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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 784, Czernowitz, 21.08.1906.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 21. August 1906.

[Spaltenumbruch] und Unterricht gab ein Vortrag des Chefs der ungarischen
ornithologischen Zentrale in Budapest, den derselbe im Jahre
1900 in der Generalversammlung des Landestierschutz-Ver-
eines in Budapest abhielt, den Vogel- und Baumtag zum
Gegenstande hatte und welcher wärmstens aufgenommen wurde.

Im Monate März l. J. wendete sich nun der Landes-
tierschutzverein in Budapest, durchdrungen und eingenommen
von den besonderen Vorteilen dieser Einführung, mit dem An-
suchen an den Minister für Kultus und Unterricht, die Ein-
führung eines allgemeinen Vogel- und Baumtages in Ungarn
anzuordnen.

Schon mit Verordnung vom 27. April 1906, wie dies
bereits eingangs erwähnt wurde, ist die Einführung durch
eine spezielle Zirkular-Verordnung erfolgt.

In der vollsten Ueberzeugung von der dringenden Ein-
führung dieses Vogel- und Baumtages auch in unserem Kron-
lande, sehe ich mich veranlaßt, als Mitglied des Landestier-
schutzvereines auszugsweise die Bestimmungen dieser Verordnung
wiederzugeben; um sowohl die Einführung derselben zu pro-
pagieren, als auch um die Aufmerksamkeit auf diese die Volks-
wirtschaft eminent fördernde Institution zu lenken.

Die Zirkular-Verordnung des Ministeriums für Kultus
und Unterricht betreffend den Vogel- und Baumtag wurde
an sämtliche Landesschulinspektoren, Leitern der Schulinspek-
toratsexposituren, Staatsverwaltungskommissionen und auch
an die Kirchenbehörden geleitet.




Der Zweck dieser Einführung ist die Abhaltung von Vor-
trägen in den Elementarschulen, um die Schuljugend in erster
Linie über die Lebensweise der Vogelwelt, deren Bedeutung
im Haushalte der Natur und des Menschen, sowie über die
ethische Bedeutung im Gemütsleben des Menschen zu belehren.

Ebenso ist in zweiter Linie in jeder Schule alljährlich
ein gewisser Tag den Bäumen zu widmen.

An diesem Tage erläutert der Lehrer der Schuljugend
den Wert der Bäume, den materiellen Vorteil aus den ge-
zogenen Früchten, sowie die Bepflanzung öder Stellen mit
edlen Setzlingen.

Für die Einbürgerung dieser Institution wurde vom
ungarischen Ministerium für Kultus und Unterricht angeordnet,
daß an allen Elementarschulen in jedem Jahre, in den
Monaten Mai und Juni, zu diesem Zwecke ausschließlich zwei
Tage bestimmt werden, um der Schuljugend Vorträge zu
halten und sie auch praktisch im Setzen der Setzlinge von
Bäumen, die dem betreffenden Gebiete die meisten Vorteile
bringen, zu unterweisen.

Die Einführung dieser Vogel- und Baumtage ist
amerikanischen Ursprungs; wird in den vereinigten Staaten
Nord-Amerikas mit großem Erfolge durchgeführt und ent-
wickelt sich immer höher.

Am Schlusse dieser auch die Förderung des Volkswohles
abzielenden Verordnung, spricht der Minister Graf Apponyi
die innerste Ueberzeugung aus, daß die Lehrerschaft eifrig und
gewissenhaft sich bestreben wird, im Volke Liebe für Baum
und Strauch zu verbreiten, weil mit dem Schutze und der
Pflege von Baum und Strauch zugleich im Herzen und im
Geiste des Volkes auch der Schutz der nützlichen Vögel Wurzel
fassen wird.

Das Ministerium für Kultus und Unterricht hat alle
genannten Behörden aufgefordert, seinerzeit vom Erfolge dieser
Institution Bericht zu erstatten und das Namensverzeichnis
jener Lehrer demselben vorzulegen, die in der Einbürgerung
dieser Verordnung einen besonderen Eifer an den Tag gelegt
haben.

Auch der Landestierschutzverein in Budapest hat für der-
gleichen Vorträge auf diesem Gebiete der Lehrerschaft Prämien
ausgesetzt und erachtet derselbe als eine heilige Pflicht, die
hier angeführte, den edelsten Intentionen entsprungene Ver-
ordnung Sr. Exzellenz des Ministers für Kultus und Unter-
[Spaltenumbruch] richt den Landesvereinen zur Kenntnis zu bringen, damit
diese Institution überall Eingang und Nachahmung finde.




Wie opportun, wie segensreich wäre die Einführung
dieser Institution auch in unserem Kronlande; sie ist nicht
nur notwendig, sondern auch dringend geboten.

Die Bukowina, arm an Industriezweigen, ist blos auf
die Erzeugung von Roh- und Naturprodukten angewiesen, daher
ist es ratsam, vollste Aufmerksamkeit der Hebung der Landes-
kultur, der Landwirtschaft und ihren Zweigen zu widmen.

Die kompetenten Behörden, als auch die Volksvertretungen
sind hiezu berufen und verpflichtet.

Denn Lasson sagt im Kapitel über die Staatstätigkeit:

"Die Staatstätigkeit erstreckt sich nicht nur auf die
Abwehr des Bedrohlichen, sondern auch auf die positive För-
derung des für Wohlfahrt und Kultur Heilsamen; sie muß
das gesamte Leben und Bilden des Volkes durchdringen; im
Gedeihen des Volkes und der einzelnen im Volke ist die
Wohlfahrt des Staates gelegen und wird sie dieselbe nur
durch die Schaffung von Wohlfahrtseinrichtungen, die der
Allgemeinheit zugute kommen, erreichen können."

Unentwegt und sicher ist dem Ziele der
Hebung der Volkswirtschaft zuzustreben, wenn
auch mit Berücksichtigung des zur Zeit Mög-
lichen einerseits, aber auch zur Zeit Unent-
behrlichen andererseits.

Der Anfang ist schwer,

Aber das Ende krönt das Werk!




Der Landespräsident

hat den Amanuensis an der
hierortigen Universitätsbibliothek Dr. Eugen Tarangul
zur Schöpfung der Konzeptspraxis bei den politischen Ver-
waltungsbehörden zugelassen.

Auszeichnung.

Der k. k. Landespräsident hat dem
gr.-or. Archimandriten und Klostervorsteher in Putna Theofil
Patras die mit dem Allerhöchsten Handschreiben vom
18. August 1898 gestiftete Ehrenmedaille für 40jährige treue
Dienste zuerkannt.

Militärisches.

Der Militär-Obertierarzt 1. Klasse
des 10. Husarenregiments Gustav Goekel wurde zum
Remontendepot in Bilak und der Militärobertierarzt
2. Klasse Michael Goldschmiedt vom Remontendepot
in Bilak zum 10. Husarenregiment transferiert. -- Zu
Leutnants wurden ernannt: Die Militärakademiker des
3. Jahrganges der Theresianischen Militärakademie Koloman
Kovacsfy und Elemer v. Borowiczeny und der
Landwehrakademiker des 3. Jahrganges der k. u. k. Land-
wehr-Ludovica-Akademie Viktor Heidekker, alle drei beim
10. Husarenregiment und der Militärakademiker des 3. Jahr-
ganges der Theresianischen Militärakademie Franz Rath
beim Landwehrinfanterie-Regiment Czernowitz Nr. 22. Zu
Kadettoffiziersstellvertretern beim 41. Inf.-Reg. wurden er-
nannt. Die Zöglinge der Kadettenschulen Norbert Busch,
Ferdinand Hausner, Rudolf Grigorowicz, Franz
Neunteufel und Johann Stauder.

Leichenbegängnis.

