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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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gesucht. Nur durch die Theorie der Vibration lassen sich diese Phänomene genügend
erklären, für welche die Emanations-Hypothese nicht ausreicht. Man nimmt an,
daß wenn das Licht in Undulationen besteht, und die Undulation des einen Strahls
das Maximum von Elevation bekommt auf demselben Punkte, wo die andere
das Minimum bekommt, so hebt die eine Welle die Wirkung der andern auf,
und es entsteht Dunkelheit. Wird dann der eine Strahl um eine halbe Welle
retardirt, so fällt ihr Maximum von Elevation auf denselben Punkt, und sie
addiren ihre Wirkung.

Die Wellenbewegung welche zwei in eine Flüssigkeit geworfene Steine
erregen, kann als Gleichniß dienen. An denjenigen Stellen wo die ent-
standenen Kreise sich berühren, wird die Bewegung entweder verstärkt,
oder aufgehoben, je nachdem der Wellenberg oder das Wellenthal, (der convexe oder
concave Theil) zusammenstoßen. So wie, wenn das Meer von Stürmen aufge-
wühlt wird, die coincidirenden Wellen ihre Wirkung auf eine so schreckbare Weise
verdoppeln, so hemmen und vernichten sich dieselben, wenn der convexe und concave
Theil aufeinander treibt. Es entsteht Ruhe. Was bei der tropfbaren Flüssigkeit
Ruhe ist, wird Finsterniß bei dem Lichte.

Da die uns umgebende gemengte Atmosphäre die Lichtwellen von entfernten
Gestirnen, unser Auge nicht mit vollkommen gleicher Geschwindigkeit erreichen
können, so entsteht durch ungleich zusammentreffende Undulationen momen-
tane Finsterniß, oder erhöhtes Licht. Dies erklärt das Funkeln der Sterne, und
eben daher findet diese Erscheinung in geringerem Maaße statt, bei denjenigen
welche uns im Zenith stehen, indem nach dieser Richtung sie uns näher sind, und

das

gesucht. Nur durch die Theorie der Vibration lassen sich diese Phänomene genügend
erklären, für welche die Emanations-Hypothese nicht ausreicht. Man nimmt an,
daß wenn das Licht in Undulationen besteht, und die Undulation des einen Strahls
das Maximum von Elevation bekommt auf demselben Punkte, wo die andere
das Minimum bekommt, so hebt die eine Welle die Wirkung der andern auf,
und es entsteht Dunkelheit. Wird dann der eine Strahl um eine halbe Welle
retardirt, so fällt ihr Maximum von Elevation auf denselben Punkt, und sie
addiren ihre Wirkung.

Die Wellenbewegung welche zwei in eine Flüssigkeit geworfene Steine
erregen, kann als Gleichniß dienen. An denjenigen Stellen wo die ent-
standenen Kreise sich berühren, wird die Bewegung entweder verstärkt,
oder aufgehoben, je nachdem der Wellenberg oder das Wellenthal, (der convexe oder
concave Theil) zusammenstoßen. So wie, wenn das Meer von Stürmen aufge-
wühlt wird, die coincidirenden Wellen ihre Wirkung auf eine so schreckbare Weise
verdoppeln, so hemmen und vernichten sich dieselben, wenn der convexe und concave
Theil aufeinander treibt. Es entsteht Ruhe. Was bei der tropfbaren Flüssigkeit
Ruhe ist, wird Finsterniß bei dem Lichte.

Da die uns umgebende gemengte Atmosphäre die Lichtwellen von entfernten
Gestirnen, unser Auge nicht mit vollkommen gleicher Geschwindigkeit erreichen
können, so entsteht durch ungleich zusammentreffende Undulationen momen-
tane Finsterniß, oder erhöhtes Licht. Dies erklärt das Funkeln der Sterne, und
eben daher findet diese Erscheinung in geringerem Maaße statt, bei denjenigen
welche uns im Zenith stehen, indem nach dieser Richtung sie uns näher sind, und

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[71r/0145] gesucht. Nur durch die Theorie der Vibration lassen sich diese Phänomene genügend erklären, für welche die Emanations Hypothese nicht ausreicht. Man nimmt an, daß wenn das Licht in Undulationen besteht, und die Undulation des einen Strahls das Maximum von Elevation bekommt auf demselben Punkte, wo die andere das Minimum bekommt, so hebt die eine Welle die Wirkung der andern auf, und es entsteht Dunkelheit. Wird dann der eine Strahl um eine halbe Welle retardirt, so fällt ihr Maximum von Elevation auf denselben Punkt, und sie addiren ihre Wirkung. Die Wellenbewegung welche zwei in eine Flüssigkeit geworfene Steine erregen, kann als Gleichniß dienen. An denjenigen Stellen wo die ent- standenen Kreise sich berühren, wird die Bewegung entweder verstärkt, oder aufgehoben, je nachdem der Wellenberg oder das Wellenthal, (der convexe od. concave Theil) zusammenstoßen. So wie, wenn das Meer von Stürmen aufge- wühlt wird, die coincidirenden Wellen ihre Wirkung auf eine so schreckbare Weise verdoppeln, so hemmen und vernichten sich dieselben, wenn der convexe u. concave Theil aufeinander treibt. Es entsteht Ruhe. Was bei der tropfbaren Flüssigkeit Ruhe ist, wird Finsterniß bei dem Lichte. Da die uns umgebende gemengte Atmosphäre die Lichtwellen von entfernten Gestirnen, unser Auge nicht mit vollkommen gleicher Geschwindigkeit erreichen können, so entsteht durch ungleich zusammentreffende Undulationen momen- tane Finsterniß, od. erhöhtes Licht. Dies erklärt das Funkeln der Sterne, und eben daher findet diese Erscheinung in geringerem Maaße statt, bei denjenigen welche uns im Zenith stehen, indem nach dieser Richtung sie uns näher sind, und das

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 71r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/145>, abgerufen am 25.04.2024.