Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 12.08.1902.

Bild:
<< vorherige Seite
Nr. 96, 12. August 1902. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]
Ausland.
Bennigsen +

Der am 7. August auf dem Gute Bennigsen
erfolgte Tod des ehemaligen Ober-Präsidenten der
Provinz Hannover, des um das deutsche Vaterland
hochverdienten Politikers, Staatsmannes, Parla-
mentariers, Parteiführers und Patrioten Dr. Rudolf
v. Bennigsen, ist weiteren Kreisen durchaus
unerwartet gekommen. Wie inzwischen bekannt ge-
worden ist, litt der nun Verewigte in jüngster Zeit
an einer starken Magenverstimmung und war deshalb
bettlägerig. Außerdem hatte er sich an einer
Wärmflasche das Bein verletzt, und diese anfänglich
nicht beachtete Wunde verschlimmte sich rasch; man
vermutet, daß schließlich Blutvergiftung hinzutrat,
durch welche auch der Tod herbeigeführt worden
sein dürfte. Rudolf v. Bennigsen hat namentlich
am Werdegange des neuen Deutschen Reiches hervor-
ragenden Anteil gehabt, als er den deutschen
Volksverein gründete und an dessen Spitze unter
den mannigfachsten Anfechtungen schon damals
für den Reichs- und Kaisergedanken hingebend und
unermüdlich wirkte. Im Jahre des deutschen Bruder-
krieges 1866 gründete er die nationalliberale Partei,
deren politischer und parlamentarischer Führer
Benningsen dann lange Jahre blieb, in dieser
Stellung einen bedeutenden Einfluß auf das politische
Leben in Deutschland ausübend. 1870 nahm er im
Hauptquartier zu Versailles hervorragenden Anteil
an den Verhandlungen mit den südeutschen Staaten.
Nach der Wiederaufrichtung des Reiches aber war
er in allen nationalen Fragen ein selbstloser Gehilfe
Bismarck's, und selbst tiefgehende Differenzen
mit dem Kanzler vermochten ihn in seinem freudigen
patriotischen Wirken nicht zu beirren. Im Sonstigen
war Rudolf v. Bennigsen ein erprobter langjähriger
Leiter der parlamentarischen Verhandlungen des
preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstages.
1868 wurde er vom hannoverschen Provinzial-
landtag zum Landesdirektor von Hannover gewählt,
1888 ernannte ihn Kaiser Wilhelm II. zum Ober-
präsidenten dieser Provinz, welches Amt Bennigsen
zehn Jahre lang bekleidete. Sein Mandat zum
Abgeordnetenhaus legte R. v. Bennigsen 1881
definitiv nieder, jenes zum Reichstage 1897. Er
hat ein Alter von etwas über 78 Jahren erreicht.

-- In Brüssel ist der Burengeneral
Lukas Meyer
plötzlich einem Herzleiden,
von dem er bereits während des Südafrikanischen
Krieges mehreremale befallen worden war, erlegen.
Lukas Meyer gehörte zu den Friedensunterhändlern
von Pretoria und unterzeichnete auch den Friedens-
vertrag mit. Nach Abschluß des Friedens begab er
sich nach London, wo er auszeichnend behandelt
wurde. Vor kurzem stattete er dem Präsidenten
Krüger in dessen holländischen Exil einen Besuch
ab und reiste dann weiter nach Brüssel, wo ihn
nun der Tod ereilt hat.

-- Die Krönung König Eduards VII.
und der Königin Alexandra ist nun am Sonnabend
in der historischen Westminster-Abtei zu London
endlich vor sich gegangen. Die letzten Tage über
war das Befinden des Königs ein ganz besonders
befriedigendes. Der bisherige Premierminister Lord
Salisbury hat sich eine leichte Indisposition zuge-
zogen, so daß ihm vom Könige erlaubt wurde, der
Krönungsfeier fern zu bleiben. -- In das Londoner
Kabinet sind zwei neue Mitglieder eingetreten,
Walrand als Kanzler des Herzogtums Lancaster
und Austen Chamberlain, ein Bruder des Kolonial-
ministers, als Generalpostmeister. -- Zwischen der
britischen Admiralität und dem Morgan'schen
Schiffahrtsring sind Unterhandlungen eingeleitet
worden, zu einem förmlichen Vertragsschluß ist es
aber noch nicht gekommen.

-- Ueber den Stand der Cholera in
der Mandschurei und in Russisch-Ost-
asien
sind jetzt von Petersburg aus neue amtliche
Angaben gemacht. Aus ihnen erhellt, daß die
Cholera namentlich in der Mandschurei noch immer
ziemlich erhebliche Opfer fordert, während sie in
den anstoßenden russischen Gebieten bedeutend ab-
genommen hat. Eine Depesche aus Charbin vom
8. August behauptet allerdings, daß die Cholera-
epidemie auch an diesem mandschurischen Orte
zurückgehe, so daß die chinesischen Arbeiter allmählich
zurückkehrten. In Blagoweschtschens erkrankten vom
21. Juli bis 7. August 206 Personen an Cholera,
von ihnen starben 123, 56 genasen, die übrigen
sind noch krank.


[Spaltenumbruch]
Tagesneuigkeiten.
("Bourgeoisie" und Sozialdemo-
kratie in der Sommerfrische.)

Die "Schle-
sische Zeitung" schreibt: "Wie bezeichnend ist es
doch, wenn der "Vorwärts" ausruft: "Unsere
Bourgeoisie weilt sorglos in den Bädern und
Sommerfrischen". Möchte das Blatt seinen Lesern
nicht vielleicht auch einmal mitteilen, wo die Kori-
phäen seiner eigenen Partei sich aufzuhalten pflegen?
Herrn von Vollmars reizender Sommeraufenthalt
ist allen Besuchern des Walchensees bekannt. Von
Bebels Villa am Züricher Ser ist in der Presse
oftmals die Rede gewesen. Herrn Singer sagt man
nach, ein Habitue der Nordseebäder zu sein. Auch
von der zweiten Garnitur der Führer kann man
manchem in der Schweiz und in Tirol. auf Helgo-
land u. s. w. begegnen. Und die misera contribuens
plebs?
In derselben Nummer des "Vorwärts", in
welcher vorn über "die Not" geleitartikelt wird,
umfaßt hinten der Vergnügungsanzeiger fast volle
zwei Seiten. Dazu kommen die offiziellen Partei-
feste. In der in Rede stehenden Nummer kündigt
der 6. Berliner Wahlkreis gleich zwei auf einmal
an, beide mit großem Konzert von je zwei stark-
besetzten Kapellen, Festball, Feuerwerk, Kinder-Fackel-
Polonaise u. s. w. Auch die "Genossen von Pan-
kow und Niederschönhausen" laden zu einem großen
Sommerfest mit ähnlichen Veranstaltungen ein. Wie
stimmt das zu den Kassandrarufen des "Vorwärts"
über die bittere Not? Daß in Berlin Tausende von
"Genossen" frohe Feste feiern können, daß die
sozialdemokratischen Führer sich den Freuden sommer-
lichen Wohllebens ergeben dürfen, ist freilich kein
Beweis dagegen, daß, wie der "Vorwärts" behauptet,
zahllose Arbeiter hungernd auf der Landstraße ein-
herziehen. Aber mit welchem Rechte erhebt dann
das sozialdemokratische Blatt gegen die "Bourgeoisie"
den Vorwurf sorgloser Unbekümmertheit, wenn die
Genossen "Führer" zur Sommerszeit selbst in
eleganten Bädern und Sommerfrischen weilen?

(Die Entwicklung der chinesischen
Kolonie Kiautschou.)

Bald fünf Jahre sind
verflossen, seit Deutschland von der Kiautschou-Bucht
Besitz ergriffen hat. Da erscheint die Frage, was
aus dieser deutschen Kolonie im fernen Osten bis
jetzt geworden ist, berechtigt, um so mehr, als zu
jener Zeit, da Deutschland sich seinen Platz an der
Sonne sicherte, gar manche Stimmen ertönten,
welche diesen Platz als den denkbar ungünstigsten
bezeichneten. Nun, diese Stimmen haben nicht recht
behalten, denn mit der Entwicklung der deutschen
Kolonie kann man bis jetzt zufrieden sein. An der
einsamen Klautschou-Bucht ist eine moderne Stadt,
das neue Tsingtau, mit großartigen städtischen und
industriellen Anlagen entstanden; die Erschließung
des Hinterlandes ist bereits im Gange; der Bau
der Eisenbahn ist bis Weihsien (183 km) gediehen,
die vorläufige Endstation Tsinanfu (420 km) wird
im Jahre 1904 erreicht werden. Freilich ist in
diesem Eisenbahnbau, in den Hafenanlagen u. s. w.
ein gut Stück deutschen Geldes festgelegt, aber daß
sich dasselbe rentieren wird, erscheint zweifellos, da
die Ausbeutung der reichen Kohlen- und Mineral-
schätze durch deutsche Unternehmer mit Hilfe der
Bahn eine sehr bedeutende Steigerung der Ausfuhr
herbeiführen und auch die Einfuhr, wenn auch in
vorerst langsamerem Tempo, durch die Ausnutzung
der Handelsbeziehungen mit dem Inland zu einem
wesentlichen Faktor werden wird. Die "Garten-
laube"
bringt aus der Feder von B. v. Strantz
einen Bericht über die Kolonie Kiautschou, in
welchem sich manches Interessante über die Ent-
wicklung derselben findet, und in dem sich auch eine
Reihe höchst anschaulicher Abbildungen von Tsingtau
und dem Eisenbahnbau vorfindet.

