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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 163. Köln, 8. Dezember 1848.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 163. Köln, Freitag, 8. Dezember 1848.

Keine Steuern mehr!!!

Zu Nr. 162 der "Neuen Rheinischen Zeitung" ist Donnerstag Morgen ein Extrablatt ausgegeben worden.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Der Staatsstreich der Contre-Revolution.) Düsseldorf. (Heilige Reactions- und Constabler-Schaar in Aussicht.) Berlin. (Die königlichen Patente. Motivirung der Minister. -- Volk und Soldaten. -- Die Abdankung des osterr. Kaisers. Landräthliche Erkundigung Brandenburg'sche Börsenkniffe. Die Maschinenbauer und hohe Verführungsmanöver.) Olmütz. (Abdankung des Kaisers. Manifest des neuen Kaisers.) Prag. (Ankunft des Ex-Kaisers.) Kremsier. (Der Reichstag.) Wien. (Zustand der Bank. Ein Reichstagsbeschluß. Kriegsgerichtliche Urtheile. Hausdurchsuchungen. Wachsende Zahl der Irren. Gefecht bei Angern. Eindruck der Nachrichten aus Olmütz. Das "von Gottes Gnaden.") Krakau. (Das Abkommen mit den Tscherkessen.) Neisse. (Desertion ungarischer Husaren.) Posen. (Russische Truppenbewegungen. Widersetzlichkeit des Militärs.) Cöthen. (Zwei Landtagsbeschlüsse.) Oldenburg. (Civilliste vom Landtage festgesetzt) Frankfurt. (Nationalversammlung.)

Italien. Florenz. (Ruhe in Rom. Französisch-englisches Ultimatum in Betreff Siziliens.) Rom. (Proklamation des "Circolo popolare") Neapel. (Vertagung der Kammern.) Turin. (Die römischen Ereignisse in der Kammer.)

Französische Republik. Paris. (Guizot und L. Napoleon. Nachrichten über den Papst. Besuch des neapolit. Hofes beim Papst in Gaeta. -- Nachrichten aus Turin. -- Vermisches. -- National-Versammlung.)

Amerika. (Die Wahlaufregung in der Union vorüber. Künftige Whigmajorität. Das "Wilmot-Proviso.") Valparaiso. (Entdeckung reicher Silberminen.)

Deutschland.
* Köln, 7. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Z Düsseldorf, 6. Dez.

Weder der erfindungsreiche Odysseus, noch der gerenische reisige Nestor, noch der göttliche Held Diomedes, ja sie alle zusammen die Helden Achaia's, waren nicht so klug wie heut zu Tage ein preuß. General. Da ist das hölzerne Pferd von Troja nur eine kindische List gegen diese Schlangenklugheit und Bürgertugend, welche unsere Helden entwickeln. Jetzt, nachdem man das Volk am Rhein so ziemlich entwaffnet hat, will man eine Heiligenschaar hierorts errichten. Dieselbe soll bestehen aus 500 Bürgern, d. h. reaktionären Konstitutionellen, welche a Person 500 Thlr. Einkommen haben müssen. Diese Heiligenschaar, wenn man übrigens so viele dieser Farbe und sonst nöthiger Eigenschaften hier auftreiben kann, soll dann wieder bewaffnet werden, der Bürger, Kommunist und General Drigalski soll sich das Oberkommando über dieselbe vorbehalten, und so hätten wir denn eine Garnison nobler Konstabler, welche dem Staate nichts kostete und die Armee des Königs zuverläßig vermehrte. Es versteht sich von selbst, daß diese Herren auf eigene Kosten für anständige schwarz-weiße Uniform sorgen,

Auch das gewaltige Haupt mit stattlichem Helme bedeckend,
Von Roßhaaren umwallt; und fürchterlich winkte der Helmbusch!

Wir andern Bürger werden, wenn sie zu Stande kömmt, dieser Heiligenschaar dann eine weiße Fahne verehren, in welcher mit Schwarz der Vers des hohen Liedes, welches ja doch diese Leute so gerne hören, geschrieben stände: "Nicht Roß nicht Reisige, sichern die steile Höh', wo Fürsten steh'n! etc."

Dies, nebst dem Gerüchte, daß Ober-Regierungsrath Faßbender auch um seine Demission eingekommen, das Neueste. Zu dem Alten, den abscheulichen Militärexzessen, müssen wir noch nachtragen, daß auf der Flingerstraße, wo das Haus des Restaurateurs Säuferlein so arg von Soldaten demolirt wurde, weil angeblich von da aus auf eine Patrouille geworfen sein sollte, es sich durch Zeugen herausgestellt hat, daß ein Unteroffizier, welcher hinter der Patrouille marschirte, einen Stein aufgehoben "und selbst auf die Vorderleute geworfen hat!" Die Ursache läßt sich leicht errathen. Es lebe die Disziplin!

14 Berlin, 5. Dez.

"Knurrende Waldteufel!" "Knurrende Waldteufel!" Einen Sechser! Der Manteuffel ist an den Waldteufeln Schuld! Da stehen die armen Kinder (die alten genialen fliegenden Buchhändler) an Kranzler's Ecke und schnurren mit den Waldteufeln, daß den Vorübergehenden Hören und Sehen vergeht. An ihnen vorbei huschen zahllose liebliche Wesen, Kinder der "Freude" aber zugleich der Noth, der Hungersnoth sogar. Die Geschäfte gehen schlecht, begegnete uns doch neulich Abends eine dieser Freudenspenderinnen, die, nachdem sie vergebens ihre Reize angeboten, uns demüthig um profane 2 Groschen Courant bat. Sie hatte Hunger und lief spornstreichs mit dem Gelde in eiuen Viktualienkeller. Besser ergeht es den Herren Soldaten in ihren Pallästen. Da liegen sie in den Fenstern des Kriegsministeriums und schmauchen ganz gemüthlich aus langen holländischen Pfeifen; oder sie patrouilliren hinter den Schloßgittern und haben vornehme Leckerbissen in den Backentaschen. Die Creme der Gesellschaft spendirt den glücklichen Unglücklichen nach Herzenslust, während der Kehricht der Gesellschaft, die arme Kanaille, sich in die Kasernen schleicht, um das gewöhnliche Essen und den Ueberfluß der Soldaten zu erbetteln. Alles Früchte des Belagerungszustandes, der allgemach das anfängliche romantische Interesse eingebüßt hat, obwohl Vater Wrangel nichts unterläßt, die Achtuug der Biedermänner zu gewinnen.

Wie wir hören, sollen später 18,000 Berliner Weißbierfreunde wieder bewaffnet werden. Als Dienstzeichen erhalten sie den preußischen Helm, und an diesem ein weißes Plättchen mit einer Krone!

Noch habe ich Ihnen zu berichten, daß der Weihnachtsmarkt nicht auf dem Schloßplatze stattfinden darf. Weshalb, weiß Herr Wrangel.

* Berlin, 5. Dezbr.

Die heute hier eingetroffene Nachricht von der Abdankung des Kaisers von Oestreich zu Gunsten seines Neffen, des Sohnes der bekannten Erzherzogin Sophie, hat eine allgemeine Sensation hervorgebracht. Die Regierung dieses achtzehnjährigen Kaisers wird nichts anderes sein, als die Regierung seiner Mutter, welche die Seele der Contrerevolution ist. Da die Erzherzogin Sophie die Schwester unserer Königin und in alle Geheimnisse der Potsdamer Kamarilla eingeweiht ist, so ist die gemeinschaftliche Reaktion der beiden Großmächte Oestreich und Preußen im Voraus auf das Genaueste zu bestimmen.

Hier herrscht noch immer die größte Unklarheit und Ungewißheit über die Pläne und Absichten des Hofes. (Die Unklarheit hat nun ihr Ende!)

Nur so viel steht fest, daß die Nationalversammlung aufgelöst werden wird. An die Landräthe der einzelnen Kreise sind schon Aufträge Seitens der Regierung ergangen, Erkundigungen über die Stimmung in ihren Kreisen, betreffs einer Kammerauflösung und neuer Wahlen einzuziehen. Auch scheint es sicher, daß die Neuwahlen nach dem Modus des Wahlgesetzes vom 8. April vor sich gehen werden.

Daß unsere Börse, wie alle andere Institute dieser Art, entschieden reaktionär ist, bedarf wohl kaum noch der Erwähnung. Ihre Haltung seit dem Bombardement Wiens und seit dem Einrücken Wrangel's in unsern Mauern, hat es hinlänglich bekundet. Aber selbst die reaktionären Gelüste dieser Herren würden bei der allgemeinen Geschäftsstockung und Geldklemme in unserer Stadt nicht hingereicht haben, die Course so hoch zu schrauben, wie sie seit einigen Tagen, zum Erstaunen selbst der Börse, gestiegen sind. Des Rathfels einfache Lösung ist aber die, daß das Ministerium durch seine Agenten bedeutende Summen für den Ankauf inländischer Staatspapiere verwenden läßt. Es soll dadurch dem Lande gezeigt werden, daß die besitzende Klasse Vertrauen zum Ministerium und zu der von ihm vertretenen Politik habe. Wir aber glauben, daß trotz dieser Spiegelfechtereien das Land für das Ministerium und seine Politik fortwährend nichts als Mißtrauen hegen wird.

* Berlin, 5. Dezbr.

