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Marburger Zeitung. Nr. 55, Marburg, 08.05.1913.

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11--12 Uhr und von 5--6 Uhr Edmund Schmidgasse 4.

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allen größeren Annoncen-Expeditionen entgegengenommen
und kostet die fünfmal gespaltene Kleinzeile 12 h

Schluß für Einschaltungen
Dienstag, Donnerstag Samstag 10 Uhr vormittags.

Die Einzelnummer kostet 10 Heller




Nr. 55 Donnerstag, 8. Mai 1913 52. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Es wird wieder abgewickelt!


Nun ist auch der Fall Albanten für uns in-
soweit erledigt, als eine gemeinsame militärische
Aktion Österreich-Ungarns und Italiens in Frage
kam. Noch an jenem Tage, an welchem bekannt ge-
geben wurde, daß König Nikita sich zur Räumung
Skutaris entschlossen habe, verkündeten die von der
Regierung inspirierten Blätter, daß die Räumung
Skutaris auf die militärische Besetzung Albaniens
durch österreichisch-ungarische und italienische Truppen
keinen Einfluß ausübe; das militärische Eingreifen
in Albanien müsse trotzdem erfolgen. Aber wie mit
einem Schlage ist dies anders geworden. In Wien
hat man urplötzlich an dieser angeblichen Notwen-
digkeit den Geschmack verloren und es wird nun wieder
sachte abgewickelt; von dieser "notwendigen" gemein-
samen militärischen Aktion ist heute keine Rede mehr.
Aus welchen Quellen fließt diese neue Erkenntnis,
welches Wunder mag diesen urplötzlichen Umschwung
herbeigeführt haben? Schon hatten ja klerikale Blätter
die Forderung durchblicken lassen, daß es nicht bei
einer zeitweiligen Besetzung Albaniens bleiben dürfe,
sondern daß eine regelrechte Teilung des Landes
durch die beiden Adriamächte erfolgen solle, daß der
Besetzung die Besitzergreifung folgen müsse. Und nun
ist das alles weggeblasen und diese "Notwendigkeit"
ist über Nacht verschwunden. Zweifellos haben die
Mächte des Dreiverbandes, vor allem Rußland und
Frankreich, in den Staatskanzleien von Wien und
Rom ganz unzweideutige Erklärungen abgegeben, die
sich gegen das geplante Unternehmen in Albanien
[Spaltenumbruch] kehrten und schließlich dürften in Wien auch Be-
denken darüber aufgetaucht sein, ob es denn wirklich
ein gar so vorteilhaftes Geschäft sei, Nordalbanien
einzustecken, Südalbanien aber den Italienern zu
überlassen, die im Besitze Valonas die Herren der
Meerenge von Otranto wären und die Adria uns
dort sperren könnten. Und so kam es, daß die frühere
Notwendigkeit urplötzlich nicht mehr vorhanden ist
und daß der großen, auf Albanien zeigenden Geste
der stille Rückzug folgt. Aber es ist charakteristisch,
daß man auch im zwanzigsten Jahrhundert noch
immer die Bevölkerung wie ein unmündiges Kind
behandelt; man sagt ihr heute, daß dies und das
eine "Notwendigkeit" für Österreich-Ungarn sei und
sie hat es zu glauben; man sagt ihr, Österreich-
Ungarn verlange dies und das -- die Bevölkerung,
welche doch dieses Österreich-Ungarn darstellt, weiß
zwar davon gar nichts, hat aber zu glauben, daß
sie selbst es verlangt! Und wenn dann über Nacht
in einigen Köpfen in Wien ein großer Umschwung
erfolgt, dann hat die Bevölkerung dies wieder zur
Kenntnis zu nehmen und es heißt dann einfach:
Österreich-Ungarn hat beschlossen .... Die Aus-
gaben für eine kleine Lokalbahn, die Errichtung einer
Mittelschule und noch weit geringere Umstände ver-
mögen im Parlamente die höchsten Erregungen aus-
zulösen; wenn es sich aber um die höchsten Werte
im Leben handelt, um eine Politik, die unmittelbar
zum Kriege führt und die schwersten Katastrophen
auszulösen vermag, wenn hunderte von Millionen
Kronen zu heimlich gehaltenen Zwecken verwendet
werden, zu Zwecken. die gar nicht Erfüllung finden,
dann, wenn es sich um das Höchste und Wichtigste
[Spaltenumbruch] handelt, um Gut und Blut, hat die Bevölkerung
und das Parlament kein Wörtlein drein zu reden;
von der Entschließung einiger Personen hängt die
gesamte auswärtige Politik und hängen ihre
letzten und furchtbarsten Konsequenzen ab. Dies
haben die letzten Wochen wieder einmal zur Genüge
gezeigt und wenn diese Tatsache auch in der Ver-
fassung begründet und daher unangreifbar erscheint,
so nimmt es immerhin die weitesten Schichten der
Bevölkerung wunder, daß das Parlament die Er-
richtung einer kleinen Brücke durch den Staat be-
willigen oder verweigern kann, daß es aber ohne
jede Einflußnahme dasteht gegenüber der äußeren
Politik, die mit der Verwendung von Millionen
Soldaten und mit Geldopfern rechnet, die sich in
bestimmten Fällen rasch auf Milliarden von Kronen
belaufen würden. Mit ämtlich abgestempelter Poesie
sprach noch vor einigen Tagen die Militärische
Rundschau von dem wunderbaren und starken Empfin-
den, welches dem Einmarsche in die wilden Mon-
tenegriner- und Albanerberge entgegengebracht werde;
dadurch erst erfuhren es die verschiedenen Nationen
Österreichs, welche Gefühle sie in diesem Falle be-
seelen. Sie wurden dadurch über ihr Seelenleben,
welches sie offenbar selbst nicht verstanden hatten,
aufgeklärt; vorher gabs im Norden und Süden
allslawische Demonstrationen für Nikita in Hülle
und Fülle und sogar ein wirklicher Staatsanwalt
slawischer Nationalität in Dalmatien mußte abge-
setzt werden, weil er sich weigerte, gegen einen des
Hochverrates beschuldigten Notar die Anklage zu
erheben. Nun aber kommen Steuerzahler und Wiener
Staatskanzlei mit einem blauen Auge davon! N. J.




