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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 207, Czernowitz, 06.09.1904.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 6. September 1904.

[Spaltenumbruch]

dennoch glaube ich mit Recht sagen zu dürfen, daß Se.
Exzellenz den Eindruck erhalten hat, daß der Empfang
Hochdesselben auf dem Bukowiner Boden ein würdiger,
warmer und herzlicher war. Dieser galt zwar in erster
Linie dem Minister, dem ersten Beamten Sr. Majestät,
welcher aus der unmittelbaren Umgebung des Aller-
höchsten Thrones kommt, wohin unsere Blicke ver-
trauensvoll gerichtet sind. Dennoch würde ich die
Tatsache nicht in ihrem vollen Umfange wiedergeben,
wenn ich die Art und Weise des Empfanges Sr. Exzellenz
in der Bukowina nur auf die erwähnten Momente zurück-
führen würde; denn einen weiteren Grund der angeführten
Erscheinung bildet die Dankbarkeit, welche wir Bukowiner
Sr. Exzellenz schulden. Se. Exzellenz war seit jeher dem
Kronlande Bukowina wohlwollend und das Land hat so
manche nicht unbedeutende Errungenschaft Sr. Exzellenz
zu verdanken.

Bei der Wärme und Herzlichkeit des Empfanges fiel
nicht wenig, Se. Exzellenz wolle mir die Bemerkung ent-
schuldigen, die Persönlichkeit Sr. Exzellenz in die Wag-
schale. Tut es doch wahrlich wohl, einen in leitender
Stellung stehenden Mann zu sehen, welcher in seinen auf-
richtigen patriotischen Bestrebungen sich durch keine, sich
stets einstellenden Schwierigkeiten abschrecken läßt. Und
mit solchen haben wir Oesterreicher seit einigen Jahrzehn-
ten zu kämpfen; denn während in unseren Tagen die De-
vise Sr. Majestät, mit vereinten Kräften zu wirken, mehr
denn je ihre Geltung und Anwendung auf allen Gebieten
der menschlichen Tätigkeit findet, während sogar selb-
ständige, mächtige Staaten in nähere Verbindung treten,
um den gemeinsamen Gegner umso sicherer abzuwehren
und die innere Wohlfahrt der Reiche desto leichter zu
fördern, reiben wir Oesterreicher uns in gegenseitigen
Kämpfen auf, trotzdem wir Mitglieder eines und
desselben Reiches und auch für die Zukunft angewiesen
sind, mit einander zu leben. Unter solchen Umständen
Männer zu sehen, die nicht verzagen und den Mut nicht
sinken lassen, ist ein Trost und eine Ermunterung. Und
in dieser Beziehung bietet Sr. Exzellenz der Herr Minister-
präsident namentlich uns, die wir im Dienstesverhältnis
stehen, durch seine Unverzagtheit, Umsicht, Objektivität,
Geduld und Ausdauer ein leuchtendes Beispiel. Indem ich
Sr. Exzellenz für die mir durch den heutigen Besuch zuteil
gewordene Ehre und für die der Bukowina erwiesene
Fürsorge meinen ergebensten Dank ausspreche und die
Bitte hinzufüge, dem Lande Bukowina auch für die Zu-
kunft das Wohlwollen zu erhalten, ersuche ich Sie, meine
hochverehrten Herren, das Glas auf das Wohl unseres
hohen Gastes mit dem Rufe zu erheben: Se. Exzellenz
der Herr Ministerpräsident lebe hoch!, hoch!, hoch!

In das dreimalige Hoch stimmten die Festgäste freudig
und jubelnd ein.

Nunmehr dankte Se. Exzellenz, indem er auf die
reichen Priestertugenden des hochwürdigen Gastgebers und




Sanatorium in Purkersdorf und schließlich siedelte sie in die
Heilanstalt Linderhof bei Koswig in der Nähe Dresdens über,
von wo sie jetzt den Ausflug nach Bad Elster unternahm und
ihre Flucht bewerkstelligte. Mattasich aber hat vier Jahre seiner
schweren Strafe wirklich verbüssen müssen, dann hat ihm ein
kaiserlicher Gnadenakt den Rest erlassen. Sein Charakter als
Offizier und Adeliger jedoch waren unwiderbringlich dahin. Zu
den nächsten Sorgen des Eingekerkerten hat es nach seiner
Entlassung gehört, die Behauptung von der mangelnden Zurech-
nungsfähigkeit der internierten Prinzessin zu entkräften und
eine Begegnung mit ihr herbeizuführen und wenn tunlich sie
auf alle Gefahren hin aus ihrer Gefangenschaft zu befreien.
Nicht alle seine Pläne gelangen. Nur eine Begegnung mit der
geliebten Frau brachte er zu Stande. Aerztliche Atteste bekräf-
tigen die Unzurechnungsfähigkeit der Gefangenen aufs neue und
bei der Internierung in dem Sanatorium blieb es. Mattasich
aber sog aus der Begegnung, wo die Prinzessin, an einen Baum
gelehnt, sagte, es gibt noch einen Gott, neue Kraft für die
Weiterbetreibung seiner Absichten, und an sie jetzt augenscheinlich
auch ausgeführt und seine Ziele erreicht. Die Prinzessin ist
ihren Wächtern entkommen, ihre Spur ist noch nicht gefunden
und vielleicht ist ihr die so sehr ersehnte nnd gewünschte Freiheit
wirklich für immer wiedergegeben. Beschlossen wird das Schicksal
der vielgeprüften Frau damit noch nicht sein; denn immer noch
bindet sie das eheliche Band an den Koburger. Ihren Fall
werden die einen jetzt als eine willkommene Bereicherung der
fürstlichen Skandalchronik verschlingen, die einen werden für
ihn ein verzeihendes oder entschuldigendes, die anderen ein
verdammendes Urteil haben, die einen ein medizinisches, die
anderen ein psychologisches. Wie aber die beiden Namen Luise
von Koburg und Luise von Toskana eine merkwürdige Aehn-
lichkeit haben, so ist es vielleicht auch gleich oder ähnlich um
ihre Schicksale und Leiden, ihre Verirrungen und ihre Sünden,
ihre Verantwortlichkeit und ihre Unzurechnungsfähigkeit bestellt;
man wird sie hier entschuldigen und dort verurteilen müssen,
hier verstehen und dort nicht begreifen können, hier krank und
dort schuldvoll finden. Als Endergebnis aller Betrachtungen
wird man sich aber vielleicht zum Schlusse gestehen müssen,
das man sowohl die eine wie die andere dieser beiden Frauen
als eine Unglückliche ansehen muß und daß man seinen
Schöpfer in vielen Fällen dafür zu preisen hat, daß man nicht
auf jener vielbeneideten Höhe geboren wurde, wo die Großen
wohnen.




[Spaltenumbruch]

dessen segensreiches Wirken im Interesse des Landes hinwies
und mit den bereits oben angeführten Worten schloß. Die
Rede des Ministerpräsidenten wurde stellenweise von an-
haltendem Beifall unterbrochen, dem am Schlusse stürmischer
Jubel folgte. Der schwarze Kaffee wurde in den Gesellschafts-
räumen der Residenz eingenommen. Der Ministerpräsident
hielt, sichtlich animiert, in zwangloser Weise Cercle
und beehrte viele Anwesende mit einer Ansprache. Um
11 Uhr zog er sich in Begleitung Sr. Durchlaucht des
Prinzen Hohenlohe zurück und gegen 12 Uhr verließen auch
die anderen Besucher die gastlichen Räume der erzbischöflichen
Residenz.

