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Mährisches Tagblatt. Nr. 15, Olmütz, 20.01.1890.

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[Spaltenumbruch]

sahen in ihrem Verlaufe alle unsere gemein-
samen Bestrebungen nach Fortschritt und Auf-
schwung, deren Früchte wir jetzt genießen, und
sie brachten alle unsere besten Errungenschaften
zum Durchbruche: die Errungenschaft unserer
edlen Volksschule, die Anlage des Stadtparkes,
die Gründung der Museen, die Stadterwei-
terung, die Stadtverschönerung und noch zuletzt
unsere herrliche Wasserleitung. Und auch das
das werthvollste von allen Gütern, deren wir
uns durch die allerhöchste Gnade Sr. Majestät
unseres erhabenen Kaisers erfreuen, die Auf-
hebung des Bauverbotes und die Aufhebung
der Festung selbst, diese große Wendung im
Leben unserer Stadt, fiel in die nämliche
Zeit. Wer daher diese Zeit, wie Jeder
von uns, mitwirkend und mitschaffend durch-
lebt hat, der trägt die Erinnerung an die
größten Ereignisse des städtischen Lebens in
sich, der hat aber auch erfahren, daß jeder
einzelne Wille unwesentlich und unbedeutend
war, und daß alles von uns Errungene her-
vortrat aus den großen Antrieben der Cultur,
aus den veränderten Nothwendigkeiten des
staatlichen Lebens und aus den unabweislichen
Bedingungen und Bedürfnissen der öffentlichen
Wohlfahrt. Die schönen Worte einer reichen
und überreichen Anerkennung, welche Sie, hoch-
geehrter Herr Vicebürgermeister, im Namen
des löbl. Stadtverordneten-Collegiums soeben
an mich gerichtet haben, Sie, der Sie in das
öffentliche Leben am selben Tage wie ich ein-
traten und dasselbe bisher Schulter an Schulter
ununterbrochen als mein lieber Freund und
Genosse mit mir durchschritten haben -- diese
schönen Worte darf ich daher nicht auf mich
beziehen, sondern ich muß sie beziehen auf das
frische, iebendige Gefühl für das öffentliche
Wohl, von welchem das löbl. Stadtver-
ordneten-Collegium in seiner wechselnden Zu-
sammensetzung stets erfüllt war und durch
welches dasselbe zum immerwährenden starken
Träger des öffentlichen Geistes und der öffent
Richtung in unserer Stadt geworden ist. An
diesem Gefühle und an dieser Gesinnung lassen
Sie uns daher, meine hochgeehrten Herren,
festhalten wie an einem heiligen Bande, und
lassen Sie uns dasselbe auch auf diejenigen
übertragen, welche uns nachfolgen werden, da-
mit unsere Stadt immer so sei und bleibe,
wie wir sie kennen und vertreten: Ein ehr-
würdiger Sitz deutschen Bürgerthums mit allen
Vorzügen deutscher Sitte und Cultur, aber auch
[Spaltenumbruch] eine Stätte des friedlichen Zusammenlebens
mit der anderen Nationalität und eines ach-
tungswerthen Verkehrs zwischen den Anhängern
der verschiedenen Confessionen, ein fruchtbarer
Boden für Recht und bürgerliche Freiheit
unter dem Schutze der Verfassung und der
Grundgesetze unserer Staates und vor Allem
ein Hort der Treue und Anhänglichkeit an das
allerhöchste Kaiserhaus und an das theuere
österreichische Gesammtvaterland;

Und so spreche ich Ihnen meinen innig-
sten und gerührten Dank aus mit dem tief-
empfundenen Wunsche: daß unsere edle Stadt
Stadt Olmütz in ihrer verjüngten Gestalt
aufblühen möge für und für und daß ihr
dabei das jetzige Stadtverorddeten-Collegium
zum entschlossenen zielbewußten Führer diene
und in späterer Zeit immer wieder ein Stadt-
verordneten-Collgegium wie das jetzige: deutsch
und staatstreu, thatkräftig und erleuchtet, und
in weiser Eintracht nach den schönsten Zielen
hinstrebend. welche unserer Stadt noch in der
Zukunft winken! Die Stadt und ihre wür-
dige Vertretung leben hoch!

Dankend nehme ich endlich noch die mir
überreichte kostbare Adresse entgegen und be-
halte mir vor, mich in den Inhalt derselben
zu vertiefen und darin ein theueres Andenke[n]
an die Zeit meines Bürgermeisteramtes und
und an den heutigen Tag zu bewahren.

In das am Schlusse der Ansprache ausge-
brachte Hoch stimmten die Herren Stadtverordneten
begeistert ein, und erwiderten dasselbe mit Hoch-
rufen auf Herrn Bürgermeister v. Engel.

Herr Bürgermeister v. Engel dankte hierauf
jedem einzelnen Mitgliede des Stadtverordneten-
Collegiums, insbesondere dem Herrn Vicebürger-
meister W. Nather mit herzlichen Worten.

Die Herrn Bürgermeister v. Engel über-
reichte Beglückwünschungsadresse des Stadtver-
ordneten-Collegiums hat folgenden Wortlaut:

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Bürgermeister!

Die eilenden Wogen der Zeit haben uns
heute zu einem Tage voll hoher Bedeutung
geführt, den wir begeisterungsfreudig als einen
emporragenden, wichtigen Markstein Ihres tha-
tenreichen, dem Wohle der Mitbürger geweihten
Lebens begrüßen, den wir als den Abschluß
des sechzigsten Jahres Ihres Erdenwallens mit
den herzlichsten Empfindungen feiern.

