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Märkische Blätter. Nr. 35. Hattingen, 30. April 1851.

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[Beginn Spaltensatz] sie ans Werk. An der Spitze des Zuges marschirte der Mör-
der seinem Galgen zu, und dicht hinter ihm wurde seine todte
Frau getragen. Die Kinder waren nicht zugegen, blieben aber
selbst mitten in der furchtbaren Scene nicht vergessen. Eine
kleine Büchse, mit der Jnschrift: "Für die Waisen", wurde an
den Baum genagelt, und manche Goldunze fiel hinein aus den
Börsen Derjenigen, die den Vater zum Galgen führten. Die
Leiche der Ermordeten wurde in die Grube gesenkt, und wäh-
rend der Elende noch die Grube und die leere, aber bedeut-
same Büchse am Baum anstarrte, schlang sich plötzlich der
Strick um seinen Hals fest und er schwebte in den Lüften.
Das Volk blieb am Hügel sitzen und sah stumm und streng
zu. Nach einer halben Stunde wurde er abgeschnitten, und
in's Grab neben seine Frau gelegt; und nach fünf Minuten
war Georgetown so still wie das einsame Grab auf jenem
Hügel. Kein Mensch war in den Straßen zu sehen, und
Niemand wußte, wohin der gesetzlose Haufe verschwunden war.
Am Abend kam der Todtenbeschauer, und als er Kunde er-
hielt von Dem, was sich begeben hatte, citirte er die Geschwor-
nen auf den andern Morgen. Sie versammelten sich bei
Sonnen=Aufgang auf dem Hügel, an dem noch offenen Grabe,
während ein Ende des abgeschnittenen Strickes über ihren
Häuptern baumelte. Wenig Worte wurden gewechselt, dann
legten sie einen Papierstreifen auf jeden Leichnam und begannen
das Grab zuzuwerfen. Auf dem einen Papierstreifen stand:
"Ermordet von Divine, ihrem Ehemann"; auf dem anderen:
"Gestorben, gemäß dem Willen Gottes und der Gerechtigkeit
der Menschen."



Vermischte Nachrichten.

-- Am 18. April ereignete sich in Frankfurt ein bedauerns-
werther Unglücksfall, welcher einen neuen Beweis liefert, wie
vorsichtig man mit Pulver umgehen muß. Ein Kutscher hatte
von einem ihm verwandten Leihjäger einer diplomatischen Person
eine Partie englischer Zündnadel=Patronen erhalten. Der Mann
nun wollte das Pulver ausleeren und dasselbe und die Hülsen
der Patronen, welche von Kupfer sein sollen, verkaufen. Mann
und Frau machten sich an die Arbeit und leerten das Pulver
auf den Tisch. Als die letzte Patrone an die Reihe kam,
konnte die Frau diese nicht gleich aufbringen und nahm einen
Strickdraht zur Hülfe. Jn dem Augenblicke aber, wo sie mit
Drahte hineinstach und die Zündnadel berührte, entzündete sich
die Patrone und in deren Folge auch das andere auf dem Tisch
liegende Pulver ( über 2 Pfund ) und Fenster, Thüre, ja, sogar
ein Gefach der Wand wurden mit einem ungeheuren, kanonen-
ähnlichen Schlage in die Luft gesprengt und die Wohnung stand
in einem Nu in hellen Flammen. Schnell aus der Nachbar-
schaft herbeigeeilte Leute fanden die Frau brennend auf dem
Boden liegend. Das Feuer wurde bald wieder gelöscht; die
Frau und ihr Mann aber, besonders die erstere, trugen so
starke Brandwunden davon, daß an ihrem Aufkommen gezwei-
felt wird. Beide wurden in das Hospital gebracht.

-- Die vom Kaiser v. Oesterreich für die Königin Viktoria
zum Geschenk bestimmten Albums gehen heute nach London
ab und werden vorher noch in dem Crystallpalaste ausgestellt.
Sie enthalten nebst sehr werthvollen Zeichnungen von inter-
essanten Landschaften und den verschiedenen National=Costüms
der Monarchie, ausgeführt von den ausgezeichnetsten vaterlän-
dischen Talenten, als musikalische Beigabe die entsprechenden
National=Gesänge und Tänze der verschiedenen Völker des
Kaiserstaates.