Der Abschied.

Sonntag um 9 Uhr vormittags verließ der Minister-
präsident, nachdem er einer stillen Andacht in der Jesuiten-
kirche beigewohnt hatte, die Stadt, um sich von hier nach
Stanislau zu begeben.

Am Bahnhofe hatten sich zum Abschiede die Spitzen der
kirchlichen, weltlichen und militärischen Behörden eingefunden
und am Perron am Ausgange des Wartesaals I. Klasse Auf-
stellung genommen. Man bemerkte u. A. Landespräsidenten Prinz
Hohenlohe mit Hofrat Fekete und dem Beamtenkörper
der Landesregierung, Erzbischof Dr. v. Repta mit dem erzb.
gr.-or. Konsistorium, Landeshauptmann Lupul mit dem
Landesausschuß, Landesgerichtspräsident Klar mit den richter-
lichen Beamten, Bürgermeister Baron Kochanowski mit
dem Magistratspräsidium, Hofrat Knipfer, die Generäle
Wanka und v. Hornik, Kultuspräsident Dr. Straucher,
Hofrat Ullmann mit dem Beamtenkörper der Güterdirektion,
Betriebsleiter Dr. Hnidey, Landesgendarmeriekommandanten
Weinmann, die Geistlichkeit aller Riten, Landeskulturrats-
präsidenten Theodor v. Flondor, Handelskammerpräsidenten
kais. Rat Langenhan, Obervorsteher Wegner mit den
Gerichtskanzleibeamten, u. v. A.

Der Ministerpräsident verabschiedete sich mit Worten des
Dankes für den freundlichen Empfang und gab seiner Be-
friedigung über das in Czernowitz Gesehene und Gehörte
wiederholt Ausdruck.

Als das Zeichen zum Einsteigen gegeben wurde, folgten
die Erschienenen Dr. von Körber bis zum Salonwagen,
Landespräsident Prinz Hohenlohe gab dem scheidenden
hohen Gaste im Zuge das Geleite bis zur Landesgrenze
nach Nepolokoutz. Als der Train sich in Bewegung setzte, trat
Dr. Körber salutierend an das Koupeefenster und nahm nochmals
nach allen Seiten hin grüßend Abschied von der Beamtenschaft
des Landes.

In der Grenzstation Nepolokontz.

Die knapp vor der Grenze der Bukowina gelegene
Bahnstation Nepolokoutz, woselbst der Früheilzug kurzen
Aufenthalt hat, war über Veranlassung des dortigen
Gemeindevorstehers Anschel Dauber festlich geschmückt
worden. Ein mächtiger Triumphbogen erhob sich gegenüber
dem Wartesaale, um welchen sich die Gemeindevertretung
von Nepolokoutz unter Führung des Gemeindevorstehers, der
Ausschuß der dortigen Raifeisenkasse, die israel. Gemeinde
mit der Thora, und die Schulkinder gruppiert hatten.
Außerdem waren erschienen: Die Reichsratsabgeordneten des
Bezirkes Nikolaj v. Wassilko und Professor Pihuliak,
sowie die ruthenischen Landtagsabgeordneten Lewicki,
Mallek, Kalitowski
und Prof. Dr. Smal-Stocki.
Der Bürgermeister von Wiznitz Luwisch, Bezirksschul-
inspektor von Wiznitz Nikorowicz mit der Lehrerschaft
dieses Bezirkes, Erzpriester des Czeremoszer Dekanats
Ostaszek, die Gemeindevorsteher des Putillaer Gebirges
und zwar von Podzacharycz, Rostoki, Marenicz, Uscie-Putilla,
Spetki, Stebne und Dolhopole; weiters mehrere Gemeinde-
vorsteher des Waszkoutzer Bezirkes. Das dunkle Grün des
mächtigen Triumphbogens, von dem große schwarz-gelbe und
rot-blaue Fahnen herabwehten, hob sich prächtig von den
bunten. Farben der malerischen Tracht der Huzulenabordnung
ab. Für die Ordnung sorgte der mit der Vereinsfahne aus-
gerückte ruthenische Sicz-Verein in Nepolokoutz.

Fahrplanmäßig 8 Uhr 28 Minuten dampfte der
Lemberger Eilzug in die Station, und raschen Schrittes
verließ Ministerpräsident Dr. von Koerber, dem Landes-
präsident Prinz Hohenlohe sowie der Präsidialvorstand
im Ministerium des Innern Hofrat v. Bleyleben folgten,
seinen Salonwagen auf den Abg. Nikolaj von Wassilko
zuschreitend, den er durch Händedruck begrüßte. Abg. Nikolaj
v. Wassilko hielt folgende Ansprache:

"Eure Exzellenz! Hochwohlgeborener Herr Minister-
präsident! Als Reichsratsabgeordneter dieses Bezirkes bin
ich an der Spitze sämtlicher ruthenischer Abgeordneten der
Bukowina und der hier anwesenden Abordnungen der
Bezirke Wiznitz, Waszkoutz und Kotzman -hier erschienen,
um Eurer Exzellenz beim Verlassen des Bukowiner Bodens
ein herzliches Lebewohl zuzurufen. Mit Genugtuung kon-
statiere ich, daß der herzliche vertrauensvolle Empfang,
welcher gestern Exzellenz beim Betreten dieser Provinz
von uns zuteil wurde, Ihnen bei Ihrer Weiterreise durch
[Spaltenumbruch] das Land und vor allem auch in unserer Landeshauptstadt
unter Beteiligung sämtlicher dieses Land bewohnenden
Nationen und Konfessionen ungeschwächt überall bereitet
wurde.

Eure Exzellenz haben sich zweifellos überzeugt, daß
mannigfache berechtigte Anforderungen an die Staatsver-
waltung der Erfüllung und Vollendung seitens der Re-
gierung harren, welche, trotzdem sich in dieser Provinz
sämtliche Nationen unter einem die materielle und kulturelle
Wohlfahrt des Landes voranstellenden, die nationalen
Reibungsflächen möglichst zu vermeiden suchenden Programm
einigten, ohne staatliches Entgegenkommen nicht verwirklicht
werden können. Der staatsmännische Blick Eurer Exzellenz
ist auch gewiß zur Erkenntnis gekommen, daß das ruthenische
Volk dort, wo demselben gerechte Behandlung und
gesetzmäßiges Entgegenkommen zuteil wird, dies bankbarst
anzuerkennen versteht. Wollen Eure Exzellenz gütigst diese
Wahrnehmungen mit auf Ihren Weg nehmen, begleitet
von unseren herzlichen Wünschen für Ihre so schwierigen
staatsmännischen Aufgaben! Seine Exzellenz unser Minister-
präsident lebe hoch! (Slawno!)

