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Mährisches Tagblatt. Nr. 266, Olmütz, 21.11.1892.

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[Spaltenumbruch]

ein vollständig ausgearbeiteter Gesetzentwurf vor-
gelegt werde, und nicht darum, populäre Schlag-
worte in die Oeffentlichkeit zu werfen und uner-
füllbare Hoffnungen zu erwecken. (Beifall.)

Nach dem Schlußworte des Generalbericht-
erstatters Szczepanowski wird die Sitzung
geschlossen. Die nächste Sitzung findet Dienstag
statt.




Politische Nachrichten.
(Beeidigung der neuen ungarischen
Minister.)

Am 19. d. M. erfolgte die Beeidi-
gung der neuen ungarischen Minister in der
Wiener Hofburg. Alle Minister begaben sich in
großer ungarischer Gala, Baron Fejervary in
Reiter-Generals-Uniform in die Hofburg Zuerst
legte Minister Wekerle als Ministerpräsident den
Eid in die Hände des Kaisers ab. Hiebei verlas
der bisherige Minister am königlichen Hoflager,
Fejervary, die Eidesformel. Es folgte sodann in
Anwesenheit Wekerles die Eidesleistung des Grafen
Tisza und Minister Hieronymi. In diesen Fällen
verlas Staats-Secretär Tarkovich die Eidesformel.
Die Minister wurden sodann alle vom Kaiser in
gemeinsamer Audienz und schließlich Wekerle,
Fejervary, Graf Tisza und Minister Hieronymi
in einer besonderen Audienz vom Kaiser empfangen.

(Aus dem Mißbilligungs-Ausschusse.)

Nach der Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses
traten vorgestern die neun Abtheilungen zusammen,
um den vom Abg. Masaryk gegen die freitägige
Rede des Abg. Dr. Menger angerufenen Miß-
billignngs-Ausschuß zu wählen. Es wurden folgende
Abgeordnete gewählt: Abrahamowicz, Bareuther,
Czerkawski, Fuchs, Nitsche, Plener, Treuinfels,
Tuczek und Weeber. Der Ausschuß constituirte
sich sofort und wählte Abg. Dr. v. Plener zum
Obmann, Czerkawski zum Obmann. Stellvertreter
und Nietsche zum Schriftführer. Es wurden zwei
Anträge eingebracht. Der eine geht dahin, es sei
dem Abg. Menger wegen seiner freitägigen Ans-
fälle auf Dr. Masarik die Mißbilligung des
Hauses auszusprechen. Der andere Antrag verlangt,
es sei zwar zu erklären, die gerügten Ausfälle
des Abg. Dr. Menger seien zwar tadelnswerth,
doch sei mit Rücksicht darauf, daß der Präsident
dem Abg. Menger bereits einen Ordnungsruf
ertheilt habe, ferner daß Abg. Masaryk erklärt
habe, er fühle sich persönlich nicht beleidigt,
andererseits Dr. Menger jede Absicht, zu beleidi-
gen, in Abrede stellt -- kein Anlaß zu einer
Mißbilligung gegeben. Der erste Antrag wurde
mit 5 gegen 3 Stimmen angenommen und Abg.
Fuchs zum Berichterstatter gewählt. Gleichzeitig
wurde beschlossen, über den Bericht des Miß-
billigungs-Ausschusses in geheimer Sitzung zu
verhandeln.




Immer weiter brennt das Licht -- es
flackert nur noch -- eine Minute noch und es
wird verloschen sein -- --

Bis auf auf die Neige muß mas das Leben
kosten -- -- --

Und nun -- --

Ein Schuß fällt -- und gleich darauf noch
einer -- --

Das Licht verlöscht -- -- -- -- -- --
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --

Planlos eilte ich in der Nacht umher; meh-
rere Male noch war ich in Harry's und Käthe's
Wohnung. Am Morgen erst kam ich in die meine.

Ein Schutzmann erwartete mich. Er gab
mir einen Brief. Er trug Harry's Handschrift.
Ich riß ihn auf. Nu[r] ein paar Worte stan-
den darin:

"Habe Dank für alles Gute! Tröste mei-
nen alten Vater! Lebe wohl!

Harry. Käthe."

Der Schutzmann berichtete mir das Weitere,
was ich doch schon wußte. Aber das Fräulein sei
noch am Leben, setzte er hinzu, und der Arzt
habe Hoffnung, sie zu erhalten -- --

Einige Tage später haben wir den armen
Harry begraben. Mein Freund, Herr Eck, hatte
einen herrlichen Kranz zum Begräbniß geschickt;
Sachverständige meinten, er müsse an 50 Mark
kosten. Das wunderte mich gar nicht. Denn es
ist immer einer der vornehmsten Grundsätze des
Herrn Eck gewesen, sich anständig zu zeigen.

Und darum hat er auch den kostbaren Kranz
gespendet.




[Spaltenumbruch]

