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Mährisches Tagblatt. Nr. 279, Olmütz, 04.12.1885.

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[Spaltenumbruch]

entfernten Dorfe Kunewald (Skoronitz) schläft die
22jährige ledige Marianne Ingr nun schon fünf
Wochen mit einer einzigen vor drei Wochen statt-
gehabten kurzen Unterbrechung. Die Schlafende
hat während dreißig Tagen keine Nahrung zu
sich genommen; erst seit einigen Tagen wird ihr
durch die Nase Milch verabreicht, da die Kinnlade
krampfhaft geschlossen ist und nicht geöffnet wer-
den kann. Dieser seltsame Zustand hatte sich bei
dem Mädchen schon vor fünfzehn Wochen einge-
stellt, währte damals nur einige Tage. Der Fall
erregt hier großes Aufsehen.

(Aeber die Beobachtung des Stern-
schnupppenfalles)

auf der Berliner königlichen
Sternwarte liegen folgende Notizen vor: Wäh-
rend einer vorübergehenden Aufhellung des Him-
mels, welche zwischen 10 und 12 Uhr Abends
eintrat, wurde auf der Sternwarte das Phäno-
men nahezu in derselben Fülle wie im Jahre
1872 beobachtet, und zwar wurden in der
Stunde zwischen 101/4 und 111/4 Uhr an einem
kleinen Theil der Himmelsfläche, welcher die
Sternbilder des Widders, des Perseus, der
Kassiopeja, der Andromeda, des Pegasus, der
Fische, des Schwanes und der Eidechse umfaßte,
etwa 420 Sternschnuppen, also in der Minute
durchschnittlich 7 gezählt. Der größte Reichthum
des Falles schien gegen 10 Uhr 34 Minuten
einzutreten, in welcher Zeit in der Minute durch-
schnittlich 17 Sternschnuppen, mitunter 4 bis 5
auf einmal fielen. Unter den beobachteten 420
Sternschnuppen erreichte mindestens der vierte
Theil die Helligkeit von Sternen erster Größe,
meistens unter Zurücklassung eines schnell ver-
glimmenden Schweifes. Es wurde zugleich eine
sehr genaue Bestimmung des sogenannten Strah-
lungspunctes dieser Meteore ermöglicht, woraus
wieder mit aller Sicherheit gefolgert werden
konnte, daß dieselben sämmtlich in der Bahn des
Biela'schen Kometen einhergingen.

(Speisezettel der Volksküche.)

Morgen
Samstag: Brodsuppe Rindfleisch, Erbsensuppe,
Topfenfleckerln.




Vom Tage.
(Ein "kalter Strahl" gegen den deut-
schen Schulverein.)

Die officiösen "Berliner
polit. Nachr." bringen einen Artikel gegen den
"Allgemeinen deutschen Schulverein" in Deutsch-
land wegen seines jüngsten Circulars gegen das
Tschechenblatt die "Po[l]itik", welche bekanntlich,
um die "Wahrheit" im deutschen Reiche zu ver-
breiten, den Redactionen der deutschen Blätter
ein Gratisexemplar zur Verfügung stellen wollte,
bei den meisten deutschen Redactionen jedoch
gründlich abgeblitzt ist, nachdem der Obmann des
"Allgem. deutschen Schulvereines", Dr. Falkenstein,
sie über die deut chfeindliche Haltung dieses ver-
logenen Tschechenblattes in einem Circulare ge-
nügend aufgeklärt hatte. Offenbar ist der bissige
Artikel des Berliner Blattes aus dem Wiener
officiösen Preßbureau hervorgegangen, welches mit
dem Dispositionsfonde und den zur Verfügung
gestellten Geldern der Länderbank nicht blos die
Reptilienpresse des Inlandes versorgt, sondern
auch in Deutschland Ablagerunsstätten für officiöse
Weisheit besitzt. Das Organ des Reichskanzlers,
die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung", und die
gleichgesinnte "Berliner politischen Nachrichten"
übernahmen es abwechselnd, im Auftrage des
officiösen Preßbureaus in Wien gegen die deut-
sche Opposition im österreichischen Reichsrathe und
gegen das deutsche Volk überhaupt einen "kalten
Strahl" loszulassen und noch ist es unvergessen,
in welch' hochnasiger Weise das Organ des
Reichskanzlers die Deutschen in Böhmen wegen
ihrer Betheiligung am Dresdener Turnfeste ab-
kanzelte. In ähnlicher Weise ziehen die "Berliner
politischen Nachrichten" heute gegen den "Allge-
meinen deutschen Schulverein" in Berlin her und
versetzen dabei auch dem österreichischen deutschen
Schulverein einige Seitenhiebe. Das genannte
Blatt will nämlich wissen, daß dieser Verein das
deutsch-österreichische Bündniß unterwühle (!) und
über die Grenzen des Prager Friedens hinweg-
springe (!) etc. Was doch dem "Deutschen Schul-
verein" nicht Alles von so einem deutschen Schand-
kerl, der seine eigene Nationalität verleugnet, in
die Schuhe geschoben wird!

(Die Wasserkraft der Donau für elek-
trische Zwecke.)

