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Mainzer Journal. Nr. 244. Mainz, 13. Oktober 1849.

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[Beginn Spaltensatz] es, die Aufstellung eines Observationskorps an der böh-
mischen Grenze
sey zunächst eine rein militärische Dislocation.
Jn Böhmen sey von jeher viel Militär gestanden, und jetzt, nach
Beendigung des Krieges, kehren die Truppenkörper wieder dahin
zurück; Böhmen brauche eine starke Besatzung nicht blos darum,
weil es ein wichtiger strategischer Punkt ist, sondern weil "der
Zustand in Böhmen stets und auch jetzt noch ein aufgeregter sey.
Prag sey eine Stadt voll revolutionärer Elemente, und auch auf
dem flachen Lande in Böhmen sey selbst in vormärzlichen Zeiten,
obgleich 50 bis 60,000 Mann Truppen zur Verfügung standen,
das Mititär zur nöthigen Assistenz kaum ausreichend gewesen."
Wir glauben nichts Besseres thun zu können, als den Herrn Cor-
re [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]pondenten der Nationalzeitung einzuladen, doch einige Wochen
auf einen Besuch in Prag und Böhmen zu verwenden. Wir wä-
ren sehr begierig, ob er auch dann noch die fürchterlichen Begriffe
von den "revolutionären" Böhmen behalten würde; wir glauben
kaum. Wenn auch Böhmen nicht todt und geistesträge ist, ein re-
volutionäres Land ist es, und namentlich in diesem Augenblicke,
gewiß nicht. Auch die Versionen haben wir schon mehrseitig ver-
nommen, das Armeekorps auf Böhmens Boden habe eigentlich
den Zweck, bei einem entscheidenden Schritte der Regierung in der
deutschen Frage jede etwa zu befürchtende Bewegung in Böhmen
niederzuhalten, aber auch die Besorgniß halten wir bei der gegen-
wärtigen Sachlage für eine überflüssige."

Berlin 11. October. ( N. Pr. Z. ) Die Ratification der in
Wien am 30. v. M. geschlossenen Unterhandlungen zwischen
Oesterreich und Preußen wegen der künftig in Deutschland gelten-
den Obergewalt ist gestern von hier nach Wien abgegangen. Es
tritt nunmehr eine Centralcommission ein, die den Namen
des Jnterim führen wird. Der Zweck dieser Commission wird
seyn, d[e]n Bund als völkerrechtlichen Verein hinzustellen zu innerer
und äußerer Sicherheit. Die Verfassungsangelegenheit bleibt von
dem Forum dieser Commission ausgeschlossen, vielmehr der
[unleserliches Material - 12 Zeichen fehlen]Vereinbarung der einzelnen Staaten überlassen. Vor dem Jnte-
rim werden verhandelt alle Angelegenheiten des "engern Rathes."
Es wird eine Bundescommission niedergesetzt aus 4 Mitgliedern,
2 österreichischen und 2 preußischen. Für den Fall der Mei-
nungsverschiedenheit tritt ein Schiedsgericht ein, welches aus
einem preußischen, einem österreichischen und einem dritten
Mitgliede [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]besteht, das jene beiden Mitglieder gemeinsam wählen.
Die vier Mitglieder der Commission theilen sich in die Geschäfte,
welche sie nach Maaßgabe der bisherigen Bundes-
gesetzgebung verwalten.
Frankfurt ist der Sitz des Jnte-
rim. Dieser Beschluß Oesterreichs und Preußens wird den übri-
gen deutschen Staaten zur Annahme vorgelegt werden, an welcher
nicht leicht zu zweifeln ist.

Eine Berliner lithographirte Correspondenz bringt uns das
nachfolgende Wischiwaschi, worüber dem intelligenten Verfasser
gar nichts eingefallen zu seyn scheint: "Während das "Journal
des Debats" in den letzten Tagen in einem Leitartikel für die Po-
litik der bayrischen Regierung in Bezug auf die deutsche Frage
in die Schranken trat, scheint die französische Regierung
doch mehr geneigt, von der Politik Louis Philipps abzuweichen
und die sogenannte Selbstständigkeit der kleineren süddeutschen
Staaten ihr weniger am Herzen zu liegen, als die "einheitliche
Gestaltung" Deutschlands ( ! ) in so weit sie nothwendig erscheint,
um dem republikanischen Westen gegen den kosackischen Osten eine
kräftige Vormauer zu gewähren. Eine vollständige Suprematie
Preußens in ganz Deutschland aber ist man nicht geneigt in Paris
zu unterstützen, dagegen hat man von Paris aus die Gründung
eines norddeutschen Bundes unter unbeschränkter Ober-
hoheit Preußens und die Gründung eines süddeutschen
Bundes
unter der Oberhoheit Oesterreichs, aber in beschränk-
terem Maße, für das Wünschenwertheste gehalten. Zur Ueber-
bringung dieser Vorschläge war Herr v. Persigny beauftragt.
Die schmeichelhaftesten Versicherungen der französischen Regie-
rung, die der Vertraute Louis Napoleons überbrachte, haben die
preußische Regierung jedoch nicht vermocht, zur Zeit auf die Pro-
position eines norddeutschen und süddeutschen Bundes einzugehen."
Ein Commentar dazu ist nicht nöthig, unsere Leser haben an die-
ser Probe politischer Weisheit, womit deutsche Blätter von Ber-
lin aus gefüttert werden, wahrscheinlich schon genug!