"Und wenn es köstlich gewesen ist,
So ist es Mühe und Arbeit gewesen."

[Spaltenumbruch]

Das spricht die Bibel vom Leben des
Menschen. Auf wessen irdisches Wirken fände
dieser Ausspruch der heiligen Schrift berechtig-
tere Anwendung als auf das Ihre?

"Mühe und Arbeit!"

Mit diesen Worten ist Ihre Wanderung
auf dem Lebenspfade treffend gekennzeichnet.
Doch, wem galt all' die Aufopferung, die rast-
lose Thätigkeit?

Der Allgemeinheit, dem Gedeihen der
Stadt, dem Besten der Bevölkerung von
Olmütz.

Und wenn wir heute Umschau halten in
unserem aufblühenden Gemeinwesen, wenn wir
abwägen all' das, was in den letzten Jahr-
zehnten geschaffen wurde; wenn wir dem ent-
gegenhalten den hervorragenden Antheil, den
Euer Hochwohlgeboren während Ihrer Amts-
dauer als Stadtverordneter und als Bürger-
meister an dem Neuerstandenengenommen: dann
beugen wir uns in dankbarer Verehrung und mit
hochachtungsv. Anerkennung vor Ihrem nimmer
rastenden und ruhenden Geiste, dessen schöpfe-
rischer Kraft immer neue Ideen entsprangen,
die ihre Verwirklichung zum größten Theile
bereits gefunden haben, zum Theile noch fin-
den werde.

Ein Rückblick um zweimal zehn Jahre
führt das Bild von "Alt-Olmütz" vor unser
geistiges Auge. Der Vergleich mit dem "Olmütz
von heute" läßt unser Herz in stolzer Freude
höher schlagen.

Früher: eingeengt in die beschränkenden
Fesseln der Mauern und Wälle -- heute: frei,
der Baulust und frisch pulsirender Thatkraft
reichen Raum bietend. Die hindernden Schran-
ken sind gefallen, "neues Leben erblüht aus
den Ruinen", über die Gemarkung der Stadt
hinaus -- und doch mit ihr innig verbunden
-- reiht sich Bau an Bau.

Nach Ost, Süd und West ist dem Ver-
kehre uneingeschränkte Ausbreitung gestattet;
mit den weltumspannenden Schienensträngen ver-
knüpft unsere Stadt ein mächtiges, lang er-
sehntes Straßenband, das freie Entfaltung und
Wegverkürzung in erwünschter Weise vereinigt.

Die erhöhten Anforderungen des Geschäfts-
lebens machten das Bedürfniß nach Errichtung
eines zweckmäßigen geräumigen Amtsgebäudes
für die Post- und Telegraphenanstall fühlbar.
Auch diese Frage wurde durch die Erbauung
eines prächtigen Heims für die genannten
Aemter in glänzender Weise gelöst.




[Spaltenumbruch]

dern nur eine Oede und Leere. Die Darstellung
des schön geschriebenen Stückes war im allge-
meinen befriedigend, und die beiden Gestalten
der Edith, sowie ihres Gatten fanden in Fräul.
Breier und Herrn Timm sehr passende Vertreter.
Frl. Körner spielte die Ada in sehr einnehmender
Weise, während Herr Schiffmann die äußerlich
und innerlich unsympathische Rolle des Nehrin-
gen auch durch seine Maske zu der nöthigen
unerfreulichen Wirkung brachte, die noch durch
den Gedanken erhöht wurde, daß er eine so
reizende Frau wie Ada bekommt.

Da in Folge zahlreicher Erkrankungen und
wiederholter Repertoirestörungen keine rechte
Muße für die Schauspielkräfte vorhanden ist, so
ist es wohl nicht auffallend, wenn, wie in letzter
Zeit häufig, auch diesmal der helfende Geist im
Soufflerkasten recht hörbar zu Worte kam.




Nur ein Cowboy.
Skizze aus dem amerikanischen Grenzerleben nach
dem Englischen.

(Nachdruck untersagt.)

Er war nur ein texanischer Cowboy. Jahr-
aus, jahrein hütete er das Rindvieh auf der
Range, spielte, vertilgte große Quantitäten feu-
rigen Whiskys, trug einen breitkrämpigen Hut
mit einem Band aus Schlangenhaut, war auf
beiden Seiten von einem Ravirevolver flankirt
und ritt einen herrlichen Ponny.

Ponny, Sattel und Pistolen nebst einigen
anderen Kleinigkeiten, die für den täglichen Ge-
brauch nothwendig sind, waren der ganze Reich-
thum dieses Mannes. Aber kein Geizhals hat je-
mals seine Schätze eifersüchtiger gehütet, als die-
[Spaltenumbruch] ser Cowboy seine wenigen Habseligkeiten. Mit
seinem Leben würde er sie vertheidigen und selbst
vor einem Blutvergießen nicht zurückschrecken.
Kühn, trotzig und leichtsinnig war dieser eigen-
artige Typus westlicher Civilisation; keck, wild,
verwegen, unmoralisch, von der sansten Hand der
Cultur unberührt. In Laredo hat er einen Des-
perado seines Schlages getödtet und einen an-
deren draußen bei Paso.

Mit fünf Cumpanen war er in eine kleine
Ansiedelung im Panhandledistrikt geritten gekom-
men und hatte, um uns der auf den Ebenen
üblichen Sprache zu bedienen, "das Nest roth
gefärbt". "Die rothe Farb" war durch das Le-
bensblut zweier Wirthe versinnbildlicht, und zwei
Witwen und eine Anzahl schluchzender kleiner
Kinder nahmen an der Leichenfeier am darauf-
folgenden Sonntage theil. Der Cowboy und sein
Gefolge waren um diese Zeit meilenweit fort und
es wäre ebenso rathsam für den Tigerjäger, von
seinem dressirten Elephanten herabzusteigen und
seinem Wilde zu Fuß in den Oschungeln nach-
zuspüren, als für die Sheriffsbeamten die Ver-
folgung der Cowboy's.