[Spaltenumbruch]
Um hohen Preis.

3 Nachdruck verboten.

Je länger Flower über den Gegenstand nach-
dachte, umso unerklärlicher erschien er ihm.

Beatrices Entdeckung war schon schlimm
genug; aber der Vorfall mit dem Einschreibe-
brief war noch tausendmal schlimmer. Niemand
schätzte Kühnheit, Mut und Energie höher wie
Flower; er wußte, welche wichtige Rolle diesen
Eigenschaften im Leben zufalle, und ihnen hatte
er auch zu danken, was er heute war. Allein
diese Kühnheit und List ließen seine eigene weit
hinter sich. Unwillkürlich griff er nach der seidenen
Schnur und drehte sie nervös zwischen den
Fingern.

"Was soll das eigentlich bedeuten?" murmelte
er. "Und weshalb läßt man mir diese Warnung
zukommen? Einfach gräßlich! Man ist jetzt heil
und gesund und im nächsten Augenblick ein toter
Mann, ohne daß ein Arzt zu sagen vermöchte,
wie das zustande gebracht wurde. Und selbst
wenn man die Kerle hinter Schloß und Riegel
setzte, so ist damit doch nichts erreicht. Nichts
leichter, wie irgend einen verlotterten Land-
streicher zu bestechen, damit er das nämliche voll-
bringe, nachdem man ihm einmal den Weg ge-
zeigt hat. Ich kenne Dutzende von Menschen in
[Spaltenumbruch] London, die mir mit einer wahren Wonne das
Lebenslicht ausblasen würden, wenn sie es straflos
tun könnten!"

Müde erhob sich Flower und verließ die
Bibliothek. Er war der eigenen Gedanken über-
drüssig und sehnte sich mit einemmale nach
menschlicher Gesellschaft. Auf seinem Wege in
die große Vorhalle kam ihm im Korridor eine
Magd mit leichenblassem Gesicht und allen Anzeichen
des Schreckens entgegen. In seiner Erregung
konnte er sich nicht enthalten, die Person anzuhalten
und zu fragen, was geschehen sei.

"Sind Sie nicht eine der Mägde meiner
Nichte? Und weshalb sehen Sie so geisterbleich
aus?" herrschte er sie an.

