unfreiwillig zum "Knaben des Tell" auserkoren
war. Ich war nämlich hier während der letzten Woche, hatte
alle meine Geschäfte sorgsam erledigt und trat nun wohlge-
mit am Sonntag meine Heimreise an. Ich wohne in der
rumänischen Stadt Darabany, und mein Weg führte mich auch
diesmal, wie immer, durch den Wald. Da hörte ich plötzlich
einen Schuß, der in unmittelbarer Nähe meines Kopfes ge-
fallen sein mußte, denn es bemächtigte sich meiner plötzlich
ein peinliches Gefühl. Ich griff nach dem Kopfe, ließ ihn
überdies von meinem Reisegefährten untersuchen, aber nichts
war zu merken. Ich atmete nun etwas freier auf, wie ein
Schwerkranker nach überstandener Krisis und wurde plötzlich
zweier Löcher in meinem Hute gewahr, die nur von einer
Kugel herrühren konnten. Unstreitig hatten die Löcher in
meinem Hute mit dem gefallenen Schuß etwas gemein. Jetzt
galt die Frage: War es ein wohl angelegter, aber verfehlter,
oder aber nur ein verirrter Schuß? Wer kann aber die Be-
antwortung dieser Frage in der Angst erledigen? Ich wollte
eher an einen Ueberfall glauben, denn meinem jetzigen Reise-
gefährten geschah vor einigen Wochen etwas Aehnliches, es
war nur kein Schuß, sondern ein regelrechter Ueberfall. Er
wurde damals nämlich samt seinem Kutscher zu Boden ge-
worfen, gebunden und mit Dreschflegeln bearbeitet, wie
das Getreide in der Scheune. Selbstverständlich folgte hierauf
eine genaue Leibesuntersuchung, und nichts, was Wert hatte,
wurde ihm zurückgelassen. Diese Wegelagerer wurden zwar
gleich erwischt, sitzen schon sogar abgeurteilt hinter dem Gitter,
aber können es jetzt nicht andere sein, die dadurch mit mehr
Geschick ans Werk zu gehen glaubten, indem sie uns einfach
vom Wagen herabschießen und sich dann an die Beute machen
wollten? Solche und ähnliche Gedanken durchzuckten mein
Gehirn. In Fieberangst erwartete ich einen zweiten Schuß,
vielleicht die Herren Menschenjäger selbst. Da repräsentiert
sich uns ein Sonntagsnimrod, der vergnügungshalber nach
Wildp[re]t jagt und Menschenjagd als Nebensport betreibt. Er
war gerade ein Bekannter von uns, und ich hielt ihm vorwurfs-
voll den Hut vor, aber mit einer ungekünstelten Gleichgiltig-
keit antwortete er mir: "Es ist dir doch nichts geschehen",
in einem Tone, in dem man einem zurechtweist, wenn er
einen guten Spaß verdirbt. Für den Abenteurer: T.... r.

Gartenfest.

Das von den hier zu Ferien weilenden
Medizinern zu veranstaltende Gartenfest zu Gunsten der
freiwilligen Rettungsgesellschaft verspricht schon nach dem
heutigen Stande der Vorbereitungen ein überaus glänzendes
Gelingen. Die vornehmsten Kreise der Czernowitzer Gesellschaft
haben sich in den Dienst der guten Sache gestellt, und es
wird voraussichtlich zu den glänzendsten und schönsten Ver-




[Spaltenumbruch]

die Sonne an die Stätten der Gewinnung und Verbreitung
der Nahrungsmittel, an die Backstuben, die Fabriksräume zu
legen sein, wobei nicht außeracht zu lassen ist, daß ein großer
Teil der letzteren bereits der marktpolizeilichen Aufsicht unter-
steht und periodische Visitationen in denselben vorgenommen
werden. Und dann hoffen wir, daß der erzieherische Einfluß bezgl.
der Handhabung in den Verkaufsräumen auch allmählich
rückwirkende Kraft haben wird auf diejenigen, welche hinter
den Koulissen arbeiten, in den Backstuben, Selchereien, Werk-
stätten u. s. w. Dann wird einer auf den anderen achten
und die Tatsache bestätigen helfen, daß Schmutz und Sau-
berkeit nicht nebeneinander hausen können. Damit dieses Ziel
erreicht wird, muß das Verständnis für saubere Behandlung
der Eßwaren in alle Schichten der Bevölkerung allmählich
eindringen und die Tagespresse muß das ihrige tun, das
Publikum auf diese Notwendigkeit fortgesetzt aufmerksam zu
machen, damit dieses aus der bisherigen Gleichgiltigkeit gegen
derartige Dinge aufgerüttelt und verlangen lerne, im Verkehre
mit Eßwaren sauber und appetitlich bedient zu werden oder
bei vorhandenen Mißständen in dieser Beziehung jeden Fall
dem hiesigen Marktamte zur Anzeige zu bringen. Von ein-
schneidenden marktpolizeilichen Maßregeln -- das sei hier
sogleich vorausgeschickt -- erwarten wir nichts. Wir hoffen
weiter zu kommen auf dem Wege gegenseitiger Verständigung.
Die Presse z. B. könnte insbesondere in Zeiten gesteigerter
Kauflust, wie z. B. zur Weihnachtszeit, kurze, prägnante,
später noch anzuführende Vorschriften bezüglich des Verkaufes
von Eßwaren bekannt geben, welche bei ihrer regelmäßigen
Wiederkehr doch allmählich die Aufmerksamleit und das
Interesse des Publikums wachrufen müssen. Und wird das
letztere anspruchsvoller in diesen Dingen, so steht das Ver-
kaufspersonal bereis unter einem gewissen Druck, zumindestens
einem erziehlichen Zwange, dann wird das Publikum auch
Partei ergreifen für diejenigen Verkaufsstätten, in welchen es
besonders reinlich und appetitlich bedient wird. Man wird in
Bekanntenkreisen auf solche Firmen aufmerksam machen und
die letzteren werden wetteifern um diese wohlfeilste und
wirksamste aller Reklamen. Auf diese Weise wird unsere
Sache in Fluß kommen und eine Bewegung entfachen, welche
in den Verkaufsräumen nicht Halt macht, sondern ausklingen
wird bis in die dunkelsten Winkel der Erzeugnisstätten.


[Spaltenumbruch]

Ich habe daher eine Anzahl praktischer Regeln für den
Handverkauf in Eßwarenhandlungen zusammengestellt und
wären dieselben zu vervielfältigen und jedem Interessenten auf
Wunsch und den betreffenden Geschäften seitens des Magistrates
kostenlos zu übermitteln. Außerdem wäre das Publikum durch
die Presse wiederholt aufzufordern, von diesem Angebot
fleißig Gebrauch zu machen.

Diese von mir aufgestellten Regeln lauten folgendermaßen:

Hygienische Regeln für den Verkauf in Eßwaren-
handlungen.

1. In jedem Verkaufsraume, in welchem Eßwaren feil-
geboten werden, befinde sich Waschgerät, Seife und Handtuch
auf einem sehr leicht zugänglichen und für Alle sichtbaren
Orte. Erneuert das Waschwasser, sorget für stets saubere
Handtücher.

2. Haltet auf saubere Hände! Reiniget die Nägel gründ-
lich vom Nagelschmutz.

3. Sorgt für einen stets sauberen Ladentisch, für sauberen
Warenbehälter, für saubere Wagschalen, saubere Messer,
Gabeln, Löffel, Schippen, Zuckerzangen u. s. w.

4. Vermeidet tunlichst das Berühren der Eßwaren mit
den Fingern, faßt die Waren mit dem Einwickelpapier an
oder mit Zangen, Löffeln, Schippen u. dgl.