Wiederholt ist der Gedanke
aufgetaucht, die in dem Donaustrom vorhandene
Kraft zu technischen Zwecken, insbesondere als
Motor zur Erzeugung von Electricität zu be-
[Spaltenumbruch] nützen. Der Oberbauleiter der Donau-Regulirung
Herr Baurath Fänner, hat sich mit der Frage
beschäftigt, ob eine solche Kraft verfügbar ist, wie
viel Pferdekräfte sie repräsentirt und unter wel-
chen Bedingungen sie ausgenützt werden könne,
und ist zu folgenden Resultaten gelangt, die er
dem Wiener Stadtbauamte auf dessen Wunsch
mitgetheilt hat, damit es von demselben Gebrauch
mache. Der Hauptstrom kann direct nicht zur
Kraftgewinnung verwendet werden, weil man ihn
sonst seiner Bestimmung zu Schifffahrtszwecken
entziehen oder so colossale Einrichtungen treffen
müßte, daß sie dem Zweck nicht entsprächen. Die
Wasserkraft, die aus der Donau zu gewinnen
ist, muß in den beiden abgebauten alten Betten,
am Roller und am Weidenhaufen, gesucht wer-
den, u. zw. ergibt sich dieselbe aus der Wasser-
spiegel-Differenz zwischen dem neuen Bette im
Durchstich und in dem alten abgebauten Strom-
bette. Diese Differenz betrug beim Roller 2·7 M.
Da das zur Kraftgewinnung benützte Wasser
auch einen Abfluß haben muß, wozu ein geringes
Gefälle genügt, so würden etwa 0·5 M. von der
Differenz für diesen Abfluß erforderlich sein und
noch 2·2 M. Gefälle für die Kraftgewinnung
zur Disposition stehen. Um bei diesen Verhält-
nissen etwa 1000 Pferdekräfte zu erzielen, würde
man einen Zufluß von 43 Kubikmetern per Se-
cunde aus dem Hauptstrome entnehmen müssen.
Jetzt sind die abgebauten alten Strombette ohne
Strömung, es dringt blos Grundwasser und
Seihwasser in dieselben ein und sie entnehmen
dem Hauptstrome so wenig Wosser, daß sie auf die
Schifffahrtsverhältnisse keinen Einfluß üben. An-
ders würden sich die Verhältnisse gestalten, wenn
ein constanter Abfluß aus dem Strome stattfände.
Die Donau hat einen sehr wechselnden Wasser-
stand. So lange der Wasserstand in der Donau
über den Nullpunct des Pegels sich erhebt, führt
der Strom Wasser genug, um die für
die Kraftgewinnung erforderliche Menge abzugeben;
allein sinkt der Wasserstand auf den Nullpunct
und das findet leider sehr oft statt, da der mitt-
lere Wasserstand der Donau eben mit dem Null-
puncte zusammenfällt -- dann würde sich die
Entnahme des Wassers zuerst an den Ländestellen
fühlbar machen. Es müßte in Folge dessen der
Unternehmer, der die Wasserkraft ausnützen will,
sich verpflichten, die Landungsplätze zu baggern,
damit sie stets genügende Wassermenge haben.
Sinkt der Wasserstand tiefer als zum Nullpunct,
so würde auch schon in der Naufahrt die Abgabe
von Wasser zur Kraftgewinnung so sehr wahr-
genommen werden, daß es als unzulässig bezeich-
net werden müßte, die oben angeführte Wasser-
menge zu entnehmen. Besser stehen die Verhält-
niße an der zweiten Kraftgewinnungsstelle, am
sogenannten Weidenhaufendurchstich unterhalb der
Staatsbahn. Dort ist eine Störung der Schiff-
fahrt nicht mehr zu besorgen, auch ist eine Er-
bauung von Dämmen nicht erforderlich, nur ist
die Gefällsdifferenz zwischen dem Hauptstrom und
dem abgebauten Bette, das eben die Kraftgewin-
nung ermöglicht, nicht mehr so groß, wie beim
Roller, so daß hier nur ca. 500 Pferdekräfte zu
Gebote stünden. Aus alledem geht hervor, daß
von einer Benützung der Donau zu großen elec-
trischen Zwecken kaum etwas zu hoffen ist. Ob
die Kosten der für die Kraftgewinnung erforder-
lichen Herstellungen in richtigem Verhältniß stehen
zu dem Resultat, das an dieser Stelle erzielt
werden könnte, wird das Stadtbauamt erheben
und dem Gemeinderathe hierüber berichten.




Unser heutiger Inseratentheil enthält eine
Ankündigun[g] des bekannten Hamburger Bank-
hauses "Valentin & Co.", betreffend die neueste
Hamburger Geldlotterie, auf welche wir hierdurch
besonders aufmerksam machen. Es handelt sich
dabei nicht um ein Privatunternehmen, sondern
um eine Staatslotterie, welche von der Regierung
genehmigt und garantirt ist.




Telegramme.
Ein Beamtenwechsel im Unterrichts-
Ministerium.

(Orig.-Tel. d. "Mähr.
Tagbl.")

Die heutige "Wiener Zeitung" publi-
cirt die Pensionirung des Sections-
chefs
im Unterrichtsministerium Fiedler und
die an dessen Stelle erfolgte Ernennung des
Hofrathes Enzenberg von der Grazer Statt-
halterei. Wie verlautet, scheidet Fiedler aus,
[Spaltenumbruch] weil die Slaven und Clericalen neue
Anforderungen auf dem Gebiete
der Schule machten,
denen zuzustimmen
Fiedler nicht in der Lage war.