-- Vor einigen Tagen ist das Medaillenkabinet des bri-
tischen Museums durch eine Seltenheit bereichert worden, die
auch in Deutschland nur in sehr auserwählten Kreisen bekannt
ist: -- eine von den Denkmünzen, welche die Kaiserpartei in
Frankfurt im April 1849 auf die Wiederherstellung des deut-
schen Reiches schlagen, als aber die Kaiserkrone in Berlin ver-
schmäht war, in der Stille wieder einschmelzen ließ. Ein thä-
tiger Agent hat ein Paar Exemplare gerettet, von denen eins
nach London gelangt ist.

[Spaltenumbruch]

-- Die feierliche nnd heilige Stille der Charwoche wurde
am Charfreitage zu Paderborn früh gegen 10 Uhr durch
einen Straßen=Auflauf auf kurze Zeit unterbrochen. Es hatte
sich nämlich ein verworfenes Subject mit vielen anderen from-
men Seelen in die Kirche der barmherzigen Schwestern begeben,
dort das Crucifix geküßt, längere Zeit dem Scheine nach dort
gebetet und sich Abends in der gedachten Kirche einschließen
lassen. Des Nachts zwischen eilf und zwölf Uhr beginnt er
seine schwarze That, öffnet den Opfer=Kasten und ist gerade
damit beschäftigt, denselben zu leeren, als ein Dienstmädchen
welches noch spät seine Andacht dem gekreuzigten Erlöser opfert
den Bösewicht ergreift, mit Kraft festhält und schreit: Diebe!
Diebe! Alsbald eilen mehrere Personen herbei, auch die Bür-
gerwache und die Polizei. Am 18. April wurde derselbe nun
mit mehr denn 70 Haus und Haupt=Schlüsseln um den Hals
den Opferkasten in den Händen tragend und von einer unge-
gewöhnlichen Menschenmenge begleitet zu dem königl. Jnquisi-
toriats=Gebäude geführt.

Verzeichniß der Jahrmärkte,
die im Monat Mai in der Rheinprovinz
& Westphalen
vorkommen
:

1. Mai. Brilon, Calcar, Freudenberg, Hamminkeln, Gesecke, Olpe,
( Arnsberg ) Harsewinkel, Breden, Laer, Neuß, Jserlohn, Werl, Wattenscheidt.
Dilmen, Freudenburg, Horneburg. 3. Mai. Bonn 2 T., Erkelenz, Eupen.
4. Mai. Aldenhofen 3 t., Beleke, Gahlen, Haffen, Dorsten, Hückeswagen,
Müllenbach, Morsbach, Neheim, [unleserliches Material - 8 Zeichen fehlen]Nieukert 3 t., Olpe, Werden, Zülpich,
Millingen, Ahlen 2 t. Brünen, Bielefeld, Dinslaken, Essen 3 t., Frecken-
horst, Herdecke, Holtwick, Jbbenbühren, Lippstadt, Medebach 2 t., Metelen,
Mettmann 2 t., Meschede, Morbach, Rees 3 t, Soest 3 t., Vorst, Wal-
trop, Werne. 6. Mai. Berleburg, Coesfeld, Hagen, Stadtlohn. 7. Mai.
Borgshorst, Dingden, Schwerte, Wichlinghausen, Rhede, Legden, Liesborn.
8. Mai. Calcar, Minden 8 t, Oelde. 11. Mai. Elberfeld 10 t., Bigge,
Mehr, Ostbevern, Olfen, Ründeroth, Steele, St. Tönnis. 12. Mai. Alten-
berge, Buldern, Erwitte, Gütersloh, Hovestadt, Lengerich, Riederwenigern,
Rheidt, Waldniel, Ottenstein. 13. Mai. Bocholt, Burgsteinfurt, Hattingen,
Lüdinghausen, Osterfeld, Wickede. 15. Calcar, Blotho, Hopsten, Werth,
Gummersbach, Wiedenbrück, Dortmund 2 t. 18. Mai. Rade vorm Wald
2 t, Siegburg 3 t., Suchteln 3 t. 19. Lette ( im Minden'schen ) . 22.
Calcar. 23. Mai. Neuenkirchen, im Münster'schen 25. Mai. Buer 2 t.,
Gemünd, Gerresheim, Schöppingen, Velbert. 26. Mai Westerholt, Soest
3 t. 27. Mai. Bredenei. 28. Mai. Calcar, Gelsenkirchen 2 t., Gleh.n
29. Mai. Wulfen, Veyenburg, Crefeld, Lembeck, Linnich, Sprockhövel.