Darauf erwiderte Ministerpräsident Dr. v. Koerber:

"Ich danke Ihnen meine Herren! Ich habe in der
kurzen Zeit, die ich in Ihrer Mitte verweilte, die erfreuliche
Wahrnehmung gemacht, daß das Land auf dem Wege
des Fortschrittes weiter schreitet und sämtliche dazu be-
rufenen Faktoren zur Hebung des Landes beigetragen
haben. Ich beglückwünsche alle jene Herren, die dazu das
ihrige getan haben; schreiten Sie auf diesem Wege rüstig
fort! Nochmals meinen besten Dank!" (Dem Abgeordneten
Nikolaj von Wassilko herzlich die Hand schüttelnd: "Ich
muß mich kurz fassen, denn sonst fährt mir der Zug
davon!")

Abg. Nikolaj v. Wassilko stellte noch den Gemeinde-
vorsteher von Nepolokoutz Anschel Dauber vor, dem der
Ministerpräsident die Hand gab, worauf mit freundlichem
Gruß nach allen Seiten Ministerpräsident Dr. v. Koerber
in Begleitung des Hofrates v. Bleyleben nach Verab-
schiedung vom Prinzen Hohenlohe, seinen Salonwagen
bestieg und der Zug sich in Bewegung setzte. Die Horn-
signale des Siczvereines ertönten, die blau-gelbe ruthenische
Fahne wurde gesenkt und der erste Ministerpräsident, welcher
die Bukowina besucht hatte, verließ das Land!

Landespräsident Prinz Hohenlohe konversierte noch
angelegentlich mit den Abgeordneten, ließ sich ebenfalls den
Gemeindevorsteher von Nepolokoutz vorstellen, richtete herzliche
Worte an die bäuerlichen Gemeindevertretungen aus dem
Gebirge, begrüßte den Gemeindevorsteher von Wiznitz und
begab sich geleitet von Betriebsleiter Dr. Hnidey auf eine
Dresine, mit der er die Rückfahrt nach Czernowitz antrat.




Ueber den Verlauf des Empfangstages wäre
noch nachzutragen:

Die Vorstellung der politischen Beamten. *)

Bei der Vorstellung der Regierungsbeamten im Sitzungs-
saale des Regierungsgebäudes richtete Seine Durchlaucht
der Landespräsident Prinz zu Hohenlohe an Seine
Exzellenz den Herrn Ministerpräsidenten folgende Ansprache:

"Indem ich die Ehre habe, die Beamten der k. k. Landes-
regierung, sowie alle Vorstände der Bezirkshauptmannschaften
ganz ergebenst vorzustellen, bitte ich mir zu gestatten, den
Gefühlen aufrichtigster Freude darüber Ausdruck geben zu
dürfen, daß es uns vergönnt ist, Euere Exzellenz in unserer
Mitte, an der Stätte unserer Arbeit begrüßen zu dürfen.

Nicht nur unseren höchsten Vorgesetzten erblicken wir
in Euerer Exzellenz, sondern auch den wohlwollenden väter-
lichen Freund, der gerechten Sinns ein vertrauensvoll ge-
sprochenes Wort gütig anhört und auch zu helfen bereit
ist, wenn dies notwendig erscheint.

Deshalb erlaube ich mir Euerer Exzellenz eine Bitte
vorzutragen in einer Angelegenheit, die eben so wichtig ist
für die Beamtenschaft des Landes, wie für die gesamte
Bevölkerung.

Es ist dies die Bitte um Vermehrung der systemi-
sierten Stellen.

Vom Augenblicke an, da ich das Amt hier übernahm,
war mein ganzes Streben darauf gerichtet, mit meinen
schwachen Kräften in den Intentionen Eurer Exzellenz für
eine rasche und klaglose Verwaltung im öffentlichen Interesse
zu wirken. Ich habe hiebei die bereitwilligste und verständnis-
vollste Unterstützung in der hier versammelten Beamtenschaft
gefunden, wofür ich gar nicht genug dankbar sein kann und
was am heutigen Tage Euerer Exzellenz zur Kenntnis zu
bringen meine Pflicht ist. Die menschliche Leistungsfähigkeit
hat aber ihre Grenzen und bei der stets wachsenden Arbeits-
last sind wir kaum mehr im Stande, unsere Pflicht so zu
erfüllen, wie wir es ja so gerne möchten.


*) Blieb in Folge eines technischen Versehens bei Zusammen-
stellung des Blattes zurück.
Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 6. September 1904.

[Spaltenumbruch]

dennoch glaube ich mit Recht ſagen zu dürfen, daß Se.
Exzellenz den Eindruck erhalten hat, daß der Empfang
Hochdesſelben auf dem Bukowiner Boden ein würdiger,
warmer und herzlicher war. Dieſer galt zwar in erſter
Linie dem Miniſter, dem erſten Beamten Sr. Majeſtät,
welcher aus der unmittelbaren Umgebung des Aller-
höchſten Thrones kommt, wohin unſere Blicke ver-
trauensvoll gerichtet ſind. Dennoch würde ich die
Tatſache nicht in ihrem vollen Umfange wiedergeben,
wenn ich die Art und Weiſe des Empfanges Sr. Exzellenz
in der Bukowina nur auf die erwähnten Momente zurück-
führen würde; denn einen weiteren Grund der angeführten
Erſcheinung bildet die Dankbarkeit, welche wir Bukowiner
Sr. Exzellenz ſchulden. Se. Exzellenz war ſeit jeher dem
Kronlande Bukowina wohlwollend und das Land hat ſo
manche nicht unbedeutende Errungenſchaft Sr. Exzellenz
zu verdanken.

Bei der Wärme und Herzlichkeit des Empfanges fiel
nicht wenig, Se. Exzellenz wolle mir die Bemerkung ent-
ſchuldigen, die Perſönlichkeit Sr. Exzellenz in die Wag-
ſchale. Tut es doch wahrlich wohl, einen in leitender
Stellung ſtehenden Mann zu ſehen, welcher in ſeinen auf-
richtigen patriotiſchen Beſtrebungen ſich durch keine, ſich
ſtets einſtellenden Schwierigkeiten abſchrecken läßt. Und
mit ſolchen haben wir Oeſterreicher ſeit einigen Jahrzehn-
ten zu kämpfen; denn während in unſeren Tagen die De-
viſe Sr. Majeſtät, mit vereinten Kräften zu wirken, mehr
denn je ihre Geltung und Anwendung auf allen Gebieten
der menſchlichen Tätigkeit findet, während ſogar ſelb-
ſtändige, mächtige Staaten in nähere Verbindung treten,
um den gemeinſamen Gegner umſo ſicherer abzuwehren
und die innere Wohlfahrt der Reiche deſto leichter zu
fördern, reiben wir Oeſterreicher uns in gegenſeitigen
Kämpfen auf, trotzdem wir Mitglieder eines und
desſelben Reiches und auch für die Zukunft angewieſen
ſind, mit einander zu leben. Unter ſolchen Umſtänden
Männer zu ſehen, die nicht verzagen und den Mut nicht
ſinken laſſen, iſt ein Troſt und eine Ermunterung. Und
in dieſer Beziehung bietet Sr. Exzellenz der Herr Miniſter-
präſident namentlich uns, die wir im Dienſtesverhältnis
ſtehen, durch ſeine Unverzagtheit, Umſicht, Objektivität,
Geduld und Ausdauer ein leuchtendes Beiſpiel. Indem ich
Sr. Exzellenz für die mir durch den heutigen Beſuch zuteil
gewordene Ehre und für die der Bukowina erwieſene
Fürſorge meinen ergebenſten Dank ausſpreche und die
Bitte hinzufüge, dem Lande Bukowina auch für die Zu-
kunft das Wohlwollen zu erhalten, erſuche ich Sie, meine
hochverehrten Herren, das Glas auf das Wohl unſeres
hohen Gaſtes mit dem Rufe zu erheben: Se. Exzellenz
der Herr Miniſterpräſident lebe hoch!, hoch!, hoch!

