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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 129. Köln, 29. Oktober 1848. Beilage.

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Beilage zu Nr. 129 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag, 29. Oktober 1848.
[Französische Republik]

Der "Moniteur" legt Zeugniß ab, daß bei Gelegenheit des Wahlmodus des Präsidenten der Republik Herr Cavaignac zwei Rollen gespielt, zweierlei Sprachen gesprochen hat, was ihm das famose Votum von 602 Stimmen gegen 211 einbrachte, unter dessen Wucht er nicht bleiben konnte, wäre er nicht ein Ehrsüchtiger der allergewöhnlichsten Sorte.

Der "Moniteur" legt Zeugniß ab in seinen Erklärungen über den Belagerungszustand, in denen er sich wie eine Wetterfahne hin- und hergedreht hat.

Der "Moniteur" legt Zeugniß ab, daß Herr Cavaignac sich nur entschlossen hat, Dufaure und Vivien sich zuzuziehen, weil es ihm nicht anders möglich war, die Macht zu behaupten, deren Depositär er ist auf Rechnung des "National."

Der "Moniteur" ist endlich da, um zu bezeugen, daß der Charakter des Herrn Cavaignac den Charakter annimmt, den ihm die jedesmaligen Umstände aufdrücken.

* Paris, 25. Oktober.

Die Breslauer Zeitung schrieb unterm 8. Okt. aus Warschau, daß ein in letzterer Stadt wohnender französischer Bürger, Marchand, zu 1000 Ruthenhieben und zu 10 Jahren in Sibirien verurtheilt worden war. Der französische Konsul, Ex-Baron und gegenwärtiger Bürger d'Heys, hatte gegen die Vollziehung dieser entehrenden Strafe nicht Protest eingelegt. Die Frau des Marchand hatte den Konsul beschworen, die Abführung ihres Mannes nach Sibirien zu verhindern; der Konsul aber hatte sich ihren Bitten unter dem Vorwande entzogen, daß ihr Mann nicht auf der Konsulatsliste stände. Am 23. war der Verurtheilte wirklich nach Sibirien abgeführt worden.

Die "Reform" vom 26. Okt. bemerkt hierzu, daß man in England, einem ähnlichen Faktum gegenüber, die Regierung im Parlament interpelliren und den Konsul, falls er schuldig wäre, sofort absetzen würde.

Paris, 26. Okt.

Der Moniteur bringt folgendes Dekret:

Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Der mit der Exekutivgewalt beauftragte Konseilprädent beschließt:

Art. I. Das Entlassungsgesuch des Bürgers Goudchaux, Minister der Finanzen, ist angenommen.

Art. II. Der Bürger Trouve-Chauvel, Seinepräfekt und Volksrepräsentant, ist zum Ministerstaatssekretär im Finanzdepartement ernannt.

Paris, 25. Okt. 1848.

(gez.) E. Cavaignac.

(Gegengez.) Marie, (Justizminister),

Staatssekretär.

Wir übertragen dieses Dokument wörtlich, um zu zeigen, daß die neuen Minister auch wieder zu ihrem alten Kanzleistyle zurückgekehrt sind. Wir haben keine Volksrepräsentanten-Minister mehr, sondern Ministerstaatssekretäre.

- Aus Turin meldete gestern Abend der Regierung ein Kurier, daß die dortige Kammer nach einer stürmischen Sitzung am 21. Oktbr. die Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzky mit großer Mehrheit beschlossen hat. Was wird die republikanische Partei dazu sagen, die mit ihren Freikorps am Ticino den Mailändern zu Hülfe zu springen bereits im Begriff stand?

- Labrousse, Deputirter des Lotdepartements, den das Kabinet als Konsul nach Antwerpen schicken wollte, dem aber Leopold I. das Exequatur verweigerte, wurde später als Konsul nach Amsterdam bestimmt. Vorgestern traf hier die Nachricht ein, daß auch der König von Holland ihm das Exequatur verweigere.

- So eben (11 1/2 Uhr Mittags) findet im Saale der alten Deputirtenkammer eine Versammlung sämmtlicher Mitglieder des Palais National-, Instituts- und Taitbout-Klubs statt, um sich wegen eines socialistischen Manifests zu verständigen, mit welchem diese drei Repräsentantenklubs nächstens die Welt beglücken wollen. In jedem Falle wäre es interessant, wenn der zahnlose Löwe (Marrast) eine socialistisch-kommunistische Schwenkung versuchte, ehe er den Geist aufgibt.

- Proudhon soll geäußert haben: "Unser Berg hat nichts im Bauche, selbst nicht einmal eine Maus." Diese Aeußerung soll viel böses Blut unter der ehrbaren Linken verursacht und obigen Schritt beschleunigt haben.

- In die hiesige fashionable Bürgerwehr ist eine sehr bedenkliche politische Reiselust nach England gefahren. Wie man so eben hört, scheute sich ein letzter Trupp sogar nicht, von London einen Ausflug nach Clarendon zu machen und dem Ex-König eine Beileids-Adresse zu überreichen.

- Kriegsminister Lamoriciere legte der gestrigen Nationalversammlung den Entwurf zur Deportation der Juni-Eingeschifften nach Algerien vor. Aus dem Vortrage des Ministers entnehmen wir folgende Statistik: Im Ganzen wurden arretirt: 11057 Personen, die man in drei Klassen theilte. 1) Urheber, 2) Befehlshaber, 3) bloße Theilnehmer der Insurrektion.

Die Erste wurde vor Kriegsgerichte gestellt, die Zweite von den Militärausschüssen gerichtet, und die Dritte der Deportation provisorisch zugetheilt. 6000 davon wurden freigelassen, 4348 eingeschifft. Von diesen sind 991 dem Wohlwollen der Regierung ganz besonders empfehlenswerth und es wären demnach nur 3357 nach Algerien überzuschiffen. Diese 3357 sollen zehn Jahre lang unter militärischer Diktatur und Beraubung aller Bürgerrechte wie Ackerzuchtsträflinge arbeiten. Man muß gestehen, daß unsere Bourgeoisregierung sich außerordentlich hochherzig gegen unsere sozialistischen Junikämpfer beweist.

- Aus dem Gefängnisse von St. Lazare haben die dort gefangenen Insurgentinnen folgende Protestation an Cavaignac gerichtet:

"General! Bald sind es 3 Monate, daß wir hinter Eisengittern sitzen - unschuldig von allen Verläumdungen, die man nur gegen uns richtet.

Man hält uns gefangen, als ob man uns mit den Waffen ergriffen hätte. Man erklärt uns als Kriegsgefangene wie die Männer; wohlan, dann wollen wir auch ihr Loos theilen. Jeder Freiheit beraubt und mit Niemand zu verkehren im Stande, setzen wir voraus, daß auch wir zur Deportation verurtheilt sind oder daß sich unsere Aktenhefte verirrt haben. Sind wir wirklich verurtheilt, so transportire man uns; ist unser Urtheil aber noch nicht gesprochen, so stelle man uns vor die Kriegsgerichte, damit wir aller Welt beweisen können, daß die gegen uns geschehenen Denunziationen böswillige Verläumdungen sind. Wir rechnen auf Ihre Gerechtigkeit. Gruß und Brüderschaft.

Paris, 25. Oktober 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

- Matthieu (Dromedepartement) hat bei der Nationalversammlung folgenden Antrag auf Schöpfung eines neuen Papiergeldes gestellt:

Die Nationalversammlung dekretirt: Es sind für 400 Mill. Fr. Bankzettel von 50 zu 1000 Fr. mit Zwangskurs bei allen Staatskassen gegen Verpfändung der Nationalgüter zu schaffen. Diese Bankzettel sind in monatlichen Raten von 50 Millionen, also binnen 8 Monaten durch den Finanzminister auszugeben. Nach geschehener Ausgabe ist die 45 Centimensteuer zurückzurufen, die von den Steuerpflichtigen bereits gezahlten Beträge sind ihnen für das Steuerkataster von 1849 gutzuschreiben und von den Ueberschüssen (etwa 250 Mill.) sind National-Eskompte-Comptoire im Interesse des Kleinhandels in jeder Departementshauptstadt anzulegen u. s. w.

- Man sprach gestern Abend von einem Duell zwischen dem Bürger Clement Thomas und dem Bürger Jerome Bonaparte aus Veranlassung einiger heftiger Unterbrechungen in gestriger Sitzung. Allein die Katzbalgerei ist beigelegt.

- Nationalversammlung. Sitzung vom 26. October. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Die Bänke überfüllt.

Lacrosse wünscht den Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter in den Seehäfen bald auf die Tagesordnung gesetzt zu sehen.

Dahirel: Ich höre eben, daß der an der heutigen Tagesordnung befindliche Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter-Assoziations-Verträge zurückgezogen werden solle; ich protestire dagegen.

St. Gaudens: Vor allen Dingen müsse die neue Verfassung promulgirt werden. Darum müssen die obigen Entwürfe noch warten. (Ja, Ja! Nein, Nein!)

Louis Bonaparte: Der gestern unsichtbar war, verlangt das Wort. Bürger, Repräsentanten! (beginnt er schüchtern und schwach vom Papier lesend wie gewöhnlich.) Der bedauerliche Fall, der sich gestern in meiner Abwesenheit zutrug, ruft mich auf die Bühne. Ich beklage es tief, so oft von mir sprechen zu müssen; Niemand mehr als ich sucht den persönlichen Fragen auszuweichen. Ich habe Ihnen meine Gefühle, meine Wünsche, meine Ansichten mitgetheilt. Niemand kann mich eines Wortbruchs zeihen, und doch muß ich mein parlamentarisches Benehmen gerügt und meine Gesinnungen entstellt sehen. Für jetzt kann ich Keinem das Recht zugestehen, mich zu interpelliren über mein Verhalten und Meinung. Ich bin nur meinen Wählern Rechenschaft schuldig. Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, den Gedanken zu hegen, eine Kandidatur anzunehmen, die man mir anbietet. Wohlan, ja, ich nehme sie an. Frankreich betrachtet meinen Namen als dazu geeignet die Gesellschaft zu befestigen.... (Hier schreit die gesammte Linke fürchterlich und ein rasender Tumult entspinnt sich, doch hört man rufen: Sprechen Sie weiter!) Diejenigen, die mich des Ehrgeizes anklagen, nennen mich schlecht. Aber wenn mein Name die guten Bürger zu einigen im Stande, wenn die Symparthien meiner Mitbürger glauben, daß ich in der Reihe der Kandidaten stehe, warum soll ich es nicht? Ich hätte längst das Exil verschmerzt, wenn ich der Galle nachgegeben, mit der mich Einige zu tränken suchen......

Clemens Thomas: Ich verlange das Wort.

Flaon: Auch ich verlange das Wott!

Louis Bonaparte verwirrt weiter lesend: "...Es ist nur wenigen Personen gegeben, auf der Bühne beredt zu sein. Doch gibt es nur dieses Mittel, um seinem Lande zu dienen? In diesem Augenblicke braucht es vielmehr gerechte und weise Ideen, welche die antisozialen Ideen in den Neant versetzen können. Ich weiß, daß man meiner Laufbahn allerlei Fallstricke legen möchte. Ich werde nicht hineinfallen. Ich werde die größte Umsicht zu behaupten wissen. Ich werde nur die größte Achtung der Versammlung zu verdienen trachten, sowie jenes Volks, das man gestern hier sa leichtfertig behandelte. Ich erkläre_also denen, die ein Verfolgungssystem gegen mich schmieden wollten, daß ich ihnen zu widerstehen wissen werde."

Der "Prinz" rafft seine Papiere zusammen und steigt von der Bühne. Mehrere Stimmen rufen: Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!

Clemens Thomas sucht sich Gehör zu verschaffen und wiederholt die gestern schon erwähnten Faktas über Emissaire in den Departemens Behufs bonapartistischer Propaganda. Der Lärm wird indeß immer stärker und die Tagesordnung aufgenommen.