Gestern nachmittags fand hier das
Leichenbegängnis der in Rohozna verstorbenen Frau Marie
Dobrowolski v. Buchenthal statt. Die Einsegnung
der Leiche besorgte unter zahlreicher geistlicher Assistenz Erz-
bischof Dr. v. Repta. Dem Leichenwagen folgten nächst
zahlreichen Angehörigen und Großgrundbesitzern Landes-
hauptmann Br, Wassilko, Hofrat Posch, Regierungsrat
Trinks u. v. a.

Postalisches.

Vom 1. September l. J. angefangen
wird für die Gemeinden Paltinosa, Berkischestie und Kapu-
kimpolui vom Postamte Kapukodrului aus der Landbrief-
trägerdienst eingeführt werden und zwar wird die Gemeinde
[Spaltenumbruch] Paltinosa mit Ausnahme der Sonntage täglich, Berkischestie
nur am Montag, Mittwoch und Freitag. Kapukimpolui hin-
gegen nur am Dienstag, Donnerstag und Samstag be-
gangen werden.

Von Bad Dorna.

Die letztausgegebene 25. Kurliste,
die mit dem 11. August abschließt, weist 1955 Personen
aus, dem Vorjahre gegenüber einen Vorsprung von zirka
300 Kurgästen. Der rapide Anstieg der Frequenz in den
letzten 8 Tagen läßt aber eine noch bedeutendere Frequenz-
zunahme voraussehen. Vorgestern ist die Gemahlin die Landes-
präsidentin v. Bleyleben mit ihrer Familie zum Kuraufent-
halte eingetroffen und gestern ist der Herr Landespräsident
nachgefolgt. Das Kaiserfest wurde mit einer blendenden Illumi-
nation, einem langen imposanten Fackelzug und einem Zapfen-
streich eingeleitet, ferner mit einer von der Militär-Kurkapelle
geblasenen Tagreveille, einem Tedeum in sämtlichen Kirchen
und Gotteshäusern gefeiert und mit einem glänzend verlaufenen
Kaiserkränzchen im Prunksaale des Kurhauses abgeschlossen.
-- Am 21. August jährt sich der Todestag des unvergeßlichen
Förderers und Mitbegründers der Dornaer Blüteperiode.
Eine Denkschrift für Ministerialrat v. Wazl ist vom Bade-
arzte Dr. Loebel unter dem Titel "Ein vortragender Rat als
Balneolog" soeben im Verlage B. Konegen in Leipzig heraus-
gegeben worden, um die Verdienste dieses bedeutenden
Funktionärs weiteren Kreisen und späteren Generationen zu
übermitteln. Es ist hiedurch der Beweis erbracht worden, in
welchem hohen Grade die Leistungen dieses verdienten Beamten
auch auf die ausländische Anerkennung und Würdigung An-
spruch erheben können, daß wir allen Grund haben, das
Andenken dieses Bukowiners, als eines der unvergeßlichsten
Landeskinder, zu pflegen. Deutschland verfügt über eine er-
kleckliche Anzahl von Staatsbädern und fast jeder Bundes-
staat hegt und pflegt diese Kleinode hygienischer Industrie.
Mit dem Schritte Konegen's ist dokumentiert, daß die Arbeit
Wazl's in Dorna auch die Aufmerksamkeit dieser Kreise voll-
auf verdient und daß der Ruf des buchenländischen Bades
auch unter der Flagge eines seiner Begründer auf ein
deutsches Lesepublikum zu rechnen berechtigt ist. Das
Büchlein rollt natürgemäß mit der Würdigung der Tätigkeit
Wazl's die Entwicklung Dorna's im letzten Dezennium auf
und, nachdem es uns zuweit führen würde, die Einzelheiten
auch nur auszugsweise hier zu reproduzieren, seien bloß die
einleitenden Worte angeführt. Die Nachricht, daß Ministerial-
rat Friedrich v. Wazl am 21. August 1905 das Opfer eines
Automobilunfalles geworden sei, rief in Dorna den tiefsten
Schmerz um den Verlorenen und die aufrichtigste Trauer um
den Unersetzlichen hervor. Ungeschwächt brennt uns noch dieser
Stachel. Da aber die Pflicht immer gebieterischer ruft, das
Haus, das er uns geschaffen, zu bestellen, die Arbeit, die er
begonnen, fortzusetzen, sei es uns gestattet, mit umso an-
andächtigerem Ernste unsere Reminiszenzen seinen Manen zu
widmen. Wir wollen hiebei keineswegs die Leistungen dieser
Persönlichkeit in ihrer ganzen Fülle inbetracht ziehen. Der
Aufschwung des Bukowiner Bergbaues, die Einführung der
Zuckerindustrie, die mächtige Entwicklung des Lokalbahn-
netzes, die kräftige Förderung der Flußregulierungen, die un-
geahnte Hebung der Land- und Forstwirtschaftserträgnisse
sind Leistungen, deren Würdigung wir berufeneren Federn
überlassen. Wir wollen nur als Dornaer eine Blumenlese
von Eindrücken bieten, die von Zeit zu Zeit und von Fall
zu Fall publiziert wurden und wegen ihres allgemeinen
Interesses der Vergessenheit entrissen zu werden verdienen,
wir wollen einen Strauß Stimmungen winden, die ab und
zu festgehalten wurden, wenn dieser Mann unter die Menschen
ging, deren Glück und Heil er so willig und emsig die
Tage und Nächte, die ungewöhnlichen Talente und Fähig-
keiten, die weitgreifenden und einflußreichen Beziehungen
seiner Stellung dienstbar gemacht. Mit seltenen Tugenden
ausgestattet, hat Wazl nicht nur die von ihm inspirierten




[Spaltenumbruch]
Um ein Linsengericht.

Reggie lief auf sie zu und schlang seine Arme um ihren
Hals; sie preßte ihn fest an sich. Der Doktor zuckte zusammen,
als er auf ihre Hände sah.

"Ich hab' Dich grad' so lieb wie früher, Tantchen
Hester," sagte Reggie, "und Du mußt nicht mehr weinen."

Denn Hesters Tränen stürzten aus ihren Augen und
löschten das wilde Feuer darin.

"Mein kleiner Schatz, mein Mäuschen," sagte sie immer
wieder und wieder und küßte sein Gesicht und seine Hände
und den kleinen braunen Ueberrock.

Plötzlich veränderte sich ihr Gesicht und sie wendete
ihre von heftigem Schmerz entstellten Augen auf Doktor
Brown.

Einen Augenblick später schob der Doktor das Kind zur
Tür hinaus.

"Führen Sie ihn fort, daß er nichts hört," flüsterte
er dem Bischof zu und stürzte wieder ins Zimmer zurück.

Hester riß sich den Verband von den Händen.

"Ich weiß nicht, was das ist," jammerte sie, "aber
meine Hände tun mir so weh, daß ich es nicht aushalten
kann."

"Gott sei Dank!" sagte der alte Doktor, indem er sich
heftig schnäuzte.

16. Kapitel.

Mrs. Gresley hatte einen unangenehmen Tag verbracht.
Die ganze Prattsche Familie kam nachmittags zu Besuch und
Mr. Greslep war schon früh nach Southminster gefahren,
und hatte seiner Frau keine Verhaltungsmaßregeln gegeben,
wie sie sich in diesem unvorhergesehenen Ereignis benehmen,
wie sie den Fragen ausweichen sollte, mit denen sie über-
schüttet wurde.


[Spaltenumbruch]

Nach langem Zögern gab sie endlich zu, daß Hester
eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft in der Equi-
page des Bischofs wieder nach Southminster zurüßge-
kehrt sei.

"Ich kann Hesters Handlungsweise nicht erklären,"
wiederholte sie immer von neuem, "ich mache keinen An-
spruch darauf, geistreiche Leute zu begreifen, ich bin
nicht geistreich. Ich kann nur sagen, daß Hester gleich
nach ihrer Ankunft wieder nach Southminster zurückge-
kehrt ist."

