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Mährisches Tagblatt. Nr. 198, Olmütz, 31.08.1885.

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[Spaltenumbruch] ser ließ, mit welchem er sich seine Wunden
hätte waschen können! Der Stadtverordnete
Richard Stuchlik rief dem Herrn Bezirks-
hauptmann zu: "Schämen sie sich, mit solch
einem schmutzigen Uebelthäter Arm in Arm zu
gehen." "Lassen Sie ihn uns todtschlagen!"
brüllte die Menge. Heute steht bereits fest, daß
kein Tscheche durch einen Messerstich verwundet
ist. Bezirkshauptmann Schneider hat sich muster-
hast benommen. Nur seiner außerordentlichen
Thätigkeit verdanken die Deutschen, daß das
9 Stunden lang belagerte Hotel nicht gestürmt
wurde. Der Bezirkshauptmann, ein ehrenhafter
Charakter, wollte keinen Augenblick daran glauben,
daß der Bürgermeister und die Stadtvertretung
ihr Ehrenwort, welches sie ihm freiwillig für die
Sicherheit der abfahrenden Festgäste verpfändeten,
brechen würden. Die strafgerichtlichen Anzeigen
der Trautenauer constatiren alle, daß das Stein-
bombardement beim Gasthause des Bürgermeisters
Schip begonnen habe, daß aus demselben die
ersten Steine geflogen seien. Der "Fanatiker
Mandl" kannte freilich den Werth des Ehrenworts
Schips besser und warnte nach den tschechischen
Zeitungen "Polaban", "Politik" und "Pokrok"
die Festgäste und Turner fortzugehen oder zu
fahren. Der Bezirkskommissär Passovsky, von
welchem sämmtliche tschechischen Blätter hervor-
heben, daß er sich während der ganzen Affaire sehr
tactvoll benahm, ließ den Bezirkshauptmann vor dem
verrammelten Thore die über dritthalbtausend
Köpfe zählende Menge allein in Zügel halten und
machte sich innerhalb des Festraumes Notizen über
das Verhalten der zu Tode geängstigten Deut-
schen (!) statt an der Seite des Herrn Bezirks-
hauptmannes, der tactvoll intervenirte, zu stehen.
Daß die Blutthaten vorbereitet waren und das
Werk einer planmäßigen Agition sind, steht Gott
sei Dank, trotz aller Verdrehungen tschechischer
Blätter bereits fest. Es wird von glaubhaften
Zeugen erwiesen werden, daß bereits am Vorabende
im Gasthause Schmidt's, von Franz Pus, vulgo
Rebelka, Fahnenträger des Sokol, dem anwesen-
den Volke Bier gezahlt und an jeden Einzelnen
slavische Tricoloren vertheilt wurden. Es wird
ferner von Zeugen ausgesagt werden, daß wäh-
rend der Crawalle von einem Stadtverordneten
im Gasthause Tins, von Vincenz Broz im Gast-
hause des Schmidt Bier, von dem Schneider
Holecek aber Schnaps gezahlt wurde. In der
Abenddämmerung erschien Dr. Moravec im
Schmidt'schen Gasthause und hielt dort der
Menge folgende Rede: "Brüder! Ueber 400
schulpflichtige Kinder wurden dieses Jahr in
die tschechische Stadtschule nicht eingeschrieben.
Sie gehen alle in die "Mandlbude" und sind
unserem Volke verloren. Heute ist die Stunde
da, daß wird dieselben zurückerobern, damit sie
[Spaltenumbruch] nicht Renegaten werden. Königinhof ist tschechisch
und muß tschechisch bleiben!" Den Agitator Ales
Andrys aus Nachod, welcher von Podhardt zu-
rückkehrte, umarmte Dr. Moravec und rief: "Das
hast Du gut gemacht Bruder!" Es circulirt
unter den Deutschen in Königinhof eine Anzeige
an die Bezirkshauptmannschaft, dieselbe möge con-
statiren, wer den beiden Polizisten Recina und
Fähndrich befahl, daß sie ihre Posten am Hotel
Kopp zu verlassen haben und wohin der Poli-
zeicommissär Paul Petru spazieren gegangen sei,
daß er nirgends zu finden war.