Ueber die Rück-
kehr der Minister aus Nisch ist noch nichts Sicheres
bekannt. Die Nothwendigkeit und Wahrscheinlich-
keit der Wiederaufnahme des Kompfes wird heute
von mehreren officiösen Journalen signalisirt.
Sava Gruics, Gesandter in Athen und 1877
während des zweiten Krieges Kriegsminister, soll
für den letzteren Posten heimberufen worden
sein, und zwar auf Wunsch Horvatovics',
des präsumitiven Oberkommandanten. Gruics
aalt bisher als russenfreundlich. Heute sind drei
Aerzte des deutschen Rothen Kreuzes zur Hilfe-
leistung hier angekommen.




Getreide-Preise
für die königl. Hauptstadt Olmütz am
Wochenmarkt den 2. December 1885.



Durchschnittspreise:Gattung
nied.mitthöch.
fl.kr.fl.kr.fl.kr.
Weizen per Hectoliter602670704
Korn dto.491526553
Gerste dto.470530569
Hafer dto.----3------
Prosso dto.----553----
Linsen dto.----1187----
Erbsen dto.----724----
Wicken dto.------------
Mohn dto.127014871549
Heu 100 Kilo----405----
Stroh ein Schock------------
Stroh 100 Kilo----229----


Königl. städt. Theater in Olmütz.



Unter artistischer Leitung des Directors Robert Müller
13. Vorstellung. Abon. susp, Ungerader Tag
Freitag, den 4. December 1885.
Letzte Gastvorstellung des k. k. Hofoperndirectors a. D

Franz Jauner.




261ED; Zum ersten Male.

Der Goldmensch.

Schauspiel in 6 Bildern und einem Vorspiel,
nach dem Ungarischen des Moritz Jokai, frei be-
arbeitet v. J. Schnitzer. -- Musik v. Ad. Müller
jun. -- Regie: Herr Herzka.




Vorspiel: Die Niemands-Insel.

1. Bild: Der Goldmensch in Komorn.

2. Bild: Die Frau ohne Herz.

3. Bild: Zu Noemi.

4. Bild; Ein Dämon.

5. Bild: Am Plattensee.

6. Bild: Schuld und Sühne.




Personen des Stückes:


Michael Timar ....Herr Braun.
Enthym Trikulis (Ali Tschor-
badschi) ......
Herr Ehrlich.
Timea, seine Tocheer ..Frl. Hassan.
Theodor Krystjan ....Frau Jauner.
Therese .......Frau Rogall.
Noemi, ihre Tochter ...Frl. Sternenthal.
Ein Lieutenant der GrenzwacheHerr Schmelzing.
Athanas Brasowitsch, ein reicher
Getreidehändler ....
Herr Romani.
Sofia, dessen Frau ...Frl. Urban.
Fabula, Steuermann ..Herr Augustin.
Athalia .......Frl. v. Rüden.
Radisa, Genieofficier ...Herr Weinau.
Galambos, ein alter FischerHerr Klatscher.


Morgen Samstag:

65. Vorstellung. Im Abonnement. Ungerader Tag

Das Nachtlager von Granada.




[Spaltenumbruch]

entfernten Dorfe Kunewald (Skoronitz) ſchläft die
22jährige ledige Marianne Ingr nun ſchon fünf
Wochen mit einer einzigen vor drei Wochen ſtatt-
gehabten kurzen Unterbrechung. Die Schlafende
hat während dreißig Tagen keine Nahrung zu
ſich genommen; erſt ſeit einigen Tagen wird ihr
durch die Naſe Milch verabreicht, da die Kinnlade
krampfhaft geſchloſſen iſt und nicht geöffnet wer-
den kann. Dieſer ſeltſame Zuſtand hatte ſich bei
dem Mädchen ſchon vor fünfzehn Wochen einge-
ſtellt, währte damals nur einige Tage. Der Fall
erregt hier großes Aufſehen.

(Aeber die Beobachtung des Stern-
ſchnupppenfalles)

auf der Berliner königlichen
Sternwarte liegen folgende Notizen vor: Wäh-
rend einer vorübergehenden Aufhellung des Him-
mels, welche zwiſchen 10 und 12 Uhr Abends
eintrat, wurde auf der Sternwarte das Phäno-
men nahezu in derſelben Fülle wie im Jahre
1872 beobachtet, und zwar wurden in der
Stunde zwiſchen 10¼ und 11¼ Uhr an einem
kleinen Theil der Himmelsfläche, welcher die
Sternbilder des Widders, des Perſeus, der
Kaſſiopeja, der Andromeda, des Pegaſus, der
Fiſche, des Schwanes und der Eidechſe umfaßte,
etwa 420 Sternſchnuppen, alſo in der Minute
durchſchnittlich 7 gezählt. Der größte Reichthum
des Falles ſchien gegen 10 Uhr 34 Minuten
einzutreten, in welcher Zeit in der Minute durch-
ſchnittlich 17 Sternſchnuppen, mitunter 4 bis 5
auf einmal fielen. Unter den beobachteten 420
Sternſchnuppen erreichte mindeſtens der vierte
Theil die Helligkeit von Sternen erſter Größe,
meiſtens unter Zurücklaſſung eines ſchnell ver-
glimmenden Schweifes. Es wurde zugleich eine
ſehr genaue Beſtimmung des ſogenannten Strah-
lungspunctes dieſer Meteore ermöglicht, woraus
wieder mit aller Sicherheit gefolgert werden
konnte, daß dieſelben ſämmtlich in der Bahn des
Biela’ſchen Kometen einhergingen.