(Selbstmord wegen unglücklicher
Liebe.)

In Waldegg bei Wiener-Neustadt hat ein
22jähriges Fräulein Lola Passon, welche den Som-
mer über dort im Hause ihres Schwagers weilte,
durch einen Schuß ins Herz ihrem Leben ein Ende
gemacht. Das lebensfrohe, junge Mädchen hatte vor
einigen Jahren in Waldegg die Bekanntschaft des
Sohnes des Großindustriellen Zugmayer gemacht
und eine tiefe Neigung zu ihm gefaßt, die Zug-
mayer anfänglich zu erwidern schien; da er sich aber
in der letzten Zeit ihr gegenüber auffallend zurück-
haltend benahm und schließlich den Verkehr mit ihr
ganz abbrach, griff Fräulein Passon zum Revolver.

(Neue Repetierpistolen.)

Dem Reichs-
kriegsministerium liegen derzeit drei Modelle von
Repetierpistolen zur Prüfung vor. Sämmtliche
Offiziere, sowie die jetzt mit Revolvern ausgerü-
[Spaltenumbruch] steten Truppen sollen künftig solche Repetierpistolen
erhalten. Eines dieser Modelle ist vom Ingenieur
Mannlicher, dem Erfinder des Repetiergewehres.

(Dreifacher Raubmord.)

In Seuler-
halde (Westfalen) ermordete der polnische Land-
arbeiter Wersinski drei Kollegen durch Messerstiche
im Schlafe, worauf er seine Opfer beraubte. Der
Raubmörder ist flüchtig.

(Beim Fensterln ermordet.)

In
Gmunden wurde der 29jährige Maurergehilfe F.
Dannert oberhalb des Schneiderbühels in einer
Blutlache als Leiche aufgefunden. Die an Ort und
Stelle erschienene Gerichtskommission stellte fest,
daß Dannert durch Messerstiche schwer verletzt
wurde und infolge Verblutung gestorben war. Als
der Täter wurde Franz Heitzinger aus St. Konrad,
Vater von neun Kindern, verhaftet. Die Tat soll
eine Folge des "Fensterln" sein.

(Blitzschlag in eine Wetterschieß-
hütte.)

Aus Graz wird berichtet: In der Nähe
des Schlosses Vasholdsberg bei Hausmannsstätten
befindet sich eine Wetterschießstation, welche von
den Bediensteten des Schlosses bedient wird. Als
Donnerstag abends ein Gewitter heranzog, begaben
sich der Obergärtner Joh. Hofer und der Gärtner-
bursche Thomas Blebnik in die Schießstation. Nach
einigen Minuten erschütterte ein donnerähnlicher
Krach die ganze Gegend. Die Hütte, in welcher sich
die Wetterschießstation befand, war in einen Trüm-
merhaufen verwandelt, der in hellen Flammen stand.
Der Blitz hatte in die Hütte eingeschlagen und das
dortselbst befindliche Schießpulver zur Explosion
gebracht. Der Obergärtner Hofer erlitt leichtere
Brandwunden, Blebnik schwere, so daß an seinem
Aufkommen gezweifelt wird.

(Ein Betbruder läßt seine Schwe-
ster im Stalle sterben.)

Aus Tamsweg wird
vom 6. d. M. gemeldet: Der hiesige Arzt Dr.
Leopold Hascheyer erstattete Mittwoch der Be-
hörde die Anzeige, daß eine 36 Jahre alte Frau-
ensperson, eine Kretin, die als Ausnehmerin bei
ihrem Bruder in Litzeldorf lebte, am Vortage,
abends, auf ihrem Lager in einer finsteren Abtei-
lung des Stalles tot aufgefunden wurde. Aus
dem ärztlichen Befunde geht hervor, daß die
arme Person an Zellgewebs-Entzündung des linken
Fußes mit nachfolgender Blutzersetzung gestorben
sei. Wie der Bruder der Verstorbenen selbst an-
gibt, war er verpflichtet, seine Schwester Marga-
rethe Sautner zu verpflegen. Bis zum Tode seiner
Mutter wohnte seine Schwester zusammen mit
ihrer Mutter in einem Stübel. Einige Zeit nach
dem Ableben der Mutter hat er seine Schwester
in einem Verschlag des Stalles der Schneiderkeusche,
in welchem er früher Schweine gehalten hatte, ge-
sperrt. Die beiden Stalltüren waren immer ver-
schlossen, und die Bedauernswerte konnte nicht ins
Freie gelangen. In diesem Stalle sind im Sommer
zwei Kühe und im Winter vier Kühe und ein
Schwein eingestellt. In ihrem Verschlage mußte
sie auf Stroh liegen. Ungefähr vierzehn Tage vor
ihrem Tode klagte die Verstorbene ihrem Bruder,
daß sie am linken Fuße große Schmerzen fühle,
und daß ihr der Fuß sehr wehe tue. Trotzdem
ließ er sie in kein ordentliches Bett bringen und
auch keinen Arzt herbeirufen. Der Bruder ist be-
kannt als ein Frömmler und Betbruder.
Gegen ihn wurde das Strafverfahren eingeleitet.

(Selbsthilfe-Genossenschaft "Ost-
mark" in Wien),

reg. Genossenschaft mit be-
schränkter Haftung. In der am 1. Juli 1900 ins
Leben gerufenen Sparabteilung wurden in der Zeit
vom 1. bis 31. Juli 1902 K. 46.487·98 eingelegt
und K. 33.079·50 behoben. Der Zuwachs an Ein-
lagen betrug also K. 1340·48, das gesamte Ein-
lage-Kapital betrug mit Ende Juli K. 549489·07.
Die Gesinnungsgenossen werden eingeladen, verfüg-
bare Gelder der "Ostmark" zuzuführen, welche die-
selben bei vollster Sicherheit mit 5% verzinst und
dadurch in die Lage versetzt wird, die zahlreichen
Vorschußwerber rascher und in reichlicherem Maße
befriedigen zu können, als dies bisher möglich war.
Nähere Auskunft über die Sparabteilung gibt die
Kanzlei der Selbsthilfe-Genossenschaft "Ostmark",
Wien, 4, Kettenbrückengasse 20. Amtsstunden an
Werktagen von 4--7 Uhr nachmittags.




Eigen-Berichte.
(Landwirt-
schaftliches.)

Am 17. d. hält die hiesige landw.
Filiale im Gasthause des Herrn Brand in Glein-
stätten eine Wanderversammlung ab; hiebei wird

Nr. 96, 12. Auguſt 1902. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]
Ausland.
Bennigſen †

Der am 7. Auguſt auf dem Gute Bennigſen
erfolgte Tod des ehemaligen Ober-Präſidenten der
Provinz Hannover, des um das deutſche Vaterland
hochverdienten Politikers, Staatsmannes, Parla-
mentariers, Parteiführers und Patrioten Dr. Rudolf
v. Bennigſen, iſt weiteren Kreiſen durchaus
unerwartet gekommen. Wie inzwiſchen bekannt ge-
worden iſt, litt der nun Verewigte in jüngſter Zeit
an einer ſtarken Magenverſtimmung und war deshalb
bettlägerig. Außerdem hatte er ſich an einer
Wärmflaſche das Bein verletzt, und dieſe anfänglich
nicht beachtete Wunde verſchlimmte ſich raſch; man
vermutet, daß ſchließlich Blutvergiftung hinzutrat,
durch welche auch der Tod herbeigeführt worden
ſein dürfte. Rudolf v. Bennigſen hat namentlich
am Werdegange des neuen Deutſchen Reiches hervor-
ragenden Anteil gehabt, als er den deutſchen
Volksverein gründete und an deſſen Spitze unter
den mannigfachſten Anfechtungen ſchon damals
für den Reichs- und Kaiſergedanken hingebend und
unermüdlich wirkte. Im Jahre des deutſchen Bruder-
krieges 1866 gründete er die nationalliberale Partei,
deren politiſcher und parlamentariſcher Führer
Benningſen dann lange Jahre blieb, in dieſer
Stellung einen bedeutenden Einfluß auf das politiſche
Leben in Deutſchland ausübend. 1870 nahm er im
Hauptquartier zu Verſailles hervorragenden Anteil
an den Verhandlungen mit den ſüdeutſchen Staaten.
Nach der Wiederaufrichtung des Reiches aber war
er in allen nationalen Fragen ein ſelbſtloſer Gehilfe
Bismarck’s, und ſelbſt tiefgehende Differenzen
mit dem Kanzler vermochten ihn in ſeinem freudigen
patriotiſchen Wirken nicht zu beirren. Im Sonſtigen
war Rudolf v. Bennigſen ein erprobter langjähriger
Leiter der parlamentariſchen Verhandlungen des
preußiſchen Abgeordnetenhauſes und des Reichstages.
1868 wurde er vom hannoverſchen Provinzial-
landtag zum Landesdirektor von Hannover gewählt,
1888 ernannte ihn Kaiſer Wilhelm II. zum Ober-
präſidenten dieſer Provinz, welches Amt Bennigſen
zehn Jahre lang bekleidete. Sein Mandat zum
Abgeordnetenhaus legte R. v. Bennigſen 1881
definitiv nieder, jenes zum Reichstage 1897. Er
hat ein Alter von etwas über 78 Jahren erreicht.