Es sind mehrere Anzeichen vorhanden, daß in kurzer Zeit
neue Maßregeln ergriffen werden möchten, um der Organisa-
ton der demokratischen Partei,
wenn nicht ganz ein Ende
zu machen, so doch engere und sehr bestimmte Grenzen zu setzen.
Die Aufnahme und respective die Erwiderung, welche die vom
Minister des Jnnern in der Kammer über den Handwerker-
Verein gegebenen Enthüllungen Seitens des letzteren gefunden
haben, scheinen die Gereiztheit in höheren Kreisen gegen das
ganze Clubwesen sehr gesteigert und vielleicht schon längere
[Spaltenumbruch] Zeit dieserhalb gehegte Absichten ihrer Zeitigung entgegengeführt
zu haben. Die Versammlungen werden jetzt außerordentlich scharf
überwacht, und nicht blos durch die officiellen, sondern auch durch
nicht officielle Personen. Es soll sich vornehmlich um Materialien
zu neuen, der Kammer zu machenden Vorlagen handeln. Er-
treme und ausschweifende Projecte, wie z. B. Errichtung von
Anstalten, in welchen schon Knaben auf Feuergewehre eingeübt
werden, arbeiten den Behörden dabei eben so sehr in die Hände,
als unvorsichtige Prahlereien, wie z. B. über die bewaffneten
Massen, welche bei der nächsten Veranlassung bereit seyn würden.

Köln 12. October. Am 11. October sind 12 Erkrankungen
an der Cholera, 17 Genesungen und 11 Sterbefälle angezeigt
worden.

München 9. October. ( N. C. ) Unsere guten Freunde in
Preußen scheinen uns immer mehr Beweise zuvorkommender
Artigkeit geben zu wollen. Man hat in Berlin die mit dem
1. October fällige, Bayern aus den Einnahmen des Zollvereines
treffende Rate zurückgehalten und will sich mit derselben für die
Occupationskosten der Pfalz bezahlt machen. Noch besser hat es
die "Deutsche Zeitung" mit uns vor, welche in einer ihrer neuesten
Nummern die komische Ansicht aufstellt, die Pfalz sey Bayern
durch Preußen "wiedergeschenkt" worden und Preußen habe so-
nach ein "Recht" darauf, den Beitritt wenigstens der Pfalz zum
Dreikönigsbündnisse zu fordern, id est: die "kaiserliche Tafel-
provinz," wie sie Karl der Große nannte, auf eine legitime Art
zu verspeisen. Diesem Blatte zufolge würde weitaus die Majori-
tät der Pfälzer Deputirten ( 13 Mitglieder derselben ) mit dem
Dreikönigsbündnisse sympathisiren. Qui vivra verra! Der
"Bote aus den Vogesen" spricht sich, allerdings etwas verblümt,
in dieser Richtung aus, und gewiß ist, was ich Jhnen schon
neulich mittheilte, daß in der Kammer sich Hinneigungen zu dem
preußischen Entwurfe gezeigt, die auch den "Volksboten" veran-
laßt haben, mit einem gewaltigen Adressensturme zu drohen.

Von der Kinzig 9. October. ( Freib. Z. ) . Die in Straßburg
kürzlich angekommenen Herren Raveaux, Jtzstein und andere
deutsche Flüchtlinge haben bis jetzt nicht vor, Straßburg zu ver-
lassen; ebenso soll Brentano von da nur scheinbar nach Havre
abgereist seyn und nicht daran denken, sich aus der Nähe von
Straßburg zu entfernen. Gewiß ist, daß in der letzten Zeit viele
der betheiligten Flüchtlinge aus der Schweiz ( mit der sie sich gar
nicht zufrieden erklären ) ins Elsaß übergesiedelt sind, und sich
dort, zumal in Straßburg, nebst den nie von da Weggegange-
nen, aufhalten, unter den Augen der sonst so rücksichtslosen fran-
zösischen Polizei, mit welcher jetzt im besten Vernehmen zu stehen
die Flüchtlinge sich rühmen. Manche von ihnen leben der festen
Zuversicht und äußern unverholen, es stehe in Frankreich Etwas
bevor, dieser Tage werde in Paris Wichtiges sich ereignen, und
dann solle es auch in Deutschland losgehen, die Stunde der
"Rache" sey nahe!