An der Tagesordnung ist das Dekret des Verfassungsausschusses über die Präsidentenwahl am 10 December.

Pagnerre trägt darauf an, daß man den Präsidenten erst nach Votirung der organischen Gesetze wähle.

Rabaud Laribiere spricht in demselben Sinne. Man solle die Verfassung nicht fragmentarisiren, d. h. stückweise promulgiren.

Dupin (der ältere) bekämpft beide Redner im Namen des Verfassungs-Ausschusses.

Mole nimmt das Wort, und unter tiefstem Stillschweigen der Versammlung setzt der alte Legitimist der Versammlung auseinander, daß sie erst die organischen Gesetze votiren solle, ehe sie den Präsidenten neben oder über sich erhebe. Sein Vortrag war recht hofmännisch, d. h. schmeichelhaft.

Cavaignac folgt dem Redner auf der Bühne und deutet der Versammlung in sehr bedrohlicher Weise an, daß die Gefahr im Lande größer sei, als man glaube. Es sei die höchste Zeit, aus dem Provisorium herauszutreten.

Barrot und Flocon gerathen hart aneinander.

Barrot hob namentlich hervor, daß gerade diejenigen Deputirten jetzt gegen die sofortige Präsidentenwahl sprächen, welche damals für die Ernennung des Präsidenten durch die National-Versammlung aufgetreten seien.

Flocon fand dies ganz natürlich, denn die Umstände hätten sich verschlimmert. Doch das Provisorium sei schon zu Ende. Man habe ja jetzt einen Präsidenten. Louis Bonaparte sei heute öffentlich als Kandidat aufgetreten, nachdem er in den Departements Gold ausgestreut. Erst habe er den Zauber seines Onkels, dann die Macht des Geldes angewandt.

Louis Bonaparte hört diese Anklage bebend an, bleibt aber stumm auf seinem Platze.

Dupon (aus Lussac) trägt darauf an, die Präsidentenwahl bis zum definitiven Votum der Verfassung zu verschieben.

Dufaure bekämpft diesen Antrag.

Repellin ersucht den General Cavaignac, sich über die Gefahren zu erklären, die im Lande herrschten.

Cavaignac antwortet, daß er in der Präsidentenwahl durchaus keine Gefahr sehe, aber es sei gefährlich, die Wahl zu lange hinauszuschieben. (Zum Schluß! Zum Schluß!)

Das Dupontsche Amendement fällt durch und der Debattenschluß wird ausgesprochen.

Nun schreitet Marrast zur Abstimmung über Artikel 1 des Dekretsentwurfs des Verfassungsausschusses, in welchem die Präsidentenwahl auf den 10. Dezember festgesetzt ist.

Zahl der Stimmenden 819. Absolute Mehrheit 410. Für Annahme des Artikels 587. Gegen dieselbe 232.

Die Präsidentenwahl erfolgt somit am 10. Dezbr. d. J.

Nach diesem Votum trennt sich die Versammlung. Es ist 6 Uhr.

Belgien.
* Gent, 28. Okt.

Man liest im "Messager de Gand": Aus den statistischen Tabellen, die wir mitgetheilt haben, geht hervor, daß wir im Vergleich mit 1846, 1848 nur ein Drittheil in Leinengarn und nur die Hälfte in Leinengeweben exportirt haben. Die "Independance" erklärt diesen Vorfall aus der Februarrevolution. Wir möchten gerne wissen, in welchem Jahre eigentlich diese Revolution stattgefunden hat; denn es dauert jetzt schon an die 10 Jahre, daß unser französischer Markt uns entschlüpft inauf steigender Progression.

* Brügge, 28. Oct.

In unserer guten Stadt warfen die Arbeiter die Fenster ein, um der Wohlthaten der Gefängnißkost theilhaft zu werden. Die Bourgeois-Journale verwandelten diese Symptome unserer socialen Krankheit gern in muthwillige politische Emeuten. Was bedeuten ihre breiten Bettelsuppen gegen die Thatsachen der 12,000 Panpers allein in der guten Stadt Brügge!

Portugal.
*

Der Dämpfer Montrose von der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company ist am 24. d. M. mit Briefen von Lissabon bis zum 19. zu Southampton eingetroffen. Die Ruhe des Landes war ungestört geblieben. Die miguelistische Partei rechnete auf die Wendung der Dinge in Spanien und war für eine Demonstration in dem Falle entschlossen, daß die Carlisten auf der Grenze erscheinen würden. Conde de Thomar sollte in wenigen Tagen abreisen, um seine diplomatischen Funktionen in Madrid zu beginnen.

Großbritannien.
* Dublin, 24. Oktober.

(Verspätet.) Gegen M'Manus, O'Donohoe und Meagher, welche die Jury früher für schuldig erklärt, hat der Gerichtshof zu Clonmel gestern das Todesurtheil ausgesprochen (welches jedoch, wie die "N. Rh. Ztg." in ihrer gestrigen Nummer bereits meldete, nicht vollzogen werden wird). Duffy, O'Doherty und Williams werden wahrscheinlich nächsten Mittwoch vor einer hier zusammentretenden Spezialkommission vorkommen. -

John Mitchell, der nach den Bermuden Deportirte, ist dort, einem Limericker Blatte zufolge, kürzlich gestorben. - Die Constablermacht Irlands, heißt es, soll bis auf 30,000 Mann vermehrt werden.

* Dublin, 25. Oktober.

Während das Interesse an den Staatsprozessen vor und nach nachläßt, fangen die Provinzialblätter an, die Aussichten der Armen für den Nächsten Winter ins Auge zu fassen. Die "Mayo Constitution" schreibt darüber wie folgt:

Die gegenwärtige Lage des Landes, vorzüglich aber unserer County, ist wahrhaft schreckenerregend. Das fast gänzliche Fehlschlagen der Kartoffelerndte und die sehr spärliche Getreideerndte machen die jetzigen wie die künftigen Aussichten jeder Klasse beinahe hoffnungslos. Gutsbesitzer und Pächter sehen sich von demselben schrecklichen Mangel bedroht. Vergeblich blicken wir nach Hülfe umher. Arbeit ist keine da - Unterstützung ist am Ende - Gefälle gehen nicht ein - Steuern werden nicht bezahlt - Tausende sind dem Verhungern nahe - und zu allem dem noch die Cholera, die mit raschen Schritten heran eilt und auch den Theil der Bevölkerung wegzufegen droht, den der Hunger etwa übrig lassen sollte. Und inmitten alles dieses Elends bleibt die Regierung kalt und theilnahmlos. Apathie, schmachvolle Apathie, wohin wir die Blicke wenden! -

Aus dem Süden der Insel lauten die Nachrichten eben so trübe. Jenny Lind aber singt zu Dublin, und in das "Schuldig" über die "Rebellen", in das Kettengeklirre der Gefangenen, in das Hungergeheul der tausend und aber tausend wimmernden Kinder des grünen Erin schallt süß, und die Herzen der Bourgeois entzückend, die Stimme der schwedischen Nachtigall.

Amerika.
*

Der Dämpfer Trent ist am 25. Okt. mit den gewöhnlichen westindischen und mexikanischen Posten zu Southampton angekommen. Er hat Baarschaften bis zum Belanfe von 1 1/4 Millionen Dollars mitgebracht, aber keine Nachrichten, die nur im Geringsten meldenswerth wären. Auf Jamaika soll der Handel sehr darniederliegen, Hayti dagegen erholt sich.

Asien.
*

Journale aus Ostindien und China (aus Bombay vom 15. Sept., aus Calcutta vom 7. Sept. und aus Hong-Kong vom 23. Aug.) sind, in Anticipation der Ueberlandspost, am 26. Okt. in London empfangen worden. Die wichtigsten Nachrichten beziehen sich auf Multan, dessen Belagerung am 29. Aug. begonnen hatte. Eine starke Macht war in der Nähe des Forts concentrirt, und ein entscheidender Angriff wurde jeden Augenblick erwartet. Mulraj soll eher sterben als sich ergeben wollen. Die nächsten Berichte werden jedenfalls das Resultat des Kampfes enthalten.

- Aus andern Theilen Indiens sind die politischen Neuigkeiten von keiner Erheblichkeit. Die Geschäfte fingen an, zu Calcutta und Bombay sich zu bessern.

- Aus China sind durchaus keine Nachrichten von Belang eingelaufen.

Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der "Neuen Rheinischen Zeitung" durch die Post.

An die Expedition der "Neuen Rheinischen Zeitung" in Köln.

Ich sehe mich genöthigt, die dritte Beschwerde wegen unregelmäßiger Besorgung der N. Rh. Ztg. einzureichen. Dieselbe kommt nach wie vor erst des Abends um 7 Uhr hier an, während die Kölnische Zeitung hier schon des Morgens um acht ausgegeben wird. Die gestrige Ausgabe der N. Rh. Ztg. habe ich gar nicht bekommen. Ebenso ist von den während des Belagerungszustandes ausgegebenen Circularen nur eins hier angelangt. Wenn keine regelmäßigere Beförderung Ihrer Zeitung eintritt, so werden Sie hier nicht nur keine neuen Abonnenten gewinnen, sondern Sie werden auch noch die, welche Sie hier haben, verlieren, so schmerzlich es auch für uns wäre, die N. Rh. Ztg. entbehren zu müssen.

Achtungsvoll

J. B.

Sprockhövel, 25. Oktbr. 1848.

Wesel, den 24. Oktbr. 1848.

P. P.

Von mehreren Abonnenten Ihres geehrten Blattes habe ich schon Klagen gehört wegen unregelmäßigen Empfanges, mir geht es eben so, bald zu spät, bald bekömmt man gar keine Zeitung, z. B. Nro. 121 ist wieder ausgeblieben, bei dieser Unregelmäßigkeit, wenn die nicht gehoben wird, werden Sie hier einige Abonnenten verlieren.

Ergebenst

H. H.

Wir bemerken zu dieser Klage, daß die schlechte Versendung Schuld der Postbehörden ist.

Mühlheim a. R., den 24. Oktober (Nachmittags) 1848.

Nach all den Klagen, die über die schlechte Beförderung der "Neuen Rheinischen Zeitung" von Seiten der Post geführt worden sind, hätte man wohl erwarten können, daß die Zeitung jetzt regelmäßig abgeliefert werden würde, im Gegentheile aber müssen wir zu den laut gewordenen Klagen noch neue hinzufügen:

Wir erhielten im Anfange dieses Quartals die Zeitung schon Nachmittags gegen 1/2 5 Uhr, am Sonntag aber erhielten wir erst die Zeitung von Samstag zugleich mit der 2. Ausgabe. Seit dieser Zeit ist uns keine neue Nummer mehr zu Gesicht gekommen. In diesem Augenblicke, Dienstag Nachmittag 4 Uhr, erwarten wir hier, eine Stunde von Köln, das Blatt, welches schon gestern Nachmittag hätte hier sein müssen. Die "Kölnische Zeitung" erscheint ja regelmäßig; sind die Postkondukteure vielleicht angewiesen, uns die "N. Rh. Ztg." zu entführen?

Th. L.

Herrn Korff Wohlgeboren.

Da mir als Abonnent der "Neuen Rheinischen Zeitung" am Sonntag wie heute, die Zeitung vom vorigen Tage erst am Nachmittage des folgenden Tages zugekommen ist, finde ich mich veranlaßt, Sie hierauf aufmerksam zu machen, mit dem Ersuchen, doch Sorge tragen zu wollen, daß die Zeitung zur gehörigen Zeit abgegeben wird. Da ich weiß, daß die Zeitung in Köln um die gewöhnliche Zeit erschienen ist, so vermuthe ich, daß diese Verzögerung nicht durch die Expedition entstanden, sondern durch Nachlässigkeit der Postverwaltung herbeigeführt worden ist. Es liegt daher im Interesse der Zeitung, daß Sie energisch gegen diese Mängel auftreten, da

Beilage zu Nr. 129 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag, 29. Oktober 1848.
[Französische Republik]

Der „Moniteur“ legt Zeugniß ab, daß bei Gelegenheit des Wahlmodus des Präsidenten der Republik Herr Cavaignac zwei Rollen gespielt, zweierlei Sprachen gesprochen hat, was ihm das famose Votum von 602 Stimmen gegen 211 einbrachte, unter dessen Wucht er nicht bleiben konnte, wäre er nicht ein Ehrsüchtiger der allergewöhnlichsten Sorte.