"Ja, ich bin bei Miß Galloway bedienstet,
Sir", murmelte das Mädchen. "Als ich vorhin
aus dem Dorfe heimkam und durch den Wald
schreitend beim Hinterhause anlangte, wurde ich
von großem Schrecken erfaßt. Ich berichtete es
Miß Galloway, und sie ermahnte mich, ich möge
nicht töricht sein. Ich wage aber zu behaupten,
daß, wenn ich näher zugesehen hätte, sicherlich ent-
deckt hätte, daß ..."

Die Stimme der Magd wurde undeutlich,
ihre Sprache unzusammenhängend und Flower
ließ sie ihres Weges gehen. Es war nicht seine
Art, sich über die Schrullen und Einfälle seiner
Dienstleute Gedanken zu machen, und unter an-
deren Umständen hätte er sicherlich keine Neugierde
empfunden. Allein im Hinblick auf die jüngsten
[Spaltenumbruch] Ereignisse besaßen selbst unscheinbare Vorfälle wie
dieser ihre Bedeutung, und jedenfalls wollte er
seine Nichte über die Sache befragen. Er traf sie
im Gesellschaftszimmer an, wo sie im Begriffe war,
Blumen anzubringen.

"Ich bin soeben einer Deiner Mägde begegnet",
sprach Flower.

"Was ist denn der Person nur eingefallen?
Sie sieht aus, als hätte sie einen Geist erblickt.
Ich hoffe nur, es wird kein dummes Gerede
daraus entstehen, damit es nicht etwa heißt,
einer der früheren Besitzer von Maldon Grange
spuke nächtlicherweise in den Korridoren herum.
Wenn irgend etwas, so verabscheue ich einen
solchen Aberglauben aufs höchste!"

"Man könnte Anna beim besten Willen nicht
abergläubisch nennen", erklärte Beatrice.

"Sie hält sich sonst immer nur an Tatsachen.
Doch vorhin kam sie mit einer seltsamen Geschichte
nach Hause. Sie war im Dorf, um etwas für
mich zu besorgen, und da sie sich ein wenig
verspätet hatte, kam sie auf dem Rückwege durch
den Fichtenwald. In der Mitte des Waldes habe
sie nun zwei große Affen erblickt, die im Grase
hockend miteinander gestikulierten. Natürlich wollte
ich ihr beweisen, daß dies ein Unsinn sei; aber
sie beharrte bei ihrer Aussage und ergänzte sie
dahin, daß es zwei Orang-Utangs gewesen seien,
die sie ganz deutlich gesehen habe. Als diese ihrer
ansichtig wurden, verschwanden sie, als hätte der
Boden sie verschlungen. Sie weiß selbst nicht,


Marburg Zeitung.



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Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg:
Ganzjährig 12 K, halbjährig 6 K, vierteljährig 3 K, monat-
lich 1 K. Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 20 h mehr.

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Ganzjährig 14 K, halbjährig 7 K, vierteljährig 3 K 50 h.
Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.


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Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und
Samstag abends.

Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von
11—12 Uhr und von 5—6 Uhr Edmund Schmidgaſſe 4.

Verwaltung: Edmund Schmidgaſſe 4. (Telephon Nr. 24.)


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Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von
allen größeren Annoncen-Expeditionen entgegengenommen
und koſtet die fünfmal geſpaltene Kleinzeile 12 h

Schluß für Einſchaltungen
Dienstag, Donnerstag Samstag 10 Uhr vormittags.

Die Einzelnummer koſtet 10 Heller




Nr. 55 Donnerstag, 8. Mai 1913 52. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Es wird wieder abgewickelt!