Bekanntmachungen.

Trotz der Bekanntmachung v. 13. Sept. 1849 wird noch
mehrfach darüber Beschwerde geführt, daß die Kinder mit Lärm
und Schreien durch die Straßen ziehen und die Ruhe der Stadt
stören. Wenn auch den Kindern unschuldige Freuden zu ge-
statten sind, so gehört dieses Lärmen, Schreien und Belästigen
des Publikums doch keineswegen in diese Kategorie; und hat
dieses Herumschwärmen und Tumultmachen in den Straßen
nur zu leicht den verderblichsten Einfluß auf die spätern Lebens-
jahre. -- Die Eltern fordern wir hierdurch auf, den Kindern
das Herumziehen und Toben in den Straßen zu verbieten und
auf die Befolgung ihrer Befehle zu wachen und würden wir
es sehr bedauern, wenn die Nichtbeachtung unserer Warnung
zu nothwendigen Bestrafungen führen müßte.

Hattingen, den 23. April 1851.     Der Magistrat.



Die Unterzeichner der Petition an das hohe Justizministerium
benachrichtigen hierdurch ergebenst, daß vom Königl. Appellations-
Gericht zu Hamm uns dieselbe Mittheilung geworden ist, welche
in Nr. 34 d. Bl, der Herr Amtmann Pickert bekannt gemacht hat.

Hattingen, den 25. April 1851.     Der Magistrat.



Die Repartitionslisten der Kommunal= und Schulsteuer pro
1851 liegen vom 1. Mai an acht Tage lang auf unserer
Registratur zur Einsicht der Betheiligten offen.

Hattingen, den 28. April 1851.     Der Magistrat.



Die Protocollirung der Besitzveränderungen von Grund-
Eigenthum kann auf unserm Amtsbureau erfolgen und fordern
wir die Grundeigenthümer auf, vorgekommene Veränderungen
unter Vorlegung der Documente jede Woche am Donnerstag,
Morgens von 9 bis 12 Uhr bei uns anzumelden.

Hattingen, den 28. April 1851.     Der Magistrat.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sie ans Werk. An der Spitze des Zuges marschirte der Mör-
der seinem Galgen zu, und dicht hinter ihm wurde seine todte
Frau getragen. Die Kinder waren nicht zugegen, blieben aber
selbst mitten in der furchtbaren Scene nicht vergessen. Eine
kleine Büchse, mit der Jnschrift: „Für die Waisen“, wurde an
den Baum genagelt, und manche Goldunze fiel hinein aus den
Börsen Derjenigen, die den Vater zum Galgen führten. Die
Leiche der Ermordeten wurde in die Grube gesenkt, und wäh-
rend der Elende noch die Grube und die leere, aber bedeut-
same Büchse am Baum anstarrte, schlang sich plötzlich der
Strick um seinen Hals fest und er schwebte in den Lüften.
Das Volk blieb am Hügel sitzen und sah stumm und streng
zu. Nach einer halben Stunde wurde er abgeschnitten, und
in's Grab neben seine Frau gelegt; und nach fünf Minuten
war Georgetown so still wie das einsame Grab auf jenem
Hügel. Kein Mensch war in den Straßen zu sehen, und
Niemand wußte, wohin der gesetzlose Haufe verschwunden war.
Am Abend kam der Todtenbeschauer, und als er Kunde er-
hielt von Dem, was sich begeben hatte, citirte er die Geschwor-
nen auf den andern Morgen. Sie versammelten sich bei
Sonnen=Aufgang auf dem Hügel, an dem noch offenen Grabe,
während ein Ende des abgeschnittenen Strickes über ihren
Häuptern baumelte. Wenig Worte wurden gewechselt, dann
legten sie einen Papierstreifen auf jeden Leichnam und begannen
das Grab zuzuwerfen. Auf dem einen Papierstreifen stand:
„Ermordet von Divine, ihrem Ehemann“; auf dem anderen:
„Gestorben, gemäß dem Willen Gottes und der Gerechtigkeit
der Menschen.“



