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Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908.

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Marburger Zeitung. Nr. 85, 16. Juli 1908.

[Spaltenumbruch] auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber!
Können Sie sich noch erinnern, wie der Professor X.
wutschnaubend zu mir, dem Ordinarius, kam, weil
Sie ihm sein Bräutchen abgefischt hatten?" --
"Aber, Herr Schulrat, sie war gar nicht seine
Braut!" -- "Und mußten Sie ihn zusehen lassen,
als sie dieselbe bei den drei Teichen herzhaft
küßten?" -- "Sagen Sie mir aber jetzt -- es
liegt ja nichts mehr dran -- was ist aus der
schönen R .... geworden, der zuliebe Sie 25 Mon-
tage die Schule geschwänzt haben, um zu ihr nach
T. zu eilen? Wie war es, als Professor G. mit
Frau und Schwägerin, der Sie ja auch den Hof
gemacht haben, Sie an einem solchen Montag dort
erwischt hätte, wenn Sie nicht geflüchtet wären in
einen dunklen, unangenehmen Ort, den Sie stunden-
lang nicht verlassen konnten, weil sein rege ge-
wordenes Auge unverwandt darauf ruhte? Und
erst das der Schwägerin!" Er erfuhr alles und
ging doch niemals aus. Wie war es possierlich,
als Feldspitz einmal wegen Versäumnis eines Nach-
mittags einen Entschuldigungszettel brachte, auf
dem die sorgsame "Kafferin" es gütigst bestätigte,
daß der liebe alte Franzl nicht zur Schule habe
kommen können, weil er gar so grimmige Bauch-
schmerzen gehabt habe. Ich sehe noch des Pro-
fessors Gesicht, als er, auf den Zettel schauend,
fragte: "So, mit was für einem Dirndl sind S'
dann mit dem grimmigen Bauchschmerze auf dem
Kalvarienberge gesessen?" Er hatte von seiner
Wohnung mit einem Fernrohre hinaufgesehen und
Feldspitz, der Dichter des Epos "Die tote Maus",
war schändlich blamiert. Ist es ein Wunder, daß
nahezu alle seine. Schüler den Gegenstand Geschichte
lieb gewannen? Er trug nicht schön vor: auf einer
Bank sitzend, die Füße auf das Sitzbrett gestellt,
sprach er unscheinbar; aber seine Vortragsweise
hatte etwas, was so vielen fehlt: er trug die Ge-
schichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte
ihn hören, wenn er der Religionsstifter gedachte
und der Reformatoren, wenn er mit vernichtenden
Worten die scheußlichen Urheber der Reformations-
kriege abtat. Er war aber auch wahr im Vortrage
der österreichischen Geschichte. Und so ist es ge-
kommen, daß seine Schüler nicht überrascht wurden,
wenn sie in späteren Jahren eine wirkliche Ge-
schichte in die Hand bekamen, nicht bloß eine für
Mittelschulen oder Lehrerbildungsanstalten zuge-
schnittene Schulgeschichte. Nahezu zwei Stunden
haben wir uns im Stadtpark unterhalten und ich
hatte für diese Zeit beinahe den Schmerz über mein
Leid vergessen aus Freude darüber, daß der einstige
Lieblingsschüler, der ihm doch so vielen Kummer
bereitet hatte, nach vielen Jahren noch fest im
Herzen seines Professors stand. Als wir schieden,
sagte er: "W., wir sehen uns kaum wieder. Aber
wenn ich gegangen bin, denken Sie manchmal
meiner und treffen Sie einen meiner Schüler, der
sich des alten mürrischen Geschichtsprofessors
Fasching in Treue erinnern will, dann grüßen Sie
ihn von mir!" Nun ist er gegangen. Er ist nicht
mehr. Ich entbiete aber allen seinen Schülern die
Grüße, die er mir im Vorjahre aufgegeben. Mit
allen, die ihn gekannt haben, weiß ich mich eines
Sinnes: Er war ein von freiheitlichem Geiste
durchdrungener Lehrer, ein Mann, dessen Be-
geisterung im Erkennen und Aufsuchen der Wahr-
heit fußte, ein Mensch, der Liebe unter seinen
Schülern säete und daher auch Liebe erntete, ein
väterlicher Freund der Jugend und deshalb wird
sein Andenken bei allen seinen Schülern in unwandel-
barer Treue festgehalten werden.

Bund der Kaufleute.

Jeden Donnerstag
abends treffen sich die Mitglieder im Hotel Mohr.
Bei schlechter Witterung Zusammenkunft im Speise-
saale, sonst im Garten. Die Mitglieder werden
ersucht, zu diesen Abenden recht zahlreich zu
erscheinen. Gäste herzlich willkommen. Stamm-
tisch.
-- An die Kaufmannschaft in Marburg!
Nicht oft genug ergeht an die Kaufmannschaft der
Ruf, sich zu organisieren. Unser Bund ist schon
ein ganz respektables Häuflein geworden, wir wollen
aber nicht ruhen, bis alle Mitglieder unserer
Organisation sind. Der erste Ruf, der im Lande
hallt, soll uns nicht überraschen. Wir wollen ein
offenes Auge haben, was neben und um uns vor-
geht und je größer die Zahl ist, die wir ins Feld
stellen können, umso mehr werden unsere For-
derungen Aussicht auf Verwirklichung haben. Also,
verehrte Kollegen, helft mit, das Ansehen zu heben,
es geschieht ja nicht zum geringsten Teile für
das eigene Ich. Wetterschwüle herrscht, drohende
schwarze Wolken zeigen sich -- aber keine Furcht.
Gewitter reinigen. Jeder Kaufmann, der nur ein
[Spaltenumbruch] wenig mit dem Zeitgeist geht, hat die Pflicht, seine
Standesinteressen zu wahren und wahren zu helfen,
dann wird es besser um uns stehen. Also, verehrte
Kollegen, unterstützt die Werbetätigkeit unserer Mit-
glieder, kommt aus eigenem Antriebe, die Früchte
werden sich zeigen! Beitrittsanmeldnngen nehmen
entgegen die Herren: Karl Wolf, Magister der
Pharmacie, Herrengasse; Karl Worsche, Kaufmann,
Herrengasse; Karl Haber, Kaufmann, Tegetthoff-
straße; Alois Schnideritsch, Kaufmann, Draugasse;
Hans Andraschitsch, Kaufmann, Kärntnerstraße.

Gemeinderatssitzung.