(Ein Wortspiel.)

Eine artige Anecdote,
deren Mittelpunct der Berliner Bankier Gold-
berger ist, cursirt augenblicklich in den dortigen
Börsenkreisen. Als jüngst der finanzpolitische
Vertreter einer fremden Regierung, die sich in
permanenten Geldschwulitäten befindet, zur Ein-
leitung von Finanzoperationen in Berlin weilte,
sprach auch Goldberger vor. Der Geheimsecretär
meldete den Besuch seinem Vorgesetzten mit den
Worten: "Herr Goldberger wünscht Excel-
lenz zu sprechen." -- "Goldberger?" wiederholte
dieser mit Nachdruck," wir können jetzt nur einen
Geldborger brauchen!" Diese Worte waren
so laut gesprochen worden, daß sie der anticham-
brirende Bankier durch die nur angelehnte Thür
hören konnte. "Wie schlecht muß es um Eure
Finanzen steheu" -- soll darauf der schlagfertige
Berliner Finanzier ausgerufen haben, indem er,
ohne Antwort abzuwarten, sich entfernte --
"wenn man bei Euch schon Buchstaben versetzt!"

(Eine amüsante Kußgeschichte)

berichtet
ein Marineoffizier aus China, wo bekanntlich die
Gewohnheit des Küssens den jungen "mei gin"
(schönen Damen) noch ein süßes Geheimnis ist.
Um eine Eroberung zu vollenden, forderte er
von seiner Angebeteten einen Kuß. Sie begriff
nicht, was er von ihr wollte und so -- macht
er es ihr begreiflich. Von Angst ergriffen, flüchtete
die schöne Lbasa in ein anderes Zimmer, immer
rufend: "O, der schreckliche Menschenfresser! Ich
werde aufgegessen werden! Als sie dann aber
fand, daß ihr frisches Rosenmündchen noch voll-
ständig heil war, kam sie zurück und sagte:
"Ich möchte noch mehr von Eurer sonderbaren
Gewohnheit kennen. Kü-üß mich!" Und er kü-
üßte sie, bis sie vollständig eingeweiht war. Doch
nicht genug damit, schlug sie ihm einen zweiten
Cursus vor, indem sie sagte: "Kü-üß mich
immer mehr, seen jine Mee-lee lee!" Und so
ging der Unterricht fort, bis Mamas Stimme
im tiefsten Brusttone der Entrüstung auf Chine-
sisch donnerte: "Nu aber raus!"

(Ein frommer Wunsch.)

Fräulein v. H.
(ruft freudig bewegt): Mama, Mama, sehen
Sie, da kommt meine Amme! -- Frau v. H.
(erzürnt): Schrei' doch nicht so, Du unvorsich-
[Spaltenumbruch] tiges, tact- und chic-verg[e]ssenes Kind! Willst
Du jetzt noch die Welt daran erinnern, daß
Du bürgerliche Muttermilch getrunken? Oh,
mon Dieu, wann werden wir endlich adelige
Ammen bekommen!




Telegramme.
(Orig.-Tel. d. "Mähr.
Tagbl.")

In politischen Kreisen v[er]lautet, daß
die Stellung des Statthalters von
Böhmen,
Freih. v. Kraus, erschüttert sei.

(Orig.-Tel. d. "Mähr.
Tagbl.")

Der Saatenmarkt ist stark besucht, die
Geschäftstendenz jedoch flau.

(Org.-Tel. des "Mähr.
Tagbl.")