Vermischte Nachrichten.

— Am 18. April ereignete sich in Frankfurt ein bedauerns-
werther Unglücksfall, welcher einen neuen Beweis liefert, wie
vorsichtig man mit Pulver umgehen muß. Ein Kutscher hatte
von einem ihm verwandten Leihjäger einer diplomatischen Person
eine Partie englischer Zündnadel=Patronen erhalten. Der Mann
nun wollte das Pulver ausleeren und dasselbe und die Hülsen
der Patronen, welche von Kupfer sein sollen, verkaufen. Mann
und Frau machten sich an die Arbeit und leerten das Pulver
auf den Tisch. Als die letzte Patrone an die Reihe kam,
konnte die Frau diese nicht gleich aufbringen und nahm einen
Strickdraht zur Hülfe. Jn dem Augenblicke aber, wo sie mit
Drahte hineinstach und die Zündnadel berührte, entzündete sich
die Patrone und in deren Folge auch das andere auf dem Tisch
liegende Pulver ( über 2 Pfund ) und Fenster, Thüre, ja, sogar
ein Gefach der Wand wurden mit einem ungeheuren, kanonen-
ähnlichen Schlage in die Luft gesprengt und die Wohnung stand
in einem Nu in hellen Flammen. Schnell aus der Nachbar-
schaft herbeigeeilte Leute fanden die Frau brennend auf dem
Boden liegend. Das Feuer wurde bald wieder gelöscht; die
Frau und ihr Mann aber, besonders die erstere, trugen so
starke Brandwunden davon, daß an ihrem Aufkommen gezwei-
felt wird. Beide wurden in das Hospital gebracht.

— Die vom Kaiser v. Oesterreich für die Königin Viktoria
zum Geschenk bestimmten Albums gehen heute nach London
ab und werden vorher noch in dem Crystallpalaste ausgestellt.
Sie enthalten nebst sehr werthvollen Zeichnungen von inter-
essanten Landschaften und den verschiedenen National=Costüms
der Monarchie, ausgeführt von den ausgezeichnetsten vaterlän-
dischen Talenten, als musikalische Beigabe die entsprechenden
National=Gesänge und Tänze der verschiedenen Völker des
Kaiserstaates.

— Vor einigen Tagen ist das Medaillenkabinet des bri-
tischen Museums durch eine Seltenheit bereichert worden, die
auch in Deutschland nur in sehr auserwählten Kreisen bekannt
ist: — eine von den Denkmünzen, welche die Kaiserpartei in
Frankfurt im April 1849 auf die Wiederherstellung des deut-
schen Reiches schlagen, als aber die Kaiserkrone in Berlin ver-
schmäht war, in der Stille wieder einschmelzen ließ. Ein thä-
tiger Agent hat ein Paar Exemplare gerettet, von denen eins
nach London gelangt ist.