Mannheim 12. October. Stand der Brechruhrepidemie
am 11. October: Zugang 4, genesen 3, gestorben 3.

Mainz 13. October. Jn der heutigen öffentlichen Sitzung
des gr. Obergerichtes wurden folgende 9 Ergänzungs= und 30
Hauptgeschworene gezogen, welche die Jury für die nächsten am
5. November l. J. beginnenden Assisen bilden sollen.

A. Ergänzungsgeschworene. 1 ) Preller, Karl,
Auswanderungsagent. 2 ) Krebs, Joh. Mich., Dampfschiff-
fahrtsagent. 3 ) Janitsch, Joseph Ludwig, Buchhändler.
4 ) Gastel, Joseph, Rentner. 5 ) Moritz, Ludwig, Bierbrauer.
6 ) Heß, Karl Ludwig Heinrich Gerhard, Materialwaarenhänd-
ler. 7 ) Müller, Jgnaz, Mahlmüller. 8 ) Vohsen, Jakob,
Oelfabrikant. 9 ) Bömper, Johann, Ellenwaarenhändler, alle
von Mainz.

B. Hauptgeschworene. 1 ) Weißmann,Dr. Joseph,
Arzt in Mainz. 2 ) Dr. Anschel, Joseph Jgnaz Franz, Arzt
in Mainz. 3 ) Schönek, Johann Lorenz, Oekonom in Worms.
4 ) Keßler, Andreas, Gutsbesitzer in Alzei. 5 ) Schneider,
Joh. Baptist, Bauunternehmer in Mainz. 6 ) Kauth, Wil-
helm II., Bauunternehmer in Oberingelheim. 7 ) Herr, Heinrich,
Oekonom in Mölsheim. 8 ) Marx, Valentin, Handelsmann in
Büdesheim. 9 ) Hillebrand, Georg, Oekonom in Osthofen.
10 ) Köhler, Dr., Anton, Arzt in Sprendlingen. 11 ) Lorenz,
Johann, Gutsbesitzer in Siefersheim. 12 ) Geyl, Valentin I.,
Oekonom in Pfeddersheim. 13 ) Kaiser, Samuel, Ellenwaa-
renhändler in Wörrstadt. 14 ) Heinrichs, Johann Jakob, in
Heßloch. 15 ) Dr. Cirey, Joseph, Arzt in Mainz. 16 ) Uhl,
Adam, Gemeinderath in Dalheim. 17 ) Heinz, Jakob II., Gast-
wirth in Hahnheim. 18 ) Wernz, Philipp Jakob, Oekonom in
Ofstein. 19 ) Klauder, Jakob III., Gemeinderath und
Oekonom in Monzernheim. 20 ) Staufer, Abraham II., Bren-
ner in Jbersheim. 21 ) Dr. Wiegand, Wilhelm, Gymnasial-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] es, die Aufstellung eines Observationskorps an der böh-
mischen Grenze
sey zunächst eine rein militärische Dislocation.
Jn Böhmen sey von jeher viel Militär gestanden, und jetzt, nach
Beendigung des Krieges, kehren die Truppenkörper wieder dahin
zurück; Böhmen brauche eine starke Besatzung nicht blos darum,
weil es ein wichtiger strategischer Punkt ist, sondern weil „der
Zustand in Böhmen stets und auch jetzt noch ein aufgeregter sey.
Prag sey eine Stadt voll revolutionärer Elemente, und auch auf
dem flachen Lande in Böhmen sey selbst in vormärzlichen Zeiten,
obgleich 50 bis 60,000 Mann Truppen zur Verfügung standen,
das Mititär zur nöthigen Assistenz kaum ausreichend gewesen.“
Wir glauben nichts Besseres thun zu können, als den Herrn Cor-
re [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]pondenten der Nationalzeitung einzuladen, doch einige Wochen
auf einen Besuch in Prag und Böhmen zu verwenden. Wir wä-
ren sehr begierig, ob er auch dann noch die fürchterlichen Begriffe
von den „revolutionären“ Böhmen behalten würde; wir glauben
kaum. Wenn auch Böhmen nicht todt und geistesträge ist, ein re-
volutionäres Land ist es, und namentlich in diesem Augenblicke,
gewiß nicht. Auch die Versionen haben wir schon mehrseitig ver-
nommen, das Armeekorps auf Böhmens Boden habe eigentlich
den Zweck, bei einem entscheidenden Schritte der Regierung in der
deutschen Frage jede etwa zu befürchtende Bewegung in Böhmen
niederzuhalten, aber auch die Besorgniß halten wir bei der gegen-
wärtigen Sachlage für eine überflüssige.“