Wie die hohen, nobeln, allgewaltigen Herren die Maschinenbauer zu kajoliren suchen, ist sehr ergötzlich. Noch ergötzlicher aber, mit welchem Takt die Maschinenbauer den gedachten Herren symbolische Fußtritte zu geben verstehen. Den Hrn. Wrangel, der ihre Deputation mit einer bodenlosen Höflichkeit behandelte und sich als Mitglied des Maschinenbauer-Vereins betrachtet wissen wollte, wiesen sie mit seinem Ansinnen kurz nnd entschieden zurück. Ebenso wurden ihm die 10 Friedrichsd'or, die er für die Vereinskasse überreicht hatte, auf Beschluß des Vereins sofort wieder zugestellt. Die Maschinenbauer sind zu einsichtsvoll und zu stolz, um sich von den Männern der Contrerevolution, sei's auf diese, sei's auf eine andere Weise, bestechen oder kirren zu lassen.

Ollmütz, 3. Dez.

Heute Vormittag nach 11 Uhr verkündete ein k. Kommissar unter Trompetenschall den Bewohnern der kaiserl. Hauptstadt Ollmütz:

"Se. Maj. der Kaiser Ferdinand I. hat im Lehensaale der fürst-erzbischöflichen Residenz in Gegenwart des versammelten Ministerraths die Abtretung der Krone Oestreichs und aller zur Monarchie gehörenden Länder an Seinen Neffen den Erzherzog Franz Joseph erklärt, und daß Se. k. H. der Erzherzog Franz Karl auf das Thronfolgerecht im Kaiserthum Oestreich zu Gunsten dieses seines ältesten Sohnes verzichtet habe. -- Hoch lebe Franz Joseph I., konstitutioneller Kaiser von Oestreich!"

Diese Proklamation wurde an den Hauptplätzen in deutscher und mährischer Sprache dem erstaunten Volke verkündet, das aus Anlaß des Wochenmarktes von Nah und Ferne in großer Zahl anwesend war.

Der Kaiser Ferdinand beschloß um 1 Uhr Nachmittags nach Prag abzureisen.

Der Erzherzog Ferdinand d'Este reiste mit dem Abdankungsmanifeste des Kaisers bereits nach Dresden und Berlin.

Windischgrätz und Jellachich sind gestern Abends hierorts angelangt.

* Olmütz, 3. Dez.

Das Manifest des neuen östreichischen Kaisers lautet:

Wir Franz Joseph I. von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich etc. etc. Durch die Thronentsagung Unseres erhabenen Oheims Kaiser und König Ferdinand I. in Ungarn und Böhmen dieses Namens der V. und die Verzichtleistung Unseres durchlauchtigsten Herrn Vaters des Erzherzogs Franz Karl auf die Thronfolge, kraft der pragm. Sanktion berufen, die Kronen Unserer Reiche auf Unser Haupt zu setzen, verkünden wir hiermit feierlichst allen Völkern Unserer Monarchie Unsere Thronbesteigung unter dem Namen Franz Joseph I. Das Bedürfniß und den hohen Werth freier und zeitgemäßer Institutionen aus eigener Ueberzeugung erkennend, betreten wir mit Zuversicht die Bahn, welche Uns zu einer heilbringenden Umgestaltung und Verjüngung der gesammten Monarchie führen soll. Auf den Grundlagen der wahren Freiheit, der Gleichberechtigung aller Völker des Reiches und der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze, so wie der Theilnahme der Volksvertreter an der Gesetzgebung wird das Vaterland neu erstehen in alter Größe mit verjüngter Kraft, ein unerschütterlicher Bau in der Zeit, ein geräumiges Wohnhaus für die Völker verschiedener Zunge, welche unter dem Scepter Unserer Väter ein brüderliches Band seit Jahrhunderten umfangen hält, fest entschlossen, den Glanz der Krone ungetrübt und die Gesammtmonarchie ungeschmälert zu erhalten. Aber bereit, Unsere Rechte mit den Vertretern Unserer Völker zu theilen, rechnen wir darauf, daß es mit Gottes Beistand und im Einverständnisse mit den Völkern gelingen werde, alle Lande und Stämme der Monarchie zu einem großen Staatskörper zu vereinigen. Schwere Prüfungen sind über uns verhängt, Ruhe und Ordnung in mehreren Gegenden des Reichs gestört worden. In einem Theile der Monarchie entbrennt noch heute der Bürgerkrieg; alle Vorkehrungen sind getroffen, um die Aufrechthaltung der Ordnung vor dem Gesetze allenthalben wieder herzustellen, die Bezwingung des Aufstandes und die Rückkehr des Friedens sind die ersten Bedingungen für ein glückliches Gedeihen unseres Verfassungswerkes. Wir zählen hierbei mit Zuversicht auf die verständige uad aufrichtige Mitwirkung aller Völker durch ihre Vertreter. Wir zähleu auf den gesunden Sinn der stets getreuen Landbewohner, welche durch die neuesten gesetzlichen Bestimmungen über die Lösung des Unterthanenverbandes und der Entlassung des Bodens in den Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte getreten sind. Wir zählen auf unsere getreuen Staatsdiener. Von unserer glorreichen Armee versehen wir uns der allbewährten Tapferkeit, Treue und Ausdauer. Sie wird uns, wie unseren Vorfahren, ein Pfeiler des Thrones, dem Vaterlande und den freien Institutionen ein unerschütterliches Bollwerk. Jede Gelegenheit, das Verdienst, welches keinen Unterschied des Standes kennt, zn belohnen, wird uns willkommen sein. Völker Oesterreich's! Wir nehmen Besitz vom Thron unserer Väter in einer ernsten Zeit. Groß sind die Pflichten, groß die Verantwortlichkeit, welche die Vorsehung Uns auferlegt. Gottes Schutz wird Uns begleiten. -- Gegeben in Unserer k. Hauptstadt Ollmütz, 2. Dezember im Jahre des Heils 1848.

(L. S.) Franz Joseph.

Schwarzenberg.

* Prag, 3. Nov.

Der Ex-Kaiser und die Ex-Kaiserin trafen heut gegen Mitternacht mit einem Spezialzuge hier ein.

Wien, 2. Dezember.

Der heute veröffentlichte Stand der Nationalbank vom 28. Nov. gibt wieder die traurige Ueberzeugung, daß an eine Besserung des Geldmarktes an eine Garantie der Banknoten, nicht im Entferntesten zu denken ist.

Der Stand des verräthigen Silbers stellt sich nämlich auf 30,817,555 fl.
und der Banknoten-Umlauf auf 217,219,604 fl.
In den ersten Tagen des Nov. wurde der Stand der Nationalbank vom 31. Okt. veröffentlicht Es war damals der Silbervorrath 32,101,090 fl.
und der Banknoten-Umlauf 209,731,396 fl.
Folglich gegen den jetzigen Stand um 1,283,535 fl.
Silber mehr, und um 7,488,208 fl.
Noten weniger in Umlauf. Im Laufe des Monats November konnte unmöglich um mehr als eine Million Silber umgewechselt worden sein, da bekanntlich das Maximum der Umwechslungssumme 2 fl. C.-M. ist. Es muß daher dennoch wahr sein, daß Windischgrätz für seine Truppen einen Betrag von circa 2 Millionen Baargeld aus der Bank behob, damit bei den künftigen Auszahlungen der Löhnungen ja kein Conflict entstehe.

Die progressiv mit jedem Monate zunehmende Vermehrung der Banknoten ist bei der innigen Verbindung des Staatskredits mit dem der Bank der beste Thermometer für die österreichische Staatsschuld, -- so lange es noch eine solche giebt.

In der gestrigen Reichstagssitzung ist endlich der Beschluß gefaßt worden, daß jeder Reichstags-Abgeordnete, der ein Staatsamt annimmt, oder eiu während der Dauer des Reichstags angenommenes Amt bekleidet, so wie jeder zum Abgeordneten erwählte Staatsbeamte, der in eine höhere Dienstes-Kategorie tritt, oder außer der graduellen Vorrückung einen höhern Gehalt oder eine Personal-Zulage erhält, sich einer neuen Wahl unterziehen muß.

Die heutige Wiener bringt abermals drei kriegsgerichtliche Urtheile. Es wurden Matteo Padovani, Agent der Triestiner Geschaft, Wenzl Pova, Praktikant des Wiener Kriminalgerichts und Karl David, Schlossergeselle; ersterer zum Tode verurtheilt, mit zwölfjähriger Festungsstrafe aber begnadigt; Pova zu vier, David zu fünfjähriger Schanzarbeit in leichten Eisen verurtheilt.

Die Hausdurchsuchungen wegen noch nicht abgelieferten Waffen erstrecken sich auch auf die Umgebungen Wiens. Gestern fanden Visitationen in Hernals, Währing, Döhling und Heiligenstadt statt, lieferten aber kein Resultat.

Seit langer Zeit gab es nicht so viele Verrückte in dem Irrenhause als seit der Oktober-Revolution; auch die Selbstmorde haben leider bedeutend zugenommen seit jener Zeit, besonders unter den kleineren Gewerbsleuten, welche den größten Theil ihres Erwer-

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 163. Köln, Freitag, 8. Dezember 1848.

Keine Steuern mehr!!!