[Spaltenumbruch]

— Die feierliche nnd heilige Stille der Charwoche wurde
am Charfreitage zu Paderborn früh gegen 10 Uhr durch
einen Straßen=Auflauf auf kurze Zeit unterbrochen. Es hatte
sich nämlich ein verworfenes Subject mit vielen anderen from-
men Seelen in die Kirche der barmherzigen Schwestern begeben,
dort das Crucifix geküßt, längere Zeit dem Scheine nach dort
gebetet und sich Abends in der gedachten Kirche einschließen
lassen. Des Nachts zwischen eilf und zwölf Uhr beginnt er
seine schwarze That, öffnet den Opfer=Kasten und ist gerade
damit beschäftigt, denselben zu leeren, als ein Dienstmädchen
welches noch spät seine Andacht dem gekreuzigten Erlöser opfert
den Bösewicht ergreift, mit Kraft festhält und schreit: Diebe!
Diebe! Alsbald eilen mehrere Personen herbei, auch die Bür-
gerwache und die Polizei. Am 18. April wurde derselbe nun
mit mehr denn 70 Haus und Haupt=Schlüsseln um den Hals
den Opferkasten in den Händen tragend und von einer unge-
gewöhnlichen Menschenmenge begleitet zu dem königl. Jnquisi-
toriats=Gebäude geführt.

Verzeichniß der Jahrmärkte,
die im Monat Mai in der Rheinprovinz
& Westphalen
vorkommen
:

1. Mai. Brilon, Calcar, Freudenberg, Hamminkeln, Gesecke, Olpe,
( Arnsberg ) Harsewinkel, Breden, Laer, Neuß, Jserlohn, Werl, Wattenscheidt.
Dilmen, Freudenburg, Horneburg. 3. Mai. Bonn 2 T., Erkelenz, Eupen.
4. Mai. Aldenhofen 3 t., Beleke, Gahlen, Haffen, Dorsten, Hückeswagen,
Müllenbach, Morsbach, Neheim, [unleserliches Material – 8 Zeichen fehlen]Nieukert 3 t., Olpe, Werden, Zülpich,
Millingen, Ahlen 2 t. Brünen, Bielefeld, Dinslaken, Essen 3 t., Frecken-
horst, Herdecke, Holtwick, Jbbenbühren, Lippstadt, Medebach 2 t., Metelen,
Mettmann 2 t., Meschede, Morbach, Rees 3 t, Soest 3 t., Vorst, Wal-
trop, Werne. 6. Mai. Berleburg, Coesfeld, Hagen, Stadtlohn. 7. Mai.
Borgshorst, Dingden, Schwerte, Wichlinghausen, Rhede, Legden, Liesborn.
8. Mai. Calcar, Minden 8 t, Oelde. 11. Mai. Elberfeld 10 t., Bigge,
Mehr, Ostbevern, Olfen, Ründeroth, Steele, St. Tönnis. 12. Mai. Alten-
berge, Buldern, Erwitte, Gütersloh, Hovestadt, Lengerich, Riederwenigern,
Rheidt, Waldniel, Ottenstein. 13. Mai. Bocholt, Burgsteinfurt, Hattingen,
Lüdinghausen, Osterfeld, Wickede. 15. Calcar, Blotho, Hopsten, Werth,
Gummersbach, Wiedenbrück, Dortmund 2 t. 18. Mai. Rade vorm Wald
2 t, Siegburg 3 t., Suchteln 3 t. 19. Lette ( im Minden'schen ) . 22.
Calcar. 23. Mai. Neuenkirchen, im Münster'schen 25. Mai. Buer 2 t.,
Gemünd, Gerresheim, Schöppingen, Velbert. 26. Mai Westerholt, Soest
3 t. 27. Mai. Bredenei. 28. Mai. Calcar, Gelsenkirchen 2 t., Gleh.n
29. Mai. Wulfen, Veyenburg, Crefeld, Lembeck, Linnich, Sprockhövel.



Bekanntmachungen.

Trotz der Bekanntmachung v. 13. Sept. 1849 wird noch
mehrfach darüber Beschwerde geführt, daß die Kinder mit Lärm
und Schreien durch die Straßen ziehen und die Ruhe der Stadt
stören. Wenn auch den Kindern unschuldige Freuden zu ge-
statten sind, so gehört dieses Lärmen, Schreien und Belästigen
des Publikums doch keineswegen in diese Kategorie; und hat
dieses Herumschwärmen und Tumultmachen in den Straßen
nur zu leicht den verderblichsten Einfluß auf die spätern Lebens-
jahre. — Die Eltern fordern wir hierdurch auf, den Kindern
das Herumziehen und Toben in den Straßen zu verbieten und
auf die Befolgung ihrer Befehle zu wachen und würden wir
es sehr bedauern, wenn die Nichtbeachtung unserer Warnung
zu nothwendigen Bestrafungen führen müßte.