Am Mittwoch den
22. Juli l. J. nachmittags 3 Uhr findet im
Rathaussaale eine Gemeinderatssitzung mit folgender
Tagesordnung statt: Neuwahl zweier Mitglieder des
Kirchenkonkurrenz-Ausschusses für die Grazervorstadt-
pfarre Hlg. Maria. -- Einsprache des Herrn
Andreas Mayer gegen die Vorschreibung der Ein-
schlauchgebühr in der Viktringhofgasse 2. -- Gesuch
der Frau Therese Pachner um Vergütung von
Gebühren anläßlich des Verkaufes ihres Hauses. --
Bericht über die Sicherstellung der Trottoir-
Herstellungskosten. -- Gesuch des Ordens der
Karmeliterinnen um Erteilung der Baubewilligung
für einen Sanktusturm und Adaptierungen in der
Heugasse 11. -- Gesuch des Herrn Josef Nekrepp
um Erteilung der Baubewilligung für ein Wohn-
haus in der Mozartstraße. -- Gesuch des Herrn
Fritz Friedriger um Erteilung der Baubewilligung
für ein Wohnhaus Ecke der Uhland-Körnergasse. --
Antrag des Stadtbauamtes um Festsetzung des
Preises für Randsteinelegung. -- Bericht über die
Schlachtungen im städtischen Schlachthofe im Monate
Juni 1908. -- Beschlußfassung betreffend die Be-
leuchtung der Perkostraße. -- Gesuch des Stadt-
verschönerungsvereines um Anweisung der bewilligten
Unterstützung für Herstellungen im Volksgarten. --
Ansuchen der Fleischergenossenschaft um Herab-
minderung des Preises für Blockeis von 30 auf
20 Heller. -- Aufnahme eines Darlehens. -- Er-
gebnis der Verhandlungen mit den Fleischermeistern
wegen Herabsetzung der Fleischpreise. Der öffentlichen
folgt eine vertrauliche Sitzung.

Spende des Männergesangvereines.

Der Zahlmeister des Männergesangvereines Marburg
hat dem Verein für "Kinderschutz und Jugendfürsorge
in Marburg" vom Reinerträgnisse der vom Mainzer
Männergesangvereine am 11. d. in Marburg abge-
haltenen Liedertafel den namhaften Betrag von
300 K. abgeführt, wofür diesen beiden Gesang-
vereinen vom genannten Fürsorgeverein der wärmste
Dank ausgesprochen wird.

Grand Elektro-Bioskop.

Das dreizehnte
Wochenprogramm wird noch heute beim Highlife-
Abend und morgen Freitag vorgeführt. Samstag
kommt zum erstenmale der Kaiserjubiläums-Festzug
in Wien an die Reihe, welchen die Direktion trotz
der hohen Kosten (2000 Kronen) erwarb und uns
damit Gelegenheit gibt, dieses Schauspiel zu sehen.
Hoffentlich wird ein recht zahlreicher Besuch die
Bemühungen des Unternehmers lohnen. Der Festzug
wird nur vom 18.--24. Juli vorgeführt und sind
die Preise nicht erhöht.

Landes-Lehrerinnenbildungsanstalt.

Den vom 10. bis 15. d. unter dem Vorsitze des
k. k. Landesschulinspektors Dr. Tumlirz abgehaltenen
Reifeprüfungen unterzogen sich sämtliche 40 Zöglinge
des 4. Jahrganges. Von diesen erlangten 11 ein
Zeugnis der Reife mit Auszeichnung, 26 wurden
für reif erklärt und drei erhielten die Erlaubnis,
nach den Ferien eine Wiederholungsprüfung aus
einem Gegenstande abzulegen. Nach den Ergebnissen
der am Schlusse des Schuljahres erfolgten Auf-
nahme in den ersten Jahrgang findet eine zweite
Aufnahmsprüfung für das Schuljahr 1908/09
nicht statt.

Staatshilfe für das Unterland.

Infolge
der Dürre, des dadurch hervorgerufenen Futter-
mangels und Notstandes in Untersteiermark erklärte
der Ackerbauminister -- natürlich erst nach wieder-
holtem Drängen und Treten -- daß die approxima-
tiven Berichte über den im steirischen Unter-
lande
und auch in Kärnten herrschenden Notstand
bereits eingetroffen sind. Auf Grund derselben habe
er sich sofort an den Finanzminister zur Flüssig-
machung der nötigen Summen gewendet. Sollten
diese nicht binnen zwei Tagen ihm zur Verfügung
gestellt werden, so werde er die Angelegenheit
neuerlich betreiben. Außerdem habe er sofortige
Detailerhebungen veranlaßt, um die Größe des
Schadens eingehender zu erheben und die nötigen
Maßnahmen zu treffen. Wie der Abg. Marckhl
mitteilt, beabsichtigt die Regierung Futter anzu-
[Spaltenumbruch] kaufen und an die durch die Dürre getroffenen
Besitzer abzugeben, ferner sollten Notschlachtungen
gestattet werden. Endlich wird die Erlassung des in
Landbevölkerungskreisen schon lange ersehnten
Futterausfuhrverbotes in Erwägung ge-
zogen.

Fleischpreise in Marburg.

Vom 15. d.
ab bestehen in Marburg folgende Fleischpreise:
Rindfleisch, Mastochsen, 1. Qualität, K. 1·60;
2. Qualität K. 1·40; Kalbfleisch K. 1·40 bis
1·60. Mittelware: Rindfleisch, 1. Qualität K. 1·36,
2. Qualität K. 1·28, 3. Qualität K. 1·12, Kalb-
fleisch K. 1·20 bis 1·40; leichtes Vieh, Rindfleisch,
K. 1·12, Kalbfleisch K. 1·20.

Die Fleischpreise in Cilli.

Das Cillier
Stadtamt sah sich genötigt, die dortigen Fleisch-
preise selbständig, und zwar für die Inhaber der
Fleischstände am Hauptplatze festzusetzen. Diese
amtlich festgesetzten Preise sind nachstehende: Kalb-
fleisch, hinteres, K. 1·20; Kalbfleisch, vorderes,
K. 1; Schnitz K. 1·80; Rindfleisch, hinteres,
K. 1·12; Rindfleisch, vorderes, K. 1; Rostbraten,
Rumpsteak K. 1·30; Lungebraten, ausgelöst K. 1·60.
Die Preissätze für Rindfleisch, Rostbraten, Rump-
steak und Lungenbraten treten ab 20. d. in Kraft.
Für den Fall, als die Standbesitzer sich an diesen
Tarif nicht halten, wird die Stadtgemeinde Cilli
unnachsichtlich sofort mit der Kündigung des
Fleischstandes vorgehen. Falls diese amtliche Fest-
stellung der Fleischpreise nicht auch die Hallen-
fleischer veranlassen wird, ihre bisherigen Fleisch-
preise dem amtlichen Tarife anzupassen, wird die
Stadtgemeinde eine eigene Fleischhalle eröffnen,
wofür auch alle Vorbereitungen getroffen sind.