5. Vermeidet streng das Belecken der Fingerspitzen beim
Abreißen des Einwickelpapieres. Schichtet das letztere schräg
übereinander.

6. Nehmet zum Einwickeln stets reines, fleckenloses
Papier, niemals Zeitungspapier oder Makulatur.

7. Vermeidet beim Verkaufen jegliches Husten, Räuspern,
Schnupfen oder Ausspeien. Wendet Euch beim Husten, Nießen
von den Eßwaren ab. Blast nicht die Düten mit dem
Munde auf.

8. Duldet keine brustleidenden, sowie mit Hautausschlägen
und Wunden an den Händen versehenen Personen im Ver-
kunfslokal.

Nahrungsmittel müssen in gemessener Höhe vom Fuß-
boden, getrennt von anderen Waren, in lichten und luftigen
Räumen aufbewahrt werden.




[Spaltenumbruch]

anstaltungen gehören, die wir hier je in einer Sommersaison
erlebt haben. Abgesehen von einem großartigen Arrangement,
durch welches allen Herren und Damen der Gesellschaft Ge-
legenheit geboten ist, ihr Schä[r]flein beizutragen, ist für
allerband Sehenswürdigkeiten und Belustigungen Vorsorge
getroffen und das Comitee scheut keine Mühe und Kosten,
um das Programm aus lauter Glanzpunkten zusammenzu-
stellen. Gestern hatte sich das große Festkomitee, dessen
Obmannschaft Herr Oberstleutnant von Dobiecki zu über-
nehmen die Liebenswürdigkeit hatte, konstituiert und aus seiner
Mitte ein engeres Exekutivkomitee gewählt, das aus folgenden Herren
besteht: Obmann Herr Oberstleutnant von Dobiecki,
Obmannstellvertreter Oberrechnungsrat Tellmann, ferner
die Herren Rechnungsrevident Zwirzina, Apth. Füllen-
baum,
Oberkommandant Jenner, Chefredakteur Klüger,
Mediziner Katz, Mimeles und Jorisch. Diese Herren
sind zugleich Obmänner sechsgliedriger Sektionen des großen
Festkomitees, so der Belustigungs- der Finanz- der Dekorations-
sektion u. s. w. Das Eh[r]enpräsidium haben die Herren
Dr. Kluczenko, Dr. Anhauch und Dr. Röhmer über-
nommen, während das Protektorat des gesamten Festes
Herr Bürgermeister Felix Baron Fürth innehat, der auch
in liebenswürdiger Weise die Förderung der Veranstaltung
in jeder Hinsicht zugesagt hat. Starke Attraktionen verspricht
man sich von der Mitwirkung zahlreicher Damen der hiesigen
Gesellschaft, welche den Verkauf in den einzelnen prachtvoll
zu dekorierenden Buden übernommen haben. Den Verkäuferinnen
werden dienstbefließene "Kommis" welche sich aus den vor-
nehmsten Kreisen rekrutieren, zur Seite stehen, wobei jedoch
schon heute bemerkt wird, daß das übliche sogenannte
"Wurzen" diesmal völlig unterbleibt und das Komitee durchwegs
fixe bürgerliche Preise für die einzelnen Waren festsetzt. Von dem
Ex[e]kutivkomitee, welches der Bevölkerung angenehme Ueber-
raschungen bereiten will, wurde uns strenge Diskretion ein-
geschärft. So viel können wir jedoch schon heute verraten,
daß das Fest um 3 Uhr nachmittags mit einem Promenade-
konzert der vollständigen Kapelle des 41. Inf.-Reg. unter
persönlicher Leitung des Kapellmeisters Herrn Kostelecki
eröffnet werden wird, außerdem aber werden auch zahlreiche
andere Musikkapellen in den einzelnen Teilen des glänzend
dekorierten Volksgartens konzertieren. Auch das Geknatter
und Getutte feilschnell dahinsausender Autos wird bei dieser
großartigen Veranstaltung nicht fehlen, ebensowie für einen
großstädtischen Anstrich durch den sogenannten Swoboda-
tanz
im Kursalon gesorgt werden wird. Die Eroberung der
Luft, welche in der Gegenwart die ganze Welt in Atem
hält, darf selbstverständlich bei diesem großzügigen Feste
nicht fehlen und der Aufstieg des großen Luftballons
"Zeppelin 4" wird den hier anwesenden Aviatikern Ge-
legenheit geben, zu konstatieren, daß auch die Bukowina dem
großen Wettbewerb nicht fern steht. Weitere Attraktionen bilden
unter anderm Schießbuden, in denen die Czernowitzer
ihre Treffsicherheit nicht nur durch Amors Pfeile, sondern
auch mit echtem Schrott und Korn zu beweisen haben werden.
Erwähnen wir noch eine Buffalo Bill-Produktion,
einen großen Glückshafen, Momentphotographie,
so hat man den winzigsten Teil des Belustigungsprogrammes
verraten. Alles in Allem wird das Programm des Garten-
festes sich sehen lassen können und es wäre nur zu wünschen,
daß die eingeladenen p. t. Damen auch diesmal beweisen,
daß sie sich eifrig und opferwillia in den Dienst der
Humanität stellen und zu der am 26. d. 6 Uhr nachm. im
S[i]tzungssaale des Rathauses stattfindenden Besprechung voll-
zählig und pünktlich erscheinen.

Wetterprognose.

Abnehmende Bewölkung, mäßige
Winde, warm, später Ausheiterung. Schönwettee.

Ein sportliches Ereignis

für die Stadt bildet die
Ankunft des Zirkus Angelo. Dieser Zirkus, der mit einem
zweiten französischen Zirkus vereinigt ist, wird auf seinem
Triumphzuge durch Deutschland und Oesterreich auch hier
mehrere Gastspiele geben. Samstag abends findet die Gala-
premiere statt.

Kinematographentheater.

Das Kinematographen-
theater Oeser, das den Czernowitzern von früheren Jahren hier
bestens bekannt sein dürfte, trifft in einigen Tagen hier ein
und wird im Musikvereinssaale Vorstellungen absolvieren.

Deutsch-jüdisches Theater.

Morgen Mittwoch
wird zum Vorteile des beliebten Komikers Schilling die
Operette "Messias Zeiten" aufgeführt.

Die Entwöhnung der Kinder im Sommer

ist schwieriger als in anderer Jahreszeit, da durch Darreichung
von Kuhmilch sehr oft Magen- und Darmstörungen verursacht
werden. Man gibt d[i]e Kuhmilch deshalb lieber zuerst vermischt
mit einer dünnen Suppe von "Kufeke", welches die Kuh-
milch leichter verdaulich macht und den Nährwert derselben
erhöht. Man erzielt durch die Ernährung mit "Kufeke"
eine geregelte Verdauung, den besten Schutz gegen die soge-
nannten Sommererkrankungen.




Rechtspflege.


Die Zulässigkeit des Verkaufes einer Advo-
katurskanzlei.

Aus Wien wird uns berichtet: Dem
Obersten Gerichtshofe lag in der letzten Zeit die Frage zur
Entscheidung vor, ob eine Advokaturskanzlei als gewerbliches
Unternehmen verkäuflich oder als öffentliches Amt unverkäuflich
sei. Ein Advokat hatte einem Kollegen seine Advokaturskanzlei
verkauft und sollte sich der Käufer bei sonstigem Pönale von
1000 K verpflichten, die Kanzlei am 1. November zu über-
nehmen. Da aber der Käufer nachträglich erfahren hatte, daß
der Verkäufer mit einem (allerdings noch nicht rechtskräftigen)
Disziplinarerk[e]nntnisse zu einer dreimonatlichen Einstellung der
Advokatur verurteilt wurde, trat er von dem Kaufvertrage
zurück, worauf er von dem Verkäufer auf Zahlung der ver-

Czernowitzer Allgemeine Zeitung 25. Auguſt 1909.