Berlin 11. October. ( N. Pr. Z. ) Die Ratification der in
Wien am 30. v. M. geschlossenen Unterhandlungen zwischen
Oesterreich und Preußen wegen der künftig in Deutschland gelten-
den Obergewalt ist gestern von hier nach Wien abgegangen. Es
tritt nunmehr eine Centralcommission ein, die den Namen
des Jnterim führen wird. Der Zweck dieser Commission wird
seyn, d[e]n Bund als völkerrechtlichen Verein hinzustellen zu innerer
und äußerer Sicherheit. Die Verfassungsangelegenheit bleibt von
dem Forum dieser Commission ausgeschlossen, vielmehr der
[unleserliches Material – 12 Zeichen fehlen]Vereinbarung der einzelnen Staaten überlassen. Vor dem Jnte-
rim werden verhandelt alle Angelegenheiten des „engern Rathes.“
Es wird eine Bundescommission niedergesetzt aus 4 Mitgliedern,
2 österreichischen und 2 preußischen. Für den Fall der Mei-
nungsverschiedenheit tritt ein Schiedsgericht ein, welches aus
einem preußischen, einem österreichischen und einem dritten
Mitgliede [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]besteht, das jene beiden Mitglieder gemeinsam wählen.
Die vier Mitglieder der Commission theilen sich in die Geschäfte,
welche sie nach Maaßgabe der bisherigen Bundes-
gesetzgebung verwalten.
Frankfurt ist der Sitz des Jnte-
rim. Dieser Beschluß Oesterreichs und Preußens wird den übri-
gen deutschen Staaten zur Annahme vorgelegt werden, an welcher
nicht leicht zu zweifeln ist.

Eine Berliner lithographirte Correspondenz bringt uns das
nachfolgende Wischiwaschi, worüber dem intelligenten Verfasser
gar nichts eingefallen zu seyn scheint: „Während das „Journal
des Debats“ in den letzten Tagen in einem Leitartikel für die Po-
litik der bayrischen Regierung in Bezug auf die deutsche Frage
in die Schranken trat, scheint die französische Regierung
doch mehr geneigt, von der Politik Louis Philipps abzuweichen
und die sogenannte Selbstständigkeit der kleineren süddeutschen
Staaten ihr weniger am Herzen zu liegen, als die „einheitliche
Gestaltung“ Deutschlands ( ! ) in so weit sie nothwendig erscheint,
um dem republikanischen Westen gegen den kosackischen Osten eine
kräftige Vormauer zu gewähren. Eine vollständige Suprematie
Preußens in ganz Deutschland aber ist man nicht geneigt in Paris
zu unterstützen, dagegen hat man von Paris aus die Gründung
eines norddeutschen Bundes unter unbeschränkter Ober-
hoheit Preußens und die Gründung eines süddeutschen
Bundes
unter der Oberhoheit Oesterreichs, aber in beschränk-
terem Maße, für das Wünschenwertheste gehalten. Zur Ueber-
bringung dieser Vorschläge war Herr v. Persigny beauftragt.
Die schmeichelhaftesten Versicherungen der französischen Regie-
rung, die der Vertraute Louis Napoleons überbrachte, haben die
preußische Regierung jedoch nicht vermocht, zur Zeit auf die Pro-
position eines norddeutschen und süddeutschen Bundes einzugehen.“
Ein Commentar dazu ist nicht nöthig, unsere Leser haben an die-
ser Probe politischer Weisheit, womit deutsche Blätter von Ber-
lin aus gefüttert werden, wahrscheinlich schon genug!