Besitzwechsel.

Das Gut Weitenstein des
Herrn Ed. Mulley ist in den Besitz des Herrn
Rudolf Oroszy aus Laibach übergegangen.

Landwirtschaftlicher Verein Rothwein.

Am Sonntag den 19. d. um 9 Uhr vormittags
wird in der Gambrinushalle zu Marburg eine
außerordentliche Generalversammlung dieses Vereines
abgehalten. Die Tagesordnung ist folgende: 1. Be-
sprechung der heurigen Futterkalamität und der
eventuellen Mittel zur Abhilfe. 2. Vortrag über
Rotlauf-Impfung. (Herr k. k. Bezirkstierarzt
Fischer.) 3. Anträge. Zahlreiches Erscheinen der
Mitglieder ist wünschenswert.

Versammlung von staatlichen Ver-
tragsbeamten.

Am Samstag, den 18. d., um
8 Uhr abends, findet in der Gastwirtschaft "Gam-
brinushalle" eine Versammlung der staatlichen
Vertragsbeamten der Staatsbehörden und -Ämter
statt, und zwar mit nachstehender Tagesordnung:
Berichterstattung des Landesobmannes von Steier-
mark, Herrn Koppacher, über den gegenwärtigen
Stand der Berufsaktion. Die historische Ent-
wicklung und die heutige materielle und soziale
Stellung der Kanzleioffizianten und Kanzleigehilfen
(Referent Herr Koll. Stupan). Gründung einer
Kreisgruppe der Kanzleioffizianten und Kanzlei-
gehilfen der staatlichen Behörden und Ämter. All-
fälliges. Es ergeht daher an sämtliche Herren
Kollegen von Marburg und Umgebung das Ersuchen,
sich im Standesinteresse zu dieser Versammlung so
zahlreich als nur möglich einzufinden.

Auswanderungswarnung.

Wir erhielten
von amtlicher Stelle folgende Verlautbarung: Auf
Grund von in letzter Zeit eingelangten sehr un-
günstigen Nachrichten sieht sich das Ministerium
des Innern veranlaßt, neuerlich alle jene Personen,
welche als Arbeiter nach Kanada auswandern wollen,
vor einer solchen Auswanderung nachdrücklichst zu
warnen. Diese Warnung bezieht sich auf alle Aus-
wanderer, welche nach Kanada zu dem Zwecke gehen
wollen, um dort in gewerblichen oder Bauunter-
nehmungen, darunter auch bei Eisenbahnbauten,
Erwerb zu suchen, gleichgiltig, ob dies der alleinige
Zweck ihrer Auswanderung ist, oder ob sie auf
diesem Wege nur das erforderliche Kapital erwerben
wollen, um sich später als Farmer in Kanada nieder-
lassen zu können. Es wird derzeit in einzelnen
Ländern eine sehr lebhafte Propaganda für die
Auswanderung nach Kanada betrieben. Die Agenten
stellen den Auswanderungslustigen reichliche Arbeits-
gelegenheit und hohe Löhne in Aussicht. Das Gegen-
teil ist jedoch der Fall. Die Arbeitsgelegenheiten
in gewerblichen und Bauunternehmungen sind in
Kanada derzeit spärlicher und seltener als je, die
Löhne sehr niedrig und herrscht dort infolgedessen
unter den österreichischen Arbeitern sehr große Not.
Hunderte von Arbeitern sind beschäftigungslos,
kämpfen mit Hunger, entbehren des Obdaches und
sind auf die Mildtätigkeit angewiesen. Es kann da-

Marburger Zeitung. Nr. 85, 16. Juli 1908.

[Spaltenumbruch] auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber!
Können Sie ſich noch erinnern, wie der Profeſſor X.
wutſchnaubend zu mir, dem Ordinarius, kam, weil
Sie ihm ſein Bräutchen abgefiſcht hatten?“ —
„Aber, Herr Schulrat, ſie war gar nicht ſeine
Braut!“ — „Und mußten Sie ihn zuſehen laſſen,
als ſie dieſelbe bei den drei Teichen herzhaft
küßten?“ — „Sagen Sie mir aber jetzt — es
liegt ja nichts mehr dran — was iſt aus der
ſchönen R .... geworden, der zuliebe Sie 25 Mon-
tage die Schule geſchwänzt haben, um zu ihr nach
T. zu eilen? Wie war es, als Profeſſor G. mit
Frau und Schwägerin, der Sie ja auch den Hof
gemacht haben, Sie an einem ſolchen Montag dort
erwiſcht hätte, wenn Sie nicht geflüchtet wären in
einen dunklen, unangenehmen Ort, den Sie ſtunden-
lang nicht verlaſſen konnten, weil ſein rege ge-
wordenes Auge unverwandt darauf ruhte? Und
erſt das der Schwägerin!“ Er erfuhr alles und
ging doch niemals aus. Wie war es poſſierlich,
als Feldſpitz einmal wegen Verſäumnis eines Nach-
mittags einen Entſchuldigungszettel brachte, auf
dem die ſorgſame „Kafferin“ es gütigſt beſtätigte,
daß der liebe alte Franzl nicht zur Schule habe
kommen können, weil er gar ſo grimmige Bauch-
ſchmerzen gehabt habe. Ich ſehe noch des Pro-
feſſors Geſicht, als er, auf den Zettel ſchauend,
fragte: „So, mit was für einem Dirndl ſind S’
dann mit dem grimmigen Bauchſchmerze auf dem
Kalvarienberge geſeſſen?“ Er hatte von ſeiner
Wohnung mit einem Fernrohre hinaufgeſehen und
Feldſpitz, der Dichter des Epos „Die tote Maus“,
war ſchändlich blamiert. Iſt es ein Wunder, daß
nahezu alle ſeine. Schüler den Gegenſtand Geſchichte
lieb gewannen? Er trug nicht ſchön vor: auf einer
Bank ſitzend, die Füße auf das Sitzbrett geſtellt,
ſprach er unſcheinbar; aber ſeine Vortragsweiſe
hatte etwas, was ſo vielen fehlt: er trug die Ge-
ſchichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte
ihn hören, wenn er der Religionsſtifter gedachte
und der Reformatoren, wenn er mit vernichtenden
Worten die ſcheußlichen Urheber der Reformations-
kriege abtat. Er war aber auch wahr im Vortrage
der öſterreichiſchen Geſchichte. Und ſo iſt es ge-
kommen, daß ſeine Schüler nicht überraſcht wurden,
wenn ſie in ſpäteren Jahren eine wirkliche Ge-
ſchichte in die Hand bekamen, nicht bloß eine für
Mittelſchulen oder Lehrerbildungsanſtalten zuge-
ſchnittene Schulgeſchichte. Nahezu zwei Stunden
haben wir uns im Stadtpark unterhalten und ich
hatte für dieſe Zeit beinahe den Schmerz über mein
Leid vergeſſen aus Freude darüber, daß der einſtige
Lieblingsſchüler, der ihm doch ſo vielen Kummer
bereitet hatte, nach vielen Jahren noch feſt im
Herzen ſeines Profeſſors ſtand. Als wir ſchieden,
ſagte er: „W., wir ſehen uns kaum wieder. Aber
wenn ich gegangen bin, denken Sie manchmal
meiner und treffen Sie einen meiner Schüler, der
ſich des alten mürriſchen Geſchichtsprofeſſors
Faſching in Treue erinnern will, dann grüßen Sie
ihn von mir!“ Nun iſt er gegangen. Er iſt nicht
mehr. Ich entbiete aber allen ſeinen Schülern die
Grüße, die er mir im Vorjahre aufgegeben. Mit
allen, die ihn gekannt haben, weiß ich mich eines
Sinnes: Er war ein von freiheitlichem Geiſte
durchdrungener Lehrer, ein Mann, deſſen Be-
geiſterung im Erkennen und Aufſuchen der Wahr-
heit fußte, ein Menſch, der Liebe unter ſeinen
Schülern ſäete und daher auch Liebe erntete, ein
väterlicher Freund der Jugend und deshalb wird
ſein Andenken bei allen ſeinen Schülern in unwandel-
barer Treue feſtgehalten werden.