Kaum waren die Pratts fort, so wurde Doll Loftus
gemeldet, dessen Frau ihn herschickte, um zu fragen, wo
Hester sei, da das Fräulein sie frühmorgens beunruhigt hatte.
Aber Doll stellte wenigstens keine Fragen, er hatte nur
einmal im Leben und zwar an seine Frau, eine Frage
gerichtet, das war fünf Sekunden, bevor er sich mit ihr
verlockte. Er nahm also gleichmütig die Antwort entgegen,
daß Hester nach Southminster zurückgekehrt sei und ent-
fernte sich, um diese Nachricht seiner trostlosen Frau zu
überbringen.

"Aber warum ist sie zurückgekehrt, wenn sie eben erst
angekommen war?" fragte Sybell.

Wie sollte Doll das wissen? Sybell hatte gesagt, daß
sie keine Ruhe fände, so lange sie nicht wisse, wo Hester sei,
und darauf war Doll mitten durch den Schnee nach Warping-
ton gegangen, um es in Erfahrung zu bringen. Nun hatte
er es in Erfahrung gebracht, da wollte sie wieder etwas an-
deres wissen. Eine Frau konnte man doch nie und nimmer
zufriedenstellen. Und der gekränkte Ehemann zog sich zurück,
um sich seine Stiefel auszuziehen.

Jawohl, Mrs. Gresley hatte einen sehr unange-
nehmen Tag verbracht. Als sie sich für ein paar Minuten
hinauswagte, fand sie Abel, die Arme in die Seite ge-
stemmt, bei dem Seitentor, das zu den Stallungen führte;
es lag auf den Boden und er hatte eben den Schnee davon
abgekehrt.

"Gestern Abend hab' ich es wie sonst versperrt," sagte
er zu Mrs. Gresley; "und über Nacht hatte es jemand aus
[Spaltenumbruch] den Angeln gehoben. Aber es fehlt nichts, weder an den
Kohlen, noch am Heu -- es ist nicht sehr geheuer, daß man
für nichts und wieder nichts das Tor aus den Angeln ge-
hoben haben soll."

Mrs. Gresley gab keine Antwort. Nicht, daß sie
Hester mit dem Tor in Zusammenhang brachte, aber sie
war zu aufgeregt, um sich jetzt um solche Kleinigkeiten zu
kümmern.

"Der Kutscher des gnädigen Herrn Bischofs hat mir ge-
sagt, daß Miß Gresley im Palast ist, wie ich ihm das Futter
heiß gemacht hab', denn William war gerad' mit einem Brief
hineingegangen, und wenn er einmal in der Küche ist, so
könnten von ihm aus die Tiere verhungern. Und er hat mir
erzählt, daß sein Neffe, der Diener des gnädigen Herrn
Bischofs, gestern Abend gerad' zu Bett gehen wollte, als es
läutete, und da kam Miß Gresley ohne Hut, mit Schnee
bedeckt, und er sagt, sie muß den ganzen Weg zu Fuß ge-
gangen sein.

Und Abel blickte Mr. Gresley besorgt an.

"Ich hab' mir gerad' gedacht," sagte er, "ob Miß
Hester vielleicht nicht ganz richtig im Kopfe ist, man sagt
ja, daß zuviel Studieren in den Kopf steigt, geradeso wie
zu viel Trinken. Und Miß Hester hat verteufelt viel ge-
arbeitet."

"Nicht so viel wie Mr. Gresley," sagte Mrs. Gresley.

"Vielleicht nicht, gnädige Frau, vielleicht nicht. Aber
wenn ich um vier Uhr oder noch früher morgens aufwachte,
wie die rote Kuh krank war, da hat immer schon ein Licht
in ihrem Zimmer gebrannt und am Fenster hat man ihren
Schatten gesehen. Sie hat immer sehr viel gearbeitet,
sehr viel."

Mr. Gresley ging ins Haus zurück, indem sie vor-
sichtig über die Trümmer der eingestürzten Säulen schritt.
Zu jeder anderen Zeit hätte das traurige Ende der kleinen
Vorhalle das Pfarrhaus tagelang beschäftigt, bis nun aber
hatte Mrs. Gresley nicht einmal darüber geseufzt; erst als sie
über die Schwelle trat, entschlüpfte ihr ein Seufzer, denn die
umgestürzten Säulen bedeuteten eine neue Ausgabe.

(Fortsetzung folgt).


Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 21. Auguſt 1906.

[Spaltenumbruch] und Unterricht gab ein Vortrag des Chefs der ungariſchen
ornithologiſchen Zentrale in Budapeſt, den derſelbe im Jahre
1900 in der Generalverſammlung des Landestierſchutz-Ver-
eines in Budapeſt abhielt, den Vogel- und Baumtag zum
Gegenſtande hatte und welcher wärmſtens aufgenommen wurde.

Im Monate März l. J. wendete ſich nun der Landes-
tierſchutzverein in Budapeſt, durchdrungen und eingenommen
von den beſonderen Vorteilen dieſer Einführung, mit dem An-
ſuchen an den Miniſter für Kultus und Unterricht, die Ein-
führung eines allgemeinen Vogel- und Baumtages in Ungarn
anzuordnen.

Schon mit Verordnung vom 27. April 1906, wie dies
bereits eingangs erwähnt wurde, iſt die Einführung durch
eine ſpezielle Zirkular-Verordnung erfolgt.

In der vollſten Ueberzeugung von der dringenden Ein-
führung dieſes Vogel- und Baumtages auch in unſerem Kron-
lande, ſehe ich mich veranlaßt, als Mitglied des Landestier-
ſchutzvereines auszugsweiſe die Beſtimmungen dieſer Verordnung
wiederzugeben; um ſowohl die Einführung derſelben zu pro-
pagieren, als auch um die Aufmerkſamkeit auf dieſe die Volks-
wirtſchaft eminent fördernde Inſtitution zu lenken.

Die Zirkular-Verordnung des Miniſteriums für Kultus
und Unterricht betreffend den Vogel- und Baumtag wurde
an ſämtliche Landesſchulinſpektoren, Leitern der Schulinſpek-
toratsexpoſituren, Staatsverwaltungskommiſſionen und auch
an die Kirchenbehörden geleitet.




Der Zweck dieſer Einführung iſt die Abhaltung von Vor-
trägen in den Elementarſchulen, um die Schuljugend in erſter
Linie über die Lebensweiſe der Vogelwelt, deren Bedeutung
im Haushalte der Natur und des Menſchen, ſowie über die
ethiſche Bedeutung im Gemütsleben des Menſchen zu belehren.

Ebenſo iſt in zweiter Linie in jeder Schule alljährlich
ein gewiſſer Tag den Bäumen zu widmen.

An dieſem Tage erläutert der Lehrer der Schuljugend
den Wert der Bäume, den materiellen Vorteil aus den ge-
zogenen Früchten, ſowie die Bepflanzung öder Stellen mit
edlen Setzlingen.

Für die Einbürgerung dieſer Inſtitution wurde vom
ungariſchen Miniſterium für Kultus und Unterricht angeordnet,
daß an allen Elementarſchulen in jedem Jahre, in den
Monaten Mai und Juni, zu dieſem Zwecke ausſchließlich zwei
Tage beſtimmt werden, um der Schuljugend Vorträge zu
halten und ſie auch praktiſch im Setzen der Setzlinge von
Bäumen, die dem betreffenden Gebiete die meiſten Vorteile
bringen, zu unterweiſen.

Die Einführung dieſer Vogel- und Baumtage iſt
amerikaniſchen Urſprungs; wird in den vereinigten Staaten
Nord-Amerikas mit großem Erfolge durchgeführt und ent-
wickelt ſich immer höher.