Zu Nr. 162 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ist Donnerstag Morgen ein Extrablatt ausgegeben worden.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Der Staatsstreich der Contre-Revolution.) Düsseldorf. (Heilige Reactions- und Constabler-Schaar in Aussicht.) Berlin. (Die königlichen Patente. Motivirung der Minister. — Volk und Soldaten. — Die Abdankung des osterr. Kaisers. Landräthliche Erkundigung Brandenburg'sche Börsenkniffe. Die Maschinenbauer und hohe Verführungsmanöver.) Olmütz. (Abdankung des Kaisers. Manifest des neuen Kaisers.) Prag. (Ankunft des Ex-Kaisers.) Kremsier. (Der Reichstag.) Wien. (Zustand der Bank. Ein Reichstagsbeschluß. Kriegsgerichtliche Urtheile. Hausdurchsuchungen. Wachsende Zahl der Irren. Gefecht bei Angern. Eindruck der Nachrichten aus Olmütz. Das „von Gottes Gnaden.“) Krakau. (Das Abkommen mit den Tscherkessen.) Neisse. (Desertion ungarischer Husaren.) Posen. (Russische Truppenbewegungen. Widersetzlichkeit des Militärs.) Cöthen. (Zwei Landtagsbeschlüsse.) Oldenburg. (Civilliste vom Landtage festgesetzt) Frankfurt. (Nationalversammlung.)

Italien. Florenz. (Ruhe in Rom. Französisch-englisches Ultimatum in Betreff Siziliens.) Rom. (Proklamation des „Circolo popolare“) Neapel. (Vertagung der Kammern.) Turin. (Die römischen Ereignisse in der Kammer.)

Französische Republik. Paris. (Guizot und L. Napoleon. Nachrichten über den Papst. Besuch des neapolit. Hofes beim Papst in Gaeta. — Nachrichten aus Turin. — Vermisches. — National-Versammlung.)

Amerika. (Die Wahlaufregung in der Union vorüber. Künftige Whigmajorität. Das „Wilmot-Proviso.“) Valparaiso. (Entdeckung reicher Silberminen.)

Deutschland.
* Köln, 7. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Z Düsseldorf, 6. Dez.

Weder der erfindungsreiche Odysseus, noch der gerenische reisige Nestor, noch der göttliche Held Diomedes, ja sie alle zusammen die Helden Achaia's, waren nicht so klug wie heut zu Tage ein preuß. General. Da ist das hölzerne Pferd von Troja nur eine kindische List gegen diese Schlangenklugheit und Bürgertugend, welche unsere Helden entwickeln. Jetzt, nachdem man das Volk am Rhein so ziemlich entwaffnet hat, will man eine Heiligenschaar hierorts errichten. Dieselbe soll bestehen aus 500 Bürgern, d. h. reaktionären Konstitutionellen, welche à Person 500 Thlr. Einkommen haben müssen. Diese Heiligenschaar, wenn man übrigens so viele dieser Farbe und sonst nöthiger Eigenschaften hier auftreiben kann, soll dann wieder bewaffnet werden, der Bürger, Kommunist und General Drigalski soll sich das Oberkommando über dieselbe vorbehalten, und so hätten wir denn eine Garnison nobler Konstabler, welche dem Staate nichts kostete und die Armee des Königs zuverläßig vermehrte. Es versteht sich von selbst, daß diese Herren auf eigene Kosten für anständige schwarz-weiße Uniform sorgen,

Auch das gewaltige Haupt mit stattlichem Helme bedeckend,
Von Roßhaaren umwallt; und fürchterlich winkte der Helmbusch!

Wir andern Bürger werden, wenn sie zu Stande kömmt, dieser Heiligenschaar dann eine weiße Fahne verehren, in welcher mit Schwarz der Vers des hohen Liedes, welches ja doch diese Leute so gerne hören, geschrieben stände: „Nicht Roß nicht Reisige, sichern die steile Höh', wo Fürsten steh'n! etc.“

Dies, nebst dem Gerüchte, daß Ober-Regierungsrath Faßbender auch um seine Demission eingekommen, das Neueste. Zu dem Alten, den abscheulichen Militärexzessen, müssen wir noch nachtragen, daß auf der Flingerstraße, wo das Haus des Restaurateurs Säuferlein so arg von Soldaten demolirt wurde, weil angeblich von da aus auf eine Patrouille geworfen sein sollte, es sich durch Zeugen herausgestellt hat, daß ein Unteroffizier, welcher hinter der Patrouille marschirte, einen Stein aufgehoben „und selbst auf die Vorderleute geworfen hat!“ Die Ursache läßt sich leicht errathen. Es lebe die Disziplin!

14 Berlin, 5. Dez.

„Knurrende Waldteufel!“ „Knurrende Waldteufel!“ Einen Sechser! Der Manteuffel ist an den Waldteufeln Schuld! Da stehen die armen Kinder (die alten genialen fliegenden Buchhändler) an Kranzler's Ecke und schnurren mit den Waldteufeln, daß den Vorübergehenden Hören und Sehen vergeht. An ihnen vorbei huschen zahllose liebliche Wesen, Kinder der „Freude“ aber zugleich der Noth, der Hungersnoth sogar. Die Geschäfte gehen schlecht, begegnete uns doch neulich Abends eine dieser Freudenspenderinnen, die, nachdem sie vergebens ihre Reize angeboten, uns demüthig um profane 2 Groschen Courant bat. Sie hatte Hunger und lief spornstreichs mit dem Gelde in eiuen Viktualienkeller. Besser ergeht es den Herren Soldaten in ihren Pallästen. Da liegen sie in den Fenstern des Kriegsministeriums und schmauchen ganz gemüthlich aus langen holländischen Pfeifen; oder sie patrouilliren hinter den Schloßgittern und haben vornehme Leckerbissen in den Backentaschen. Die Creme der Gesellschaft spendirt den glücklichen Unglücklichen nach Herzenslust, während der Kehricht der Gesellschaft, die arme Kanaille, sich in die Kasernen schleicht, um das gewöhnliche Essen und den Ueberfluß der Soldaten zu erbetteln. Alles Früchte des Belagerungszustandes, der allgemach das anfängliche romantische Interesse eingebüßt hat, obwohl Vater Wrangel nichts unterläßt, die Achtuug der Biedermänner zu gewinnen.

Wie wir hören, sollen später 18,000 Berliner Weißbierfreunde wieder bewaffnet werden. Als Dienstzeichen erhalten sie den preußischen Helm, und an diesem ein weißes Plättchen mit einer Krone!

Noch habe ich Ihnen zu berichten, daß der Weihnachtsmarkt nicht auf dem Schloßplatze stattfinden darf. Weshalb, weiß Herr Wrangel.

* Berlin, 5. Dezbr.

Die heute hier eingetroffene Nachricht von der Abdankung des Kaisers von Oestreich zu Gunsten seines Neffen, des Sohnes der bekannten Erzherzogin Sophie, hat eine allgemeine Sensation hervorgebracht. Die Regierung dieses achtzehnjährigen Kaisers wird nichts anderes sein, als die Regierung seiner Mutter, welche die Seele der Contrerevolution ist. Da die Erzherzogin Sophie die Schwester unserer Königin und in alle Geheimnisse der Potsdamer Kamarilla eingeweiht ist, so ist die gemeinschaftliche Reaktion der beiden Großmächte Oestreich und Preußen im Voraus auf das Genaueste zu bestimmen.

Hier herrscht noch immer die größte Unklarheit und Ungewißheit über die Pläne und Absichten des Hofes. (Die Unklarheit hat nun ihr Ende!)

Nur so viel steht fest, daß die Nationalversammlung aufgelöst werden wird. An die Landräthe der einzelnen Kreise sind schon Aufträge Seitens der Regierung ergangen, Erkundigungen über die Stimmung in ihren Kreisen, betreffs einer Kammerauflösung und neuer Wahlen einzuziehen. Auch scheint es sicher, daß die Neuwahlen nach dem Modus des Wahlgesetzes vom 8. April vor sich gehen werden.

Daß unsere Börse, wie alle andere Institute dieser Art, entschieden reaktionär ist, bedarf wohl kaum noch der Erwähnung. Ihre Haltung seit dem Bombardement Wiens und seit dem Einrücken Wrangel's in unsern Mauern, hat es hinlänglich bekundet. Aber selbst die reaktionären Gelüste dieser Herren würden bei der allgemeinen Geschäftsstockung und Geldklemme in unserer Stadt nicht hingereicht haben, die Course so hoch zu schrauben, wie sie seit einigen Tagen, zum Erstaunen selbst der Börse, gestiegen sind. Des Rathfels einfache Lösung ist aber die, daß das Ministerium durch seine Agenten bedeutende Summen für den Ankauf inländischer Staatspapiere verwenden läßt. Es soll dadurch dem Lande gezeigt werden, daß die besitzende Klasse Vertrauen zum Ministerium und zu der von ihm vertretenen Politik habe. Wir aber glauben, daß trotz dieser Spiegelfechtereien das Land für das Ministerium und seine Politik fortwährend nichts als Mißtrauen hegen wird.

* Berlin, 5. Dezbr.