Bund der Kaufleute.

Jeden Donnerstag
abends treffen ſich die Mitglieder im Hotel Mohr.
Bei ſchlechter Witterung Zuſammenkunft im Speiſe-
ſaale, ſonſt im Garten. Die Mitglieder werden
erſucht, zu dieſen Abenden recht zahlreich zu
erſcheinen. Gäſte herzlich willkommen. Stamm-
tiſch.
— An die Kaufmannſchaft in Marburg!
Nicht oft genug ergeht an die Kaufmannſchaft der
Ruf, ſich zu organiſieren. Unſer Bund iſt ſchon
ein ganz reſpektables Häuflein geworden, wir wollen
aber nicht ruhen, bis alle Mitglieder unſerer
Organiſation ſind. Der erſte Ruf, der im Lande
hallt, ſoll uns nicht überraſchen. Wir wollen ein
offenes Auge haben, was neben und um uns vor-
geht und je größer die Zahl iſt, die wir ins Feld
ſtellen können, umſo mehr werden unſere For-
derungen Ausſicht auf Verwirklichung haben. Alſo,
verehrte Kollegen, helft mit, das Anſehen zu heben,
es geſchieht ja nicht zum geringſten Teile für
das eigene Ich. Wetterſchwüle herrſcht, drohende
ſchwarze Wolken zeigen ſich — aber keine Furcht.
Gewitter reinigen. Jeder Kaufmann, der nur ein
[Spaltenumbruch] wenig mit dem Zeitgeiſt geht, hat die Pflicht, ſeine
Standesintereſſen zu wahren und wahren zu helfen,
dann wird es beſſer um uns ſtehen. Alſo, verehrte
Kollegen, unterſtützt die Werbetätigkeit unſerer Mit-
glieder, kommt aus eigenem Antriebe, die Früchte
werden ſich zeigen! Beitrittsanmeldnngen nehmen
entgegen die Herren: Karl Wolf, Magiſter der
Pharmacie, Herrengaſſe; Karl Worſche, Kaufmann,
Herrengaſſe; Karl Haber, Kaufmann, Tegetthoff-
ſtraße; Alois Schnideritſch, Kaufmann, Draugaſſe;
Hans Andraſchitſch, Kaufmann, Kärntnerſtraße.

Gemeinderatsſitzung.

Am Mittwoch den
22. Juli l. J. nachmittags 3 Uhr findet im
Rathausſaale eine Gemeinderatsſitzung mit folgender
Tagesordnung ſtatt: Neuwahl zweier Mitglieder des
Kirchenkonkurrenz-Ausſchuſſes für die Grazervorſtadt-
pfarre Hlg. Maria. — Einſprache des Herrn
Andreas Mayer gegen die Vorſchreibung der Ein-
ſchlauchgebühr in der Viktringhofgaſſe 2. — Geſuch
der Frau Thereſe Pachner um Vergütung von
Gebühren anläßlich des Verkaufes ihres Hauſes. —
Bericht über die Sicherſtellung der Trottoir-
Herſtellungskoſten. — Geſuch des Ordens der
Karmeliterinnen um Erteilung der Baubewilligung
für einen Sanktusturm und Adaptierungen in der
Heugaſſe 11. — Geſuch des Herrn Joſef Nekrepp
um Erteilung der Baubewilligung für ein Wohn-
haus in der Mozartſtraße. — Geſuch des Herrn
Fritz Friedriger um Erteilung der Baubewilligung
für ein Wohnhaus Ecke der Uhland-Körnergaſſe. —
Antrag des Stadtbauamtes um Feſtſetzung des
Preiſes für Randſteinelegung. — Bericht über die
Schlachtungen im ſtädtiſchen Schlachthofe im Monate
Juni 1908. — Beſchlußfaſſung betreffend die Be-
leuchtung der Perkoſtraße. — Geſuch des Stadt-
verſchönerungsvereines um Anweiſung der bewilligten
Unterſtützung für Herſtellungen im Volksgarten. —
Anſuchen der Fleiſchergenoſſenſchaft um Herab-
minderung des Preiſes für Blockeis von 30 auf
20 Heller. — Aufnahme eines Darlehens. — Er-
gebnis der Verhandlungen mit den Fleiſchermeiſtern
wegen Herabſetzung der Fleiſchpreiſe. Der öffentlichen
folgt eine vertrauliche Sitzung.

Spende des Männergeſangvereines.

Der Zahlmeiſter des Männergeſangvereines Marburg
hat dem Verein für „Kinderſchutz und Jugendfürſorge
in Marburg“ vom Reinerträgniſſe der vom Mainzer
Männergeſangvereine am 11. d. in Marburg abge-
haltenen Liedertafel den namhaften Betrag von
300 K. abgeführt, wofür dieſen beiden Geſang-
vereinen vom genannten Fürſorgeverein der wärmſte
Dank ausgeſprochen wird.