Am Schluſſe dieſer auch die Förderung des Volkswohles
abzielenden Verordnung, ſpricht der Miniſter Graf Apponyi
die innerſte Ueberzeugung aus, daß die Lehrerſchaft eifrig und
gewiſſenhaft ſich beſtreben wird, im Volke Liebe für Baum
und Strauch zu verbreiten, weil mit dem Schutze und der
Pflege von Baum und Strauch zugleich im Herzen und im
Geiſte des Volkes auch der Schutz der nützlichen Vögel Wurzel
faſſen wird.

Das Miniſterium für Kultus und Unterricht hat alle
genannten Behörden aufgefordert, ſeinerzeit vom Erfolge dieſer
Inſtitution Bericht zu erſtatten und das Namensverzeichnis
jener Lehrer demſelben vorzulegen, die in der Einbürgerung
dieſer Verordnung einen beſonderen Eifer an den Tag gelegt
haben.

Auch der Landestierſchutzverein in Budapeſt hat für der-
gleichen Vorträge auf dieſem Gebiete der Lehrerſchaft Prämien
ausgeſetzt und erachtet derſelbe als eine heilige Pflicht, die
hier angeführte, den edelſten Intentionen entſprungene Ver-
ordnung Sr. Exzellenz des Miniſters für Kultus und Unter-
[Spaltenumbruch] richt den Landesvereinen zur Kenntnis zu bringen, damit
dieſe Inſtitution überall Eingang und Nachahmung finde.




Wie opportun, wie ſegensreich wäre die Einführung
dieſer Inſtitution auch in unſerem Kronlande; ſie iſt nicht
nur notwendig, ſondern auch dringend geboten.

Die Bukowina, arm an Induſtriezweigen, iſt blos auf
die Erzeugung von Roh- und Naturprodukten angewieſen, daher
iſt es ratſam, vollſte Aufmerkſamkeit der Hebung der Landes-
kultur, der Landwirtſchaft und ihren Zweigen zu widmen.

Die kompetenten Behörden, als auch die Volksvertretungen
ſind hiezu berufen und verpflichtet.

Denn Laſſon ſagt im Kapitel über die Staatstätigkeit:

„Die Staatstätigkeit erſtreckt ſich nicht nur auf die
Abwehr des Bedrohlichen, ſondern auch auf die poſitive För-
derung des für Wohlfahrt und Kultur Heilſamen; ſie muß
das geſamte Leben und Bilden des Volkes durchdringen; im
Gedeihen des Volkes und der einzelnen im Volke iſt die
Wohlfahrt des Staates gelegen und wird ſie dieſelbe nur
durch die Schaffung von Wohlfahrtseinrichtungen, die der
Allgemeinheit zugute kommen, erreichen können.“

Unentwegt und ſicher iſt dem Ziele der
Hebung der Volkswirtſchaft zuzuſtreben, wenn
auch mit Berückſichtigung des zur Zeit Mög-
lichen einerſeits, aber auch zur Zeit Unent-
behrlichen andererſeits.

Der Anfang iſt ſchwer,

Aber das Ende krönt das Werk!




Der Landespräſident

hat den Amanuenſis an der
hierortigen Univerſitätsbibliothek Dr. Eugen Tarangul
zur Schöpfung der Konzeptspraxis bei den politiſchen Ver-
waltungsbehörden zugelaſſen.

Auszeichnung.

Der k. k. Landespräſident hat dem
gr.-or. Archimandriten und Kloſtervorſteher in Putna Theofil
Patras die mit dem Allerhöchſten Handſchreiben vom
18. Auguſt 1898 geſtiftete Ehrenmedaille für 40jährige treue
Dienſte zuerkannt.

Militäriſches.

Der Militär-Obertierarzt 1. Klaſſe
des 10. Huſarenregiments Guſtav Goekel wurde zum
Remontendepot in Bilak und der Militärobertierarzt
2. Klaſſe Michael Goldſchmiedt vom Remontendepot
in Bilak zum 10. Huſarenregiment transferiert. — Zu
Leutnants wurden ernannt: Die Militärakademiker des
3. Jahrganges der Thereſianiſchen Militärakademie Koloman
Kovacsfy und Elemer v. Borowiczeny und der
Landwehrakademiker des 3. Jahrganges der k. u. k. Land-
wehr-Ludovica-Akademie Viktor Heidekker, alle drei beim
10. Huſarenregiment und der Militärakademiker des 3. Jahr-
ganges der Thereſianiſchen Militärakademie Franz Rath
beim Landwehrinfanterie-Regiment Czernowitz Nr. 22. Zu
Kadettoffiziersſtellvertretern beim 41. Inf.-Reg. wurden er-
nannt. Die Zöglinge der Kadettenſchulen Norbert Buſch,
Ferdinand Hausner, Rudolf Grigorowicz, Franz
Neunteufel und Johann Stauder.

Leichenbegängnis.

Geſtern nachmittags fand hier das
Leichenbegängnis der in Rohozna verſtorbenen Frau Marie
Dobrowolski v. Buchenthal ſtatt. Die Einſegnung
der Leiche beſorgte unter zahlreicher geiſtlicher Aſſiſtenz Erz-
biſchof Dr. v. Repta. Dem Leichenwagen folgten nächſt
zahlreichen Angehörigen und Großgrundbeſitzern Landes-
hauptmann Br, Waſſilko, Hofrat Poſch, Regierungsrat
Trinks u. v. a.

Poſtaliſches.

Vom 1. September l. J. angefangen
wird für die Gemeinden Paltinoſa, Berkiſcheſtie und Kapu-
kimpolui vom Poſtamte Kapukodrului aus der Landbrief-
trägerdienſt eingeführt werden und zwar wird die Gemeinde
[Spaltenumbruch] Paltinoſa mit Ausnahme der Sonntage täglich, Berkiſcheſtie
nur am Montag, Mittwoch und Freitag. Kapukimpolui hin-
gegen nur am Dienſtag, Donnerſtag und Samſtag be-
gangen werden.

Von Bad Dorna.