In das dreimalige Hoch ſtimmten die Feſtgäſte freudig
und jubelnd ein.

Nunmehr dankte Se. Exzellenz, indem er auf die
reichen Prieſtertugenden des hochwürdigen Gaſtgebers und




Sanatorium in Purkersdorf und ſchließlich ſiedelte ſie in die
Heilanſtalt Linderhof bei Koswig in der Nähe Dresdens über,
von wo ſie jetzt den Ausflug nach Bad Elſter unternahm und
ihre Flucht bewerkſtelligte. Mattaſich aber hat vier Jahre ſeiner
ſchweren Strafe wirklich verbüſſen müſſen, dann hat ihm ein
kaiſerlicher Gnadenakt den Reſt erlaſſen. Sein Charakter als
Offizier und Adeliger jedoch waren unwiderbringlich dahin. Zu
den nächſten Sorgen des Eingekerkerten hat es nach ſeiner
Entlaſſung gehört, die Behauptung von der mangelnden Zurech-
nungsfähigkeit der internierten Prinzeſſin zu entkräften und
eine Begegnung mit ihr herbeizuführen und wenn tunlich ſie
auf alle Gefahren hin aus ihrer Gefangenſchaft zu befreien.
Nicht alle ſeine Pläne gelangen. Nur eine Begegnung mit der
geliebten Frau brachte er zu Stande. Aerztliche Atteſte bekräf-
tigen die Unzurechnungsfähigkeit der Gefangenen aufs neue und
bei der Internierung in dem Sanatorium blieb es. Mattaſich
aber ſog aus der Begegnung, wo die Prinzeſſin, an einen Baum
gelehnt, ſagte, es gibt noch einen Gott, neue Kraft für die
Weiterbetreibung ſeiner Abſichten, und an ſie jetzt augenſcheinlich
auch ausgeführt und ſeine Ziele erreicht. Die Prinzeſſin iſt
ihren Wächtern entkommen, ihre Spur iſt noch nicht gefunden
und vielleicht iſt ihr die ſo ſehr erſehnte nnd gewünſchte Freiheit
wirklich für immer wiedergegeben. Beſchloſſen wird das Schickſal
der vielgeprüften Frau damit noch nicht ſein; denn immer noch
bindet ſie das eheliche Band an den Koburger. Ihren Fall
werden die einen jetzt als eine willkommene Bereicherung der
fürſtlichen Skandalchronik verſchlingen, die einen werden für
ihn ein verzeihendes oder entſchuldigendes, die anderen ein
verdammendes Urteil haben, die einen ein mediziniſches, die
anderen ein pſychologiſches. Wie aber die beiden Namen Luiſe
von Koburg und Luiſe von Toskana eine merkwürdige Aehn-
lichkeit haben, ſo iſt es vielleicht auch gleich oder ähnlich um
ihre Schickſale und Leiden, ihre Verirrungen und ihre Sünden,
ihre Verantwortlichkeit und ihre Unzurechnungsfähigkeit beſtellt;
man wird ſie hier entſchuldigen und dort verurteilen müſſen,
hier verſtehen und dort nicht begreifen können, hier krank und
dort ſchuldvoll finden. Als Endergebnis aller Betrachtungen
wird man ſich aber vielleicht zum Schluſſe geſtehen müſſen,
das man ſowohl die eine wie die andere dieſer beiden Frauen
als eine Unglückliche anſehen muß und daß man ſeinen
Schöpfer in vielen Fällen dafür zu preiſen hat, daß man nicht
auf jener vielbeneideten Höhe geboren wurde, wo die Großen
wohnen.




[Spaltenumbruch]

deſſen ſegensreiches Wirken im Intereſſe des Landes hinwies
und mit den bereits oben angeführten Worten ſchloß. Die
Rede des Miniſterpräſidenten wurde ſtellenweiſe von an-
haltendem Beifall unterbrochen, dem am Schluſſe ſtürmiſcher
Jubel folgte. Der ſchwarze Kaffee wurde in den Geſellſchafts-
räumen der Reſidenz eingenommen. Der Miniſterpräſident
hielt, ſichtlich animiert, in zwangloſer Weiſe Cercle
und beehrte viele Anweſende mit einer Anſprache. Um
11 Uhr zog er ſich in Begleitung Sr. Durchlaucht des
Prinzen Hohenlohe zurück und gegen 12 Uhr verließen auch
die anderen Beſucher die gaſtlichen Räume der erzbiſchöflichen
Reſidenz.

Der Abſchied.

Sonntag um 9 Uhr vormittags verließ der Miniſter-
präſident, nachdem er einer ſtillen Andacht in der Jeſuiten-
kirche beigewohnt hatte, die Stadt, um ſich von hier nach
Stanislau zu begeben.

Am Bahnhofe hatten ſich zum Abſchiede die Spitzen der
kirchlichen, weltlichen und militäriſchen Behörden eingefunden
und am Perron am Ausgange des Warteſaals I. Klaſſe Auf-
ſtellung genommen. Man bemerkte u. A. Landespräſidenten Prinz
Hohenlohe mit Hofrat Fekete und dem Beamtenkörper
der Landesregierung, Erzbiſchof Dr. v. Repta mit dem erzb.
gr.-or. Konſiſtorium, Landeshauptmann Lupul mit dem
Landesausſchuß, Landesgerichtspräſident Klar mit den richter-
lichen Beamten, Bürgermeiſter Baron Kochanowski mit
dem Magiſtratspräſidium, Hofrat Knipfer, die Generäle
Wanka und v. Hornik, Kultuspräſident Dr. Straucher,
Hofrat Ullmann mit dem Beamtenkörper der Güterdirektion,
Betriebsleiter Dr. Hnidey, Landesgendarmeriekommandanten
Weinmann, die Geiſtlichkeit aller Riten, Landeskulturrats-
präſidenten Theodor v. Flondor, Handelskammerpräſidenten
kaiſ. Rat Langenhan, Obervorſteher Wegner mit den
Gerichtskanzleibeamten, u. v. A.

Der Miniſterpräſident verabſchiedete ſich mit Worten des
Dankes für den freundlichen Empfang und gab ſeiner Be-
friedigung über das in Czernowitz Geſehene und Gehörte
wiederholt Ausdruck.

Als das Zeichen zum Einſteigen gegeben wurde, folgten
die Erſchienenen Dr. von Körber bis zum Salonwagen,
Landespräſident Prinz Hohenlohe gab dem ſcheidenden
hohen Gaſte im Zuge das Geleite bis zur Landesgrenze
nach Nepolokoutz. Als der Train ſich in Bewegung ſetzte, trat
Dr. Körber ſalutierend an das Koupeefenſter und nahm nochmals
nach allen Seiten hin grüßend Abſchied von der Beamtenſchaft
des Landes.