Nun iſt auch der Fall Albanten für uns in-
ſoweit erledigt, als eine gemeinſame militäriſche
Aktion Öſterreich-Ungarns und Italiens in Frage
kam. Noch an jenem Tage, an welchem bekannt ge-
geben wurde, daß König Nikita ſich zur Räumung
Skutaris entſchloſſen habe, verkündeten die von der
Regierung inſpirierten Blätter, daß die Räumung
Skutaris auf die militäriſche Beſetzung Albaniens
durch öſterreichiſch-ungariſche und italieniſche Truppen
keinen Einfluß ausübe; das militäriſche Eingreifen
in Albanien müſſe trotzdem erfolgen. Aber wie mit
einem Schlage iſt dies anders geworden. In Wien
hat man urplötzlich an dieſer angeblichen Notwen-
digkeit den Geſchmack verloren und es wird nun wieder
ſachte abgewickelt; von dieſer „notwendigen“ gemein-
ſamen militäriſchen Aktion iſt heute keine Rede mehr.
Aus welchen Quellen fließt dieſe neue Erkenntnis,
welches Wunder mag dieſen urplötzlichen Umſchwung
herbeigeführt haben? Schon hatten ja klerikale Blätter
die Forderung durchblicken laſſen, daß es nicht bei
einer zeitweiligen Beſetzung Albaniens bleiben dürfe,
ſondern daß eine regelrechte Teilung des Landes
durch die beiden Adriamächte erfolgen ſolle, daß der
Beſetzung die Beſitzergreifung folgen müſſe. Und nun
iſt das alles weggeblaſen und dieſe „Notwendigkeit“
iſt über Nacht verſchwunden. Zweifellos haben die
Mächte des Dreiverbandes, vor allem Rußland und
Frankreich, in den Staatskanzleien von Wien und
Rom ganz unzweideutige Erklärungen abgegeben, die
ſich gegen das geplante Unternehmen in Albanien
[Spaltenumbruch] kehrten und ſchließlich dürften in Wien auch Be-
denken darüber aufgetaucht ſein, ob es denn wirklich
ein gar ſo vorteilhaftes Geſchäft ſei, Nordalbanien
einzuſtecken, Südalbanien aber den Italienern zu
überlaſſen, die im Beſitze Valonas die Herren der
Meerenge von Otranto wären und die Adria uns
dort ſperren könnten. Und ſo kam es, daß die frühere
Notwendigkeit urplötzlich nicht mehr vorhanden iſt
und daß der großen, auf Albanien zeigenden Geſte
der ſtille Rückzug folgt. Aber es iſt charakteriſtiſch,
daß man auch im zwanzigſten Jahrhundert noch
immer die Bevölkerung wie ein unmündiges Kind
behandelt; man ſagt ihr heute, daß dies und das
eine „Notwendigkeit“ für Öſterreich-Ungarn ſei und
ſie hat es zu glauben; man ſagt ihr, Öſterreich-
Ungarn verlange dies und das — die Bevölkerung,
welche doch dieſes Öſterreich-Ungarn darſtellt, weiß
zwar davon gar nichts, hat aber zu glauben, daß
ſie ſelbſt es verlangt! Und wenn dann über Nacht
in einigen Köpfen in Wien ein großer Umſchwung
erfolgt, dann hat die Bevölkerung dies wieder zur
Kenntnis zu nehmen und es heißt dann einfach:
Öſterreich-Ungarn hat beſchloſſen .... Die Aus-
gaben für eine kleine Lokalbahn, die Errichtung einer
Mittelſchule und noch weit geringere Umſtände ver-
mögen im Parlamente die höchſten Erregungen aus-
zulöſen; wenn es ſich aber um die höchſten Werte
im Leben handelt, um eine Politik, die unmittelbar
zum Kriege führt und die ſchwerſten Kataſtrophen
auszulöſen vermag, wenn hunderte von Millionen
Kronen zu heimlich gehaltenen Zwecken verwendet
werden, zu Zwecken. die gar nicht Erfüllung finden,
dann, wenn es ſich um das Höchſte und Wichtigſte
[Spaltenumbruch] handelt, um Gut und Blut, hat die Bevölkerung
und das Parlament kein Wörtlein drein zu reden;
von der Entſchließung einiger Perſonen hängt die
geſamte auswärtige Politik und hängen ihre
letzten und furchtbarſten Konſequenzen ab. Dies
haben die letzten Wochen wieder einmal zur Genüge
gezeigt und wenn dieſe Tatſache auch in der Ver-
faſſung begründet und daher unangreifbar erſcheint,
ſo nimmt es immerhin die weiteſten Schichten der
Bevölkerung wunder, daß das Parlament die Er-
richtung einer kleinen Brücke durch den Staat be-
willigen oder verweigern kann, daß es aber ohne
jede Einflußnahme daſteht gegenüber der äußeren
Politik, die mit der Verwendung von Millionen
Soldaten und mit Geldopfern rechnet, die ſich in
beſtimmten Fällen raſch auf Milliarden von Kronen
belaufen würden. Mit ämtlich abgeſtempelter Poeſie
ſprach noch vor einigen Tagen die Militäriſche
Rundſchau von dem wunderbaren und ſtarken Empfin-
den, welches dem Einmarſche in die wilden Mon-
tenegriner- und Albanerberge entgegengebracht werde;
dadurch erſt erfuhren es die verſchiedenen Nationen
Öſterreichs, welche Gefühle ſie in dieſem Falle be-
ſeelen. Sie wurden dadurch über ihr Seelenleben,
welches ſie offenbar ſelbſt nicht verſtanden hatten,
aufgeklärt; vorher gabs im Norden und Süden
allſlawiſche Demonſtrationen für Nikita in Hülle
und Fülle und ſogar ein wirklicher Staatsanwalt
ſlawiſcher Nationalität in Dalmatien mußte abge-
ſetzt werden, weil er ſich weigerte, gegen einen des
Hochverrates beſchuldigten Notar die Anklage zu
erheben. Nun aber kommen Steuerzahler und Wiener
Staatskanzlei mit einem blauen Auge davon! N. J.




