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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 176. Köln, 23. Dezember 1848.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 176. Köln, Samstag den 23. Dezember. 1848.

Bestellungen auf die "Neue Rheinische Zeitung" für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, wolle man baldigst machen und zwar in Köln bei der Expedition der Zeitung (unter Hutmacher Nr. 17), auswärts bei allen Postanstalten Deutschlands.

Für Frankreich übernimmmt Abonnements das königl. Oberpostamt in Aachen, für Holland und Belgien: die königlichen Briefpostämter, für Großbrittanien: das königl. belgische Briefpostamt in Ostende.

Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für Köln nur 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) nur 1 Thlr. 17 Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu.

Die Redaktion bleibt unverändert.

Die bisherigen Monatsgänge der "Neuen Rheinischen Zeitung" sind ihr Programm. Durch ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt. Die "N. Rh. Ztg." ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie.

Inserate: Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung.

Die Gerantur der "Neuen Rheinischen Zeitung."

Gestern ist unsere Zeitung durch außerordentliche Umstände an rechtzeitiger Absendung verhindert worden.

Die Geranten.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Prozeß gegen Gottschalk und Genossen. -- Ein Schreiben des Oberlandsgerichts zu Münster.) Wesselingen. (Der Bürgerverein. -- Strafe.) Münster. (Fackelzug für Temme. -- Der "Westphälische Merkur".) Berlin. (Verbot der "Freien Blätter". -- Waldeck und Bornemann.) Breslau. (Der Pr. Bürgerwehrkongreß. -- Ditto. -- Borchard.) Wien. (Windischgrätz's Abreise von Schönbrunn. -- Welden's Beredtsamkeit. -- Verurtheilungen. -- Der Krieg mit den Ungarn. -- Messenhauser. -- Der Gemeinderath. -- Welden's Ermahnung an die Standrechtspresse. -- Der "österreichische Correspondent" in Olmütz. -- Haussuchungen. -- Kaiserl. Königl. Kriegsbülletins aus Ungarn. -- Preßburg. -- Kriegsoperationen in Ungarn. -- Ministerwechsel. -- Ruhestörung. -- Der Krieg gegen Ungarn.) Kremsier. (Finanzausschuß.) Frankfurt. (National-Versammlung.) Hamburg. (Sitzung der konstituirenden Versammlung.) Flensburg. (Friedensbedingungen.)

Ungarn. (Sieg der Magyaren über die Serben.) Aus der Slovakei. (Vom Kriegsschauplatz.)

Spanien. Madrid. (Thronrede.)

Französische Republik. Paris. (Verdienst um's Vaterland. -- Napoleon als Präsident proklamirt. -- National-Versammlung. -- Vermischtes.)

Schweiz. Zürich. (Rockmann.)

Italien. (Tedeum zu Mailand. -- Ein Bürger zu Padua standrechtlich gemeuchelt. -- Dritte Demonstration zu Genua. -- Unruhen zu Florenz. -- Zucchi und Bevilacqua. -- Angebliche Aufhebung des Belagerungszustandes von Mailand. -- Die Absetzung des Pabstes.)

Großbritannien. London. (Das Pendschab.)

Deutschland.
* Köln, 22. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.

Zweite Abtheilung. -- Viertes Kapitel.

"Nicht wahr, Baron, Sie kennen die Herzogin?" fragte Ritter Schnapphahnski.

""Die Babylonierin, meinen Sie?"" erwiederte der pferdekundige Edelmann.

"Nun, die Herzogin von S.!"

""Allerdings kenne ich sie. Ich verkaufte ihr einst zwei Schimmel, für neunzig Friedrichsd'or, -- zwei Schimmel, sage ich Ihnen, wie zwei Engel; zwei Gäule, die ich liebte, die ich vergötterte. Wenn ich an diese zwei Schimmel denke, da werde ich weich, da kommen mir die Thränen in die Augen. Und nur neunzig Friedrichsd'or -- O, es war entsetzlich!""

"Aber weshalb verkauften Sie so billig?"

""Weil ich die armen Thiere total zu Schanden gefahren hatte; weil sie keinen Schuß Pulver mehr werth waren.""

"Aber, beim Teufel, da bezahlte die Herzogin noch theuer genug!"