Hattingen, den 23. April 1851.     Der Magistrat.



Die Unterzeichner der Petition an das hohe Justizministerium
benachrichtigen hierdurch ergebenst, daß vom Königl. Appellations-
Gericht zu Hamm uns dieselbe Mittheilung geworden ist, welche
in Nr. 34 d. Bl, der Herr Amtmann Pickert bekannt gemacht hat.

Hattingen, den 25. April 1851.     Der Magistrat.



Die Repartitionslisten der Kommunal= und Schulsteuer pro
1851 liegen vom 1. Mai an acht Tage lang auf unserer
Registratur zur Einsicht der Betheiligten offen.

Hattingen, den 28. April 1851.     Der Magistrat.



Die Protocollirung der Besitzveränderungen von Grund-
Eigenthum kann auf unserm Amtsbureau erfolgen und fordern
wir die Grundeigenthümer auf, vorgekommene Veränderungen
unter Vorlegung der Documente jede Woche am Donnerstag,
Morgens von 9 bis 12 Uhr bei uns anzumelden.

Hattingen, den 28. April 1851.     Der Magistrat.

[Ende Spaltensatz]
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[0003] sie ans Werk. An der Spitze des Zuges marschirte der Mör- der seinem Galgen zu, und dicht hinter ihm wurde seine todte Frau getragen. Die Kinder waren nicht zugegen, blieben aber selbst mitten in der furchtbaren Scene nicht vergessen. Eine kleine Büchse, mit der Jnschrift: „Für die Waisen“, wurde an den Baum genagelt, und manche Goldunze fiel hinein aus den Börsen Derjenigen, die den Vater zum Galgen führten. Die Leiche der Ermordeten wurde in die Grube gesenkt, und wäh- rend der Elende noch die Grube und die leere, aber bedeut- same Büchse am Baum anstarrte, schlang sich plötzlich der Strick um seinen Hals fest und er schwebte in den Lüften. Das Volk blieb am Hügel sitzen und sah stumm und streng zu. Nach einer halben Stunde wurde er abgeschnitten, und in's Grab neben seine Frau gelegt; und nach fünf Minuten war Georgetown so still wie das einsame Grab auf jenem Hügel. Kein Mensch war in den Straßen zu sehen, und Niemand wußte, wohin der gesetzlose Haufe verschwunden war. Am Abend kam der Todtenbeschauer, und als er Kunde er- hielt von Dem, was sich begeben hatte, citirte er die Geschwor- nen auf den andern Morgen. Sie versammelten sich bei Sonnen=Aufgang auf dem Hügel, an dem noch offenen Grabe, während ein Ende des abgeschnittenen Strickes über ihren Häuptern baumelte. Wenig Worte wurden gewechselt, dann legten sie einen Papierstreifen auf jeden Leichnam und begannen das Grab zuzuwerfen. Auf dem einen Papierstreifen stand: „Ermordet von Divine, ihrem Ehemann“; auf dem anderen: „Gestorben, gemäß dem Willen Gottes und der Gerechtigkeit der Menschen.“ Vermischte Nachrichten. — Am 18. April ereignete sich in Frankfurt ein bedauerns- werther Unglücksfall, welcher einen neuen Beweis liefert, wie vorsichtig man mit Pulver umgehen muß. Ein Kutscher hatte von einem ihm verwandten Leihjäger einer diplomatischen Person eine Partie englischer Zündnadel=Patronen erhalten. Der Mann nun wollte das Pulver ausleeren und dasselbe und die Hülsen der Patronen, welche von Kupfer sein sollen, verkaufen. Mann und Frau machten sich an die Arbeit und leerten das Pulver auf den Tisch. Als die letzte Patrone