Der „Moniteur“ legt Zeugniß ab in seinen Erklärungen über den Belagerungszustand, in denen er sich wie eine Wetterfahne hin- und hergedreht hat.

Der „Moniteur“ legt Zeugniß ab, daß Herr Cavaignac sich nur entschlossen hat, Dufaure und Vivien sich zuzuziehen, weil es ihm nicht anders möglich war, die Macht zu behaupten, deren Depositär er ist auf Rechnung des „National.“

Der „Moniteur“ ist endlich da, um zu bezeugen, daß der Charakter des Herrn Cavaignac den Charakter annimmt, den ihm die jedesmaligen Umstände aufdrücken.

* Paris, 25. Oktober.

Die Breslauer Zeitung schrieb unterm 8. Okt. aus Warschau, daß ein in letzterer Stadt wohnender französischer Bürger, Marchand, zu 1000 Ruthenhieben und zu 10 Jahren in Sibirien verurtheilt worden war. Der französische Konsul, Ex-Baron und gegenwärtiger Bürger d'Heys, hatte gegen die Vollziehung dieser entehrenden Strafe nicht Protest eingelegt. Die Frau des Marchand hatte den Konsul beschworen, die Abführung ihres Mannes nach Sibirien zu verhindern; der Konsul aber hatte sich ihren Bitten unter dem Vorwande entzogen, daß ihr Mann nicht auf der Konsulatsliste stände. Am 23. war der Verurtheilte wirklich nach Sibirien abgeführt worden.

Die „Reform“ vom 26. Okt. bemerkt hierzu, daß man in England, einem ähnlichen Faktum gegenüber, die Regierung im Parlament interpelliren und den Konsul, falls er schuldig wäre, sofort absetzen würde.

Paris, 26. Okt.

Der Moniteur bringt folgendes Dekret:

Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Der mit der Exekutivgewalt beauftragte Konseilprädent beschließt:

Art. I. Das Entlassungsgesuch des Bürgers Goudchaux, Minister der Finanzen, ist angenommen.

Art. II. Der Bürger Trouvé-Chauvel, Seinepräfekt und Volksrepräsentant, ist zum Ministerstaatssekretär im Finanzdepartement ernannt.

Paris, 25. Okt. 1848.

(gez.) E. Cavaignac.

(Gegengez.) Marie, (Justizminister),

Staatssekretär.

Wir übertragen dieses Dokument wörtlich, um zu zeigen, daß die neuen Minister auch wieder zu ihrem alten Kanzleistyle zurückgekehrt sind. Wir haben keine Volksrepräsentanten-Minister mehr, sondern Ministerstaatssekretäre.

‒ Aus Turin meldete gestern Abend der Regierung ein Kurier, daß die dortige Kammer nach einer stürmischen Sitzung am 21. Oktbr. die Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzky mit großer Mehrheit beschlossen hat. Was wird die republikanische Partei dazu sagen, die mit ihren Freikorps am Ticino den Mailändern zu Hülfe zu springen bereits im Begriff stand?

‒ Labrousse, Deputirter des Lotdepartements, den das Kabinet als Konsul nach Antwerpen schicken wollte, dem aber Leopold I. das Exequatur verweigerte, wurde später als Konsul nach Amsterdam bestimmt. Vorgestern traf hier die Nachricht ein, daß auch der König von Holland ihm das Exequatur verweigere.

‒ So eben (11 1/2 Uhr Mittags) findet im Saale der alten Deputirtenkammer eine Versammlung sämmtlicher Mitglieder des Palais National-, Instituts- und Taitbout-Klubs statt, um sich wegen eines socialistischen Manifests zu verständigen, mit welchem diese drei Repräsentantenklubs nächstens die Welt beglücken wollen. In jedem Falle wäre es interessant, wenn der zahnlose Löwe (Marrast) eine socialistisch-kommunistische Schwenkung versuchte, ehe er den Geist aufgibt.

‒ Proudhon soll geäußert haben: „Unser Berg hat nichts im Bauche, selbst nicht einmal eine Maus.“ Diese Aeußerung soll viel böses Blut unter der ehrbaren Linken verursacht und obigen Schritt beschleunigt haben.

‒ In die hiesige fashionable Bürgerwehr ist eine sehr bedenkliche politische Reiselust nach England gefahren. Wie man so eben hört, scheute sich ein letzter Trupp sogar nicht, von London einen Ausflug nach Clarendon zu machen und dem Ex-König eine Beileids-Adresse zu überreichen.

‒ Kriegsminister Lamoriciere legte der gestrigen Nationalversammlung den Entwurf zur Deportation der Juni-Eingeschifften nach Algerien vor. Aus dem Vortrage des Ministers entnehmen wir folgende Statistik: Im Ganzen wurden arretirt: 11057 Personen, die man in drei Klassen theilte. 1) Urheber, 2) Befehlshaber, 3) bloße Theilnehmer der Insurrektion.

Die Erste wurde vor Kriegsgerichte gestellt, die Zweite von den Militärausschüssen gerichtet, und die Dritte der Deportation provisorisch zugetheilt. 6000 davon wurden freigelassen, 4348 eingeschifft. Von diesen sind 991 dem Wohlwollen der Regierung ganz besonders empfehlenswerth und es wären demnach nur 3357 nach Algerien überzuschiffen. Diese 3357 sollen zehn Jahre lang unter militärischer Diktatur und Beraubung aller Bürgerrechte wie Ackerzuchtsträflinge arbeiten. Man muß gestehen, daß unsere Bourgeoisregierung sich außerordentlich hochherzig gegen unsere sozialistischen Junikämpfer beweist.

‒ Aus dem Gefängnisse von St. Lazare haben die dort gefangenen Insurgentinnen folgende Protestation an Cavaignac gerichtet:

„General! Bald sind es 3 Monate, daß wir hinter Eisengittern sitzen ‒ unschuldig von allen Verläumdungen, die man nur gegen uns richtet.

Man hält uns gefangen, als ob man uns mit den Waffen ergriffen hätte. Man erklärt uns als Kriegsgefangene wie die Männer; wohlan, dann wollen wir auch ihr Loos theilen. Jeder Freiheit beraubt und mit Niemand zu verkehren im Stande, setzen wir voraus, daß auch wir zur Deportation verurtheilt sind oder daß sich unsere Aktenhefte verirrt haben. Sind wir wirklich verurtheilt, so transportire man uns; ist unser Urtheil aber noch nicht gesprochen, so stelle man uns vor die Kriegsgerichte, damit wir aller Welt beweisen können, daß die gegen uns geschehenen Denunziationen böswillige Verläumdungen sind. Wir rechnen auf Ihre Gerechtigkeit. Gruß und Brüderschaft.

Paris, 25. Oktober 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

‒ Matthieu (Dromedepartement) hat bei der Nationalversammlung folgenden Antrag auf Schöpfung eines neuen Papiergeldes gestellt:

Die Nationalversammlung dekretirt: Es sind für 400 Mill. Fr. Bankzettel von 50 zu 1000 Fr. mit Zwangskurs bei allen Staatskassen gegen Verpfändung der Nationalgüter zu schaffen. Diese Bankzettel sind in monatlichen Raten von 50 Millionen, also binnen 8 Monaten durch den Finanzminister auszugeben. Nach geschehener Ausgabe ist die 45 Centimensteuer zurückzurufen, die von den Steuerpflichtigen bereits gezahlten Beträge sind ihnen für das Steuerkataster von 1849 gutzuschreiben und von den Ueberschüssen (etwa 250 Mill.) sind National-Eskompte-Comptoire im Interesse des Kleinhandels in jeder Departementshauptstadt anzulegen u. s. w.

‒ Man sprach gestern Abend von einem Duell zwischen dem Bürger Clement Thomas und dem Bürger Jerome Bonaparte aus Veranlassung einiger heftiger Unterbrechungen in gestriger Sitzung. Allein die Katzbalgerei ist beigelegt.

Nationalversammlung. Sitzung vom 26. October. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Die Bänke überfüllt.

Lacrosse wünscht den Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter in den Seehäfen bald auf die Tagesordnung gesetzt zu sehen.

Dahirel: Ich höre eben, daß der an der heutigen Tagesordnung befindliche Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter-Assoziations-Verträge zurückgezogen werden solle; ich protestire dagegen.

St. Gaudens: Vor allen Dingen müsse die neue Verfassung promulgirt werden. Darum müssen die obigen Entwürfe noch warten. (Ja, Ja! Nein, Nein!)

Louis Bonaparte: Der gestern unsichtbar war, verlangt das Wort. Bürger, Repräsentanten! (beginnt er schüchtern und schwach vom Papier lesend wie gewöhnlich.) Der bedauerliche Fall, der sich gestern in meiner Abwesenheit zutrug, ruft mich auf die Bühne. Ich beklage es tief, so oft von mir sprechen zu müssen; Niemand mehr als ich sucht den persönlichen Fragen auszuweichen. Ich habe Ihnen meine Gefühle, meine Wünsche, meine Ansichten mitgetheilt. Niemand kann mich eines Wortbruchs zeihen, und doch muß ich mein parlamentarisches Benehmen gerügt und meine Gesinnungen entstellt sehen. Für jetzt kann ich Keinem das Recht zugestehen, mich zu interpelliren über mein Verhalten und Meinung. Ich bin nur meinen Wählern Rechenschaft schuldig. Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, den Gedanken zu hegen, eine Kandidatur anzunehmen, die man mir anbietet. Wohlan, ja, ich nehme sie an. Frankreich betrachtet meinen Namen als dazu geeignet die Gesellschaft zu befestigen.... (Hier schreit die gesammte Linke fürchterlich und ein rasender Tumult entspinnt sich, doch hört man rufen: Sprechen Sie weiter!) Diejenigen, die mich des Ehrgeizes anklagen, nennen mich schlecht. Aber wenn mein Name die guten Bürger zu einigen im Stande, wenn die Symparthien meiner Mitbürger glauben, daß ich in der Reihe der Kandidaten stehe, warum soll ich es nicht? Ich hätte längst das Exil verschmerzt, wenn ich der Galle nachgegeben, mit der mich Einige zu tränken suchen......

Clemens Thomas: Ich verlange das Wort.

Flaon: Auch ich verlange das Wott!

Louis Bonaparte verwirrt weiter lesend: „…Es ist nur wenigen Personen gegeben, auf der Bühne beredt zu sein. Doch gibt es nur dieses Mittel, um seinem Lande zu dienen? In diesem Augenblicke braucht es vielmehr gerechte und weise Ideen, welche die antisozialen Ideen in den Neant versetzen können. Ich weiß, daß man meiner Laufbahn allerlei Fallstricke legen möchte. Ich werde nicht hineinfallen. Ich werde die größte Umsicht zu behaupten wissen. Ich werde nur die größte Achtung der Versammlung zu verdienen trachten, sowie jenes Volks, das man gestern hier sa leichtfertig behandelte. Ich erkläre_also denen, die ein Verfolgungssystem gegen mich schmieden wollten, daß ich ihnen zu widerstehen wissen werde.“

Der „Prinz“ rafft seine Papiere zusammen und steigt von der Bühne. Mehrere Stimmen rufen: Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!

