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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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eine Uhr ohne Compensation zu beobachten; so hat Grassmann aus
dem Abweichen von dem mittlern Gang, durch den Thermometer
influencirt, auf die Temperatur zurückschließen wollen; doch
würde dies sehr unbestimmt sein. Um 9 Uhr 13 Minuten Morgens oder
8 Uhr 23 Minuten Abends fand man in Edinburg regelmäßig die
mittlere Temperatur des Tages. Ebenso ist es mit den Monaten
selbst. In Ofen fällt die mittlere Temperatur des Jahres zwischen
den 15-24 April [u.]und 15-20 Oct: und in Paris den 22 April [u.]und 22 Oct:

[49. Vorlesung, 9. April 1828]

Wir haben uns bisher mit der Atmosphaere nach ihren Analo-
gien und Contrasten beschäftigt. Das minimum davon finden wir
beim Monde, das maximum bei den Cometen. Der Bielasche Comet
z. E. hat nach Olbers Messung 15-24 Meilen Durchmesser; man konnte
durchaus keinen Schweif an ihm entdecken; er enthält vielleicht nicht
mehr bewegbare Materie als ein großer Meteorstein: dennoch
beträgt seine Dunsthülle 4 2/3 Erdhalbmesser. Unsre Atmosphaere
würde nach der Dämmerung 10 Meilen, nach den Sternschnuppen
aber [u.]und den Entzündungen der Meteorsteine mag sie wohl bis 30
Meilen hinaufreichen.

Eine Skala für die mittlere Temperatur eines Orts giebt
uns die Kultur der Gewächse. Von Süden nach Norden folgen sich:
die Cokuspalme, die Musaceen, die Dattelpalme, das Zuckerrohr,
der Oelbaum, der Weinstock, die mehlreichen Gräser, die Kar-
toffel. Der Wein erstreckt sich höher an den Bergen hinauf,
als er im Verhältniß der mittleren Temperatur nördlich in
den Ebenen fortkommt, denn auf den Bergen ist dünnere [u.]und
trocknere Luft, daher größere Intensität der Wärme. Von der
großen Wärme, die das Eindringen der reinen Sonnenstrahlen

eine Uhr ohne Compensation zu beobachten; so hat Grassmann aus
dem Abweichen von dem mittlern Gang, durch den Thermometer
influencirt, auf die Temperatur zurückschließen wollen; doch
würde dies sehr unbestimmt sein. Um 9 Uhr 13 Minuten Morgens oder
8 Uhr 23 Minuten Abends fand man in Edinburg regelmäßig die
mittlere Temperatur des Tages. Ebenso ist es mit den Monaten
selbst. In Ofen fällt die mittlere Temperatur des Jahres zwischen
den 15–24 April [u.]und 15–20 Oct: und in Paris den 22 April [u.]und 22 Oct:

[49. Vorlesung, 9. April 1828]

Wir haben uns bisher mit der Atmosphaere nach ihren Analo-
gien und Contrasten beschäftigt. Das minimum davon finden wir
beim Monde, das maximum bei den Cometen. Der Bielasche Comet
z. E. hat nach Olbers Messung 15–24 Meilen Durchmesser; man konnte
durchaus keinen Schweif an ihm entdecken; er enthält vielleicht nicht
mehr bewegbare Materie als ein großer Meteorstein: dennoch
beträgt seine Dunsthülle 4⅔ Erdhalbmesser. Unsre Atmosphaere
würde nach der Dämmerung 10 Meilen, nach den Sternschnuppen
aber [u.]und den Entzündungen der Meteorsteine mag sie wohl bis 30
Meilen hinaufreichen.

Eine Skala für die mittlere Temperatur eines Orts giebt
uns die Kultur der Gewächse. Von Süden nach Norden folgen sich:
die Cokuspalme, die Musaceen, die Dattelpalme, das Zuckerrohr,
der Oelbaum, der Weinstock, die mehlreichen Gräser, die Kar-
toffel. Der Wein erstreckt sich höher an den Bergen hinauf,
als er im Verhältniß der mittleren Temperatur nördlich in
den Ebenen fortkommt, denn auf den Bergen ist dünnere [u.]und
trocknere Luft, daher größere Intensität der Wärme. Von der
großen Wärme, die das Eindringen der reinen Sonnenstrahlen

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[[257]/0263] eine Uhr ohne Compensation zu beobachten; so hat Grassmann aus dem Abweichen von dem mittlern Gang, durch den Thermometer influencirt, auf die Temperatur zurückschließen wollen; doch würde dies sehr unbestimmt sein. Um 9 Uhr 13 Min: Morgens oder 8 Uhr 23 Min: Abends fand man in Edinburg regelmäßig die mittlere Temperatur des Tages. Ebenso ist es mit den Monaten selbst. In Ofen fällt die mittlere Temperatur des Jahres zwischen den 15–24 April u.und 15–20 Oct: und in Paris den 22 April u.und 22 Oct: 49. Vorlesung, 9. April 1828 Wir haben uns bisher mit der Atmosphaere nach ihren Analo- gien und Contrasten beschäftigt. Das minimum davon finden wir beim Monde, das maximum bei den Cometen. Der Bielasche Comet z. E. hat nach Olbers Messung 15–24 Meilen Durchmesser; man konnte durchaus keinen Schweif an ihm entdecken; er enthält vielleicht nicht mehr bewegbare Materie als ein großer Meteorstein: dennoch beträgt seine Dunsthülle 4⅔ Erdhalbmesser. Unsre Atmosphaere würde nach der Dämmerung 10 Meilen, nach den Sternschnuppen aber u.und den Entzündungen der Meteorsteine mag sie wohl bis 30 Meilen hinaufreichen. Eine Skala für die mittlere Temperatur eines Orts giebt uns die Kultur der Gewächse. Von Süden nach Norden folgen sich: die Cokuspalme, die Musaceen, die Dattelpalme, das Zuckerrohr, der Oelbaum, der Weinstock, die mehlreichen Gräser, die Kar- toffel. Der Wein erstreckt sich höher an den Bergen hinauf, als er im Verhältniß der mittleren Temperatur nördlich in den Ebenen fortkommt, denn auf den Bergen ist dünnere u.und trocknere Luft, daher größere Intensität der Wärme. Von der großen Wärme, die das Eindringen der reinen Sonnenstrahlen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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  • Kustoden: nicht erfasst.



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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [257]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/263>, abgerufen am 28.03.2024.