Die letztausgegebene 25. Kurliſte,
die mit dem 11. Auguſt abſchließt, weiſt 1955 Perſonen
aus, dem Vorjahre gegenüber einen Vorſprung von zirka
300 Kurgäſten. Der rapide Anſtieg der Frequenz in den
letzten 8 Tagen läßt aber eine noch bedeutendere Frequenz-
zunahme vorausſehen. Vorgeſtern iſt die Gemahlin die Landes-
präſidentin v. Bleyleben mit ihrer Familie zum Kuraufent-
halte eingetroffen und geſtern iſt der Herr Landespräſident
nachgefolgt. Das Kaiſerfeſt wurde mit einer blendenden Illumi-
nation, einem langen impoſanten Fackelzug und einem Zapfen-
ſtreich eingeleitet, ferner mit einer von der Militär-Kurkapelle
geblaſenen Tagreveille, einem Tedeum in ſämtlichen Kirchen
und Gotteshäuſern gefeiert und mit einem glänzend verlaufenen
Kaiſerkränzchen im Prunkſaale des Kurhauſes abgeſchloſſen.
— Am 21. Auguſt jährt ſich der Todestag des unvergeßlichen
Förderers und Mitbegründers der Dornaer Blüteperiode.
Eine Denkſchrift für Miniſterialrat v. Wazl iſt vom Bade-
arzte Dr. Loebel unter dem Titel „Ein vortragender Rat als
Balneolog“ ſoeben im Verlage B. Konegen in Leipzig heraus-
gegeben worden, um die Verdienſte dieſes bedeutenden
Funktionärs weiteren Kreiſen und ſpäteren Generationen zu
übermitteln. Es iſt hiedurch der Beweis erbracht worden, in
welchem hohen Grade die Leiſtungen dieſes verdienten Beamten
auch auf die ausländiſche Anerkennung und Würdigung An-
ſpruch erheben können, daß wir allen Grund haben, das
Andenken dieſes Bukowiners, als eines der unvergeßlichſten
Landeskinder, zu pflegen. Deutſchland verfügt über eine er-
kleckliche Anzahl von Staatsbädern und faſt jeder Bundes-
ſtaat hegt und pflegt dieſe Kleinode hygieniſcher Induſtrie.
Mit dem Schritte Konegen’s iſt dokumentiert, daß die Arbeit
Wazl’s in Dorna auch die Aufmerkſamkeit dieſer Kreiſe voll-
auf verdient und daß der Ruf des buchenländiſchen Bades
auch unter der Flagge eines ſeiner Begründer auf ein
deutſches Leſepublikum zu rechnen berechtigt iſt. Das
Büchlein rollt natürgemäß mit der Würdigung der Tätigkeit
Wazl’s die Entwicklung Dorna’s im letzten Dezennium auf
und, nachdem es uns zuweit führen würde, die Einzelheiten
auch nur auszugsweiſe hier zu reproduzieren, ſeien bloß die
einleitenden Worte angeführt. Die Nachricht, daß Miniſterial-
rat Friedrich v. Wazl am 21. Auguſt 1905 das Opfer eines
Automobilunfalles geworden ſei, rief in Dorna den tiefſten
Schmerz um den Verlorenen und die aufrichtigſte Trauer um
den Unerſetzlichen hervor. Ungeſchwächt brennt uns noch dieſer
Stachel. Da aber die Pflicht immer gebieteriſcher ruft, das
Haus, das er uns geſchaffen, zu beſtellen, die Arbeit, die er
begonnen, fortzuſetzen, ſei es uns geſtattet, mit umſo an-
andächtigerem Ernſte unſere Reminiszenzen ſeinen Manen zu
widmen. Wir wollen hiebei keineswegs die Leiſtungen dieſer
Perſönlichkeit in ihrer ganzen Fülle inbetracht ziehen. Der
Aufſchwung des Bukowiner Bergbaues, die Einführung der
Zuckerinduſtrie, die mächtige Entwicklung des Lokalbahn-
netzes, die kräftige Förderung der Flußregulierungen, die un-
geahnte Hebung der Land- und Forſtwirtſchaftserträgniſſe
ſind Leiſtungen, deren Würdigung wir berufeneren Federn
überlaſſen. Wir wollen nur als Dornaer eine Blumenleſe
von Eindrücken bieten, die von Zeit zu Zeit und von Fall
zu Fall publiziert wurden und wegen ihres allgemeinen
Intereſſes der Vergeſſenheit entriſſen zu werden verdienen,
wir wollen einen Strauß Stimmungen winden, die ab und
zu feſtgehalten wurden, wenn dieſer Mann unter die Menſchen
ging, deren Glück und Heil er ſo willig und emſig die
Tage und Nächte, die ungewöhnlichen Talente und Fähig-
keiten, die weitgreifenden und einflußreichen Beziehungen
ſeiner Stellung dienſtbar gemacht. Mit ſeltenen Tugenden
ausgeſtattet, hat Wazl nicht nur die von ihm inſpirierten




[Spaltenumbruch]
Um ein Linſengericht.

Reggie lief auf ſie zu und ſchlang ſeine Arme um ihren
Hals; ſie preßte ihn feſt an ſich. Der Doktor zuckte zuſammen,
als er auf ihre Hände ſah.

„Ich hab’ Dich grad’ ſo lieb wie früher, Tantchen
Heſter,“ ſagte Reggie, „und Du mußt nicht mehr weinen.“

Denn Heſters Tränen ſtürzten aus ihren Augen und
löſchten das wilde Feuer darin.

„Mein kleiner Schatz, mein Mäuschen,“ ſagte ſie immer
wieder und wieder und küßte ſein Geſicht und ſeine Hände
und den kleinen braunen Ueberrock.

Plötzlich veränderte ſich ihr Geſicht und ſie wendete
ihre von heftigem Schmerz entſtellten Augen auf Doktor
Brown.

Einen Augenblick ſpäter ſchob der Doktor das Kind zur
Tür hinaus.

„Führen Sie ihn fort, daß er nichts hört,“ flüſterte
er dem Biſchof zu und ſtürzte wieder ins Zimmer zurück.

Heſter riß ſich den Verband von den Händen.

„Ich weiß nicht, was das iſt,“ jammerte ſie, „aber
meine Hände tun mir ſo weh, daß ich es nicht aushalten
kann.“

„Gott ſei Dank!“ ſagte der alte Doktor, indem er ſich
heftig ſchnäuzte.

16. Kapitel.

Mrs. Gresley hatte einen unangenehmen Tag verbracht.
Die ganze Prattſche Familie kam nachmittags zu Beſuch und
Mr. Greslep war ſchon früh nach Southminſter gefahren,
und hatte ſeiner Frau keine Verhaltungsmaßregeln gegeben,
wie ſie ſich in dieſem unvorhergeſehenen Ereignis benehmen,
wie ſie den Fragen ausweichen ſollte, mit denen ſie über-
ſchüttet wurde.


[Spaltenumbruch]

Nach langem Zögern gab ſie endlich zu, daß Heſter
eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft in der Equi-
page des Biſchofs wieder nach Southminſter zurüßge-
kehrt ſei.

„Ich kann Heſters Handlungsweiſe nicht erklären,“
wiederholte ſie immer von neuem, „ich mache keinen An-
ſpruch darauf, geiſtreiche Leute zu begreifen, ich bin
nicht geiſtreich. Ich kann nur ſagen, daß Heſter gleich
nach ihrer Ankunft wieder nach Southminſter zurückge-
kehrt iſt.“

Kaum waren die Pratts fort, ſo wurde Doll Loftus
gemeldet, deſſen Frau ihn herſchickte, um zu fragen, wo
Heſter ſei, da das Fräulein ſie frühmorgens beunruhigt hatte.
Aber Doll ſtellte wenigſtens keine Fragen, er hatte nur
einmal im Leben und zwar an ſeine Frau, eine Frage
gerichtet, das war fünf Sekunden, bevor er ſich mit ihr
verlockte. Er nahm alſo gleichmütig die Antwort entgegen,
daß Heſter nach Southminſter zurückgekehrt ſei und ent-
fernte ſich, um dieſe Nachricht ſeiner troſtloſen Frau zu
überbringen.

„Aber warum iſt ſie zurückgekehrt, wenn ſie eben erſt
angekommen war?“ fragte Sybell.

Wie ſollte Doll das wiſſen? Sybell hatte geſagt, daß
ſie keine Ruhe fände, ſo lange ſie nicht wiſſe, wo Heſter ſei,
und darauf war Doll mitten durch den Schnee nach Warping-
ton gegangen, um es in Erfahrung zu bringen. Nun hatte
er es in Erfahrung gebracht, da wollte ſie wieder etwas an-
deres wiſſen. Eine Frau konnte man doch nie und nimmer
zufriedenſtellen. Und der gekränkte Ehemann zog ſich zurück,
um ſich ſeine Stiefel auszuziehen.

Jawohl, Mrs. Gresley hatte einen ſehr unange-
nehmen Tag verbracht. Als ſie ſich für ein paar Minuten
hinauswagte, fand ſie Abel, die Arme in die Seite ge-
ſtemmt, bei dem Seitentor, das zu den Stallungen führte;
es lag auf den Boden und er hatte eben den Schnee davon
abgekehrt.