[Spaltenumbruch]
Um hohen Preis.

3 Nachdruck verboten.

Je länger Flower über den Gegenſtand nach-
dachte, umſo unerklärlicher erſchien er ihm.

Beatrices Entdeckung war ſchon ſchlimm
genug; aber der Vorfall mit dem Einſchreibe-
brief war noch tauſendmal ſchlimmer. Niemand
ſchätzte Kühnheit, Mut und Energie höher wie
Flower; er wußte, welche wichtige Rolle dieſen
Eigenſchaften im Leben zufalle, und ihnen hatte
er auch zu danken, was er heute war. Allein
dieſe Kühnheit und Liſt ließen ſeine eigene weit
hinter ſich. Unwillkürlich griff er nach der ſeidenen
Schnur und drehte ſie nervös zwiſchen den
Fingern.

„Was ſoll das eigentlich bedeuten?“ murmelte
er. „Und weshalb läßt man mir dieſe Warnung
zukommen? Einfach gräßlich! Man iſt jetzt heil
und geſund und im nächſten Augenblick ein toter
Mann, ohne daß ein Arzt zu ſagen vermöchte,
wie das zuſtande gebracht wurde. Und ſelbſt
wenn man die Kerle hinter Schloß und Riegel
ſetzte, ſo iſt damit doch nichts erreicht. Nichts
leichter, wie irgend einen verlotterten Land-
ſtreicher zu beſtechen, damit er das nämliche voll-
bringe, nachdem man ihm einmal den Weg ge-
zeigt hat. Ich kenne Dutzende von Menſchen in
[Spaltenumbruch] London, die mir mit einer wahren Wonne das
Lebenslicht ausblaſen würden, wenn ſie es ſtraflos
tun könnten!“

Müde erhob ſich Flower und verließ die
Bibliothek. Er war der eigenen Gedanken über-
drüſſig und ſehnte ſich mit einemmale nach
menſchlicher Geſellſchaft. Auf ſeinem Wege in
die große Vorhalle kam ihm im Korridor eine
Magd mit leichenblaſſem Geſicht und allen Anzeichen
des Schreckens entgegen. In ſeiner Erregung
konnte er ſich nicht enthalten, die Perſon anzuhalten
und zu fragen, was geſchehen ſei.

„Sind Sie nicht eine der Mägde meiner
Nichte? Und weshalb ſehen Sie ſo geiſterbleich
aus?“ herrſchte er ſie an.

„Ja, ich bin bei Miß Galloway bedienſtet,
Sir“, murmelte das Mädchen. „Als ich vorhin
aus dem Dorfe heimkam und durch den Wald
ſchreitend beim Hinterhauſe anlangte, wurde ich
von großem Schrecken erfaßt. Ich berichtete es
Miß Galloway, und ſie ermahnte mich, ich möge
nicht töricht ſein. Ich wage aber zu behaupten,
daß, wenn ich näher zugeſehen hätte, ſicherlich ent-
deckt hätte, daß ...“

Die Stimme der Magd wurde undeutlich,
ihre Sprache unzuſammenhängend und Flower
ließ ſie ihres Weges gehen. Es war nicht ſeine
Art, ſich über die Schrullen und Einfälle ſeiner
Dienſtleute Gedanken zu machen, und unter an-
deren Umſtänden hätte er ſicherlich keine Neugierde
empfunden. Allein im Hinblick auf die jüngſten
[Spaltenumbruch] Ereigniſſe beſaßen ſelbſt unſcheinbare Vorfälle wie
dieſer ihre Bedeutung, und jedenfalls wollte er
ſeine Nichte über die Sache befragen. Er traf ſie
im Geſellſchaftszimmer an, wo ſie im Begriffe war,
Blumen anzubringen.

