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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 188. Köln, 6. Januar 1849.

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Posamentirer Rue neuve Chabrol 14; Barbiere und Haarkräusler Rue de Gravilliers 18; Schuhmacher Rue Rambutean 108 und Place de Louvre 26; Schneider Rue Clichy 68; Sattler Rue des petits Hotels 23 und Rue neuve Fontaine St. Georges 8; Wäscherinnen Rue St. Honore 66; Formirer Rue du Cadran 12; Hutmacher Rue des trois Pavillons 5; Knopfmacher Rue Fontaine au roi 20; Papierkrämer Rue du grand Prieure 10; Bäcker Rue d'Enfer 7; Köche oder Restaurants boulevard Pigale 36; Rue Simon le Franc 18; Chaussee du Maine. Das Arbeitsvolk kann jetzt bei Arbeitern also sich billig und gut nähren und kleiden; in der associrten Küche ißt man vortrefflicher für einen Franken als anderswo für drei. Die Preise der Waaren in allen übrigen Associationen sind ebenso erniedrigt. Das Nettoeinkommen ist bei Haarkräuslern, Köchen und Bäckern schon so bedeutend, daß die Bourgeois der respectiven Gewerbe vor Wuth und Kummer schier ganz abmagern und entweder die Bude schließen, oder in die Association werden treten müssen; es sei denn daß die reichen faulen Spitzbuben in der Kammer Verbotgesetze wider die Associationen schmieden, womit freilich ein Socialkrieg entbrennte "gegen den die Juniaffaire ein Sommernachtstraum" (Citoyen de Dijon.)

"Ein neuer Horizont geht auf für diese Arbeiterwelt, unter deren Riesenfüßen bald das verfluchte Gehirn der Menschheitsfeinde zerquetscht verspritzen wird (Democrate in Toulouse). Es ist herrlich anzuschauen, wie das junge Leben sich durchbricht und die alten Institutionen in das kalte, trockene Absterben hineintreibt, auf medizinisch der kalte Brand geheißen, wogegen kein Kraut gewachsen ist; daß nöthigenfalls auch chirurgisch nachgeholfen werden darf, versteht sich von selber, siehe 1793" (Peuple souverain). Guizot kommt nächste Woche nebst Duchatel und Hebert und den sonstigen vom Obergericht der Republik außer Schuld gesprochenen, Exministern Louis Philipps nach Paris. Ein Italiener lächelte als er dies hörte: "aber warum machen die guten Französchen es nicht wie wir mit Signor Nossi?" -- "Das widerstrebt der Ritterlichkeit und Großmuth der Franzosen," war der Bescheid. "Han perduto 'l ben del intelletto" lächelte der Italiener achselzuckend mit Dante's Worten (sie haben die Wohlthat der Vernunft eingebüßt.)

Bilanz Frankreichs.

(Fortsetzung.)

Die Prahlerei mit der starken Anzahl von Proprietäten in Frankreich wird gar komisch, wenn man Hrn. Dupin und Blanqui (Bruder des Revolutionärs) fragt, ob sie diesen stattlichen Namen auch auf arme Schlucker appliciren wollen, die 2-3 Stückchen Land oder ein Häuschen mit 1, 2, 3, 4 Oeffnungen haben. Dupin sagte 1832 in der Kammer: "Die Masse der Steuern des Bodens ruht auf der Masse der Gesellschaft, des Volks; wollen Sie die große Agrikultur, die großen Besitzer belasten? so sage ich Ihnen, daß unter den 4 Millionen französischer Grundbesitzer volle 3,900,000 sind, die keine Pächter haben, keinen Zoll breit über 2-3 Hektars, die sie mit dem Schweiß ihrer Stirn benetzen Will man auf diese Leute erhöhte Abgaben schlagen? womit sollen sie dann ihren Nothbedarf und ihre seltenen, demüthigen Vergnügungen herbeischaffen?" Und auch Hr. Blanqui, sonst kein Pessimist, sagt: "Viele, viele s. g Grundbesitzer besitzen nichts, um sich zu kleiden, zu speisen, und dennoch lastet die grimmige Steuer auf ihnen, sie stehen eingeschrieben in Rubrik und Linie ins unerbittliche Buch des Einnehmers, sind aber zu arm, um das Dach und die Mauer in Stand zu setzen." Unser berühmter Statistiker Lullin Chateauvieux sagt: "Wir haben 46 Millionen kultivirtes und kultivirbares Land; die Einzelperson braucht mittlermaßen zur Existenz, beim heutigen Standpunkt des Bodenbaus, die ziemlich große Quantität von 1 Hektar und 23 Aren, und trotz diesem unleugbaren Satze haben die 9,900,000 s. g. Kleinbesitzer mittlermaßen weniger als 1 Hektar 23 Aren. Folglich hungern sie."