— In Brüſſel iſt der Burengeneral
Lukas Meyer
plötzlich einem Herzleiden,
von dem er bereits während des Südafrikaniſchen
Krieges mehreremale befallen worden war, erlegen.
Lukas Meyer gehörte zu den Friedensunterhändlern
von Pretoria und unterzeichnete auch den Friedens-
vertrag mit. Nach Abſchluß des Friedens begab er
ſich nach London, wo er auszeichnend behandelt
wurde. Vor kurzem ſtattete er dem Präſidenten
Krüger in deſſen holländiſchen Exil einen Beſuch
ab und reiſte dann weiter nach Brüſſel, wo ihn
nun der Tod ereilt hat.

— Die Krönung König Eduards VII.
und der Königin Alexandra iſt nun am Sonnabend
in der hiſtoriſchen Weſtminſter-Abtei zu London
endlich vor ſich gegangen. Die letzten Tage über
war das Befinden des Königs ein ganz beſonders
befriedigendes. Der bisherige Premierminiſter Lord
Salisbury hat ſich eine leichte Indispoſition zuge-
zogen, ſo daß ihm vom Könige erlaubt wurde, der
Krönungsfeier fern zu bleiben. — In das Londoner
Kabinet ſind zwei neue Mitglieder eingetreten,
Walrand als Kanzler des Herzogtums Lancaſter
und Auſten Chamberlain, ein Bruder des Kolonial-
miniſters, als Generalpoſtmeiſter. — Zwiſchen der
britiſchen Admiralität und dem Morgan’ſchen
Schiffahrtsring ſind Unterhandlungen eingeleitet
worden, zu einem förmlichen Vertragsſchluß iſt es
aber noch nicht gekommen.

— Ueber den Stand der Cholera in
der Mandſchurei und in Ruſſiſch-Oſt-
aſien
ſind jetzt von Petersburg aus neue amtliche
Angaben gemacht. Aus ihnen erhellt, daß die
Cholera namentlich in der Mandſchurei noch immer
ziemlich erhebliche Opfer fordert, während ſie in
den anſtoßenden ruſſiſchen Gebieten bedeutend ab-
genommen hat. Eine Depeſche aus Charbin vom
8. Auguſt behauptet allerdings, daß die Cholera-
epidemie auch an dieſem mandſchuriſchen Orte
zurückgehe, ſo daß die chineſiſchen Arbeiter allmählich
zurückkehrten. In Blagoweſchtſchens erkrankten vom
21. Juli bis 7. Auguſt 206 Perſonen an Cholera,
von ihnen ſtarben 123, 56 genaſen, die übrigen
ſind noch krank.


[Spaltenumbruch]
Tagesneuigkeiten.
(„Bourgeoiſie“ und Sozialdemo-
kratie in der Sommerfriſche.)

Die „Schle-
ſiſche Zeitung“ ſchreibt: „Wie bezeichnend iſt es
doch, wenn der „Vorwärts“ ausruft: „Unſere
Bourgeoiſie weilt ſorglos in den Bädern und
Sommerfriſchen“. Möchte das Blatt ſeinen Leſern
nicht vielleicht auch einmal mitteilen, wo die Kori-
phäen ſeiner eigenen Partei ſich aufzuhalten pflegen?
Herrn von Vollmars reizender Sommeraufenthalt
iſt allen Beſuchern des Walchenſees bekannt. Von
Bebels Villa am Züricher Ser iſt in der Preſſe
oftmals die Rede geweſen. Herrn Singer ſagt man
nach, ein Habitué der Nordſeebäder zu ſein. Auch
von der zweiten Garnitur der Führer kann man
manchem in der Schweiz und in Tirol. auf Helgo-
land u. ſ. w. begegnen. Und die misera contribuens
plebs?
In derſelben Nummer des „Vorwärts“, in
welcher vorn über „die Not“ geleitartikelt wird,
umfaßt hinten der Vergnügungsanzeiger faſt volle
zwei Seiten. Dazu kommen die offiziellen Partei-
feſte. In der in Rede ſtehenden Nummer kündigt
der 6. Berliner Wahlkreis gleich zwei auf einmal
an, beide mit großem Konzert von je zwei ſtark-
beſetzten Kapellen, Feſtball, Feuerwerk, Kinder-Fackel-
Polonaiſe u. ſ. w. Auch die „Genoſſen von Pan-
kow und Niederſchönhauſen“ laden zu einem großen
Sommerfeſt mit ähnlichen Veranſtaltungen ein. Wie
ſtimmt das zu den Kaſſandrarufen des „Vorwärts“
über die bittere Not? Daß in Berlin Tauſende von
„Genoſſen“ frohe Feſte feiern können, daß die
ſozialdemokratiſchen Führer ſich den Freuden ſommer-
lichen Wohllebens ergeben dürfen, iſt freilich kein
Beweis dagegen, daß, wie der „Vorwärts“ behauptet,
zahlloſe Arbeiter hungernd auf der Landſtraße ein-
herziehen. Aber mit welchem Rechte erhebt dann
das ſozialdemokratiſche Blatt gegen die „Bourgeoiſie“
den Vorwurf ſorgloſer Unbekümmertheit, wenn die
Genoſſen „Führer“ zur Sommerszeit ſelbſt in
eleganten Bädern und Sommerfriſchen weilen?

(Die Entwicklung der chineſiſchen
Kolonie Kiautſchou.)

Bald fünf Jahre ſind
verfloſſen, ſeit Deutſchland von der Kiautſchou-Bucht
Beſitz ergriffen hat. Da erſcheint die Frage, was
aus dieſer deutſchen Kolonie im fernen Oſten bis
jetzt geworden iſt, berechtigt, um ſo mehr, als zu
jener Zeit, da Deutſchland ſich ſeinen Platz an der
Sonne ſicherte, gar manche Stimmen ertönten,
welche dieſen Platz als den denkbar ungünſtigſten
bezeichneten. Nun, dieſe Stimmen haben nicht recht
behalten, denn mit der Entwicklung der deutſchen
Kolonie kann man bis jetzt zufrieden ſein. An der
einſamen Klautſchou-Bucht iſt eine moderne Stadt,
das neue Tſingtau, mit großartigen ſtädtiſchen und
induſtriellen Anlagen entſtanden; die Erſchließung
des Hinterlandes iſt bereits im Gange; der Bau
der Eiſenbahn iſt bis Weihſien (183 km) gediehen,
die vorläufige Endſtation Tſinanfu (420 km) wird
im Jahre 1904 erreicht werden. Freilich iſt in
dieſem Eiſenbahnbau, in den Hafenanlagen u. ſ. w.
ein gut Stück deutſchen Geldes feſtgelegt, aber daß
ſich dasſelbe rentieren wird, erſcheint zweifellos, da
die Ausbeutung der reichen Kohlen- und Mineral-
ſchätze durch deutſche Unternehmer mit Hilfe der
Bahn eine ſehr bedeutende Steigerung der Ausfuhr
herbeiführen und auch die Einfuhr, wenn auch in
vorerſt langſamerem Tempo, durch die Ausnutzung
der Handelsbeziehungen mit dem Inland zu einem
weſentlichen Faktor werden wird. Die „Garten-
laube“
bringt aus der Feder von B. v. Strantz
einen Bericht über die Kolonie Kiautſchou, in
welchem ſich manches Intereſſante über die Ent-
wicklung derſelben findet, und in dem ſich auch eine
Reihe höchſt anſchaulicher Abbildungen von Tſingtau
und dem Eiſenbahnbau vorfindet.

(Selbſtmord wegen unglücklicher
Liebe.)

In Waldegg bei Wiener-Neuſtadt hat ein
22jähriges Fräulein Lola Paſſon, welche den Som-
mer über dort im Hauſe ihres Schwagers weilte,
durch einen Schuß ins Herz ihrem Leben ein Ende
gemacht. Das lebensfrohe, junge Mädchen hatte vor
einigen Jahren in Waldegg die Bekanntſchaft des
Sohnes des Großinduſtriellen Zugmayer gemacht
und eine tiefe Neigung zu ihm gefaßt, die Zug-
mayer anfänglich zu erwidern ſchien; da er ſich aber
in der letzten Zeit ihr gegenüber auffallend zurück-
haltend benahm und ſchließlich den Verkehr mit ihr
ganz abbrach, griff Fräulein Paſſon zum Revolver.

(Neue Repetierpiſtolen.)

Dem Reichs-
kriegsminiſterium liegen derzeit drei Modelle von
Repetierpiſtolen zur Prüfung vor. Sämmtliche
Offiziere, ſowie die jetzt mit Revolvern ausgerü-
[Spaltenumbruch] ſteten Truppen ſollen künftig ſolche Repetierpiſtolen
erhalten. Eines dieſer Modelle iſt vom Ingenieur
Mannlicher, dem Erfinder des Repetiergewehres.

(Dreifacher Raubmord.)

In Seuler-
halde (Weſtfalen) ermordete der polniſche Land-
arbeiter Werſinski drei Kollegen durch Meſſerſtiche
im Schlafe, worauf er ſeine Opfer beraubte. Der
Raubmörder iſt flüchtig.

(Beim Fenſterln ermordet.)

In
Gmunden wurde der 29jährige Maurergehilfe F.
Dannert oberhalb des Schneiderbühels in einer
Blutlache als Leiche aufgefunden. Die an Ort und
Stelle erſchienene Gerichtskommiſſion ſtellte feſt,
daß Dannert durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt
wurde und infolge Verblutung geſtorben war. Als
der Täter wurde Franz Heitzinger aus St. Konrad,
Vater von neun Kindern, verhaftet. Die Tat ſoll
eine Folge des „Fenſterln“ ſein.