Es sind mehrere Anzeichen vorhanden, daß in kurzer Zeit
neue Maßregeln ergriffen werden möchten, um der Organisa-
ton der demokratischen Partei,
wenn nicht ganz ein Ende
zu machen, so doch engere und sehr bestimmte Grenzen zu setzen.
Die Aufnahme und respective die Erwiderung, welche die vom
Minister des Jnnern in der Kammer über den Handwerker-
Verein gegebenen Enthüllungen Seitens des letzteren gefunden
haben, scheinen die Gereiztheit in höheren Kreisen gegen das
ganze Clubwesen sehr gesteigert und vielleicht schon längere
[Spaltenumbruch] Zeit dieserhalb gehegte Absichten ihrer Zeitigung entgegengeführt
zu haben. Die Versammlungen werden jetzt außerordentlich scharf
überwacht, und nicht blos durch die officiellen, sondern auch durch
nicht officielle Personen. Es soll sich vornehmlich um Materialien
zu neuen, der Kammer zu machenden Vorlagen handeln. Er-
treme und ausschweifende Projecte, wie z. B. Errichtung von
Anstalten, in welchen schon Knaben auf Feuergewehre eingeübt
werden, arbeiten den Behörden dabei eben so sehr in die Hände,
als unvorsichtige Prahlereien, wie z. B. über die bewaffneten
Massen, welche bei der nächsten Veranlassung bereit seyn würden.

Köln 12. October. Am 11. October sind 12 Erkrankungen
an der Cholera, 17 Genesungen und 11 Sterbefälle angezeigt
worden.

München 9. October. ( N. C. ) Unsere guten Freunde in
Preußen scheinen uns immer mehr Beweise zuvorkommender
Artigkeit geben zu wollen. Man hat in Berlin die mit dem
1. October fällige, Bayern aus den Einnahmen des Zollvereines
treffende Rate zurückgehalten und will sich mit derselben für die
Occupationskosten der Pfalz bezahlt machen. Noch besser hat es
die „Deutsche Zeitung“ mit uns vor, welche in einer ihrer neuesten
Nummern die komische Ansicht aufstellt, die Pfalz sey Bayern
durch Preußen „wiedergeschenkt“ worden und Preußen habe so-
nach ein „Recht“ darauf, den Beitritt wenigstens der Pfalz zum
Dreikönigsbündnisse zu fordern, id est: die „kaiserliche Tafel-
provinz,“ wie sie Karl der Große nannte, auf eine legitime Art
zu verspeisen. Diesem Blatte zufolge würde weitaus die Majori-
tät der Pfälzer Deputirten ( 13 Mitglieder derselben ) mit dem
Dreikönigsbündnisse sympathisiren. Qui vivra verra! Der
„Bote aus den Vogesen“ spricht sich, allerdings etwas verblümt,
in dieser Richtung aus, und gewiß ist, was ich Jhnen schon
neulich mittheilte, daß in der Kammer sich Hinneigungen zu dem
preußischen Entwurfe gezeigt, die auch den „Volksboten“ veran-
laßt haben, mit einem gewaltigen Adressensturme zu drohen.

Von der Kinzig 9. October. ( Freib. Z. ) . Die in Straßburg
kürzlich angekommenen Herren Raveaux, Jtzstein und andere
deutsche Flüchtlinge haben bis jetzt nicht vor, Straßburg zu ver-
lassen; ebenso soll Brentano von da nur scheinbar nach Havre
abgereist seyn und nicht daran denken, sich aus der Nähe von
Straßburg zu entfernen. Gewiß ist, daß in der letzten Zeit viele
der betheiligten Flüchtlinge aus der Schweiz ( mit der sie sich gar
nicht zufrieden erklären ) ins Elsaß übergesiedelt sind, und sich
dort, zumal in Straßburg, nebst den nie von da Weggegange-
nen, aufhalten, unter den Augen der sonst so rücksichtslosen fran-
zösischen Polizei, mit welcher jetzt im besten Vernehmen zu stehen
die Flüchtlinge sich rühmen. Manche von ihnen leben der festen
Zuversicht und äußern unverholen, es stehe in Frankreich Etwas
bevor, dieser Tage werde in Paris Wichtiges sich ereignen, und
dann solle es auch in Deutschland losgehen, die Stunde der
„Rache“ sey nahe!

Mannheim 12. October. Stand der Brechruhrepidemie
am 11. October: Zugang 4, genesen 3, gestorben 3.

Mainz 13. October. Jn der heutigen öffentlichen Sitzung
des gr. Obergerichtes wurden folgende 9 Ergänzungs= und 30
Hauptgeschworene gezogen, welche die Jury für die nächsten am
5. November l. J. beginnenden Assisen bilden sollen.

A. Ergänzungsgeschworene. 1 ) Preller, Karl,
Auswanderungsagent. 2 ) Krebs, Joh. Mich., Dampfschiff-
fahrtsagent. 3 ) Janitsch, Joseph Ludwig, Buchhändler.
4 ) Gastel, Joseph, Rentner. 5 ) Moritz, Ludwig, Bierbrauer.
6 ) Heß, Karl Ludwig Heinrich Gerhard, Materialwaarenhänd-
ler. 7 ) Müller, Jgnaz, Mahlmüller. 8 ) Vohsen, Jakob,
Oelfabrikant. 9 ) Bömper, Johann, Ellenwaarenhändler, alle
von Mainz.