Am Lagerfeuer ging das Gerücht, daß der
Cowboy ein Weib in Brownsville und ein an-
deres in Laredo hatte, aber Niemand fiel es je-
mals ein, ihn darüber zur Rede zu stellen.

Lasset uns nun die Umstandsbeweise, die
gegen diesen speciellen Cowboy vorhanden sind,
recapituliren. Wie lautet das Ergebniß? Er ist
ein Trunkenbold, ein Spieler, ein Bigamist und
ein Mörder.

Sonst noch etwas?

Ja.

Ein mexicanischer Pferdehändler, der in
Texas einige Tausend Dollar verdient hatte,
fand, daß seine Gedanken jeden Tag zu seinem
jungen Weibe in Monterrey zurückschweiften, die
[Spaltenumbruch] ihr Erstgeborenes pflegte und geduldig auf seine
Heimkehr wartete. Zweimal nur in langen
Monden hatte sie von dem fernen Gatten gehört,
aber der letzte Brief, den ihr ein eingeborener
Landstreicher überbrachte, enthielt die frohe Kunde,
daß der Ersehnte bei den Americanos gute Ge-
schäfte gemacht und bald heimkehren werde. Dem
jungen Weibe ward es nu[n] leichter ums Herz;
sie sang ihrem Kindchen heitere Lieder vor und
liebkoste es. Auf einer einsamen Wanderschaft
campirte der mexicanische Händler Nachts bei
einem seichten Bache, bereitete sich zum Abendes-
sen das denkbar einfachste Mahl, schnallte instinc-
tiv seinen Geldgurt fester und streckte sich auf
den Boden hin. Wie lange er schlummerte, ist
Nebensache, aber er träumte von seiner Heimath,
von Weib und Kind und lächelte in seinem
Schlummer. Er wurde roh und gewaltsam ge-
weckt. Etwas Kaltes preßte sich gegen seine
Schläfe und Jemand beugte sich über ihn und
setzte ihm ein schweres Knie auf die Brust. Er
versuchte sich zu wehren, aber eine rauhe Stimme
befahl ihm unter Todesdrohungen, sich ruhig zu
verhalten und eine rohe Ha d schnallte ihm den
Geldgurt ab.

Heimath, Weib und Kind.

Er sah im Mondenscheine den Mann ihm
Alles nehmen -- Alles, außer Heimath, Weib
und Kind. Diese würden ihm verbleiben.

Doch -- Entsetzen! Der Maun entrollt sei-
nen Lasso, er schlüpft ihn über des Mexicaners
Kopf, er macht die Schlinge fest und umwickelt
mit dem Stricke die Gliedmaßen des Ueberfalle-
nen, bis derselbe nicht mehr fähig ist, sich zu
rühren. Bewegungslos und in furchtbarer Ago-
nie liegt der Mexicaner auf der unermeßlichen
Ebene unter dem sanften schimmernden Monde.

Morgen wird an des letzteren Stelle eine
südliche Sonne ihre blendenden Strahlen in seine


[Spaltenumbruch]

ſahen in ihrem Verlaufe alle unſere gemein-
ſamen Beſtrebungen nach Fortſchritt und Auf-
ſchwung, deren Früchte wir jetzt genießen, und
ſie brachten alle unſere beſten Errungenſchaften
zum Durchbruche: die Errungenſchaft unſerer
edlen Volksſchule, die Anlage des Stadtparkes,
die Gründung der Muſeen, die Stadterwei-
terung, die Stadtverſchönerung und noch zuletzt
unſere herrliche Waſſerleitung. Und auch das
das werthvollſte von allen Gütern, deren wir
uns durch die allerhöchſte Gnade Sr. Majeſtät
unſeres erhabenen Kaiſers erfreuen, die Auf-
hebung des Bauverbotes und die Aufhebung
der Feſtung ſelbſt, dieſe große Wendung im
Leben unſerer Stadt, fiel in die nämliche
Zeit. Wer daher dieſe Zeit, wie Jeder
von uns, mitwirkend und mitſchaffend durch-
lebt hat, der trägt die Erinnerung an die
größten Ereigniſſe des ſtädtiſchen Lebens in
ſich, der hat aber auch erfahren, daß jeder
einzelne Wille unweſentlich und unbedeutend
war, und daß alles von uns Errungene her-
vortrat aus den großen Antrieben der Cultur,
aus den veränderten Nothwendigkeiten des
ſtaatlichen Lebens und aus den unabweislichen
Bedingungen und Bedürfniſſen der öffentlichen
Wohlfahrt. Die ſchönen Worte einer reichen
und überreichen Anerkennung, welche Sie, hoch-
geehrter Herr Vicebürgermeiſter, im Namen
des löbl. Stadtverordneten-Collegiums ſoeben
an mich gerichtet haben, Sie, der Sie in das
öffentliche Leben am ſelben Tage wie ich ein-
traten und dasſelbe bisher Schulter an Schulter
ununterbrochen als mein lieber Freund und
Genoſſe mit mir durchſchritten haben — dieſe
ſchönen Worte darf ich daher nicht auf mich
beziehen, ſondern ich muß ſie beziehen auf das
friſche, iebendige Gefühl für das öffentliche
Wohl, von welchem das löbl. Stadtver-
ordneten-Collegium in ſeiner wechſelnden Zu-
ſammenſetzung ſtets erfüllt war und durch
welches dasſelbe zum immerwährenden ſtarken
Träger des öffentlichen Geiſtes und der öffent
Richtung in unſerer Stadt geworden iſt. An
dieſem Gefühle und an dieſer Geſinnung laſſen
Sie uns daher, meine hochgeehrten Herren,
feſthalten wie an einem heiligen Bande, und
laſſen Sie uns dasſelbe auch auf diejenigen
übertragen, welche uns nachfolgen werden, da-
mit unſere Stadt immer ſo ſei und bleibe,
wie wir ſie kennen und vertreten: Ein ehr-
würdiger Sitz deutſchen Bürgerthums mit allen
Vorzügen deutſcher Sitte und Cultur, aber auch
[Spaltenumbruch] eine Stätte des friedlichen Zuſammenlebens
mit der anderen Nationalität und eines ach-
tungswerthen Verkehrs zwiſchen den Anhängern
der verſchiedenen Confeſſionen, ein fruchtbarer
Boden für Recht und bürgerliche Freiheit
unter dem Schutze der Verfaſſung und der
Grundgeſetze unſerer Staates und vor Allem
ein Hort der Treue und Anhänglichkeit an das
allerhöchſte Kaiſerhaus und an das theuere
öſterreichiſche Geſammtvaterland;