(Blitzſchlag in eine Wetterſchieß-
hütte.)

Aus Graz wird berichtet: In der Nähe
des Schloſſes Vasholdsberg bei Hausmannsſtätten
befindet ſich eine Wetterſchießſtation, welche von
den Bedienſteten des Schloſſes bedient wird. Als
Donnerstag abends ein Gewitter heranzog, begaben
ſich der Obergärtner Joh. Hofer und der Gärtner-
burſche Thomas Blebnik in die Schießſtation. Nach
einigen Minuten erſchütterte ein donnerähnlicher
Krach die ganze Gegend. Die Hütte, in welcher ſich
die Wetterſchießſtation befand, war in einen Trüm-
merhaufen verwandelt, der in hellen Flammen ſtand.
Der Blitz hatte in die Hütte eingeſchlagen und das
dortſelbſt befindliche Schießpulver zur Exploſion
gebracht. Der Obergärtner Hofer erlitt leichtere
Brandwunden, Blebnik ſchwere, ſo daß an ſeinem
Aufkommen gezweifelt wird.

(Ein Betbruder läßt ſeine Schwe-
ſter im Stalle ſterben.)

Aus Tamsweg wird
vom 6. d. M. gemeldet: Der hieſige Arzt Dr.
Leopold Haſcheyer erſtattete Mittwoch der Be-
hörde die Anzeige, daß eine 36 Jahre alte Frau-
ensperſon, eine Kretin, die als Ausnehmerin bei
ihrem Bruder in Litzeldorf lebte, am Vortage,
abends, auf ihrem Lager in einer finſteren Abtei-
lung des Stalles tot aufgefunden wurde. Aus
dem ärztlichen Befunde geht hervor, daß die
arme Perſon an Zellgewebs-Entzündung des linken
Fußes mit nachfolgender Blutzerſetzung geſtorben
ſei. Wie der Bruder der Verſtorbenen ſelbſt an-
gibt, war er verpflichtet, ſeine Schweſter Marga-
rethe Sautner zu verpflegen. Bis zum Tode ſeiner
Mutter wohnte ſeine Schweſter zuſammen mit
ihrer Mutter in einem Stübel. Einige Zeit nach
dem Ableben der Mutter hat er ſeine Schweſter
in einem Verſchlag des Stalles der Schneiderkeuſche,
in welchem er früher Schweine gehalten hatte, ge-
ſperrt. Die beiden Stalltüren waren immer ver-
ſchloſſen, und die Bedauernswerte konnte nicht ins
Freie gelangen. In dieſem Stalle ſind im Sommer
zwei Kühe und im Winter vier Kühe und ein
Schwein eingeſtellt. In ihrem Verſchlage mußte
ſie auf Stroh liegen. Ungefähr vierzehn Tage vor
ihrem Tode klagte die Verſtorbene ihrem Bruder,
daß ſie am linken Fuße große Schmerzen fühle,
und daß ihr der Fuß ſehr wehe tue. Trotzdem
ließ er ſie in kein ordentliches Bett bringen und
auch keinen Arzt herbeirufen. Der Bruder iſt be-
kannt als ein Frömmler und Betbruder.
Gegen ihn wurde das Strafverfahren eingeleitet.

(Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſt-
mark“ in Wien),

reg. Genoſſenſchaft mit be-
ſchränkter Haftung. In der am 1. Juli 1900 ins
Leben gerufenen Sparabteilung wurden in der Zeit
vom 1. bis 31. Juli 1902 K. 46.487·98 eingelegt
und K. 33.079·50 behoben. Der Zuwachs an Ein-
lagen betrug alſo K. 1340·48, das geſamte Ein-
lage-Kapital betrug mit Ende Juli K. 549489·07.
Die Geſinnungsgenoſſen werden eingeladen, verfüg-
bare Gelder der „Oſtmark“ zuzuführen, welche die-
ſelben bei vollſter Sicherheit mit 5% verzinst und
dadurch in die Lage verſetzt wird, die zahlreichen
Vorſchußwerber raſcher und in reichlicherem Maße
befriedigen zu können, als dies bisher möglich war.
Nähere Auskunft über die Sparabteilung gibt die
Kanzlei der Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſtmark“,
Wien, 4, Kettenbrückengaſſe 20. Amtsſtunden an
Werktagen von 4—7 Uhr nachmittags.




Eigen-Berichte.
(Landwirt-
ſchaftliches.)

Am 17. d. hält die hieſige landw.
Filiale im Gaſthauſe des Herrn Brand in Glein-
ſtätten eine Wanderverſammlung ab; hiebei wird