Wie die hohen, nobeln, allgewaltigen Herren die Maschinenbauer zu kajoliren suchen, ist sehr ergötzlich. Noch ergötzlicher aber, mit welchem Takt die Maschinenbauer den gedachten Herren symbolische Fußtritte zu geben verstehen. Den Hrn. Wrangel, der ihre Deputation mit einer bodenlosen Höflichkeit behandelte und sich als Mitglied des Maschinenbauer-Vereins betrachtet wissen wollte, wiesen sie mit seinem Ansinnen kurz nnd entschieden zurück. Ebenso wurden ihm die 10 Friedrichsd'or, die er für die Vereinskasse überreicht hatte, auf Beschluß des Vereins sofort wieder zugestellt. Die Maschinenbauer sind zu einsichtsvoll und zu stolz, um sich von den Männern der Contrerevolution, sei's auf diese, sei's auf eine andere Weise, bestechen oder kirren zu lassen.

Ollmütz, 3. Dez.

Heute Vormittag nach 11 Uhr verkündete ein k. Kommissar unter Trompetenschall den Bewohnern der kaiserl. Hauptstadt Ollmütz:

„Se. Maj. der Kaiser Ferdinand I. hat im Lehensaale der fürst-erzbischöflichen Residenz in Gegenwart des versammelten Ministerraths die Abtretung der Krone Oestreichs und aller zur Monarchie gehörenden Länder an Seinen Neffen den Erzherzog Franz Joseph erklärt, und daß Se. k. H. der Erzherzog Franz Karl auf das Thronfolgerecht im Kaiserthum Oestreich zu Gunsten dieses seines ältesten Sohnes verzichtet habe. — Hoch lebe Franz Joseph I., konstitutioneller Kaiser von Oestreich!“

Diese Proklamation wurde an den Hauptplätzen in deutscher und mährischer Sprache dem erstaunten Volke verkündet, das aus Anlaß des Wochenmarktes von Nah und Ferne in großer Zahl anwesend war.

Der Kaiser Ferdinand beschloß um 1 Uhr Nachmittags nach Prag abzureisen.

Der Erzherzog Ferdinand d'Este reiste mit dem Abdankungsmanifeste des Kaisers bereits nach Dresden und Berlin.

Windischgrätz und Jellachich sind gestern Abends hierorts angelangt.

* Olmütz, 3. Dez.

Das Manifest des neuen östreichischen Kaisers lautet:

Wir Franz Joseph I. von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich etc. etc. Durch die Thronentsagung Unseres erhabenen Oheims Kaiser und König Ferdinand I. in Ungarn und Böhmen dieses Namens der V. und die Verzichtleistung Unseres durchlauchtigsten Herrn Vaters des Erzherzogs Franz Karl auf die Thronfolge, kraft der pragm. Sanktion berufen, die Kronen Unserer Reiche auf Unser Haupt zu setzen, verkünden wir hiermit feierlichst allen Völkern Unserer Monarchie Unsere Thronbesteigung unter dem Namen Franz Joseph I. Das Bedürfniß und den hohen Werth freier und zeitgemäßer Institutionen aus eigener Ueberzeugung erkennend, betreten wir mit Zuversicht die Bahn, welche Uns zu einer heilbringenden Umgestaltung und Verjüngung der gesammten Monarchie führen soll. Auf den Grundlagen der wahren Freiheit, der Gleichberechtigung aller Völker des Reiches und der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze, so wie der Theilnahme der Volksvertreter an der Gesetzgebung wird das Vaterland neu erstehen in alter Größe mit verjüngter Kraft, ein unerschütterlicher Bau in der Zeit, ein geräumiges Wohnhaus für die Völker verschiedener Zunge, welche unter dem Scepter Unserer Väter ein brüderliches Band seit Jahrhunderten umfangen hält, fest entschlossen, den Glanz der Krone ungetrübt und die Gesammtmonarchie ungeschmälert zu erhalten. Aber bereit, Unsere Rechte mit den Vertretern Unserer Völker zu theilen, rechnen wir darauf, daß es mit Gottes Beistand und im Einverständnisse mit den Völkern gelingen werde, alle Lande und Stämme der Monarchie zu einem großen Staatskörper zu vereinigen. Schwere Prüfungen sind über uns verhängt, Ruhe und Ordnung in mehreren Gegenden des Reichs gestört worden. In einem Theile der Monarchie entbrennt noch heute der Bürgerkrieg; alle Vorkehrungen sind getroffen, um die Aufrechthaltung der Ordnung vor dem Gesetze allenthalben wieder herzustellen, die Bezwingung des Aufstandes und die Rückkehr des Friedens sind die ersten Bedingungen für ein glückliches Gedeihen unseres Verfassungswerkes. Wir zählen hierbei mit Zuversicht auf die verständige uad aufrichtige Mitwirkung aller Völker durch ihre Vertreter. Wir zähleu auf den gesunden Sinn der stets getreuen Landbewohner, welche durch die neuesten gesetzlichen Bestimmungen über die Lösung des Unterthanenverbandes und der Entlassung des Bodens in den Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte getreten sind. Wir zählen auf unsere getreuen Staatsdiener. Von unserer glorreichen Armee versehen wir uns der allbewährten Tapferkeit, Treue und Ausdauer. Sie wird uns, wie unseren Vorfahren, ein Pfeiler des Thrones, dem Vaterlande und den freien Institutionen ein unerschütterliches Bollwerk. Jede Gelegenheit, das Verdienst, welches keinen Unterschied des Standes kennt, zn belohnen, wird uns willkommen sein. Völker Oesterreich's! Wir nehmen Besitz vom Thron unserer Väter in einer ernsten Zeit. Groß sind die Pflichten, groß die Verantwortlichkeit, welche die Vorsehung Uns auferlegt. Gottes Schutz wird Uns begleiten. — Gegeben in Unserer k. Hauptstadt Ollmütz, 2. Dezember im Jahre des Heils 1848.

(L. S.) Franz Joseph.

Schwarzenberg.

* Prag, 3. Nov.

Der Ex-Kaiser und die Ex-Kaiserin trafen heut gegen Mitternacht mit einem Spezialzuge hier ein.

Wien, 2. Dezember.

Der heute veröffentlichte Stand der Nationalbank vom 28. Nov. gibt wieder die traurige Ueberzeugung, daß an eine Besserung des Geldmarktes an eine Garantie der Banknoten, nicht im Entferntesten zu denken ist.

Der Stand des verräthigen Silbers stellt sich nämlich auf 30,817,555 fl.
und der Banknoten-Umlauf auf 217,219,604 fl.
In den ersten Tagen des Nov. wurde der Stand der Nationalbank vom 31. Okt. veröffentlicht Es war damals der Silbervorrath 32,101,090 fl.
und der Banknoten-Umlauf 209,731,396 fl.
Folglich gegen den jetzigen Stand um 1,283,535 fl.
Silber mehr, und um 7,488,208 fl.
Noten weniger in Umlauf. Im Laufe des Monats November konnte unmöglich um mehr als eine Million Silber umgewechselt worden sein, da bekanntlich das Maximum der Umwechslungssumme 2 fl. C.-M. ist. Es muß daher dennoch wahr sein, daß Windischgrätz für seine Truppen einen Betrag von circa 2 Millionen Baargeld aus der Bank behob, damit bei den künftigen Auszahlungen der Löhnungen ja kein Conflict entstehe.

Die progressiv mit jedem Monate zunehmende Vermehrung der Banknoten ist bei der innigen Verbindung des Staatskredits mit dem der Bank der beste Thermometer für die österreichische Staatsschuld, — so lange es noch eine solche giebt.

In der gestrigen Reichstagssitzung ist endlich der Beschluß gefaßt worden, daß jeder Reichstags-Abgeordnete, der ein Staatsamt annimmt, oder eiu während der Dauer des Reichstags angenommenes Amt bekleidet, so wie jeder zum Abgeordneten erwählte Staatsbeamte, der in eine höhere Dienstes-Kategorie tritt, oder außer der graduellen Vorrückung einen höhern Gehalt oder eine Personal-Zulage erhält, sich einer neuen Wahl unterziehen muß.

Die heutige Wiener bringt abermals drei kriegsgerichtliche Urtheile. Es wurden Matteo Padovani, Agent der Triestiner Geschaft, Wenzl Pova, Praktikant des Wiener Kriminalgerichts und Karl David, Schlossergeselle; ersterer zum Tode verurtheilt, mit zwölfjähriger Festungsstrafe aber begnadigt; Pova zu vier, David zu fünfjähriger Schanzarbeit in leichten Eisen verurtheilt.

Die Hausdurchsuchungen wegen noch nicht abgelieferten Waffen erstrecken sich auch auf die Umgebungen Wiens. Gestern fanden Visitationen in Hernals, Währing, Döhling und Heiligenstadt statt, lieferten aber kein Resultat.