In der Grenzſtation Nepolokontz.

Die knapp vor der Grenze der Bukowina gelegene
Bahnſtation Nepolokoutz, woſelbſt der Früheilzug kurzen
Aufenthalt hat, war über Veranlaſſung des dortigen
Gemeindevorſtehers Anſchel Dauber feſtlich geſchmückt
worden. Ein mächtiger Triumphbogen erhob ſich gegenüber
dem Warteſaale, um welchen ſich die Gemeindevertretung
von Nepolokoutz unter Führung des Gemeindevorſtehers, der
Ausſchuß der dortigen Raifeiſenkaſſe, die iſrael. Gemeinde
mit der Thora, und die Schulkinder gruppiert hatten.
Außerdem waren erſchienen: Die Reichsratsabgeordneten des
Bezirkes Nikolaj v. Waſſilko und Profeſſor Pihuliak,
ſowie die rutheniſchen Landtagsabgeordneten Lewicki,
Mallek, Kalitowski
und Prof. Dr. Smal-Stocki.
Der Bürgermeiſter von Wiznitz Luwiſch, Bezirksſchul-
inſpektor von Wiznitz Nikorowicz mit der Lehrerſchaft
dieſes Bezirkes, Erzprieſter des Czeremoszer Dekanats
Oſtaszek, die Gemeindevorſteher des Putillaer Gebirges
und zwar von Podzacharycz, Roſtoki, Marenicz, Uscie-Putilla,
Spetki, Stebne und Dolhopole; weiters mehrere Gemeinde-
vorſteher des Waszkoutzer Bezirkes. Das dunkle Grün des
mächtigen Triumphbogens, von dem große ſchwarz-gelbe und
rot-blaue Fahnen herabwehten, hob ſich prächtig von den
bunten. Farben der maleriſchen Tracht der Huzulenabordnung
ab. Für die Ordnung ſorgte der mit der Vereinsfahne aus-
gerückte rutheniſche Sicz-Verein in Nepolokoutz.

Fahrplanmäßig 8 Uhr 28 Minuten dampfte der
Lemberger Eilzug in die Station, und raſchen Schrittes
verließ Miniſterpräſident Dr. von Koerber, dem Landes-
präſident Prinz Hohenlohe ſowie der Präſidialvorſtand
im Miniſterium des Innern Hofrat v. Bleyleben folgten,
ſeinen Salonwagen auf den Abg. Nikolaj von Waſſilko
zuſchreitend, den er durch Händedruck begrüßte. Abg. Nikolaj
v. Waſſilko hielt folgende Anſprache:

„Eure Exzellenz! Hochwohlgeborener Herr Miniſter-
präſident! Als Reichsratsabgeordneter dieſes Bezirkes bin
ich an der Spitze ſämtlicher rutheniſcher Abgeordneten der
Bukowina und der hier anweſenden Abordnungen der
Bezirke Wiznitz, Waszkoutz und Kotzman -hier erſchienen,
um Eurer Exzellenz beim Verlaſſen des Bukowiner Bodens
ein herzliches Lebewohl zuzurufen. Mit Genugtuung kon-
ſtatiere ich, daß der herzliche vertrauensvolle Empfang,
welcher geſtern Exzellenz beim Betreten dieſer Provinz
von uns zuteil wurde, Ihnen bei Ihrer Weiterreiſe durch
[Spaltenumbruch] das Land und vor allem auch in unſerer Landeshauptſtadt
unter Beteiligung ſämtlicher dieſes Land bewohnenden
Nationen und Konfeſſionen ungeſchwächt überall bereitet
wurde.

Eure Exzellenz haben ſich zweifellos überzeugt, daß
mannigfache berechtigte Anforderungen an die Staatsver-
waltung der Erfüllung und Vollendung ſeitens der Re-
gierung harren, welche, trotzdem ſich in dieſer Provinz
ſämtliche Nationen unter einem die materielle und kulturelle
Wohlfahrt des Landes voranſtellenden, die nationalen
Reibungsflächen möglichſt zu vermeiden ſuchenden Programm
einigten, ohne ſtaatliches Entgegenkommen nicht verwirklicht
werden können. Der ſtaatsmänniſche Blick Eurer Exzellenz
iſt auch gewiß zur Erkenntnis gekommen, daß das rutheniſche
Volk dort, wo demſelben gerechte Behandlung und
geſetzmäßiges Entgegenkommen zuteil wird, dies bankbarſt
anzuerkennen verſteht. Wollen Eure Exzellenz gütigſt dieſe
Wahrnehmungen mit auf Ihren Weg nehmen, begleitet
von unſeren herzlichen Wünſchen für Ihre ſo ſchwierigen
ſtaatsmänniſchen Aufgaben! Seine Exzellenz unſer Miniſter-
präſident lebe hoch! (Slawno!)

Darauf erwiderte Miniſterpräſident Dr. v. Koerber:

„Ich danke Ihnen meine Herren! Ich habe in der
kurzen Zeit, die ich in Ihrer Mitte verweilte, die erfreuliche
Wahrnehmung gemacht, daß das Land auf dem Wege
des Fortſchrittes weiter ſchreitet und ſämtliche dazu be-
rufenen Faktoren zur Hebung des Landes beigetragen
haben. Ich beglückwünſche alle jene Herren, die dazu das
ihrige getan haben; ſchreiten Sie auf dieſem Wege rüſtig
fort! Nochmals meinen beſten Dank!“ (Dem Abgeordneten
Nikolaj von Waſſilko herzlich die Hand ſchüttelnd: „Ich
muß mich kurz faſſen, denn ſonſt fährt mir der Zug
davon!“)

Abg. Nikolaj v. Waſſilko ſtellte noch den Gemeinde-
vorſteher von Nepolokoutz Anſchel Dauber vor, dem der
Miniſterpräſident die Hand gab, worauf mit freundlichem
Gruß nach allen Seiten Miniſterpräſident Dr. v. Koerber
in Begleitung des Hofrates v. Bleyleben nach Verab-
ſchiedung vom Prinzen Hohenlohe, ſeinen Salonwagen
beſtieg und der Zug ſich in Bewegung ſetzte. Die Horn-
ſignale des Siczvereines ertönten, die blau-gelbe rutheniſche
Fahne wurde geſenkt und der erſte Miniſterpräſident, welcher
die Bukowina beſucht hatte, verließ das Land!

Landespräſident Prinz Hohenlohe konverſierte noch
angelegentlich mit den Abgeordneten, ließ ſich ebenfalls den
Gemeindevorſteher von Nepolokoutz vorſtellen, richtete herzliche
Worte an die bäuerlichen Gemeindevertretungen aus dem
Gebirge, begrüßte den Gemeindevorſteher von Wiznitz und
begab ſich geleitet von Betriebsleiter Dr. Hnidey auf eine
Dreſine, mit der er die Rückfahrt nach Czernowitz antrat.




