Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Märkische Blätter. Nr. 24. Hattingen, 22. März 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]
Feuilleton.
Die Hirschkeule.
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.
Von Abel Log.
( Fortsetzung. )

"Jch hatte 'mal -- 'smögen zwei oder drei Jahre her sein
in einer kalten Nacht meinen Weg verloren in den nordischen
Wäldern, da überkam mich die Nacht: und da ich weder einen
Ueberrock noch eineu Teppich oder eine Büffelhaut, noch Feuer-
zeug noch Beil bei mir hatte, so kam ich auf den Einfall, mein
Nachtquartier im hohlen Stamme einer alten Schierlingstanne
zu nehmen, die ich in der Nähe bemerkte. Kaum war es mir
gelungen mich bis auf den Boden der Höhlung hinunterzulassen,
als meine Ohren mit dem unheimlichsten und widerlichsten Ge-
heul regalirt wurden, das ich jemals hatte anhören müssen, und
wie ich nun so in meiner Bestürzung um mich herumfühle,
werde ich gewahr, daß ich mein Nachtlager mitten unter einem
Wurf [unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen]jnnger Bären genommen. Meiner Treu, dacht' ich, wenn
die alte Bärin heimkommt, die vermuthlich heute Abend auf
Besuch auswärts ist, und dich hier findet, so wird deine Lage
nichts weniger als angenehm, und..... Aber horch! was war
das?"

"Nichts," versetzte ich "erzähle nur weiter!"

"Siehst Du, lieber Abel, der Gedanke, von dem alten Beest
in Stücke gerissen und in Gestalt eines kalten Abendbrods sei-
ner interessanten Familie vorgesetzt zu werden, vermehrte na-
türlich das Unbehagliche meiner Lage noch um ein Bedeuten-
des, und ich dachte schon darüber nach, mir anderwärts ein
Unterkommen zu suchen, kletterte mit Händen und Füßen wie-
der empor, indem ich den Rücken, die Beine und Fäuste wieder
das schwammige faule Holz des Stammes stützte, -- als plötz-
lich der blaue Himmel, welcher oben zur Oeffnung des hohlen
Stammes hereinsah, verstopft wurde, ein dumpfes Brummen
sich hören ließ, die jungen Bären ungeduldig herumschnüffelten
und ich die alte Bärin in der Dämmerung ihr Hinterviertel
durch die Oeffnung des hohlen Baumes einbringen und sich
ganz gemächlich an den Seiten herablassen sah -- etwa wie
man eine Leiter herabsteigt. Mein Herz schlug einen wahren
Zapfenstreich und meine Knie wankten unter mir. Paul Skin-
ner, dacht' ich, Dein Glücksstern ist sehr im Untergang; ich
möchte Dir für Deine ganze Zukunft keinen Schuß Pulver
mehr geben! -- Da kam mir ein neuer Einfall; rasch zog ich
mein Messer und stieß es der Bärin, als sie gerade ihre breite
feuchte Bragte ( Tatze ) auf meinen Schädel setzen wollte, etwa
5--6mal recht tief in die Hinterkeulen, nahm das Messer zwi-
schen die Zähne und klammerte mich an ihrem langen zottigen
Pelze fest. Die alte Bärin schien nicht wenig betroffen ob die-
ser eigenthümlichen Zärtlichkeits=Aeußerung von Seiten ihrer
Jungen und kletterte unter ängstlichem Knurren behend mit
mir wieder in die Höhe, Deinen gehorsamen Diener mit sich
emporschleppend, der sich dann am Fuße der Schierlingstanne
wohlbehalten auf seine Beine stellte und nach seiner Büchfe
griff, während die Bärin heulend davon trollte. -- Aber zum
Henker! warum lachst Du denn so?"

"Du wirst natürlich Dich nun zu einem Eid erbieten, daß
diese Geschichte, welche sehr nach Jägerlatein schmeckt, buchstäb-
lich wahr sei[unleserliches Material]?" fragte ich halb athemlos, denn ich mußte mir
vor Lachen die Seiten halten.

"Natürlich schwöre ich darauf," gab er zur Antwort; "aber
stille! laß uns hören, was das war!"

"Sie kommen heran," sagt' ich.

"Auf welche Seite des Flusses?"

"Auf dieser, denk' ich."

"So müssen wir auf die andere Seite zu kommen suchen.
Horch!"

"Sie sind auf dieser Seite; ich höre ihre Ruder ins Was-
ser plätschern. Und sieh nur -- dort im Norden sind zwei
Sterne verfinstert. Wir haben keine Zeit mehr, unsere Lage
zu verbessern!"

Jch hatte kaum den Mund zugethan, als das Plätschern
[Spaltenumbruch] der Ruder aufhörte, und wir wußten nun, daß die Rothhäute
kaum zwanzig Schritte von unserem Verstecke entfernt waren.
-- "Mir fällt wieder die prächtige Hirschkeule ein, und ich
möchte laut auflachen," flüsterte mir Paul zu.