Clemens Thomas sucht sich Gehör zu verschaffen und wiederholt die gestern schon erwähnten Faktas über Emissaire in den Departemens Behufs bonapartistischer Propaganda. Der Lärm wird indeß immer stärker und die Tagesordnung aufgenommen.

An der Tagesordnung ist das Dekret des Verfassungsausschusses über die Präsidentenwahl am 10 December.

Pagnerre trägt darauf an, daß man den Präsidenten erst nach Votirung der organischen Gesetze wähle.

Rabaud Laribiere spricht in demselben Sinne. Man solle die Verfassung nicht fragmentarisiren, d. h. stückweise promulgiren.

Dupin (der ältere) bekämpft beide Redner im Namen des Verfassungs-Ausschusses.

Molé nimmt das Wort, und unter tiefstem Stillschweigen der Versammlung setzt der alte Legitimist der Versammlung auseinander, daß sie erst die organischen Gesetze votiren solle, ehe sie den Präsidenten neben oder über sich erhebe. Sein Vortrag war recht hofmännisch, d. h. schmeichelhaft.

Cavaignac folgt dem Redner auf der Bühne und deutet der Versammlung in sehr bedrohlicher Weise an, daß die Gefahr im Lande größer sei, als man glaube. Es sei die höchste Zeit, aus dem Provisorium herauszutreten.

Barrot und Flocon gerathen hart aneinander.

Barrot hob namentlich hervor, daß gerade diejenigen Deputirten jetzt gegen die sofortige Präsidentenwahl sprächen, welche damals für die Ernennung des Präsidenten durch die National-Versammlung aufgetreten seien.

Flocon fand dies ganz natürlich, denn die Umstände hätten sich verschlimmert. Doch das Provisorium sei schon zu Ende. Man habe ja jetzt einen Präsidenten. Louis Bonaparte sei heute öffentlich als Kandidat aufgetreten, nachdem er in den Departements Gold ausgestreut. Erst habe er den Zauber seines Onkels, dann die Macht des Geldes angewandt.

Louis Bonaparte hört diese Anklage bebend an, bleibt aber stumm auf seinem Platze.

Dupon (aus Lussac) trägt darauf an, die Präsidentenwahl bis zum definitiven Votum der Verfassung zu verschieben.

Dufaure bekämpft diesen Antrag.

Repellin ersucht den General Cavaignac, sich über die Gefahren zu erklären, die im Lande herrschten.

Cavaignac antwortet, daß er in der Präsidentenwahl durchaus keine Gefahr sehe, aber es sei gefährlich, die Wahl zu lange hinauszuschieben. (Zum Schluß! Zum Schluß!)

Das Dupontsche Amendement fällt durch und der Debattenschluß wird ausgesprochen.

Nun schreitet Marrast zur Abstimmung über Artikel 1 des Dekretsentwurfs des Verfassungsausschusses, in welchem die Präsidentenwahl auf den 10. Dezember festgesetzt ist.

Zahl der Stimmenden 819. Absolute Mehrheit 410. Für Annahme des Artikels 587. Gegen dieselbe 232.

Die Präsidentenwahl erfolgt somit am 10. Dezbr. d. J.

Nach diesem Votum trennt sich die Versammlung. Es ist 6 Uhr.

Belgien.
* Gent, 28. Okt.

Man liest im „Messager de Gand“: Aus den statistischen Tabellen, die wir mitgetheilt haben, geht hervor, daß wir im Vergleich mit 1846, 1848 nur ein Drittheil in Leinengarn und nur die Hälfte in Leinengeweben exportirt haben. Die „Independance“ erklärt diesen Vorfall aus der Februarrevolution. Wir möchten gerne wissen, in welchem Jahre eigentlich diese Revolution stattgefunden hat; denn es dauert jetzt schon an die 10 Jahre, daß unser französischer Markt uns entschlüpft inauf steigender Progression.

* Brügge, 28. Oct.

In unserer guten Stadt warfen die Arbeiter die Fenster ein, um der Wohlthaten der Gefängnißkost theilhaft zu werden. Die Bourgeois-Journale verwandelten diese Symptome unserer socialen Krankheit gern in muthwillige politische Emeuten. Was bedeuten ihre breiten Bettelsuppen gegen die Thatsachen der 12,000 Panpers allein in der guten Stadt Brügge!

Portugal.
*

Der Dämpfer Montrose von der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company ist am 24. d. M. mit Briefen von Lissabon bis zum 19. zu Southampton eingetroffen. Die Ruhe des Landes war ungestört geblieben. Die miguelistische Partei rechnete auf die Wendung der Dinge in Spanien und war für eine Demonstration in dem Falle entschlossen, daß die Carlisten auf der Grenze erscheinen würden. Conde de Thomar sollte in wenigen Tagen abreisen, um seine diplomatischen Funktionen in Madrid zu beginnen.

Großbritannien.
* Dublin, 24. Oktober.

(Verspätet.) Gegen M'Manus, O'Donohoe und Meagher, welche die Jury früher für schuldig erklärt, hat der Gerichtshof zu Clonmel gestern das Todesurtheil ausgesprochen (welches jedoch, wie die „N. Rh. Ztg.“ in ihrer gestrigen Nummer bereits meldete, nicht vollzogen werden wird). Duffy, O'Doherty und Williams werden wahrscheinlich nächsten Mittwoch vor einer hier zusammentretenden Spezialkommission vorkommen. ‒

John Mitchell, der nach den Bermuden Deportirte, ist dort, einem Limericker Blatte zufolge, kürzlich gestorben. ‒ Die Constablermacht Irlands, heißt es, soll bis auf 30,000 Mann vermehrt werden.

* Dublin, 25. Oktober.

Während das Interesse an den Staatsprozessen vor und nach nachläßt, fangen die Provinzialblätter an, die Aussichten der Armen für den Nächsten Winter ins Auge zu fassen. Die „Mayo Constitution“ schreibt darüber wie folgt:

Die gegenwärtige Lage des Landes, vorzüglich aber unserer County, ist wahrhaft schreckenerregend. Das fast gänzliche Fehlschlagen der Kartoffelerndte und die sehr spärliche Getreideerndte machen die jetzigen wie die künftigen Aussichten jeder Klasse beinahe hoffnungslos. Gutsbesitzer und Pächter sehen sich von demselben schrecklichen Mangel bedroht. Vergeblich blicken wir nach Hülfe umher. Arbeit ist keine da ‒ Unterstützung ist am Ende ‒ Gefälle gehen nicht ein ‒ Steuern werden nicht bezahlt ‒ Tausende sind dem Verhungern nahe ‒ und zu allem dem noch die Cholera, die mit raschen Schritten heran eilt und auch den Theil der Bevölkerung wegzufegen droht, den der Hunger etwa übrig lassen sollte. Und inmitten alles dieses Elends bleibt die Regierung kalt und theilnahmlos. Apathie, schmachvolle Apathie, wohin wir die Blicke wenden! ‒

Aus dem Süden der Insel lauten die Nachrichten eben so trübe. Jenny Lind aber singt zu Dublin, und in das „Schuldig“ über die „Rebellen“, in das Kettengeklirre der Gefangenen, in das Hungergeheul der tausend und aber tausend wimmernden Kinder des grünen Erin schallt süß, und die Herzen der Bourgeois entzückend, die Stimme der schwedischen Nachtigall.

Amerika.
*

Der Dämpfer Trent ist am 25. Okt. mit den gewöhnlichen westindischen und mexikanischen Posten zu Southampton angekommen. Er hat Baarschaften bis zum Belanfe von 1 1/4 Millionen Dollars mitgebracht, aber keine Nachrichten, die nur im Geringsten meldenswerth wären. Auf Jamaika soll der Handel sehr darniederliegen, Hayti dagegen erholt sich.

Asien.
*

Journale aus Ostindien und China (aus Bombay vom 15. Sept., aus Calcutta vom 7. Sept. und aus Hong-Kong vom 23. Aug.) sind, in Anticipation der Ueberlandspost, am 26. Okt. in London empfangen worden. Die wichtigsten Nachrichten beziehen sich auf Multan, dessen Belagerung am 29. Aug. begonnen hatte. Eine starke Macht war in der Nähe des Forts concentrirt, und ein entscheidender Angriff wurde jeden Augenblick erwartet. Mulraj soll eher sterben als sich ergeben wollen. Die nächsten Berichte werden jedenfalls das Resultat des Kampfes enthalten.

‒ Aus andern Theilen Indiens sind die politischen Neuigkeiten von keiner Erheblichkeit. Die Geschäfte fingen an, zu Calcutta und Bombay sich zu bessern.

‒ Aus China sind durchaus keine Nachrichten von Belang eingelaufen.

Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ durch die Post.

An die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in Köln.

Ich sehe mich genöthigt, die dritte Beschwerde wegen unregelmäßiger Besorgung der N. Rh. Ztg. einzureichen. Dieselbe kommt nach wie vor erst des Abends um 7 Uhr hier an, während die Kölnische Zeitung hier schon des Morgens um acht ausgegeben wird. Die gestrige Ausgabe der N. Rh. Ztg. habe ich gar nicht bekommen. Ebenso ist von den während des Belagerungszustandes ausgegebenen Circularen nur eins hier angelangt. Wenn keine regelmäßigere Beförderung Ihrer Zeitung eintritt, so werden Sie hier nicht nur keine neuen Abonnenten gewinnen, sondern Sie werden auch noch die, welche Sie hier haben, verlieren, so schmerzlich es auch für uns wäre, die N. Rh. Ztg. entbehren zu müssen.

Achtungsvoll

J. B.

Sprockhövel, 25. Oktbr. 1848.

Wesel, den 24. Oktbr. 1848.

P. P.

Von mehreren Abonnenten Ihres geehrten Blattes habe ich schon Klagen gehört wegen unregelmäßigen Empfanges, mir geht es eben so, bald zu spät, bald bekömmt man gar keine Zeitung, z. B. Nro. 121 ist wieder ausgeblieben, bei dieser Unregelmäßigkeit, wenn die nicht gehoben wird, werden Sie hier einige Abonnenten verlieren.

Ergebenst

H. H.

Wir bemerken zu dieser Klage, daß die schlechte Versendung Schuld der Postbehörden ist.

Mühlheim a. R., den 24. Oktober (Nachmittags) 1848.

Nach all den Klagen, die über die schlechte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ von Seiten der Post geführt worden sind, hätte man wohl erwarten können, daß die Zeitung jetzt regelmäßig abgeliefert werden würde, im Gegentheile aber müssen wir zu den laut gewordenen Klagen noch neue hinzufügen:

Wir erhielten im Anfange dieses Quartals die Zeitung schon Nachmittags gegen 1/2 5 Uhr, am Sonntag aber erhielten wir erst die Zeitung von Samstag zugleich mit der 2. Ausgabe. Seit dieser Zeit ist uns keine neue Nummer mehr zu Gesicht gekommen. In diesem Augenblicke, Dienstag Nachmittag 4 Uhr, erwarten wir hier, eine Stunde von Köln, das Blatt, welches schon gestern Nachmittag hätte hier sein müssen. Die „Kölnische Zeitung“ erscheint ja regelmäßig; sind die Postkondukteure vielleicht angewiesen, uns die „N. Rh. Ztg.“ zu entführen?

Th. L.

Herrn Korff Wohlgeboren.