Exminister Freih. v. Bach lehnte die
ihm angebotene Pairswürde ab; demzufolge wurde
von seiner Berufung in das Herrenhaus Umgang
genommen. Conservative Kreise wollen Bach neuer-
dings für ein Reichsrathsmandat candidiren.

(Org.-Tel. des "Mähr.
Tagbl.")

Die Berathungen des 25er Comite's
(Deutscher Club) werden zwischen dem 17. und
und 24. September stattfinden.

(Orig.-Teleg. des
"Mähr. Tagblattes".)

Die Vorfälle in Königin-
hof haben jene Kreise, welche an maßgebender
Stelle die Tschechen und ihre Politik protegiren,
sehr irritirt. Es verlautet hierüber, daß die
Krone vom böhmischen Statthalter einen speciellen
Bericht abverlangte Die Zweitheilung Böhmens
wird nun auch in Regierungskreisen ventilirt.

(Origl:-Telg. d. "Mähr.
Tagbl.")

Ferry sprach sich in einer gestern abge-
haltenen Versammlung seiner Wähler dahin aus,
daß die Politik der Colonial-Ausdehnung beendet
sei, Frankreich stehe nicht isolirt und werde auch
weiterhin die Politik der Nichtintervention befolgen.




Fremdenliste.
Hotel Lauer.

F. Vorlicek, Pfarrer, Butschowitz. E. R.
Mayer, Fabrikantenstochter, Prag. Dr. Wisch-
novsky, Kojetein. Dr. Steinbrecher, M.-Schön-
berg. Dr. Ludwig Fulnek. Wilh. Ziegler, Kfm.,
Wien. J. Ernst, Kfm., Wien. Heymann, Haupt-
mann, Troppau.

Hotel Goliath.

Wilh. v. Loy, k. k. Hauptmann, Troppau.
V. Sika, Kfm., Prag. J. Zemann, Rsdr., Prag.
M. Reimann, Rsdr., Wien. Anna Knapp, Kauf-
mannsgattin, Wien. Salo Löwensohn, Rsdr.,
Podvoloczysko. J. Pollak, Kfm., Wien. Emerich
Bondi, Rsdr., Wien. Bertha Schrimpf sammt
Söhnen, Majorsgattin, Lemberg. Joh. Gabriel,
Oberbeamter des Wiener Magistrates sammt
Sohn, Wien.