Und ſo ſpreche ich Ihnen meinen innig-
ſten und gerührten Dank aus mit dem tief-
empfundenen Wunſche: daß unſere edle Stadt
Stadt Olmütz in ihrer verjüngten Geſtalt
aufblühen möge für und für und daß ihr
dabei das jetzige Stadtverorddeten-Collegium
zum entſchloſſenen zielbewußten Führer diene
und in ſpäterer Zeit immer wieder ein Stadt-
verordneten-Collgegium wie das jetzige: deutſch
und ſtaatstreu, thatkräftig und erleuchtet, und
in weiſer Eintracht nach den ſchönſten Zielen
hinſtrebend. welche unſerer Stadt noch in der
Zukunft winken! Die Stadt und ihre wür-
dige Vertretung leben hoch!

Dankend nehme ich endlich noch die mir
überreichte koſtbare Adreſſe entgegen und be-
halte mir vor, mich in den Inhalt derſelben
zu vertiefen und darin ein theueres Andenke[n]
an die Zeit meines Bürgermeiſteramtes und
und an den heutigen Tag zu bewahren.

In das am Schluſſe der Anſprache ausge-
brachte Hoch ſtimmten die Herren Stadtverordneten
begeiſtert ein, und erwiderten dasſelbe mit Hoch-
rufen auf Herrn Bürgermeiſter v. Engel.

Herr Bürgermeiſter v. Engel dankte hierauf
jedem einzelnen Mitgliede des Stadtverordneten-
Collegiums, insbeſondere dem Herrn Vicebürger-
meiſter W. Nather mit herzlichen Worten.

Die Herrn Bürgermeiſter v. Engel über-
reichte Beglückwünſchungsadreſſe des Stadtver-
ordneten-Collegiums hat folgenden Wortlaut:

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Bürgermeiſter!

Die eilenden Wogen der Zeit haben uns
heute zu einem Tage voll hoher Bedeutung
geführt, den wir begeiſterungsfreudig als einen
emporragenden, wichtigen Markſtein Ihres tha-
tenreichen, dem Wohle der Mitbürger geweihten
Lebens begrüßen, den wir als den Abſchluß
des ſechzigſten Jahres Ihres Erdenwallens mit
den herzlichſten Empfindungen feiern.

„Und wenn es köſtlich geweſen iſt,
So iſt es Mühe und Arbeit geweſen.“

[Spaltenumbruch]

Das ſpricht die Bibel vom Leben des
Menſchen. Auf weſſen irdiſches Wirken fände
dieſer Ausſpruch der heiligen Schrift berechtig-
tere Anwendung als auf das Ihre?

„Mühe und Arbeit!“

Mit dieſen Worten iſt Ihre Wanderung
auf dem Lebenspfade treffend gekennzeichnet.
Doch, wem galt all’ die Aufopferung, die raſt-
loſe Thätigkeit?

Der Allgemeinheit, dem Gedeihen der
Stadt, dem Beſten der Bevölkerung von
Olmütz.

Und wenn wir heute Umſchau halten in
unſerem aufblühenden Gemeinweſen, wenn wir
abwägen all’ das, was in den letzten Jahr-
zehnten geſchaffen wurde; wenn wir dem ent-
gegenhalten den hervorragenden Antheil, den
Euer Hochwohlgeboren während Ihrer Amts-
dauer als Stadtverordneter und als Bürger-
meiſter an dem Neuerſtandenengenommen: dann
beugen wir uns in dankbarer Verehrung und mit
hochachtungsv. Anerkennung vor Ihrem nimmer
raſtenden und ruhenden Geiſte, deſſen ſchöpfe-
riſcher Kraft immer neue Ideen entſprangen,
die ihre Verwirklichung zum größten Theile
bereits gefunden haben, zum Theile noch fin-
den werde.

Ein Rückblick um zweimal zehn Jahre
führt das Bild von „Alt-Olmütz“ vor unſer
geiſtiges Auge. Der Vergleich mit dem „Olmütz
von heute“ läßt unſer Herz in ſtolzer Freude
höher ſchlagen.

Früher: eingeengt in die beſchränkenden
Feſſeln der Mauern und Wälle — heute: frei,
der Bauluſt und friſch pulſirender Thatkraft
reichen Raum bietend. Die hindernden Schran-
ken ſind gefallen, „neues Leben erblüht aus
den Ruinen“, über die Gemarkung der Stadt
hinaus — und doch mit ihr innig verbunden
— reiht ſich Bau an Bau.