Ueber den Verlauf des Empfangstages wäre
noch nachzutragen:

Die Vorſtellung der politiſchen Beamten. *)

Bei der Vorſtellung der Regierungsbeamten im Sitzungs-
ſaale des Regierungsgebäudes richtete Seine Durchlaucht
der Landespräſident Prinz zu Hohenlohe an Seine
Exzellenz den Herrn Miniſterpräſidenten folgende Anſprache:

„Indem ich die Ehre habe, die Beamten der k. k. Landes-
regierung, ſowie alle Vorſtände der Bezirkshauptmannſchaften
ganz ergebenſt vorzuſtellen, bitte ich mir zu geſtatten, den
Gefühlen aufrichtigſter Freude darüber Ausdruck geben zu
dürfen, daß es uns vergönnt iſt, Euere Exzellenz in unſerer
Mitte, an der Stätte unſerer Arbeit begrüßen zu dürfen.

Nicht nur unſeren höchſten Vorgeſetzten erblicken wir
in Euerer Exzellenz, ſondern auch den wohlwollenden väter-
lichen Freund, der gerechten Sinns ein vertrauensvoll ge-
ſprochenes Wort gütig anhört und auch zu helfen bereit
iſt, wenn dies notwendig erſcheint.

Deshalb erlaube ich mir Euerer Exzellenz eine Bitte
vorzutragen in einer Angelegenheit, die eben ſo wichtig iſt
für die Beamtenſchaft des Landes, wie für die geſamte
Bevölkerung.

Es iſt dies die Bitte um Vermehrung der ſyſtemi-
ſierten Stellen.

Vom Augenblicke an, da ich das Amt hier übernahm,
war mein ganzes Streben darauf gerichtet, mit meinen
ſchwachen Kräften in den Intentionen Eurer Exzellenz für
eine raſche und klagloſe Verwaltung im öffentlichen Intereſſe
zu wirken. Ich habe hiebei die bereitwilligſte und verſtändnis-
vollſte Unterſtützung in der hier verſammelten Beamtenſchaft
gefunden, wofür ich gar nicht genug dankbar ſein kann und
was am heutigen Tage Euerer Exzellenz zur Kenntnis zu
bringen meine Pflicht iſt. Die menſchliche Leiſtungsfähigkeit
hat aber ihre Grenzen und bei der ſtets wachſenden Arbeits-
laſt ſind wir kaum mehr im Stande, unſere Pflicht ſo zu
erfüllen, wie wir es ja ſo gerne möchten.