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[Spaltenumbruch] ſer ließ, mit welchem er ſich ſeine Wunden
hätte waſchen können! Der Stadtverordnete
Richard Stuchlik rief dem Herrn Bezirks-
hauptmann zu: „Schämen ſie ſich, mit ſolch
einem ſchmutzigen Uebelthäter Arm in Arm zu
gehen.“ „Laſſen Sie ihn uns todtſchlagen!“
brüllte die Menge. Heute ſteht bereits feſt, daß
kein Tſcheche durch einen Meſſerſtich verwundet
iſt. Bezirkshauptmann Schneider hat ſich muſter-
haſt benommen. Nur ſeiner außerordentlichen
Thätigkeit verdanken die Deutſchen, daß das
9 Stunden lang belagerte Hotel nicht geſtürmt
wurde. Der Bezirkshauptmann, ein ehrenhafter
Charakter, wollte keinen Augenblick daran glauben,
daß der Bürgermeiſter und die Stadtvertretung
ihr Ehrenwort, welches ſie ihm freiwillig für die
Sicherheit der abfahrenden Feſtgäſte verpfändeten,
brechen würden. Die ſtrafgerichtlichen Anzeigen
der Trautenauer conſtatiren alle, daß das Stein-
bombardement beim Gaſthauſe des Bürgermeiſters
Schip begonnen habe, daß aus demſelben die
erſten Steine geflogen ſeien. Der „Fanatiker
Mandl“ kannte freilich den Werth des Ehrenworts
Schips beſſer und warnte nach den tſchechiſchen
Zeitungen „Polaban“, „Politik“ und „Pokrok“
die Feſtgäſte und Turner fortzugehen oder zu
fahren. Der Bezirkskommiſſär Paſſovsky, von
welchem ſämmtliche tſchechiſchen Blätter hervor-
heben, daß er ſich während der ganzen Affaire ſehr
tactvoll benahm, ließ den Bezirkshauptmann vor dem
verrammelten Thore die über dritthalbtauſend
Köpfe zählende Menge allein in Zügel halten und
machte ſich innerhalb des Feſtraumes Notizen über
das Verhalten der zu Tode geängſtigten Deut-
ſchen (!) ſtatt an der Seite des Herrn Bezirks-
hauptmannes, der tactvoll intervenirte, zu ſtehen.
Daß die Blutthaten vorbereitet waren und das
Werk einer planmäßigen Agition ſind, ſteht Gott
ſei Dank, trotz aller Verdrehungen tſchechiſcher
Blätter bereits feſt. Es wird von glaubhaften
Zeugen erwieſen werden, daß bereits am Vorabende
im Gaſthauſe Schmidt’s, von Franz Puš, vulgo
Rebelka, Fahnenträger des Sokol, dem anweſen-
den Volke Bier gezahlt und an jeden Einzelnen
ſlaviſche Tricoloren vertheilt wurden. Es wird
ferner von Zeugen ausgeſagt werden, daß wäh-
rend der Crawalle von einem Stadtverordneten
im Gaſthauſe Tins, von Vincenz Brož im Gaſt-
hauſe des Schmidt Bier, von dem Schneider
Holeček aber Schnaps gezahlt wurde. In der
Abenddämmerung erſchien Dr. Moravec im
Schmidt’ſchen Gaſthauſe und hielt dort der
Menge folgende Rede: „Brüder! Ueber 400
ſchulpflichtige Kinder wurden dieſes Jahr in
die tſchechiſche Stadtſchule nicht eingeſchrieben.
Sie gehen alle in die „Mandlbude“ und ſind
unſerem Volke verloren. Heute iſt die Stunde
da, daß wird dieſelben zurückerobern, damit ſie
[Spaltenumbruch] nicht Renegaten werden. Königinhof iſt tſchechiſch
und muß tſchechiſch bleiben!“ Den Agitator Aleš
Andrýs aus Nachod, welcher von Podhardt zu-
rückkehrte, umarmte Dr. Moravec und rief: „Das
haſt Du gut gemacht Bruder!“ Es circulirt
unter den Deutſchen in Königinhof eine Anzeige
an die Bezirkshauptmannſchaft, dieſelbe möge con-
ſtatiren, wer den beiden Poliziſten Recina und
Fähndrich befahl, daß ſie ihre Poſten am Hotel
Kopp zu verlaſſen haben und wohin der Poli-
zeicommiſſär Paul Petru ſpazieren gegangen ſei,
daß er nirgends zu finden war.

(Ein Wortſpiel.)

Eine artige Anecdote,
deren Mittelpunct der Berliner Bankier Gold-
berger iſt, curſirt augenblicklich in den dortigen
Börſenkreiſen. Als jüngſt der finanzpolitiſche
Vertreter einer fremden Regierung, die ſich in
permanenten Geldſchwulitäten befindet, zur Ein-
leitung von Finanzoperationen in Berlin weilte,
ſprach auch Goldberger vor. Der Geheimſecretär
meldete den Beſuch ſeinem Vorgeſetzten mit den
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lenz zu ſprechen.“ — „Goldberger?“ wiederholte
dieſer mit Nachdruck,„ wir können jetzt nur einen
Geldborger brauchen!“ Dieſe Worte waren
ſo laut geſprochen worden, daß ſie der anticham-
brirende Bankier durch die nur angelehnte Thür
hören konnte. „Wie ſchlecht muß es um Eure
Finanzen ſteheu“ — ſoll darauf der ſchlagfertige
Berliner Finanzier ausgerufen haben, indem er,
ohne Antwort abzuwarten, ſich entfernte —
„wenn man bei Euch ſchon Buchſtaben verſetzt!“