"Lache nur, so jag' ich Dir eine Kugel durch den Kopf!"
drohte ich.

"Jch muß mir die Seiten halten, lächelte Paul.

"Halte lieber das Maul!" versetzte ich und mein Herz
pochte so laut, daß ich wähnte, die Rothhäute müßten es hö-
ren. Nach kurzer Rast griffen sie wieder zu den Rudern, und
wir athmeten leichter, horchten bis die Töne nicht mehr ver-
nehmbar waren, befestigten dann das Kanot am Ufer, griffen
zu unsern Büchsen und betraten vorsichtig den Wald.

"Horch!" flüsterte ich; "hast Du den Kriegsruf gehört?"

"Bah, es sind Wölfe, die die Fährte eines Hirsches ange-
nommen haben," meinte Paul.

"Jch sage Dir, die Jndianer sind's die zurückkommen, und
uns nun ganz sicher ausgemacht haben."

"Schnell zurück nach dem Kanot!" flüsterte der Trapper.
"Stille! nicht einen Athemzug oder wir sind verloren. Nimm
Dich in Acht vor den dürren Stangen, und sondere Deinen
Weg immer mit der Spitze Deines Mocassins, bevor Du den
Fuß aufsetzest. Ha! Trotz meiner Behutsamkeit hatte ich näm-
lich meinen Fuß auf einen dürren Zweig gesetzt, und dieß ver-
ursachte einen Ton, wie das Knistern einer Elektrisirmaschine,
wenn man das Handgelenke mit dem Conductor in Berührung
bringt. Die Jndianer hielten beinahe gerade unserem Versteck
gegenüber und pflogen eine kurze Berathung.

"Wir sind nicht entdeckt," flüsterte mir Paul rasch zu und
kneipte mich voller Vergnügen in den Arm; "sie haben unsere
Fährte verloren."

Eine Minute später hörten wir das ehrbare Trio sich an
den Baumzweigen hart zu uns heranschleppen und nach einem
günstigen Punkte zum Landen herumfühlen. Als sie diesen ge-
funden, stiegen sie an's Ufer und ließen sich etwa auf Pistolen-
schußweite von uns nieder.

"Was kitzelt Dich denn schon wieder?" fragte ich Paul
beinahe ärgerlich; "willst Du Deinen Skalp mit Gewalt los
werden?"

"Du hast den hagern langen Jungen in's Bein getroffen,
und er schickte Dir für diese Aufmerksamkeit so eben des Him-
mels Segens zu!" sagte Paul heiter, welcher etwas von der
Jndianersprache verstand. "Stille! -- Meilenstiefel spricht!...
Ah, recht gut, mein Junge! der Einfall ist gar so übel nicht!"
fuhr Paul nach einer Weile fort; -- "er behauptet, wir seien
noch nicht vorübergekommen und sie wollen [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]nun ein Tau von
Moosebaumrinde drehen, um es von einem Ufer zum andern
anszuspannen. Da glauben sie, daß werde unser Kanot umstür-
zen, oder jedenfalls ihnen zeitige Anzeichen von unserer Annä-
herung geben. Der Gedanke ist neu, gar nicht [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]ubel und macht
den Schurken alle Ehre. Höre nur, wie sie die jungen Bäume
schälen!" ( Schluß folgt. )



Vermischte Nachrichten.

-- Um die Reklamationen gegen die Einberufung zum
Heerdienst künftig gründlicher prüfen und eventuell schneller er-
ledigen zu können, schreibt man aus Berlin, soll ein durch-
greifend verändertes Verfahren bei der Kreis=Ersatz=Kommission
eintreten. Die Reklamationen werden darnach zunächst der
Oeffentlichkeit übergeben, und nachdem dieses geschehen ist, von
einer Kommission entschieden. Die Entscheidungen werden aber-
mals bekannt gemacht. Die Kontrollversammlungen zur Fest-
setzung der nach 7 Altersklassen stattfindenden Einberufungen
sind im April und Oktober, die Kommissionssitzungen im Juni
und Dezember. An den letzteren nehmen der Magistrat, Com-
pagnieführer, Landwehrmänner Theil. Man ist zu diesen
beabsichtigten Reformen durch die Schwierigkeiten und Weit-
läuftigkeiten veranlaßt worden, welche die Reklamationen im
vorigen Herbste bei den allgemeinen Mobilmachungen erzeugten.