""Allerdings, Ritter! Aber wer konnte mir meinen Kummer um die armen Thiere bezahlen? Wer bezahlte mir meinen Schmerz, daß ich die herrlichen Gäule so früh ruinirte?""

"Sie sind sehr naiv, Herr Baron!"

""Ich bin ein Edelmann, Ritter. Seit ich der Herzogin die Schimmel verkaufte, machten wir keine Geschäfte mehr miteinander. Vergebens bot ich ihr das Auserlesenste meines Stalles an. Schekken zum küssen, Füchse zum umarmen, Rappen zum anbeten -- die Herzogin wollte sich auf nichts einlassen. Sie berief sich immer auf die Schimmel; von Neuem riß sie stets die kaum vernarbte Wunde meines Kummers auf.""

"Aber ich finde, daß die Herzogin alle Ursache dazu hatte."

""Ganz natürlich, Ritter; aber als galante Dame hatte sie eben so sehr Ursache, die Geschichte nie wieder zu berühren, nie wieder an die Schimmel zu denken und mir mein Unrecht ein für allemal zu verzeihen. Wenn ich mir als leichtsinniger Mann, in meiner Betrübniß, das Vergnügen machte, die Herzogin für lumpige neunzig Friedrichsd'or hineinzureiten, da mußte sie sich als geniale Frau, das Vergnügen machen, mir diesen Trost zu gönnen -- jedenfalls ist dies logisch -- --""

"Die Logik des Pferdehandels."

""Uebrigens werde ich mich mit der Herzogin aussöhnen. Ich werde ihr täglich den Hof machen; denn ich verehre die Herzogin, ich verehre das Gespann, mit dem sie gestern Abend heranfuhr, und ich werde ihr den höchsten Preis dafür bieten, den je ein Standesherr geboten hat.""

"Ist dies Gespann vielleicht ebenfalls zu Schanden gejagt?"

""Ich bitte sehr um Verzeihung: nicht im Geringsten! Vier Gäule die ihres Gleichen suchen -- --""

"Aber wenn die Herzogin nicht verkaufen will?"

""Nun, da werde ich thun, als ob ich halb verrückt würde.""

"Und hilft auch das nichts?"

""Da werde ich mich todtzuschießen drohen.""

"Und kommen Sie noch immer nicht zum Ziel?"

""Nun, da werde ich bis zum äußersten gehen, ich werde der Herzogin zu Füßen fallen, ich werde ihre Kniee umfassen, ich werde ihr eine -- Liebeserklärung machen.""

Herr von Schnapphahnski taumelte drei Schritte zurück, als ob er plötzlich in der Person des Barons einen der gefährlichsten Konkurrenten sähe.

"Eine Liebeserklärung --?" erwiederte er endlich mit besonderem Nachdruck.

""Allerdings, lieber Ritter, denn ich kann nicht länger leben, ohne die vier Hengste der Herzogin.""

"Aber wissen Sie auch, daß die Herzogin fast sechszig Jahre alt ist?"

""Ich weiß, daß ihre Hengste die schönsten auf der Welt sind.""

"Wissen Sie, daß die Herzogin falsche Waden trägt, falsche Zähne, falsche Haare?"

""Ich weiß, daß ihre Hengste, echte Schweife, echte Mähnen und echte Hufen haben.""

"Wissen Sie, daß Sie sich vor der ganzen Welt lächerlich machen werden?"

""Ich weiß, daß ihre Hengste Stück für Stück hundert Pistolen werth sind.""

"Wissen Sie, daß es ein Verrath an Ihrer Jugend sein würde, wenn Sie sich mit einer so alten Person einließen?"

""Ich weiß, daß die Hengste der Herzogin meinen Stall ungemein zieren würden --""

Doch der Baron lachte plötzlich laut auf:

""Ich wollte Sie nur auf die Probe stellen, lieber Ritter. Es freut mich, daß wir einerlei Meinung über die Herzogin sind. Man sagte mir gestern, daß Sie wirklich mit ernstlichen Absichten auf die Herzogin losrückten. Ich konnte mir dies nicht denken. Nach dem was Sie mir eben von der Herzogin sagen, ist es unmöglich: Nicht wahr, Herr Ritter, die Herzogin ist eine alte Runkelrübe?"" -- Herr von Schnapphahnski biß sich die Lippen. -- ""Eine alte Runkelrübe, die einst der Berggeist Rübezahl in ein [Fortsetzung]

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 176. Köln, Samstag den 23. Dezember. 1848.