(Eine amüſante Kußgeſchichte)

berichtet
ein Marineoffizier aus China, wo bekanntlich die
Gewohnheit des Küſſens den jungen „mei gin
(ſchönen Damen) noch ein ſüßes Geheimnis iſt.
Um eine Eroberung zu vollenden, forderte er
von ſeiner Angebeteten einen Kuß. Sie begriff
nicht, was er von ihr wollte und ſo — macht
er es ihr begreiflich. Von Angſt ergriffen, flüchtete
die ſchöne Lbaſa in ein anderes Zimmer, immer
rufend: „O, der ſchreckliche Menſchenfreſſer! Ich
werde aufgegeſſen werden! Als ſie dann aber
fand, daß ihr friſches Roſenmündchen noch voll-
ſtändig heil war, kam ſie zurück und ſagte:
„Ich möchte noch mehr von Eurer ſonderbaren
Gewohnheit kennen. Kü-üß mich!“ Und er kü-
üßte ſie, bis ſie vollſtändig eingeweiht war. Doch
nicht genug damit, ſchlug ſie ihm einen zweiten
Curſus vor, indem ſie ſagte: „Kü-üß mich
immer mehr, seen jine Mee-lee lee!“ Und ſo
ging der Unterricht fort, bis Mamas Stimme
im tiefſten Bruſttone der Entrüſtung auf Chine-
ſiſch donnerte: „Nu aber raus!“

(Ein frommer Wunſch.)

Fräulein v. H.
(ruft freudig bewegt): Mama, Mama, ſehen
Sie, da kommt meine Amme! — Frau v. H.
(erzürnt): Schrei’ doch nicht ſo, Du unvorſich-
[Spaltenumbruch] tiges, tact- und chic-verg[e]ſſenes Kind! Willſt
Du jetzt noch die Welt daran erinnern, daß
Du bürgerliche Muttermilch getrunken? Oh,
mon Dieu, wann werden wir endlich adelige
Ammen bekommen!




Telegramme.
(Orig.-Tel. d. „Mähr.
Tagbl.“)

In politiſchen Kreiſen v[er]lautet, daß
die Stellung des Statthalters von
Böhmen,
Freih. v. Kraus, erſchüttert ſei.

(Orig.-Tel. d. „Mähr.
Tagbl.“)

Der Saatenmarkt iſt ſtark beſucht, die
Geſchäftstendenz jedoch flau.

(Org.-Tel. des „Mähr.
Tagbl.“)

Exminiſter Freih. v. Bach lehnte die
ihm angebotene Pairswürde ab; demzufolge wurde
von ſeiner Berufung in das Herrenhaus Umgang
genommen. Conſervative Kreiſe wollen Bach neuer-
dings für ein Reichsrathsmandat candidiren.

(Org.-Tel. des „Mähr.
Tagbl.“)

Die Berathungen des 25er Comité’s
(Deutſcher Club) werden zwiſchen dem 17. und
und 24. September ſtattfinden.

(Orig.-Teleg. des
„Mähr. Tagblattes“.)

Die Vorfälle in Königin-
hof haben jene Kreiſe, welche an maßgebender
Stelle die Tſchechen und ihre Politik protegiren,
ſehr irritirt. Es verlautet hierüber, daß die
Krone vom böhmiſchen Statthalter einen ſpeciellen
Bericht abverlangte Die Zweitheilung Böhmens
wird nun auch in Regierungskreiſen ventilirt.

(Origl:-Telg. d. „Mähr.
Tagbl.“)

Ferry ſprach ſich in einer geſtern abge-
haltenen Verſammlung ſeiner Wähler dahin aus,
daß die Politik der Colonial-Ausdehnung beendet
ſei, Frankreich ſtehe nicht iſolirt und werde auch
weiterhin die Politik der Nichtintervention befolgen.