(Speiſezettel der Volksküche.)

Morgen
Samſtag: Brodſuppe Rindfleiſch, Erbſenſuppe,
Topfenfleckerln.




Vom Tage.
(Ein „kalter Strahl“ gegen den deut-
ſchen Schulverein.)

Die officiöſen „Berliner
polit. Nachr.“ bringen einen Artikel gegen den
„Allgemeinen deutſchen Schulverein“ in Deutſch-
land wegen ſeines jüngſten Circulars gegen das
Tſchechenblatt die „Po[l]itik“, welche bekanntlich,
um die „Wahrheit“ im deutſchen Reiche zu ver-
breiten, den Redactionen der deutſchen Blätter
ein Gratisexemplar zur Verfügung ſtellen wollte,
bei den meiſten deutſchen Redactionen jedoch
gründlich abgeblitzt iſt, nachdem der Obmann des
„Allgem. deutſchen Schulvereines“, Dr. Falkenſtein,
ſie über die deut chfeindliche Haltung dieſes ver-
logenen Tſchechenblattes in einem Circulare ge-
nügend aufgeklärt hatte. Offenbar iſt der biſſige
Artikel des Berliner Blattes aus dem Wiener
officiöſen Preßbureau hervorgegangen, welches mit
dem Dispoſitionsfonde und den zur Verfügung
geſtellten Geldern der Länderbank nicht blos die
Reptilienpreſſe des Inlandes verſorgt, ſondern
auch in Deutſchland Ablagerunsſtätten für officiöſe
Weisheit beſitzt. Das Organ des Reichskanzlers,
die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“, und die
gleichgeſinnte „Berliner politiſchen Nachrichten“
übernahmen es abwechſelnd, im Auftrage des
officiöſen Preßbureaus in Wien gegen die deut-
ſche Oppoſition im öſterreichiſchen Reichsrathe und
gegen das deutſche Volk überhaupt einen „kalten
Strahl“ loszulaſſen und noch iſt es unvergeſſen,
in welch’ hochnaſiger Weiſe das Organ des
Reichskanzlers die Deutſchen in Böhmen wegen
ihrer Betheiligung am Dresdener Turnfeſte ab-
kanzelte. In ähnlicher Weiſe ziehen die „Berliner
politiſchen Nachrichten“ heute gegen den „Allge-
meinen deutſchen Schulverein“ in Berlin her und
verſetzen dabei auch dem öſterreichiſchen deutſchen
Schulverein einige Seitenhiebe. Das genannte
Blatt will nämlich wiſſen, daß dieſer Verein das
deutſch-öſterreichiſche Bündniß unterwühle (!) und
über die Grenzen des Prager Friedens hinweg-
ſpringe (!) ꝛc. Was doch dem „Deutſchen Schul-
verein“ nicht Alles von ſo einem deutſchen Schand-
kerl, der ſeine eigene Nationalität verleugnet, in
die Schuhe geſchoben wird!

(Die Waſſerkraft der Donau für elek-
triſche Zwecke.)