[Spaltenumbruch]

und Kavallerieremonten zu erlangen verſprechen, durch eine
Kommiſſion der Landwehrverwaltung vornehmen zu laſſen. Die
Höhe des Prämienſatzes wird ſowohl für zwei- als auch für
dreijährige Fohlen mit Hundert Kronen feſtgeſetzt. Zur Ver-
teilung gelangen in jeder der 3 (drei) Prämiierungsſtationen je
vierzehn Prämien zweijährige und je zwei Prämien für drei-
jährige Fohlen.

Der ſtille Beobachter.

Unſer Mitarbeiter „Hansda“
ſchreibt uns: „Wenn einer eine Reiſe tut, ſo kann er was
erzählen.“ Das iſt aber bei uns nicht unbedingt notwendig,
denn wenn er auch zu Hauſe bleibt und nur eine Fahrt mit
der Elektriſchen unternimmt, dann kann er auch ſchon „was“
erzählen. Schon wenn er am Ringplatz einſteigt, bietet ſich
ihm viel Sehenswertes: Je nachdem einer ſeine Ellenbogen
zu benützen verſteht, gelingt es ihm, wenn er auf die Püffe
und Rippenſtöße, die er ſelbſt erhält, nicht achtet und einige
affenartige Behendigkeit beſitzt, das Wagenplateau zu er-
klimmen, oder iſt er vorſichtig und nimmt ſchon eine halbe
Stunde früher in dem von ſpielenden Kindern verunreinigtem
in der Ausweiche wartenden Beiwagen Platz, ſo ſieht er,
wenn dieſer endlich durch einen aus der Richtung Volks-
garten—Ringplatz angekommenen Motorwagen in Bewegung
geſetzt wird, daß beide Wagen nicht, wie vorauszuſ[e]tzen war,
zum Pruth, ſondern zum Volksgarten zurück fahren. Und
wenn dieſelben, ſo in der Höhe des Hotel „Zentral“ ange-
kommen ſind, ſo ſteigen ihm Grausbirnen auf, denn das
Rückwärtsfahren, das hier beginnt, geht ihm auf die Nerven.
Endlich ſind die Wagen in der Ausweiche beim Franz-
Joſephspark angelangt und da heißt es: „Ausſteigen“, —
die Wagen werden hier unterſucht, denn es happert etwas.
Der ſtille Beobachter wendet mittlerweile, weil er gerade
nichts Beſtimmtes vor hat, per pedes apostolorum zum
Volksgarten. Als er hier angelangt iſt, ſieht er mit Er-
ſtaunen, wie unbeleuchtete, zum Alleinverkehr ungeeignete Bei-
wagen, weil ſie mit der Stromleitung nur durch einen Motor-
wagen verbunden werden können, nur auf ihre Handbremſe
angewieſen und nur mit höchſt n[o]tdürftigen, ja auch gar
keinen hörbaren Signalen ausgerüſtet, das in die Wagen-
remiſe führende bereits in tiefer Finſternis liegende Geleiſe
hinabrollen. Paſſanten ſind hier bis in die ſpäten
Abendſtunden zu ſehen, Radfahrer raſen neben ihnen unbe-
anſtändet mit unbeleuchteten Rädern herauf und herunter,
die Lenker der Straßenbahnwagen ſetzen vergebens ihre
Schrillpfeiferl in Tätigkeit (denn niemand hält deren Töne
für Tramwayſignale) und ſind ſie nicht im Beſitze dieſer,
dem techniſchen Fortſchritte der Zeit angepaßten „akuſtiſchen
Signalmittel“, ſo benützen ſie ihre Finger als Schrillpfeifen
und haben ſie dieſe Kunſt in ihrer Jugend nicht gelernt,
dann ſchreien ſie halt mit voller Lungenkraft: „ho! ho!
nabok!“
und wutzeln ſich auf dieſe Art ohne Unfall
glücklich in die Remiſe hinein. Der ſtille Beobachter geht
weiter und frägt ſich nur kopfſchüttelnd, warum dieſe Zu-
ſtände, ſowohl auf der Elektriſchen, als auch die durch die
Radfahrer hervorgerufenen ſeitens jener, die es angeht,
geduldet werden.

Großes Aufſehen

erregte geſtern abends ein Vorfall,
der ſich in der Hauptſtraße zugetragen hat. Zwei Burſchen,
von Beruf Fiakerkutſcher, zerrten ein Mädchen in einen
Fiaker und hielten ihr, um ſie am Schreien zu hindern, den
Mund zu. In raſendem Galopp gings dann durch die
Ruſſiſche- und Landhausgaſſe, bis ſie dann ſpäter, anſcheinend
in ganz friedlichem Zuſamenwirken, in der Dr. Rothgaſſe
angehalten werden konnten. Da das Mädchen während der
tollen Fahrt gellende Hilferufe ausſtieß, machten die Paſſanten
geradezu Jagd auf den Wagen. Auf der Polizeidirektion
leugnete das Mädchen entſchieden, daß ihr Gewalt angetan
worden wäre und gab an, ihr Kleid habe ſich bloß beim
[Spaltenumbruch] Einſteigen in den Wagen in einem Rade verfangen. Zeugen
wollen aber geſehen haben, wie ſie mißhandelt und ihr ſogar
der Mund zugehalten worden ſei. Die Szene, die ſo großes
Aufſehen erregt hatte, wird noch ein gerichtliches Nachſpiel
haben.

Ein diebiſcher Hausmeiſter.

Vor einigen Tagen
wurden einer Frau aus verſperrter Wohnung ein Geldbetrag
von 158 Kronen ſowie eine Menge Wäſche und Viktualien
geſtohlen. Die Erhebungen lenkten den Verdacht gegen den
Hausmeiſter Michael B., bei dem auch ein großer Teil
des geſtohlenen Gutes vorgefunden wurde. Als Mitſchuldige
wurden auch die Dieuſtmagd Domka T. und die bei der
Beſtohlenen früher im Dienſte geſtandene Magd Waſelena
D. von Polizeiagenten ausgeforſcht und verhaftet. Letztere hatte
ſich bereits im Bewußtſein ihrer Schuld verborgen gehalten.
Das diebiſche Trifolium wurde dem Landesgerichte eingeliefert.

Ein Abenteuer.