B. Hauptgeschworene. 1 ) Weißmann,Dr. Joseph,
Arzt in Mainz. 2 ) Dr. Anschel, Joseph Jgnaz Franz, Arzt
in Mainz. 3 ) Schönek, Johann Lorenz, Oekonom in Worms.
4 ) Keßler, Andreas, Gutsbesitzer in Alzei. 5 ) Schneider,
Joh. Baptist, Bauunternehmer in Mainz. 6 ) Kauth, Wil-
helm II., Bauunternehmer in Oberingelheim. 7 ) Herr, Heinrich,
Oekonom in Mölsheim. 8 ) Marx, Valentin, Handelsmann in
Büdesheim. 9 ) Hillebrand, Georg, Oekonom in Osthofen.
10 ) Köhler, Dr., Anton, Arzt in Sprendlingen. 11 ) Lorenz,
Johann, Gutsbesitzer in Siefersheim. 12 ) Geyl, Valentin I.,
Oekonom in Pfeddersheim. 13 ) Kaiser, Samuel, Ellenwaa-
renhändler in Wörrstadt. 14 ) Heinrichs, Johann Jakob, in
Heßloch. 15 ) Dr. Cirey, Joseph, Arzt in Mainz. 16 ) Uhl,
Adam, Gemeinderath in Dalheim. 17 ) Heinz, Jakob II., Gast-
wirth in Hahnheim. 18 ) Wernz, Philipp Jakob, Oekonom in
Ofstein. 19 ) Klauder, Jakob III., Gemeinderath und
Oekonom in Monzernheim. 20 ) Staufer, Abraham II., Bren-
ner in Jbersheim. 21 ) Dr. Wiegand, Wilhelm, Gymnasial-
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[0002] es, die Aufstellung eines Observationskorps an der böh- mischen Grenze sey zunächst eine rein militärische Dislocation. Jn Böhmen sey von jeher viel Militär gestanden, und jetzt, nach Beendigung des Krieges, kehren die Truppenkörper wieder dahin zurück; Böhmen brauche eine starke Besatzung nicht blos darum, weil es ein wichtiger strategischer Punkt ist, sondern weil „der Zustand in Böhmen stets und auch jetzt noch ein aufgeregter sey. Prag sey eine Stadt voll revolutionärer Elemente, und auch auf dem flachen Lande in Böhmen sey selbst in vormärzlichen Zeiten, obgleich 50 bis 60,000 Mann Truppen zur Verfügung standen, das Mititär zur nöthigen Assistenz kaum ausreichend gewesen.“ Wir glauben nichts Besseres thun zu können, als den Herrn Cor- re _________pondenten der Nationalzeitung einzuladen, doch einige Wochen auf einen Besuch in Prag und Böhmen zu verwenden. Wir wä- ren sehr begierig, ob er auch dann noch die fürchterlichen Begriffe von den „revolutionären“ Böhmen behalten würde; wir glauben kaum. Wenn auch Böhmen nicht todt und geistesträge ist, ein re- volutionäres Land ist es, und namentlich in diesem Augenblicke, gewiß nicht. Auch die Versionen haben wir schon mehrseitig ver- nommen, das Armeekorps auf Böhmens Boden habe eigentlich den Zweck, bei einem entscheidenden Schritte der Regierung in der deutschen Frage jede etwa zu befürchtende Bewegung in Böhmen niederzuhalten, aber auch die Besorgniß halten wir bei der gegen- wärtigen Sachlage für eine überflüssige.“ Berlin 11. October. ( N. Pr. Z. ) Die Ratification der in Wien am 30. v. M. geschlossenen Unterhandlungen zwischen Oesterreich und Preußen wegen der künftig in Deutschland gelten- den Obergewalt ist gestern von hier nach Wien abgegangen. Es tritt nunmehr eine Centralcommission ein, die den Namen des Jnterim führen wird. Der Zweck dieser Commission wird seyn, den Bund als völkerrechtlichen Verein hinzustellen zu innerer und äußerer Sicherheit. Die Verfassungsangelegenheit bleibt von dem Forum dieser Commission ausgeschlossen, vielmehr der ____________Vereinbarung der einzelnen Staaten überlassen. Vor dem Jnte- rim werden verhandelt alle Angelegenheiten des „engern Rathes.