*) Blieb in Folge eines techniſchen Verſehens bei Zuſammen-
ſtellung des Blattes zurück.
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[2/0002] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 6. September 1904. dennoch glaube ich mit Recht ſagen zu dürfen, daß Se. Exzellenz den Eindruck erhalten hat, daß der Empfang Hochdesſelben auf dem Bukowiner Boden ein würdiger, warmer und herzlicher war. Dieſer galt zwar in erſter Linie dem Miniſter, dem erſten Beamten Sr. Majeſtät, welcher aus der unmittelbaren Umgebung des Aller- höchſten Thrones kommt, wohin unſere Blicke ver- trauensvoll gerichtet ſind. Dennoch würde ich die Tatſache nicht in ihrem vollen Umfange wiedergeben, wenn ich die Art und Weiſe des Empfanges Sr. Exzellenz in der Bukowina nur auf die erwähnten Momente zurück- führen würde; denn einen weiteren Grund der angeführten Erſcheinung bildet die Dankbarkeit, welche wir Bukowiner Sr. Exzellenz ſchulden. Se. Exzellenz war ſeit jeher dem Kronlande Bukowina wohlwollend und das Land hat ſo manche nicht unbedeutende Errungenſchaft Sr. Exzellenz zu verdanken. Bei der Wärme und Herzlichkeit des Empfanges fiel nicht wenig, Se. Exzellenz wolle mir die Bemerkung ent- ſchuldigen, die Perſönlichkeit Sr. Exzellenz in die Wag- ſchale. Tut es doch wahrlich wohl, einen in leitender Stellung ſtehenden Mann zu ſehen, welcher in ſeinen auf- richtigen patriotiſchen Beſtrebungen ſich durch keine, ſich ſtets einſtellenden Schwierigkeiten abſchrecken läßt. Und mit ſolchen haben wir Oeſterreicher ſeit einigen Jahrzehn- ten zu kämpfen; denn während in unſeren Tagen die De- viſe Sr. Majeſtät, mit vereinten Kräften zu wirken, mehr denn je ihre Geltung und Anwendung auf allen Gebieten der menſchlichen Tätigkeit findet, während ſogar ſelb- ſtändige, mächtige Staaten in nähere Verbindung treten, um den gemeinſamen Gegner umſo ſicherer abzuwehren und die innere Wohlfahrt der Reiche deſto leichter zu fördern, reiben wir Oeſterreicher uns in gegenſeitigen Kämpfen auf, trotzdem wir Mitglieder eines und desſelben Reiches und auch für die Zukunft angewieſen ſind, mit einander zu leben. Unter ſolchen Umſtänden Männer zu ſehen, die nicht verzagen und den Mut nicht ſinken laſſen, iſt ein Troſt und eine Ermunterung. Und in dieſer Beziehung bietet Sr. Exzellenz der Herr Miniſter- präſident namentlich uns, die wir im Dienſtesverhältnis ſtehen, durch ſeine Unverzagtheit, Umſicht, Objektivität, Geduld und Ausdauer ein leuchtendes Beiſpiel. Indem ich Sr. Exzellenz für die mir durch den heutigen Beſuch zuteil gewordene Ehre und für die der Bukowina erwieſene Fürſorge meinen ergebenſten Dank ausſpreche und die Bitte hinzufüge, dem Lande Bukowina auch für die Zu- kunft das Wohlwollen zu erhalten, erſuche ich Sie, meine hochverehrten Herren, das Glas auf das Wohl unſeres hohen Gaſtes mit dem Rufe zu erheben: Se. Exzellenz der Herr Miniſterpräſident lebe hoch!, hoch!, hoch! In das dreimalige Hoch ſtimmten die Feſtgäſte freudig und jubelnd ein. Nunmehr dankte Se. Exzellenz, indem er auf die reichen Prieſtertugenden des hochwürdigen Gaſtgebers und Sanatorium in Purkersdorf und ſchließlich ſiedelte ſie in die Heilanſtalt Linderhof bei Koswig in der Nähe Dresdens über, von wo ſie jetzt den Ausflug nach Bad Elſter unternahm und ihre Flucht bewerkſtelligte. Mattaſich aber hat vier Jahre ſeiner ſchweren Strafe wirklich verbüſſen müſſen, dann hat ihm ein kaiſerlicher Gnadenakt den Reſt erlaſſen. Sein Charakter als Offizier und Adeliger jedoch waren unwiderbringlich dahin. Zu den nächſten Sorgen des Eingekerkerten hat es nach ſeiner Entlaſſung gehört, die Behauptung von der mangelnden Zurech- nungsfähigkeit der internierten Prinzeſſin zu entkräften und eine Begegnung mit ihr herbeizuführen und wenn tunlich ſie auf alle Gefahren hin aus ihrer Gefangenſchaft zu befreien. Nicht alle ſeine Pläne gelangen. Nur eine Begegnung mit der geliebten Frau brachte er zu Stande. Aerztliche Atteſte bekräf- tigen die Unzurechnungsfähigkeit der Gefangenen aufs neue und bei der Internierung in dem Sanatorium blieb es. Mattaſich aber ſog aus der Begegnung, wo die Prinzeſſin, an einen Baum gelehnt, ſagte, es gibt noch einen Gott, neue Kraft für die Weiterbetreibung ſeiner Abſichten, und an ſie jetzt augenſcheinlich auch ausgeführt und ſeine Ziele erreicht. Die Prinzeſſin iſt ihren Wächtern entkommen, ihre Spur iſt noch nicht gefunden und vielleicht iſt ihr die ſo ſehr erſehnte nnd gewünſchte Freiheit wirklich für immer wiedergegeben. Beſchloſſen wird das Schickſal der vielgeprüften Frau damit noch nicht ſein; denn immer noch bindet ſie das eheliche Band an den Koburger. Ihren Fall werden die einen jetzt als eine willkommene Bereicherung der fürſtlichen Skandalchronik verſchlingen, die einen werden für ihn ein verzeihendes oder entſchuldigendes, die anderen ein verdammendes Urteil haben, die einen ein mediziniſches, die anderen ein pſychologiſches. Wie aber die beiden Namen Luiſe von Koburg und Luiſe von Toskana eine merkwürdige Aehn- lichkeit haben, ſo iſt es vielleicht auch gleich oder ähnlich um ihre Schickſale und Leiden, ihre Verirrungen und ihre Sünden, ihre Verantwortlichkeit und ihre Unzurechnungsfähigkeit beſtellt; man wird ſie hier entſchuldigen und dort verurteilen müſſen, hier verſtehen und dort nicht begreifen können, hier krank und dort ſchuldvoll finden. Als Endergebnis aller Betrachtungen wird man ſich aber vielleicht zum Schluſſe geſtehen müſſen, das man ſowohl die eine wie die andere dieſer beiden Frauen als eine Unglückliche anſehen muß und daß man ſeinen Schöpfer in vielen Fällen dafür zu preiſen hat, daß man nicht auf jener vielbeneideten Höhe geboren wurde, wo die Großen wohnen. deſſen ſegensreiches Wirken im Intereſſe des Landes hinwies und mit den bereits oben angeführten Worten ſchloß. Die Rede des Miniſterpräſidenten wurde ſtellenweiſe von an- haltendem Beifall unterbrochen, dem am Schluſſe ſtürmiſcher Jubel folgte. Der ſchwarze Kaffee wurde in den Geſellſchafts- räumen der Reſidenz eingenommen. Der Miniſterpräſident hielt, ſichtlich animiert, in zwangloſer Weiſe Cercle und beehrte viele Anweſende mit einer Anſprache. Um 11 Uhr zog er ſich in Begleitung Sr. Durchlaucht des Prinzen Hohenlohe zurück und gegen 12 Uhr verließen auch die anderen Beſucher die gaſtlichen Räume der erzbiſchöflichen Reſidenz. Der Abſchied. Sonntag um 9 Uhr vormittags verließ der Miniſter- präſident, nachdem er einer ſtillen Andacht in der Jeſuiten- kirche beigewohnt hatte, die Stadt, um ſich von hier nach Stanislau zu begeben. Am Bahnhofe hatten ſich zum Abſchiede die Spitzen der kirchlichen, weltlichen und militäriſchen Behörden eingefunden und am Perron am Ausgange des Warteſaals I. Klaſſe Auf- ſtellung genommen. Man bemerkte u. A. Landespräſidenten Prinz Hohenlohe mit Hofrat Fekete und dem Beamtenkörper der Landesregierung, Erzbiſchof Dr. v. Repta mit dem erzb. gr.