-- Die kürzlich von einigen Berliner Blättern mitgetheilte
Nachricht von einer schrecklichen Mordthat in der Nähe von
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Feuilleton.
Die Hirschkeule.
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.
Von Abel Log.
( Fortsetzung. )

„Jch hatte 'mal — 'smögen zwei oder drei Jahre her sein
in einer kalten Nacht meinen Weg verloren in den nordischen
Wäldern, da überkam mich die Nacht: und da ich weder einen
Ueberrock noch eineu Teppich oder eine Büffelhaut, noch Feuer-
zeug noch Beil bei mir hatte, so kam ich auf den Einfall, mein
Nachtquartier im hohlen Stamme einer alten Schierlingstanne
zu nehmen, die ich in der Nähe bemerkte. Kaum war es mir
gelungen mich bis auf den Boden der Höhlung hinunterzulassen,
als meine Ohren mit dem unheimlichsten und widerlichsten Ge-
heul regalirt wurden, das ich jemals hatte anhören müssen, und
wie ich nun so in meiner Bestürzung um mich herumfühle,
werde ich gewahr, daß ich mein Nachtlager mitten unter einem
Wurf [unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen]jnnger Bären genommen. Meiner Treu, dacht' ich, wenn
die alte Bärin heimkommt, die vermuthlich heute Abend auf
Besuch auswärts ist, und dich hier findet, so wird deine Lage
nichts weniger als angenehm, und..... Aber horch! was war
das?“

„Nichts,“ versetzte ich „erzähle nur weiter!“

„Siehst Du, lieber Abel, der Gedanke, von dem alten Beest
in Stücke gerissen und in Gestalt eines kalten Abendbrods sei-
ner interessanten Familie vorgesetzt zu werden, vermehrte na-
türlich das Unbehagliche meiner Lage noch um ein Bedeuten-
des, und ich dachte schon darüber nach, mir anderwärts ein
Unterkommen zu suchen, kletterte mit Händen und Füßen wie-
der empor, indem ich den Rücken, die Beine und Fäuste wieder
das schwammige faule Holz des Stammes stützte, — als plötz-
lich der blaue Himmel, welcher oben zur Oeffnung des hohlen
Stammes hereinsah, verstopft wurde, ein dumpfes Brummen
sich hören ließ, die jungen Bären ungeduldig herumschnüffelten
und ich die alte Bärin in der Dämmerung ihr Hinterviertel
durch die Oeffnung des hohlen Baumes einbringen und sich
ganz gemächlich an den Seiten herablassen sah — etwa wie
man eine Leiter herabsteigt. Mein Herz schlug einen wahren
Zapfenstreich und meine Knie wankten unter mir. Paul Skin-
ner, dacht' ich, Dein Glücksstern ist sehr im Untergang; ich
möchte Dir für Deine ganze Zukunft keinen Schuß Pulver
mehr geben! — Da kam mir ein neuer Einfall; rasch zog ich
mein Messer und stieß es der Bärin, als sie gerade ihre breite
feuchte Bragte ( Tatze ) auf meinen Schädel setzen wollte, etwa
5—6mal recht tief in die Hinterkeulen, nahm das Messer zwi-
schen die Zähne und klammerte mich an ihrem langen zottigen
Pelze fest. Die alte Bärin schien nicht wenig betroffen ob die-
ser eigenthümlichen Zärtlichkeits=Aeußerung von Seiten ihrer
Jungen und kletterte unter ängstlichem Knurren behend mit
mir wieder in die Höhe, Deinen gehorsamen Diener mit sich
emporschleppend, der sich dann am Fuße der Schierlingstanne
wohlbehalten auf seine Beine stellte und nach seiner Büchfe
griff, während die Bärin heulend davon trollte. — Aber zum
Henker! warum lachst Du denn so?“

„Du wirst natürlich Dich nun zu einem Eid erbieten, daß
diese Geschichte, welche sehr nach Jägerlatein schmeckt, buchstäb-
lich wahr sei[unleserliches Material]?“ fragte ich halb athemlos, denn ich mußte mir
vor Lachen die Seiten halten.

„Natürlich schwöre ich darauf,“ gab er zur Antwort; „aber
stille! laß uns hören, was das war!“

„Sie kommen heran,“ sagt' ich.

„Auf welche Seite des Flusses?“

„Auf dieser, denk' ich.“

„So müssen wir auf die andere Seite zu kommen suchen.
Horch!“

„Sie sind auf dieser Seite; ich höre ihre Ruder ins Was-
ser plätschern. Und sieh nur — dort im Norden sind zwei
Sterne verfinstert. Wir haben keine Zeit mehr, unsere Lage
zu verbessern!“

Jch hatte kaum den Mund zugethan, als das Plätschern
[Spaltenumbruch] der Ruder aufhörte, und wir wußten nun, daß die Rothhäute
kaum zwanzig Schritte von unserem Verstecke entfernt waren.
— „Mir fällt wieder die prächtige Hirschkeule ein, und ich
möchte laut auflachen,“ flüsterte mir Paul zu.

„Lache nur, so jag' ich Dir eine Kugel durch den Kopf!“
drohte ich.

„Jch muß mir die Seiten halten, lächelte Paul.

„Halte lieber das Maul!“ versetzte ich und mein Herz
pochte so laut, daß ich wähnte, die Rothhäute müßten es hö-
ren. Nach kurzer Rast griffen sie wieder zu den Rudern, und
wir athmeten leichter, horchten bis die Töne nicht mehr ver-
nehmbar waren, befestigten dann das Kanot am Ufer, griffen
zu unsern Büchsen und betraten vorsichtig den Wald.