Seit langer Zeit gab es nicht so viele Verrückte in dem Irrenhause als seit der Oktober-Revolution; auch die Selbstmorde haben leider bedeutend zugenommen seit jener Zeit, besonders unter den kleineren Gewerbsleuten, welche den größten Theil ihres Erwer-

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        <head>Uebersicht.</head>
        <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Köln. (Der Staatsstreich der Contre-Revolution.) Düsseldorf. (Heilige Reactions- und Constabler-Schaar in Aussicht.) Berlin. (Die königlichen Patente. Motivirung der Minister. &#x2014; Volk und Soldaten. &#x2014; Die Abdankung des osterr. Kaisers. Landräthliche Erkundigung Brandenburg'sche Börsenkniffe. Die Maschinenbauer und hohe Verführungsmanöver.) Olmütz. (Abdankung des Kaisers. Manifest des neuen Kaisers.) Prag. (Ankunft des Ex-Kaisers.) Kremsier. (Der Reichstag.) Wien. (Zustand der Bank. Ein Reichstagsbeschluß. Kriegsgerichtliche Urtheile. Hausdurchsuchungen. Wachsende Zahl der Irren. Gefecht bei Angern. Eindruck der Nachrichten aus Olmütz. Das &#x201E;von Gottes Gnaden.&#x201C;) Krakau. (Das Abkommen mit den Tscherkessen.) Neisse. (Desertion ungarischer Husaren.) Posen. (Russische Truppenbewegungen. Widersetzlichkeit des Militärs.) Cöthen. (Zwei Landtagsbeschlüsse.) Oldenburg. (Civilliste vom Landtage festgesetzt) Frankfurt. (Nationalversammlung.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. Florenz. (Ruhe in Rom. Französisch-englisches Ultimatum in Betreff Siziliens.) Rom. (Proklamation des &#x201E;Circolo popolare&#x201C;) Neapel. (Vertagung der Kammern.) Turin. (Die römischen Ereignisse in der Kammer.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Französische Republik</hi>. Paris. (Guizot und L. Napoleon. Nachrichten über den Papst. Besuch des neapolit. Hofes beim Papst in Gaeta. &#x2014; Nachrichten aus Turin. &#x2014; Vermisches. &#x2014; National-Versammlung.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Amerika</hi>. (Die Wahlaufregung in der Union vorüber. Künftige Whigmajorität. Das &#x201E;Wilmot-Proviso.&#x201C;) Valparaiso. (Entdeckung reicher Silberminen.)</p>
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        <head>Deutschland.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Der Staatsstreich der Kontrerevolution, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 7. Dez.</head>
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          <head><bibl><author>Z</author></bibl> Düsseldorf, 6. Dez.</head>
          <p>Weder der erfindungsreiche Odysseus, noch der gerenische reisige Nestor, noch der göttliche Held Diomedes, ja sie alle zusammen die Helden Achaia's, waren nicht so klug wie heut zu Tage ein preuß. General. Da ist das hölzerne Pferd von Troja nur eine kindische List gegen diese Schlangenklugheit und Bürgertugend, welche unsere Helden entwickeln. Jetzt, nachdem man das <hi rendition="#g">Volk</hi> am Rhein so ziemlich entwaffnet hat, will man eine Heiligenschaar hierorts errichten. Dieselbe soll bestehen aus 500 Bürgern, d. h. reaktionären Konstitutionellen, welche à Person 500 Thlr. Einkommen haben müssen. Diese Heiligenschaar, wenn man übrigens so viele dieser Farbe und sonst nöthiger Eigenschaften hier auftreiben kann, soll dann wieder bewaffnet werden, der Bürger, Kommunist und General Drigalski soll sich das Oberkommando über dieselbe vorbehalten, und so hätten wir denn eine Garnison nobler Konstabler, welche dem Staate nichts kostete und die Armee des Königs zuverläßig vermehrte. Es versteht sich von selbst, daß diese Herren auf eigene Kosten für anständige schwarz-weiße Uniform sorgen,</p>
          <p rendition="#et">Auch das gewaltige Haupt mit stattlichem Helme bedeckend,<lb/>
Von Roßhaaren umwallt; und fürchterlich winkte der Helmbusch!</p>
          <p>Wir andern Bürger werden, wenn sie zu Stande kömmt, dieser Heiligenschaar dann eine weiße Fahne verehren, in welcher mit Schwarz der Vers des hohen Liedes, welches ja doch diese Leute so gerne hören, geschrieben stände: &#x201E;Nicht Roß nicht Reisige, sichern die steile Höh', wo Fürsten steh'n! etc.&#x201C;</p>
          <p>Dies, nebst dem Gerüchte, daß Ober-Regierungsrath Faßbender auch um seine Demission eingekommen, das Neueste. Zu dem Alten, den abscheulichen Militärexzessen, müssen wir noch nachtragen, daß auf der Flingerstraße, wo das Haus des Restaurateurs Säuferlein so arg von Soldaten demolirt wurde, weil angeblich von da aus auf eine Patrouille geworfen sein sollte, es sich durch Zeugen herausgestellt hat, daß ein Unteroffizier, welcher hinter der Patrouille marschirte, einen Stein aufgehoben &#x201E;und selbst auf die Vorderleute geworfen hat!&#x201C; Die Ursache läßt sich leicht errathen. Es lebe die Disziplin!</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>14</author></bibl> Berlin, 5. Dez.</head>
          <p>&#x201E;Knurrende Waldteufel!&#x201C; &#x201E;Knurrende Waldteufel!&#x201C; Einen Sechser! Der Manteuffel ist an den Waldteufeln Schuld! Da stehen die armen Kinder (die alten genialen fliegenden Buchhändler) an Kranzler's Ecke und schnurren mit den Waldteufeln, daß den Vorübergehenden Hören und Sehen vergeht. An ihnen vorbei huschen zahllose liebliche Wesen, Kinder der &#x201E;Freude&#x201C; aber zugleich der Noth, der Hungersnoth sogar. Die Geschäfte gehen schlecht, begegnete uns doch neulich Abends eine dieser Freudenspenderinnen, die, nachdem sie vergebens ihre Reize angeboten, uns demüthig um profane 2 Groschen Courant bat. Sie hatte Hunger und lief spornstreichs mit dem Gelde in eiuen Viktualienkeller. Besser ergeht es den Herren Soldaten in ihren Pallästen. Da liegen sie in den Fenstern des Kriegsministeriums und schmauchen ganz gemüthlich aus langen holländischen Pfeifen; oder sie patrouilliren hinter den Schloßgittern und haben vornehme Leckerbissen in den Backentaschen. Die Creme der Gesellschaft spendirt den glücklichen Unglücklichen nach Herzenslust, während der Kehricht der Gesellschaft, die arme Kanaille, sich in die Kasernen schleicht, um das gewöhnliche Essen und den Ueberfluß der Soldaten zu erbetteln. Alles Früchte des Belagerungszustandes, der allgemach das anfängliche romantische Interesse eingebüßt hat, obwohl Vater Wrangel nichts unterläßt, die Achtuug der Biedermänner zu gewinnen.</p>
          <p>Wie wir hören, sollen später 18,000 Berliner Weißbierfreunde wieder bewaffnet werden. Als Dienstzeichen erhalten sie den preußischen Helm, und an diesem ein weißes Plättchen mit einer Krone!</p>
          <p>Noch habe ich Ihnen zu berichten, daß der Weihnachtsmarkt nicht auf dem Schloßplatze stattfinden darf. Weshalb, weiß Herr Wrangel.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar163_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 5. Dezbr.</head>
          <p>Die heute hier eingetroffene Nachricht von der Abdankung des Kaisers von Oestreich zu Gunsten seines Neffen, des Sohnes der bekannten Erzherzogin <hi rendition="#g">Sophie,</hi> hat eine allgemeine Sensation hervorgebracht. Die Regierung dieses achtzehnjährigen Kaisers wird nichts anderes sein, als die Regierung seiner Mutter, welche die Seele der Contrerevolution ist. Da die Erzherzogin Sophie die Schwester unserer Königin und in alle Geheimnisse der Potsdamer Kamarilla eingeweiht ist, so ist die gemeinschaftliche Reaktion der beiden Großmächte Oestreich und Preußen im Voraus auf das Genaueste zu bestimmen.</p>
          <p>Hier herrscht noch immer die größte Unklarheit und Ungewißheit über die Pläne und Absichten des Hofes. (Die Unklarheit hat nun ihr Ende!)</p>
          <p>Nur so viel steht fest, daß die Nationalversammlung aufgelöst werden wird. An die Landräthe der einzelnen Kreise sind schon Aufträge Seitens der Regierung ergangen, Erkundigungen über die Stimmung in ihren Kreisen, betreffs einer Kammerauflösung und neuer Wahlen einzuziehen. Auch scheint es sicher, daß die Neuwahlen nach dem Modus des Wahlgesetzes vom 8. April vor sich gehen werden.</p>