Hier ist die Tabelle:

8000 Familien haben 355 Hekt jede, also im Ganzen 2840000 Hekt.
15000 Familien haben 180 Hekt jede, also im Ganzen 2700000 Hekt.
67000 Familien haben 84 Hekt jede, also im Ganzen 5628000 Hekt.
110000 Familien haben 56 Hekt jede, also im Ganzen 6160000 Hekt.
220000 Familien haben 35 Hekt jede, also im Ganzen 7700000 Hekt.
480000 Familien haben 14 Hekt jede, also im Ganzen 6720000 Hekt.
3900000 Familien haben 3 u. 64 Ar. jede, also im Ganzen 14252000 Hekt.
4800000 Familien haben 46000000 Hekt.

Also die Familie zu 5 Individuen, formiren diese 3,900,000 Eigenthümer eine Sektion von 20 Millionen Franzosen und Französinnen, die schlechthin eben so elendiglich existiren wie die in der ersten und zweiten Kategorie.

Was man auch durch folgendes erhärten kann:

2602705 Familien haben nicht über 50 Fr. Einkommen
873997 Familien haben nicht über 100 Fr. Einkommen
737126 Familien haben nicht über 200 Fr. Einkommen
369603 Familien haben nicht über 300 Fr. Einkommen
342082 Familien haben nicht über 500 Fr. Einkommen
276615 Familien haben nicht über 1000 Fr. Einkommen
170579 Familien haben nicht über 2000 Fr. Einkommen
23777 Familien haben nicht über 5000 Fr. Einkommen
16578 Familien haben nicht über 10000 Fr. Einkommen
6681 Familien haben über 10000 Fr. Einkommen

In der Schön'schen Statistik heißt es:

8000 Grundstücke haben 1200 Arpents Inhalt
90000 Grundstücke haben 283 Arpents Inhalt
200000 Grundstücke haben 160 Arpents Inhalt
600000 Grundstücke haben 83 Arpents Inhalt
3400000 Grundstücke haben 15 Arpents Inhalt
4300000

Kurz, man kommt in den verschiedenen Tabellen, bei differirenden Ziffern, stets auf ein gemeinsames Ergebniß. Schön zählt jener unglücklichen Kleinbesitzer 3,400,000 die nur 5 Hektaren oder 15 Arpents haben, während andere Tabellen auf 3,476,708 die Zahl derer ansetzen, die per Familie 75 Fr. jährlich, a Person also 15 Fr, genießen. Und diese Personen nennt man keck: "Eigenthümer." Es gehört ein besonderer Muth dazu. Und Rubichon und Mounier haben Recht, diese Leute "die hungernden Bauern" zu nennen, circa 10-12 Mill. was sie so ausdrücken: "in Frankreich leben zwei Millionen Familien Bauern, welche, um sich vom Tode entfernt zu halten, gezwungen sind, zu verzehren was sie produciren." Im Code steht bekanntlich das famose Gesetz: "Wenn der Eigenthümer die Grundauflagen nicht zahlen kann, so ist es ihm erlaubt, sein Grundstück der Regierung zu überlassen." Dies Gesetz brachte neulich der Präfekt der Niederalpen seinen Provinzialen als ein gutes Mittelchen in Erinnerung, sich ihres Besitzes auf eine bequeme Art zu entledigen.