„Ich bin ſoeben einer Deiner Mägde begegnet“,
ſprach Flower.

„Was iſt denn der Perſon nur eingefallen?
Sie ſieht aus, als hätte ſie einen Geiſt erblickt.
Ich hoffe nur, es wird kein dummes Gerede
daraus entſtehen, damit es nicht etwa heißt,
einer der früheren Beſitzer von Maldon Grange
ſpuke nächtlicherweiſe in den Korridoren herum.
Wenn irgend etwas, ſo verabſcheue ich einen
ſolchen Aberglauben aufs höchſte!“

„Man könnte Anna beim beſten Willen nicht
abergläubiſch nennen“, erklärte Beatrice.

„Sie hält ſich ſonſt immer nur an Tatſachen.
Doch vorhin kam ſie mit einer ſeltſamen Geſchichte
nach Hauſe. Sie war im Dorf, um etwas für
mich zu beſorgen, und da ſie ſich ein wenig
verſpätet hatte, kam ſie auf dem Rückwege durch
den Fichtenwald. In der Mitte des Waldes habe
ſie nun zwei große Affen erblickt, die im Graſe
hockend miteinander geſtikulierten. Natürlich wollte
ich ihr beweiſen, daß dies ein Unſinn ſei; aber
ſie beharrte bei ihrer Ausſage und ergänzte ſie
dahin, daß es zwei Orang-Utangs geweſen ſeien,
die ſie ganz deutlich geſehen habe. Als dieſe ihrer
anſichtig wurden, verſchwanden ſie, als hätte der
Boden ſie verſchlungen. Sie weiß ſelbſt nicht,