„Geſtern Abend hab’ ich es wie ſonſt verſperrt,“ ſagte
er zu Mrs. Gresley; „und über Nacht hatte es jemand aus
[Spaltenumbruch] den Angeln gehoben. Aber es fehlt nichts, weder an den
Kohlen, noch am Heu — es iſt nicht ſehr geheuer, daß man
für nichts und wieder nichts das Tor aus den Angeln ge-
hoben haben ſoll.“

Mrs. Gresley gab keine Antwort. Nicht, daß ſie
Heſter mit dem Tor in Zuſammenhang brachte, aber ſie
war zu aufgeregt, um ſich jetzt um ſolche Kleinigkeiten zu
kümmern.

„Der Kutſcher des gnädigen Herrn Biſchofs hat mir ge-
ſagt, daß Miß Gresley im Palaſt iſt, wie ich ihm das Futter
heiß gemacht hab’, denn William war gerad’ mit einem Brief
hineingegangen, und wenn er einmal in der Küche iſt, ſo
könnten von ihm aus die Tiere verhungern. Und er hat mir
erzählt, daß ſein Neffe, der Diener des gnädigen Herrn
Biſchofs, geſtern Abend gerad’ zu Bett gehen wollte, als es
läutete, und da kam Miß Gresley ohne Hut, mit Schnee
bedeckt, und er ſagt, ſie muß den ganzen Weg zu Fuß ge-
gangen ſein.

Und Abel blickte Mr. Gresley beſorgt an.

„Ich hab’ mir gerad’ gedacht,“ ſagte er, „ob Miß
Heſter vielleicht nicht ganz richtig im Kopfe iſt, man ſagt
ja, daß zuviel Studieren in den Kopf ſteigt, geradeſo wie
zu viel Trinken. Und Miß Heſter hat verteufelt viel ge-
arbeitet.“

„Nicht ſo viel wie Mr. Gresley,“ ſagte Mrs. Gresley.

„Vielleicht nicht, gnädige Frau, vielleicht nicht. Aber
wenn ich um vier Uhr oder noch früher morgens aufwachte,
wie die rote Kuh krank war, da hat immer ſchon ein Licht
in ihrem Zimmer gebrannt und am Fenſter hat man ihren
Schatten geſehen. Sie hat immer ſehr viel gearbeitet,
ſehr viel.“

Mr. Gresley ging ins Haus zurück, indem ſie vor-
ſichtig über die Trümmer der eingeſtürzten Säulen ſchritt.
Zu jeder anderen Zeit hätte das traurige Ende der kleinen
Vorhalle das Pfarrhaus tagelang beſchäftigt, bis nun aber
hatte Mrs. Gresley nicht einmal darüber geſeufzt; erſt als ſie
über die Schwelle trat, entſchlüpfte ihr ein Seufzer, denn die
umgeſtürzten Säulen bedeuteten eine neue Ausgabe.

(Fortſetzung folgt).