Da mir als Abonnent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ am Sonntag wie heute, die Zeitung vom vorigen Tage erst am Nachmittage des folgenden Tages zugekommen ist, finde ich mich veranlaßt, Sie hierauf aufmerksam zu machen, mit dem Ersuchen, doch Sorge tragen zu wollen, daß die Zeitung zur gehörigen Zeit abgegeben wird. Da ich weiß, daß die Zeitung in Köln um die gewöhnliche Zeit erschienen ist, so vermuthe ich, daß diese Verzögerung nicht durch die Expedition entstanden, sondern durch Nachlässigkeit der Postverwaltung herbeigeführt worden ist. Es liegt daher im Interesse der Zeitung, daß Sie energisch gegen diese Mängel auftreten, da

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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 129 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Sonntag, 29. Oktober 1848.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
        <div xml:id="ar129b_001" type="jArticle">
          <p>Der &#x201E;Moniteur&#x201C; legt Zeugniß ab, daß bei Gelegenheit des Wahlmodus des Präsidenten der Republik Herr Cavaignac zwei Rollen gespielt, zweierlei Sprachen gesprochen hat, was ihm das famose Votum von 602 Stimmen gegen 211 einbrachte, unter dessen Wucht er nicht bleiben konnte, wäre er nicht ein Ehrsüchtiger der allergewöhnlichsten Sorte.</p>
          <p>Der &#x201E;Moniteur&#x201C; legt Zeugniß ab in seinen Erklärungen über den Belagerungszustand, in denen er sich wie eine Wetterfahne hin- und hergedreht hat.</p>
          <p>Der &#x201E;Moniteur&#x201C; legt Zeugniß ab, daß Herr Cavaignac sich nur entschlossen hat, Dufaure und Vivien sich zuzuziehen, weil es ihm nicht anders möglich war, die Macht zu behaupten, deren Depositär er ist auf Rechnung des &#x201E;National.&#x201C;</p>
          <p>Der &#x201E;Moniteur&#x201C; ist endlich da, um zu bezeugen, daß der Charakter des Herrn Cavaignac den Charakter annimmt, den ihm die jedesmaligen Umstände aufdrücken.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar129b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 25. Oktober.</head>
          <p>Die Breslauer Zeitung schrieb unterm 8. Okt. aus Warschau, daß ein in letzterer Stadt wohnender französischer Bürger, Marchand, zu 1000 Ruthenhieben und zu 10 Jahren in Sibirien verurtheilt worden war. Der französische Konsul, Ex-Baron und gegenwärtiger Bürger d'Heys, hatte gegen die Vollziehung dieser entehrenden Strafe nicht Protest eingelegt. Die Frau des Marchand hatte den Konsul beschworen, die Abführung ihres Mannes nach Sibirien zu verhindern; der Konsul aber hatte sich ihren Bitten unter dem Vorwande entzogen, daß ihr Mann nicht auf der Konsulatsliste stände. Am 23. war der Verurtheilte wirklich nach Sibirien abgeführt worden.</p>
          <p>Die &#x201E;Reform&#x201C; vom 26. Okt. bemerkt hierzu, daß man in England, einem ähnlichen Faktum gegenüber, die Regierung im Parlament interpelliren und den Konsul, falls er schuldig wäre, sofort absetzen würde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar129b_003" type="jArticle">
          <head>Paris, 26. Okt.</head>
          <p>Der Moniteur bringt folgendes Dekret:</p>
          <p>Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Der mit der Exekutivgewalt beauftragte Konseilprädent beschließt:</p>
          <p>Art. I. Das Entlassungsgesuch des Bürgers Goudchaux, Minister der Finanzen, ist angenommen.</p>
          <p>Art. II. Der Bürger Trouvé-Chauvel, Seinepräfekt und Volksrepräsentant, ist zum Ministerstaatssekretär im Finanzdepartement ernannt.</p>
          <p>Paris, 25. Okt. 1848.</p>
          <p>(gez.) <hi rendition="#g">E. Cavaignac.</hi> </p>
          <p>(Gegengez.) Marie, (Justizminister),</p>
          <p>Staatssekretär.</p>
          <p>Wir übertragen dieses Dokument wörtlich, um zu zeigen, daß die neuen Minister auch wieder zu ihrem alten Kanzleistyle zurückgekehrt sind. Wir haben keine Volksrepräsentanten-Minister mehr, sondern Ministerstaatssekretäre.</p>
          <p>&#x2012; Aus Turin meldete gestern Abend der Regierung ein Kurier, daß die dortige Kammer nach einer stürmischen Sitzung am 21. Oktbr. die Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzky mit großer Mehrheit beschlossen hat. Was wird die republikanische Partei dazu sagen, die mit ihren Freikorps am Ticino den Mailändern zu Hülfe zu springen bereits im Begriff stand?</p>
          <p>&#x2012; Labrousse, Deputirter des Lotdepartements, den das Kabinet als Konsul nach Antwerpen schicken wollte, dem aber Leopold I. das Exequatur verweigerte, wurde später als Konsul nach Amsterdam bestimmt. Vorgestern traf hier die Nachricht ein, daß auch der König von Holland ihm das Exequatur verweigere.</p>
          <p>&#x2012; So eben (11 1/2 Uhr Mittags) findet im Saale der alten Deputirtenkammer eine Versammlung sämmtlicher Mitglieder des Palais National-, Instituts- und Taitbout-Klubs statt, um sich wegen eines socialistischen Manifests zu verständigen, mit welchem diese drei Repräsentantenklubs nächstens die Welt beglücken wollen. In jedem Falle wäre es interessant, wenn der zahnlose Löwe (Marrast) eine socialistisch-kommunistische Schwenkung versuchte, ehe er den Geist aufgibt.</p>
          <p>&#x2012; Proudhon soll geäußert haben: &#x201E;Unser Berg hat nichts im Bauche, selbst nicht einmal eine Maus.&#x201C; Diese Aeußerung soll viel böses Blut unter der ehrbaren Linken verursacht und obigen Schritt beschleunigt haben.</p>
          <p>&#x2012; In die hiesige fashionable Bürgerwehr ist eine sehr bedenkliche politische Reiselust nach England gefahren. Wie man so eben hört, scheute sich ein letzter Trupp sogar nicht, von London einen Ausflug nach Clarendon zu machen und dem Ex-König eine Beileids-Adresse zu überreichen.</p>
          <p>&#x2012; Kriegsminister Lamoriciere legte der gestrigen Nationalversammlung den Entwurf zur Deportation der Juni-Eingeschifften nach Algerien vor. Aus dem Vortrage des Ministers entnehmen wir folgende Statistik: Im Ganzen wurden arretirt: 11057 Personen, die man in drei Klassen theilte. 1) Urheber, 2) Befehlshaber, 3) bloße Theilnehmer der Insurrektion.</p>
          <p>Die Erste wurde vor Kriegsgerichte gestellt, die Zweite von den Militärausschüssen gerichtet, und die Dritte der Deportation provisorisch zugetheilt. 6000 davon wurden freigelassen, 4348 eingeschifft. Von diesen sind 991 dem Wohlwollen der Regierung ganz besonders empfehlenswerth und es wären demnach nur 3357 nach Algerien überzuschiffen. Diese 3357 sollen zehn Jahre lang unter militärischer Diktatur und Beraubung aller Bürgerrechte wie Ackerzuchtsträflinge arbeiten. Man muß gestehen, daß unsere Bourgeoisregierung sich außerordentlich hochherzig gegen unsere sozialistischen Junikämpfer beweist.</p>
          <p>&#x2012; Aus dem Gefängnisse von St. Lazare haben die dort gefangenen Insurgentinnen folgende Protestation an Cavaignac gerichtet:</p>
          <p>&#x201E;General! Bald sind es 3 Monate, daß wir hinter Eisengittern sitzen &#x2012; unschuldig von allen Verläumdungen, die man nur gegen uns richtet.</p>
          <p>Man hält uns gefangen, als ob man uns mit den Waffen ergriffen hätte. Man erklärt uns als Kriegsgefangene wie die Männer; wohlan, dann wollen wir auch ihr Loos theilen. Jeder Freiheit beraubt und mit Niemand zu verkehren im Stande, setzen wir voraus, daß auch wir zur Deportation verurtheilt sind oder daß sich unsere Aktenhefte verirrt haben. Sind wir wirklich verurtheilt, so transportire man uns; ist unser Urtheil aber noch nicht gesprochen, so stelle man uns vor die Kriegsgerichte, damit wir aller Welt beweisen können, daß die gegen uns geschehenen Denunziationen böswillige Verläumdungen sind. Wir rechnen auf Ihre Gerechtigkeit. Gruß und Brüderschaft.</p>
          <p>Paris, 25. Oktober 1848.</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften.)</p>
          <p>&#x2012; Matthieu (Dromedepartement) hat bei der Nationalversammlung folgenden Antrag auf Schöpfung eines neuen Papiergeldes gestellt:</p>
          <p>Die Nationalversammlung dekretirt: Es sind für 400 Mill. Fr. Bankzettel von 50 zu 1000 Fr. mit Zwangskurs bei allen Staatskassen gegen Verpfändung der Nationalgüter zu schaffen. Diese Bankzettel sind in monatlichen Raten von 50 Millionen, also binnen 8 Monaten durch den Finanzminister auszugeben. Nach geschehener Ausgabe ist die 45 Centimensteuer zurückzurufen, die von den Steuerpflichtigen bereits gezahlten Beträge sind ihnen für das Steuerkataster von 1849 gutzuschreiben und von den Ueberschüssen (etwa 250 Mill.) sind National-Eskompte-Comptoire im Interesse des Kleinhandels in jeder Departementshauptstadt anzulegen u. s. w.</p>
          <p>&#x2012; Man sprach gestern Abend von einem Duell zwischen dem Bürger Clement Thomas und dem Bürger Jerome Bonaparte aus Veranlassung einiger heftiger Unterbrechungen in gestriger Sitzung. Allein die Katzbalgerei ist beigelegt.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 26. October. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Die Bänke überfüllt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lacrosse</hi> wünscht den Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter in den Seehäfen bald auf die Tagesordnung gesetzt zu sehen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dahirel:</hi> Ich höre eben, daß der an der heutigen Tagesordnung befindliche Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter-Assoziations-Verträge zurückgezogen werden solle; ich protestire dagegen.</p>
          <p><hi rendition="#g">St. Gaudens:</hi> Vor allen Dingen müsse die neue Verfassung promulgirt werden. Darum müssen die obigen Entwürfe noch warten. (Ja, Ja! Nein, Nein!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Louis Bonaparte:</hi> Der gestern unsichtbar war, verlangt das Wort. Bürger, Repräsentanten! (beginnt er schüchtern und schwach vom Papier lesend wie gewöhnlich.) Der bedauerliche Fall, der sich gestern in meiner Abwesenheit zutrug, ruft mich auf die Bühne. Ich beklage es tief, so oft von mir sprechen zu müssen; Niemand mehr als ich sucht den persönlichen Fragen auszuweichen. Ich habe Ihnen meine Gefühle, meine Wünsche, meine Ansichten mitgetheilt. Niemand kann mich eines Wortbruchs zeihen, und doch muß ich mein parlamentarisches Benehmen gerügt und meine Gesinnungen entstellt sehen. Für jetzt kann ich Keinem das Recht zugestehen, mich zu interpelliren über mein Verhalten und Meinung. Ich bin nur meinen Wählern Rechenschaft schuldig. Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, den Gedanken zu hegen, eine Kandidatur anzunehmen, die man mir anbietet. Wohlan, ja, ich nehme sie an. Frankreich betrachtet meinen Namen als dazu geeignet die Gesellschaft zu befestigen.... (Hier schreit die gesammte Linke fürchterlich und ein rasender Tumult entspinnt sich, doch hört man rufen: Sprechen Sie weiter!) Diejenigen, die mich des Ehrgeizes anklagen, nennen mich schlecht. Aber wenn mein Name die guten Bürger zu einigen im Stande, wenn die Symparthien meiner Mitbürger glauben, daß ich in der Reihe der Kandidaten stehe, warum soll ich es nicht? Ich hätte längst das Exil verschmerzt, wenn ich der Galle nachgegeben, mit der mich Einige zu tränken suchen......</p>