Aus Nowoſielitza ging uns
vor wenigen Tagen folgende Zuſchrift zu: Ein Tellſchuß war
es, ja, ein Schuß, wie ſich ihn ſelbſt der Tell nicht beſſer
gedacht haben mochte; das Schlimmſte an der Sache aber
war, daß ich unfreiwillig zum „Knaben des Tell“ auserkoren
war. Ich war nämlich hier während der letzten Woche, hatte
alle meine Geſchäfte ſorgſam erledigt und trat nun wohlge-
mit am Sonntag meine Heimreiſe an. Ich wohne in der
rumäniſchen Stadt Darabany, und mein Weg führte mich auch
diesmal, wie immer, durch den Wald. Da hörte ich plötzlich
einen Schuß, der in unmittelbarer Nähe meines Kopfes ge-
fallen ſein mußte, denn es bemächtigte ſich meiner plötzlich
ein peinliches Gefühl. Ich griff nach dem Kopfe, ließ ihn
überdies von meinem Reiſegefährten unterſuchen, aber nichts
war zu merken. Ich atmete nun etwas freier auf, wie ein
Schwerkranker nach überſtandener Kriſis und wurde plötzlich
zweier Löcher in meinem Hute gewahr, die nur von einer
Kugel herrühren konnten. Unſtreitig hatten die Löcher in
meinem Hute mit dem gefallenen Schuß etwas gemein. Jetzt
galt die Frage: War es ein wohl angelegter, aber verfehlter,
oder aber nur ein verirrter Schuß? Wer kann aber die Be-
antwortung dieſer Frage in der Angſt erledigen? Ich wollte
eher an einen Ueberfall glauben, denn meinem jetzigen Reiſe-
gefährten geſchah vor einigen Wochen etwas Aehnliches, es
war nur kein Schuß, ſondern ein regelrechter Ueberfall. Er
wurde damals nämlich ſamt ſeinem Kutſcher zu Boden ge-
worfen, gebunden und mit Dreſchflegeln bearbeitet, wie
das Getreide in der Scheune. Selbſtverſtändlich folgte hierauf
eine genaue Leibesunterſuchung, und nichts, was Wert hatte,
wurde ihm zurückgelaſſen. Dieſe Wegelagerer wurden zwar
gleich erwiſcht, ſitzen ſchon ſogar abgeurteilt hinter dem Gitter,
aber können es jetzt nicht andere ſein, die dadurch mit mehr
Geſchick ans Werk zu gehen glaubten, indem ſie uns einfach
vom Wagen herabſchießen und ſich dann an die Beute machen
wollten? Solche und ähnliche Gedanken durchzuckten mein
Gehirn. In Fieberangſt erwartete ich einen zweiten Schuß,
vielleicht die Herren Menſchenjäger ſelbſt. Da repräſentiert
ſich uns ein Sonntagsnimrod, der vergnügungshalber nach
Wildp[re]t jagt und Menſchenjagd als Nebenſport betreibt. Er
war gerade ein Bekannter von uns, und ich hielt ihm vorwurfs-
voll den Hut vor, aber mit einer ungekünſtelten Gleichgiltig-
keit antwortete er mir: „Es iſt dir doch nichts geſchehen“,
in einem Tone, in dem man einem zurechtweiſt, wenn er
einen guten Spaß verdirbt. Für den Abenteurer: T.... r.

Gartenfeſt.

Das von den hier zu Ferien weilenden
Medizinern zu veranſtaltende Gartenfeſt zu Gunſten der
freiwilligen Rettungsgeſellſchaft verſpricht ſchon nach dem
heutigen Stande der Vorbereitungen ein überaus glänzendes
Gelingen. Die vornehmſten Kreiſe der Czernowitzer Geſellſchaft
haben ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt, und es
wird vorausſichtlich zu den glänzendſten und ſchönſten Ver-




[Spaltenumbruch]

die Sonne an die Stätten der Gewinnung und Verbreitung
der Nahrungsmittel, an die Backſtuben, die Fabriksräume zu
legen ſein, wobei nicht außeracht zu laſſen iſt, daß ein großer
Teil der letzteren bereits der marktpolizeilichen Aufſicht unter-
ſteht und periodiſche Viſitationen in denſelben vorgenommen
werden. Und dann hoffen wir, daß der erzieheriſche Einfluß bezgl.
der Handhabung in den Verkaufsräumen auch allmählich
rückwirkende Kraft haben wird auf diejenigen, welche hinter
den Kouliſſen arbeiten, in den Backſtuben, Selchereien, Werk-
ſtätten u. ſ. w. Dann wird einer auf den anderen achten
und die Tatſache beſtätigen helfen, daß Schmutz und Sau-
berkeit nicht nebeneinander hauſen können. Damit dieſes Ziel
erreicht wird, muß das Verſtändnis für ſaubere Behandlung
der Eßwaren in alle Schichten der Bevölkerung allmählich
eindringen und die Tagespreſſe muß das ihrige tun, das
Publikum auf dieſe Notwendigkeit fortgeſetzt aufmerkſam zu
machen, damit dieſes aus der bisherigen Gleichgiltigkeit gegen
derartige Dinge aufgerüttelt und verlangen lerne, im Verkehre
mit Eßwaren ſauber und appetitlich bedient zu werden oder
bei vorhandenen Mißſtänden in dieſer Beziehung jeden Fall
dem hieſigen Marktamte zur Anzeige zu bringen. Von ein-
ſchneidenden marktpolizeilichen Maßregeln — das ſei hier
ſogleich vorausgeſchickt — erwarten wir nichts. Wir hoffen
weiter zu kommen auf dem Wege gegenſeitiger Verſtändigung.
Die Preſſe z. B. könnte insbeſondere in Zeiten geſteigerter
Kaufluſt, wie z. B. zur Weihnachtszeit, kurze, prägnante,
ſpäter noch anzuführende Vorſchriften bezüglich des Verkaufes
von Eßwaren bekannt geben, welche bei ihrer regelmäßigen
Wiederkehr doch allmählich die Aufmerkſamleit und das
Intereſſe des Publikums wachrufen müſſen. Und wird das
letztere anſpruchsvoller in dieſen Dingen, ſo ſteht das Ver-
kaufsperſonal bereis unter einem gewiſſen Druck, zumindeſtens
einem erziehlichen Zwange, dann wird das Publikum auch
Partei ergreifen für diejenigen Verkaufsſtätten, in welchen es
beſonders reinlich und appetitlich bedient wird. Man wird in
Bekanntenkreiſen auf ſolche Firmen aufmerkſam machen und
die letzteren werden wetteifern um dieſe wohlfeilſte und
wirkſamſte aller Reklamen. Auf dieſe Weiſe wird unſere
Sache in Fluß kommen und eine Bewegung entfachen, welche
in den Verkaufsräumen nicht Halt macht, ſondern ausklingen
wird bis in die dunkelſten Winkel der Erzeugnisſtätten.


[Spaltenumbruch]

Ich habe daher eine Anzahl praktiſcher Regeln für den
Handverkauf in Eßwarenhandlungen zuſammengeſtellt und
wären dieſelben zu vervielfältigen und jedem Intereſſenten auf
Wunſch und den betreffenden Geſchäften ſeitens des Magiſtrates
koſtenlos zu übermitteln. Außerdem wäre das Publikum durch
die Preſſe wiederholt aufzufordern, von dieſem Angebot
fleißig Gebrauch zu machen.

Dieſe von mir aufgeſtellten Regeln lauten folgendermaßen:

Hygieniſche Regeln für den Verkauf in Eßwaren-
handlungen.

1. In jedem Verkaufsraume, in welchem Eßwaren feil-
geboten werden, befinde ſich Waſchgerät, Seife und Handtuch
auf einem ſehr leicht zugänglichen und für Alle ſichtbaren
Orte. Erneuert das Waſchwaſſer, ſorget für ſtets ſaubere
Handtücher.

2. Haltet auf ſaubere Hände! Reiniget die Nägel gründ-
lich vom Nagelſchmutz.

3. Sorgt für einen ſtets ſauberen Ladentiſch, für ſauberen
Warenbehälter, für ſaubere Wagſchalen, ſaubere Meſſer,
Gabeln, Löffel, Schippen, Zuckerzangen u. ſ. w.

4. Vermeidet tunlichſt das Berühren der Eßwaren mit
den Fingern, faßt die Waren mit dem Einwickelpapier an
oder mit Zangen, Löffeln, Schippen u. dgl.

5. Vermeidet ſtreng das Belecken der Fingerſpitzen beim
Abreißen des Einwickelpapieres. Schichtet das letztere ſchräg
übereinander.