„Horch!“ flüsterte ich; „hast Du den Kriegsruf gehört?“

„Bah, es sind Wölfe, die die Fährte eines Hirsches ange-
nommen haben,“ meinte Paul.

„Jch sage Dir, die Jndianer sind's die zurückkommen, und
uns nun ganz sicher ausgemacht haben.“

„Schnell zurück nach dem Kanot!“ flüsterte der Trapper.
„Stille! nicht einen Athemzug oder wir sind verloren. Nimm
Dich in Acht vor den dürren Stangen, und sondere Deinen
Weg immer mit der Spitze Deines Mocassins, bevor Du den
Fuß aufsetzest. Ha! Trotz meiner Behutsamkeit hatte ich näm-
lich meinen Fuß auf einen dürren Zweig gesetzt, und dieß ver-
ursachte einen Ton, wie das Knistern einer Elektrisirmaschine,
wenn man das Handgelenke mit dem Conductor in Berührung
bringt. Die Jndianer hielten beinahe gerade unserem Versteck
gegenüber und pflogen eine kurze Berathung.

„Wir sind nicht entdeckt,“ flüsterte mir Paul rasch zu und
kneipte mich voller Vergnügen in den Arm; „sie haben unsere
Fährte verloren.“

Eine Minute später hörten wir das ehrbare Trio sich an
den Baumzweigen hart zu uns heranschleppen und nach einem
günstigen Punkte zum Landen herumfühlen. Als sie diesen ge-
funden, stiegen sie an's Ufer und ließen sich etwa auf Pistolen-
schußweite von uns nieder.

„Was kitzelt Dich denn schon wieder?“ fragte ich Paul
beinahe ärgerlich; „willst Du Deinen Skalp mit Gewalt los
werden?“

„Du hast den hagern langen Jungen in's Bein getroffen,
und er schickte Dir für diese Aufmerksamkeit so eben des Him-
mels Segens zu!“ sagte Paul heiter, welcher etwas von der
Jndianersprache verstand. „Stille! — Meilenstiefel spricht!...
Ah, recht gut, mein Junge! der Einfall ist gar so übel nicht!“
fuhr Paul nach einer Weile fort; — „er behauptet, wir seien
noch nicht vorübergekommen und sie wollen [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]nun ein Tau von
Moosebaumrinde drehen, um es von einem Ufer zum andern
anszuspannen. Da glauben sie, daß werde unser Kanot umstür-
zen, oder jedenfalls ihnen zeitige Anzeichen von unserer Annä-
herung geben. Der Gedanke ist neu, gar nicht [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]ubel und macht
den Schurken alle Ehre. Höre nur, wie sie die jungen Bäume
schälen!“ ( Schluß folgt. )



Vermischte Nachrichten.

— Um die Reklamationen gegen die Einberufung zum
Heerdienst künftig gründlicher prüfen und eventuell schneller er-
ledigen zu können, schreibt man aus Berlin, soll ein durch-
greifend verändertes Verfahren bei der Kreis=Ersatz=Kommission
eintreten. Die Reklamationen werden darnach zunächst der
Oeffentlichkeit übergeben, und nachdem dieses geschehen ist, von
einer Kommission entschieden. Die Entscheidungen werden aber-
mals bekannt gemacht. Die Kontrollversammlungen zur Fest-
setzung der nach 7 Altersklassen stattfindenden Einberufungen
sind im April und Oktober, die Kommissionssitzungen im Juni
und Dezember. An den letzteren nehmen der Magistrat, Com-
pagnieführer, Landwehrmänner Theil. Man ist zu diesen
beabsichtigten Reformen durch die Schwierigkeiten und Weit-
läuftigkeiten veranlaßt worden, welche die Reklamationen im
vorigen Herbste bei den allgemeinen Mobilmachungen erzeugten.