Grand Elektro-Bioskop.

Das dreizehnte
Wochenprogramm wird noch heute beim Highlife-
Abend und morgen Freitag vorgeführt. Samstag
kommt zum erſtenmale der Kaiſerjubiläums-Feſtzug
in Wien an die Reihe, welchen die Direktion trotz
der hohen Koſten (2000 Kronen) erwarb und uns
damit Gelegenheit gibt, dieſes Schauſpiel zu ſehen.
Hoffentlich wird ein recht zahlreicher Beſuch die
Bemühungen des Unternehmers lohnen. Der Feſtzug
wird nur vom 18.—24. Juli vorgeführt und ſind
die Preiſe nicht erhöht.

Landes-Lehrerinnenbildungsanſtalt.

Den vom 10. bis 15. d. unter dem Vorſitze des
k. k. Landesſchulinſpektors Dr. Tumlirz abgehaltenen
Reifeprüfungen unterzogen ſich ſämtliche 40 Zöglinge
des 4. Jahrganges. Von dieſen erlangten 11 ein
Zeugnis der Reife mit Auszeichnung, 26 wurden
für reif erklärt und drei erhielten die Erlaubnis,
nach den Ferien eine Wiederholungsprüfung aus
einem Gegenſtande abzulegen. Nach den Ergebniſſen
der am Schluſſe des Schuljahres erfolgten Auf-
nahme in den erſten Jahrgang findet eine zweite
Aufnahmsprüfung für das Schuljahr 1908/09
nicht ſtatt.

Staatshilfe für das Unterland.

Infolge
der Dürre, des dadurch hervorgerufenen Futter-
mangels und Notſtandes in Unterſteiermark erklärte
der Ackerbauminiſter — natürlich erſt nach wieder-
holtem Drängen und Treten — daß die approxima-
tiven Berichte über den im ſteiriſchen Unter-
lande
und auch in Kärnten herrſchenden Notſtand
bereits eingetroffen ſind. Auf Grund derſelben habe
er ſich ſofort an den Finanzminiſter zur Flüſſig-
machung der nötigen Summen gewendet. Sollten
dieſe nicht binnen zwei Tagen ihm zur Verfügung
geſtellt werden, ſo werde er die Angelegenheit
neuerlich betreiben. Außerdem habe er ſofortige
Detailerhebungen veranlaßt, um die Größe des
Schadens eingehender zu erheben und die nötigen
Maßnahmen zu treffen. Wie der Abg. Marckhl
mitteilt, beabſichtigt die Regierung Futter anzu-
[Spaltenumbruch] kaufen und an die durch die Dürre getroffenen
Beſitzer abzugeben, ferner ſollten Notſchlachtungen
geſtattet werden. Endlich wird die Erlaſſung des in
Landbevölkerungskreiſen ſchon lange erſehnten
Futterausfuhrverbotes in Erwägung ge-
zogen.

Fleiſchpreiſe in Marburg.

Vom 15. d.
ab beſtehen in Marburg folgende Fleiſchpreiſe:
Rindfleiſch, Maſtochſen, 1. Qualität, K. 1·60;
2. Qualität K. 1·40; Kalbfleiſch K. 1·40 bis
1·60. Mittelware: Rindfleiſch, 1. Qualität K. 1·36,
2. Qualität K. 1·28, 3. Qualität K. 1·12, Kalb-
fleiſch K. 1·20 bis 1·40; leichtes Vieh, Rindfleiſch,
K. 1·12, Kalbfleiſch K. 1·20.

Die Fleiſchpreiſe in Cilli.

Das Cillier
Stadtamt ſah ſich genötigt, die dortigen Fleiſch-
preiſe ſelbſtändig, und zwar für die Inhaber der
Fleiſchſtände am Hauptplatze feſtzuſetzen. Dieſe
amtlich feſtgeſetzten Preiſe ſind nachſtehende: Kalb-
fleiſch, hinteres, K. 1·20; Kalbfleiſch, vorderes,
K. 1; Schnitz K. 1·80; Rindfleiſch, hinteres,
K. 1·12; Rindfleiſch, vorderes, K. 1; Roſtbraten,
Rumpſteak K. 1·30; Lungebraten, ausgelöſt K. 1·60.
Die Preisſätze für Rindfleiſch, Roſtbraten, Rump-
ſteak und Lungenbraten treten ab 20. d. in Kraft.
Für den Fall, als die Standbeſitzer ſich an dieſen
Tarif nicht halten, wird die Stadtgemeinde Cilli
unnachſichtlich ſofort mit der Kündigung des
Fleiſchſtandes vorgehen. Falls dieſe amtliche Feſt-
ſtellung der Fleiſchpreiſe nicht auch die Hallen-
fleiſcher veranlaſſen wird, ihre bisherigen Fleiſch-
preiſe dem amtlichen Tarife anzupaſſen, wird die
Stadtgemeinde eine eigene Fleiſchhalle eröffnen,
wofür auch alle Vorbereitungen getroffen ſind.

Beſitzwechſel.

Das Gut Weitenſtein des
Herrn Ed. Mulley iſt in den Beſitz des Herrn
Rudolf Oroszy aus Laibach übergegangen.

Landwirtſchaftlicher Verein Rothwein.

Am Sonntag den 19. d. um 9 Uhr vormittags
wird in der Gambrinushalle zu Marburg eine
außerordentliche Generalverſammlung dieſes Vereines
abgehalten. Die Tagesordnung iſt folgende: 1. Be-
ſprechung der heurigen Futterkalamität und der
eventuellen Mittel zur Abhilfe. 2. Vortrag über
Rotlauf-Impfung. (Herr k. k. Bezirkstierarzt
Fiſcher.) 3. Anträge. Zahlreiches Erſcheinen der
Mitglieder iſt wünſchenswert.

Verſammlung von ſtaatlichen Ver-
tragsbeamten.

Am Samstag, den 18. d., um
8 Uhr abends, findet in der Gaſtwirtſchaft „Gam-
brinushalle“ eine Verſammlung der ſtaatlichen
Vertragsbeamten der Staatsbehörden und -Ämter
ſtatt, und zwar mit nachſtehender Tagesordnung:
Berichterſtattung des Landesobmannes von Steier-
mark, Herrn Koppacher, über den gegenwärtigen
Stand der Berufsaktion. Die hiſtoriſche Ent-
wicklung und die heutige materielle und ſoziale
Stellung der Kanzleioffizianten und Kanzleigehilfen
(Referent Herr Koll. Stupan). Gründung einer
Kreisgruppe der Kanzleioffizianten und Kanzlei-
gehilfen der ſtaatlichen Behörden und Ämter. All-
fälliges. Es ergeht daher an ſämtliche Herren
Kollegen von Marburg und Umgebung das Erſuchen,
ſich im Standesintereſſe zu dieſer Verſammlung ſo
zahlreich als nur möglich einzufinden.