Nach Oſt, Süd und Weſt iſt dem Ver-
kehre uneingeſchränkte Ausbreitung geſtattet;
mit den weltumſpannenden Schienenſträngen ver-
knüpft unſere Stadt ein mächtiges, lang er-
ſehntes Straßenband, das freie Entfaltung und
Wegverkürzung in erwünſchter Weiſe vereinigt.

Die erhöhten Anforderungen des Geſchäfts-
lebens machten das Bedürfniß nach Errichtung
eines zweckmäßigen geräumigen Amtsgebäudes
für die Poſt- und Telegraphenanſtall fühlbar.
Auch dieſe Frage wurde durch die Erbauung
eines prächtigen Heims für die genannten
Aemter in glänzender Weiſe gelöſt.




[Spaltenumbruch]

dern nur eine Oede und Leere. Die Darſtellung
des ſchön geſchriebenen Stückes war im allge-
meinen befriedigend, und die beiden Geſtalten
der Edith, ſowie ihres Gatten fanden in Fräul.
Breier und Herrn Timm ſehr paſſende Vertreter.
Frl. Körner ſpielte die Ada in ſehr einnehmender
Weiſe, während Herr Schiffmann die äußerlich
und innerlich unſympathiſche Rolle des Nehrin-
gen auch durch ſeine Maske zu der nöthigen
unerfreulichen Wirkung brachte, die noch durch
den Gedanken erhöht wurde, daß er eine ſo
reizende Frau wie Ada bekommt.

Da in Folge zahlreicher Erkrankungen und
wiederholter Repertoireſtörungen keine rechte
Muße für die Schauſpielkräfte vorhanden iſt, ſo
iſt es wohl nicht auffallend, wenn, wie in letzter
Zeit häufig, auch diesmal der helfende Geiſt im
Soufflerkaſten recht hörbar zu Worte kam.




Nur ein Cowboy.
Skizze aus dem amerikaniſchen Grenzerleben nach
dem Engliſchen.

(Nachdruck unterſagt.)

Er war nur ein texaniſcher Cowboy. Jahr-
aus, jahrein hütete er das Rindvieh auf der
Range, ſpielte, vertilgte große Quantitäten feu-
rigen Whiskys, trug einen breitkrämpigen Hut
mit einem Band aus Schlangenhaut, war auf
beiden Seiten von einem Ravirevolver flankirt
und ritt einen herrlichen Ponny.

Ponny, Sattel und Piſtolen nebſt einigen
anderen Kleinigkeiten, die für den täglichen Ge-
brauch nothwendig ſind, waren der ganze Reich-
thum dieſes Mannes. Aber kein Geizhals hat je-
mals ſeine Schätze eiferſüchtiger gehütet, als die-
[Spaltenumbruch] ſer Cowboy ſeine wenigen Habſeligkeiten. Mit
ſeinem Leben würde er ſie vertheidigen und ſelbſt
vor einem Blutvergießen nicht zurückſchrecken.
Kühn, trotzig und leichtſinnig war dieſer eigen-
artige Typus weſtlicher Civiliſation; keck, wild,
verwegen, unmoraliſch, von der ſanſten Hand der
Cultur unberührt. In Laredo hat er einen Des-
perado ſeines Schlages getödtet und einen an-
deren draußen bei Paſo.

Mit fünf Cumpanen war er in eine kleine
Anſiedelung im Panhandlediſtrikt geritten gekom-
men und hatte, um uns der auf den Ebenen
üblichen Sprache zu bedienen, „das Neſt roth
gefärbt“. „Die rothe Farb“ war durch das Le-
bensblut zweier Wirthe verſinnbildlicht, und zwei
Witwen und eine Anzahl ſchluchzender kleiner
Kinder nahmen an der Leichenfeier am darauf-
folgenden Sonntage theil. Der Cowboy und ſein
Gefolge waren um dieſe Zeit meilenweit fort und
es wäre ebenſo rathſam für den Tigerjäger, von
ſeinem dreſſirten Elephanten herabzuſteigen und
ſeinem Wilde zu Fuß in den Oſchungeln nach-
zuſpüren, als für die Sheriffsbeamten die Ver-
folgung der Cowboy’s.

Am Lagerfeuer ging das Gerücht, daß der
Cowboy ein Weib in Brownsville und ein an-
deres in Laredo hatte, aber Niemand fiel es je-
mals ein, ihn darüber zur Rede zu ſtellen.

Laſſet uns nun die Umſtandsbeweiſe, die
gegen dieſen ſpeciellen Cowboy vorhanden ſind,
recapituliren. Wie lautet das Ergebniß? Er iſt
ein Trunkenbold, ein Spieler, ein Bigamiſt und
ein Mörder.

Sonſt noch etwas?

Ja.