          <p><hi rendition="#g">Clemens Thomas:</hi> Ich verlange das Wort.</p>
          <p><hi rendition="#g">Flaon:</hi> Auch ich verlange das Wott!</p>
          <p><hi rendition="#g">Louis Bonaparte</hi> verwirrt weiter lesend: &#x201E;&#x2026;Es ist nur wenigen Personen gegeben, auf der Bühne beredt zu sein. Doch gibt es nur <hi rendition="#g">dieses</hi> Mittel, um seinem Lande zu dienen? In diesem Augenblicke braucht es vielmehr gerechte und weise Ideen, welche die antisozialen Ideen in den Neant versetzen können. Ich weiß, daß man meiner Laufbahn allerlei Fallstricke legen möchte. Ich werde nicht hineinfallen. Ich werde die größte Umsicht zu behaupten wissen. Ich werde nur die größte Achtung der Versammlung zu verdienen trachten, sowie jenes Volks, das man gestern hier sa leichtfertig behandelte. Ich erkläre_also denen, die ein Verfolgungssystem gegen mich schmieden wollten, daß ich ihnen zu widerstehen wissen werde.&#x201C;</p>
          <p>Der &#x201E;Prinz&#x201C; rafft seine Papiere zusammen und steigt von der Bühne. Mehrere Stimmen rufen: Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!</p>
          <p><hi rendition="#g">Clemens Thomas</hi> sucht sich Gehör zu verschaffen und wiederholt die gestern schon erwähnten Faktas über Emissaire in den Departemens Behufs bonapartistischer Propaganda. Der Lärm wird indeß immer stärker und die Tagesordnung aufgenommen.</p>
          <p>An der Tagesordnung ist das Dekret des Verfassungsausschusses über die Präsidentenwahl am 10 December.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pagnerre</hi> trägt darauf an, daß man den Präsidenten erst nach Votirung der organischen Gesetze wähle.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rabaud Laribiere</hi> spricht in demselben Sinne. Man solle die Verfassung nicht fragmentarisiren, d. h. stückweise promulgiren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupin</hi> (der ältere) bekämpft beide Redner im Namen des Verfassungs-Ausschusses.</p>
          <p><hi rendition="#g">Molé</hi> nimmt das Wort, und unter tiefstem Stillschweigen der Versammlung setzt der alte Legitimist der Versammlung auseinander, daß sie erst die organischen Gesetze votiren solle, ehe sie den Präsidenten neben oder über sich erhebe. Sein Vortrag war recht hofmännisch, d. h. schmeichelhaft.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cavaignac</hi> folgt dem Redner auf der Bühne und deutet der Versammlung in sehr bedrohlicher Weise an, daß die Gefahr im Lande größer sei, als man glaube. Es sei die höchste Zeit, aus dem Provisorium herauszutreten.</p>
          <p>Barrot und Flocon gerathen hart aneinander.</p>
          <p><hi rendition="#g">Barrot</hi> hob namentlich hervor, daß gerade diejenigen Deputirten jetzt gegen die sofortige Präsidentenwahl sprächen, welche damals für die Ernennung des Präsidenten durch die National-Versammlung aufgetreten seien.</p>
          <p><hi rendition="#g">Flocon</hi> fand dies ganz natürlich, denn die Umstände hätten sich verschlimmert. Doch das Provisorium sei schon zu Ende. Man habe ja jetzt einen Präsidenten. Louis Bonaparte sei heute öffentlich als Kandidat aufgetreten, nachdem er in den Departements Gold ausgestreut. Erst habe er den Zauber seines Onkels, dann die Macht des Geldes angewandt.</p>
          <p>Louis Bonaparte hört diese Anklage bebend an, bleibt aber stumm auf seinem Platze.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupon</hi> (aus Lussac) trägt darauf an, die Präsidentenwahl bis zum definitiven Votum der Verfassung zu verschieben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dufaure</hi> bekämpft diesen Antrag.</p>
          <p><hi rendition="#g">Repellin</hi> ersucht den General Cavaignac, sich über die Gefahren zu erklären, die im Lande herrschten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cavaignac</hi> antwortet, daß er in der Präsidentenwahl durchaus keine Gefahr sehe, aber es sei gefährlich, die Wahl zu lange hinauszuschieben. (Zum Schluß! Zum Schluß!)</p>
          <p>Das Dupontsche Amendement fällt durch und der Debattenschluß wird ausgesprochen.</p>
          <p>Nun schreitet Marrast zur Abstimmung über Artikel 1 des Dekretsentwurfs des Verfassungsausschusses, in welchem die Präsidentenwahl auf den 10. Dezember festgesetzt ist.</p>
          <p>Zahl der Stimmenden 819. Absolute Mehrheit 410. Für Annahme des Artikels 587. Gegen dieselbe 232.</p>
          <p>Die Präsidentenwahl erfolgt somit am 10. Dezbr. d. J.</p>
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          <p>John Mitchell, der nach den Bermuden Deportirte, ist dort, einem Limericker Blatte zufolge, kürzlich gestorben. &#x2012; Die Constablermacht Irlands, heißt es, soll bis auf 30,000 Mann vermehrt werden.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 25. Oktober.</head>
          <p>Während das Interesse an den Staatsprozessen vor und nach nachläßt, fangen die Provinzialblätter an, die Aussichten der Armen für den Nächsten Winter ins Auge zu fassen. Die &#x201E;Mayo Constitution&#x201C; schreibt darüber wie folgt:</p>
          <p>Die gegenwärtige Lage des Landes, vorzüglich aber unserer County, ist wahrhaft schreckenerregend. Das fast gänzliche Fehlschlagen der Kartoffelerndte und die sehr spärliche Getreideerndte machen die jetzigen wie die künftigen Aussichten jeder Klasse beinahe hoffnungslos. Gutsbesitzer und Pächter sehen sich von demselben schrecklichen Mangel bedroht. Vergeblich blicken wir nach Hülfe umher. Arbeit ist keine da &#x2012; Unterstützung ist am Ende &#x2012; Gefälle gehen nicht ein &#x2012; Steuern werden nicht bezahlt &#x2012; Tausende sind dem Verhungern nahe &#x2012; und zu allem dem noch die Cholera, die mit raschen Schritten heran eilt und auch den Theil der Bevölkerung wegzufegen droht, den der Hunger etwa übrig lassen sollte. Und inmitten alles dieses Elends bleibt die Regierung kalt und theilnahmlos. Apathie, schmachvolle Apathie, wohin wir die Blicke wenden! &#x2012;</p>
          <p>Aus dem Süden der Insel lauten die Nachrichten eben so trübe. Jenny Lind aber singt zu Dublin, und in das &#x201E;Schuldig&#x201C; über die &#x201E;Rebellen&#x201C;, in das Kettengeklirre der Gefangenen, in das Hungergeheul der tausend und aber tausend wimmernden Kinder des grünen Erin schallt süß, und die Herzen der Bourgeois entzückend, die Stimme der schwedischen Nachtigall.</p>
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            <author>*</author>
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          <p>Der Dämpfer Trent ist am 25. Okt. mit den gewöhnlichen westindischen und mexikanischen Posten zu Southampton angekommen. Er hat Baarschaften bis zum Belanfe von 1 1/4 Millionen Dollars mitgebracht, aber keine Nachrichten, die nur im Geringsten meldenswerth wären. Auf Jamaika soll der Handel sehr darniederliegen, Hayti dagegen erholt sich.</p>
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            <author>*</author>
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          <p>Journale aus Ostindien und China (aus Bombay vom 15. Sept., aus Calcutta vom 7. Sept. und aus Hong-Kong vom 23. Aug.) sind, in Anticipation der Ueberlandspost, am 26. Okt. in London empfangen worden. Die wichtigsten Nachrichten beziehen sich auf Multan, dessen Belagerung am 29. Aug. begonnen hatte. Eine starke Macht war in der Nähe des Forts concentrirt, und ein entscheidender Angriff wurde jeden Augenblick erwartet. Mulraj soll eher sterben als sich ergeben wollen. Die nächsten Berichte werden jedenfalls das Resultat des Kampfes enthalten.</p>
          <p>&#x2012; Aus andern Theilen Indiens sind die politischen Neuigkeiten von keiner Erheblichkeit. Die Geschäfte fingen an, zu Calcutta und Bombay sich zu bessern.</p>
          <p>&#x2012; Aus China sind durchaus keine Nachrichten von Belang eingelaufen.</p>
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          <head>Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; durch die Post.</head>
          <p>An die Expedition der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; in Köln.</p>
          <p>Ich sehe mich genöthigt, die dritte Beschwerde wegen unregelmäßiger Besorgung der N. Rh. Ztg. einzureichen. Dieselbe kommt nach wie vor erst des Abends um 7 Uhr hier an, während die Kölnische Zeitung hier schon des Morgens um acht ausgegeben wird. Die gestrige Ausgabe der N. Rh. Ztg. habe ich gar nicht bekommen. Ebenso ist von den während des Belagerungszustandes ausgegebenen Circularen nur <hi rendition="#g">eins</hi> hier angelangt. Wenn keine regelmäßigere Beförderung Ihrer Zeitung eintritt, so werden Sie hier nicht nur keine neuen Abonnenten gewinnen, sondern Sie werden auch noch die, welche Sie hier haben, verlieren, so schmerzlich es auch für uns wäre, die N. Rh. Ztg. entbehren zu müssen.</p>
          <p>Achtungsvoll</p>
          <p>J. B.</p>
          <p>Sprockhövel, 25. Oktbr. 1848.</p>
          <p>Wesel, den 24. Oktbr. 1848.</p>
          <p>P. P.</p>
          <p>Von mehreren Abonnenten Ihres geehrten Blattes habe ich schon Klagen gehört wegen unregelmäßigen Empfanges, mir geht es eben so, bald zu spät, bald bekömmt man gar keine Zeitung, z. B. Nro. 121 ist wieder ausgeblieben, bei dieser Unregelmäßigkeit, wenn die nicht gehoben wird, werden Sie hier einige Abonnenten verlieren.</p>
          <p>Ergebenst</p>
          <p>H. H.</p>
          <p>Wir bemerken zu dieser Klage, daß die schlechte Versendung Schuld der Postbehörden ist.</p>
          <p>Mühlheim a. R., den 24. Oktober (Nachmittags) 1848.</p>
          <p>Nach all den Klagen, die über die schlechte Beförderung der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; von Seiten der Post geführt worden sind, hätte man wohl erwarten können, daß die Zeitung jetzt regelmäßig abgeliefert werden würde, im Gegentheile aber müssen wir zu den laut gewordenen Klagen noch neue hinzufügen:</p>
          <p>Wir erhielten im Anfange dieses Quartals die Zeitung schon Nachmittags gegen 1/2 5 Uhr, am Sonntag aber erhielten wir erst die Zeitung von Samstag zugleich mit der 2. Ausgabe. Seit dieser Zeit ist uns keine neue Nummer mehr zu Gesicht gekommen. In diesem Augenblicke, Dienstag Nachmittag 4 Uhr, erwarten wir hier, eine Stunde von Köln, das Blatt, welches schon gestern Nachmittag hätte hier sein müssen. Die &#x201E;Kölnische Zeitung&#x201C; erscheint ja regelmäßig; sind die Postkondukteure vielleicht angewiesen, uns die &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C; zu entführen?</p>