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0003" n="3"/>
      <fw place="top" type="header">Nr. 96, 12. Augu&#x017F;t 1902. Marburger Zeitung</fw><lb/>
      <cb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ausland.</hi> </hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Bennig&#x017F;en &#x2020;</hi> </head><lb/>
            <p>Der am 7. Augu&#x017F;t auf dem Gute Bennig&#x017F;en<lb/>
erfolgte Tod des ehemaligen Ober-Prä&#x017F;identen der<lb/>
Provinz Hannover, des um das deut&#x017F;che Vaterland<lb/>
hochverdienten Politikers, Staatsmannes, Parla-<lb/>
mentariers, Parteiführers und Patrioten Dr. Rudolf<lb/>
v. <hi rendition="#g">Bennig&#x017F;en,</hi> i&#x017F;t weiteren Krei&#x017F;en durchaus<lb/>
unerwartet gekommen. Wie inzwi&#x017F;chen bekannt ge-<lb/>
worden i&#x017F;t, litt der nun Verewigte in jüng&#x017F;ter Zeit<lb/>
an einer &#x017F;tarken Magenver&#x017F;timmung und war deshalb<lb/>
bettlägerig. Außerdem hatte er &#x017F;ich an einer<lb/>
Wärmfla&#x017F;che das Bein verletzt, und die&#x017F;e anfänglich<lb/>
nicht beachtete Wunde ver&#x017F;chlimmte &#x017F;ich ra&#x017F;ch; man<lb/>
vermutet, daß &#x017F;chließlich Blutvergiftung hinzutrat,<lb/>
durch welche auch der Tod herbeigeführt worden<lb/>
&#x017F;ein dürfte. Rudolf v. Bennig&#x017F;en hat namentlich<lb/>
am Werdegange des neuen Deut&#x017F;chen Reiches hervor-<lb/>
ragenden Anteil gehabt, als er den deut&#x017F;chen<lb/>
Volksverein gründete und an de&#x017F;&#x017F;en Spitze unter<lb/>
den mannigfach&#x017F;ten Anfechtungen &#x017F;chon damals<lb/>
für den Reichs- und Kai&#x017F;ergedanken hingebend und<lb/>
unermüdlich wirkte. Im Jahre des deut&#x017F;chen Bruder-<lb/>
krieges 1866 gründete er die nationalliberale Partei,<lb/>
deren politi&#x017F;cher und parlamentari&#x017F;cher Führer<lb/>
Benning&#x017F;en dann lange Jahre blieb, in die&#x017F;er<lb/>
Stellung einen bedeutenden Einfluß auf das politi&#x017F;che<lb/>
Leben in Deut&#x017F;chland ausübend. 1870 nahm er im<lb/>
Hauptquartier zu Ver&#x017F;ailles hervorragenden Anteil<lb/>
an den Verhandlungen mit den &#x017F;üdeut&#x017F;chen Staaten.<lb/>
Nach der Wiederaufrichtung des Reiches aber war<lb/>
er in allen nationalen Fragen ein &#x017F;elb&#x017F;tlo&#x017F;er Gehilfe<lb/>
Bismarck&#x2019;s, und &#x017F;elb&#x017F;t tiefgehende Differenzen<lb/>
mit dem Kanzler vermochten ihn in &#x017F;einem freudigen<lb/>
patrioti&#x017F;chen Wirken nicht zu beirren. Im Son&#x017F;tigen<lb/>
war Rudolf v. Bennig&#x017F;en ein erprobter langjähriger<lb/>
Leiter der parlamentari&#x017F;chen Verhandlungen des<lb/>
preußi&#x017F;chen Abgeordnetenhau&#x017F;es und des Reichstages.<lb/>
1868 wurde er vom hannover&#x017F;chen Provinzial-<lb/>
landtag zum Landesdirektor von Hannover gewählt,<lb/>
1888 ernannte ihn Kai&#x017F;er Wilhelm <hi rendition="#aq">II.</hi> zum Ober-<lb/>
prä&#x017F;identen die&#x017F;er Provinz, welches Amt Bennig&#x017F;en<lb/>
zehn Jahre lang bekleidete. Sein Mandat zum<lb/>
Abgeordnetenhaus legte R. v. Bennig&#x017F;en 1881<lb/>
definitiv nieder, jenes zum Reichstage 1897. Er<lb/>
hat ein Alter von etwas über 78 Jahren erreicht.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>&#x2014; In <hi rendition="#g">Brü&#x017F;&#x017F;el</hi> i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Burengeneral<lb/>
Lukas Meyer</hi> plötzlich einem <hi rendition="#g">Herzleiden,</hi><lb/>
von dem er bereits während des Südafrikani&#x017F;chen<lb/>
Krieges mehreremale befallen worden war, <hi rendition="#g">erlegen.</hi><lb/>
Lukas Meyer gehörte zu den Friedensunterhändlern<lb/>
von Pretoria und unterzeichnete auch den Friedens-<lb/>
vertrag mit. Nach Ab&#x017F;chluß des Friedens begab er<lb/>
&#x017F;ich nach London, wo er auszeichnend behandelt<lb/>
wurde. Vor kurzem &#x017F;tattete er dem Prä&#x017F;identen<lb/>
Krüger in de&#x017F;&#x017F;en holländi&#x017F;chen Exil einen Be&#x017F;uch<lb/>
ab und rei&#x017F;te dann weiter nach Brü&#x017F;&#x017F;el, wo ihn<lb/>
nun der Tod ereilt hat.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>&#x2014; Die <hi rendition="#g">Krönung König Eduards</hi> <hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/>
und der Königin Alexandra i&#x017F;t nun am Sonnabend<lb/>
in der hi&#x017F;tori&#x017F;chen We&#x017F;tmin&#x017F;ter-Abtei zu London<lb/>
endlich vor &#x017F;ich gegangen. Die letzten Tage über<lb/>
war das Befinden des Königs ein ganz be&#x017F;onders<lb/>
befriedigendes. Der bisherige Premiermini&#x017F;ter Lord<lb/>
Salisbury hat &#x017F;ich eine leichte Indispo&#x017F;ition zuge-<lb/>
zogen, &#x017F;o daß ihm vom Könige erlaubt wurde, der<lb/>
Krönungsfeier fern zu bleiben. &#x2014; In das Londoner<lb/>
Kabinet &#x017F;ind zwei neue Mitglieder eingetreten,<lb/>
Walrand als Kanzler des Herzogtums Lanca&#x017F;ter<lb/>
und Au&#x017F;ten Chamberlain, ein Bruder des Kolonial-<lb/>
mini&#x017F;ters, als Generalpo&#x017F;tmei&#x017F;ter. &#x2014; Zwi&#x017F;chen der<lb/>
briti&#x017F;chen Admiralität und dem Morgan&#x2019;&#x017F;chen<lb/>
Schiffahrtsring &#x017F;ind Unterhandlungen eingeleitet<lb/>
worden, zu einem förmlichen Vertrags&#x017F;chluß i&#x017F;t es<lb/>
aber noch nicht gekommen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>&#x2014; Ueber den <hi rendition="#g">Stand der Cholera</hi> in<lb/>
der <hi rendition="#g">Mand&#x017F;churei</hi> und in <hi rendition="#g">Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch-O&#x017F;t-<lb/>
a&#x017F;ien</hi> &#x017F;ind jetzt von Petersburg aus neue amtliche<lb/>
Angaben gemacht. Aus ihnen erhellt, daß die<lb/>
Cholera namentlich in der Mand&#x017F;churei noch immer<lb/>
ziemlich erhebliche Opfer fordert, während &#x017F;ie in<lb/>
den an&#x017F;toßenden ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Gebieten bedeutend ab-<lb/>
genommen hat. Eine Depe&#x017F;che aus Charbin vom<lb/>
8. Augu&#x017F;t behauptet allerdings, daß die Cholera-<lb/>
epidemie auch an die&#x017F;em mand&#x017F;churi&#x017F;chen Orte<lb/>
zurückgehe, &#x017F;o daß die chine&#x017F;i&#x017F;chen Arbeiter allmählich<lb/>
zurückkehrten. In Blagowe&#x017F;cht&#x017F;chens erkrankten vom<lb/>
21. Juli bis 7. Augu&#x017F;t 206 Per&#x017F;onen an Cholera,<lb/>
von ihnen &#x017F;tarben 123, 56 gena&#x017F;en, die übrigen<lb/>
&#x017F;ind noch krank.</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <cb/>
      <div type="jVarious" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Tagesneuigkeiten.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(&#x201E;Bourgeoi&#x017F;ie&#x201C; und Sozialdemo-<lb/>
kratie in der Sommerfri&#x017F;che.)</hi> </head>
          <p>Die &#x201E;Schle-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;che Zeitung&#x201C; &#x017F;chreibt: &#x201E;Wie bezeichnend i&#x017F;t es<lb/>
doch, wenn der &#x201E;Vorwärts&#x201C; ausruft: &#x201E;Un&#x017F;ere<lb/>
Bourgeoi&#x017F;ie weilt &#x017F;orglos in den Bädern und<lb/>
Sommerfri&#x017F;chen&#x201C;. Möchte das Blatt &#x017F;einen Le&#x017F;ern<lb/>
nicht vielleicht auch einmal mitteilen, wo die Kori-<lb/>
phäen &#x017F;einer eigenen Partei &#x017F;ich aufzuhalten pflegen?<lb/>
Herrn von Vollmars reizender Sommeraufenthalt<lb/>
i&#x017F;t allen Be&#x017F;uchern des Walchen&#x017F;ees bekannt. Von<lb/>
Bebels Villa am Züricher Ser i&#x017F;t in der Pre&#x017F;&#x017F;e<lb/>
oftmals die Rede gewe&#x017F;en. Herrn Singer &#x017F;agt man<lb/>
nach, ein Habitu<hi rendition="#aq">é</hi> der Nord&#x017F;eebäder zu &#x017F;ein. Auch<lb/>
von der zweiten Garnitur der Führer kann man<lb/>
manchem in der Schweiz und in Tirol. auf Helgo-<lb/>
land u. &#x017F;. w. begegnen. Und die <hi rendition="#aq">misera contribuens<lb/>
plebs?</hi> In der&#x017F;elben Nummer des &#x201E;Vorwärts&#x201C;, in<lb/>
welcher vorn über &#x201E;die Not&#x201C; geleitartikelt wird,<lb/>
umfaßt hinten der Vergnügungsanzeiger fa&#x017F;t volle<lb/>
zwei Seiten. Dazu kommen die offiziellen Partei-<lb/>
fe&#x017F;te. In der in Rede &#x017F;tehenden Nummer kündigt<lb/>
der 6. Berliner Wahlkreis gleich zwei auf einmal<lb/>
an, beide mit großem Konzert von je zwei &#x017F;tark-<lb/>
be&#x017F;etzten Kapellen, Fe&#x017F;tball, Feuerwerk, Kinder-Fackel-<lb/>