6. Nehmet zum Einwickeln ſtets reines, fleckenloſes
Papier, niemals Zeitungspapier oder Makulatur.

7. Vermeidet beim Verkaufen jegliches Huſten, Räuſpern,
Schnupfen oder Ausſpeien. Wendet Euch beim Huſten, Nießen
von den Eßwaren ab. Blaſt nicht die Düten mit dem
Munde auf.

8. Duldet keine bruſtleidenden, ſowie mit Hautausſchlägen
und Wunden an den Händen verſehenen Perſonen im Ver-
kunfslokal.

Nahrungsmittel müſſen in gemeſſener Höhe vom Fuß-
boden, getrennt von anderen Waren, in lichten und luftigen
Räumen aufbewahrt werden.




[Spaltenumbruch]

anſtaltungen gehören, die wir hier je in einer Sommerſaiſon
erlebt haben. Abgeſehen von einem großartigen Arrangement,
durch welches allen Herren und Damen der Geſellſchaft Ge-
legenheit geboten iſt, ihr Schä[r]flein beizutragen, iſt für
allerband Sehenswürdigkeiten und Beluſtigungen Vorſorge
getroffen und das Comitee ſcheut keine Mühe und Koſten,
um das Programm aus lauter Glanzpunkten zuſammenzu-
ſtellen. Geſtern hatte ſich das große Feſtkomitee, deſſen
Obmannſchaft Herr Oberſtleutnant von Dobiecki zu über-
nehmen die Liebenswürdigkeit hatte, konſtituiert und aus ſeiner
Mitte ein engeres Exekutivkomitee gewählt, das aus folgenden Herren
beſteht: Obmann Herr Oberſtleutnant von Dobiecki,
Obmannſtellvertreter Oberrechnungsrat Tellmann, ferner
die Herren Rechnungsrevident Zwirzina, Apth. Füllen-
baum,
Oberkommandant Jenner, Chefredakteur Klüger,
Mediziner Katz, Mimeles und Joriſch. Dieſe Herren
ſind zugleich Obmänner ſechsgliedriger Sektionen des großen
Feſtkomitees, ſo der Beluſtigungs- der Finanz- der Dekorations-
ſektion u. ſ. w. Das Eh[r]enpräſidium haben die Herren
Dr. Kluczenko, Dr. Anhauch und Dr. Röhmer über-
nommen, während das Protektorat des geſamten Feſtes
Herr Bürgermeiſter Felix Baron Fürth innehat, der auch
in liebenswürdiger Weiſe die Förderung der Veranſtaltung
in jeder Hinſicht zugeſagt hat. Starke Attraktionen verſpricht
man ſich von der Mitwirkung zahlreicher Damen der hieſigen
Geſellſchaft, welche den Verkauf in den einzelnen prachtvoll
zu dekorierenden Buden übernommen haben. Den Verkäuferinnen
werden dienſtbefließene „Kommis“ welche ſich aus den vor-
nehmſten Kreiſen rekrutieren, zur Seite ſtehen, wobei jedoch
ſchon heute bemerkt wird, daß das übliche ſogenannte
„Wurzen“ diesmal völlig unterbleibt und das Komitee durchwegs
fixe bürgerliche Preiſe für die einzelnen Waren feſtſetzt. Von dem
Ex[e]kutivkomitee, welches der Bevölkerung angenehme Ueber-
raſchungen bereiten will, wurde uns ſtrenge Diskretion ein-
geſchärft. So viel können wir jedoch ſchon heute verraten,
daß das Feſt um 3 Uhr nachmittags mit einem Promenade-
konzert der vollſtändigen Kapelle des 41. Inf.-Reg. unter
perſönlicher Leitung des Kapellmeiſters Herrn Koſtelecki
eröffnet werden wird, außerdem aber werden auch zahlreiche
andere Muſikkapellen in den einzelnen Teilen des glänzend
dekorierten Volksgartens konzertieren. Auch das Geknatter
und Getutte feilſchnell dahinſauſender Autos wird bei dieſer
großartigen Veranſtaltung nicht fehlen, ebenſowie für einen
großſtädtiſchen Anſtrich durch den ſogenannten Swoboda-
tanz
im Kurſalon geſorgt werden wird. Die Eroberung der
Luft, welche in der Gegenwart die ganze Welt in Atem
hält, darf ſelbſtverſtändlich bei dieſem großzügigen Feſte
nicht fehlen und der Aufſtieg des großen Luftballons
Zeppelin 4“ wird den hier anweſenden Aviatikern Ge-
legenheit geben, zu konſtatieren, daß auch die Bukowina dem
großen Wettbewerb nicht fern ſteht. Weitere Attraktionen bilden
unter anderm Schießbuden, in denen die Czernowitzer
ihre Treffſicherheit nicht nur durch Amors Pfeile, ſondern
auch mit echtem Schrott und Korn zu beweiſen haben werden.
Erwähnen wir noch eine Buffalo Bill-Produktion,
einen großen Glückshafen, Momentphotographie,
ſo hat man den winzigſten Teil des Beluſtigungsprogrammes
verraten. Alles in Allem wird das Programm des Garten-
feſtes ſich ſehen laſſen können und es wäre nur zu wünſchen,
daß die eingeladenen p. t. Damen auch diesmal beweiſen,
daß ſie ſich eifrig und opferwillia in den Dienſt der
Humanität ſtellen und zu der am 26. d. 6 Uhr nachm. im
S[i]tzungsſaale des Rathauſes ſtattfindenden Beſprechung voll-
zählig und pünktlich erſcheinen.

Wetterprognoſe.

Abnehmende Bewölkung, mäßige
Winde, warm, ſpäter Ausheiterung. Schönwettee.

Ein ſportliches Ereignis

für die Stadt bildet die
Ankunft des Zirkus Angelo. Dieſer Zirkus, der mit einem
zweiten franzöſiſchen Zirkus vereinigt iſt, wird auf ſeinem
Triumphzuge durch Deutſchland und Oeſterreich auch hier
mehrere Gaſtſpiele geben. Samſtag abends findet die Gala-
premiere ſtatt.

Kinematographentheater.

Das Kinematographen-
theater Oeſer, das den Czernowitzern von früheren Jahren hier
beſtens bekannt ſein dürfte, trifft in einigen Tagen hier ein
und wird im Muſikvereinsſaale Vorſtellungen abſolvieren.

Deutſch-jüdiſches Theater.

Morgen Mittwoch
wird zum Vorteile des beliebten Komikers Schilling die
Operette „Meſſias Zeiten“ aufgeführt.

Die Entwöhnung der Kinder im Sommer

iſt ſchwieriger als in anderer Jahreszeit, da durch Darreichung
von Kuhmilch ſehr oft Magen- und Darmſtörungen verurſacht
werden. Man gibt d[i]e Kuhmilch deshalb lieber zuerſt vermiſcht
mit einer dünnen Suppe von „Kufeke“, welches die Kuh-
milch leichter verdaulich macht und den Nährwert derſelben
erhöht. Man erzielt durch die Ernährung mit „Kufeke“
eine geregelte Verdauung, den beſten Schutz gegen die ſoge-
nannten Sommererkrankungen.




Rechtspflege.


Die Zuläſſigkeit des Verkaufes einer Advo-
katurskanzlei.