an die Reihe kam, konnte die Frau diese nicht gleich aufbringen und nahm einen Strickdraht zur Hülfe. Jn dem Augenblicke aber, wo sie mit Drahte hineinstach und die Zündnadel berührte, entzündete sich die Patrone und in deren Folge auch das andere auf dem Tisch liegende Pulver ( über 2 Pfund ) und Fenster, Thüre, ja, sogar ein Gefach der Wand wurden mit einem ungeheuren, kanonen- ähnlichen Schlage in die Luft gesprengt und die Wohnung stand in einem Nu in hellen Flammen. Schnell aus der Nachbar- schaft herbeigeeilte Leute fanden die Frau brennend auf dem Boden liegend. Das Feuer wurde bald wieder gelöscht; die Frau und ihr Mann aber, besonders die erstere, trugen so starke Brandwunden davon, daß an ihrem Aufkommen gezwei- felt wird. Beide wurden in das Hospital gebracht. — Die vom Kaiser v. Oesterreich für die Königin Viktoria zum Geschenk bestimmten Albums gehen heute nach London ab und werden vorher noch in dem Crystallpalaste ausgestellt. Sie enthalten nebst sehr werthvollen Zeichnungen von inter- essanten Landschaften und den verschiedenen National=Costüms der Monarchie, ausgeführt von den ausgezeichnetsten vaterlän- dischen Talenten, als musikalische Beigabe die entsprechenden National=Gesänge und Tänze der verschiedenen Völker des Kaiserstaates. — Vor einigen Tagen ist das Medaillenkabinet des bri- tischen Museums durch eine Seltenheit bereichert worden, die auch in Deutschland nur in sehr auserwählten Kreisen bekannt ist: — eine von den Denkmünzen, welche die Kaiserpartei in Frankfurt im April 1849 auf die Wiederherstellung des deut- schen Reiches schlagen, als aber die Kaiserkrone in Berlin ver- schmäht war, in der Stille wieder einschmelzen ließ. Ein thä- tiger Agent hat ein Paar Exemplare gerettet, von denen eins nach London gelangt ist. — Die feierliche nnd heilige Stille der Charwoche wurde am Charfreitage zu Paderborn früh gegen 10 Uhr durch einen Straßen=Auflauf auf kurze Zeit unterbrochen. Es hatte sich nämlich ein verworfenes Subject mit vielen anderen from- men Seelen in die Kirche der barmherzigen Schwestern begeben, dort das Crucifix geküßt, längere Zeit dem Scheine nach dort gebetet und sich Abends in der gedachten Kirche einschließen lassen. Des Nachts zwischen eilf und zwölf Uhr beginnt er seine schwarze That, öffnet den Opfer=Kasten und ist gerade damit beschäftigt, denselben zu leeren, als ein Dienstmädchen welches noch spät seine Andacht dem gekreuzigten Erlöser opfert den Bösewicht ergreift, mit Kraft festhält und schreit: Diebe! Diebe! Alsbald eilen mehrere Personen herbei, auch die Bür- gerwache und die Polizei. Am 18. April wurde derselbe nun mit mehr denn 70 Haus und Haupt=Schlüsseln um den Hals den Opferkasten in den Händen tragend und von einer unge- gewöhnlichen Menschenmenge begleitet zu dem königl. Jnquisi- toriats=Gebäude geführt. Verzeichniß der Jahrmärkte, die im Monat Mai in der Rheinprovinz & Westphalen vorkommen: 1. Mai. Brilon, Calcar, Freudenberg, Hamminkeln, Gesecke, Olpe, ( Arnsberg ) Harsewinkel, Breden, Laer, Neuß, Jserlohn, Werl, Wattenscheidt. Dilmen, Freudenburg, Horneburg. 