Polonai&#x017F;e u. &#x017F;. w. Auch die &#x201E;Geno&#x017F;&#x017F;en von Pan-<lb/>
kow und Nieder&#x017F;chönhau&#x017F;en&#x201C; laden zu einem großen<lb/>
Sommerfe&#x017F;t mit ähnlichen Veran&#x017F;taltungen ein. Wie<lb/>
&#x017F;timmt das zu den Ka&#x017F;&#x017F;andrarufen des &#x201E;Vorwärts&#x201C;<lb/>
über die bittere Not? Daß in Berlin Tau&#x017F;ende von<lb/>
&#x201E;Geno&#x017F;&#x017F;en&#x201C; frohe Fe&#x017F;te feiern können, daß die<lb/>
&#x017F;ozialdemokrati&#x017F;chen Führer &#x017F;ich den Freuden &#x017F;ommer-<lb/>
lichen Wohllebens ergeben dürfen, i&#x017F;t freilich kein<lb/>
Beweis dagegen, daß, wie der &#x201E;Vorwärts&#x201C; behauptet,<lb/>
zahllo&#x017F;e Arbeiter hungernd auf der Land&#x017F;traße ein-<lb/>
herziehen. Aber mit welchem Rechte erhebt dann<lb/>
das &#x017F;ozialdemokrati&#x017F;che Blatt gegen die &#x201E;Bourgeoi&#x017F;ie&#x201C;<lb/>
den Vorwurf &#x017F;orglo&#x017F;er Unbekümmertheit, wenn die<lb/>
Geno&#x017F;&#x017F;en &#x201E;Führer&#x201C; zur Sommerszeit &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
eleganten Bädern und Sommerfri&#x017F;chen weilen?</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Die Entwicklung der chine&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Kolonie Kiaut&#x017F;chou.)</hi> </head>
          <p>Bald fünf Jahre &#x017F;ind<lb/>
verflo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;eit Deut&#x017F;chland von der Kiaut&#x017F;chou-Bucht<lb/>
Be&#x017F;itz ergriffen hat. Da er&#x017F;cheint die Frage, was<lb/>
aus die&#x017F;er deut&#x017F;chen Kolonie im fernen O&#x017F;ten bis<lb/>
jetzt geworden i&#x017F;t, berechtigt, um &#x017F;o mehr, als zu<lb/>
jener Zeit, da Deut&#x017F;chland &#x017F;ich &#x017F;einen Platz an der<lb/>
Sonne &#x017F;icherte, gar manche Stimmen ertönten,<lb/>
welche die&#x017F;en Platz als den denkbar ungün&#x017F;tig&#x017F;ten<lb/>
bezeichneten. Nun, die&#x017F;e Stimmen haben nicht recht<lb/>
behalten, denn mit der Entwicklung der deut&#x017F;chen<lb/>
Kolonie kann man bis jetzt zufrieden &#x017F;ein. An der<lb/>
ein&#x017F;amen Klaut&#x017F;chou-Bucht i&#x017F;t eine moderne Stadt,<lb/>
das neue T&#x017F;ingtau, mit großartigen &#x017F;tädti&#x017F;chen und<lb/>
indu&#x017F;triellen Anlagen ent&#x017F;tanden; die Er&#x017F;chließung<lb/>
des Hinterlandes i&#x017F;t bereits im Gange; der Bau<lb/>
der Ei&#x017F;enbahn i&#x017F;t bis Weih&#x017F;ien (183 <hi rendition="#aq">km</hi>) gediehen,<lb/>
die vorläufige End&#x017F;tation T&#x017F;inanfu (420 <hi rendition="#aq">km</hi>) wird<lb/>
im Jahre 1904 erreicht werden. Freilich i&#x017F;t in<lb/>
die&#x017F;em Ei&#x017F;enbahnbau, in den Hafenanlagen u. &#x017F;. w.<lb/>
ein gut Stück deut&#x017F;chen Geldes fe&#x017F;tgelegt, aber daß<lb/>
&#x017F;ich das&#x017F;elbe rentieren wird, er&#x017F;cheint zweifellos, da<lb/>
die Ausbeutung der reichen Kohlen- und Mineral-<lb/>
&#x017F;chätze durch deut&#x017F;che Unternehmer mit Hilfe der<lb/>
Bahn eine &#x017F;ehr bedeutende Steigerung der Ausfuhr<lb/>
herbeiführen und auch die Einfuhr, wenn auch in<lb/>
vorer&#x017F;t lang&#x017F;amerem Tempo, durch die Ausnutzung<lb/>
der Handelsbeziehungen mit dem Inland zu einem<lb/>
we&#x017F;entlichen Faktor werden wird. Die <hi rendition="#g">&#x201E;Garten-<lb/>
laube&#x201C;</hi> bringt aus der Feder von B. v. Strantz<lb/>
einen Bericht über die Kolonie Kiaut&#x017F;chou, in<lb/>
welchem &#x017F;ich manches Intere&#x017F;&#x017F;ante über die Ent-<lb/>
wicklung der&#x017F;elben findet, und in dem &#x017F;ich auch eine<lb/>
Reihe höch&#x017F;t an&#x017F;chaulicher Abbildungen von T&#x017F;ingtau<lb/>
und dem Ei&#x017F;enbahnbau vorfindet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Selb&#x017F;tmord wegen unglücklicher<lb/>
Liebe.)</hi> </head>
          <p>In Waldegg bei Wiener-Neu&#x017F;tadt hat ein<lb/>
22jähriges Fräulein Lola Pa&#x017F;&#x017F;on, welche den Som-<lb/>
mer über dort im Hau&#x017F;e ihres Schwagers weilte,<lb/>
durch einen Schuß ins Herz ihrem Leben ein Ende<lb/>
gemacht. Das lebensfrohe, junge Mädchen hatte vor<lb/>
einigen Jahren in Waldegg die Bekannt&#x017F;chaft des<lb/>
Sohnes des Großindu&#x017F;triellen Zugmayer gemacht<lb/>
und eine tiefe Neigung zu ihm gefaßt, die Zug-<lb/>
mayer anfänglich zu erwidern &#x017F;chien; da er &#x017F;ich aber<lb/>
in der letzten Zeit ihr gegenüber auffallend zurück-<lb/>
haltend benahm und &#x017F;chließlich den Verkehr mit ihr<lb/>
ganz abbrach, griff Fräulein Pa&#x017F;&#x017F;on zum Revolver.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Neue Repetierpi&#x017F;tolen.)</hi> </head>
          <p>Dem Reichs-<lb/>
kriegsmini&#x017F;terium liegen derzeit drei Modelle von<lb/>
Repetierpi&#x017F;tolen zur Prüfung vor. Sämmtliche<lb/>
Offiziere, &#x017F;owie die jetzt mit Revolvern ausgerü-<lb/><cb/>
&#x017F;teten Truppen &#x017F;ollen künftig &#x017F;olche Repetierpi&#x017F;tolen<lb/>
erhalten. Eines die&#x017F;er Modelle i&#x017F;t vom Ingenieur<lb/>
Mannlicher, dem Erfinder des Repetiergewehres.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Dreifacher Raubmord.)</hi> </head>
          <p>In Seuler-<lb/>
halde (We&#x017F;tfalen) ermordete der polni&#x017F;che Land-<lb/>
arbeiter Wer&#x017F;inski drei Kollegen durch Me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tiche<lb/>
im Schlafe, worauf er &#x017F;eine Opfer beraubte. Der<lb/>
Raubmörder i&#x017F;t flüchtig.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Beim Fen&#x017F;terln ermordet.)</hi> </head>
          <p>In<lb/>
Gmunden wurde der 29jährige Maurergehilfe F.<lb/>
Dannert oberhalb des Schneiderbühels in einer<lb/>
Blutlache als Leiche aufgefunden. Die an Ort und<lb/>
Stelle er&#x017F;chienene Gerichtskommi&#x017F;&#x017F;ion &#x017F;tellte fe&#x017F;t,<lb/>
daß Dannert durch Me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tiche &#x017F;chwer verletzt<lb/>
wurde und infolge Verblutung ge&#x017F;torben war. Als<lb/>
der Täter wurde Franz Heitzinger aus St. Konrad,<lb/>
Vater von neun Kindern, verhaftet. Die Tat &#x017F;oll<lb/>
eine Folge des &#x201E;Fen&#x017F;terln&#x201C; &#x017F;ein.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Blitz&#x017F;chlag in eine Wetter&#x017F;chieß-<lb/>
hütte.)</hi> </head>
          <p>Aus Graz wird berichtet: In der Nähe<lb/>
des Schlo&#x017F;&#x017F;es Vasholdsberg bei Hausmanns&#x017F;tätten<lb/>
befindet &#x017F;ich eine Wetter&#x017F;chieß&#x017F;tation, welche von<lb/>
den Bedien&#x017F;teten des Schlo&#x017F;&#x017F;es bedient wird. Als<lb/>
Donnerstag abends ein Gewitter heranzog, begaben<lb/>
&#x017F;ich der Obergärtner Joh. Hofer und der Gärtner-<lb/>
bur&#x017F;che Thomas Blebnik in die Schieß&#x017F;tation. Nach<lb/>
einigen Minuten er&#x017F;chütterte ein donnerähnlicher<lb/>
Krach die ganze Gegend. Die Hütte, in welcher &#x017F;ich<lb/>
die Wetter&#x017F;chieß&#x017F;tation befand, war in einen Trüm-<lb/>
merhaufen verwandelt, der in hellen Flammen &#x017F;tand.<lb/>
Der Blitz hatte in die Hütte einge&#x017F;chlagen und das<lb/>
dort&#x017F;elb&#x017F;t befindliche Schießpulver zur Explo&#x017F;ion<lb/>
gebracht. Der Obergärtner Hofer erlitt leichtere<lb/>
Brandwunden, Blebnik &#x017F;chwere, &#x017F;o daß an &#x017F;einem<lb/>
Aufkommen gezweifelt wird.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Ein Betbruder läßt &#x017F;eine Schwe-<lb/>
&#x017F;ter im Stalle &#x017F;terben.)</hi> </head>
          <p>Aus Tamsweg wird<lb/>
vom 6. d. M. gemeldet: Der hie&#x017F;ige Arzt Dr.<lb/>
Leopold Ha&#x017F;cheyer er&#x017F;tattete Mittwoch der Be-<lb/>
hörde die Anzeige, daß eine 36 Jahre alte Frau-<lb/>
ensper&#x017F;on, eine Kretin, die als Ausnehmerin bei<lb/>
ihrem Bruder in Litzeldorf lebte, am Vortage,<lb/>
abends, auf ihrem Lager in einer fin&#x017F;teren Abtei-<lb/>
lung des Stalles tot aufgefunden wurde. Aus<lb/>
dem ärztlichen Befunde geht hervor, daß die<lb/>
arme Per&#x017F;on an Zellgewebs-Entzündung des linken<lb/>
Fußes mit nachfolgender Blutzer&#x017F;etzung ge&#x017F;torben<lb/>
&#x017F;ei. Wie der Bruder der Ver&#x017F;torbenen &#x017F;elb&#x017F;t an-<lb/>