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[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 21. Auguſt 1906. und Unterricht gab ein Vortrag des Chefs der ungariſchen ornithologiſchen Zentrale in Budapeſt, den derſelbe im Jahre 1900 in der Generalverſammlung des Landestierſchutz-Ver- eines in Budapeſt abhielt, den Vogel- und Baumtag zum Gegenſtande hatte und welcher wärmſtens aufgenommen wurde. Im Monate März l. J. wendete ſich nun der Landes- tierſchutzverein in Budapeſt, durchdrungen und eingenommen von den beſonderen Vorteilen dieſer Einführung, mit dem An- ſuchen an den Miniſter für Kultus und Unterricht, die Ein- führung eines allgemeinen Vogel- und Baumtages in Ungarn anzuordnen. Schon mit Verordnung vom 27. April 1906, wie dies bereits eingangs erwähnt wurde, iſt die Einführung durch eine ſpezielle Zirkular-Verordnung erfolgt. In der vollſten Ueberzeugung von der dringenden Ein- führung dieſes Vogel- und Baumtages auch in unſerem Kron- lande, ſehe ich mich veranlaßt, als Mitglied des Landestier- ſchutzvereines auszugsweiſe die Beſtimmungen dieſer Verordnung wiederzugeben; um ſowohl die Einführung derſelben zu pro- pagieren, als auch um die Aufmerkſamkeit auf dieſe die Volks- wirtſchaft eminent fördernde Inſtitution zu lenken. Die Zirkular-Verordnung des Miniſteriums für Kultus und Unterricht betreffend den Vogel- und Baumtag wurde an ſämtliche Landesſchulinſpektoren, Leitern der Schulinſpek- toratsexpoſituren, Staatsverwaltungskommiſſionen und auch an die Kirchenbehörden geleitet. Der Zweck dieſer Einführung iſt die Abhaltung von Vor- trägen in den Elementarſchulen, um die Schuljugend in erſter Linie über die Lebensweiſe der Vogelwelt, deren Bedeutung im Haushalte der Natur und des Menſchen, ſowie über die ethiſche Bedeutung im Gemütsleben des Menſchen zu belehren. Ebenſo iſt in zweiter Linie in jeder Schule alljährlich ein gewiſſer Tag den Bäumen zu widmen. An dieſem Tage erläutert der Lehrer der Schuljugend den Wert der Bäume, den materiellen Vorteil aus den ge- zogenen Früchten, ſowie die Bepflanzung öder Stellen mit edlen Setzlingen. Für die Einbürgerung dieſer Inſtitution wurde vom ungariſchen Miniſterium für Kultus und Unterricht angeordnet, daß an allen Elementarſchulen in jedem Jahre, in den Monaten Mai und Juni, zu dieſem Zwecke ausſchließlich zwei Tage beſtimmt werden, um der Schuljugend Vorträge zu halten und ſie auch praktiſch im Setzen der Setzlinge von Bäumen, die dem betreffenden Gebiete die meiſten Vorteile bringen, zu unterweiſen. Die Einführung dieſer Vogel- und Baumtage iſt amerikaniſchen Urſprungs; wird in den vereinigten Staaten Nord-Amerikas mit großem Erfolge durchgeführt und ent- wickelt ſich immer höher. Am Schluſſe dieſer auch die Förderung des Volkswohles abzielenden Verordnung, ſpricht der Miniſter Graf Apponyi die innerſte Ueberzeugung aus, daß die Lehrerſchaft eifrig und gewiſſenhaft ſich beſtreben wird, im Volke Liebe für Baum und Strauch zu verbreiten, weil mit dem Schutze und der Pflege von Baum und Strauch zugleich im Herzen und im Geiſte des Volkes auch der Schutz der nützlichen Vögel Wurzel faſſen wird. Das Miniſterium für Kultus und Unterricht hat alle genannten Behörden aufgefordert, ſeinerzeit vom Erfolge dieſer Inſtitution Bericht zu erſtatten und das Namensverzeichnis jener Lehrer demſelben vorzulegen, die in der Einbürgerung dieſer Verordnung einen beſonderen Eifer an den Tag gelegt haben. Auch der Landestierſchutzverein in Budapeſt hat für der- gleichen Vorträge auf dieſem Gebiete der Lehrerſchaft Prämien ausgeſetzt und erachtet derſelbe als eine heilige Pflicht, die hier angeführte, den edelſten Intentionen entſprungene Ver- ordnung Sr. Exzellenz des Miniſters für Kultus und Unter- richt den Landesvereinen zur Kenntnis zu bringen, damit dieſe Inſtitution überall Eingang und Nachahmung finde. Wie opportun, wie ſegensreich wäre die Einführung dieſer Inſtitution auch in unſerem Kronlande; ſie iſt nicht nur notwendig, ſondern auch dringend geboten. Die Bukowina, arm an Induſtriezweigen, iſt blos auf die Erzeugung von Roh- und Naturprodukten angewieſen, daher iſt es ratſam, vollſte Aufmerkſamkeit der Hebung der Landes- kultur, der Landwirtſchaft und ihren Zweigen zu widmen. Die kompetenten Behörden, als auch die Volksvertretungen ſind hiezu berufen und verpflichtet. Denn Laſſon ſagt im Kapitel über die Staatstätigkeit: „Die Staatstätigkeit erſtreckt ſich nicht nur auf die Abwehr des Bedrohlichen, ſondern auch auf die poſitive För- derung des für Wohlfahrt und Kultur Heilſamen; ſie muß das geſamte Leben und Bilden des Volkes durchdringen; im Gedeihen des Volkes und der einzelnen im Volke iſt die Wohlfahrt des Staates gelegen und wird ſie dieſelbe nur durch die Schaffung von Wohlfahrtseinrichtungen, die der Allgemeinheit zugute kommen, erreichen können.“ Unentwegt und ſicher iſt dem Ziele der Hebung der Volkswirtſchaft zuzuſtreben, wenn auch mit Berückſichtigung des zur Zeit Mög- lichen einerſeits, aber auch zur Zeit Unent- behrlichen andererſeits. Der Anfang iſt ſchwer, Aber das Ende krönt das Werk! Der Landespräſident hat den Amanuenſis an der hierortigen Univerſitätsbibliothek Dr. Eugen Tarangul zur Schöpfung der Konzeptspraxis bei den politiſchen Ver- waltungsbehörden zugelaſſen. Auszeichnung. Der k. k. Landespräſident hat dem gr.-or. Archimandriten und Kloſtervorſteher in Putna Theofil Patras die mit dem Allerhöchſten Handſchreiben vom 18. Auguſt 1898 geſtiftete Ehrenmedaille für 40jährige treue Dienſte zuerkannt. Militäriſches. Der Militär-Obertierarzt 1. Klaſſe des 10. Huſarenregiments Guſtav Goekel wurde zum Remontendepot in Bilak und der Militärobertierarzt 2. Klaſſe Michael Goldſchmiedt vom Remontendepot in Bilak zum 10. Huſarenregiment transferiert. — Zu Leutnants wurden ernannt: Die Militärakademiker des 3. Jahrganges der Thereſianiſchen Militärakademie Koloman Kovacsfy und Elemer v. Borowiczeny und der Landwehrakademiker des 3. Jahrganges der k. u. k. Land- wehr-Ludovica-Akademie Viktor Heidekker, alle drei beim 10. Huſarenregiment und der Militärakademiker des 3. Jahr- ganges der Thereſianiſchen Militärakademie Franz Rath beim Landwehrinfanterie-Regiment Czernowitz Nr. 22. Zu Kadettoffiziersſtellvertretern beim 41. Inf.-Reg. wurden er- nannt. Die Zöglinge der Kadettenſchulen Norbert Buſch, Ferdinand Hausner, Rudolf Grigorowicz, Franz Neunteufel und Johann Stauder. Leichenbegängnis. Geſtern nachmittags fand hier das Leichenbegängnis der in Rohozna verſtorbenen Frau Marie Dobrowolski v. Buchenthal ſtatt. Die Einſegnung der Leiche beſorgte unter zahlreicher geiſtlicher Aſſiſtenz Erz- biſchof Dr. v. Repta. Dem Leichenwagen folgten nächſt zahlreichen Angehörigen und Großgrundbeſitzern Landes- hauptmann Br, Waſſilko, Hofrat Poſch, Regierungsrat Trinks u. v. a. Poſtaliſches. Vom 1. September l. J. angefangen wird für die Gemeinden Paltinoſa, Berkiſcheſtie und Kapu- kimpolui vom Poſtamte Kapukodrului aus der Landbrief- trägerdienſt eingeführt werden und zwar wird die Gemeinde Paltinoſa mit Ausnahme der Sonntage täglich, Berkiſcheſtie nur am Montag, Mittwoch und Freitag. Kapukimpolui hin- gegen nur am Dienſtag, Donnerſtag und Samſtag be- gangen werden. Von Bad Dorna. Die letztausgegebene 25. Kurliſte, die mit dem 11. Auguſt abſchließt, weiſt 1955 Perſonen aus, dem Vorjahre gegenüber einen Vorſprung von zirka 300 Kurgäſten. Der rapide Anſtieg der Frequenz in den letzten 8 Tagen läßt aber eine noch bedeutendere Frequenz- zunahme vorausſehen. Vorgeſtern iſt die Gemahlin die Landes- präſidentin v. Bleyleben mit ihrer Familie zum Kuraufent- halte eingetroffen und geſtern iſt der Herr Landespräſident nachgefolgt. Das Kaiſerfeſt wurde mit einer blendenden Illumi- nation, einem langen impoſanten Fackelzug und einem Zapfen- ſtreich eingeleitet, ferner mit einer von der Militär-Kurkapelle geblaſenen Tagreveille, einem Tedeum in ſämtlichen Kirchen und Gotteshäuſern gefeiert und mit einem glänzend verlaufenen Kaiſerkränzchen im Prunkſaale des Kurhauſes abgeſchloſſen. — Am 21. Auguſt jährt ſich der Todestag des unvergeßlichen Förderers und Mitbegründers der Dornaer Blüteperiode. Eine Denkſchrift für Miniſterialrat v. Wazl iſt vom Bade- arzte Dr. Loebel unter dem Titel „Ein vortragender Rat als Balneolog“ ſoeben im Verlage