Auswanderungswarnung.

Wir erhielten
von amtlicher Stelle folgende Verlautbarung: Auf
Grund von in letzter Zeit eingelangten ſehr un-
günſtigen Nachrichten ſieht ſich das Miniſterium
des Innern veranlaßt, neuerlich alle jene Perſonen,
welche als Arbeiter nach Kanada auswandern wollen,
vor einer ſolchen Auswanderung nachdrücklichſt zu
warnen. Dieſe Warnung bezieht ſich auf alle Aus-
wanderer, welche nach Kanada zu dem Zwecke gehen
wollen, um dort in gewerblichen oder Bauunter-
nehmungen, darunter auch bei Eiſenbahnbauten,
Erwerb zu ſuchen, gleichgiltig, ob dies der alleinige
Zweck ihrer Auswanderung iſt, oder ob ſie auf
dieſem Wege nur das erforderliche Kapital erwerben
wollen, um ſich ſpäter als Farmer in Kanada nieder-
laſſen zu können. Es wird derzeit in einzelnen
Ländern eine ſehr lebhafte Propaganda für die
Auswanderung nach Kanada betrieben. Die Agenten
ſtellen den Auswanderungsluſtigen reichliche Arbeits-
gelegenheit und hohe Löhne in Ausſicht. Das Gegen-
teil iſt jedoch der Fall. Die Arbeitsgelegenheiten
in gewerblichen und Bauunternehmungen ſind in
Kanada derzeit ſpärlicher und ſeltener als je, die
Löhne ſehr niedrig und herrſcht dort infolgedeſſen
unter den öſterreichiſchen Arbeitern ſehr große Not.
Hunderte von Arbeitern ſind beſchäftigungslos,
kämpfen mit Hunger, entbehren des Obdaches und
ſind auf die Mildtätigkeit angewieſen. Es kann da-