gibt, war er verpflichtet, &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter Marga-<lb/>
rethe Sautner zu verpflegen. Bis zum Tode &#x017F;einer<lb/>
Mutter wohnte &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter zu&#x017F;ammen mit<lb/>
ihrer Mutter in einem Stübel. Einige Zeit nach<lb/>
dem Ableben der Mutter hat er &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter<lb/>
in einem Ver&#x017F;chlag des Stalles der Schneiderkeu&#x017F;che,<lb/>
in welchem er früher Schweine gehalten hatte, ge-<lb/>
&#x017F;perrt. Die beiden Stalltüren waren immer ver-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und die Bedauernswerte konnte nicht ins<lb/>
Freie gelangen. In die&#x017F;em Stalle &#x017F;ind im Sommer<lb/>
zwei Kühe und im Winter vier Kühe und ein<lb/>
Schwein einge&#x017F;tellt. In ihrem Ver&#x017F;chlage mußte<lb/>
&#x017F;ie auf Stroh liegen. Ungefähr vierzehn Tage vor<lb/>
ihrem Tode klagte die Ver&#x017F;torbene ihrem Bruder,<lb/>
daß &#x017F;ie am linken Fuße große Schmerzen fühle,<lb/>
und daß ihr der Fuß &#x017F;ehr wehe tue. Trotzdem<lb/>
ließ er &#x017F;ie in kein ordentliches Bett bringen und<lb/>
auch keinen Arzt herbeirufen. Der Bruder i&#x017F;t be-<lb/>
kannt als ein <hi rendition="#g">Frömmler</hi> und <hi rendition="#g">Betbruder.</hi><lb/>
Gegen ihn wurde das Strafverfahren eingeleitet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">(Selb&#x017F;thilfe-Geno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft &#x201E;O&#x017F;t-<lb/>
mark&#x201C; in Wien),</hi> </head>
          <p>reg. Geno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft mit be-<lb/>
&#x017F;chränkter Haftung. In der am 1. Juli 1900 ins<lb/>
Leben gerufenen Sparabteilung wurden in der Zeit<lb/>
vom 1. bis 31. Juli 1902 K. 46.487·98 eingelegt<lb/>
und K. 33.079·50 behoben. Der Zuwachs an Ein-<lb/>
lagen betrug al&#x017F;o K. 1340·48, das ge&#x017F;amte Ein-<lb/>
lage-Kapital betrug mit Ende Juli K. 549489·07.<lb/>
Die Ge&#x017F;innungsgeno&#x017F;&#x017F;en werden eingeladen, verfüg-<lb/>
bare Gelder der &#x201E;O&#x017F;tmark&#x201C; zuzuführen, welche die-<lb/>
&#x017F;elben bei voll&#x017F;ter Sicherheit mit 5% verzinst und<lb/>
dadurch in die Lage ver&#x017F;etzt wird, die zahlreichen<lb/>
Vor&#x017F;chußwerber ra&#x017F;cher und in reichlicherem Maße<lb/>
befriedigen zu können, als dies bisher möglich war.<lb/>
Nähere Auskunft über die Sparabteilung gibt die<lb/>
Kanzlei der Selb&#x017F;thilfe-Geno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft &#x201E;O&#x017F;tmark&#x201C;,<lb/>
Wien, 4, Kettenbrückenga&#x017F;&#x017F;e 20. Amts&#x017F;tunden an<lb/>
Werktagen von 4&#x2014;7 Uhr nachmittags.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jVarious" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Eigen-Berichte.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#g">Leibnitz,</hi> am 11. Augu&#x017F;t.</dateline>
          <head> <hi rendition="#g">(Landwirt-<lb/>
&#x017F;chaftliches.)</hi> </head>
          <p>Am 17. d. hält die hie&#x017F;ige landw.<lb/>
Filiale im Ga&#x017F;thau&#x017F;e des Herrn Brand in Glein-<lb/>
&#x017F;tätten eine Wanderver&#x017F;ammlung ab; hiebei wird<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0003] Nr. 96, 12. Auguſt 1902. Marburger Zeitung Ausland. Bennigſen † Der am 7. Auguſt auf dem Gute Bennigſen erfolgte Tod des ehemaligen Ober-Präſidenten der Provinz Hannover, des um das deutſche Vaterland hochverdienten Politikers, Staatsmannes, Parla- mentariers, Parteiführers und Patrioten Dr. Rudolf v. Bennigſen, iſt weiteren Kreiſen durchaus unerwartet gekommen. Wie inzwiſchen bekannt ge- worden iſt, litt der nun Verewigte in jüngſter Zeit an einer ſtarken Magenverſtimmung und war deshalb bettlägerig. Außerdem hatte er ſich an einer Wärmflaſche das Bein verletzt, und dieſe anfänglich nicht beachtete Wunde verſchlimmte ſich raſch; man vermutet, daß ſchließlich Blutvergiftung hinzutrat, durch welche auch der Tod herbeigeführt worden ſein dürfte. Rudolf v. Bennigſen hat namentlich am Werdegange des neuen Deutſchen Reiches hervor- ragenden Anteil gehabt, als er den deutſchen Volksverein gründete und an deſſen Spitze unter den mannigfachſten Anfechtungen ſchon damals für den Reichs- und Kaiſergedanken hingebend und unermüdlich wirkte. Im Jahre des deutſchen Bruder- krieges 1866 gründete er die nationalliberale Partei, deren politiſcher und parlamentariſcher Führer Benningſen dann lange Jahre blieb, in dieſer Stellung einen bedeutenden Einfluß auf das politiſche Leben in Deutſchland ausübend. 1870 nahm er im Hauptquartier zu Verſailles hervorragenden Anteil an den Verhandlungen mit den ſüdeutſchen Staaten. Nach der Wiederaufrichtung des Reiches aber war er in allen nationalen Fragen ein ſelbſtloſer Gehilfe Bismarck’s, und ſelbſt tiefgehende Differenzen mit dem Kanzler vermochten ihn in ſeinem freudigen patriotiſchen Wirken nicht zu beirren. Im Sonſtigen war Rudolf v. Bennigſen ein erprobter langjähriger Leiter der parlamentariſchen Verhandlungen des preußiſchen Abgeordnetenhauſes und des Reichstages. 1868 wurde er vom hannoverſchen Provinzial- landtag zum Landesdirektor von Hannover gewählt, 1888 ernannte ihn Kaiſer Wilhelm II. zum Ober- präſidenten dieſer Provinz, welches Amt Bennigſen zehn Jahre lang bekleidete. Sein Mandat zum Abgeordnetenhaus legte R. v. Bennigſen 1881 definitiv nieder, jenes zum Reichstage 1897. Er hat ein Alter von etwas über 78 Jahren erreicht. — In Brüſſel iſt der Burengeneral Lukas Meyer plötzlich einem Herzleiden, von dem er bereits während des Südafrikaniſchen Krieges mehreremale befallen worden war, erlegen. Lukas Meyer gehörte zu den Friedensunterhändlern von Pretoria und unterzeichnete auch den Friedens- vertrag mit. Nach Abſchluß des Friedens begab er ſich nach London, wo er auszeichnend behandelt wurde. Vor kurzem ſtattete er dem Präſidenten Krüger in deſſen holländiſchen Exil einen Beſuch ab und reiſte dann weiter nach Brüſſel, wo ihn nun der Tod ereilt hat. — Die Krönung König Eduards VII. und der Königin Alexandra iſt nun am Sonnabend in der hiſtoriſchen Weſtminſter-Abtei zu London endlich vor ſich gegangen. Die letzten Tage über war das Befinden des Königs ein ganz beſonders befriedigendes. Der bisherige Premierminiſter Lord Salisbury hat ſich eine leichte Indispoſition zuge- zogen, ſo daß ihm vom Könige erlaubt wurde, der Krönungsfeier fern zu bleiben. — In das Londoner Kabinet ſind zwei neue Mitglieder eingetreten, Walrand als Kanzler des Herzogtums Lancaſter und Auſten Chamberlain, ein Bruder des Kolonial- miniſters, als Generalpoſtmeiſter. — Zwiſchen der britiſchen Admiralität und dem Morgan’ſchen Schiffahrtsring ſind Unterhandlungen eingeleitet worden, zu einem förmlichen Vertragsſchluß iſt es aber noch nicht gekommen. — Ueber den Stand der Cholera in der Mandſchurei und in Ruſſiſch-Oſt- aſien ſind jetzt von Petersburg aus neue amtliche Angaben gemacht. Aus ihnen erhellt, daß die Cholera namentlich in der Mandſchurei noch immer ziemlich erhebliche Opfer fordert, während ſie in den anſtoßenden ruſſiſchen Gebieten bedeutend ab- genommen hat. Eine Depeſche aus Charbin vom 8. Auguſt behauptet allerdings, daß die Cholera- epidemie auch an dieſem mandſchuriſchen Orte zurückgehe, ſo daß die chineſiſchen Arbeiter allmählich zurückkehrten. In Blagoweſchtſchens erkrankten vom 21. Juli bis 7. Auguſt 206 Perſonen an Cholera, von ihnen ſtarben 123, 56 genaſen, die übrigen ſind noch krank. Tagesneuigkeiten. („Bourgeoiſie“ und Sozialdemo- kratie in der Sommerfriſche.) Die „Schle- ſiſche Zeitung“ ſchreibt: „Wie bezeichnend iſt es doch, wenn der „Vorwärts“ ausruft: „Unſere Bourgeoiſie weilt ſorglos in den Bädern und Sommerfriſchen“. Möchte das Blatt ſeinen Leſern nicht vielleicht auch einmal mitteilen, wo die Kori- phäen ſeiner eigenen Partei ſich aufzuhalten pflegen? Herrn von Vollmars reizender Sommeraufenthalt iſt allen Beſuchern des Walchenſees bekannt. Von Bebels Villa am Züricher Ser iſt in der Preſſe oftmals die Rede geweſen. Herrn Singer ſagt man nach, ein Habitué der Nordſeebäder zu ſein. Auch von der zweiten Garnitur der Führer kann man manchem in der Schweiz und in Tirol. auf Helgo- land u. ſ. w. begegnen. Und die misera contribuens