(In der französischen Deputirtenkammer)

wurde Samstag die Berathung des Preßgesetz-
entwurfs
wieder aufgenommen. Zunächst theilte
der Berichterstatter der Commission mit, dieselbe
habe verschiedene Amendements angenommen, um
aus dem Gesetzentwurfe jeden Vorwand zu will-
kürlichem Vorgehen zu beseitigen. Der Minister-
präsident Loubet erklärte, er nehme diese Amen-
dements an, welche die Preßfreiheit verbürgten.
Mehrere andere Abänderungsanträge wurden
hierauf abgelehnt oder von den Antragstellern
zurückgezogen. Die Kammer nahm sodann mit
großer Mehrheit den Theil des Gesetzentwurfes
an, welcher eine Verschärfung der in den Artikeln
24 und 25 des gegenwärtigen Preßgesetzes ent-
haltenen Strafbestimmungen einführt. Im wei-
teren Verlaufe der Sitznng wurde der Theil des
Entwurfs berathen, der unter Bezugnahme auf
Artikel 49 des gegenwärtigen Preßgesetzes die
provisorische Beschlagnahme sowie die provisorische
Verhaftung vorsieht. Trotz der Einwen[d]ung
seitens des Justizministers Ricard wurde unter
dem Beifall der äußersten Linken mit 289 gegen
256 Stimmen ein Abänderungsantrag Jullien
angenammen, der den bisherigen Artikel 49 auf-
recht erhält und blos dem Assisenhofe das Recht
einräumt, die unverzügliche Vollstreckung eines
Urtheilsspruches anzuordnen. Schließlich wurde
das ganze Gesetz angenommen, worauf die Kam-
mer in die Erörterung der Interpellationen be-
züglich der Panama-Angelegenheit eintrat.




Die Neutitscheiner Trink- und
Nutzwasserleitung.


(Original-Bericht des "Mähr. Tagblattes".)

Im Nachhange zu unserem letzten Bericht
über die feierliche Eröffnung der Trink- und
Nutzwasserleitung in Neutitschein lassen wir hier
noch einige Daten technischer Natur folgen.

Das Quellengebiet, welches der Versorgung
zu Grunde gelegt wurde, liegt am rechten Oder-
ufer in der Nähe der Gemeinde Barnsdorf. Auf
einem verhältnißmäßig außerordentlich kleinem
Territorium wurden 8 Quellen gefaßt und zu-
sammengeleitet, deren vollständig klares Wasser
nach eingehenden chemischen und bacteriologischen
Versuchen sowohl für den Genuß als auch für
Industrie- und Haushaltungszwecke sich vollständig
eignet. Die Ergiebigkeit wurde zur Zeit der
größten Dürre mit 1600 Cubikmeter in 24 Stunden
erhoben und verbürgt eine reichliche Versorgung
der jetzt circa 12.000 Einwohner zählenden Stadt
für viele Decennien.

Die gefaßten Wässer werden in ein Sammel-
reservoir von circa 40 Cubikmeter Inhalt ge-
leitet, von da mittelst der Druckpumpen in das
Hochreservoir gedrückt und zwar in der Weise,
daß der Hauptdruckstrang noch vor seiner Ein-
mündung in das Hochreservoir die Stadt passirt,
eine Anordnung, welche theils durch die Terrain-
verhältnisse bedingt war, theils aus dem Be-
streben hervorgegangen ist, die Betriebssicherheit
der Anlage zu vermehren, indem bei eventuellen
Störungen zwischen dem Reservoir und der
Stadt, die directe Versorgung der Stadt durch
die Druckpumpen, und bei Störungen zwischen
den Pumpen und der Stadt durch das Reservoir
bewirkt wird.

Die Entfernung zwischen dem Maschinen-
hause und dem am Steinberge liegenden Hoch-
reservoir beträgt 81/2 Kilometer; der Hauptdruck-
strang von 20 Centimeter Durchmesser im Lichten
hat einen Betriebsdruck von 101/2 Athmosphären
auszuhalten und steht seit 4 Wochen in vollem
Betriebe; weder beim Anlassen, noch später konnte
der geringste Fehler constatirt werden. Die
Maschinenanlage besteht aus zwei gleichen, direct
wirkenden, liegenden Dampfpumpen von je 21
Pferdekräften, deren jede im Stande ist, das
ganze zufließende Wasserquantum in das Reservoir
zu heben und aus 2 zugehörenden Dampfkesseln,
so daß eine Maschine und ein Kessel immer als
Reservoir dienen. In nächster Nähe des Ma-
schinen- und Kesselgebäudes steht das Wohnge-
bäude für den Maschinisten und Heizer, welches
als Muster einer humanen Arbeiterwohnstätte
bezeichnet werden kann.

Der ganze parkartig hergerichtete Complex,
die mit ebensoviel Einfachheit als Geschmack und
Solidität ausgestatteten Räume des Maschinen-
[Spaltenumbruch] hauses, die Sorgfalt, mit welcher die Quellen
peinlich vor jeder Verunreinigung geschützt er-
scheinen, machen auf den Besucher den wohl-
thuendsten Eindruck.

Daß eine telephonische Verbindung mit dem
Inspectionslocale in der Stadt nicht fehlt, ist
selbstverständlich; ein automatischer Wasserstands-
zeiger mit electrischer Uebertragung läßt den
Maschinenwärter jederzeit den Wasservorrath im
Reservoir erkennen. Außer dem obenerwähnten
Hauptstrange liegen in der Stadt selbst an
13.000 Meter Vertheilungsrohre im lichten Durch-
messer von 80 - 150 Millimeter, welche 86
Feuerhydranten tragen. In allen Stadttheilen
ist das directe Feuerlöschen ohne Vermittlung
von Feuerspritzen möglich.

Das Hochreservoir ist in üblicher Weise aus
Ziegeln und Cementmörtel erbaut und fassen
dessen zwei von einander vollständig getrennte
Kammern zusammen 1000 Cubikmeter Wasser.
In sinnreicher Weise ist für den Wasserwechsel in
demselben durch eigenthümliche Führung der Rohre,
Einschaltung von Klappventilen etc. Sorge ge-
tragen.

Am Eröffnungstage waren bereits 555
Häuser an das Netz angeschlossen; bei dem Um-
stande, als zu Beginn des Baues mit nur höch-
stens 200 Häusern gerechnet wurde, ist dies ein
glänzendes Zeugniß für den gesunden, fortschritt-
lichen Sinn der Einwohnerschaft und es erscheint
die financielle Grundlage des Werkes hiedurch ge-
sichert.