Von 1 Fr. bis 20 Fr. zahlen 8000000 Grundstücke
Von 21 Fr. bis 30 Fr. zahlen 600000 Grundstücke
Von 101 Fr. bis 300 Fr. zahlen 300000 Grundstücke
Von 301 Fr. bis 400 Fr. zahlen 34000 Grundstücke

Der Fiskus weist uns ebenfalls hiebei auf den richtigen Pfad. Durchschnittlich zahlt ein Haus 4 Fr. 76 Cent Grundsteuer, und 1 Hektar zahlt 2 Francs 46 Centimen. Durch die so genannten Additionellcentimen steigt die Haussteuer meist auf 8, die Hektarsteuer auf 4 Fr. Die Finanzverwalter nehmen an, daß die Grundsteuer etwas unter einem Siebentel des Netto-Ertrags ausmachen, also sich zum Netto-Ertrag verhalte wie 1 zu 6 Fr. 92 Cent. Folglich ist ein Hektar darnach auf 17 Fr. Jahresertrag netto veranschlagt. Und wir hatten Recht, deucht uns, oben nicht viel Aufhebens zu machen von den unter 20 Fr. zahlenden Grundstücken, denn ein Acker, der 20 Fr. an den Fiskus zahlen muß, stellt als Netto-Ertrag nur die trübselige Summe von 136-140 Fr. dar. Soll davon eine aus 5 Häuptern bestehende Bauernfamilie ein Jahr vegetiren, so hat das doch Schwierigkeiten. Dem wird freilich auf allerlei Manieren abzuhelfen probirt, z. B. der Junge wird ins Militär oder ins Handwerk gesteckt, das Mädchen als Dienstbotin nach dem Schloß oder ins nächste Städtchen, wenns Glück gut, nach Paris spedirt. Aber man muß auf diese Abhülfmittel doch nicht all zu stolz sein, wenn man eine civilisirte Nation sein will. Zu dem bitte ich zu bemerken, daß alle Hütten mit 1-3 Oeffnungen weniger denn 5 Fr. Steuer zahlen, folglich können die 3 1/2 Millionen hüttenbewohnender Franzosen in den Landgemeinden nur jeder einige Hunderttheile von einem Are Bodenbesitz haben. Es ist wohl zu erwägen, daß sogar Morogus, ein sehr vorsichtiger Statistiker, zu unserm Resultat kommt, indem er schreibt:

Nicht salariirte 850000 Einwohner
Dem Staat zur Last 750000 Einwohner
Salariirte, Arbeiter 30900000 Einwohner
Summa 32500000 Einwohner.

So stand es vor 15 Jahren.

Die Salariirten theilt er ein wie folgt:

1. Klasse mit 400,000 Personen a 400 Fr. per Kopf im Jahre, haben [t]äglich 1 Fr. 10 Cent.;
2. Klasse mit 1,000,000 Personen a 350 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 96 Cent.;
3. Klasse mit 2,000,000 Personen a 300 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 82 Cent.;
4. Klasse mit 2,000,000 Personen a 250 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 69 Cent.;
5. Klasse mit 3,000,000 Personen a 200 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 50 Cent.;
6. Klasse mit 7,500,000 Personen a 150 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 41 Cent.;
7. Klasse mit 7,500,000 Personen a 120 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 33 Cent.;
8. Klasse mit 7,500,000 Personen a 91 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 25 Cent.;
30,900,000 Personen mit durchschnittlich 232 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich durchschnittlich 63 Cent.

Die Summe der Löhne beläuft sich auf 4920 Milliarden, womit Dupin übereinzustimmen pflegte.

Die 4 letzten Klassen dieser Salariirten enthalten 25 1/2 Millionen Menschen beider Geschlechte und jedes Alters; sie kommen also an Zahl ziemlich den 26 Millionen gleich, die nach unsern obigen Berechnungen in der 1. und 2. Kategorie des Darbens standen.

12 Paris, 3. Jan.

Napoleon ist ein Vagabund, Vagabund seinem Wesen nach, seiner Natur nach, seiner Geburt nach, und nun will man, daß dieser Vagabund sich an ein regelmäßiges Leben gewöhne, daß er feste Stunden zum Aus- und Einfahren habe, damit man besser auf seine persönliche Sicherheit wachen könne, damit man wisse, zu welcher Stunde man Wache auszustellen und den Tambour schlagen zu lassen habe. Das Alles ist dem Präsidenten Napoleon sehr unbequem. Feste Stunden zum Ausfahren! Das klingt ja beinahe wie Louis Philipp, wenn es nicht klingt wie Festung Hamm.