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[[1]/0001] Marburg Zeitung. Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: Ganzjährig 12 K, halbjährig 6 K, vierteljährig 3 K, monat- lich 1 K. Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 20 h mehr. Mit Poſtverſendung: Ganzjährig 14 K, halbjährig 7 K, vierteljährig 3 K 50 h. Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung. Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag abends. Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von 11—12 Uhr und von 5—6 Uhr Edmund Schmidgaſſe 4. Verwaltung: Edmund Schmidgaſſe 4. (Telephon Nr. 24.) Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von allen größeren Annoncen-Expeditionen entgegengenommen und koſtet die fünfmal geſpaltene Kleinzeile 12 h Schluß für Einſchaltungen Dienstag, Donnerstag Samstag 10 Uhr vormittags. Die Einzelnummer koſtet 10 Heller Nr. 55 Donnerstag, 8. Mai 1913 52. Jahrgang. Es wird wieder abgewickelt! Marburg, 8. Mai. Nun iſt auch der Fall Albanten für uns in- ſoweit erledigt, als eine gemeinſame militäriſche Aktion Öſterreich-Ungarns und Italiens in Frage kam. Noch an jenem Tage, an welchem bekannt ge- geben wurde, daß König Nikita ſich zur Räumung Skutaris entſchloſſen habe, verkündeten die von der Regierung inſpirierten Blätter, daß die Räumung Skutaris auf die militäriſche Beſetzung Albaniens durch öſterreichiſch-ungariſche und italieniſche Truppen keinen Einfluß ausübe; das militäriſche Eingreifen in Albanien müſſe trotzdem erfolgen. Aber wie mit einem Schlage iſt dies anders geworden. In Wien hat man urplötzlich an dieſer angeblichen Notwen- digkeit den Geſchmack verloren und es wird nun wieder ſachte abgewickelt; von dieſer „notwendigen“ gemein- ſamen militäriſchen Aktion iſt heute keine Rede mehr. Aus welchen Quellen fließt dieſe neue Erkenntnis, welches Wunder mag dieſen urplötzlichen Umſchwung herbeigeführt haben? Schon hatten ja klerikale Blätter die Forderung durchblicken laſſen, daß es nicht bei einer zeitweiligen Beſetzung Albaniens bleiben dürfe, ſondern daß eine regelrechte Teilung des Landes durch die beiden Adriamächte erfolgen ſolle, daß der Beſetzung die Beſitzergreifung folgen müſſe. Und nun iſt das alles weggeblaſen und dieſe „Notwendigkeit“ iſt über Nacht verſchwunden. Zweifellos haben die Mächte des Dreiverbandes, vor allem Rußland und Frankreich, in den Staatskanzleien von Wien und Rom ganz unzweideutige Erklärungen abgegeben, die ſich gegen das geplante Unternehmen in Albanien kehrten und ſchließlich dürften in Wien auch Be- denken darüber aufgetaucht ſein, ob es denn wirklich ein gar ſo vorteilhaftes Geſchäft ſei, Nordalbanien einzuſtecken, Südalbanien aber den Italienern zu überlaſſen, die im Beſitze Valonas die Herren der Meerenge von Otranto wären und die Adria uns dort ſperren könnten. 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Die Aus- gaben für eine kleine Lokalbahn, die Errichtung einer Mittelſchule und noch weit geringere Umſtände ver- mögen im Parlamente die höchſten Erregungen aus- zulöſen; wenn es ſich aber um die höchſten Werte im Leben handelt, um eine Politik, die unmittelbar zum Kriege führt und die ſchwerſten Kataſtrophen auszulöſen vermag, wenn hunderte von Millionen Kronen zu heimlich gehaltenen Zwecken verwendet werden, zu Zwecken. die gar nicht Erfüllung finden, dann, wenn es ſich um das Höchſte und Wichtigſte handelt, um Gut und Blut, hat die Bevölkerung und das Parlament kein Wörtlein drein zu reden; von der Entſchließung einiger Perſonen hängt die geſamte auswärtige Politik und hängen ihre letzten und furchtbarſten Konſequenzen ab. Dies haben die letzten Wochen wieder einmal zur Genüge gezeigt und wenn dieſe Tatſache auch in der Ver- faſſung begründet und daher unangreifbar erſcheint, ſo nimmt es immerhin die weiteſten Schichten der Bevölkerung wunder, daß das Parlament die Er- richtung einer kleinen Brücke durch den Staat be- willigen oder verweigern kann, daß es aber ohne jede Einflußnahme daſteht gegenüber der äußeren Politik, die mit der Verwendung von Millionen Soldaten und mit Geldopfern rechnet, die ſich in beſtimmten Fällen raſch auf Milliarden von Kronen belaufen würden. Mit ämtlich abgeſtempelter Poeſie ſprach noch vor einigen Tagen die Militäriſche Rundſchau von dem wunderbaren und ſtarken Empfin- den, welches dem Einmarſche in die wilden Mon- tenegriner- und Albanerberge entgegengebracht werde; dadurch erſt erfuhren es die verſchiedenen Nationen Öſterreichs, welche Gefühle ſie in dieſem Falle be- ſeelen. Sie wurden dadurch über ihr Seelenleben, welches ſie offenbar ſelbſt nicht verſtanden hatten, aufgeklärt; vorher gabs im Norden und Süden allſlawiſche Demonſtrationen für Nikita in Hülle und Fülle und ſogar ein wirklicher Staatsanwalt ſlawiſcher Nationalität in Dalmatien mußte abge- ſetzt werden, weil er ſich weigerte, gegen einen des Hochverrates beſchuldigten Notar die Anklage zu erheben. Nun aber kommen Steuerzahler und Wiener Staatskanzlei mit einem blauen Auge davon! N. J. Um hohen Preis. Roman von Fred. M. White. Deutſch von Ludwig Wechſler. 