Wiederholt iſt der Gedanke
aufgetaucht, die in dem Donauſtrom vorhandene
Kraft zu techniſchen Zwecken, insbeſondere als
Motor zur Erzeugung von Electricität zu be-
[Spaltenumbruch] nützen. Der Oberbauleiter der Donau-Regulirung
Herr Baurath Fänner, hat ſich mit der Frage
beſchäftigt, ob eine ſolche Kraft verfügbar iſt, wie
viel Pferdekräfte ſie repräſentirt und unter wel-
chen Bedingungen ſie ausgenützt werden könne,
und iſt zu folgenden Reſultaten gelangt, die er
dem Wiener Stadtbauamte auf deſſen Wunſch
mitgetheilt hat, damit es von demſelben Gebrauch
mache. Der Hauptſtrom kann direct nicht zur
Kraftgewinnung verwendet werden, weil man ihn
ſonſt ſeiner Beſtimmung zu Schifffahrtszwecken
entziehen oder ſo coloſſale Einrichtungen treffen
müßte, daß ſie dem Zweck nicht entſprächen. Die
Waſſerkraft, die aus der Donau zu gewinnen
iſt, muß in den beiden abgebauten alten Betten,
am Roller und am Weidenhaufen, geſucht wer-
den, u. zw. ergibt ſich dieſelbe aus der Waſſer-
ſpiegel-Differenz zwiſchen dem neuen Bette im
Durchſtich und in dem alten abgebauten Strom-
bette. Dieſe Differenz betrug beim Roller 2·7 M.
Da das zur Kraftgewinnung benützte Waſſer
auch einen Abfluß haben muß, wozu ein geringes
Gefälle genügt, ſo würden etwa 0·5 M. von der
Differenz für dieſen Abfluß erforderlich ſein und
noch 2·2 M. Gefälle für die Kraftgewinnung
zur Dispoſition ſtehen. Um bei dieſen Verhält-
niſſen etwa 1000 Pferdekräfte zu erzielen, würde
man einen Zufluß von 43 Kubikmetern per Se-
cunde aus dem Hauptſtrome entnehmen müſſen.
Jetzt ſind die abgebauten alten Strombette ohne
Strömung, es dringt blos Grundwaſſer und
Seihwaſſer in dieſelben ein und ſie entnehmen
dem Hauptſtrome ſo wenig Woſſer, daß ſie auf die
Schifffahrtsverhältniſſe keinen Einfluß üben. An-
ders würden ſich die Verhältniſſe geſtalten, wenn
ein conſtanter Abfluß aus dem Strome ſtattfände.
Die Donau hat einen ſehr wechſelnden Waſſer-
ſtand. So lange der Waſſerſtand in der Donau
über den Nullpunct des Pegels ſich erhebt, führt
der Strom Waſſer genug, um die für
die Kraftgewinnung erforderliche Menge abzugeben;
allein ſinkt der Waſſerſtand auf den Nullpunct
und das findet leider ſehr oft ſtatt, da der mitt-
lere Waſſerſtand der Donau eben mit dem Null-
puncte zuſammenfällt — dann würde ſich die
Entnahme des Waſſers zuerſt an den Ländeſtellen
fühlbar machen. Es müßte in Folge deſſen der
Unternehmer, der die Waſſerkraft ausnützen will,
ſich verpflichten, die Landungsplätze zu baggern,
damit ſie ſtets genügende Waſſermenge haben.
Sinkt der Waſſerſtand tiefer als zum Nullpunct,
ſo würde auch ſchon in der Naufahrt die Abgabe
von Waſſer zur Kraftgewinnung ſo ſehr wahr-
genommen werden, daß es als unzuläſſig bezeich-
net werden müßte, die oben angeführte Waſſer-
menge zu entnehmen. Beſſer ſtehen die Verhält-
niße an der zweiten Kraftgewinnungsſtelle, am
ſogenannten Weidenhaufendurchſtich unterhalb der
Staatsbahn. Dort iſt eine Störung der Schiff-
fahrt nicht mehr zu beſorgen, auch iſt eine Er-
bauung von Dämmen nicht erforderlich, nur iſt
die Gefällsdifferenz zwiſchen dem Hauptſtrom und
dem abgebauten Bette, das eben die Kraftgewin-
nung ermöglicht, nicht mehr ſo groß, wie beim
Roller, ſo daß hier nur ca. 500 Pferdekräfte zu
Gebote ſtünden. Aus alledem geht hervor, daß
von einer Benützung der Donau zu großen elec-
triſchen Zwecken kaum etwas zu hoffen iſt. Ob
die Koſten der für die Kraftgewinnung erforder-
lichen Herſtellungen in richtigem Verhältniß ſtehen
zu dem Reſultat, das an dieſer Stelle erzielt
werden könnte, wird das Stadtbauamt erheben
und dem Gemeinderathe hierüber berichten.




Unſer heutiger Inſeratentheil enthält eine
Ankündigun[g] des bekannten Hamburger Bank-
hauſes „Valentin & Co.“, betreffend die neueſte
Hamburger Geldlotterie, auf welche wir hierdurch
beſonders aufmerkſam machen. Es handelt ſich
dabei nicht um ein Privatunternehmen, ſondern
um eine Staatslotterie, welche von der Regierung
genehmigt und garantirt iſt.




Telegramme.
Ein Beamtenwechſel im Unterrichts-
Miniſterium.

(Orig.-Tel. d. „Mähr.
Tagbl.“)

Die heutige „Wiener Zeitung“ publi-
cirt die Penſionirung des Sections-
chefs
im Unterrichtsminiſterium Fiedler und
die an deſſen Stelle erfolgte Ernennung des
Hofrathes Enzenberg von der Grazer Statt-
halterei. Wie verlautet, ſcheidet Fiedler aus,
[Spaltenumbruch] weil die Slaven und Clericalen neue
Anforderungen auf dem Gebiete
der Schule machten,
denen zuzuſtimmen
Fiedler nicht in der Lage war.




Ueber die Rück-
kehr der Miniſter aus Niſch iſt noch nichts Sicheres
bekannt. Die Nothwendigkeit und Wahrſcheinlich-
keit der Wiederaufnahme des Kompfes wird heute
von mehreren officiöſen Journalen ſignaliſirt.
Sava Gruics, Geſandter in Athen und 1877
während des zweiten Krieges Kriegsminiſter, ſoll
für den letzteren Poſten heimberufen worden
ſein, und zwar auf Wunſch Horvatovics’,
des präſumitiven Oberkommandanten. Gruics
aalt bisher als ruſſenfreundlich. Heute ſind drei
Aerzte des deutſchen Rothen Kreuzes zur Hilfe-
leiſtung hier angekommen.




Getreide-Preiſe
für die königl. Hauptſtadt Olmütz am
Wochenmarkt den 2. December 1885.



Durchſchnittspreiſe:Gattung
nied.mitthöch.
fl.kr.fl.kr.fl.kr.
Weizen per Hectoliter602670704
Korn dto.491526553
Gerſte dto.470530569
Hafer dto.3
Proſſo dto.553
Linſen dto.1187
Erbſen dto.724
Wicken dto.
Mohn dto.127014871549
Heu 100 Kilo405
Stroh ein Schock
Stroh 100 Kilo229


Königl. ſtädt. Theater in Olmütz.



Unter artiſtiſcher Leitung des Directors Robert Müller
13. Vorſtellung. Abon. susp, Ungerader Tag
Freitag, den 4. December 1885.
Letzte Gastvorstellung des k. k. Hofoperndirectors a. D

Franz Jauner.




261ED; Zum erſten Male.

Der Goldmensch.