“ Es wird eine Bundescommission niedergesetzt aus 4 Mitgliedern, 2 österreichischen und 2 preußischen. Für den Fall der Mei- nungsverschiedenheit tritt ein Schiedsgericht ein, welches aus einem preußischen, einem österreichischen und einem dritten Mitgliede _______besteht, das jene beiden Mitglieder gemeinsam wählen. Die vier Mitglieder der Commission theilen sich in die Geschäfte, welche sie nach Maaßgabe der bisherigen Bundes- gesetzgebung verwalten. Frankfurt ist der Sitz des Jnte- rim. Dieser Beschluß Oesterreichs und Preußens wird den übri- gen deutschen Staaten zur Annahme vorgelegt werden, an welcher nicht leicht zu zweifeln ist. Eine Berliner lithographirte Correspondenz bringt uns das nachfolgende Wischiwaschi, worüber dem intelligenten Verfasser gar nichts eingefallen zu seyn scheint: „Während das „Journal des Debats“ in den letzten Tagen in einem Leitartikel für die Po- litik der bayrischen Regierung in Bezug auf die deutsche Frage in die Schranken trat, scheint die französische Regierung doch mehr geneigt, von der Politik Louis Philipps abzuweichen und die sogenannte Selbstständigkeit der kleineren süddeutschen Staaten ihr weniger am Herzen zu liegen, als die „einheitliche Gestaltung“ Deutschlands ( ! ) in so weit sie nothwendig erscheint, um dem republikanischen Westen gegen den kosackischen Osten eine kräftige Vormauer zu gewähren. Eine vollständige Suprematie Preußens in ganz Deutschland aber ist man nicht geneigt in Paris zu unterstützen, dagegen hat man von Paris aus die Gründung eines norddeutschen Bundes unter unbeschränkter Ober- hoheit Preußens und die Gründung eines süddeutschen Bundes unter der Oberhoheit Oesterreichs, aber in beschränk- terem Maße, für das Wünschenwertheste gehalten. Zur Ueber- bringung dieser Vorschläge war Herr v. Persigny beauftragt. Die schmeichelhaftesten Versicherungen der französischen Regie- rung, die der Vertraute Louis Napoleons überbrachte, haben die preußische Regierung jedoch nicht vermocht, zur Zeit auf die Pro- position eines norddeutschen und süddeutschen Bundes einzugehen.“ Ein Commentar dazu ist nicht nöthig, unsere Leser haben an die- ser Probe politischer Weisheit, womit deutsche Blätter von Ber- lin aus gefüttert werden, wahrscheinlich schon genug! Es sind mehrere Anzeichen vorhanden, daß in kurzer Zeit neue Maßregeln ergriffen werden möchten, um der Organisa- ton der demokratischen Partei, wenn nicht ganz ein Ende zu machen, so doch engere und sehr bestimmte Grenzen zu setzen. Die Aufnahme und respective die Erwiderung, welche die vom Minister des Jnnern in der Kammer über den Handwerker- Verein gegebenen Enthüllungen Seitens des letzteren gefunden haben, scheinen die Gereiztheit in höheren Kreisen gegen das ganze Clubwesen sehr gesteigert und vielleicht schon längere Zeit dieserhalb gehegte Absichten ihrer Zeitigung entgegengeführt zu haben. Die Versammlungen werden jetzt außerordentlich scharf überwacht, und nicht blos durch die officiellen, sondern auch durch nicht officielle Personen. Es soll sich vornehmlich um Materialien zu neuen, der Kammer zu machenden Vorlagen handeln. Er- treme und ausschweifende Projecte, wie z. B. Errichtung von Anstalten, in welchen schon Knaben auf Feuergewehre eingeübt werden, arbeiten den Behörden dabei eben so sehr in die Hände, als unvorsichtige Prahlereien, wie z. B. über die bewaffneten Massen, welche bei der nächsten Veranlassung bereit seyn würden. Köln 12. October. Am 11. October sind 12 Erkrankungen an der Cholera, 17 Genesungen und 11 Sterbefälle angezeigt worden. München 9. October. ( N. C. ) Unsere guten Freunde in Preußen scheinen uns immer mehr Beweise zuvorkommender Artigkeit geben zu wollen. Man hat in Berlin die mit dem 1. October fällige, Bayern aus den Einnahmen des Zollvereines treffende Rate zurückgehalten und will sich mit derselben für die Occupationskosten der Pfalz bezahlt machen. Noch besser hat es die „Deutsche Zeitung“ mit uns vor, welche in einer ihrer neuesten Nummern die komische Ansicht aufstellt, die Pfalz