Ein mexicaniſcher Pferdehändler, der in
Texas einige Tauſend Dollar verdient hatte,
fand, daß ſeine Gedanken jeden Tag zu ſeinem
jungen Weibe in Monterrey zurückſchweiften, die
[Spaltenumbruch] ihr Erſtgeborenes pflegte und geduldig auf ſeine
Heimkehr wartete. Zweimal nur in langen
Monden hatte ſie von dem fernen Gatten gehört,
aber der letzte Brief, den ihr ein eingeborener
Landſtreicher überbrachte, enthielt die frohe Kunde,
daß der Erſehnte bei den Americanos gute Ge-
ſchäfte gemacht und bald heimkehren werde. Dem
jungen Weibe ward es nu[n] leichter ums Herz;
ſie ſang ihrem Kindchen heitere Lieder vor und
liebkoſte es. Auf einer einſamen Wanderſchaft
campirte der mexicaniſche Händler Nachts bei
einem ſeichten Bache, bereitete ſich zum Abendeſ-
ſen das denkbar einfachſte Mahl, ſchnallte inſtinc-
tiv ſeinen Geldgurt feſter und ſtreckte ſich auf
den Boden hin. Wie lange er ſchlummerte, iſt
Nebenſache, aber er träumte von ſeiner Heimath,
von Weib und Kind und lächelte in ſeinem
Schlummer. Er wurde roh und gewaltſam ge-
weckt. Etwas Kaltes preßte ſich gegen ſeine
Schläfe und Jemand beugte ſich über ihn und
ſetzte ihm ein ſchweres Knie auf die Bruſt. Er
verſuchte ſich zu wehren, aber eine rauhe Stimme
befahl ihm unter Todesdrohungen, ſich ruhig zu
verhalten und eine rohe Ha d ſchnallte ihm den
Geldgurt ab.

Heimath, Weib und Kind.

Er ſah im Mondenſcheine den Mann ihm
Alles nehmen — Alles, außer Heimath, Weib
und Kind. Dieſe würden ihm verbleiben.

Doch — Entſetzen! Der Maun entrollt ſei-
nen Laſſo, er ſchlüpft ihn über des Mexicaners
Kopf, er macht die Schlinge feſt und umwickelt
mit dem Stricke die Gliedmaßen des Ueberfalle-
nen, bis derſelbe nicht mehr fähig iſt, ſich zu
rühren. Bewegungslos und in furchtbarer Ago-
nie liegt der Mexicaner auf der unermeßlichen
Ebene unter dem ſanften ſchimmernden Monde.

Morgen wird an des letzteren Stelle eine
ſüdliche Sonne ihre blendenden Strahlen in ſeine