Schauſpiel in 6 Bildern und einem Vorſpiel,
nach dem Ungariſchen des Moritz Jokai, frei be-
arbeitet v. J. Schnitzer. — Muſik v. Ad. Müller
jun. — Regie: Herr Herzka.




Vorſpiel: Die Niemands-Inſel.

1. Bild: Der Goldmenſch in Komorn.

2. Bild: Die Frau ohne Herz.

3. Bild: Zu Noemi.

4. Bild; Ein Dämon.

5. Bild: Am Plattenſee.

6. Bild: Schuld und Sühne.




Personen des Stückes:


Michael Timár ....Herr Braun.
Enthym Trikulis (Ali Tſchor-
badſchi) ......
Herr Ehrlich.
Timea, ſeine Tocheer ..Frl. Haſſan.
Theodor Kryſtján ....Frau Jauner.
Thereſe .......Frau Rogall.
Noemi, ihre Tochter ...Frl. Sternenthal.
Ein Lieutenant der GrenzwacheHerr Schmelzing.
Athanas Braſowitſch, ein reicher
Getreidehändler ....
Herr Romani.
Sofia, deſſen Frau ...Frl. Urban.
Fabula, Steuermann ..Herr Auguſtin.
Athalia .......Frl. v. Rüden.
Radiſa, Genieofficier ...Herr Weinau.
Galambos, ein alter FiſcherHerr Klatſcher.


Morgen Samſtag:

65. Vorſtellung. Im Abonnement. Ungerader Tag

Das Nachtlager von Granada.