Bestellungen auf die „Neue Rheinische Zeitung“ für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, wolle man baldigst machen und zwar in Köln bei der Expedition der Zeitung (unter Hutmacher Nr. 17), auswärts bei allen Postanstalten Deutschlands.

Für Frankreich übernimmmt Abonnements das königl. Oberpostamt in Aachen, für Holland und Belgien: die königlichen Briefpostämter, für Großbrittanien: das königl. belgische Briefpostamt in Ostende.

Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für Köln nur 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) nur 1 Thlr. 17 Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu.

Die Redaktion bleibt unverändert.

Die bisherigen Monatsgänge der „Neuen Rheinischen Zeitung“ sind ihr Programm. Durch ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt. Die „N. Rh. Ztg.“ ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie.

Inserate: Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.

Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung.

Die Gerantur der „Neuen Rheinischen Zeitung.“

Gestern ist unsere Zeitung durch außerordentliche Umstände an rechtzeitiger Absendung verhindert worden.

Die Geranten.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Prozeß gegen Gottschalk und Genossen. — Ein Schreiben des Oberlandsgerichts zu Münster.) Wesselingen. (Der Bürgerverein. — Strafe.) Münster. (Fackelzug für Temme. — Der „Westphälische Merkur“.) Berlin. (Verbot der „Freien Blätter“. — Waldeck und Bornemann.) Breslau. (Der Pr. Bürgerwehrkongreß. — Ditto. — Borchard.) Wien. (Windischgrätz's Abreise von Schönbrunn. — Welden's Beredtsamkeit. — Verurtheilungen. — Der Krieg mit den Ungarn. — Messenhauser. — Der Gemeinderath. — Welden's Ermahnung an die Standrechtspresse. — Der „österreichische Correspondent“ in Olmütz. — Haussuchungen. — Kaiserl. Königl. Kriegsbülletins aus Ungarn. — Preßburg. — Kriegsoperationen in Ungarn. — Ministerwechsel. — Ruhestörung. — Der Krieg gegen Ungarn.) Kremsier. (Finanzausschuß.) Frankfurt. (National-Versammlung.) Hamburg. (Sitzung der konstituirenden Versammlung.) Flensburg. (Friedensbedingungen.)

Ungarn. (Sieg der Magyaren über die Serben.) Aus der Slovakei. (Vom Kriegsschauplatz.)

Spanien. Madrid. (Thronrede.)

Französische Republik. Paris. (Verdienst um's Vaterland. — Napoleon als Präsident proklamirt. — National-Versammlung. — Vermischtes.)

Schweiz. Zürich. (Rockmann.)

Italien. (Tedeum zu Mailand. — Ein Bürger zu Padua standrechtlich gemeuchelt. — Dritte Demonstration zu Genua. — Unruhen zu Florenz. — Zucchi und Bevilacqua. — Angebliche Aufhebung des Belagerungszustandes von Mailand. — Die Absetzung des Pabstes.)

Großbritannien. London. (Das Pendschab.)

Deutschland.
* Köln, 22. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski.

Zweite Abtheilung. — Viertes Kapitel.

„Nicht wahr, Baron, Sie kennen die Herzogin?“ fragte Ritter Schnapphahnski.

„„Die Babylonierin, meinen Sie?““ erwiederte der pferdekundige Edelmann.

„Nun, die Herzogin von S.!“

„„Allerdings kenne ich sie. Ich verkaufte ihr einst zwei Schimmel, für neunzig Friedrichsd'or, — zwei Schimmel, sage ich Ihnen, wie zwei Engel; zwei Gäule, die ich liebte, die ich vergötterte. Wenn ich an diese zwei Schimmel denke, da werde ich weich, da kommen mir die Thränen in die Augen. Und nur neunzig Friedrichsd'or — O, es war entsetzlich!““

„Aber weshalb verkauften Sie so billig?“

„„Weil ich die armen Thiere total zu Schanden gefahren hatte; weil sie keinen Schuß Pulver mehr werth waren.““

„Aber, beim Teufel, da bezahlte die Herzogin noch theuer genug!“

„„Allerdings, Ritter! Aber wer konnte mir meinen Kummer um die armen Thiere bezahlen? Wer bezahlte mir meinen Schmerz, daß ich die herrlichen Gäule so früh ruinirte?““