          <p>Daß unsere Börse, wie alle andere Institute dieser Art, entschieden reaktionär ist, bedarf wohl kaum noch der Erwähnung. Ihre Haltung seit dem Bombardement Wiens und seit dem Einrücken Wrangel's in unsern Mauern, hat es hinlänglich bekundet. Aber selbst die reaktionären Gelüste dieser Herren würden bei der allgemeinen Geschäftsstockung und Geldklemme in unserer Stadt nicht hingereicht haben, die Course so hoch zu schrauben, wie sie seit einigen Tagen, zum Erstaunen selbst der Börse, gestiegen sind. Des Rathfels einfache Lösung ist aber die, daß das Ministerium durch seine Agenten bedeutende Summen für den Ankauf inländischer Staatspapiere verwenden läßt. Es soll dadurch dem Lande gezeigt werden, daß die besitzende Klasse Vertrauen zum Ministerium und zu der von ihm vertretenen Politik habe. Wir aber glauben, daß trotz dieser Spiegelfechtereien das Land für das Ministerium und seine Politik fortwährend nichts als Mißtrauen hegen wird.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar163_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 5. Dezbr.</head>
          <p>Wie die hohen, nobeln, allgewaltigen Herren die Maschinenbauer zu kajoliren suchen, ist sehr ergötzlich. Noch ergötzlicher aber, mit welchem Takt die Maschinenbauer den gedachten Herren symbolische Fußtritte zu geben verstehen. Den Hrn. Wrangel, der ihre Deputation mit einer bodenlosen Höflichkeit behandelte und sich als Mitglied des Maschinenbauer-Vereins betrachtet wissen wollte, wiesen sie mit seinem Ansinnen kurz nnd entschieden zurück. Ebenso wurden ihm die 10 Friedrichsd'or, die er für die Vereinskasse überreicht hatte, auf Beschluß des Vereins sofort wieder zugestellt. Die Maschinenbauer sind zu einsichtsvoll und zu stolz, um sich von den Männern der Contrerevolution, sei's auf diese, sei's auf eine andere Weise, bestechen oder kirren zu lassen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar163_006" type="jArticle">
          <head>Ollmütz, 3. Dez.</head>
          <p>Heute Vormittag nach 11 Uhr verkündete ein k. Kommissar unter Trompetenschall den Bewohnern der kaiserl. Hauptstadt Ollmütz:</p>
          <p>&#x201E;Se. Maj. der Kaiser Ferdinand I. hat im Lehensaale der fürst-erzbischöflichen Residenz in Gegenwart des versammelten Ministerraths die Abtretung der Krone Oestreichs und aller zur Monarchie gehörenden Länder an Seinen Neffen den Erzherzog Franz Joseph erklärt, und daß Se. k. H. der Erzherzog Franz Karl auf das Thronfolgerecht im Kaiserthum Oestreich zu Gunsten dieses seines ältesten Sohnes verzichtet habe. &#x2014; Hoch lebe Franz Joseph I., konstitutioneller Kaiser von Oestreich!&#x201C;</p>
          <p>Diese Proklamation wurde an den Hauptplätzen in deutscher und mährischer Sprache dem erstaunten Volke verkündet, das aus Anlaß des Wochenmarktes von Nah und Ferne in großer Zahl anwesend war.</p>
          <p>Der Kaiser Ferdinand beschloß um 1 Uhr Nachmittags nach Prag abzureisen.</p>
          <p>Der Erzherzog Ferdinand d'Este reiste mit dem Abdankungsmanifeste des Kaisers bereits nach Dresden und Berlin.</p>
          <p>Windischgrätz und Jellachich sind gestern Abends hierorts angelangt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar163_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Olmütz, 3. Dez.</head>
          <p>Das Manifest des neuen östreichischen Kaisers lautet:</p>
          <p>Wir Franz Joseph I. von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich etc. etc. Durch die Thronentsagung Unseres erhabenen Oheims Kaiser und König Ferdinand I. in Ungarn und Böhmen dieses Namens der V. und die Verzichtleistung Unseres durchlauchtigsten Herrn Vaters des Erzherzogs Franz Karl auf die Thronfolge, kraft der pragm. Sanktion berufen, die Kronen Unserer Reiche auf Unser Haupt zu setzen, verkünden wir hiermit feierlichst allen Völkern Unserer Monarchie Unsere Thronbesteigung unter dem Namen Franz Joseph I. Das Bedürfniß und den hohen Werth freier und zeitgemäßer Institutionen aus eigener Ueberzeugung erkennend, betreten wir mit Zuversicht die Bahn, welche Uns zu einer heilbringenden Umgestaltung und Verjüngung der gesammten Monarchie führen soll. Auf den Grundlagen der wahren Freiheit, der Gleichberechtigung aller Völker des Reiches und der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze, so wie der Theilnahme der Volksvertreter an der Gesetzgebung wird das Vaterland neu erstehen in alter Größe mit verjüngter Kraft, ein unerschütterlicher Bau in der Zeit, ein geräumiges Wohnhaus für die Völker verschiedener Zunge, welche unter dem Scepter Unserer Väter ein brüderliches Band seit Jahrhunderten umfangen hält, fest entschlossen, den Glanz der Krone ungetrübt und die Gesammtmonarchie ungeschmälert zu erhalten. Aber bereit, Unsere Rechte mit den Vertretern Unserer Völker zu theilen, rechnen wir darauf, daß es mit Gottes Beistand und im Einverständnisse mit den Völkern gelingen werde, alle Lande und Stämme der Monarchie zu einem großen Staatskörper zu vereinigen. Schwere Prüfungen sind über uns verhängt, Ruhe und Ordnung in mehreren Gegenden des Reichs gestört worden. In einem Theile der Monarchie entbrennt noch heute der Bürgerkrieg; alle Vorkehrungen sind getroffen, um die Aufrechthaltung der Ordnung vor dem Gesetze allenthalben wieder herzustellen, die Bezwingung des Aufstandes und die Rückkehr des Friedens sind die ersten Bedingungen für ein glückliches Gedeihen unseres Verfassungswerkes. Wir zählen hierbei mit Zuversicht auf die verständige uad aufrichtige Mitwirkung aller Völker durch ihre Vertreter. Wir zähleu auf den gesunden Sinn der stets getreuen Landbewohner, welche durch die neuesten gesetzlichen Bestimmungen über die Lösung des Unterthanenverbandes und der Entlassung des Bodens in den Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte getreten sind. Wir zählen auf unsere getreuen Staatsdiener. Von unserer glorreichen Armee versehen wir uns der allbewährten Tapferkeit, Treue und Ausdauer. Sie wird uns, wie unseren Vorfahren, ein Pfeiler des Thrones, dem Vaterlande und den freien Institutionen ein unerschütterliches Bollwerk. Jede Gelegenheit, das Verdienst, welches keinen Unterschied des Standes kennt, zn belohnen, wird uns willkommen sein. Völker Oesterreich's! Wir nehmen Besitz vom Thron unserer Väter in einer ernsten Zeit. Groß sind die Pflichten, groß die Verantwortlichkeit, welche die Vorsehung Uns auferlegt. Gottes Schutz wird Uns begleiten. &#x2014; Gegeben in Unserer k. Hauptstadt Ollmütz, 2. Dezember im Jahre des Heils 1848.</p>
          <p>(L. S.) Franz Joseph.</p>
          <p>Schwarzenberg.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar163_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Prag, 3. Nov.</head>
          <p>Der Ex-Kaiser und die Ex-Kaiserin trafen heut gegen Mitternacht mit einem Spezialzuge hier ein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar163_009" type="jArticle">
          <head>Wien, 2. Dezember.</head>
          <p>Der heute veröffentlichte Stand der Nationalbank vom 28. Nov. gibt wieder die traurige Ueberzeugung, daß an eine Besserung des Geldmarktes an eine Garantie der Banknoten, nicht im Entferntesten zu denken ist.</p>
          <p><table><row><cell>Der Stand des verräthigen Silbers stellt sich nämlich auf 30,817,555 fl.</cell></row><row><cell>und der Banknoten-Umlauf auf 217,219,604 fl.</cell></row><row><cell>In den ersten Tagen des Nov. wurde der Stand der Nationalbank vom 31. Okt. veröffentlicht Es war damals der Silbervorrath 32,101,090 fl.</cell></row><row><cell>und der Banknoten-Umlauf 209,731,396 fl.</cell></row><row><cell>Folglich gegen den jetzigen Stand um 1,283,535 fl.</cell></row><row><cell>Silber mehr, und um 7,488,208 fl.</cell></row></table> Noten weniger in Umlauf. Im Laufe des Monats November konnte unmöglich um mehr als eine Million Silber umgewechselt worden sein, da bekanntlich das Maximum der Umwechslungssumme 2 fl. C.-M. ist. Es muß daher dennoch wahr sein, daß Windischgrätz für seine Truppen einen Betrag von circa 2 Millionen Baargeld aus der Bank behob, damit bei den künftigen Auszahlungen der Löhnungen ja kein Conflict entstehe.</p>
          <p>Die progressiv mit jedem Monate zunehmende Vermehrung der Banknoten ist bei der innigen Verbindung des Staatskredits mit dem der Bank der beste Thermometer für die österreichische Staatsschuld, &#x2014; so lange es noch eine solche giebt.</p>
          <p>In der gestrigen Reichstagssitzung ist endlich der Beschluß gefaßt worden, daß jeder Reichstags-Abgeordnete, der ein Staatsamt annimmt, oder eiu während der Dauer des Reichstags angenommenes Amt bekleidet, so wie jeder zum Abgeordneten erwählte Staatsbeamte, der in eine höhere Dienstes-Kategorie tritt, oder außer der graduellen Vorrückung einen höhern Gehalt oder eine Personal-Zulage erhält, sich einer neuen Wahl unterziehen muß.</p>