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&#x201E;Allgemeinen deut&#x017F;chen Schulverein&#x201C; in Deut&#x017F;ch-<lb/>
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Reptilienpre&#x017F;&#x017F;e des Inlandes ver&#x017F;orgt, &#x017F;ondern<lb/>
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[[6]/0006] entfernten Dorfe Kunewald (Skoronitz) ſchläft die 22jährige ledige Marianne Ingr nun ſchon fünf Wochen mit einer einzigen vor drei Wochen ſtatt- gehabten kurzen Unterbrechung. Die Schlafende hat während dreißig Tagen keine Nahrung zu ſich genommen; erſt ſeit einigen Tagen wird ihr durch die Naſe Milch verabreicht, da die Kinnlade krampfhaft geſchloſſen iſt und nicht geöffnet wer- den kann. Dieſer ſeltſame Zuſtand hatte ſich bei dem Mädchen ſchon vor fünfzehn Wochen einge- ſtellt, währte damals nur einige Tage. Der Fall erregt hier großes Aufſehen. (Aeber die Beobachtung des Stern- ſchnupppenfalles) auf der Berliner königlichen Sternwarte liegen folgende Notizen vor: Wäh- rend einer vorübergehenden Aufhellung des Him- mels, welche zwiſchen 10 und 12 Uhr Abends eintrat, wurde auf der Sternwarte das Phäno- men nahezu in derſelben Fülle wie im Jahre 1872 beobachtet, und zwar wurden in der Stunde zwiſchen 10¼ und 11¼ Uhr an einem kleinen Theil der Himmelsfläche, welcher die Sternbilder des Widders, des Perſeus, der Kaſſiopeja, der Andromeda, des Pegaſus, der Fiſche, des Schwanes und der Eidechſe umfaßte, etwa 420 Sternſchnuppen, alſo in der Minute durchſchnittlich 7 gezählt. Der größte Reichthum des Falles ſchien gegen 10 Uhr 34 Minuten einzutreten, in welcher Zeit in der Minute durch- ſchnittlich 17 Sternſchnuppen, mitunter 4 bis 5 auf einmal fielen. Unter den beobachteten 420 Sternſchnuppen erreichte mindeſtens der vierte Theil die Helligkeit von Sternen erſter Größe, meiſtens unter Zurücklaſſung eines ſchnell ver- glimmenden Schweifes. Es wurde zugleich eine ſehr genaue Beſtimmung des ſogenannten Strah- lungspunctes dieſer Meteore ermöglicht, woraus wieder mit aller Sicherheit gefolgert werden konnte, daß dieſelben ſämmtlich in der Bahn des Biela’ſchen Kometen einhergingen. (Speiſezettel der Volksküche.) Morgen Samſtag: Brodſuppe Rindfleiſch, Erbſenſuppe, Topfenfleckerln. Vom Tage. (Ein „kalter Strahl“ gegen den deut- ſchen Schulverein.) Die officiöſen „Berliner polit. Nachr.“ bringen einen Artikel gegen den „Allgemeinen deutſchen Schulverein“ in Deutſch- land wegen ſeines jüngſten Circulars gegen das Tſchechenblatt die „Politik“, welche bekanntlich, um die „Wahrheit“ im deutſchen Reiche zu ver- breiten, den Redactionen der deutſchen Blätter ein Gratisexemplar zur Verfügung ſtellen wollte, bei den meiſten deutſchen Redactionen jedoch gründlich abgeblitzt iſt, nachdem der Obmann des „Allgem. deutſchen Schulvereines“, Dr. Falkenſtein, ſie über die deut chfeindliche Haltung dieſes ver- logenen Tſchechenblattes in einem Circulare ge- nügend aufgeklärt hatte. Offenbar iſt der biſſige Artikel des Berliner Blattes aus dem Wiener officiöſen Preßbureau hervorgegangen, welches mit dem Dispoſitionsfonde und den zur Verfügung geſtellten Geldern der Länderbank nicht blos die Reptilienpreſſe des Inlandes verſorgt, ſondern auch in Deutſchland Ablagerunsſtätten für officiöſe Weisheit beſitzt. Das Organ des Reichskanzlers, die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“, und die gleichgeſinnte „Berliner politiſchen Nachrichten“ übernahmen es abwechſelnd, im Auftrage des officiöſen Preßbureaus in Wien gegen die deut- ſche Oppoſition im öſterreichiſchen Reichsrathe und gegen das deutſche Volk überhaupt einen „kalten Strahl“ loszulaſſen und noch iſt es unvergeſſen, in welch’ hochnaſiger Weiſe das Organ des Reichskanzlers die Deutſchen in Böhmen wegen ihrer Betheiligung am Dresdener Turnfeſte ab- kanzelte. In ähnlicher Weiſe ziehen die „Berliner politiſchen Nachrichten“ heute gegen den „Allge- meinen deutſchen Schulverein“ in Berlin her und verſetzen dabei auch dem öſterreichiſchen deutſchen Schulverein einige Seitenhiebe. Das genannte Blatt will nämlich wiſſen, daß dieſer Verein das deutſch-öſterreichiſche Bündniß unterwühle (!) und über die Grenzen des Prager Friedens hinweg- ſpringe (!) ꝛc. Was doch dem „Deutſchen Schul- verein“ nicht Alles von ſo einem deutſchen Schand- kerl, der ſeine eigene Nationalität verleugnet, in die Schuhe geſchoben wird! (Die Waſſerkraft der Donau für elek- triſche Zwecke.) Wiederholt iſt der Gedanke aufgetaucht, die in dem Donauſtrom vorhandene Kraft zu techniſchen Zwecken, insbeſondere als Motor zur Erzeugung von Electricität zu be- nützen. Der Oberbauleiter der Donau-Regulirung Herr Baurath Fänner, hat ſich mit der Frage beſchäftigt, ob eine ſolche Kraft verfügbar iſt, wie viel Pferdekräfte ſie repräſentirt und unter wel- chen Bedingungen ſie ausgenützt werden könne, und iſt zu folgenden Reſultaten gelangt, die er dem Wiener Stadtbauamte auf deſſen Wunſch mitgetheilt hat, damit es von demſelben Gebrauch mache. Der Hauptſtrom kann direct nicht zur Kraftgewinnung verwendet werden, weil man ihn ſonſt ſeiner Beſtimmung zu Schifffahrtszwecken entziehen oder ſo coloſſale Einrichtungen treffen müßte, daß ſie dem Zweck nicht entſprächen. Die Waſſerkraft, die aus der Donau zu gewinnen iſt, muß in den beiden abgebauten alten Betten, am Roller und am Weidenhaufen, geſucht wer- den, u. zw. ergibt ſich dieſelbe aus der Waſſer- ſpiegel-Differenz zwiſchen dem neuen Bette im Durchſtich und in dem alten abgebauten Strom- bette. Dieſe Differenz betrug beim Roller 2·7 M. Da das zur Kraftgewinnung benützte Waſſer auch einen Abfluß haben muß, wozu ein geringes Gefälle genügt, ſo würden etwa 0·5 M. von der Differenz für dieſen