Aus Wien wird uns berichtet: Dem
Oberſten Gerichtshofe lag in der letzten Zeit die Frage zur
Entſcheidung vor, ob eine Advokaturskanzlei als gewerbliches
Unternehmen verkäuflich oder als öffentliches Amt unverkäuflich
ſei. Ein Advokat hatte einem Kollegen ſeine Advokaturskanzlei
verkauft und ſollte ſich der Käufer bei ſonſtigem Pönale von
1000 K verpflichten, die Kanzlei am 1. November zu über-
nehmen. Da aber der Käufer nachträglich erfahren hatte, daß
der Verkäufer mit einem (allerdings noch nicht rechtskräftigen)
Disziplinarerk[e]nntniſſe zu einer dreimonatlichen Einſtellung der
Advokatur verurteilt wurde, trat er von dem Kaufvertrage
zurück, worauf er von dem Verkäufer auf Zahlung der ver-

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[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung 25. Auguſt 1909. und Kavallerieremonten zu erlangen verſprechen, durch eine Kommiſſion der Landwehrverwaltung vornehmen zu laſſen. Die Höhe des Prämienſatzes wird ſowohl für zwei- als auch für dreijährige Fohlen mit Hundert Kronen feſtgeſetzt. Zur Ver- teilung gelangen in jeder der 3 (drei) Prämiierungsſtationen je vierzehn Prämien zweijährige und je zwei Prämien für drei- jährige Fohlen. Der ſtille Beobachter. Unſer Mitarbeiter „Hansda“ ſchreibt uns: „Wenn einer eine Reiſe tut, ſo kann er was erzählen.“ Das iſt aber bei uns nicht unbedingt notwendig, denn wenn er auch zu Hauſe bleibt und nur eine Fahrt mit der Elektriſchen unternimmt, dann kann er auch ſchon „was“ erzählen. Schon wenn er am Ringplatz einſteigt, bietet ſich ihm viel Sehenswertes: Je nachdem einer ſeine Ellenbogen zu benützen verſteht, gelingt es ihm, wenn er auf die Püffe und Rippenſtöße, die er ſelbſt erhält, nicht achtet und einige affenartige Behendigkeit beſitzt, das Wagenplateau zu er- klimmen, oder iſt er vorſichtig und nimmt ſchon eine halbe Stunde früher in dem von ſpielenden Kindern verunreinigtem in der Ausweiche wartenden Beiwagen Platz, ſo ſieht er, wenn dieſer endlich durch einen aus der Richtung Volks- garten—Ringplatz angekommenen Motorwagen in Bewegung geſetzt wird, daß beide Wagen nicht, wie vorauszuſetzen war, zum Pruth, ſondern zum Volksgarten zurück fahren. Und wenn dieſelben, ſo in der Höhe des Hotel „Zentral“ ange- kommen ſind, ſo ſteigen ihm Grausbirnen auf, denn das Rückwärtsfahren, das hier beginnt, geht ihm auf die Nerven. Endlich ſind die Wagen in der Ausweiche beim Franz- Joſephspark angelangt und da heißt es: „Ausſteigen“, — die Wagen werden hier unterſucht, denn es happert etwas. Der ſtille Beobachter wendet mittlerweile, weil er gerade nichts Beſtimmtes vor hat, per pedes apostolorum zum Volksgarten. Als er hier angelangt iſt, ſieht er mit Er- ſtaunen, wie unbeleuchtete, zum Alleinverkehr ungeeignete Bei- wagen, weil ſie mit der Stromleitung nur durch einen Motor- wagen verbunden werden können, nur auf ihre Handbremſe angewieſen und nur mit höchſt notdürftigen, ja auch gar keinen hörbaren Signalen ausgerüſtet, das in die Wagen- remiſe führende bereits in tiefer Finſternis liegende Geleiſe hinabrollen. Paſſanten ſind hier bis in die ſpäten Abendſtunden zu ſehen, Radfahrer raſen neben ihnen unbe- anſtändet mit unbeleuchteten Rädern herauf und herunter, die Lenker der Straßenbahnwagen ſetzen vergebens ihre Schrillpfeiferl in Tätigkeit (denn niemand hält deren Töne für Tramwayſignale) und ſind ſie nicht im Beſitze dieſer, dem techniſchen Fortſchritte der Zeit angepaßten „akuſtiſchen Signalmittel“, ſo benützen ſie ihre Finger als Schrillpfeifen und haben ſie dieſe Kunſt in ihrer Jugend nicht gelernt, dann ſchreien ſie halt mit voller Lungenkraft: „ho! ho! nabok!“ und wutzeln ſich auf dieſe Art ohne Unfall glücklich in die Remiſe hinein. Der ſtille Beobachter geht weiter und frägt ſich nur kopfſchüttelnd, warum dieſe Zu- ſtände, ſowohl auf der Elektriſchen, als auch die durch die Radfahrer hervorgerufenen ſeitens jener, die es angeht, geduldet werden. Großes Aufſehen erregte geſtern abends ein Vorfall, der ſich in der Hauptſtraße zugetragen hat. Zwei Burſchen, von Beruf Fiakerkutſcher, zerrten ein Mädchen in einen Fiaker und hielten ihr, um ſie am Schreien zu hindern, den Mund zu. In raſendem Galopp gings dann durch die Ruſſiſche- und Landhausgaſſe, bis ſie dann ſpäter, anſcheinend in ganz friedlichem Zuſamenwirken, in der Dr. Rothgaſſe angehalten werden konnten. Da das Mädchen während der tollen Fahrt gellende Hilferufe ausſtieß, machten die Paſſanten geradezu Jagd auf den Wagen. Auf der Polizeidirektion leugnete das Mädchen entſchieden, daß ihr Gewalt angetan worden wäre und gab an, ihr Kleid habe ſich bloß beim Einſteigen in den Wagen in einem Rade verfangen. Zeugen wollen aber geſehen haben, wie ſie mißhandelt und ihr ſogar der Mund zugehalten worden ſei. Die Szene, die ſo großes Aufſehen erregt hatte, wird noch ein gerichtliches Nachſpiel haben. Ein diebiſcher Hausmeiſter. Vor einigen Tagen wurden einer Frau aus verſperrter Wohnung ein Geldbetrag von 158 Kronen ſowie eine Menge Wäſche und Viktualien geſtohlen. Die Erhebungen lenkten den Verdacht gegen den Hausmeiſter Michael B., bei dem auch ein großer Teil des geſtohlenen Gutes vorgefunden wurde. Als Mitſchuldige wurden auch die Dieuſtmagd Domka T. und die bei der Beſtohlenen früher im Dienſte geſtandene Magd Waſelena D. von Polizeiagenten ausgeforſcht und verhaftet. Letztere hatte ſich bereits im Bewußtſein ihrer Schuld verborgen gehalten. Das diebiſche Trifolium wurde dem Landesgerichte eingeliefert. Ein Abenteuer. Aus Nowoſielitza ging uns vor wenigen Tagen folgende Zuſchrift zu: Ein Tellſchuß war es, ja, ein Schuß, wie ſich ihn ſelbſt der Tell nicht beſſer gedacht haben mochte; das Schlimmſte an der Sache aber war, daß ich unfreiwillig zum „Knaben des Tell“ auserkoren war. Ich war nämlich hier während der letzten Woche, hatte alle meine Geſchäfte ſorgſam erledigt und trat nun wohlge- mit am Sonntag meine Heimreiſe an. Ich wohne in der rumäniſchen Stadt Darabany, und mein Weg führte mich auch diesmal, wie immer, durch den Wald. Da hörte ich plötzlich einen Schuß, der in unmittelbarer Nähe meines Kopfes ge- fallen ſein mußte, denn es bemächtigte ſich meiner plötzlich ein peinliches