          <p>Die heutige Wiener bringt abermals drei kriegsgerichtliche Urtheile. Es wurden Matteo Padovani, Agent der Triestiner Geschaft, Wenzl Pova, Praktikant des Wiener Kriminalgerichts und Karl David, Schlossergeselle; ersterer zum Tode verurtheilt, mit zwölfjähriger Festungsstrafe aber begnadigt; Pova zu vier, David zu fünfjähriger Schanzarbeit in leichten Eisen verurtheilt.</p>
          <p>Die Hausdurchsuchungen wegen noch nicht abgelieferten Waffen erstrecken sich auch auf die Umgebungen Wiens. Gestern fanden Visitationen in Hernals, Währing, Döhling und Heiligenstadt statt, lieferten aber kein Resultat.</p>
          <p>Seit langer Zeit gab es nicht so viele Verrückte in dem Irrenhause als seit der Oktober-Revolution; auch die Selbstmorde haben leider bedeutend zugenommen seit jener Zeit, besonders unter den kleineren Gewerbsleuten, welche den größten Theil ihres Erwer-
</p>
        </div>
      </div>
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[0869/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 163. Köln, Freitag, 8. Dezember 1848. Keine Steuern mehr!!! Zu Nr. 162 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ist Donnerstag Morgen ein Extrablatt ausgegeben worden. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Der Staatsstreich der Contre-Revolution.) Düsseldorf. (Heilige Reactions- und Constabler-Schaar in Aussicht.) Berlin. (Die königlichen Patente. Motivirung der Minister. — Volk und Soldaten. — Die Abdankung des osterr. Kaisers. Landräthliche Erkundigung Brandenburg'sche Börsenkniffe. Die Maschinenbauer und hohe Verführungsmanöver.) Olmütz. (Abdankung des Kaisers. Manifest des neuen Kaisers.) Prag. (Ankunft des Ex-Kaisers.) Kremsier. (Der Reichstag.) Wien. (Zustand der Bank. Ein Reichstagsbeschluß. Kriegsgerichtliche Urtheile. Hausdurchsuchungen. Wachsende Zahl der Irren. Gefecht bei Angern. Eindruck der Nachrichten aus Olmütz. Das „von Gottes Gnaden.“) Krakau. (Das Abkommen mit den Tscherkessen.) Neisse. (Desertion ungarischer Husaren.) Posen. (Russische Truppenbewegungen. Widersetzlichkeit des Militärs.) Cöthen. (Zwei Landtagsbeschlüsse.) Oldenburg. (Civilliste vom Landtage festgesetzt) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Italien. Florenz. (Ruhe in Rom. Französisch-englisches Ultimatum in Betreff Siziliens.) Rom. (Proklamation des „Circolo popolare“) Neapel. (Vertagung der Kammern.) Turin. (Die römischen Ereignisse in der Kammer.) Französische Republik. Paris. (Guizot und L. Napoleon. Nachrichten über den Papst. Besuch des neapolit. Hofes beim Papst in Gaeta. — Nachrichten aus Turin. — Vermisches. — National-Versammlung.) Amerika. (Die Wahlaufregung in der Union vorüber. Künftige Whigmajorität. Das „Wilmot-Proviso.“) Valparaiso. (Entdeckung reicher Silberminen.) Deutschland. * Köln, 7. Dez. _ Z Düsseldorf, 6. Dez. Weder der erfindungsreiche Odysseus, noch der gerenische reisige Nestor, noch der göttliche Held Diomedes, ja sie alle zusammen die Helden Achaia's, waren nicht so klug wie heut zu Tage ein preuß. General. Da ist das hölzerne Pferd von Troja nur eine kindische List gegen diese Schlangenklugheit und Bürgertugend, welche unsere Helden entwickeln. Jetzt, nachdem man das Volk am Rhein so ziemlich entwaffnet hat, will man eine Heiligenschaar hierorts errichten. Dieselbe soll bestehen aus 500 Bürgern, d. h. reaktionären Konstitutionellen, welche à Person 500 Thlr. Einkommen haben müssen. Diese Heiligenschaar, wenn man übrigens so viele dieser Farbe und sonst nöthiger Eigenschaften hier auftreiben kann, soll dann wieder bewaffnet werden, der Bürger, Kommunist und General Drigalski soll sich das Oberkommando über dieselbe vorbehalten, und so hätten wir denn eine Garnison nobler Konstabler, welche dem Staate nichts kostete und die Armee des Königs zuverläßig vermehrte. Es versteht sich von selbst, daß diese Herren auf eigene Kosten für anständige schwarz-weiße Uniform sorgen, Auch das gewaltige Haupt mit stattlichem Helme bedeckend, Von Roßhaaren umwallt; und fürchterlich winkte der Helmbusch! Wir andern Bürger werden, wenn sie zu Stande kömmt, dieser Heiligenschaar dann eine weiße Fahne verehren, in welcher mit Schwarz der Vers des hohen Liedes, welches ja doch diese Leute so gerne hören, geschrieben stände: „Nicht Roß nicht Reisige, sichern die steile Höh', wo Fürsten steh'n! etc.“ Dies, nebst dem Gerüchte, daß Ober-Regierungsrath Faßbender auch um seine Demission eingekommen, das Neueste. Zu dem Alten, den abscheulichen Militärexzessen, müssen wir noch nachtragen, daß auf der Flingerstraße, wo das Haus des Restaurateurs Säuferlein so arg von Soldaten demolirt wurde, weil angeblich von da aus auf eine Patrouille geworfen sein sollte, es sich durch Zeugen herausgestellt hat, daß ein Unteroffizier, welcher hinter der Patrouille marschirte, einen Stein aufgehoben „und selbst auf die Vorderleute geworfen hat!“ Die Ursache läßt sich leicht errathen. Es lebe die Disziplin! 14 Berlin, 5. Dez. „Knurrende Waldteufel!“ „Knurrende Waldteufel!“ Einen Sechser! Der Manteuffel ist an den Waldteufeln Schuld! Da stehen die armen Kinder (die alten genialen fliegenden Buchhändler) an Kranzler's Ecke und schnurren mit den Waldteufeln, daß den Vorübergehenden Hören und Sehen vergeht. An ihnen vorbei huschen zahllose liebliche Wesen, Kinder der „Freude“ aber zugleich der Noth, der Hungersnoth sogar. Die Geschäfte gehen schlecht, begegnete uns doch neulich Abends eine dieser Freudenspenderinnen, die, nachdem sie vergebens ihre Reize angeboten, uns demüthig um profane 2 Groschen Courant bat. Sie hatte Hunger und lief spornstreichs mit dem Gelde in eiuen Viktualienkeller. Besser ergeht es den Herren Soldaten in ihren Pallästen. Da liegen sie in den Fenstern des Kriegsministeriums und schmauchen ganz gemüthlich aus langen holländischen Pfeifen; oder sie patrouilliren hinter den Schloßgittern und haben vornehme Leckerbissen in den Backentaschen. Die Creme der Gesellschaft spendirt den glücklichen Unglücklichen nach Herzenslust, während der Kehricht der Gesellschaft, die arme Kanaille, sich in die Kasernen schleicht, um das gewöhnliche Essen und den Ueberfluß der Soldaten zu erbetteln. Alles Früchte des Belagerungszustandes, der allgemach das anfängliche romantische Interesse eingebüßt hat, obwohl Vater Wrangel nichts unterläßt, die Achtuug der Biedermänner zu gewinnen. Wie wir hören, sollen später 18,000 Berliner Weißbierfreunde wieder bewaffnet werden. Als Dienstzeichen erhalten sie den preußischen Helm, und an diesem ein weißes Plättchen mit einer Krone! Noch habe ich Ihnen zu berichten, daß der Weihnachtsmarkt nicht auf dem Schloßplatze stattfinden darf. Weshalb, weiß Herr Wrangel. * Berlin, 5. Dezbr. Die heute hier eingetroffene Nachricht von der Abdankung des Kaisers von Oestreich zu Gunsten seines Neffen, des Sohnes der bekannten Erzherzogin Sophie, hat eine allgemeine Sensation hervorgebracht. Die Regierung dieses achtzehnjährigen Kaisers wird nichts anderes sein, als die Regierung seiner Mutter, welche die Seele der Contrerevolution ist. Da die Erzherzogin Sophie die Schwester unserer Königin und in alle Geheimnisse der Potsdamer Kamarilla eingeweiht ist, so ist die gemeinschaftliche Reaktion der beiden Großmächte Oestreich und Preußen im Voraus auf das Genaueste zu bestimmen. Hier herrscht noch immer die größte Unklarheit und Ungewißheit über die Pläne und Absichten des Hofes. (Die Unklarheit hat nun ihr Ende!) Nur so viel steht fest, daß die Nationalversammlung aufgelöst werden wird. An die Landräthe der einzelnen Kreise sind schon Aufträge Seitens der Regierung ergangen, Erkundigungen über die Stimmung in ihren Kreisen, betreffs einer Kammerauflösung und neuer Wahlen einzuziehen. Auch scheint es sicher, daß die Neuwahlen nach dem Modus des Wahlgesetzes vom 8. April vor sich gehen werden. Daß unsere Börse, wie alle andere Institute dieser Art, entschieden reaktionär ist, bedarf wohl kaum noch der Erwähnung. Ihre Haltung seit dem Bombardement Wiens und seit dem Einrücken Wrangel's in unsern Mauern, hat es hinlänglich bekundet. Aber selbst die reaktionären Gelüste dieser Herren würden bei der allgemeinen Geschäftsstockung und Geldklemme in unserer Stadt nicht hingereicht haben, die Course so hoch zu schrauben, wie sie seit einigen Tagen, zum Erstaunen selbst der Börse, gestiegen sind. Des Rathfels