3. Mai. Bonn 2 T., Erkelenz, Eupen. 4. Mai. Aldenhofen 3 t., Beleke, Gahlen, Haffen, Dorsten, Hückeswagen, Müllenbach, Morsbach, Neheim, ________Nieukert 3 t., Olpe, Werden, Zülpich, Millingen, Ahlen 2 t. Brünen, Bielefeld, Dinslaken, Essen 3 t., Frecken- horst, Herdecke, Holtwick, Jbbenbühren, Lippstadt, Medebach 2 t., Metelen, Mettmann 2 t., Meschede, Morbach, Rees 3 t, Soest 3 t., Vorst, Wal- trop, Werne. 6. Mai. Berleburg, Coesfeld, Hagen, Stadtlohn. 7. Mai. Borgshorst, Dingden, Schwerte, Wichlinghausen, Rhede, Legden, Liesborn. 8. Mai. Calcar, Minden 8 t, Oelde. 11. Mai. Elberfeld 10 t., Bigge, Mehr, Ostbevern, Olfen, Ründeroth, Steele, St. Tönnis. 12. Mai. Alten- berge, Buldern, Erwitte, Gütersloh, Hovestadt, Lengerich, Riederwenigern, Rheidt, Waldniel, Ottenstein. 13. Mai. Bocholt, Burgsteinfurt, Hattingen, Lüdinghausen, Osterfeld, Wickede. 15. Calcar, Blotho, Hopsten, Werth, Gummersbach, Wiedenbrück, Dortmund 2 t. 18. Mai. Rade vorm Wald 2 t, Siegburg 3 t., Suchteln 3 t. 19. Lette ( im Minden'schen ) . 22. Calcar. 23. Mai. Neuenkirchen, im Münster'schen 25. Mai. Buer 2 t., Gemünd, Gerresheim, Schöppingen, Velbert. 26. Mai Westerholt, Soest 3 t. 27. Mai. Bredenei. 28. Mai. Calcar, Gelsenkirchen 2 t., Gleh.n 29. Mai. Wulfen, Veyenburg, Crefeld, Lembeck, Linnich, Sprockhövel. Bekanntmachungen. Trotz der Bekanntmachung v. 13. Sept. 1849 wird noch mehrfach darüber Beschwerde geführt, daß die Kinder mit Lärm und Schreien durch die Straßen ziehen und die Ruhe der Stadt stören. Wenn auch den Kindern unschuldige Freuden zu ge- statten sind, so gehört dieses Lärmen, Schreien und Belästigen des Publikums doch keineswegen in diese Kategorie; und hat dieses Herumschwärmen und Tumultmachen in den Straßen nur zu leicht den verderblichsten Einfluß auf die spätern Lebens- jahre. — Die Eltern fordern wir hierdurch auf, den Kindern das Herumziehen und Toben in den Straßen zu verbieten und auf die Befolgung ihrer Befehle zu wachen und würden wir es sehr bedauern, wenn die Nichtbeachtung unserer Warnung zu nothwendigen Bestrafungen führen müßte. Hattingen, den 23. April 1851. Der Magistrat. Die Unterzeichner der Petition an das hohe Justizministerium benachrichtigen hierdurch ergebenst, daß vom Königl. Appellations- Gericht zu Hamm uns dieselbe Mittheilung geworden ist, welche in Nr. 34 d. Bl, der Herr Amtmann Pickert bekannt gemacht hat. Hattingen, den 25. April 1851. Der Magistrat. Die Repartitionslisten der Kommunal= und Schulsteuer pro 1851 liegen vom 1. Mai an acht Tage lang auf unserer Registratur zur Einsicht der Betheiligten offen. Hattingen, den 28. April 1851. Der Magistrat. Die Protocollirung der Besitzveränderungen von Grund- Eigenthum kann auf unserm Amtsbureau erfolgen und fordern wir die Grundeigenthümer auf, vorgekommene Veränderungen unter Vorlegung der Documente jede Woche am Donnerstag, Morgens von 9 bis 12 Uhr bei uns anzumelden. Hattingen, den 28. April 1851. Der Magistrat.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 35. Hattingen, 30. April 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische035_1851/3>, abgerufen am 27.05.2024.