Abfluß erforderlich ſein und noch 2·2 M. Gefälle für die Kraftgewinnung zur Dispoſition ſtehen. Um bei dieſen Verhält- niſſen etwa 1000 Pferdekräfte zu erzielen, würde man einen Zufluß von 43 Kubikmetern per Se- cunde aus dem Hauptſtrome entnehmen müſſen. Jetzt ſind die abgebauten alten Strombette ohne Strömung, es dringt blos Grundwaſſer und Seihwaſſer in dieſelben ein und ſie entnehmen dem Hauptſtrome ſo wenig Woſſer, daß ſie auf die Schifffahrtsverhältniſſe keinen Einfluß üben. An- ders würden ſich die Verhältniſſe geſtalten, wenn ein conſtanter Abfluß aus dem Strome ſtattfände. Die Donau hat einen ſehr wechſelnden Waſſer- ſtand. So lange der Waſſerſtand in der Donau über den Nullpunct des Pegels ſich erhebt, führt der Strom Waſſer genug, um die für die Kraftgewinnung erforderliche Menge abzugeben; allein ſinkt der Waſſerſtand auf den Nullpunct und das findet leider ſehr oft ſtatt, da der mitt- lere Waſſerſtand der Donau eben mit dem Null- puncte zuſammenfällt — dann würde ſich die Entnahme des Waſſers zuerſt an den Ländeſtellen fühlbar machen. Es müßte in Folge deſſen der Unternehmer, der die Waſſerkraft ausnützen will, ſich verpflichten, die Landungsplätze zu baggern, damit ſie ſtets genügende Waſſermenge haben. Sinkt der Waſſerſtand tiefer als zum Nullpunct, ſo würde auch ſchon in der Naufahrt die Abgabe von Waſſer zur Kraftgewinnung ſo ſehr wahr- genommen werden, daß es als unzuläſſig bezeich- net werden müßte, die oben angeführte Waſſer- menge zu entnehmen. Beſſer ſtehen die Verhält- niße an der zweiten Kraftgewinnungsſtelle, am ſogenannten Weidenhaufendurchſtich unterhalb der Staatsbahn. Dort iſt eine Störung der Schiff- fahrt nicht mehr zu beſorgen, auch iſt eine Er- bauung von Dämmen nicht erforderlich, nur iſt die Gefällsdifferenz zwiſchen dem Hauptſtrom und dem abgebauten Bette, das eben die Kraftgewin- nung ermöglicht, nicht mehr ſo groß, wie beim Roller, ſo daß hier nur ca. 500 Pferdekräfte zu Gebote ſtünden. Aus alledem geht hervor, daß von einer Benützung der Donau zu großen elec- triſchen Zwecken kaum etwas zu hoffen iſt. Ob die Koſten der für die Kraftgewinnung erforder- lichen Herſtellungen in richtigem Verhältniß ſtehen zu dem Reſultat, das an dieſer Stelle erzielt werden könnte, wird das Stadtbauamt erheben und dem Gemeinderathe hierüber berichten. Unſer heutiger Inſeratentheil enthält eine Ankündigung des bekannten Hamburger Bank- hauſes „Valentin & Co.“, betreffend die neueſte Hamburger Geldlotterie, auf welche wir hierdurch beſonders aufmerkſam machen. Es handelt ſich dabei nicht um ein Privatunternehmen, ſondern um eine Staatslotterie, welche von der Regierung genehmigt und garantirt iſt. Telegramme. Ein Beamtenwechſel im Unterrichts- Miniſterium. Wien, 4. December. (Orig.-Tel. d. „Mähr. Tagbl.“) Die heutige „Wiener Zeitung“ publi- cirt die Penſionirung des Sections- chefs im Unterrichtsminiſterium Fiedler und die an deſſen Stelle erfolgte Ernennung des Hofrathes Enzenberg von der Grazer Statt- halterei. Wie verlautet, ſcheidet Fiedler aus, weil die Slaven und Clericalen neue Anforderungen auf dem Gebiete der Schule machten, denen zuzuſtimmen Fiedler nicht in der Lage war. Belgrad, 2. Dezember. Ueber die Rück- kehr der Miniſter aus Niſch iſt noch nichts Sicheres bekannt. Die Nothwendigkeit und Wahrſcheinlich- keit der Wiederaufnahme des Kompfes wird heute von mehreren officiöſen Journalen ſignaliſirt. Sava Gruics, Geſandter in Athen und 1877 während des zweiten Krieges Kriegsminiſter, ſoll für den letzteren Poſten heimberufen worden ſein, und zwar auf Wunſch Horvatovics’, des präſumitiven Oberkommandanten. Gruics aalt bisher als ruſſenfreundlich. Heute ſind drei Aerzte des deutſchen Rothen Kreuzes zur Hilfe- leiſtung hier angekommen. Getreide-Preiſe für die königl. Hauptſtadt Olmütz am Wochenmarkt den 2. December 1885. Durchſchnittspreiſe: Gattung nied. mitt höch. fl. kr. fl. kr. fl. kr. Weizen per Hectoliter 6 02 6 70 7 04 Korn dto. 4 91 5 26 5 53 Gerſte dto. 4 70 5 30 5 69 Hafer dto. — — 3 — — — Proſſo dto. — — 5 53 — — Linſen dto. — — 11 87 — — Erbſen dto. — — 7 24 — — Wicken dto. — — — — — — Mohn dto. 12 70 14 87 15 49 Heu 100 Kilo — — 4 05 — — Stroh ein Schock — — — — — — Stroh 100 Kilo — — 2 29 — — Königl. ſtädt. Theater in Olmütz. Unter artiſtiſcher Leitung des Directors Robert Müller 13. Vorſtellung. Abon. susp, Ungerader Tag Freitag, den 4. December 1885. Letzte Gastvorstellung des k. k. Hofoperndirectors a. D Franz Jauner. 261ED; Zum erſten Male. ☜ Der Goldmensch. Schauſpiel in 6 Bildern und einem Vorſpiel, nach dem Ungariſchen des Moritz Jokai, frei be- arbeitet v. J. Schnitzer. — Muſik v. Ad. Müller jun. — Regie: Herr Herzka. Vorſpiel: Die Niemands-Inſel. 1. Bild: Der Goldmenſch in Komorn. 2. Bild: Die Frau ohne Herz. 3. Bild: Zu Noemi. 4. Bild; Ein Dämon. 5. Bild: Am Plattenſee. 6. Bild: Schuld und Sühne. Personen des Stückes: Michael Timár .... Herr Braun. Enthym Trikulis (Ali Tſchor- badſchi) ...... Herr Ehrlich. Timea, ſeine Tocheer .. Frl. Haſſan. Theodor Kryſtján .... Frau Jauner. Thereſe ....... Frau Rogall. Noemi, ihre Tochter ... Frl. Sternenthal. Ein Lieutenant der Grenzwache Herr Schmelzing. Athanas Braſowitſch, ein reicher Getreidehändler .... Herr Romani. Sofia, deſſen Frau ... Frl. Urban. Fabula, Steuermann .. Herr Auguſtin. Athalia ....... Frl. v. Rüden. Radiſa, Genieofficier ... Herr Weinau. Galambos, ein alter Fiſcher Herr Klatſcher. Morgen Samſtag: 65. Vorſtellung. Im Abonnement. Ungerader Tag Das Nachtlager von Granada.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 279, Olmütz, 04.12.1885, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches279_1885/6>, abgerufen am 18.04.2024.