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[[2]/0002] ſahen in ihrem Verlaufe alle unſere gemein- ſamen Beſtrebungen nach Fortſchritt und Auf- ſchwung, deren Früchte wir jetzt genießen, und ſie brachten alle unſere beſten Errungenſchaften zum Durchbruche: die Errungenſchaft unſerer edlen Volksſchule, die Anlage des Stadtparkes, die Gründung der Muſeen, die Stadterwei- terung, die Stadtverſchönerung und noch zuletzt unſere herrliche Waſſerleitung. Und auch das das werthvollſte von allen Gütern, deren wir uns durch die allerhöchſte Gnade Sr. Majeſtät unſeres erhabenen Kaiſers erfreuen, die Auf- hebung des Bauverbotes und die Aufhebung der Feſtung ſelbſt, dieſe große Wendung im Leben unſerer Stadt, fiel in die nämliche Zeit. Wer daher dieſe Zeit, wie Jeder von uns, mitwirkend und mitſchaffend durch- lebt hat, der trägt die Erinnerung an die größten Ereigniſſe des ſtädtiſchen Lebens in ſich, der hat aber auch erfahren, daß jeder einzelne Wille unweſentlich und unbedeutend war, und daß alles von uns Errungene her- vortrat aus den großen Antrieben der Cultur, aus den veränderten Nothwendigkeiten des ſtaatlichen Lebens und aus den unabweislichen Bedingungen und Bedürfniſſen der öffentlichen Wohlfahrt. Die ſchönen Worte einer reichen und überreichen Anerkennung, welche Sie, hoch- geehrter Herr Vicebürgermeiſter, im Namen des löbl. Stadtverordneten-Collegiums ſoeben an mich gerichtet haben, Sie, der Sie in das öffentliche Leben am ſelben Tage wie ich ein- traten und dasſelbe bisher Schulter an Schulter ununterbrochen als mein lieber Freund und Genoſſe mit mir durchſchritten haben — dieſe ſchönen Worte darf ich daher nicht auf mich beziehen, ſondern ich muß ſie beziehen auf das friſche, iebendige Gefühl für das öffentliche Wohl, von welchem das löbl. Stadtver- ordneten-Collegium in ſeiner wechſelnden Zu- ſammenſetzung ſtets erfüllt war und durch welches dasſelbe zum immerwährenden ſtarken Träger des öffentlichen Geiſtes und der öffent Richtung in unſerer Stadt geworden iſt. An dieſem Gefühle und an dieſer Geſinnung laſſen Sie uns daher, meine hochgeehrten Herren, feſthalten wie an einem heiligen Bande, und laſſen Sie uns dasſelbe auch auf diejenigen übertragen, welche uns nachfolgen werden, da- mit unſere Stadt immer ſo ſei und bleibe, wie wir ſie kennen und vertreten: Ein ehr- würdiger Sitz deutſchen Bürgerthums mit allen Vorzügen deutſcher Sitte und Cultur, aber auch eine Stätte des friedlichen Zuſammenlebens mit der anderen Nationalität und eines ach- tungswerthen Verkehrs zwiſchen den Anhängern der verſchiedenen Confeſſionen, ein fruchtbarer Boden für Recht und bürgerliche Freiheit unter dem Schutze der Verfaſſung und der Grundgeſetze unſerer Staates und vor Allem ein Hort der Treue und Anhänglichkeit an das allerhöchſte Kaiſerhaus und an das theuere öſterreichiſche Geſammtvaterland; Und ſo ſpreche ich Ihnen meinen innig- ſten und gerührten Dank aus mit dem tief- empfundenen Wunſche: daß unſere edle Stadt Stadt Olmütz in ihrer verjüngten Geſtalt aufblühen möge für und für und daß ihr dabei das jetzige Stadtverorddeten-Collegium zum entſchloſſenen zielbewußten Führer diene und in ſpäterer Zeit immer wieder ein Stadt- verordneten-Collgegium wie das jetzige: deutſch und ſtaatstreu, thatkräftig und erleuchtet, und in weiſer Eintracht nach den ſchönſten Zielen hinſtrebend. welche unſerer Stadt noch in der Zukunft winken! Die Stadt und ihre wür- dige Vertretung leben hoch! Dankend nehme ich endlich noch die mir überreichte koſtbare Adreſſe entgegen und be- halte mir vor, mich in den Inhalt derſelben zu vertiefen und darin ein theueres Andenken an die Zeit meines Bürgermeiſteramtes und und an den heutigen Tag zu bewahren. In das am Schluſſe der Anſprache ausge- brachte Hoch ſtimmten die Herren Stadtverordneten begeiſtert ein, und erwiderten dasſelbe mit Hoch- rufen auf Herrn Bürgermeiſter v. Engel. Herr Bürgermeiſter v. Engel dankte hierauf jedem einzelnen Mitgliede des Stadtverordneten- Collegiums, insbeſondere dem Herrn Vicebürger- meiſter W. Nather mit herzlichen Worten. Die Herrn Bürgermeiſter v. Engel über- reichte Beglückwünſchungsadreſſe des Stadtver- ordneten-Collegiums hat folgenden Wortlaut: Euer Hochwohlgeboren! Hochgeehrter Herr Bürgermeiſter! Die eilenden Wogen der Zeit haben uns heute zu einem Tage voll hoher Bedeutung geführt, den wir begeiſterungsfreudig als einen emporragenden, wichtigen Markſtein Ihres tha- tenreichen, dem Wohle der Mitbürger geweihten Lebens begrüßen, den wir als den Abſchluß des ſechzigſten Jahres Ihres Erdenwallens mit den herzlichſten Empfindungen feiern. „Und wenn es köſtlich geweſen iſt, So iſt es Mühe und Arbeit geweſen.“ Das ſpricht die Bibel vom Leben des Menſchen. Auf weſſen irdiſches Wirken fände dieſer Ausſpruch der heiligen Schrift berechtig- tere Anwendung als auf das Ihre? „Mühe und Arbeit!“ Mit dieſen Worten iſt Ihre Wanderung auf dem Lebenspfade treffend gekennzeichnet. Doch, wem galt all’ die Aufopferung, die raſt- loſe Thätigkeit? Der Allgemeinheit, dem Gedeihen der Stadt, dem Beſten der Bevölkerung von Olmütz. Und wenn wir heute Umſchau halten in unſerem aufblühenden Gemeinweſen, wenn wir abwägen all’ das, was in den letzten Jahr- zehnten geſchaffen wurde; wenn wir dem ent- gegenhalten den hervorragenden Antheil, den Euer Hochwohlgeboren während Ihrer Amts- dauer als Stadtverordneter und als Bürger- meiſter an dem Neuerſtandenengenommen: dann beugen wir uns in dankbarer Verehrung und mit hochachtungsv. Anerkennung vor Ihrem nimmer raſtenden und ruhenden Geiſte, deſſen ſchöpfe- riſcher Kraft immer neue Ideen entſprangen, die ihre Verwirklichung zum größten Theile bereits gefunden haben, zum Theile noch fin- den werde. Ein Rückblick um zweimal zehn Jahre führt das Bild von „Alt-Olmütz“ vor unſer geiſtiges Auge. Der Vergleich mit dem „Olmütz von heute“ läßt unſer Herz in ſtolzer Freude höher ſchlagen. Früher: eingeengt in