— Die kürzlich von einigen Berliner Blättern mitgetheilte
Nachricht von einer schrecklichen Mordthat in der Nähe von
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0002"/>
      <cb type="start"/>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Feuilleton.</hi> </head><lb/>
        <div xml:id="Hirsch2" type="jArticle" n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Die Hirschkeule.</hi><lb/>
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.<lb/>
Von Abel <hi rendition="#g">Log.</hi><lb/><ref target="nn_maerkische023_1851#Hirsch1">( Fortsetzung. )</ref></head><lb/>
          <p>&#x201E;Jch hatte 'mal &#x2014; 'smögen zwei oder drei Jahre her sein<lb/>
in einer kalten Nacht meinen Weg verloren in den nordischen<lb/>
Wäldern, da überkam mich die Nacht: und da ich weder einen<lb/>
Ueberrock noch eineu Teppich oder eine Büffelhaut, noch Feuer-<lb/>
zeug noch Beil bei mir hatte, so kam ich auf den Einfall, mein<lb/>
Nachtquartier im hohlen Stamme einer alten Schierlingstanne<lb/>
zu nehmen, die ich in der Nähe bemerkte. Kaum war es mir<lb/>
gelungen mich bis auf den Boden der Höhlung hinunterzulassen,<lb/>
als meine Ohren mit dem unheimlichsten und widerlichsten Ge-<lb/>
heul regalirt wurden, das ich jemals hatte anhören müssen, und<lb/>
wie ich nun so in meiner Bestürzung um mich herumfühle,<lb/>
werde ich gewahr, daß ich mein Nachtlager mitten unter einem<lb/>
Wurf <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="6"/>jnnger Bären genommen. Meiner Treu, dacht' ich, wenn<lb/>
die alte Bärin heimkommt, die vermuthlich heute Abend auf<lb/>
Besuch auswärts ist, und dich hier findet, so wird deine Lage<lb/>
nichts weniger als angenehm, und..... Aber horch! was war<lb/>
das?&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nichts,&#x201C; versetzte ich &#x201E;erzähle nur weiter!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Siehst Du, lieber Abel, der Gedanke, von dem alten Beest<lb/>
in Stücke gerissen und in Gestalt eines kalten Abendbrods sei-<lb/>
ner interessanten Familie vorgesetzt zu werden, vermehrte na-<lb/>
türlich das Unbehagliche meiner Lage noch um ein Bedeuten-<lb/>
des, und ich dachte schon darüber nach, mir anderwärts ein<lb/>
Unterkommen zu suchen, kletterte mit Händen und Füßen wie-<lb/>
der empor, indem ich den Rücken, die Beine und Fäuste wieder<lb/>
das schwammige faule Holz des Stammes stützte, &#x2014; als plötz-<lb/>
lich der blaue Himmel, welcher oben zur Oeffnung des hohlen<lb/>
Stammes hereinsah, verstopft wurde, ein dumpfes Brummen<lb/>
sich hören ließ, die jungen Bären ungeduldig herumschnüffelten<lb/>
und ich die alte Bärin in der Dämmerung ihr Hinterviertel<lb/>
durch die Oeffnung des hohlen Baumes einbringen und sich<lb/>
ganz gemächlich an den Seiten herablassen sah &#x2014; etwa wie<lb/>
man eine Leiter herabsteigt. Mein Herz schlug einen wahren<lb/>
Zapfenstreich und meine Knie wankten unter mir. Paul Skin-<lb/>
ner, dacht' ich, Dein Glücksstern ist sehr im Untergang; ich<lb/>
möchte Dir für Deine ganze Zukunft keinen Schuß Pulver<lb/>
mehr geben! &#x2014; Da kam mir ein neuer Einfall; rasch zog ich<lb/>
mein Messer und stieß es der Bärin, als sie gerade ihre breite<lb/>
feuchte Bragte ( Tatze ) auf meinen Schädel setzen wollte, etwa<lb/>
5&#x2014;6mal recht tief in die Hinterkeulen, nahm das Messer zwi-<lb/>
schen die Zähne und klammerte mich an ihrem langen zottigen<lb/>
Pelze fest. Die alte Bärin schien nicht wenig betroffen ob die-<lb/>
ser eigenthümlichen Zärtlichkeits=Aeußerung von Seiten ihrer<lb/>
Jungen und kletterte unter ängstlichem Knurren behend mit<lb/>
mir wieder in die Höhe, Deinen gehorsamen Diener mit sich<lb/>
emporschleppend, der sich dann am Fuße der Schierlingstanne<lb/>
wohlbehalten auf seine Beine stellte und nach seiner Büchfe<lb/>
griff, während die Bärin heulend davon trollte. &#x2014; Aber zum<lb/>
Henker! warum lachst Du denn so?&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Du wirst natürlich Dich nun zu einem Eid erbieten, daß<lb/>
diese Geschichte, welche sehr nach Jägerlatein schmeckt, buchstäb-<lb/>
lich wahr sei<gap reason="illegible"/>?&#x201C; fragte ich halb athemlos, denn ich mußte mir<lb/>
vor Lachen die Seiten halten.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Natürlich schwöre ich darauf,&#x201C; gab er zur Antwort; &#x201E;aber<lb/>
stille! laß uns hören, was das war!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie kommen heran,&#x201C; sagt' ich.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Auf welche Seite des Flusses?&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Auf dieser, denk' ich.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;So müssen wir auf die andere Seite zu kommen suchen.<lb/>