Das Project der Anlage rührt von der bestbe-
kannten Teplitzer Firma "Rumpel und
Niklas"
her, ebenso die von autorisirter Seite
als "zufriedenstellendst" bezeichneten Quellenfassun-
gen, Rohrleitungen und das Hochreservoir.

Die Maschinen lieferte die erzherzogliche
Maschinenfabrik in Ustron (Schlesien.)
Das vortreffliche Bauwetter des heurigen Jah-
res, sowie die anerkannte Leistungsfähigkeit der
Unternehmer haben die Kürzung der Bauzeit um
volle 5 Wochen ermöglicht. Die Gesammtkosten-
summe des Werkes wird 200.000 fl. betragen.




Locales und Provinzielles.


(Audienz.)

Das Executiv - Comite der
Olmützer Industrie- und Gewerbeausstellung wurde
von der Kammervorstehung Sr. kais. Hoheit, des
Herrn Erzherzogs Otto Franz Josef, des
hohen Protectors der Olmützer Industrie- und
Gewerbeausstellung verständigt, daß derselbe eine
aus den Herren Obmann Raimund Nietsche
und Obmann-Stellvertreter Carl Wlaka be-
stehende Deputation des Gewerbevereines, welche
Sr. kais. Hoheit den ehrfurchtsvollsten Dank für
die huldvolle Uebernahme des Protectorates und
die Förderung des Ausstellungsunternehmens er-
statten wird, am 23. November l. J. Nach-
mittags 1 Uhr in der Hofburg am Hradschin
zu Prag in Audienz empfangen werde. Die
Herren Obmänner des Gewerbevereines werden bei
dieser Audienz Sr. kais. Hoheit das erste Exemplar
der goldenen Ausstellungsmedaille überreichen.

(Fürst-Erzbischof Dr. Kohn und die
Lehrerschaft.)

Vorgestern wurden, wie bereits
gemeldet, vom Herrn Fürsterzbischof die Herren
Willibald Dörrich, Director der Knaben-Volks-
und Bürgerschule, Oberlehrer Josef Schmid und
Oberlehrer Albert Winter, ferner in Vertretung
des "Club deutscher Lehrer" in Olmütz die Herren
Lehrer Franz Schenk, Obmann, Fachlehrer Alois
Mader, Obmannstellvertreter, und Lehrer Josef
Biehounek empfangen. Namens der Schulen
brachte Herr Director Dörrich in formvollen-
deter, warmherziger Weise die ehrerbietigsten
Glückwünsche dar und verband mit diesen die
Bitte, Seine fürsterzbischöfliche Gnaden wolle ge-
ruhen, in seiner hohen Würde und Machtfülle
auch der vertretenen Anstalten huldvoll zu ge-
denken. Der hohe Kirchenfürst erwiderte hierauf
ungefähr Folgendes: "Die Worte, durch die Sie
mir ihre Beglückwünschung darbringen, haben
mir wohlgethan. Seien Sie versichert, daß ich
dem ehrenden Stande, dem die Herren angehören,
stets das größte Wohlwollen entgegengebracht habe
und dies auch ferner thun werde. Es war stets
mein sehnlichster Wunsch, Lehrer zu werden, und
ich fühlte mich glücklich, als ich an die theologische
Facultät berufen wurde. Dort habe ich die glück-
lichste Zeit meines Lebens verbracht. Soweit es

[Spaltenumbruch]

ein vollſtändig ausgearbeiteter Geſetzentwurf vor-
gelegt werde, und nicht darum, populäre Schlag-
worte in die Oeffentlichkeit zu werfen und uner-
füllbare Hoffnungen zu erwecken. (Beifall.)

Nach dem Schlußworte des Generalbericht-
erſtatters Szczepanowski wird die Sitzung
geſchloſſen. Die nächſte Sitzung findet Dienſtag
ſtatt.




Politiſche Nachrichten.
(Beeidigung der neuen ungariſchen
Miniſter.)

Am 19. d. M. erfolgte die Beeidi-
gung der neuen ungariſchen Miniſter in der
Wiener Hofburg. Alle Miniſter begaben ſich in
großer ungariſcher Gala, Baron Fejervary in
Reiter-Generals-Uniform in die Hofburg Zuerſt
legte Miniſter Wekerle als Miniſterpräſident den
Eid in die Hände des Kaiſers ab. Hiebei verlas
der bisherige Miniſter am königlichen Hoflager,
Fejervary, die Eidesformel. Es folgte ſodann in
Anweſenheit Wekerles die Eidesleiſtung des Grafen
Tisza und Miniſter Hieronymi. In dieſen Fällen
verlas Staats-Secretär Tarkovich die Eidesformel.
Die Miniſter wurden ſodann alle vom Kaiſer in
gemeinſamer Audienz und ſchließlich Wekerle,
Fejervarý, Graf Tisza und Miniſter Hieronymi
in einer beſonderen Audienz vom Kaiſer empfangen.

(Aus dem Mißbilligungs-Ausſchuſſe.)