          <p>Th. L.</p>
          <p>Herrn Korff Wohlgeboren.</p>
          <p>Da mir als Abonnent der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; am Sonntag wie heute, die Zeitung vom vorigen Tage erst am Nachmittage des folgenden Tages zugekommen ist, finde ich mich veranlaßt, Sie hierauf aufmerksam zu machen, mit dem Ersuchen, doch Sorge tragen zu wollen, daß die Zeitung zur gehörigen Zeit abgegeben wird. Da ich weiß, daß die Zeitung in Köln um die gewöhnliche Zeit erschienen ist, so vermuthe ich, daß diese Verzögerung nicht durch die Expedition entstanden, sondern durch Nachlässigkeit der Postverwaltung herbeigeführt worden ist. Es liegt daher im Interesse der Zeitung, daß Sie energisch gegen diese Mängel auftreten, da
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[0651/0001] Beilage zu Nr. 129 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag, 29. Oktober 1848. [Französische Republik] Der „Moniteur“ legt Zeugniß ab, daß bei Gelegenheit des Wahlmodus des Präsidenten der Republik Herr Cavaignac zwei Rollen gespielt, zweierlei Sprachen gesprochen hat, was ihm das famose Votum von 602 Stimmen gegen 211 einbrachte, unter dessen Wucht er nicht bleiben konnte, wäre er nicht ein Ehrsüchtiger der allergewöhnlichsten Sorte. Der „Moniteur“ legt Zeugniß ab in seinen Erklärungen über den Belagerungszustand, in denen er sich wie eine Wetterfahne hin- und hergedreht hat. Der „Moniteur“ legt Zeugniß ab, daß Herr Cavaignac sich nur entschlossen hat, Dufaure und Vivien sich zuzuziehen, weil es ihm nicht anders möglich war, die Macht zu behaupten, deren Depositär er ist auf Rechnung des „National.“ Der „Moniteur“ ist endlich da, um zu bezeugen, daß der Charakter des Herrn Cavaignac den Charakter annimmt, den ihm die jedesmaligen Umstände aufdrücken. * Paris, 25. Oktober. Die Breslauer Zeitung schrieb unterm 8. Okt. aus Warschau, daß ein in letzterer Stadt wohnender französischer Bürger, Marchand, zu 1000 Ruthenhieben und zu 10 Jahren in Sibirien verurtheilt worden war. Der französische Konsul, Ex-Baron und gegenwärtiger Bürger d'Heys, hatte gegen die Vollziehung dieser entehrenden Strafe nicht Protest eingelegt. Die Frau des Marchand hatte den Konsul beschworen, die Abführung ihres Mannes nach Sibirien zu verhindern; der Konsul aber hatte sich ihren Bitten unter dem Vorwande entzogen, daß ihr Mann nicht auf der Konsulatsliste stände. Am 23. war der Verurtheilte wirklich nach Sibirien abgeführt worden. Die „Reform“ vom 26. Okt. bemerkt hierzu, daß man in England, einem ähnlichen Faktum gegenüber, die Regierung im Parlament interpelliren und den Konsul, falls er schuldig wäre, sofort absetzen würde. Paris, 26. Okt. Der Moniteur bringt folgendes Dekret: Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Der mit der Exekutivgewalt beauftragte Konseilprädent beschließt: Art. I. Das Entlassungsgesuch des Bürgers Goudchaux, Minister der Finanzen, ist angenommen. Art. II. Der Bürger Trouvé-Chauvel, Seinepräfekt und Volksrepräsentant, ist zum Ministerstaatssekretär im Finanzdepartement ernannt. Paris, 25. Okt. 1848. (gez.) E. Cavaignac. (Gegengez.) Marie, (Justizminister), Staatssekretär. Wir übertragen dieses Dokument wörtlich, um zu zeigen, daß die neuen Minister auch wieder zu ihrem alten Kanzleistyle zurückgekehrt sind. Wir haben keine Volksrepräsentanten-Minister mehr, sondern Ministerstaatssekretäre. ‒ Aus Turin meldete gestern Abend der Regierung ein Kurier, daß die dortige Kammer nach einer stürmischen Sitzung am 21. Oktbr. die Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzky mit großer Mehrheit beschlossen hat. Was wird die republikanische Partei dazu sagen, die mit ihren Freikorps am Ticino den Mailändern zu Hülfe zu springen bereits im Begriff stand? ‒ Labrousse, Deputirter des Lotdepartements, den das Kabinet als Konsul nach Antwerpen schicken wollte, dem aber Leopold I. das Exequatur verweigerte, wurde später als Konsul nach Amsterdam bestimmt. Vorgestern traf hier die Nachricht ein, daß auch der König von Holland ihm das Exequatur verweigere. ‒ So eben (11 1/2 Uhr Mittags) findet im Saale der alten Deputirtenkammer eine Versammlung sämmtlicher Mitglieder des Palais National-, Instituts- und Taitbout-Klubs statt, um sich wegen eines socialistischen Manifests zu verständigen, mit welchem diese drei Repräsentantenklubs nächstens die Welt beglücken wollen. In jedem Falle wäre es interessant, wenn der zahnlose Löwe (Marrast) eine socialistisch-kommunistische Schwenkung versuchte, ehe er den Geist aufgibt. ‒ Proudhon soll geäußert haben: „Unser Berg hat nichts im Bauche, selbst nicht einmal eine Maus.“ Diese Aeußerung soll viel böses Blut unter der ehrbaren Linken verursacht und obigen Schritt beschleunigt haben. ‒ In die hiesige fashionable Bürgerwehr ist eine sehr bedenkliche politische Reiselust nach England gefahren. Wie man so eben hört, scheute sich ein letzter Trupp sogar nicht, von London einen Ausflug nach Clarendon zu machen und dem Ex-König eine Beileids-Adresse zu überreichen. ‒ Kriegsminister Lamoriciere legte der gestrigen Nationalversammlung den Entwurf zur Deportation der Juni-Eingeschifften nach Algerien vor. Aus dem Vortrage des Ministers entnehmen wir folgende Statistik: Im Ganzen wurden arretirt: 11057 Personen, die man in drei Klassen theilte. 1) Urheber, 2) Befehlshaber, 3) bloße Theilnehmer der Insurrektion. Die Erste wurde vor Kriegsgerichte gestellt, die Zweite von den Militärausschüssen gerichtet, und die Dritte der Deportation provisorisch zugetheilt. 6000 davon wurden freigelassen, 4348 eingeschifft. Von diesen sind 991 dem Wohlwollen der Regierung ganz besonders empfehlenswerth und es wären demnach nur 3357 nach Algerien überzuschiffen. Diese 3357 sollen zehn Jahre lang unter militärischer Diktatur und Beraubung aller Bürgerrechte wie Ackerzuchtsträflinge arbeiten. Man muß gestehen, daß unsere Bourgeoisregierung sich außerordentlich hochherzig gegen unsere sozialistischen Junikämpfer beweist. ‒ Aus dem Gefängnisse von St. Lazare haben die dort gefangenen Insurgentinnen folgende Protestation an Cavaignac gerichtet: „General! Bald sind es 3 Monate, daß wir hinter Eisengittern sitzen ‒ unschuldig von allen Verläumdungen, die man nur gegen uns richtet. Man hält uns gefangen, als ob man uns mit den Waffen ergriffen hätte. Man erklärt uns als Kriegsgefangene wie die Männer; wohlan, dann wollen wir auch ihr Loos theilen. Jeder Freiheit beraubt und mit Niemand zu verkehren im Stande, setzen wir voraus, daß auch wir zur Deportation verurtheilt sind oder daß sich unsere Aktenhefte verirrt haben. Sind wir wirklich verurtheilt, so transportire man uns; ist unser Urtheil aber noch nicht gesprochen, so stelle man uns vor die Kriegsgerichte, damit wir aller Welt beweisen können, daß die gegen uns geschehenen Denunziationen böswillige Verläumdungen sind. Wir rechnen auf Ihre Gerechtigkeit. Gruß und Brüderschaft. Paris, 25. Oktober 1848. (Folgen die Unterschriften.) ‒ Matthieu (Dromedepartement) hat bei der Nationalversammlung folgenden Antrag auf Schöpfung eines neuen Papiergeldes gestellt: Die Nationalversammlung dekretirt: Es sind für 400 Mill. Fr. Bankzettel von 50 zu 1000 Fr. mit Zwangskurs bei allen Staatskassen gegen Verpfändung der Nationalgüter zu schaffen. Diese Bankzettel sind in monatlichen Raten von 50 Millionen, also binnen 8 Monaten durch den Finanzminister auszugeben. Nach geschehener Ausgabe ist die 45 Centimensteuer zurückzurufen, die von den Steuerpflichtigen bereits gezahlten Beträge sind ihnen für das Steuerkataster von 1849 gutzuschreiben und von den Ueberschüssen (etwa 250 Mill.) sind National-Eskompte-Comptoire im Interesse des Kleinhandels in jeder Departementshauptstadt anzulegen u. s. w. ‒ Man sprach gestern Abend von einem Duell zwischen dem Bürger Clement Thomas und dem Bürger Jerome Bonaparte aus Veranlassung einiger heftiger Unterbrechungen in gestriger Sitzung. Allein die Katzbalgerei ist beigelegt. ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 26. October. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Die Bänke überfüllt. Lacrosse wünscht den Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter in den Seehäfen bald auf die Tagesordnung gesetzt zu sehen. Dahirel: Ich höre eben, daß der an der heutigen Tagesordnung befindliche Gesetzentwurf rücksichtlich der Arbeiter-Assoziations-Verträge zurückgezogen werden solle; ich protestire dagegen. St. Gaudens: Vor allen Dingen müsse die neue Verfassung promulgirt werden. Darum müssen die obigen Entwürfe noch warten. (Ja, Ja! Nein, Nein!) Louis Bonaparte: Der gestern unsichtbar war, verlangt das Wort. Bürger, Repräsentanten! (beginnt er schüchtern und schwach vom Papier lesend wie gewöhnlich.) Der bedauerliche Fall, der sich gestern in meiner Abwesenheit zutrug, ruft mich auf die Bühne. Ich beklage es tief, so oft von mir sprechen zu müssen; Niemand mehr als ich sucht den persönlichen Fragen auszuweichen. Ich habe Ihnen meine Gefühle, meine Wünsche, meine Ansichten mitgetheilt. Niemand kann mich eines Wortbruchs zeihen, und doch muß ich mein parlamentarisches Benehmen gerügt und meine Gesinnungen entstellt sehen. Für jetzt kann ich Keinem das Recht zugestehen, mich zu interpelliren über mein Verhalten und Meinung. Ich bin nur meinen Wählern Rechenschaft schuldig. Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, den Gedanken zu hegen, eine Kandidatur anzunehmen, die man mir anbietet. Wohlan, ja, ich nehme sie an. Frankreich betrachtet meinen Namen als dazu geeignet die Gesellschaft zu befestigen.... (Hier schreit die gesammte Linke fürchterlich und ein rasender Tumult entspinnt sich, doch hört man rufen: Sprechen Sie weiter!) Diejenigen, die mich des Ehrgeizes anklagen, nennen mich schlecht. Aber wenn mein Name die guten Bürger zu einigen im Stande, wenn die Symparthien meiner Mitbürger glauben, daß ich in der Reihe der Kandidaten stehe, warum soll ich es nicht? Ich hätte längst das Exil verschmerzt, wenn ich der Galle nachgegeben, mit der mich Einige zu tränken suchen...... Clemens Thomas: Ich verlange das Wort. Flaon: Auch ich verlange das Wott! Louis Bonaparte verwirrt weiter lesend: „…Es ist nur wenigen Personen gegeben, auf der Bühne beredt zu sein. Doch gibt es nur dieses Mittel, um seinem Lande zu dienen? In diesem Augenblicke braucht es vielmehr gerechte und weise Ideen, welche die antisozialen Ideen in den Neant versetzen können. Ich weiß, daß man meiner Laufbahn allerlei Fallstricke legen möchte. Ich werde nicht hineinfallen. Ich werde die größte Umsicht zu behaupten wissen. Ich werde nur die größte Achtung der Versammlung zu verdienen trachten, sowie jenes Volks, das man gestern hier sa leichtfertig behandelte. Ich erkläre_also denen, die ein Verfolgungssystem gegen mich schmieden wollten, daß ich ihnen zu widerstehen wissen werde.