Horch!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie sind auf dieser Seite; ich höre ihre Ruder ins Was-<lb/>
ser plätschern. Und sieh nur &#x2014; dort im Norden sind zwei<lb/>
Sterne verfinstert. Wir haben keine Zeit mehr, unsere Lage<lb/>
zu verbessern!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Jch hatte kaum den Mund zugethan, als das Plätschern<lb/><cb n="2"/>
der Ruder aufhörte, und wir wußten nun, daß die Rothhäute<lb/>
kaum zwanzig Schritte von unserem Verstecke entfernt waren.<lb/>
&#x2014; &#x201E;Mir fällt wieder die prächtige Hirschkeule ein, und ich<lb/>
möchte laut auflachen,&#x201C; flüsterte mir Paul zu.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Lache nur, so jag' ich Dir eine Kugel durch den Kopf!&#x201C;<lb/>
drohte ich.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch muß mir die Seiten halten, lächelte Paul.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Halte lieber das Maul!&#x201C; versetzte ich und mein Herz<lb/>
pochte so laut, daß ich wähnte, die Rothhäute müßten es hö-<lb/>
ren. Nach kurzer Rast griffen sie wieder zu den Rudern, und<lb/>
wir athmeten leichter, horchten bis die Töne nicht mehr ver-<lb/>
nehmbar waren, befestigten dann das Kanot am Ufer, griffen<lb/>
zu unsern Büchsen und betraten vorsichtig den Wald.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Horch!&#x201C; flüsterte ich; &#x201E;hast Du den Kriegsruf gehört?&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Bah, es sind Wölfe, die die Fährte eines Hirsches ange-<lb/>
nommen haben,&#x201C; meinte Paul.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch sage Dir, die Jndianer sind's die zurückkommen, und<lb/>
uns nun ganz sicher ausgemacht haben.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Schnell zurück nach dem Kanot!&#x201C; flüsterte der Trapper.<lb/>
&#x201E;Stille! nicht einen Athemzug oder wir sind verloren. Nimm<lb/>
Dich in Acht vor den dürren Stangen, und sondere Deinen<lb/>
Weg immer mit der Spitze Deines Mocassins, bevor Du den<lb/>
Fuß aufsetzest. Ha! Trotz meiner Behutsamkeit hatte ich näm-<lb/>
lich meinen Fuß auf einen dürren Zweig gesetzt, und dieß ver-<lb/>
ursachte einen Ton, wie das Knistern einer Elektrisirmaschine,<lb/>
wenn man das Handgelenke mit dem Conductor in Berührung<lb/>
bringt. Die Jndianer hielten beinahe gerade unserem Versteck<lb/>
gegenüber und pflogen eine kurze Berathung.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wir sind nicht entdeckt,&#x201C; flüsterte mir Paul rasch zu und<lb/>
kneipte mich voller Vergnügen in den Arm; &#x201E;sie haben unsere<lb/>
Fährte verloren.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Eine Minute später hörten wir das ehrbare Trio sich an<lb/>
den Baumzweigen hart zu uns heranschleppen und nach einem<lb/>
günstigen Punkte zum Landen herumfühlen. Als sie diesen ge-<lb/>
funden, stiegen sie an's Ufer und ließen sich etwa auf Pistolen-<lb/>
schußweite von uns nieder.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Was kitzelt Dich denn schon wieder?&#x201C; fragte ich Paul<lb/>
beinahe ärgerlich; &#x201E;willst Du Deinen Skalp mit Gewalt los<lb/>
werden?&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Du hast den hagern langen Jungen in's Bein getroffen,<lb/>
und er schickte Dir für diese Aufmerksamkeit so eben des Him-<lb/>
mels Segens zu!&#x201C; sagte Paul heiter, welcher etwas von der<lb/>
Jndianersprache verstand. &#x201E;Stille! &#x2014; Meilenstiefel spricht!...<lb/>
Ah, recht gut, mein Junge! der Einfall ist gar so übel nicht!&#x201C;<lb/>
fuhr Paul nach einer Weile fort; &#x2014; &#x201E;er behauptet, wir seien<lb/>
noch nicht vorübergekommen und sie wollen <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/>nun ein Tau von<lb/>
Moosebaumrinde drehen, um es von einem Ufer zum andern<lb/>
anszuspannen. Da glauben sie, daß werde unser Kanot umstür-<lb/>
zen, oder jedenfalls ihnen zeitige Anzeichen von unserer Annä-<lb/>
herung geben. Der Gedanke ist neu, gar nicht <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="4"/>ubel und macht<lb/>
den Schurken alle Ehre. Höre nur, wie sie die jungen Bäume<lb/>
schälen!&#x201C; <hi rendition="#right"><ref target="nn_maerkische025_1851#Hirsch3">( Schluß folgt. )</ref></hi> </p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jVarious" n="2">
          <head>Vermischte Nachrichten.</head><lb/>