3 Nachdruck verboten. Je länger Flower über den Gegenſtand nach- dachte, umſo unerklärlicher erſchien er ihm. Beatrices Entdeckung war ſchon ſchlimm genug; aber der Vorfall mit dem Einſchreibe- brief war noch tauſendmal ſchlimmer. Niemand ſchätzte Kühnheit, Mut und Energie höher wie Flower; er wußte, welche wichtige Rolle dieſen Eigenſchaften im Leben zufalle, und ihnen hatte er auch zu danken, was er heute war. Allein dieſe Kühnheit und Liſt ließen ſeine eigene weit hinter ſich. Unwillkürlich griff er nach der ſeidenen Schnur und drehte ſie nervös zwiſchen den Fingern. „Was ſoll das eigentlich bedeuten?“ murmelte er. „Und weshalb läßt man mir dieſe Warnung zukommen? Einfach gräßlich! Man iſt jetzt heil und geſund und im nächſten Augenblick ein toter Mann, ohne daß ein Arzt zu ſagen vermöchte, wie das zuſtande gebracht wurde. Und ſelbſt wenn man die Kerle hinter Schloß und Riegel ſetzte, ſo iſt damit doch nichts erreicht. Nichts leichter, wie irgend einen verlotterten Land- ſtreicher zu beſtechen, damit er das nämliche voll- bringe, nachdem man ihm einmal den Weg ge- zeigt hat. Ich kenne Dutzende von Menſchen in London, die mir mit einer wahren Wonne das Lebenslicht ausblaſen würden, wenn ſie es ſtraflos tun könnten!“ Müde erhob ſich Flower und verließ die Bibliothek. Er war der eigenen Gedanken über- drüſſig und ſehnte ſich mit einemmale nach menſchlicher Geſellſchaft. Auf ſeinem Wege in die große Vorhalle kam ihm im Korridor eine Magd mit leichenblaſſem Geſicht und allen Anzeichen des Schreckens entgegen. In ſeiner Erregung konnte er ſich nicht enthalten, die Perſon anzuhalten und zu fragen, was geſchehen ſei. „Sind Sie nicht eine der Mägde meiner Nichte? Und weshalb ſehen Sie ſo geiſterbleich aus?“ herrſchte er ſie an. „Ja, ich bin bei Miß Galloway bedienſtet, Sir“, murmelte das Mädchen. „Als ich vorhin aus dem Dorfe heimkam und durch den Wald ſchreitend beim Hinterhauſe anlangte, wurde ich von großem Schrecken erfaßt. Ich berichtete es Miß Galloway, und ſie ermahnte mich, ich möge nicht töricht ſein. Ich wage aber zu behaupten, daß, wenn ich näher zugeſehen hätte, ſicherlich ent- deckt hätte, daß ...“ Die Stimme der Magd wurde undeutlich, ihre Sprache unzuſammenhängend und Flower ließ ſie ihres Weges gehen. Es war nicht ſeine Art, ſich über die Schrullen und Einfälle ſeiner Dienſtleute Gedanken zu machen, und unter an- deren Umſtänden hätte er ſicherlich keine Neugierde empfunden. Allein im Hinblick auf die jüngſten Ereigniſſe beſaßen ſelbſt unſcheinbare Vorfälle wie dieſer ihre Bedeutung, und jedenfalls wollte er ſeine Nichte über die Sache befragen. Er traf ſie im Geſellſchaftszimmer an, wo ſie im Begriffe war, Blumen anzubringen. „Ich bin ſoeben einer Deiner Mägde begegnet“, ſprach Flower. „Was iſt denn der Perſon nur eingefallen? Sie ſieht aus, als hätte ſie einen Geiſt erblickt. Ich hoffe nur, es wird kein dummes Gerede daraus entſtehen, damit es nicht etwa heißt, einer der früheren Beſitzer von Maldon Grange ſpuke nächtlicherweiſe in den Korridoren herum. Wenn irgend etwas, ſo verabſcheue ich einen ſolchen Aberglauben aufs höchſte!“ „Man könnte Anna beim beſten Willen nicht abergläubiſch nennen“, erklärte Beatrice. „Sie hält ſich ſonſt immer nur an Tatſachen. Doch vorhin kam ſie mit einer ſeltſamen Geſchichte nach Hauſe. Sie war im Dorf, um etwas für mich zu beſorgen, und da ſie ſich ein wenig verſpätet hatte, kam ſie auf dem Rückwege durch den Fichtenwald. In der Mitte des Waldes habe ſie nun zwei große Affen erblickt, die im Graſe hockend miteinander geſtikulierten. Natürlich wollte ich ihr beweiſen, daß dies ein Unſinn ſei; aber ſie beharrte bei ihrer Ausſage und ergänzte ſie dahin, daß es zwei Orang-Utangs geweſen ſeien, die ſie ganz deutlich geſehen habe. Als dieſe ihrer anſichtig wurden, verſchwanden ſie, als hätte der Boden ſie verſchlungen. Sie weiß ſelbſt nicht,

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 55, Marburg, 08.05.1913, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger55_1913/1>, abgerufen am 29.03.2024.