Nach der Plenarſitzung des Abgeordnetenhauſes
traten vorgeſtern die neun Abtheilungen zuſammen,
um den vom Abg. Maſařyk gegen die freitägige
Rede des Abg. Dr. Menger angerufenen Miß-
billignngs-Ausſchuß zu wählen. Es wurden folgende
Abgeordnete gewählt: Abrahamowicz, Bareuther,
Czerkawski, Fuchs, Nitſche, Plener, Treuinfels,
Tuczek und Weeber. Der Ausſchuß conſtituirte
ſich ſofort und wählte Abg. Dr. v. Plener zum
Obmann, Czerkawski zum Obmann. Stellvertreter
und Nietſche zum Schriftführer. Es wurden zwei
Anträge eingebracht. Der eine geht dahin, es ſei
dem Abg. Menger wegen ſeiner freitägigen Ans-
fälle auf Dr. Maſařik die Mißbilligung des
Hauſes auszuſprechen. Der andere Antrag verlangt,
es ſei zwar zu erklären, die gerügten Ausfälle
des Abg. Dr. Menger ſeien zwar tadelnswerth,
doch ſei mit Rückſicht darauf, daß der Präſident
dem Abg. Menger bereits einen Ordnungsruf
ertheilt habe, ferner daß Abg. Maſařyk erklärt
habe, er fühle ſich perſönlich nicht beleidigt,
andererſeits Dr. Menger jede Abſicht, zu beleidi-
gen, in Abrede ſtellt — kein Anlaß zu einer
Mißbilligung gegeben. Der erſte Antrag wurde
mit 5 gegen 3 Stimmen angenommen und Abg.
Fuchs zum Berichterſtatter gewählt. Gleichzeitig
wurde beſchloſſen, über den Bericht des Miß-
billigungs-Ausſchuſſes in geheimer Sitzung zu
verhandeln.




Immer weiter brennt das Licht — es
flackert nur noch — eine Minute noch und es
wird verloſchen ſein — —

Bis auf auf die Neige muß mas das Leben
koſten — — —

Und nun — —

Ein Schuß fällt — und gleich darauf noch
einer — —

Das Licht verlöſcht — — — — — —
— — — — — — — — — — — — —

Planlos eilte ich in der Nacht umher; meh-
rere Male noch war ich in Harry’s und Käthe’s
Wohnung. Am Morgen erſt kam ich in die meine.

Ein Schutzmann erwartete mich. Er gab
mir einen Brief. Er trug Harry’s Handſchrift.
Ich riß ihn auf. Nu[r] ein paar Worte ſtan-
den darin:

„Habe Dank für alles Gute! Tröſte mei-
nen alten Vater! Lebe wohl!

Harry. Käthe.“

Der Schutzmann berichtete mir das Weitere,
was ich doch ſchon wußte. Aber das Fräulein ſei
noch am Leben, ſetzte er hinzu, und der Arzt
habe Hoffnung, ſie zu erhalten — —

Einige Tage ſpäter haben wir den armen
Harry begraben. Mein Freund, Herr Eck, hatte
einen herrlichen Kranz zum Begräbniß geſchickt;
Sachverſtändige meinten, er müſſe an 50 Mark
koſten. Das wunderte mich gar nicht. Denn es
iſt immer einer der vornehmſten Grundſätze des
Herrn Eck geweſen, ſich anſtändig zu zeigen.

Und darum hat er auch den koſtbaren Kranz
geſpendet.




[Spaltenumbruch]

(In der franzöſiſchen Deputirtenkammer)

wurde Samſtag die Berathung des Preßgeſetz-
entwurfs
wieder aufgenommen. Zunächſt theilte
der Berichterſtatter der Commiſſion mit, dieſelbe
habe verſchiedene Amendements angenommen, um
aus dem Geſetzentwurfe jeden Vorwand zu will-
kürlichem Vorgehen zu beſeitigen. Der Miniſter-
präſident Loubet erklärte, er nehme dieſe Amen-
dements an, welche die Preßfreiheit verbürgten.
Mehrere andere Abänderungsanträge wurden
hierauf abgelehnt oder von den Antragſtellern
zurückgezogen. Die Kammer nahm ſodann mit
großer Mehrheit den Theil des Geſetzentwurfes
an, welcher eine Verſchärfung der in den Artikeln
24 und 25 des gegenwärtigen Preßgeſetzes ent-
haltenen Strafbeſtimmungen einführt. Im wei-
teren Verlaufe der Sitznng wurde der Theil des
Entwurfs berathen, der unter Bezugnahme auf
Artikel 49 des gegenwärtigen Preßgeſetzes die
proviſoriſche Beſchlagnahme ſowie die proviſoriſche
Verhaftung vorſieht. Trotz der Einwen[d]ung
ſeitens des Juſtizminiſters Ricard wurde unter
dem Beifall der äußerſten Linken mit 289 gegen
256 Stimmen ein Abänderungsantrag Jullien
angenammen, der den bisherigen Artikel 49 auf-
recht erhält und blos dem Aſſiſenhofe das Recht
einräumt, die unverzügliche Vollſtreckung eines
Urtheilsſpruches anzuordnen. Schließlich wurde
das ganze Geſetz angenommen, worauf die Kam-
mer in die Erörterung der Interpellationen be-
züglich der Panama-Angelegenheit eintrat.




Die Neutitſcheiner Trink- und
Nutzwaſſerleitung.


(Original-Bericht des „Mähr. Tagblattes“.)

Im Nachhange zu unſerem letzten Bericht
über die feierliche Eröffnung der Trink- und
Nutzwaſſerleitung in Neutitſchein laſſen wir hier
noch einige Daten techniſcher Natur folgen.

Das Quellengebiet, welches der Verſorgung
zu Grunde gelegt wurde, liegt am rechten Oder-
ufer in der Nähe der Gemeinde Barnsdorf. Auf
einem verhältnißmäßig außerordentlich kleinem
Territorium wurden 8 Quellen gefaßt und zu-
ſammengeleitet, deren vollſtändig klares Waſſer
nach eingehenden chemiſchen und bacteriologiſchen
Verſuchen ſowohl für den Genuß als auch für
Induſtrie- und Haushaltungszwecke ſich vollſtändig
eignet. Die Ergiebigkeit wurde zur Zeit der
größten Dürre mit 1600 Cubikmeter in 24 Stunden
erhoben und verbürgt eine reichliche Verſorgung
der jetzt circa 12.000 Einwohner zählenden Stadt
für viele Decennien.