          <p>&#x2014; Um die Reklamationen gegen die Einberufung zum<lb/>
Heerdienst künftig gründlicher prüfen und eventuell schneller er-<lb/>
ledigen zu können, schreibt man aus <hi rendition="#g">Berlin,</hi> soll ein durch-<lb/>
greifend verändertes Verfahren bei der Kreis=Ersatz=Kommission<lb/>
eintreten. Die Reklamationen werden darnach zunächst der<lb/>
Oeffentlichkeit übergeben, und nachdem dieses geschehen ist, von<lb/>
einer Kommission entschieden. Die Entscheidungen werden aber-<lb/>
mals bekannt gemacht. Die Kontrollversammlungen zur Fest-<lb/>
setzung der nach 7 Altersklassen stattfindenden Einberufungen<lb/>
sind im April und Oktober, die Kommissionssitzungen im Juni<lb/>
und Dezember. An den letzteren nehmen der Magistrat, Com-<lb/>
pagnieführer, Landwehrmänner <choice><abbr>ec.</abbr></choice> Theil. Man ist zu diesen<lb/>
beabsichtigten Reformen durch die Schwierigkeiten und Weit-<lb/>
läuftigkeiten veranlaßt worden, welche die Reklamationen im<lb/>
vorigen Herbste bei den allgemeinen Mobilmachungen erzeugten.</p><lb/>
          <p>&#x2014; Die kürzlich von einigen Berliner Blättern mitgetheilte<lb/>
Nachricht von einer schrecklichen Mordthat in der Nähe von<lb/><cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0002] Feuilleton. Die Hirschkeule. Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada. Von Abel Log. ( Fortsetzung. ) „Jch hatte 'mal — 'smögen zwei oder drei Jahre her sein in einer kalten Nacht meinen Weg verloren in den nordischen Wäldern, da überkam mich die Nacht: und da ich weder einen Ueberrock noch eineu Teppich oder eine Büffelhaut, noch Feuer- zeug noch Beil bei mir hatte, so kam ich auf den Einfall, mein Nachtquartier im hohlen Stamme einer alten Schierlingstanne zu nehmen, die ich in der Nähe bemerkte. Kaum war es mir gelungen mich bis auf den Boden der Höhlung hinunterzulassen, als meine Ohren mit dem unheimlichsten und widerlichsten Ge- heul regalirt wurden, das ich jemals hatte anhören müssen, und wie ich nun so in meiner Bestürzung um mich herumfühle, werde ich gewahr, daß ich mein Nachtlager mitten unter einem Wurf ______jnnger Bären genommen. Meiner Treu, dacht' ich, wenn die alte Bärin heimkommt, die vermuthlich heute Abend auf Besuch auswärts ist, und dich hier findet, so wird deine Lage nichts weniger als angenehm, und..... Aber horch! was war das?“ „Nichts,“ versetzte ich „erzähle nur weiter!“ „Siehst Du, lieber Abel, der Gedanke, von dem alten Beest in Stücke gerissen und in Gestalt eines kalten Abendbrods sei- ner interessanten Familie vorgesetzt zu werden, vermehrte na- türlich das Unbehagliche meiner Lage noch um ein Bedeuten- des, und ich dachte schon darüber nach, mir anderwärts ein Unterkommen zu suchen, kletterte mit Händen und Füßen wie- der empor, indem ich den Rücken, die Beine und Fäuste wieder das schwammige faule Holz des Stammes stützte, — als plötz- lich der blaue Himmel, welcher oben zur Oeffnung des hohlen Stammes hereinsah, verstopft wurde, ein dumpfes Brummen sich hören ließ, die jungen Bären ungeduldig herumschnüffelten und ich die alte Bärin in der Dämmerung ihr Hinterviertel durch die Oeffnung des hohlen Baumes einbringen und sich ganz gemächlich an den Seiten herablassen sah — etwa wie man eine Leiter herabsteigt. Mein Herz schlug einen wahren Zapfenstreich und meine Knie wankten unter mir. Paul Skin- ner, dacht' ich, Dein Glücksstern ist sehr im Untergang; ich möchte Dir für Deine ganze Zukunft keinen Schuß Pulver mehr geben! — Da kam mir ein neuer Einfall; rasch zog ich mein Messer und stieß es der Bärin, als sie gerade ihre breite feuchte Bragte ( Tatze ) auf meinen Schädel setzen wollte, etwa 5—6mal recht tief in die Hinterkeulen, nahm das Messer zwi- schen die Zähne und klammerte mich an ihrem langen zottigen Pelze fest. Die alte Bärin schien nicht wenig betroffen ob die- ser eigenthümlichen Zärtlichkeits=Aeußerung von Seiten ihrer Jungen und kletterte unter ängstlichem Knurren behend mit mir wieder in die Höhe, Deinen gehorsamen Diener mit sich emporschleppend, der sich dann am Fuße der Schierlingstanne wohlbehalten auf seine Beine stellte und nach seiner Büchfe griff, während die Bärin heulend davon trollte. — Aber zum Henker! warum lachst Du denn so?“ „Du wirst natürlich Dich nun zu einem Eid erbieten, daß diese Geschichte, welche sehr nach Jägerlatein schmeckt, buchstäb- lich wahr sei_ ?“ fragte ich halb athemlos, denn ich mußte mir vor Lachen die Seiten halten. „Natürlich schwöre ich darauf,“ gab er zur Antwort; „aber stille! laß uns hören, was das war!