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auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber!<lb/>
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&#x017F;chichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte<lb/>
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Hoffentlich wird ein recht zahlreicher Be&#x017F;uch die<lb/>
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[4/0004] Marburger Zeitung. Nr. 85, 16. Juli 1908. auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber! Können Sie ſich noch erinnern, wie der Profeſſor X. wutſchnaubend zu mir, dem Ordinarius, kam, weil Sie ihm ſein Bräutchen abgefiſcht hatten?“ — „Aber, Herr Schulrat, ſie war gar nicht ſeine Braut!“ — „Und mußten Sie ihn zuſehen laſſen, als ſie dieſelbe bei den drei Teichen herzhaft küßten?“ — „Sagen Sie mir aber jetzt — es liegt ja nichts mehr dran — was iſt aus der ſchönen R .... geworden, der zuliebe Sie 25 Mon- tage die Schule geſchwänzt haben, um zu ihr nach T. zu eilen? Wie war es, als Profeſſor G. mit Frau und Schwägerin, der Sie ja auch den Hof gemacht haben, Sie an einem ſolchen Montag dort erwiſcht hätte, wenn Sie nicht geflüchtet wären in einen dunklen, unangenehmen Ort, den Sie ſtunden- lang nicht verlaſſen konnten, weil ſein rege ge- wordenes Auge unverwandt darauf ruhte? Und erſt das der Schwägerin!“ Er erfuhr alles und ging doch niemals aus. Wie war es poſſierlich, als Feldſpitz einmal wegen Verſäumnis eines Nach- mittags einen Entſchuldigungszettel brachte, auf dem die ſorgſame „Kafferin“ es gütigſt beſtätigte, daß der liebe alte Franzl nicht zur Schule habe kommen können, weil er gar ſo grimmige Bauch- ſchmerzen gehabt habe. Ich ſehe noch des Pro- feſſors Geſicht, als er, auf den Zettel ſchauend, fragte: „So, mit was für einem Dirndl ſind S’ dann mit dem grimmigen Bauchſchmerze auf dem Kalvarienberge geſeſſen?“ Er hatte von ſeiner Wohnung mit einem Fernrohre hinaufgeſehen und Feldſpitz, der Dichter des Epos „Die tote Maus“, war ſchändlich blamiert. Iſt es ein Wunder, daß nahezu alle ſeine. Schüler den Gegenſtand Geſchichte lieb gewannen? Er trug nicht ſchön vor: auf einer Bank ſitzend, die Füße auf das Sitzbrett geſtellt, ſprach er unſcheinbar; aber ſeine Vortragsweiſe hatte etwas, was ſo vielen fehlt: er trug die Ge- ſchichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte ihn hören, wenn er der Religionsſtifter gedachte und der Reformatoren, wenn er mit vernichtenden Worten die ſcheußlichen Urheber der Reformations- kriege abtat. Er war aber auch wahr im Vortrage der öſterreichiſchen Geſchichte. Und ſo iſt es ge- kommen, daß ſeine Schüler nicht überraſcht wurden, wenn ſie in ſpäteren Jahren eine wirkliche Ge- ſchichte in die Hand bekamen, nicht bloß eine für Mittelſchulen oder Lehrerbildungsanſtalten zuge- ſchnittene Schulgeſchichte. Nahezu zwei Stunden haben wir uns im Stadtpark unterhalten und ich hatte für dieſe Zeit beinahe den Schmerz über mein Leid vergeſſen aus Freude darüber, daß der einſtige Lieblingsſchüler, der ihm doch ſo vielen Kummer bereitet hatte, nach vielen Jahren noch feſt im Herzen ſeines Profeſſors ſtand. Als wir ſchieden, ſagte er: „W., wir ſehen uns kaum wieder. Aber wenn ich gegangen bin, denken Sie manchmal meiner und treffen Sie einen meiner Schüler, der ſich des alten mürriſchen Geſchichtsprofeſſors Faſching in Treue erinnern will, dann grüßen Sie ihn von mir!“ Nun iſt er gegangen. Er iſt nicht mehr. Ich entbiete aber allen ſeinen Schülern die Grüße, die er mir im Vorjahre aufgegeben. Mit allen, die ihn gekannt haben, weiß ich mich eines Sinnes: Er war ein von freiheitlichem Geiſte durchdrungener Lehrer, ein Mann, deſſen Be- geiſterung im Erkennen und Aufſuchen der Wahr- heit fußte, ein Menſch, der Liebe unter ſeinen Schülern ſäete und daher auch Liebe erntete, ein väterlicher Freund der Jugend und deshalb wird ſein Andenken bei allen ſeinen Schülern in unwandel- barer Treue feſtgehalten werden. Bund der Kaufleute. Jeden Donnerstag abends treffen ſich die Mitglieder im Hotel Mohr. Bei ſchlechter Witterung Zuſammenkunft im Speiſe- ſaale, ſonſt im Garten. Die Mitglieder werden erſucht, zu dieſen Abenden recht zahlreich zu erſcheinen. Gäſte herzlich willkommen. Stamm- tiſch. — An die Kaufmannſchaft in Marburg! Nicht oft genug ergeht an die Kaufmannſchaft der Ruf, ſich zu organiſieren. Unſer Bund iſt ſchon ein ganz reſpektables Häuflein geworden, wir wollen aber nicht ruhen, bis alle Mitglieder unſerer Organiſation ſind. Der erſte Ruf, der im Lande hallt, ſoll uns nicht überraſchen. Wir wollen ein offenes Auge haben, was neben und um uns vor- geht und je größer die Zahl iſt, die wir ins Feld ſtellen können, umſo mehr werden unſere For- derungen Ausſicht auf Verwirklichung haben. Alſo, verehrte Kollegen, helft mit, das Anſehen zu heben, es geſchieht ja nicht zum geringſten Teile für das eigene Ich. Wetterſchwüle herrſcht, drohende ſchwarze Wolken zeigen ſich — aber keine Furcht. Gewitter reinigen. Jeder Kaufmann, der nur ein wenig mit dem Zeitgeiſt geht, hat die Pflicht, ſeine Standesintereſſen zu wahren und wahren zu helfen, dann wird es beſſer um uns ſtehen. Alſo, verehrte Kollegen, unterſtützt die Werbetätigkeit unſerer Mit- glieder, kommt aus eigenem Antriebe, die Früchte werden ſich zeigen! Beitrittsanmeldnngen nehmen entgegen die Herren: Karl Wolf, Magiſter der Pharmacie, Herrengaſſe; Karl Worſche, Kaufmann, Herrengaſſe; Karl Haber, Kaufmann, Tegetthoff- ſtraße; Alois Schnideritſch, Kaufmann, Draugaſſe; Hans Andraſchitſch, Kaufmann, Kärntnerſtraße. Gemeinderatsſitzung. Am Mittwoch den 22. Juli l. J. nachmittags 3 Uhr findet im Rathausſaale eine Gemeinderatsſitzung mit folgender Tagesordnung ſtatt: Neuwahl zweier Mitglieder des Kirchenkonkurrenz-Ausſchuſſes für die Grazervorſtadt- pfarre Hlg. Maria. — Einſprache des Herrn Andreas Mayer gegen die Vorſchreibung der Ein- ſchlauchgebühr in der Viktringhofgaſſe 2. — Geſuch der Frau Thereſe Pachner um Vergütung von Gebühren anläßlich des Verkaufes ihres Hauſes. — Bericht über die Sicherſtellung der Trottoir- Herſtellungskoſten. — Geſuch des Ordens der Karmeliterinnen um Erteilung der Baubewilligung für einen Sanktusturm und Adaptierungen in der Heugaſſe 11. — Geſuch des Herrn Joſef Nekrepp um Erteilung der Baubewilligung für ein Wohn- haus in der Mozartſtraße. — Geſuch des Herrn Fritz Friedriger um Erteilung der Baubewilligung für ein Wohnhaus Ecke der Uhland-Körnergaſſe. — Antrag des Stadtbauamtes um Feſtſetzung des Preiſes für Randſteinelegung. — Bericht über die Schlachtungen im ſtädtiſchen Schlachthofe im Monate Juni 1908. — Beſchlußfaſſung betreffend die Be- leuchtung der Perkoſtraße. — Geſuch des Stadt- verſchönerungsvereines um Anweiſung der bewilligten Unterſtützung für Herſtellungen im Volksgarten. — Anſuchen der Fleiſchergenoſſenſchaft um Herab- minderung des Preiſes für Blockeis von 30 auf 20 Heller. — Aufnahme eines Darlehens. — Er- gebnis der Verhandlungen mit den Fleiſchermeiſtern wegen Herabſetzung der Fleiſchpreiſe. Der öffentlichen folgt eine vertrauliche Sitzung. Spende des Männergeſangvereines. Der Zahlmeiſter des Männergeſangvereines Marburg hat dem Verein für „Kinderſchutz und Jugendfürſorge in Marburg“ vom Reinerträgniſſe der vom Mainzer Männergeſangvereine am 11. d. in Marburg abge- haltenen Liedertafel den namhaften Betrag von 300 K. abgeführt, wofür dieſen beiden Geſang- vereinen vom genannten Fürſorgeverein der wärmſte Dank ausgeſprochen wird. Grand Elektro-Bioskop. Das dreizehnte Wochenprogramm wird noch heute beim Highlife- Abend und morgen Freitag vorgeführt. Samstag kommt zum erſtenmale der Kaiſerjubiläums-Feſtzug in Wien an die Reihe, welchen die Direktion trotz der hohen Koſten (2000 Kronen) erwarb und uns damit Gelegenheit gibt, dieſes Schauſpiel zu ſehen. Hoffentlich wird ein recht zahlreicher Beſuch die Bemühungen des Unternehmers lohnen. Der Feſtzug wird nur vom 18.