Die gefaßten Wäſſer werden in ein Sammel-
reſervoir von circa 40 Cubikmeter Inhalt ge-
leitet, von da mittelſt der Druckpumpen in das
Hochreſervoir gedrückt und zwar in der Weiſe,
daß der Hauptdruckſtrang noch vor ſeiner Ein-
mündung in das Hochreſervoir die Stadt paſſirt,
eine Anordnung, welche theils durch die Terrain-
verhältniſſe bedingt war, theils aus dem Be-
ſtreben hervorgegangen iſt, die Betriebsſicherheit
der Anlage zu vermehren, indem bei eventuellen
Störungen zwiſchen dem Reſervoir und der
Stadt, die directe Verſorgung der Stadt durch
die Druckpumpen, und bei Störungen zwiſchen
den Pumpen und der Stadt durch das Reſervoir
bewirkt wird.

Die Entfernung zwiſchen dem Maſchinen-
hauſe und dem am Steinberge liegenden Hoch-
reſervoir beträgt 8½ Kilometer; der Hauptdruck-
ſtrang von 20 Centimeter Durchmeſſer im Lichten
hat einen Betriebsdruck von 10½ Athmoſphären
auszuhalten und ſteht ſeit 4 Wochen in vollem
Betriebe; weder beim Anlaſſen, noch ſpäter konnte
der geringſte Fehler conſtatirt werden. Die
Maſchinenanlage beſteht aus zwei gleichen, direct
wirkenden, liegenden Dampfpumpen von je 21
Pferdekräften, deren jede im Stande iſt, das
ganze zufließende Waſſerquantum in das Reſervoir
zu heben und aus 2 zugehörenden Dampfkeſſeln,
ſo daß eine Maſchine und ein Keſſel immer als
Reſervoir dienen. In nächſter Nähe des Ma-
ſchinen- und Keſſelgebäudes ſteht das Wohnge-
bäude für den Maſchiniſten und Heizer, welches
als Muſter einer humanen Arbeiterwohnſtätte
bezeichnet werden kann.

Der ganze parkartig hergerichtete Complex,
die mit ebenſoviel Einfachheit als Geſchmack und
Solidität ausgeſtatteten Räume des Maſchinen-
[Spaltenumbruch] hauſes, die Sorgfalt, mit welcher die Quellen
peinlich vor jeder Verunreinigung geſchützt er-
ſcheinen, machen auf den Beſucher den wohl-
thuendſten Eindruck.

Daß eine telephoniſche Verbindung mit dem
Inſpectionslocale in der Stadt nicht fehlt, iſt
ſelbſtverſtändlich; ein automatiſcher Waſſerſtands-
zeiger mit electriſcher Uebertragung läßt den
Maſchinenwärter jederzeit den Waſſervorrath im
Reſervoir erkennen. Außer dem obenerwähnten
Hauptſtrange liegen in der Stadt ſelbſt an
13.000 Meter Vertheilungsrohre im lichten Durch-
meſſer von 80 – 150 Millimeter, welche 86
Feuerhydranten tragen. In allen Stadttheilen
iſt das directe Feuerlöſchen ohne Vermittlung
von Feuerſpritzen möglich.

Das Hochreſervoir iſt in üblicher Weiſe aus
Ziegeln und Cementmörtel erbaut und faſſen
deſſen zwei von einander vollſtändig getrennte
Kammern zuſammen 1000 Cubikmeter Waſſer.
In ſinnreicher Weiſe iſt für den Waſſerwechſel in
demſelben durch eigenthümliche Führung der Rohre,
Einſchaltung von Klappventilen etc. Sorge ge-
tragen.

Am Eröffnungstage waren bereits 555
Häuſer an das Netz angeſchloſſen; bei dem Um-
ſtande, als zu Beginn des Baues mit nur höch-
ſtens 200 Häuſern gerechnet wurde, iſt dies ein
glänzendes Zeugniß für den geſunden, fortſchritt-
lichen Sinn der Einwohnerſchaft und es erſcheint
die financielle Grundlage des Werkes hiedurch ge-
ſichert.

Das Project der Anlage rührt von der beſtbe-
kannten Teplitzer Firma „Rumpel und
Niklas“
her, ebenſo die von autoriſirter Seite
als „zufriedenſtellendſt“ bezeichneten Quellenfaſſun-
gen, Rohrleitungen und das Hochreſervoir.

Die Maſchinen lieferte die erzherzogliche
Maſchinenfabrik in Uſtron (Schleſien.)
Das vortreffliche Bauwetter des heurigen Jah-
res, ſowie die anerkannte Leiſtungsfähigkeit der
Unternehmer haben die Kürzung der Bauzeit um
volle 5 Wochen ermöglicht. Die Geſammtkoſten-
ſumme des Werkes wird 200.000 fl. betragen.




Locales und Provinzielles.


(Audienz.)

Das Executiv - Comité der
Olmützer Induſtrie- und Gewerbeausſtellung wurde
von der Kammervorſtehung Sr. kaiſ. Hoheit, des
Herrn Erzherzogs Otto Franz Joſef, des
hohen Protectors der Olmützer Induſtrie- und
Gewerbeausſtellung verſtändigt, daß derſelbe eine
aus den Herren Obmann Raimund Nietſche
und Obmann-Stellvertreter Carl Wlaka be-
ſtehende Deputation des Gewerbevereines, welche
Sr. kaiſ. Hoheit den ehrfurchtsvollſten Dank für
die huldvolle Uebernahme des Protectorates und
die Förderung des Ausſtellungsunternehmens er-
ſtatten wird, am 23. November l. J. Nach-
mittags 1 Uhr in der Hofburg am Hradſchin
zu Prag in Audienz empfangen werde. Die
Herren Obmänner des Gewerbevereines werden bei
dieſer Audienz Sr. kaiſ. Hoheit das erſte Exemplar
der goldenen Ausſtellungsmedaille überreichen.