Gefühl. Ich griff nach dem Kopfe, ließ ihn überdies von meinem Reiſegefährten unterſuchen, aber nichts war zu merken. Ich atmete nun etwas freier auf, wie ein Schwerkranker nach überſtandener Kriſis und wurde plötzlich zweier Löcher in meinem Hute gewahr, die nur von einer Kugel herrühren konnten. Unſtreitig hatten die Löcher in meinem Hute mit dem gefallenen Schuß etwas gemein. Jetzt galt die Frage: War es ein wohl angelegter, aber verfehlter, oder aber nur ein verirrter Schuß? Wer kann aber die Be- antwortung dieſer Frage in der Angſt erledigen? Ich wollte eher an einen Ueberfall glauben, denn meinem jetzigen Reiſe- gefährten geſchah vor einigen Wochen etwas Aehnliches, es war nur kein Schuß, ſondern ein regelrechter Ueberfall. Er wurde damals nämlich ſamt ſeinem Kutſcher zu Boden ge- worfen, gebunden und mit Dreſchflegeln bearbeitet, wie das Getreide in der Scheune. Selbſtverſtändlich folgte hierauf eine genaue Leibesunterſuchung, und nichts, was Wert hatte, wurde ihm zurückgelaſſen. Dieſe Wegelagerer wurden zwar gleich erwiſcht, ſitzen ſchon ſogar abgeurteilt hinter dem Gitter, aber können es jetzt nicht andere ſein, die dadurch mit mehr Geſchick ans Werk zu gehen glaubten, indem ſie uns einfach vom Wagen herabſchießen und ſich dann an die Beute machen wollten? Solche und ähnliche Gedanken durchzuckten mein Gehirn. In Fieberangſt erwartete ich einen zweiten Schuß, vielleicht die Herren Menſchenjäger ſelbſt. Da repräſentiert ſich uns ein Sonntagsnimrod, der vergnügungshalber nach Wildpret jagt und Menſchenjagd als Nebenſport betreibt. Er war gerade ein Bekannter von uns, und ich hielt ihm vorwurfs- voll den Hut vor, aber mit einer ungekünſtelten Gleichgiltig- keit antwortete er mir: „Es iſt dir doch nichts geſchehen“, in einem Tone, in dem man einem zurechtweiſt, wenn er einen guten Spaß verdirbt. Für den Abenteurer: T.... r. Gartenfeſt. Das von den hier zu Ferien weilenden Medizinern zu veranſtaltende Gartenfeſt zu Gunſten der freiwilligen Rettungsgeſellſchaft verſpricht ſchon nach dem heutigen Stande der Vorbereitungen ein überaus glänzendes Gelingen. Die vornehmſten Kreiſe der Czernowitzer Geſellſchaft haben ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt, und es wird vorausſichtlich zu den glänzendſten und ſchönſten Ver- die Sonne an die Stätten der Gewinnung und Verbreitung der Nahrungsmittel, an die Backſtuben, die Fabriksräume zu legen ſein, wobei nicht außeracht zu laſſen iſt, daß ein großer Teil der letzteren bereits der marktpolizeilichen Aufſicht unter- ſteht und periodiſche Viſitationen in denſelben vorgenommen werden. Und dann hoffen wir, daß der erzieheriſche Einfluß bezgl. der Handhabung in den Verkaufsräumen auch allmählich rückwirkende Kraft haben wird auf diejenigen, welche hinter den Kouliſſen arbeiten, in den Backſtuben, Selchereien, Werk- ſtätten u. ſ. w. Dann wird einer auf den anderen achten und die Tatſache beſtätigen helfen, daß Schmutz und Sau- berkeit nicht nebeneinander hauſen können. Damit dieſes Ziel erreicht wird, muß das Verſtändnis für ſaubere Behandlung der Eßwaren in alle Schichten der Bevölkerung allmählich eindringen und die Tagespreſſe muß das ihrige tun, das Publikum auf dieſe Notwendigkeit fortgeſetzt aufmerkſam zu machen, damit dieſes aus der bisherigen Gleichgiltigkeit gegen derartige Dinge aufgerüttelt und verlangen lerne, im Verkehre mit Eßwaren ſauber und appetitlich bedient zu werden oder bei vorhandenen Mißſtänden in dieſer Beziehung jeden Fall dem hieſigen Marktamte zur Anzeige zu bringen. Von ein- ſchneidenden marktpolizeilichen Maßregeln — das ſei hier ſogleich vorausgeſchickt — erwarten wir nichts. Wir hoffen weiter zu kommen auf dem Wege gegenſeitiger Verſtändigung. Die Preſſe z. B. könnte insbeſondere in Zeiten geſteigerter Kaufluſt, wie z. B. zur Weihnachtszeit, kurze, prägnante, ſpäter noch anzuführende Vorſchriften bezüglich des Verkaufes von Eßwaren bekannt geben, welche bei ihrer regelmäßigen Wiederkehr doch allmählich die Aufmerkſamleit und das Intereſſe des Publikums wachrufen müſſen. Und wird das letztere anſpruchsvoller in dieſen Dingen, ſo ſteht das Ver- kaufsperſonal bereis unter einem gewiſſen Druck, zumindeſtens einem erziehlichen Zwange, dann wird das Publikum auch Partei ergreifen für diejenigen Verkaufsſtätten, in welchen es beſonders reinlich und appetitlich bedient wird. Man wird in Bekanntenkreiſen auf ſolche Firmen aufmerkſam machen und die letzteren werden wetteifern um dieſe wohlfeilſte und wirkſamſte aller Reklamen. Auf dieſe Weiſe wird unſere Sache in Fluß kommen und eine Bewegung entfachen, welche in den Verkaufsräumen nicht Halt macht, ſondern ausklingen wird bis in die dunkelſten Winkel der Erzeugnisſtätten. Ich habe daher eine Anzahl praktiſcher Regeln für den Handverkauf in Eßwarenhandlungen zuſammengeſtellt und wären dieſelben zu vervielfältigen und jedem Intereſſenten auf Wunſch und den betreffenden Geſchäften ſeitens des Magiſtrates koſtenlos zu übermitteln. Außerdem wäre das Publikum durch die Preſſe wiederholt aufzufordern, von dieſem Angebot fleißig Gebrauch zu machen. Dieſe von mir aufgeſtellten Regeln lauten folgendermaßen: Hygieniſche Regeln für den Verkauf in Eßwaren- handlungen. 1. In jedem Verkaufsraume, in welchem Eßwaren feil- geboten werden, befinde ſich Waſchgerät, Seife und Handtuch auf einem ſehr leicht zugänglichen und für Alle ſichtbaren Orte. Erneuert das Waſchwaſſer, ſorget für ſtets ſaubere Handtücher. 2. Haltet auf ſaubere Hände! Reiniget die Nägel gründ- lich vom Nagelſchmutz. 3. Sorgt für einen ſtets ſauberen Ladentiſch, für ſauberen Warenbehälter, für ſaubere Wagſchalen, ſaubere Meſſer, Gabeln, Löffel, Schippen, Zuckerzangen u. ſ. w. 4. Vermeidet tunlichſt das Berühren der Eßwaren mit den Fingern, faßt die Waren mit dem Einwickelpapier an oder mit Zangen, Löffeln, Schippen u. dgl. 5. Vermeidet ſtreng das Belecken der Fingerſpitzen beim Abreißen des Einwickelpapieres. Schichtet das letztere ſchräg übereinander. 6. Nehmet zum Einwickeln ſtets reines, fleckenloſes Papier, niemals Zeitungspapier oder Makulatur. 