„Sie sind sehr naiv, Herr Baron!“

„„Ich bin ein Edelmann, Ritter. Seit ich der Herzogin die Schimmel verkaufte, machten wir keine Geschäfte mehr miteinander. Vergebens bot ich ihr das Auserlesenste meines Stalles an. Schekken zum küssen, Füchse zum umarmen, Rappen zum anbeten — die Herzogin wollte sich auf nichts einlassen. Sie berief sich immer auf die Schimmel; von Neuem riß sie stets die kaum vernarbte Wunde meines Kummers auf.““

„Aber ich finde, daß die Herzogin alle Ursache dazu hatte.“

„„Ganz natürlich, Ritter; aber als galante Dame hatte sie eben so sehr Ursache, die Geschichte nie wieder zu berühren, nie wieder an die Schimmel zu denken und mir mein Unrecht ein für allemal zu verzeihen. Wenn ich mir als leichtsinniger Mann, in meiner Betrübniß, das Vergnügen machte, die Herzogin für lumpige neunzig Friedrichsd'or hineinzureiten, da mußte sie sich als geniale Frau, das Vergnügen machen, mir diesen Trost zu gönnen — jedenfalls ist dies logisch — —““

„Die Logik des Pferdehandels.“

„„Uebrigens werde ich mich mit der Herzogin aussöhnen. Ich werde ihr täglich den Hof machen; denn ich verehre die Herzogin, ich verehre das Gespann, mit dem sie gestern Abend heranfuhr, und ich werde ihr den höchsten Preis dafür bieten, den je ein Standesherr geboten hat.““

„Ist dies Gespann vielleicht ebenfalls zu Schanden gejagt?“

„„Ich bitte sehr um Verzeihung: nicht im Geringsten! Vier Gäule die ihres Gleichen suchen — —““

„Aber wenn die Herzogin nicht verkaufen will?“

„„Nun, da werde ich thun, als ob ich halb verrückt würde.““

„Und hilft auch das nichts?“

„„Da werde ich mich todtzuschießen drohen.““

„Und kommen Sie noch immer nicht zum Ziel?“

„„Nun, da werde ich bis zum äußersten gehen, ich werde der Herzogin zu Füßen fallen, ich werde ihre Kniee umfassen, ich werde ihr eine — Liebeserklärung machen.““

Herr von Schnapphahnski taumelte drei Schritte zurück, als ob er plötzlich in der Person des Barons einen der gefährlichsten Konkurrenten sähe.

„Eine Liebeserklärung —?“ erwiederte er endlich mit besonderem Nachdruck.

„„Allerdings, lieber Ritter, denn ich kann nicht länger leben, ohne die vier Hengste der Herzogin.““

„Aber wissen Sie auch, daß die Herzogin fast sechszig Jahre alt ist?“

„„Ich weiß, daß ihre Hengste die schönsten auf der Welt sind.““

„Wissen Sie, daß die Herzogin falsche Waden trägt, falsche Zähne, falsche Haare?“

„„Ich weiß, daß ihre Hengste, echte Schweife, echte Mähnen und echte Hufen haben.““

„Wissen Sie, daß Sie sich vor der ganzen Welt lächerlich machen werden?“

„„Ich weiß, daß ihre Hengste Stück für Stück hundert Pistolen werth sind.““

„Wissen Sie, daß es ein Verrath an Ihrer Jugend sein würde, wenn Sie sich mit einer so alten Person einließen?“

„„Ich weiß, daß die Hengste der Herzogin meinen Stall ungemein zieren würden —““

Doch der Baron lachte plötzlich laut auf:

„„Ich wollte Sie nur auf die Probe stellen, lieber Ritter. Es freut mich, daß wir einerlei Meinung über die Herzogin sind. Man sagte mir gestern, daß Sie wirklich mit ernstlichen Absichten auf die Herzogin losrückten. Ich konnte mir dies nicht denken. Nach dem was Sie mir eben von der Herzogin sagen, ist es unmöglich: Nicht wahr, Herr Ritter, die Herzogin ist eine alte Runkelrübe?““ — Herr von Schnapphahnski biß sich die Lippen. — „„Eine alte Runkelrübe, die einst der Berggeist Rübezahl in ein [Fortsetzung]