“ Der „Prinz“ rafft seine Papiere zusammen und steigt von der Bühne. Mehrere Stimmen rufen: Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung! Clemens Thomas sucht sich Gehör zu verschaffen und wiederholt die gestern schon erwähnten Faktas über Emissaire in den Departemens Behufs bonapartistischer Propaganda. Der Lärm wird indeß immer stärker und die Tagesordnung aufgenommen. An der Tagesordnung ist das Dekret des Verfassungsausschusses über die Präsidentenwahl am 10 December. Pagnerre trägt darauf an, daß man den Präsidenten erst nach Votirung der organischen Gesetze wähle. Rabaud Laribiere spricht in demselben Sinne. Man solle die Verfassung nicht fragmentarisiren, d. h. stückweise promulgiren. Dupin (der ältere) bekämpft beide Redner im Namen des Verfassungs-Ausschusses. Molé nimmt das Wort, und unter tiefstem Stillschweigen der Versammlung setzt der alte Legitimist der Versammlung auseinander, daß sie erst die organischen Gesetze votiren solle, ehe sie den Präsidenten neben oder über sich erhebe. Sein Vortrag war recht hofmännisch, d. h. schmeichelhaft. Cavaignac folgt dem Redner auf der Bühne und deutet der Versammlung in sehr bedrohlicher Weise an, daß die Gefahr im Lande größer sei, als man glaube. Es sei die höchste Zeit, aus dem Provisorium herauszutreten. Barrot und Flocon gerathen hart aneinander. Barrot hob namentlich hervor, daß gerade diejenigen Deputirten jetzt gegen die sofortige Präsidentenwahl sprächen, welche damals für die Ernennung des Präsidenten durch die National-Versammlung aufgetreten seien. Flocon fand dies ganz natürlich, denn die Umstände hätten sich verschlimmert. Doch das Provisorium sei schon zu Ende. Man habe ja jetzt einen Präsidenten. Louis Bonaparte sei heute öffentlich als Kandidat aufgetreten, nachdem er in den Departements Gold ausgestreut. Erst habe er den Zauber seines Onkels, dann die Macht des Geldes angewandt. Louis Bonaparte hört diese Anklage bebend an, bleibt aber stumm auf seinem Platze. Dupon (aus Lussac) trägt darauf an, die Präsidentenwahl bis zum definitiven Votum der Verfassung zu verschieben. Dufaure bekämpft diesen Antrag. Repellin ersucht den General Cavaignac, sich über die Gefahren zu erklären, die im Lande herrschten. Cavaignac antwortet, daß er in der Präsidentenwahl durchaus keine Gefahr sehe, aber es sei gefährlich, die Wahl zu lange hinauszuschieben. (Zum Schluß! Zum Schluß!) Das Dupontsche Amendement fällt durch und der Debattenschluß wird ausgesprochen. Nun schreitet Marrast zur Abstimmung über Artikel 1 des Dekretsentwurfs des Verfassungsausschusses, in welchem die Präsidentenwahl auf den 10. Dezember festgesetzt ist. Zahl der Stimmenden 819. Absolute Mehrheit 410. Für Annahme des Artikels 587. Gegen dieselbe 232. Die Präsidentenwahl erfolgt somit am 10. Dezbr. d. J. Nach diesem Votum trennt sich die Versammlung. Es ist 6 Uhr. Belgien. * Gent, 28. Okt. Man liest im „Messager de Gand“: Aus den statistischen Tabellen, die wir mitgetheilt haben, geht hervor, daß wir im Vergleich mit 1846, 1848 nur ein Drittheil in Leinengarn und nur die Hälfte in Leinengeweben exportirt haben. Die „Independance“ erklärt diesen Vorfall aus der Februarrevolution. Wir möchten gerne wissen, in welchem Jahre eigentlich diese Revolution stattgefunden hat; denn es dauert jetzt schon an die 10 Jahre, daß unser französischer Markt uns entschlüpft inauf steigender Progression. * Brügge, 28. Oct. In unserer guten Stadt warfen die Arbeiter die Fenster ein, um der Wohlthaten der Gefängnißkost theilhaft zu werden. Die Bourgeois-Journale verwandelten diese Symptome unserer socialen Krankheit gern in muthwillige politische Emeuten. Was bedeuten ihre breiten Bettelsuppen gegen die Thatsachen der 12,000 Panpers allein in der guten Stadt Brügge! Portugal. * Der Dämpfer Montrose von der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company ist am 24. d. M. mit Briefen von Lissabon bis zum 19. zu Southampton eingetroffen. Die Ruhe des Landes war ungestört geblieben. Die miguelistische Partei rechnete auf die Wendung der Dinge in Spanien und war für eine Demonstration in dem Falle entschlossen, daß die Carlisten auf der Grenze erscheinen würden. Conde de Thomar sollte in wenigen Tagen abreisen, um seine diplomatischen Funktionen in Madrid zu beginnen. Großbritannien. * Dublin, 24. Oktober. (Verspätet.) Gegen M'Manus, O'Donohoe und Meagher, welche die Jury früher für schuldig erklärt, hat der Gerichtshof zu Clonmel gestern das Todesurtheil ausgesprochen (welches jedoch, wie die „N. Rh. Ztg.“ in ihrer gestrigen Nummer bereits meldete, nicht vollzogen werden wird). Duffy, O'Doherty und Williams werden wahrscheinlich nächsten Mittwoch vor einer hier zusammentretenden Spezialkommission vorkommen. ‒ John Mitchell, der nach den Bermuden Deportirte, ist dort, einem Limericker Blatte zufolge, kürzlich gestorben. ‒ Die Constablermacht Irlands, heißt es, soll bis auf 30,000 Mann vermehrt werden. * Dublin, 25. Oktober. Während das Interesse an den Staatsprozessen vor und nach nachläßt, fangen die Provinzialblätter an, die Aussichten der Armen für den Nächsten Winter ins Auge zu fassen. Die „Mayo Constitution“ schreibt darüber wie folgt: Die gegenwärtige Lage des Landes, vorzüglich aber unserer County, ist wahrhaft schreckenerregend. Das fast gänzliche Fehlschlagen der Kartoffelerndte und die sehr spärliche Getreideerndte machen die jetzigen wie die künftigen Aussichten jeder Klasse beinahe hoffnungslos. Gutsbesitzer und Pächter sehen sich von demselben schrecklichen Mangel bedroht. Vergeblich blicken wir nach Hülfe umher. Arbeit ist keine da ‒ Unterstützung ist am Ende ‒ Gefälle gehen nicht ein ‒ Steuern werden nicht bezahlt ‒ Tausende sind dem Verhungern nahe ‒ und zu allem dem noch die Cholera, die mit raschen Schritten heran eilt und auch den Theil der Bevölkerung wegzufegen droht, den der Hunger etwa übrig lassen sollte. Und inmitten alles dieses Elends bleibt die Regierung kalt und theilnahmlos. Apathie, schmachvolle Apathie, wohin wir die Blicke wenden! ‒ Aus dem Süden der Insel lauten die Nachrichten eben so trübe. Jenny Lind aber singt zu Dublin, und in das „Schuldig“ über die „Rebellen“, in das Kettengeklirre der Gefangenen, in das Hungergeheul der tausend und aber tausend wimmernden Kinder des grünen Erin schallt süß, und die Herzen der Bourgeois entzückend, die Stimme der schwedischen Nachtigall. Amerika. * Der Dämpfer Trent ist am 25. Okt. mit den gewöhnlichen westindischen und mexikanischen Posten zu Southampton angekommen. Er hat Baarschaften bis zum Belanfe von 1 1/4 Millionen Dollars mitgebracht, aber keine Nachrichten, die nur im Geringsten meldenswerth wären. Auf Jamaika soll der Handel sehr darniederliegen, Hayti dagegen erholt sich. Asien. * Journale aus Ostindien und China (aus Bombay vom 15. Sept., aus Calcutta vom 7. Sept. und aus Hong-Kong vom 23. Aug.) sind, in Anticipation der Ueberlandspost, am 26. Okt. in London empfangen worden. Die wichtigsten Nachrichten beziehen sich auf Multan, dessen Belagerung am 29. Aug. begonnen hatte. Eine starke Macht war in der Nähe des Forts concentrirt, und ein entscheidender Angriff wurde jeden Augenblick erwartet. Mulraj soll eher sterben als sich ergeben wollen. Die nächsten Berichte werden jedenfalls das Resultat des Kampfes enthalten. ‒ Aus andern Theilen Indiens sind die politischen Neuigkeiten von keiner Erheblichkeit. Die Geschäfte fingen an, zu Calcutta und Bombay sich zu bessern. ‒ Aus China sind durchaus keine Nachrichten von Belang eingelaufen. Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ durch die Post. An die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in Köln. Ich sehe mich genöthigt, die dritte Beschwerde wegen unregelmäßiger Besorgung der N. Rh. Ztg. einzureichen. Dieselbe kommt nach wie vor erst des Abends um 7 Uhr hier an, während die Kölnische Zeitung hier schon des Morgens um acht ausgegeben wird. Die gestrige Ausgabe der N. Rh. Ztg. habe ich gar nicht bekommen. Ebenso ist von den während des Belagerungszustandes ausgegebenen Circularen nur eins hier angelangt. Wenn keine regelmäßigere Beförderung Ihrer Zeitung eintritt, so werden Sie hier nicht nur keine neuen Abonnenten gewinnen, sondern Sie werden auch noch die, welche Sie hier haben, verlieren, so schmerzlich es auch für uns wäre, die N. Rh. Ztg. entbehren zu müssen. Achtungsvoll J. B. Sprockhövel, 25. Oktbr. 1848. Wesel, den 24. Oktbr. 1848. P. P. Von mehreren Abonnenten Ihres geehrten Blattes habe ich schon Klagen gehört wegen unregelmäßigen Empfanges, mir geht es eben so, bald zu spät, bald bekömmt man gar keine Zeitung, z. B. Nro. 121 ist wieder ausgeblieben, bei dieser Unregelmäßigkeit, wenn die nicht gehoben wird, werden Sie hier einige Abonnenten verlieren. Ergebenst H. H. Wir bemerken zu dieser Klage, daß die schlechte Versendung Schuld der Postbehörden ist. Mühlheim a. R., den 24. Oktober (Nachmittags) 1848. Nach all den Klagen, die über die schlechte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ von Seiten der Post geführt worden sind, hätte man wohl erwarten können, daß die Zeitung jetzt regelmäßig abgeliefert werden würde, im Gegentheile aber müssen wir zu den laut gewordenen Klagen noch neue hinzufügen: Wir erhielten im Anfange dieses Quartals die Zeitung schon Nachmittags gegen 1/2 5 Uhr, am Sonntag aber erhielten wir erst die Zeitung von Samstag zugleich mit der 2. Ausgabe. Seit dieser Zeit ist uns keine neue Nummer mehr zu Gesicht gekommen. In diesem Augenblicke, Dienstag Nachmittag 4 Uhr, erwarten wir hier, eine Stunde von Köln, das Blatt, welches schon gestern Nachmittag hätte hier sein müssen. Die „Kölnische Zeitung“ erscheint ja regelmäßig; sind die Postkondukteure vielleicht angewiesen, uns die „N. Rh. Ztg.“ zu entführen? Th. L. Herrn Korff Wohlgeboren. Da mir als Abonnent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ am Sonntag wie heute, die Zeitung vom vorigen Tage erst am Nachmittage des folgenden Tages zugekommen ist, finde ich mich veranlaßt, Sie hierauf aufmerksam zu machen, mit dem Ersuchen, doch Sorge tragen zu wollen, daß die Zeitung zur gehörigen Zeit abgegeben wird. Da ich weiß, daß die Zeitung in Köln um die gewöhnliche Zeit erschienen ist, so vermuthe ich, daß diese Verzögerung nicht durch die Expedition entstanden, sondern durch Nachlässigkeit der Postverwaltung herbeigeführt worden ist. Es liegt daher im Interesse der Zeitung, daß Sie energisch gegen diese Mängel auftreten, da

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 129. Köln, 29. Oktober 1848. Beilage, S. 0651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz129b_1848/1>, abgerufen am 29.03.2024.