7. Vermeidet beim Verkaufen jegliches Huſten, Räuſpern, Schnupfen oder Ausſpeien. Wendet Euch beim Huſten, Nießen von den Eßwaren ab. Blaſt nicht die Düten mit dem Munde auf. 8. Duldet keine bruſtleidenden, ſowie mit Hautausſchlägen und Wunden an den Händen verſehenen Perſonen im Ver- kunfslokal. Nahrungsmittel müſſen in gemeſſener Höhe vom Fuß- boden, getrennt von anderen Waren, in lichten und luftigen Räumen aufbewahrt werden. anſtaltungen gehören, die wir hier je in einer Sommerſaiſon erlebt haben. Abgeſehen von einem großartigen Arrangement, durch welches allen Herren und Damen der Geſellſchaft Ge- legenheit geboten iſt, ihr Schärflein beizutragen, iſt für allerband Sehenswürdigkeiten und Beluſtigungen Vorſorge getroffen und das Comitee ſcheut keine Mühe und Koſten, um das Programm aus lauter Glanzpunkten zuſammenzu- ſtellen. Geſtern hatte ſich das große Feſtkomitee, deſſen Obmannſchaft Herr Oberſtleutnant von Dobiecki zu über- nehmen die Liebenswürdigkeit hatte, konſtituiert und aus ſeiner Mitte ein engeres Exekutivkomitee gewählt, das aus folgenden Herren beſteht: Obmann Herr Oberſtleutnant von Dobiecki, Obmannſtellvertreter Oberrechnungsrat Tellmann, ferner die Herren Rechnungsrevident Zwirzina, Apth. Füllen- baum, Oberkommandant Jenner, Chefredakteur Klüger, Mediziner Katz, Mimeles und Joriſch. Dieſe Herren ſind zugleich Obmänner ſechsgliedriger Sektionen des großen Feſtkomitees, ſo der Beluſtigungs- der Finanz- der Dekorations- ſektion u. ſ. w. Das Ehrenpräſidium haben die Herren Dr. Kluczenko, Dr. Anhauch und Dr. Röhmer über- nommen, während das Protektorat des geſamten Feſtes Herr Bürgermeiſter Felix Baron Fürth innehat, der auch in liebenswürdiger Weiſe die Förderung der Veranſtaltung in jeder Hinſicht zugeſagt hat. Starke Attraktionen verſpricht man ſich von der Mitwirkung zahlreicher Damen der hieſigen Geſellſchaft, welche den Verkauf in den einzelnen prachtvoll zu dekorierenden Buden übernommen haben. Den Verkäuferinnen werden dienſtbefließene „Kommis“ welche ſich aus den vor- nehmſten Kreiſen rekrutieren, zur Seite ſtehen, wobei jedoch ſchon heute bemerkt wird, daß das übliche ſogenannte „Wurzen“ diesmal völlig unterbleibt und das Komitee durchwegs fixe bürgerliche Preiſe für die einzelnen Waren feſtſetzt. Von dem Exekutivkomitee, welches der Bevölkerung angenehme Ueber- raſchungen bereiten will, wurde uns ſtrenge Diskretion ein- geſchärft. So viel können wir jedoch ſchon heute verraten, daß das Feſt um 3 Uhr nachmittags mit einem Promenade- konzert der vollſtändigen Kapelle des 41. Inf.-Reg. unter perſönlicher Leitung des Kapellmeiſters Herrn Koſtelecki eröffnet werden wird, außerdem aber werden auch zahlreiche andere Muſikkapellen in den einzelnen Teilen des glänzend dekorierten Volksgartens konzertieren. Auch das Geknatter und Getutte feilſchnell dahinſauſender Autos wird bei dieſer großartigen Veranſtaltung nicht fehlen, ebenſowie für einen großſtädtiſchen Anſtrich durch den ſogenannten Swoboda- tanz im Kurſalon geſorgt werden wird. Die Eroberung der Luft, welche in der Gegenwart die ganze Welt in Atem hält, darf ſelbſtverſtändlich bei dieſem großzügigen Feſte nicht fehlen und der Aufſtieg des großen Luftballons „Zeppelin 4“ wird den hier anweſenden Aviatikern Ge- legenheit geben, zu konſtatieren, daß auch die Bukowina dem großen Wettbewerb nicht fern ſteht. Weitere Attraktionen bilden unter anderm Schießbuden, in denen die Czernowitzer ihre Treffſicherheit nicht nur durch Amors Pfeile, ſondern auch mit echtem Schrott und Korn zu beweiſen haben werden. Erwähnen wir noch eine Buffalo Bill-Produktion, einen großen Glückshafen, Momentphotographie, ſo hat man den winzigſten Teil des Beluſtigungsprogrammes verraten. Alles in Allem wird das Programm des Garten- feſtes ſich ſehen laſſen können und es wäre nur zu wünſchen, daß die eingeladenen p. t. Damen auch diesmal beweiſen, daß ſie ſich eifrig und opferwillia in den Dienſt der Humanität ſtellen und zu der am 26. d. 6 Uhr nachm. im Sitzungsſaale des Rathauſes ſtattfindenden Beſprechung voll- zählig und pünktlich erſcheinen. Wetterprognoſe. Abnehmende Bewölkung, mäßige Winde, warm, ſpäter Ausheiterung. Schönwettee. Ein ſportliches Ereignis für die Stadt bildet die Ankunft des Zirkus Angelo. Dieſer Zirkus, der mit einem zweiten franzöſiſchen Zirkus vereinigt iſt, wird auf ſeinem Triumphzuge durch Deutſchland und Oeſterreich auch hier mehrere Gaſtſpiele geben. Samſtag abends findet die Gala- premiere ſtatt. Kinematographentheater. Das Kinematographen- theater Oeſer, das den Czernowitzern von früheren Jahren hier beſtens bekannt ſein dürfte, trifft in einigen Tagen hier ein und wird im Muſikvereinsſaale Vorſtellungen abſolvieren. Deutſch-jüdiſches Theater. Morgen Mittwoch wird zum Vorteile des beliebten Komikers Schilling die Operette „Meſſias Zeiten“ aufgeführt. Die Entwöhnung der Kinder im Sommer iſt ſchwieriger als in anderer Jahreszeit, da durch Darreichung von Kuhmilch ſehr oft Magen- und Darmſtörungen verurſacht werden. Man gibt die Kuhmilch deshalb lieber zuerſt vermiſcht mit einer dünnen Suppe von „Kufeke“, welches die Kuh- milch leichter verdaulich macht und den Nährwert derſelben erhöht. Man erzielt durch die Ernährung mit „Kufeke“ eine geregelte Verdauung, den beſten Schutz gegen die ſoge- nannten Sommererkrankungen. Rechtspflege. Czernowitz, 24. Auguſt. Die Zuläſſigkeit des Verkaufes einer Advo- katurskanzlei. Aus Wien wird uns berichtet: Dem Oberſten Gerichtshofe lag in der letzten Zeit die Frage zur Entſcheidung vor, ob eine Advokaturskanzlei als gewerbliches Unternehmen verkäuflich oder als öffentliches Amt unverkäuflich ſei. Ein Advokat hatte einem Kollegen ſeine Advokaturskanzlei verkauft und ſollte ſich der Käufer bei ſonſtigem Pönale von 1000 K verpflichten, die Kanzlei am 1. November zu über- nehmen. Da aber der Käufer nachträglich erfahren hatte, daß der Verkäufer mit einem (allerdings noch nicht rechtskräftigen) Disziplinarerkenntniſſe zu einer dreimonatlichen Einſtellung der Advokatur verurteilt wurde, trat er von dem Kaufvertrage zurück, worauf er von dem Verkäufer auf Zahlung der ver-

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1684, Czernowitz, 25.08.1909, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1684_1909/4>, abgerufen am 28.03.2024.