einfache Lösung ist aber die, daß das Ministerium durch seine Agenten bedeutende Summen für den Ankauf inländischer Staatspapiere verwenden läßt. Es soll dadurch dem Lande gezeigt werden, daß die besitzende Klasse Vertrauen zum Ministerium und zu der von ihm vertretenen Politik habe. Wir aber glauben, daß trotz dieser Spiegelfechtereien das Land für das Ministerium und seine Politik fortwährend nichts als Mißtrauen hegen wird. * Berlin, 5. Dezbr. Wie die hohen, nobeln, allgewaltigen Herren die Maschinenbauer zu kajoliren suchen, ist sehr ergötzlich. Noch ergötzlicher aber, mit welchem Takt die Maschinenbauer den gedachten Herren symbolische Fußtritte zu geben verstehen. Den Hrn. Wrangel, der ihre Deputation mit einer bodenlosen Höflichkeit behandelte und sich als Mitglied des Maschinenbauer-Vereins betrachtet wissen wollte, wiesen sie mit seinem Ansinnen kurz nnd entschieden zurück. Ebenso wurden ihm die 10 Friedrichsd'or, die er für die Vereinskasse überreicht hatte, auf Beschluß des Vereins sofort wieder zugestellt. Die Maschinenbauer sind zu einsichtsvoll und zu stolz, um sich von den Männern der Contrerevolution, sei's auf diese, sei's auf eine andere Weise, bestechen oder kirren zu lassen. Ollmütz, 3. Dez. Heute Vormittag nach 11 Uhr verkündete ein k. Kommissar unter Trompetenschall den Bewohnern der kaiserl. Hauptstadt Ollmütz: „Se. Maj. der Kaiser Ferdinand I. hat im Lehensaale der fürst-erzbischöflichen Residenz in Gegenwart des versammelten Ministerraths die Abtretung der Krone Oestreichs und aller zur Monarchie gehörenden Länder an Seinen Neffen den Erzherzog Franz Joseph erklärt, und daß Se. k. H. der Erzherzog Franz Karl auf das Thronfolgerecht im Kaiserthum Oestreich zu Gunsten dieses seines ältesten Sohnes verzichtet habe. — Hoch lebe Franz Joseph I., konstitutioneller Kaiser von Oestreich!“ Diese Proklamation wurde an den Hauptplätzen in deutscher und mährischer Sprache dem erstaunten Volke verkündet, das aus Anlaß des Wochenmarktes von Nah und Ferne in großer Zahl anwesend war. Der Kaiser Ferdinand beschloß um 1 Uhr Nachmittags nach Prag abzureisen. Der Erzherzog Ferdinand d'Este reiste mit dem Abdankungsmanifeste des Kaisers bereits nach Dresden und Berlin. Windischgrätz und Jellachich sind gestern Abends hierorts angelangt. * Olmütz, 3. Dez. Das Manifest des neuen östreichischen Kaisers lautet: Wir Franz Joseph I. von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich etc. etc. Durch die Thronentsagung Unseres erhabenen Oheims Kaiser und König Ferdinand I. in Ungarn und Böhmen dieses Namens der V. und die Verzichtleistung Unseres durchlauchtigsten Herrn Vaters des Erzherzogs Franz Karl auf die Thronfolge, kraft der pragm. Sanktion berufen, die Kronen Unserer Reiche auf Unser Haupt zu setzen, verkünden wir hiermit feierlichst allen Völkern Unserer Monarchie Unsere Thronbesteigung unter dem Namen Franz Joseph I. Das Bedürfniß und den hohen Werth freier und zeitgemäßer Institutionen aus eigener Ueberzeugung erkennend, betreten wir mit Zuversicht die Bahn, welche Uns zu einer heilbringenden Umgestaltung und Verjüngung der gesammten Monarchie führen soll. Auf den Grundlagen der wahren Freiheit, der Gleichberechtigung aller Völker des Reiches und der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze, so wie der Theilnahme der Volksvertreter an der Gesetzgebung wird das Vaterland neu erstehen in alter Größe mit verjüngter Kraft, ein unerschütterlicher Bau in der Zeit, ein geräumiges Wohnhaus für die Völker verschiedener Zunge, welche unter dem Scepter Unserer Väter ein brüderliches Band seit Jahrhunderten umfangen hält, fest entschlossen, den Glanz der Krone ungetrübt und die Gesammtmonarchie ungeschmälert zu erhalten. Aber bereit, Unsere Rechte mit den Vertretern Unserer Völker zu theilen, rechnen wir darauf, daß es mit Gottes Beistand und im Einverständnisse mit den Völkern gelingen werde, alle Lande und Stämme der Monarchie zu einem großen Staatskörper zu vereinigen. Schwere Prüfungen sind über uns verhängt, Ruhe und Ordnung in mehreren Gegenden des Reichs gestört worden. In einem Theile der Monarchie entbrennt noch heute der Bürgerkrieg; alle Vorkehrungen sind getroffen, um die Aufrechthaltung der Ordnung vor dem Gesetze allenthalben wieder herzustellen, die Bezwingung des Aufstandes und die Rückkehr des Friedens sind die ersten Bedingungen für ein glückliches Gedeihen unseres Verfassungswerkes. Wir zählen hierbei mit Zuversicht auf die verständige uad aufrichtige Mitwirkung aller Völker durch ihre Vertreter. Wir zähleu auf den gesunden Sinn der stets getreuen Landbewohner, welche durch die neuesten gesetzlichen Bestimmungen über die Lösung des Unterthanenverbandes und der Entlassung des Bodens in den Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte getreten sind. Wir zählen auf unsere getreuen Staatsdiener. Von unserer glorreichen Armee versehen wir uns der allbewährten Tapferkeit, Treue und Ausdauer. Sie wird uns, wie unseren Vorfahren, ein Pfeiler des Thrones, dem Vaterlande und den freien Institutionen ein unerschütterliches Bollwerk. Jede Gelegenheit, das Verdienst, welches keinen Unterschied des Standes kennt, zn belohnen, wird uns willkommen sein. Völker Oesterreich's! Wir nehmen Besitz vom Thron unserer Väter in einer ernsten Zeit. Groß sind die Pflichten, groß die Verantwortlichkeit, welche die Vorsehung Uns auferlegt. Gottes Schutz wird Uns begleiten. — Gegeben in Unserer k. Hauptstadt Ollmütz, 2. Dezember im Jahre des Heils 1848. (L. S.) Franz Joseph. Schwarzenberg. * Prag, 3. Nov. Der Ex-Kaiser und die Ex-Kaiserin trafen heut gegen Mitternacht mit einem Spezialzuge hier ein. Wien, 2. Dezember. Der heute veröffentlichte Stand der Nationalbank vom 28. Nov. gibt wieder die traurige Ueberzeugung, daß an eine Besserung des Geldmarktes an eine Garantie der Banknoten, nicht im Entferntesten zu denken ist. Der Stand des verräthigen Silbers stellt sich nämlich auf 30,817,555 fl. und der Banknoten-Umlauf auf 217,219,604 fl. In den ersten Tagen des Nov. wurde der Stand der Nationalbank vom 31. Okt. veröffentlicht Es war damals der Silbervorrath 32,101,090 fl. und der Banknoten-Umlauf 209,731,396 fl. Folglich gegen den jetzigen Stand um 1,283,535 fl. Silber mehr, und um 7,488,208 fl. Noten weniger in Umlauf. Im Laufe des Monats November konnte unmöglich um mehr als eine Million Silber umgewechselt worden sein, da bekanntlich das Maximum der Umwechslungssumme 2 fl. C.-M. ist. Es muß daher dennoch wahr sein, daß Windischgrätz für seine Truppen einen Betrag von circa 2 Millionen Baargeld aus der Bank behob, damit bei den künftigen Auszahlungen der Löhnungen ja kein Conflict entstehe. Die progressiv mit jedem Monate zunehmende Vermehrung der Banknoten ist bei der innigen Verbindung des Staatskredits mit dem der Bank der beste Thermometer für die österreichische Staatsschuld, — so lange es noch eine solche giebt. In der gestrigen Reichstagssitzung ist endlich der Beschluß gefaßt worden, daß jeder Reichstags-Abgeordnete, der ein Staatsamt annimmt, oder eiu während der Dauer des Reichstags angenommenes Amt bekleidet, so wie jeder zum Abgeordneten erwählte Staatsbeamte, der in eine höhere Dienstes-Kategorie tritt, oder außer der graduellen Vorrückung einen höhern Gehalt oder eine Personal-Zulage erhält, sich einer neuen Wahl unterziehen muß. Die heutige Wiener bringt abermals drei kriegsgerichtliche Urtheile. Es wurden Matteo Padovani, Agent der Triestiner Geschaft, Wenzl Pova, Praktikant des Wiener Kriminalgerichts und Karl David, Schlossergeselle; ersterer zum Tode verurtheilt, mit zwölfjähriger Festungsstrafe aber begnadigt; Pova zu vier, David zu fünfjähriger Schanzarbeit in leichten Eisen verurtheilt. Die Hausdurchsuchungen wegen noch nicht abgelieferten Waffen erstrecken sich auch auf die Umgebungen Wiens. Gestern fanden Visitationen in Hernals, Währing, Döhling und Heiligenstadt statt, lieferten aber kein Resultat. Seit langer Zeit gab es nicht so viele Verrückte in dem Irrenhause als seit der Oktober-Revolution; auch die Selbstmorde haben leider bedeutend zugenommen seit jener Zeit, besonders unter den kleineren Gewerbsleuten, welche den größten Theil ihres Erwer-

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 163. Köln, 8. Dezember 1848, S. 0869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz163_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.