Fremdenliſte.
Hotel Lauer.

F. Vorliček, Pfarrer, Butſchowitz. E. R.
Mayer, Fabrikantenstochter, Prag. Dr. Wiſch-
novsky, Kojetein. Dr. Steinbrecher, M.-Schön-
berg. Dr. Ludwig Fulnek. Wilh. Ziegler, Kfm.,
Wien. J. Ernſt, Kfm., Wien. Heymann, Haupt-
mann, Troppau.

Hotel Goliath.

Wilh. v. Loy, k. k. Hauptmann, Troppau.
V. Sika, Kfm., Prag. J. Zemann, Rſdr., Prag.
M. Reimann, Rſdr., Wien. Anna Knapp, Kauf-
mannsgattin, Wien. Salo Löwenſohn, Rſdr.,
Podvoloczysko. J. Pollak, Kfm., Wien. Emerich
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Söhnen, Majorsgattin, Lemberg. Joh. Gabriel,
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[[7]/0007] ſer ließ, mit welchem er ſich ſeine Wunden hätte waſchen können! Der Stadtverordnete Richard Stuchlik rief dem Herrn Bezirks- hauptmann zu: „Schämen ſie ſich, mit ſolch einem ſchmutzigen Uebelthäter Arm in Arm zu gehen.“ „Laſſen Sie ihn uns todtſchlagen!“ brüllte die Menge. Heute ſteht bereits feſt, daß kein Tſcheche durch einen Meſſerſtich verwundet iſt. Bezirkshauptmann Schneider hat ſich muſter- haſt benommen. Nur ſeiner außerordentlichen Thätigkeit verdanken die Deutſchen, daß das 9 Stunden lang belagerte Hotel nicht geſtürmt wurde. Der Bezirkshauptmann, ein ehrenhafter Charakter, wollte keinen Augenblick daran glauben, daß der Bürgermeiſter und die Stadtvertretung ihr Ehrenwort, welches ſie ihm freiwillig für die Sicherheit der abfahrenden Feſtgäſte verpfändeten, brechen würden. Die ſtrafgerichtlichen Anzeigen der Trautenauer conſtatiren alle, daß das Stein- bombardement beim Gaſthauſe des Bürgermeiſters Schip begonnen habe, daß aus demſelben die erſten Steine geflogen ſeien. Der „Fanatiker Mandl“ kannte freilich den Werth des Ehrenworts Schips beſſer und warnte nach den tſchechiſchen Zeitungen „Polaban“, „Politik“ und „Pokrok“ die Feſtgäſte und Turner fortzugehen oder zu fahren. Der Bezirkskommiſſär Paſſovsky, von welchem ſämmtliche tſchechiſchen Blätter hervor- heben, daß er ſich während der ganzen Affaire ſehr tactvoll benahm, ließ den Bezirkshauptmann vor dem verrammelten Thore die über dritthalbtauſend Köpfe zählende Menge allein in Zügel halten und machte ſich innerhalb des Feſtraumes Notizen über das Verhalten der zu Tode geängſtigten Deut- ſchen (!) ſtatt an der Seite des Herrn Bezirks- hauptmannes, der tactvoll intervenirte, zu ſtehen. Daß die Blutthaten vorbereitet waren und das Werk einer planmäßigen Agition ſind, ſteht Gott ſei Dank, trotz aller Verdrehungen tſchechiſcher Blätter bereits feſt. Es wird von glaubhaften Zeugen erwieſen werden, daß bereits am Vorabende im Gaſthauſe Schmidt’s, von Franz Puš, vulgo Rebelka, Fahnenträger des Sokol, dem anweſen- den Volke Bier gezahlt und an jeden Einzelnen ſlaviſche Tricoloren vertheilt wurden. Es wird ferner von Zeugen ausgeſagt