(Fürſt-Erzbiſchof Dr. Kohn und die
Lehrerſchaft.)

Vorgeſtern wurden, wie bereits
gemeldet, vom Herrn Fürſterzbiſchof die Herren
Willibald Dörrich, Director der Knaben-Volks-
und Bürgerſchule, Oberlehrer Joſef Schmid und
Oberlehrer Albert Winter, ferner in Vertretung
des „Club deutſcher Lehrer“ in Olmütz die Herren
Lehrer Franz Schenk, Obmann, Fachlehrer Alois
Mader, Obmannſtellvertreter, und Lehrer Joſef
Biehounek empfangen. Namens der Schulen
brachte Herr Director Dörrich in formvollen-
deter, warmherziger Weiſe die ehrerbietigſten
Glückwünſche dar und verband mit dieſen die
Bitte, Seine fürſterzbiſchöfliche Gnaden wolle ge-
ruhen, in ſeiner hohen Würde und Machtfülle
auch der vertretenen Anſtalten huldvoll zu ge-
denken. Der hohe Kirchenfürſt erwiderte hierauf
ungefähr Folgendes: „Die Worte, durch die Sie
mir ihre Beglückwünſchung darbringen, haben
mir wohlgethan. Seien Sie verſichert, daß ich
dem ehrenden Stande, dem die Herren angehören,
ſtets das größte Wohlwollen entgegengebracht habe
und dies auch ferner thun werde. Es war ſtets
mein ſehnlichſter Wunſch, Lehrer zu werden, und
ich fühlte mich glücklich, als ich an die theologiſche
Facultät berufen wurde. Dort habe ich die glück-
lichſte Zeit meines Lebens verbracht. Soweit es