“ „Sie kommen heran,“ sagt' ich. „Auf welche Seite des Flusses?“ „Auf dieser, denk' ich.“ „So müssen wir auf die andere Seite zu kommen suchen. Horch!“ „Sie sind auf dieser Seite; ich höre ihre Ruder ins Was- ser plätschern. Und sieh nur — dort im Norden sind zwei Sterne verfinstert. Wir haben keine Zeit mehr, unsere Lage zu verbessern!“ Jch hatte kaum den Mund zugethan, als das Plätschern der Ruder aufhörte, und wir wußten nun, daß die Rothhäute kaum zwanzig Schritte von unserem Verstecke entfernt waren. — „Mir fällt wieder die prächtige Hirschkeule ein, und ich möchte laut auflachen,“ flüsterte mir Paul zu. „Lache nur, so jag' ich Dir eine Kugel durch den Kopf!“ drohte ich. „Jch muß mir die Seiten halten, lächelte Paul. „Halte lieber das Maul!“ versetzte ich und mein Herz pochte so laut, daß ich wähnte, die Rothhäute müßten es hö- ren. Nach kurzer Rast griffen sie wieder zu den Rudern, und wir athmeten leichter, horchten bis die Töne nicht mehr ver- nehmbar waren, befestigten dann das Kanot am Ufer, griffen zu unsern Büchsen und betraten vorsichtig den Wald. „Horch!“ flüsterte ich; „hast Du den Kriegsruf gehört?“ „Bah, es sind Wölfe, die die Fährte eines Hirsches ange- nommen haben,“ meinte Paul. „Jch sage Dir, die Jndianer sind's die zurückkommen, und uns nun ganz sicher ausgemacht haben.“ „Schnell zurück nach dem Kanot!“ flüsterte der Trapper. „Stille! nicht einen Athemzug oder wir sind verloren. Nimm Dich in Acht vor den dürren Stangen, und sondere Deinen Weg immer mit der Spitze Deines Mocassins, bevor Du den Fuß aufsetzest. Ha! Trotz meiner Behutsamkeit hatte ich näm- lich meinen Fuß auf einen dürren Zweig gesetzt, und dieß ver- ursachte einen Ton, wie das Knistern einer Elektrisirmaschine, wenn man das Handgelenke mit dem Conductor in Berührung bringt. Die Jndianer hielten beinahe gerade unserem Versteck gegenüber und pflogen eine kurze Berathung. „Wir sind nicht entdeckt,“ flüsterte mir Paul rasch zu und kneipte mich voller Vergnügen in den Arm; „sie haben unsere Fährte verloren.“ Eine Minute später hörten wir das ehrbare Trio sich an den Baumzweigen hart zu uns heranschleppen und nach einem günstigen Punkte zum Landen herumfühlen. Als sie diesen ge- funden, stiegen sie an's Ufer und ließen sich etwa auf Pistolen- schußweite von uns nieder. „Was kitzelt Dich denn schon wieder?“ fragte ich Paul beinahe ärgerlich; „willst Du Deinen Skalp mit Gewalt los werden?“ „Du hast den hagern langen Jungen in's Bein getroffen, und er schickte Dir für diese Aufmerksamkeit so eben des Him- mels Segens zu!“ sagte Paul heiter, welcher etwas von der Jndianersprache verstand. „Stille! — Meilenstiefel spricht!... Ah, recht gut, mein Junge! der Einfall ist gar so übel nicht!“ fuhr Paul nach einer Weile fort; — „er behauptet, wir seien noch nicht vorübergekommen und sie wollen ___nun ein Tau von Moosebaumrinde drehen, um es von einem Ufer zum andern anszuspannen. Da glauben sie, daß werde unser Kanot umstür- zen, oder jedenfalls ihnen zeitige Anzeichen von unserer Annä- herung geben. Der Gedanke ist neu, gar nicht ____ubel und macht den Schurken alle Ehre. Höre nur, wie sie die jungen Bäume schälen!“ ( Schluß folgt. ) Vermischte Nachrichten. — Um die Reklamationen gegen die Einberufung zum Heerdienst künftig gründlicher prüfen und eventuell schneller er- ledigen zu können, schreibt man aus Berlin, soll ein durch- greifend verändertes Verfahren bei der Kreis=Ersatz=Kommission eintreten. Die Reklamationen werden darnach zunächst der Oeffentlichkeit übergeben, und nachdem dieses geschehen ist, von einer Kommission entschieden. Die Entscheidungen werden aber- mals bekannt gemacht. Die Kontrollversammlungen zur Fest- setzung der nach 7 Altersklassen stattfindenden Einberufungen sind im April und Oktober, die Kommissionssitzungen im Juni und Dezember. An den letzteren nehmen der Magistrat, Com- pagnieführer, Landwehrmänner Theil. Man ist zu diesen beabsichtigten Reformen durch die Schwierigkeiten und Weit- läuftigkeiten veranlaßt worden, welche die Reklamationen im vorigen Herbste bei den allgemeinen Mobilmachungen erzeugten. — Die kürzlich von einigen Berliner Blättern mitgetheilte Nachricht von einer schrecklichen Mordthat in der Nähe von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz, Benjamin Fiechter: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische024_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische024_1851/2
Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 24. Hattingen, 22. März 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische024_1851/2>, abgerufen am 07.10.2024.