werden, daß wäh- rend der Crawalle von einem Stadtverordneten im Gaſthauſe Tins, von Vincenz Brož im Gaſt- hauſe des Schmidt Bier, von dem Schneider Holeček aber Schnaps gezahlt wurde. In der Abenddämmerung erſchien Dr. Moravec im Schmidt’ſchen Gaſthauſe und hielt dort der Menge folgende Rede: „Brüder! Ueber 400 ſchulpflichtige Kinder wurden dieſes Jahr in die tſchechiſche Stadtſchule nicht eingeſchrieben. Sie gehen alle in die „Mandlbude“ und ſind unſerem Volke verloren. 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Oh, mon Dieu, wann werden wir endlich adelige Ammen bekommen! Telegramme. Prag, 31. Auguſt. (Orig.-Tel. d. „Mähr. Tagbl.“) In politiſchen Kreiſen verlautet, daß die Stellung des Statthalters von Böhmen, Freih. v. Kraus, erſchüttert ſei. Wien, 31. Auguſt. (Orig.-Tel. d. „Mähr. Tagbl.“) Der Saatenmarkt iſt ſtark beſucht, die Geſchäftstendenz jedoch flau. Wien, 30. Auguſt, (Org.-Tel. des „Mähr. Tagbl.“) Exminiſter Freih. v. Bach lehnte die ihm angebotene Pairswürde ab; demzufolge wurde von ſeiner Berufung in das Herrenhaus Umgang genommen. Conſervative Kreiſe wollen Bach neuer- dings für ein Reichsrathsmandat candidiren. Wien, 30. Auguſt. (Org.-Tel. des „Mähr. Tagbl.“) Die Berathungen des 25er Comité’s (Deutſcher Club) werden zwiſchen dem 17. und und 24. September ſtattfinden. Wien, 31. Auguſt. (Orig.-Teleg. des „Mähr. Tagblattes“.) Die Vorfälle in Königin- hof haben jene Kreiſe, welche an maßgebender Stelle die Tſchechen und ihre Politik protegiren, ſehr irritirt. Es verlautet hierüber, daß die Krone vom böhmiſchen Statthalter einen ſpeciellen Bericht abverlangte Die Zweitheilung Böhmens wird nun auch in Regierungskreiſen ventilirt. Paris, 31. Auguſt. (Origl:-Telg. d. „Mähr. Tagbl.“) Ferry ſprach ſich in einer geſtern abge- haltenen Verſammlung ſeiner Wähler dahin aus, daß die Politik der Colonial-Ausdehnung beendet ſei, Frankreich ſtehe nicht iſolirt und werde auch weiterhin die Politik der Nichtintervention befolgen. Fremdenliſte. Hotel Lauer. F. Vorliček, Pfarrer, Butſchowitz. E. R. Mayer, Fabrikantenstochter, Prag. Dr. Wiſch- novsky, Kojetein. Dr. Steinbrecher, M.-Schön- berg. Dr. Ludwig Fulnek. Wilh. Ziegler, Kfm., Wien. J. Ernſt, Kfm., Wien. Heymann, Haupt- mann, Troppau. Hotel Goliath. Wilh. v. Loy, k. k. Hauptmann, Troppau. V. Sika, Kfm., Prag. J. Zemann, Rſdr., Prag. M. Reimann, Rſdr., Wien. Anna Knapp, Kauf- mannsgattin, Wien. Salo Löwenſohn, Rſdr., Podvoloczysko. J. Pollak, Kfm., Wien. Emerich Bondi, Rſdr., Wien. Bertha Schrimpf ſammt Söhnen, Majorsgattin, Lemberg. Joh. Gabriel, Oberbeamter des Wiener Magiſtrates ſammt Sohn, Wien. _

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 198, Olmütz, 31.08.1885, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches198_1885/7>, abgerufen am 28.03.2024.