-or. Konſiſtorium, Landeshauptmann Lupul mit dem Landesausſchuß, Landesgerichtspräſident Klar mit den richter- lichen Beamten, Bürgermeiſter Baron Kochanowski mit dem Magiſtratspräſidium, Hofrat Knipfer, die Generäle Wanka und v. Hornik, Kultuspräſident Dr. Straucher, Hofrat Ullmann mit dem Beamtenkörper der Güterdirektion, Betriebsleiter Dr. Hnidey, Landesgendarmeriekommandanten Weinmann, die Geiſtlichkeit aller Riten, Landeskulturrats- präſidenten Theodor v. Flondor, Handelskammerpräſidenten kaiſ. Rat Langenhan, Obervorſteher Wegner mit den Gerichtskanzleibeamten, u. v. A. Der Miniſterpräſident verabſchiedete ſich mit Worten des Dankes für den freundlichen Empfang und gab ſeiner Be- friedigung über das in Czernowitz Geſehene und Gehörte wiederholt Ausdruck. Als das Zeichen zum Einſteigen gegeben wurde, folgten die Erſchienenen Dr. von Körber bis zum Salonwagen, Landespräſident Prinz Hohenlohe gab dem ſcheidenden hohen Gaſte im Zuge das Geleite bis zur Landesgrenze nach Nepolokoutz. Als der Train ſich in Bewegung ſetzte, trat Dr. Körber ſalutierend an das Koupeefenſter und nahm nochmals nach allen Seiten hin grüßend Abſchied von der Beamtenſchaft des Landes. In der Grenzſtation Nepolokontz. Die knapp vor der Grenze der Bukowina gelegene Bahnſtation Nepolokoutz, woſelbſt der Früheilzug kurzen Aufenthalt hat, war über Veranlaſſung des dortigen Gemeindevorſtehers Anſchel Dauber feſtlich geſchmückt worden. Ein mächtiger Triumphbogen erhob ſich gegenüber dem Warteſaale, um welchen ſich die Gemeindevertretung von Nepolokoutz unter Führung des Gemeindevorſtehers, der Ausſchuß der dortigen Raifeiſenkaſſe, die iſrael. Gemeinde mit der Thora, und die Schulkinder gruppiert hatten. Außerdem waren erſchienen: Die Reichsratsabgeordneten des Bezirkes Nikolaj v. Waſſilko und Profeſſor Pihuliak, ſowie die rutheniſchen Landtagsabgeordneten Lewicki, Mallek, Kalitowski und Prof. Dr. Smal-Stocki. Der Bürgermeiſter von Wiznitz Luwiſch, Bezirksſchul- inſpektor von Wiznitz Nikorowicz mit der Lehrerſchaft dieſes Bezirkes, Erzprieſter des Czeremoszer Dekanats Oſtaszek, die Gemeindevorſteher des Putillaer Gebirges und zwar von Podzacharycz, Roſtoki, Marenicz, Uscie-Putilla, Spetki, Stebne und Dolhopole; weiters mehrere Gemeinde- vorſteher des Waszkoutzer Bezirkes. Das dunkle Grün des mächtigen Triumphbogens, von dem große ſchwarz-gelbe und rot-blaue Fahnen herabwehten, hob ſich prächtig von den bunten. Farben der maleriſchen Tracht der Huzulenabordnung ab. Für die Ordnung ſorgte der mit der Vereinsfahne aus- gerückte rutheniſche Sicz-Verein in Nepolokoutz. Fahrplanmäßig 8 Uhr 28 Minuten dampfte der Lemberger Eilzug in die Station, und raſchen Schrittes verließ Miniſterpräſident Dr. von Koerber, dem Landes- präſident Prinz Hohenlohe ſowie der Präſidialvorſtand im Miniſterium des Innern Hofrat v. Bleyleben folgten, ſeinen Salonwagen auf den Abg. Nikolaj von Waſſilko zuſchreitend, den er durch Händedruck begrüßte. Abg. Nikolaj v. Waſſilko hielt folgende Anſprache: „Eure Exzellenz! Hochwohlgeborener Herr Miniſter- präſident! Als Reichsratsabgeordneter dieſes Bezirkes bin ich an der Spitze ſämtlicher rutheniſcher Abgeordneten der Bukowina und der hier anweſenden Abordnungen der Bezirke Wiznitz, Waszkoutz und Kotzman -hier erſchienen, um Eurer Exzellenz beim Verlaſſen des Bukowiner Bodens ein herzliches Lebewohl zuzurufen. Mit Genugtuung kon- ſtatiere ich, daß der herzliche vertrauensvolle Empfang, welcher geſtern Exzellenz beim Betreten dieſer Provinz von uns zuteil wurde, Ihnen bei Ihrer Weiterreiſe durch das Land und vor allem auch in unſerer Landeshauptſtadt unter Beteiligung ſämtlicher dieſes Land bewohnenden Nationen und Konfeſſionen ungeſchwächt überall bereitet wurde. Eure Exzellenz haben ſich zweifellos überzeugt, daß mannigfache berechtigte Anforderungen an die Staatsver- waltung der Erfüllung und Vollendung ſeitens der Re- gierung harren, welche, trotzdem ſich in dieſer Provinz ſämtliche Nationen unter einem die materielle und kulturelle Wohlfahrt des Landes voranſtellenden, die nationalen Reibungsflächen möglichſt zu vermeiden ſuchenden Programm einigten, ohne ſtaatliches Entgegenkommen nicht verwirklicht werden können. Der ſtaatsmänniſche Blick Eurer Exzellenz iſt auch gewiß zur Erkenntnis gekommen, daß das rutheniſche Volk dort, wo demſelben gerechte Behandlung und geſetzmäßiges Entgegenkommen zuteil wird, dies bankbarſt anzuerkennen verſteht. Wollen Eure Exzellenz gütigſt dieſe Wahrnehmungen mit auf Ihren Weg nehmen, begleitet von unſeren herzlichen Wünſchen für Ihre ſo ſchwierigen ſtaatsmänniſchen Aufgaben! Seine Exzellenz unſer Miniſter- präſident lebe hoch! (Slawno!) Darauf erwiderte Miniſterpräſident Dr. v. Koerber: „Ich danke Ihnen meine Herren! Ich habe in der kurzen Zeit, die ich in Ihrer Mitte verweilte, die erfreuliche Wahrnehmung gemacht, daß das Land auf dem Wege des Fortſchrittes weiter ſchreitet und ſämtliche dazu be- rufenen Faktoren zur Hebung des Landes beigetragen haben. Ich beglückwünſche alle jene Herren, die dazu das ihrige getan haben; ſchreiten Sie auf dieſem Wege rüſtig fort! Nochmals meinen beſten Dank!“ (Dem Abgeordneten Nikolaj von Waſſilko herzlich die Hand ſchüttelnd: „Ich muß mich kurz faſſen, denn ſonſt fährt mir der Zug davon!“) Abg. Nikolaj v. Waſſilko ſtellte noch den Gemeinde- vorſteher von Nepolokoutz Anſchel Dauber vor, dem der Miniſterpräſident die Hand gab, worauf mit freundlichem Gruß nach allen Seiten Miniſterpräſident Dr. v. Koerber in Begleitung des Hofrates v. Bleyleben nach Verab- ſchiedung vom Prinzen Hohenlohe, ſeinen Salonwagen beſtieg und der Zug ſich in Bewegung ſetzte. Die Horn- ſignale des Siczvereines ertönten, die blau-gelbe rutheniſche Fahne wurde geſenkt und der erſte Miniſterpräſident, welcher die Bukowina beſucht hatte, verließ das Land! Landespräſident Prinz Hohenlohe konverſierte noch angelegentlich mit den Abgeordneten, ließ ſich ebenfalls den Gemeindevorſteher von Nepolokoutz vorſtellen, richtete herzliche Worte an die bäuerlichen Gemeindevertretungen aus dem Gebirge, begrüßte den Gemeindevorſteher von Wiznitz und begab ſich geleitet von Betriebsleiter Dr. Hnidey auf eine Dreſine, mit der er die Rückfahrt nach Czernowitz antrat. Ueber den Verlauf des Empfangstages wäre noch nachzutragen: Die Vorſtellung der politiſchen Beamten. *) Bei der Vorſtellung der Regierungsbeamten im Sitzungs- ſaale des Regierungsgebäudes richtete Seine Durchlaucht der Landespräſident Prinz zu Hohenlohe an Seine Exzellenz den Herrn Miniſterpräſidenten folgende Anſprache: „Indem ich die Ehre habe, die Beamten der k. k. Landes- regierung, ſowie alle Vorſtände der Bezirkshauptmannſchaften ganz ergebenſt vorzuſtellen, bitte ich mir zu geſtatten, den Gefühlen aufrichtigſter Freude darüber Ausdruck geben zu dürfen, daß es uns vergönnt iſt, Euere Exzellenz in unſerer Mitte, an der Stätte unſerer Arbeit begrüßen zu dürfen. Nicht nur unſeren höchſten Vorgeſetzten erblicken wir in Euerer Exzellenz, ſondern auch den wohlwollenden väter- lichen Freund, der gerechten Sinns ein vertrauensvoll ge- ſprochenes Wort gütig anhört und auch zu helfen bereit iſt, wenn dies notwendig erſcheint. Deshalb erlaube ich mir Euerer Exzellenz eine Bitte vorzutragen in einer Angelegenheit, die eben ſo wichtig iſt für die Beamtenſchaft des Landes, wie für die geſamte Bevölkerung. Es iſt dies die Bitte um Vermehrung der ſyſtemi- ſierten Stellen. Vom Augenblicke an, da ich das Amt hier übernahm, war mein ganzes Streben darauf gerichtet, mit meinen ſchwachen Kräften in den Intentionen Eurer Exzellenz für eine raſche und klagloſe Verwaltung im öffentlichen Intereſſe zu wirken. Ich habe hiebei die bereitwilligſte und verſtändnis- vollſte Unterſtützung in der hier verſammelten Beamtenſchaft gefunden, wofür ich gar nicht genug dankbar ſein kann und was am heutigen Tage Euerer Exzellenz zur Kenntnis zu bringen meine Pflicht iſt. Die menſchliche Leiſtungsfähigkeit hat aber ihre Grenzen und bei der ſtets wachſenden Arbeits- laſt ſind wir kaum mehr im Stande, unſere Pflicht ſo zu erfüllen, wie wir es ja ſo gerne möchten. *) Blieb in Folge eines techniſchen Verſehens bei Zuſammen- ſtellung des Blattes zurück.

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 207, Czernowitz, 06.09.1904, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer207_1904/2>, abgerufen am 28.03.2024.