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[0947/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 176. Köln, Samstag den 23. Dezember. 1848. Bestellungen auf die „Neue Rheinische Zeitung“ für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, wolle man baldigst machen und zwar in Köln bei der Expedition der Zeitung (unter Hutmacher Nr. 17), auswärts bei allen Postanstalten Deutschlands. Für Frankreich übernimmmt Abonnements das königl. Oberpostamt in Aachen, für Holland und Belgien: die königlichen Briefpostämter, für Großbrittanien: das königl. belgische Briefpostamt in Ostende. Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für Köln nur 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) nur 1 Thlr. 17 Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu. Die Redaktion bleibt unverändert. Die bisherigen Monatsgänge der „Neuen Rheinischen Zeitung“ sind ihr Programm. Durch ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt. Die „N. Rh. Ztg.“ ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie. Inserate: Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung. Die Gerantur der „Neuen Rheinischen Zeitung.“ Gestern ist unsere Zeitung durch außerordentliche Umstände an rechtzeitiger Absendung verhindert worden. Die Geranten. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Prozeß gegen Gottschalk und Genossen. — Ein Schreiben des Oberlandsgerichts zu Münster.) Wesselingen. (Der Bürgerverein. — Strafe.) Münster. (Fackelzug für Temme. — Der „Westphälische Merkur“.) Berlin. (Verbot der „Freien Blätter“. — Waldeck und Bornemann.) Breslau. (Der Pr. Bürgerwehrkongreß. — Ditto. — Borchard.) Wien. (Windischgrätz's Abreise von Schönbrunn. — Welden's Beredtsamkeit. — Verurtheilungen. — Der Krieg mit den Ungarn. — Messenhauser. — Der Gemeinderath. — Welden's Ermahnung an die Standrechtspresse. — Der „österreichische Correspondent“ in Olmütz. — Haussuchungen. — Kaiserl. Königl. Kriegsbülletins aus Ungarn. — Preßburg. — Kriegsoperationen in Ungarn. — Ministerwechsel. — Ruhestörung. — Der Krieg gegen Ungarn.) Kremsier. (Finanzausschuß.) Frankfurt. (National-Versammlung.) Hamburg. (Sitzung der konstituirenden Versammlung.) Flensburg. (Friedensbedingungen.) Ungarn. (Sieg der Magyaren über die Serben.) Aus der Slovakei. (Vom Kriegsschauplatz.) Spanien. Madrid. (Thronrede.) Französische Republik. Paris. (Verdienst um's Vaterland. — Napoleon als Präsident proklamirt. — National-Versammlung. — Vermischtes.) Schweiz. Zürich. (Rockmann.) Italien. (Tedeum zu Mailand. — Ein Bürger zu Padua standrechtlich gemeuchelt. — Dritte Demonstration zu Genua. — Unruhen zu Florenz. — Zucchi und Bevilacqua. — Angebliche Aufhebung des Belagerungszustandes von Mailand. — Die Absetzung des Pabstes.) Großbritannien. London. (Das Pendschab.) Deutschland. * Köln, 22. Dez. _ Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Zweite Abtheilung. — Viertes Kapitel. „Nicht wahr, Baron, Sie kennen die Herzogin?“ fragte Ritter Schnapphahnski. „„Die Babylonierin, meinen Sie?““ erwiederte der pferdekundige Edelmann. „Nun, die Herzogin von S.!“ „„Allerdings kenne ich sie. Ich verkaufte ihr einst zwei Schimmel, für neunzig Friedrichsd'or, — zwei Schimmel, sage ich Ihnen, wie zwei Engel; zwei Gäule, die ich liebte, die ich vergötterte. Wenn ich an diese zwei Schimmel denke, da werde ich weich, da kommen mir die Thränen in die Augen. Und nur neunzig Friedrichsd'or — O, es war entsetzlich!““ „Aber weshalb verkauften Sie so billig?“ „„Weil ich die armen Thiere total zu Schanden gefahren hatte; weil sie keinen Schuß Pulver mehr werth waren.““ „Aber, beim Teufel, da bezahlte die Herzogin noch theuer genug!