sey Bayern durch Preußen „wiedergeschenkt“ worden und Preußen habe so- nach ein „Recht“ darauf, den Beitritt wenigstens der Pfalz zum Dreikönigsbündnisse zu fordern, id est: die „kaiserliche Tafel- provinz,“ wie sie Karl der Große nannte, auf eine legitime Art zu verspeisen. Diesem Blatte zufolge würde weitaus die Majori- tät der Pfälzer Deputirten ( 13 Mitglieder derselben ) mit dem Dreikönigsbündnisse sympathisiren. Qui vivra verra! Der „Bote aus den Vogesen“ spricht sich, allerdings etwas verblümt, in dieser Richtung aus, und gewiß ist, was ich Jhnen schon neulich mittheilte, daß in der Kammer sich Hinneigungen zu dem preußischen Entwurfe gezeigt, die auch den „Volksboten“ veran- laßt haben, mit einem gewaltigen Adressensturme zu drohen. Von der Kinzig 9. October. ( Freib. Z. ) . Die in Straßburg kürzlich angekommenen Herren Raveaux, Jtzstein und andere deutsche Flüchtlinge haben bis jetzt nicht vor, Straßburg zu ver- lassen; ebenso soll Brentano von da nur scheinbar nach Havre abgereist seyn und nicht daran denken, sich aus der Nähe von Straßburg zu entfernen. Gewiß ist, daß in der letzten Zeit viele der betheiligten Flüchtlinge aus der Schweiz ( mit der sie sich gar nicht zufrieden erklären ) ins Elsaß übergesiedelt sind, und sich dort, zumal in Straßburg, nebst den nie von da Weggegange- nen, aufhalten, unter den Augen der sonst so rücksichtslosen fran- zösischen Polizei, mit welcher jetzt im besten Vernehmen zu stehen die Flüchtlinge sich rühmen. Manche von ihnen leben der festen Zuversicht und äußern unverholen, es stehe in Frankreich Etwas bevor, dieser Tage werde in Paris Wichtiges sich ereignen, und dann solle es auch in Deutschland losgehen, die Stunde der „Rache“ sey nahe! Mannheim 12. October. Stand der Brechruhrepidemie am 11. October: Zugang 4, genesen 3, gestorben 3. Mainz 13. October. Jn der heutigen öffentlichen Sitzung des gr. Obergerichtes wurden folgende 9 Ergänzungs= und 30 Hauptgeschworene gezogen, welche die Jury für die nächsten am 5. November l. J. beginnenden Assisen bilden sollen. A. Ergänzungsgeschworene. 1 ) Preller, Karl, Auswanderungsagent. 2 ) Krebs, Joh. Mich., Dampfschiff- fahrtsagent. 3 ) Janitsch, Joseph Ludwig, Buchhändler. 4 ) Gastel, Joseph, Rentner. 5 ) Moritz, Ludwig, Bierbrauer. 6 ) Heß, Karl Ludwig Heinrich Gerhard, Materialwaarenhänd- ler. 7 ) Müller, Jgnaz, Mahlmüller. 8 ) Vohsen, Jakob, Oelfabrikant. 9 ) Bömper, Johann, Ellenwaarenhändler, alle von Mainz. B. Hauptgeschworene. 1 ) Weißmann,Dr. Joseph, Arzt in Mainz. 2 ) Dr. Anschel, Joseph Jgnaz Franz, Arzt in Mainz. 3 ) Schönek, Johann Lorenz, Oekonom in Worms. 4 ) Keßler, Andreas, Gutsbesitzer in Alzei. 5 ) Schneider, Joh. Baptist, Bauunternehmer in Mainz. 6 ) Kauth, Wil- helm II., Bauunternehmer in Oberingelheim. 7 ) Herr, Heinrich, Oekonom in Mölsheim. 8 ) Marx, Valentin, Handelsmann in Büdesheim. 9 ) Hillebrand, Georg, Oekonom in Osthofen. 10 ) Köhler, Dr., Anton, Arzt in Sprendlingen. 11 ) Lorenz, Johann, Gutsbesitzer in Siefersheim. 12 ) Geyl, Valentin I., Oekonom in Pfeddersheim. 13 ) Kaiser, Samuel, Ellenwaa- renhändler in Wörrstadt. 14 ) Heinrichs, Johann Jakob, in Heßloch. 15 ) Dr. Cirey, Joseph, Arzt in Mainz. 16 ) Uhl, Adam, Gemeinderath in Dalheim. 17 ) Heinz, Jakob II., Gast- wirth in Hahnheim. 18 ) Wernz, Philipp Jakob, Oekonom in Ofstein. 19 ) Klauder, Jakob III., Gemeinderath und Oekonom in Monzernheim. 20 ) Staufer, Abraham II., Bren- ner in Jbersheim. 21 ) Dr. Wiegand, Wilhelm, Gymnasial-

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 244. Mainz, 13. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal244_1849/2>, abgerufen am 05.11.2024.