—24. Juli vorgeführt und ſind die Preiſe nicht erhöht. Landes-Lehrerinnenbildungsanſtalt. Den vom 10. bis 15. d. unter dem Vorſitze des k. k. Landesſchulinſpektors Dr. Tumlirz abgehaltenen Reifeprüfungen unterzogen ſich ſämtliche 40 Zöglinge des 4. Jahrganges. Von dieſen erlangten 11 ein Zeugnis der Reife mit Auszeichnung, 26 wurden für reif erklärt und drei erhielten die Erlaubnis, nach den Ferien eine Wiederholungsprüfung aus einem Gegenſtande abzulegen. Nach den Ergebniſſen der am Schluſſe des Schuljahres erfolgten Auf- nahme in den erſten Jahrgang findet eine zweite Aufnahmsprüfung für das Schuljahr 1908/09 nicht ſtatt. Staatshilfe für das Unterland. Infolge der Dürre, des dadurch hervorgerufenen Futter- mangels und Notſtandes in Unterſteiermark erklärte der Ackerbauminiſter — natürlich erſt nach wieder- holtem Drängen und Treten — daß die approxima- tiven Berichte über den im ſteiriſchen Unter- lande und auch in Kärnten herrſchenden Notſtand bereits eingetroffen ſind. Auf Grund derſelben habe er ſich ſofort an den Finanzminiſter zur Flüſſig- machung der nötigen Summen gewendet. Sollten dieſe nicht binnen zwei Tagen ihm zur Verfügung geſtellt werden, ſo werde er die Angelegenheit neuerlich betreiben. Außerdem habe er ſofortige Detailerhebungen veranlaßt, um die Größe des Schadens eingehender zu erheben und die nötigen Maßnahmen zu treffen. Wie der Abg. Marckhl mitteilt, beabſichtigt die Regierung Futter anzu- kaufen und an die durch die Dürre getroffenen Beſitzer abzugeben, ferner ſollten Notſchlachtungen geſtattet werden. Endlich wird die Erlaſſung des in Landbevölkerungskreiſen ſchon lange erſehnten Futterausfuhrverbotes in Erwägung ge- zogen. Fleiſchpreiſe in Marburg. Vom 15. d. ab beſtehen in Marburg folgende Fleiſchpreiſe: Rindfleiſch, Maſtochſen, 1. Qualität, K. 1·60; 2. Qualität K. 1·40; Kalbfleiſch K. 1·40 bis 1·60. Mittelware: Rindfleiſch, 1. Qualität K. 1·36, 2. Qualität K. 1·28, 3. Qualität K. 1·12, Kalb- fleiſch K. 1·20 bis 1·40; leichtes Vieh, Rindfleiſch, K. 1·12, Kalbfleiſch K. 1·20. Die Fleiſchpreiſe in Cilli. Das Cillier Stadtamt ſah ſich genötigt, die dortigen Fleiſch- preiſe ſelbſtändig, und zwar für die Inhaber der Fleiſchſtände am Hauptplatze feſtzuſetzen. Dieſe amtlich feſtgeſetzten Preiſe ſind nachſtehende: Kalb- fleiſch, hinteres, K. 1·20; Kalbfleiſch, vorderes, K. 1; Schnitz K. 1·80; Rindfleiſch, hinteres, K. 1·12; Rindfleiſch, vorderes, K. 1; Roſtbraten, Rumpſteak K. 1·30; Lungebraten, ausgelöſt K. 1·60. Die Preisſätze für Rindfleiſch, Roſtbraten, Rump- ſteak und Lungenbraten treten ab 20. d. in Kraft. Für den Fall, als die Standbeſitzer ſich an dieſen Tarif nicht halten, wird die Stadtgemeinde Cilli unnachſichtlich ſofort mit der Kündigung des Fleiſchſtandes vorgehen. Falls dieſe amtliche Feſt- ſtellung der Fleiſchpreiſe nicht auch die Hallen- fleiſcher veranlaſſen wird, ihre bisherigen Fleiſch- preiſe dem amtlichen Tarife anzupaſſen, wird die Stadtgemeinde eine eigene Fleiſchhalle eröffnen, wofür auch alle Vorbereitungen getroffen ſind. Beſitzwechſel. Das Gut Weitenſtein des Herrn Ed. Mulley iſt in den Beſitz des Herrn Rudolf Oroszy aus Laibach übergegangen. Landwirtſchaftlicher Verein Rothwein. Am Sonntag den 19. d. um 9 Uhr vormittags wird in der Gambrinushalle zu Marburg eine außerordentliche Generalverſammlung dieſes Vereines abgehalten. Die Tagesordnung iſt folgende: 1. Be- ſprechung der heurigen Futterkalamität und der eventuellen Mittel zur Abhilfe. 2. Vortrag über Rotlauf-Impfung. (Herr k. k. Bezirkstierarzt Fiſcher.) 3. Anträge. Zahlreiches Erſcheinen der Mitglieder iſt wünſchenswert. Verſammlung von ſtaatlichen Ver- tragsbeamten. Am Samstag, den 18. d., um 8 Uhr abends, findet in der Gaſtwirtſchaft „Gam- brinushalle“ eine Verſammlung der ſtaatlichen Vertragsbeamten der Staatsbehörden und -Ämter ſtatt, und zwar mit nachſtehender Tagesordnung: Berichterſtattung des Landesobmannes von Steier- mark, Herrn Koppacher, über den gegenwärtigen Stand der Berufsaktion. Die hiſtoriſche Ent- wicklung und die heutige materielle und ſoziale Stellung der Kanzleioffizianten und Kanzleigehilfen (Referent Herr Koll. Stupan). Gründung einer Kreisgruppe der Kanzleioffizianten und Kanzlei- gehilfen der ſtaatlichen Behörden und Ämter. All- fälliges. Es ergeht daher an ſämtliche Herren Kollegen von Marburg und Umgebung das Erſuchen, ſich im Standesintereſſe zu dieſer Verſammlung ſo zahlreich als nur möglich einzufinden. Auswanderungswarnung. Wir erhielten von amtlicher Stelle folgende Verlautbarung: Auf Grund von in letzter Zeit eingelangten ſehr un- günſtigen Nachrichten ſieht ſich das Miniſterium des Innern veranlaßt, neuerlich alle jene Perſonen, welche als Arbeiter nach Kanada auswandern wollen, vor einer ſolchen Auswanderung nachdrücklichſt zu warnen. Dieſe Warnung bezieht ſich auf alle Aus- wanderer, welche nach Kanada zu dem Zwecke gehen wollen, um dort in gewerblichen oder Bauunter- nehmungen, darunter auch bei Eiſenbahnbauten, Erwerb zu ſuchen, gleichgiltig, ob dies der alleinige Zweck ihrer Auswanderung iſt, oder ob ſie auf dieſem Wege nur das erforderliche Kapital erwerben wollen, um ſich ſpäter als Farmer in Kanada nieder- laſſen zu können. Es wird derzeit in einzelnen Ländern eine ſehr lebhafte Propaganda für die Auswanderung nach Kanada betrieben. Die Agenten ſtellen den Auswanderungsluſtigen reichliche Arbeits- gelegenheit und hohe Löhne in Ausſicht. Das Gegen- teil iſt jedoch der Fall. Die Arbeitsgelegenheiten in gewerblichen und Bauunternehmungen ſind in Kanada derzeit ſpärlicher und ſeltener als je, die Löhne ſehr niedrig und herrſcht dort infolgedeſſen unter den öſterreichiſchen Arbeitern ſehr große Not. Hunderte von Arbeitern ſind beſchäftigungslos, kämpfen mit Hunger, entbehren des Obdaches und ſind auf die Mildtätigkeit angewieſen. Es kann da-

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger85_1908/4>, abgerufen am 26.04.2024.