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[[4]/0004] ein vollſtändig ausgearbeiteter Geſetzentwurf vor- gelegt werde, und nicht darum, populäre Schlag- worte in die Oeffentlichkeit zu werfen und uner- füllbare Hoffnungen zu erwecken. (Beifall.) Nach dem Schlußworte des Generalbericht- erſtatters Szczepanowski wird die Sitzung geſchloſſen. Die nächſte Sitzung findet Dienſtag ſtatt. Politiſche Nachrichten. (Beeidigung der neuen ungariſchen Miniſter.) Am 19. d. M. erfolgte die Beeidi- gung der neuen ungariſchen Miniſter in der Wiener Hofburg. Alle Miniſter begaben ſich in großer ungariſcher Gala, Baron Fejervary in Reiter-Generals-Uniform in die Hofburg Zuerſt legte Miniſter Wekerle als Miniſterpräſident den Eid in die Hände des Kaiſers ab. Hiebei verlas der bisherige Miniſter am königlichen Hoflager, Fejervary, die Eidesformel. Es folgte ſodann in Anweſenheit Wekerles die Eidesleiſtung des Grafen Tisza und Miniſter Hieronymi. In dieſen Fällen verlas Staats-Secretär Tarkovich die Eidesformel. Die Miniſter wurden ſodann alle vom Kaiſer in gemeinſamer Audienz und ſchließlich Wekerle, Fejervarý, Graf Tisza und Miniſter Hieronymi in einer beſonderen Audienz vom Kaiſer empfangen. (Aus dem Mißbilligungs-Ausſchuſſe.) Nach der Plenarſitzung des Abgeordnetenhauſes traten vorgeſtern die neun Abtheilungen zuſammen, um den vom Abg. Maſařyk gegen die freitägige Rede des Abg. Dr. Menger angerufenen Miß- billignngs-Ausſchuß zu wählen. Es wurden folgende Abgeordnete gewählt: Abrahamowicz, Bareuther, Czerkawski, Fuchs, Nitſche, Plener, Treuinfels, Tuczek und Weeber. Der Ausſchuß conſtituirte ſich ſofort und wählte Abg. Dr. v. Plener zum Obmann, Czerkawski zum Obmann. Stellvertreter und Nietſche zum Schriftführer. Es wurden zwei Anträge eingebracht. Der eine geht dahin, es ſei dem Abg. Menger wegen ſeiner freitägigen Ans- fälle auf Dr. Maſařik die Mißbilligung des Hauſes auszuſprechen. Der andere Antrag verlangt, es ſei zwar zu erklären, die gerügten Ausfälle des Abg. Dr. Menger ſeien zwar tadelnswerth, doch ſei mit Rückſicht darauf, daß der Präſident dem Abg. Menger bereits einen Ordnungsruf ertheilt habe, ferner daß Abg. Maſařyk erklärt habe, er fühle ſich perſönlich nicht beleidigt, andererſeits Dr. Menger jede Abſicht, zu beleidi- gen, in Abrede ſtellt — kein Anlaß zu einer Mißbilligung gegeben. Der erſte Antrag wurde mit 5 gegen 3 Stimmen angenommen und Abg. Fuchs zum Berichterſtatter gewählt. Gleichzeitig wurde beſchloſſen, über den Bericht des Miß- billigungs-Ausſchuſſes in geheimer Sitzung zu verhandeln. Immer weiter brennt das Licht — es flackert nur noch — eine Minute noch und es wird verloſchen ſein — — Bis auf auf die Neige muß mas das Leben koſten — — — Und nun — — Ein Schuß fällt — und gleich darauf noch einer — — Das Licht verlöſcht — — — — — — — — — — — — — — — — — — — Planlos eilte ich in der Nacht umher; meh- rere Male noch war ich in Harry’s und Käthe’s Wohnung. Am Morgen erſt kam ich in die meine. Ein Schutzmann erwartete mich. Er gab mir einen Brief. Er trug Harry’s Handſchrift. Ich riß ihn auf. Nur ein paar Worte ſtan- den darin: „Habe Dank für alles Gute! Tröſte mei- nen alten Vater! Lebe wohl! Harry. Käthe.“ Der Schutzmann berichtete mir das Weitere, was ich doch ſchon wußte. Aber das Fräulein ſei noch am Leben, ſetzte er hinzu, und der Arzt habe Hoffnung, ſie zu erhalten — — Einige Tage ſpäter haben wir den armen Harry begraben. Mein Freund, Herr Eck, hatte einen herrlichen Kranz zum Begräbniß geſchickt; Sachverſtändige meinten, er müſſe an 50 Mark koſten. Das wunderte mich gar nicht. Denn es iſt immer einer der vornehmſten Grundſätze des Herrn Eck geweſen, ſich anſtändig zu zeigen. Und darum hat er auch den koſtbaren Kranz geſpendet. (In der franzöſiſchen Deputirtenkammer) wurde Samſtag die Berathung des Preßgeſetz- entwurfs wieder aufgenommen. Zunächſt theilte der Berichterſtatter der Commiſſion mit, dieſelbe habe verſchiedene Amendements angenommen, um aus dem Geſetzentwurfe jeden Vorwand zu will- kürlichem Vorgehen zu beſeitigen. Der Miniſter- präſident Loubet erklärte, er nehme dieſe Amen- dements an, welche die Preßfreiheit verbürgten. Mehrere andere Abänderungsanträge wurden hierauf abgelehnt oder von den Antragſtellern zurückgezogen. Die Kammer nahm ſodann mit großer Mehrheit den Theil des Geſetzentwurfes an, welcher eine Verſchärfung der in den Artikeln 24 und 25 des gegenwärtigen Preßgeſetzes ent- haltenen Strafbeſtimmungen einführt. Im wei- teren Verlaufe der Sitznng wurde der Theil des Entwurfs berathen, der unter Bezugnahme auf Artikel 49 des gegenwärtigen Preßgeſetzes die proviſoriſche Beſchlagnahme ſowie die proviſoriſche Verhaftung vorſieht. Trotz der Einwendung ſeitens des Juſtizminiſters Ricard wurde unter dem Beifall der äußerſten Linken mit 289 gegen 256 Stimmen ein Abänderungsantrag Jullien angenammen, der den bisherigen Artikel 49 auf- recht erhält und blos dem Aſſiſenhofe das Recht einräumt, die unverzügliche Vollſtreckung eines Urtheilsſpruches anzuordnen. Schließlich wurde das ganze Geſetz angenommen, worauf die Kam- mer in die Erörterung der Interpellationen be- züglich der Panama-Angelegenheit eintrat. Die Neutitſcheiner Trink- und Nutzwaſſerleitung. Neutitſchein, 20. November. (Original-Bericht des „Mähr. Tagblattes“.) Im Nachhange zu unſerem letzten Bericht über die feierliche Eröffnung der Trink- und Nutzwaſſerleitung in Neutitſchein laſſen wir hier noch einige Daten techniſcher Natur folgen. Das Quellengebiet, welches der Verſorgung zu Grunde gelegt wurde, liegt am rechten Oder- ufer in der Nähe der Gemeinde Barnsdorf. Auf einem verhältnißmäßig außerordentlich kleinem Territorium wurden 8 Quellen gefaßt und zu- ſammengeleitet, deren vollſtändig klares Waſſer nach eingehenden chemiſchen und bacteriologiſchen Verſuchen ſowohl für den Genuß als auch für Induſtrie- und Haushaltungszwecke ſich vollſtändig eignet. Die Ergiebigkeit wurde zur Zeit der größten Dürre mit 1600 Cubikmeter in 