B. Konegen in Leipzig heraus- gegeben worden, um die Verdienſte dieſes bedeutenden Funktionärs weiteren Kreiſen und ſpäteren Generationen zu übermitteln. Es iſt hiedurch der Beweis erbracht worden, in welchem hohen Grade die Leiſtungen dieſes verdienten Beamten auch auf die ausländiſche Anerkennung und Würdigung An- ſpruch erheben können, daß wir allen Grund haben, das Andenken dieſes Bukowiners, als eines der unvergeßlichſten Landeskinder, zu pflegen. Deutſchland verfügt über eine er- kleckliche Anzahl von Staatsbädern und faſt jeder Bundes- ſtaat hegt und pflegt dieſe Kleinode hygieniſcher Induſtrie. Mit dem Schritte Konegen’s iſt dokumentiert, daß die Arbeit Wazl’s in Dorna auch die Aufmerkſamkeit dieſer Kreiſe voll- auf verdient und daß der Ruf des buchenländiſchen Bades auch unter der Flagge eines ſeiner Begründer auf ein deutſches Leſepublikum zu rechnen berechtigt iſt. Das Büchlein rollt natürgemäß mit der Würdigung der Tätigkeit Wazl’s die Entwicklung Dorna’s im letzten Dezennium auf und, nachdem es uns zuweit führen würde, die Einzelheiten auch nur auszugsweiſe hier zu reproduzieren, ſeien bloß die einleitenden Worte angeführt. Die Nachricht, daß Miniſterial- rat Friedrich v. Wazl am 21. Auguſt 1905 das Opfer eines Automobilunfalles geworden ſei, rief in Dorna den tiefſten Schmerz um den Verlorenen und die aufrichtigſte Trauer um den Unerſetzlichen hervor. Ungeſchwächt brennt uns noch dieſer Stachel. Da aber die Pflicht immer gebieteriſcher ruft, das Haus, das er uns geſchaffen, zu beſtellen, die Arbeit, die er begonnen, fortzuſetzen, ſei es uns geſtattet, mit umſo an- andächtigerem Ernſte unſere Reminiszenzen ſeinen Manen zu widmen. Wir wollen hiebei keineswegs die Leiſtungen dieſer Perſönlichkeit in ihrer ganzen Fülle inbetracht ziehen. Der Aufſchwung des Bukowiner Bergbaues, die Einführung der Zuckerinduſtrie, die mächtige Entwicklung des Lokalbahn- netzes, die kräftige Förderung der Flußregulierungen, die un- geahnte Hebung der Land- und Forſtwirtſchaftserträgniſſe ſind Leiſtungen, deren Würdigung wir berufeneren Federn überlaſſen. Wir wollen nur als Dornaer eine Blumenleſe von Eindrücken bieten, die von Zeit zu Zeit und von Fall zu Fall publiziert wurden und wegen ihres allgemeinen Intereſſes der Vergeſſenheit entriſſen zu werden verdienen, wir wollen einen Strauß Stimmungen winden, die ab und zu feſtgehalten wurden, wenn dieſer Mann unter die Menſchen ging, deren Glück und Heil er ſo willig und emſig die Tage und Nächte, die ungewöhnlichen Talente und Fähig- keiten, die weitgreifenden und einflußreichen Beziehungen ſeiner Stellung dienſtbar gemacht. Mit ſeltenen Tugenden ausgeſtattet, hat Wazl nicht nur die von ihm inſpirierten Um ein Linſengericht. Roman von Mary Cholmondeley. — Autoriſierte Ueberſetzung aus dem Engliſchen von Anna 99] Kellner (Czernowitz). Reggie lief auf ſie zu und ſchlang ſeine Arme um ihren Hals; ſie preßte ihn feſt an ſich. Der Doktor zuckte zuſammen, als er auf ihre Hände ſah. „Ich hab’ Dich grad’ ſo lieb wie früher, Tantchen Heſter,“ ſagte Reggie, „und Du mußt nicht mehr weinen.“ Denn Heſters Tränen ſtürzten aus ihren Augen und löſchten das wilde Feuer darin. „Mein kleiner Schatz, mein Mäuschen,“ ſagte ſie immer wieder und wieder und küßte ſein Geſicht und ſeine Hände und den kleinen braunen Ueberrock. Plötzlich veränderte ſich ihr Geſicht und ſie wendete ihre von heftigem Schmerz entſtellten Augen auf Doktor Brown. Einen Augenblick ſpäter ſchob der Doktor das Kind zur Tür hinaus. „Führen Sie ihn fort, daß er nichts hört,“ flüſterte er dem Biſchof zu und ſtürzte wieder ins Zimmer zurück. Heſter riß ſich den Verband von den Händen. „Ich weiß nicht, was das iſt,“ jammerte ſie, „aber meine Hände tun mir ſo weh, daß ich es nicht aushalten kann.“ „Gott ſei Dank!“ ſagte der alte Doktor, indem er ſich heftig ſchnäuzte. 16. Kapitel. Mrs. Gresley hatte einen unangenehmen Tag verbracht. Die ganze Prattſche Familie kam nachmittags zu Beſuch und Mr. Greslep war ſchon früh nach Southminſter gefahren, und hatte ſeiner Frau keine Verhaltungsmaßregeln gegeben, wie ſie ſich in dieſem unvorhergeſehenen Ereignis benehmen, wie ſie den Fragen ausweichen ſollte, mit denen ſie über- ſchüttet wurde. Nach langem Zögern gab ſie endlich zu, daß Heſter eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft in der Equi- page des Biſchofs wieder nach Southminſter zurüßge- kehrt ſei. „Ich kann Heſters Handlungsweiſe nicht erklären,“ wiederholte ſie immer von neuem, „ich mache keinen An- ſpruch darauf, geiſtreiche Leute zu begreifen, ich bin nicht geiſtreich. Ich kann nur ſagen, daß Heſter gleich nach ihrer Ankunft wieder nach Southminſter zurückge- kehrt iſt.“ Kaum waren die Pratts fort, ſo wurde Doll Loftus gemeldet, deſſen Frau ihn herſchickte, um zu fragen, wo Heſter ſei, da das Fräulein ſie frühmorgens beunruhigt hatte. Aber Doll ſtellte wenigſtens keine Fragen, er hatte nur einmal im Leben und zwar an ſeine Frau, eine Frage gerichtet, das war fünf Sekunden, bevor er ſich mit ihr verlockte. Er nahm alſo gleichmütig die Antwort entgegen, daß Heſter nach Southminſter zurückgekehrt ſei und ent- fernte ſich, um dieſe Nachricht ſeiner troſtloſen Frau zu überbringen. „Aber warum iſt ſie zurückgekehrt, wenn ſie eben erſt angekommen war?“ fragte Sybell. Wie ſollte Doll das wiſſen? Sybell hatte geſagt, daß ſie keine Ruhe fände, ſo lange ſie nicht wiſſe, wo Heſter ſei, und darauf war Doll mitten durch den Schnee nach Warping- ton gegangen, um es in Erfahrung zu bringen. Nun hatte er es in Erfahrung gebracht, da wollte ſie wieder etwas an- deres wiſſen. Eine Frau konnte man doch nie und nimmer zufriedenſtellen. Und der gekränkte Ehemann zog ſich zurück, um ſich ſeine Stiefel auszuziehen. Jawohl, Mrs. Gresley hatte einen ſehr unange- nehmen Tag verbracht. Als ſie ſich für ein paar Minuten hinauswagte, fand ſie Abel, die Arme in die Seite ge- ſtemmt, bei dem Seitentor, das zu den Stallungen führte; es lag auf den Boden und er hatte eben den Schnee davon abgekehrt. „Geſtern Abend hab’ ich es wie ſonſt verſperrt,“ ſagte er zu Mrs. Gresley; „und über Nacht hatte es jemand aus den Angeln gehoben. Aber es fehlt nichts, weder an den Kohlen, noch am Heu — es iſt nicht ſehr geheuer, daß man für nichts und wieder nichts das Tor aus den Angeln ge- hoben haben ſoll.“ Mrs. Gresley gab keine Antwort. Nicht, daß ſie Heſter mit dem Tor in Zuſammenhang brachte, aber ſie war zu aufgeregt, um ſich jetzt um ſolche Kleinigkeiten zu kümmern. „Der Kutſcher des gnädigen Herrn Biſchofs hat mir ge- ſagt, daß Miß Gresley im Palaſt iſt, wie ich ihm das Futter heiß gemacht hab’, denn William war gerad’ mit einem Brief hineingegangen, und wenn er einmal in der Küche iſt, ſo könnten von ihm aus die Tiere verhungern. Und er hat mir erzählt, daß ſein Neffe, der Diener des gnädigen Herrn Biſchofs, geſtern Abend gerad’ zu Bett gehen wollte, als es läutete, und da kam Miß Gresley ohne Hut, mit Schnee bedeckt, und er ſagt, ſie muß den ganzen Weg zu Fuß ge- gangen ſein. Und Abel blickte Mr. Gresley beſorgt an. „Ich hab’ mir gerad’ gedacht,“ ſagte er, „ob Miß Heſter vielleicht nicht ganz richtig im Kopfe iſt, man ſagt ja, daß zuviel Studieren in den Kopf ſteigt, geradeſo wie zu viel Trinken. Und Miß Heſter hat verteufelt viel ge- arbeitet.“ „Nicht ſo viel wie Mr. Gresley,“ ſagte Mrs. Gresley. „Vielleicht nicht, gnädige Frau, vielleicht nicht. Aber wenn ich um vier Uhr oder noch früher morgens aufwachte, wie die rote Kuh krank war, da hat immer ſchon ein Licht in ihrem Zimmer gebrannt und am Fenſter hat man ihren Schatten geſehen. Sie hat immer ſehr viel gearbeitet, ſehr viel.“ Mr. Gresley ging ins Haus zurück, indem ſie vor- ſichtig über die Trümmer der eingeſtürzten Säulen ſchritt. Zu jeder anderen Zeit hätte das traurige Ende der kleinen Vorhalle das Pfarrhaus tagelang beſchäftigt, bis nun aber hatte Mrs. Gresley nicht einmal darüber geſeufzt; erſt als ſie über die Schwelle trat, entſchlüpfte ihr ein Seufzer, denn die umgeſtürzten Säulen bedeuteten eine neue Ausgabe. (Fortſetzung folgt).

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grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 784, Czernowitz, 21.08.1906, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer784_1906/4>, abgerufen am 28.03.2024.