plebs? In derſelben Nummer des „Vorwärts“, in welcher vorn über „die Not“ geleitartikelt wird, umfaßt hinten der Vergnügungsanzeiger faſt volle zwei Seiten. Dazu kommen die offiziellen Partei- feſte. In der in Rede ſtehenden Nummer kündigt der 6. Berliner Wahlkreis gleich zwei auf einmal an, beide mit großem Konzert von je zwei ſtark- beſetzten Kapellen, Feſtball, Feuerwerk, Kinder-Fackel- Polonaiſe u. ſ. w. Auch die „Genoſſen von Pan- kow und Niederſchönhauſen“ laden zu einem großen Sommerfeſt mit ähnlichen Veranſtaltungen ein. Wie ſtimmt das zu den Kaſſandrarufen des „Vorwärts“ über die bittere Not? Daß in Berlin Tauſende von „Genoſſen“ frohe Feſte feiern können, daß die ſozialdemokratiſchen Führer ſich den Freuden ſommer- lichen Wohllebens ergeben dürfen, iſt freilich kein Beweis dagegen, daß, wie der „Vorwärts“ behauptet, zahlloſe Arbeiter hungernd auf der Landſtraße ein- herziehen. Aber mit welchem Rechte erhebt dann das ſozialdemokratiſche Blatt gegen die „Bourgeoiſie“ den Vorwurf ſorgloſer Unbekümmertheit, wenn die Genoſſen „Führer“ zur Sommerszeit ſelbſt in eleganten Bädern und Sommerfriſchen weilen? (Die Entwicklung der chineſiſchen Kolonie Kiautſchou.) Bald fünf Jahre ſind verfloſſen, ſeit Deutſchland von der Kiautſchou-Bucht Beſitz ergriffen hat. Da erſcheint die Frage, was aus dieſer deutſchen Kolonie im fernen Oſten bis jetzt geworden iſt, berechtigt, um ſo mehr, als zu jener Zeit, da Deutſchland ſich ſeinen Platz an der Sonne ſicherte, gar manche Stimmen ertönten, welche dieſen Platz als den denkbar ungünſtigſten bezeichneten. Nun, dieſe Stimmen haben nicht recht behalten, denn mit der Entwicklung der deutſchen Kolonie kann man bis jetzt zufrieden ſein. An der einſamen Klautſchou-Bucht iſt eine moderne Stadt, das neue Tſingtau, mit großartigen ſtädtiſchen und induſtriellen Anlagen entſtanden; die Erſchließung des Hinterlandes iſt bereits im Gange; der Bau der Eiſenbahn iſt bis Weihſien (183 km) gediehen, die vorläufige Endſtation Tſinanfu (420 km) wird im Jahre 1904 erreicht werden. Freilich iſt in dieſem Eiſenbahnbau, in den Hafenanlagen u. ſ. w. ein gut Stück deutſchen Geldes feſtgelegt, aber daß ſich dasſelbe rentieren wird, erſcheint zweifellos, da die Ausbeutung der reichen Kohlen- und Mineral- ſchätze durch deutſche Unternehmer mit Hilfe der Bahn eine ſehr bedeutende Steigerung der Ausfuhr herbeiführen und auch die Einfuhr, wenn auch in vorerſt langſamerem Tempo, durch die Ausnutzung der Handelsbeziehungen mit dem Inland zu einem weſentlichen Faktor werden wird. Die „Garten- laube“ bringt aus der Feder von B. v. Strantz einen Bericht über die Kolonie Kiautſchou, in welchem ſich manches Intereſſante über die Ent- wicklung derſelben findet, und in dem ſich auch eine Reihe höchſt anſchaulicher Abbildungen von Tſingtau und dem Eiſenbahnbau vorfindet. (Selbſtmord wegen unglücklicher Liebe.) In Waldegg bei Wiener-Neuſtadt hat ein 22jähriges Fräulein Lola Paſſon, welche den Som- mer über dort im Hauſe ihres Schwagers weilte, durch einen Schuß ins Herz ihrem Leben ein Ende gemacht. Das lebensfrohe, junge Mädchen hatte vor einigen Jahren in Waldegg die Bekanntſchaft des Sohnes des Großinduſtriellen Zugmayer gemacht und eine tiefe Neigung zu ihm gefaßt, die Zug- mayer anfänglich zu erwidern ſchien; da er ſich aber in der letzten Zeit ihr gegenüber auffallend zurück- haltend benahm und ſchließlich den Verkehr mit ihr ganz abbrach, griff Fräulein Paſſon zum Revolver. (Neue Repetierpiſtolen.) Dem Reichs- kriegsminiſterium liegen derzeit drei Modelle von Repetierpiſtolen zur Prüfung vor. Sämmtliche Offiziere, ſowie die jetzt mit Revolvern ausgerü- ſteten Truppen ſollen künftig ſolche Repetierpiſtolen erhalten. Eines dieſer Modelle iſt vom Ingenieur Mannlicher, dem Erfinder des Repetiergewehres. (Dreifacher Raubmord.) In Seuler- halde (Weſtfalen) ermordete der polniſche Land- arbeiter Werſinski drei Kollegen durch Meſſerſtiche im Schlafe, worauf er ſeine Opfer beraubte. Der Raubmörder iſt flüchtig. (Beim Fenſterln ermordet.) In Gmunden wurde der 29jährige Maurergehilfe F. Dannert oberhalb des Schneiderbühels in einer Blutlache als Leiche aufgefunden. Die an Ort und Stelle erſchienene Gerichtskommiſſion ſtellte feſt, daß Dannert durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt wurde und infolge Verblutung geſtorben war. Als der Täter wurde Franz Heitzinger aus St. Konrad, Vater von neun Kindern, verhaftet. Die Tat ſoll eine Folge des „Fenſterln“ ſein. (Blitzſchlag in eine Wetterſchieß- hütte.) Aus Graz wird berichtet: In der Nähe des Schloſſes Vasholdsberg bei Hausmannsſtätten befindet ſich eine Wetterſchießſtation, welche von den Bedienſteten des Schloſſes bedient wird. Als Donnerstag abends ein Gewitter heranzog, begaben ſich der Obergärtner Joh. Hofer und der Gärtner- burſche Thomas Blebnik in die Schießſtation. Nach einigen Minuten erſchütterte ein donnerähnlicher Krach die ganze Gegend. Die Hütte, in welcher ſich die Wetterſchießſtation befand, war in einen Trüm- merhaufen verwandelt, der in hellen Flammen ſtand. Der Blitz hatte in die Hütte eingeſchlagen und das dortſelbſt befindliche Schießpulver zur Exploſion gebracht. Der Obergärtner Hofer erlitt leichtere Brandwunden, Blebnik ſchwere, ſo daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. (Ein Betbruder läßt ſeine Schwe- ſter im Stalle ſterben.) Aus Tamsweg wird vom 6. d. M. gemeldet: Der hieſige Arzt Dr. Leopold Haſcheyer erſtattete Mittwoch der Be- hörde die Anzeige, daß eine 36 Jahre alte Frau- ensperſon, eine Kretin, die als Ausnehmerin bei ihrem Bruder in Litzeldorf lebte, am Vortage, abends, auf ihrem Lager in einer finſteren Abtei- lung des Stalles tot aufgefunden wurde. Aus dem ärztlichen Befunde geht hervor, daß die arme Perſon an Zellgewebs-Entzündung des linken Fußes mit nachfolgender Blutzerſetzung geſtorben ſei. Wie der Bruder der Verſtorbenen ſelbſt an- gibt, war er verpflichtet, ſeine Schweſter Marga- rethe Sautner zu verpflegen. Bis zum Tode ſeiner Mutter wohnte ſeine Schweſter zuſammen mit ihrer Mutter in einem Stübel. Einige Zeit nach dem Ableben der Mutter hat er ſeine Schweſter in einem Verſchlag des Stalles der Schneiderkeuſche, in welchem er früher Schweine gehalten hatte, ge- ſperrt. Die beiden Stalltüren waren immer ver- ſchloſſen, und die Bedauernswerte konnte nicht ins Freie gelangen. In dieſem Stalle ſind im Sommer zwei Kühe und im Winter vier Kühe und ein Schwein eingeſtellt. In ihrem Verſchlage mußte ſie auf Stroh liegen. Ungefähr vierzehn Tage vor ihrem Tode klagte die Verſtorbene ihrem Bruder, daß ſie am linken Fuße große Schmerzen fühle, und daß ihr der Fuß ſehr wehe tue. Trotzdem ließ er ſie in kein ordentliches Bett bringen und auch keinen Arzt herbeirufen. Der Bruder iſt be- kannt als ein Frömmler und Betbruder. Gegen ihn wurde das Strafverfahren eingeleitet. (Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſt- mark“ in Wien), reg. Genoſſenſchaft mit be- ſchränkter Haftung. In der am 1. Juli 1900 ins Leben gerufenen Sparabteilung wurden in der Zeit vom 1. bis 31. Juli 1902 K. 46.487·98 eingelegt und K. 33.079·50 behoben. Der Zuwachs an Ein- lagen betrug alſo K. 1340·48, das geſamte Ein- lage-Kapital betrug mit Ende Juli K. 549489·07. Die Geſinnungsgenoſſen werden eingeladen, verfüg- bare Gelder der „Oſtmark“ zuzuführen, welche die- ſelben bei vollſter Sicherheit mit 5% verzinst und dadurch in die Lage verſetzt wird, die zahlreichen Vorſchußwerber raſcher und in reichlicherem Maße befriedigen zu können, als dies bisher möglich war. Nähere Auskunft über die Sparabteilung gibt die Kanzlei der Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſtmark“, Wien, 4, Kettenbrückengaſſe 20. Amtsſtunden an Werktagen von 4—7 Uhr nachmittags. Eigen-Berichte. Leibnitz, am 11. Auguſt. (Landwirt- ſchaftliches.) Am 17. d. hält die hieſige landw. Filiale im Gaſthauſe des Herrn Brand in Glein- ſtätten eine Wanderverſammlung ab; hiebei wird

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger96_1902
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger96_1902/3
Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 12.08.1902, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger96_1902/3>, abgerufen am 28.03.2024.