24 Stunden erhoben und verbürgt eine reichliche Verſorgung der jetzt circa 12.000 Einwohner zählenden Stadt für viele Decennien. Die gefaßten Wäſſer werden in ein Sammel- reſervoir von circa 40 Cubikmeter Inhalt ge- leitet, von da mittelſt der Druckpumpen in das Hochreſervoir gedrückt und zwar in der Weiſe, daß der Hauptdruckſtrang noch vor ſeiner Ein- mündung in das Hochreſervoir die Stadt paſſirt, eine Anordnung, welche theils durch die Terrain- verhältniſſe bedingt war, theils aus dem Be- ſtreben hervorgegangen iſt, die Betriebsſicherheit der Anlage zu vermehren, indem bei eventuellen Störungen zwiſchen dem Reſervoir und der Stadt, die directe Verſorgung der Stadt durch die Druckpumpen, und bei Störungen zwiſchen den Pumpen und der Stadt durch das Reſervoir bewirkt wird. Die Entfernung zwiſchen dem Maſchinen- hauſe und dem am Steinberge liegenden Hoch- reſervoir beträgt 8½ Kilometer; der Hauptdruck- ſtrang von 20 Centimeter Durchmeſſer im Lichten hat einen Betriebsdruck von 10½ Athmoſphären auszuhalten und ſteht ſeit 4 Wochen in vollem Betriebe; weder beim Anlaſſen, noch ſpäter konnte der geringſte Fehler conſtatirt werden. Die Maſchinenanlage beſteht aus zwei gleichen, direct wirkenden, liegenden Dampfpumpen von je 21 Pferdekräften, deren jede im Stande iſt, das ganze zufließende Waſſerquantum in das Reſervoir zu heben und aus 2 zugehörenden Dampfkeſſeln, ſo daß eine Maſchine und ein Keſſel immer als Reſervoir dienen. In nächſter Nähe des Ma- ſchinen- und Keſſelgebäudes ſteht das Wohnge- bäude für den Maſchiniſten und Heizer, welches als Muſter einer humanen Arbeiterwohnſtätte bezeichnet werden kann. Der ganze parkartig hergerichtete Complex, die mit ebenſoviel Einfachheit als Geſchmack und Solidität ausgeſtatteten Räume des Maſchinen- hauſes, die Sorgfalt, mit welcher die Quellen peinlich vor jeder Verunreinigung geſchützt er- ſcheinen, machen auf den Beſucher den wohl- thuendſten Eindruck. Daß eine telephoniſche Verbindung mit dem Inſpectionslocale in der Stadt nicht fehlt, iſt ſelbſtverſtändlich; ein automatiſcher Waſſerſtands- zeiger mit electriſcher Uebertragung läßt den Maſchinenwärter jederzeit den Waſſervorrath im Reſervoir erkennen. Außer dem obenerwähnten Hauptſtrange liegen in der Stadt ſelbſt an 13.000 Meter Vertheilungsrohre im lichten Durch- meſſer von 80 – 150 Millimeter, welche 86 Feuerhydranten tragen. In allen Stadttheilen iſt das directe Feuerlöſchen ohne Vermittlung von Feuerſpritzen möglich. Das Hochreſervoir iſt in üblicher Weiſe aus Ziegeln und Cementmörtel erbaut und faſſen deſſen zwei von einander vollſtändig getrennte Kammern zuſammen 1000 Cubikmeter Waſſer. In ſinnreicher Weiſe iſt für den Waſſerwechſel in demſelben durch eigenthümliche Führung der Rohre, Einſchaltung von Klappventilen etc. Sorge ge- tragen. Am Eröffnungstage waren bereits 555 Häuſer an das Netz angeſchloſſen; bei dem Um- ſtande, als zu Beginn des Baues mit nur höch- ſtens 200 Häuſern gerechnet wurde, iſt dies ein glänzendes Zeugniß für den geſunden, fortſchritt- lichen Sinn der Einwohnerſchaft und es erſcheint die financielle Grundlage des Werkes hiedurch ge- ſichert. Das Project der Anlage rührt von der beſtbe- kannten Teplitzer Firma „Rumpel und Niklas“ her, ebenſo die von autoriſirter Seite als „zufriedenſtellendſt“ bezeichneten Quellenfaſſun- gen, Rohrleitungen und das Hochreſervoir. Die Maſchinen lieferte die erzherzogliche Maſchinenfabrik in Uſtron (Schleſien.) Das vortreffliche Bauwetter des heurigen Jah- res, ſowie die anerkannte Leiſtungsfähigkeit der Unternehmer haben die Kürzung der Bauzeit um volle 5 Wochen ermöglicht. Die Geſammtkoſten- ſumme des Werkes wird 200.000 fl. betragen. Locales und Provinzielles. Olmütz, 21. November. (Audienz.) Das Executiv - Comité der Olmützer Induſtrie- und Gewerbeausſtellung wurde von der Kammervorſtehung Sr. kaiſ. Hoheit, des Herrn Erzherzogs Otto Franz Joſef, des hohen Protectors der Olmützer Induſtrie- und Gewerbeausſtellung verſtändigt, daß derſelbe eine aus den Herren Obmann Raimund Nietſche und Obmann-Stellvertreter Carl Wlaka be- ſtehende Deputation des Gewerbevereines, welche Sr. kaiſ. Hoheit den ehrfurchtsvollſten Dank für die huldvolle Uebernahme des Protectorates und die Förderung des Ausſtellungsunternehmens er- ſtatten wird, am 23. November l. J. Nach- mittags 1 Uhr in der Hofburg am Hradſchin zu Prag in Audienz empfangen werde. Die Herren Obmänner des Gewerbevereines werden bei dieſer Audienz Sr. kaiſ. Hoheit das erſte Exemplar der goldenen Ausſtellungsmedaille überreichen. (Fürſt-Erzbiſchof Dr. Kohn und die Lehrerſchaft.) Vorgeſtern wurden, wie bereits gemeldet, vom Herrn Fürſterzbiſchof die Herren Willibald Dörrich, Director der Knaben-Volks- und Bürgerſchule, Oberlehrer Joſef Schmid und Oberlehrer Albert Winter, ferner in Vertretung des „Club deutſcher Lehrer“ in Olmütz die Herren Lehrer Franz Schenk, Obmann, Fachlehrer Alois Mader, Obmannſtellvertreter, und Lehrer Joſef Biehounek empfangen. Namens der Schulen brachte Herr Director Dörrich in formvollen- deter, warmherziger Weiſe die ehrerbietigſten Glückwünſche dar und verband mit dieſen die Bitte, Seine fürſterzbiſchöfliche Gnaden wolle ge- ruhen, in ſeiner hohen Würde und Machtfülle auch der vertretenen Anſtalten huldvoll zu ge- denken. Der hohe Kirchenfürſt erwiderte hierauf ungefähr Folgendes: „Die Worte, durch die Sie mir ihre Beglückwünſchung darbringen, haben mir wohlgethan. Seien Sie verſichert, daß ich dem ehrenden Stande, dem die Herren angehören, ſtets das größte Wohlwollen entgegengebracht habe und dies auch ferner thun werde. Es war ſtets mein ſehnlichſter Wunſch, Lehrer zu werden, und ich fühlte mich glücklich, als ich an die theologiſche Facultät berufen wurde. Dort habe ich die glück- lichſte Zeit meines Lebens verbracht. Soweit es

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 266, Olmütz, 21.11.1892, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches266_1892/4>, abgerufen am 19.04.2024.