die beſchränkenden Feſſeln der Mauern und Wälle — heute: frei, der Bauluſt und friſch pulſirender Thatkraft reichen Raum bietend. Die hindernden Schran- ken ſind gefallen, „neues Leben erblüht aus den Ruinen“, über die Gemarkung der Stadt hinaus — und doch mit ihr innig verbunden — reiht ſich Bau an Bau. Nach Oſt, Süd und Weſt iſt dem Ver- kehre uneingeſchränkte Ausbreitung geſtattet; mit den weltumſpannenden Schienenſträngen ver- knüpft unſere Stadt ein mächtiges, lang er- ſehntes Straßenband, das freie Entfaltung und Wegverkürzung in erwünſchter Weiſe vereinigt. Die erhöhten Anforderungen des Geſchäfts- lebens machten das Bedürfniß nach Errichtung eines zweckmäßigen geräumigen Amtsgebäudes für die Poſt- und Telegraphenanſtall fühlbar. Auch dieſe Frage wurde durch die Erbauung eines prächtigen Heims für die genannten Aemter in glänzender Weiſe gelöſt. dern nur eine Oede und Leere. Die Darſtellung des ſchön geſchriebenen Stückes war im allge- meinen befriedigend, und die beiden Geſtalten der Edith, ſowie ihres Gatten fanden in Fräul. Breier und Herrn Timm ſehr paſſende Vertreter. Frl. Körner ſpielte die Ada in ſehr einnehmender Weiſe, während Herr Schiffmann die äußerlich und innerlich unſympathiſche Rolle des Nehrin- gen auch durch ſeine Maske zu der nöthigen unerfreulichen Wirkung brachte, die noch durch den Gedanken erhöht wurde, daß er eine ſo reizende Frau wie Ada bekommt. Da in Folge zahlreicher Erkrankungen und wiederholter Repertoireſtörungen keine rechte Muße für die Schauſpielkräfte vorhanden iſt, ſo iſt es wohl nicht auffallend, wenn, wie in letzter Zeit häufig, auch diesmal der helfende Geiſt im Soufflerkaſten recht hörbar zu Worte kam. Otiocar Stoklaska. Nur ein Cowboy. Skizze aus dem amerikaniſchen Grenzerleben nach dem Engliſchen. — Von A. Sy. — (Nachdruck unterſagt.) Er war nur ein texaniſcher Cowboy. Jahr- aus, jahrein hütete er das Rindvieh auf der Range, ſpielte, vertilgte große Quantitäten feu- rigen Whiskys, trug einen breitkrämpigen Hut mit einem Band aus Schlangenhaut, war auf beiden Seiten von einem Ravirevolver flankirt und ritt einen herrlichen Ponny. Ponny, Sattel und Piſtolen nebſt einigen anderen Kleinigkeiten, die für den täglichen Ge- brauch nothwendig ſind, waren der ganze Reich- thum dieſes Mannes. Aber kein Geizhals hat je- mals ſeine Schätze eiferſüchtiger gehütet, als die- ſer Cowboy ſeine wenigen Habſeligkeiten. Mit ſeinem Leben würde er ſie vertheidigen und ſelbſt vor einem Blutvergießen nicht zurückſchrecken. Kühn, trotzig und leichtſinnig war dieſer eigen- artige Typus weſtlicher Civiliſation; keck, wild, verwegen, unmoraliſch, von der ſanſten Hand der Cultur unberührt. In Laredo hat er einen Des- perado ſeines Schlages getödtet und einen an- deren draußen bei Paſo. Mit fünf Cumpanen war er in eine kleine Anſiedelung im Panhandlediſtrikt geritten gekom- men und hatte, um uns der auf den Ebenen üblichen Sprache zu bedienen, „das Neſt roth gefärbt“. „Die rothe Farb“ war durch das Le- bensblut zweier Wirthe verſinnbildlicht, und zwei Witwen und eine Anzahl ſchluchzender kleiner Kinder nahmen an der Leichenfeier am darauf- folgenden Sonntage theil. Der Cowboy und ſein Gefolge waren um dieſe Zeit meilenweit fort und es wäre ebenſo rathſam für den Tigerjäger, von ſeinem dreſſirten Elephanten herabzuſteigen und ſeinem Wilde zu Fuß in den Oſchungeln nach- zuſpüren, als für die Sheriffsbeamten die Ver- folgung der Cowboy’s. Am Lagerfeuer ging das Gerücht, daß der Cowboy ein Weib in Brownsville und ein an- deres in Laredo hatte, aber Niemand fiel es je- mals ein, ihn darüber zur Rede zu ſtellen. Laſſet uns nun die Umſtandsbeweiſe, die gegen dieſen ſpeciellen Cowboy vorhanden ſind, recapituliren. Wie lautet das Ergebniß? Er iſt ein Trunkenbold, ein Spieler, ein Bigamiſt und ein Mörder. Sonſt noch etwas? Ja. Ein mexicaniſcher Pferdehändler, der in Texas einige Tauſend Dollar verdient hatte, fand, daß ſeine Gedanken jeden Tag zu ſeinem jungen Weibe in Monterrey zurückſchweiften, die ihr Erſtgeborenes pflegte und geduldig auf ſeine Heimkehr wartete. Zweimal nur in langen Monden hatte ſie von dem fernen Gatten gehört, aber der letzte Brief, den ihr ein eingeborener Landſtreicher überbrachte, enthielt die frohe Kunde, daß der Erſehnte bei den Americanos gute Ge- ſchäfte gemacht und bald heimkehren werde. Dem jungen Weibe ward es nun leichter ums Herz; ſie ſang ihrem Kindchen heitere Lieder vor und liebkoſte es. Auf einer einſamen Wanderſchaft campirte der mexicaniſche Händler Nachts bei einem ſeichten Bache, bereitete ſich zum Abendeſ- ſen das denkbar einfachſte Mahl, ſchnallte inſtinc- tiv ſeinen Geldgurt feſter und ſtreckte ſich auf den Boden hin. Wie lange er ſchlummerte, iſt Nebenſache, aber er träumte von ſeiner Heimath, von Weib und Kind und lächelte in ſeinem Schlummer. Er wurde roh und gewaltſam ge- weckt. Etwas Kaltes preßte ſich gegen ſeine Schläfe und Jemand beugte ſich über ihn und ſetzte ihm ein ſchweres Knie auf die Bruſt. Er verſuchte ſich zu wehren, aber eine rauhe Stimme befahl ihm unter Todesdrohungen, ſich ruhig zu verhalten und eine rohe Ha d ſchnallte ihm den Geldgurt ab. Heimath, Weib und Kind. Er ſah im Mondenſcheine den Mann ihm Alles nehmen — Alles, außer Heimath, Weib und Kind. Dieſe würden ihm verbleiben. Doch — Entſetzen! Der Maun entrollt ſei- nen Laſſo, er ſchlüpft ihn über des Mexicaners Kopf, er macht die Schlinge feſt und umwickelt mit dem Stricke die Gliedmaßen des Ueberfalle- nen, bis derſelbe nicht mehr fähig iſt, ſich zu rühren. Bewegungslos und in furchtbarer Ago- nie liegt der Mexicaner auf der unermeßlichen Ebene unter dem ſanften ſchimmernden Monde. Morgen wird an des letzteren Stelle eine ſüdliche Sonne ihre blendenden Strahlen in ſeine

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 15, Olmütz, 20.01.1890, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches15_1890/2>, abgerufen am 25.04.2024.