“ „„Allerdings, Ritter! Aber wer konnte mir meinen Kummer um die armen Thiere bezahlen? Wer bezahlte mir meinen Schmerz, daß ich die herrlichen Gäule so früh ruinirte?““ „Sie sind sehr naiv, Herr Baron!“ „„Ich bin ein Edelmann, Ritter. Seit ich der Herzogin die Schimmel verkaufte, machten wir keine Geschäfte mehr miteinander. Vergebens bot ich ihr das Auserlesenste meines Stalles an. Schekken zum küssen, Füchse zum umarmen, Rappen zum anbeten — die Herzogin wollte sich auf nichts einlassen. Sie berief sich immer auf die Schimmel; von Neuem riß sie stets die kaum vernarbte Wunde meines Kummers auf.““ „Aber ich finde, daß die Herzogin alle Ursache dazu hatte.“ „„Ganz natürlich, Ritter; aber als galante Dame hatte sie eben so sehr Ursache, die Geschichte nie wieder zu berühren, nie wieder an die Schimmel zu denken und mir mein Unrecht ein für allemal zu verzeihen. Wenn ich mir als leichtsinniger Mann, in meiner Betrübniß, das Vergnügen machte, die Herzogin für lumpige neunzig Friedrichsd'or hineinzureiten, da mußte sie sich als geniale Frau, das Vergnügen machen, mir diesen Trost zu gönnen — jedenfalls ist dies logisch — —““ „Die Logik des Pferdehandels.“ „„Uebrigens werde ich mich mit der Herzogin aussöhnen. Ich werde ihr täglich den Hof machen; denn ich verehre die Herzogin, ich verehre das Gespann, mit dem sie gestern Abend heranfuhr, und ich werde ihr den höchsten Preis dafür bieten, den je ein Standesherr geboten hat.““ „Ist dies Gespann vielleicht ebenfalls zu Schanden gejagt?“ „„Ich bitte sehr um Verzeihung: nicht im Geringsten! Vier Gäule die ihres Gleichen suchen — —““ „Aber wenn die Herzogin nicht verkaufen will?“ „„Nun, da werde ich thun, als ob ich halb verrückt würde.““ „Und hilft auch das nichts?“ „„Da werde ich mich todtzuschießen drohen.““ „Und kommen Sie noch immer nicht zum Ziel?“ „„Nun, da werde ich bis zum äußersten gehen, ich werde der Herzogin zu Füßen fallen, ich werde ihre Kniee umfassen, ich werde ihr eine — Liebeserklärung machen.““ Herr von Schnapphahnski taumelte drei Schritte zurück, als ob er plötzlich in der Person des Barons einen der gefährlichsten Konkurrenten sähe. „Eine Liebeserklärung —?“ erwiederte er endlich mit besonderem Nachdruck. „„Allerdings, lieber Ritter, denn ich kann nicht länger leben, ohne die vier Hengste der Herzogin.““ „Aber wissen Sie auch, daß die Herzogin fast sechszig Jahre alt ist?“ „„Ich weiß, daß ihre Hengste die schönsten auf der Welt sind.““ „Wissen Sie, daß die Herzogin falsche Waden trägt, falsche Zähne, falsche Haare?“ „„Ich weiß, daß ihre Hengste, echte Schweife, echte Mähnen und echte Hufen haben.““ „Wissen Sie, daß Sie sich vor der ganzen Welt lächerlich machen werden?“ „„Ich weiß, daß ihre Hengste Stück für Stück hundert Pistolen werth sind.““ „Wissen Sie, daß es ein Verrath an Ihrer Jugend sein würde, wenn Sie sich mit einer so alten Person einließen?“ „„Ich weiß, daß die Hengste der Herzogin meinen Stall ungemein zieren würden —““ Doch der Baron lachte plötzlich laut auf: „„Ich wollte Sie nur auf die Probe stellen, lieber Ritter. Es freut mich, daß wir einerlei Meinung über die Herzogin sind. Man sagte mir gestern, daß Sie wirklich mit ernstlichen Absichten auf die Herzogin losrückten. Ich konnte mir dies nicht denken. Nach dem was Sie mir eben von der Herzogin sagen, ist es unmöglich: Nicht wahr, Herr Ritter, die Herzogin ist eine alte Runkelrübe?““ — Herr von Schnapphahnski biß sich die Lippen. — „„Eine alte Runkelrübe, die einst der Berggeist Rübezahl in ein [Fortsetzung]

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 176. Köln, 23. Dezember 1848, S. 0947. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz176_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.