Napoleon ist ein Vagabund, geboren und erzogen als Vagabund, aber nicht Vagabund im Sinne des Kaisers Napoleon, der durch Europa vagabundirend, das Kriminal-Gesetzbuch mit Füßen tritt und einen neuen Code, einen Code-Napoleon schafft, sondern ein Vagabund im praktischen Sinne, ein Vagabund, der jedes Mal anstreift an den Code-Napoleon, seines Onkels und Kaisers, und mit mehr oder weniger Glück den Strafen entschlüpft, die sein Onkel und Kaiser für ungezogene und mißrathene Neffen anberaumt hat. Wie kann dieser Vagabund, der sein ganzes Leben in Europa und seinen Gasthäusern herumgefahren ist, sich an das Regime seiner Minister binden? Nun hätte man aber auch sehen sollen, wie dieser ex-jeune-homme einen Streich nach seinem Kopfe ausgeführt hat; wie er gestern der ministeriellen Etiquette zum Trotze ausgerissen ist aus seinem Hotel, hoch zu Roß, gedrängt von der spöttisch-jubelnden Menge, die ihn erkannt und genöthigt, sich nach Hause zu retiriren, angeblich, um sich den Hurrah's zu entziehen; in der That aber, weil er fürchtete, stante pede zum Kaiser gestempelt zu werden. Der Zulauf und der Wirrwarr war so groß, daß der Gouverneur des Hotels vor lauter Schrecken dem Napoleon die Thüre seines eigenen Hauses nicht öffnen wollte. Dies sind kleine Zufälle, Abentheuer, wie sie einem Braunschweiger leicht begegnen können.

Von Napoleon zum Salze. Man weiß, daß die fast gänzliche Abschaffung der Salzsteuer, die von der Kammer beschlossen worden, eine unwiderrufliche Maßregel ist; das Journal des Debats warf bei diesem Gedanken einen Blick der Sehnsucht und der Wehmuth auf die frühere Pairskammer, die wenigstens jeden "voreilig und zu rasch gefaßten Beschluß" berichtigen konnte.

Dupin hatte denselben Gedanken in einer andern Form ausgedrückt. Die Constitution, sagte er, müsse die Revision gestatten und er appellire von Philipp dem trunkenen an Philipp den nüchternen. Luther hatte appellirt de papa male informato ad papam melius informandum. Dupin appellirt von der trunkenen Kammer an die nüchterne; und er besteht heute abermals auf die Annahme eines Gesetztentwurfes in Bezug auf die Revision. Der Abbe Fayet beleuchtet die wahre Absicht des Herrn Dupin. "Er will von dem trunkenen Philipp an einen nüchternen appelliren? Ich habe bisheran immer gesehen, daß Philipp der trunkene das Budget, und Philipp der nüchterne das Volk ist."

Derjenige, der die meiste Bitterkeit von dieser Salzfrage einschlürfte, ist Marrast. Man warf ihm vor, daß er nicht zu präsidiren wisse. Marrast will beweisen, daß er von jeher ein vortrefflicher Präsident gewesen, und zwar dadurch, daß er Präsident bleiben will. Er gibt diese seine Absicht kund in einem Briefe an das Journal "Evenement": Marrast, die Ruine der Regierung vom National, die jetzt an das "Siecle" (Odilon-Barrot) übergegangen. -- Der Kongreß zu Brüssel wird nicht statt finden; das Vermittelungprojekt ist so gut wie aufgegeben. Die "Patrie", ein offizielles Blatt, theilt diese Nachricht mit, mit folgender Bemerkung: "Oestreich hatte, wie man weiß, nur gezwungener Weise den Kongreß angenommen. Der Vorwand, der sich ihm bietet, den Kongreß als unnütz zu bezeichnen, ist das Programm Gioberti's. Letzterer sagte, daß Sardinien nicht aufhören würde, sich zum Kriege vorzubereiten. Oestreich will in dieser Aeußerung eine Kriegserklärung erblicken, und sagt jetzt, daß der Kongreß keinen Sinn habe vom Augenblicke, wo Sardinien nicht an den Frieden dächte."

17 Paris, 3. Jan.

Die Zeitung des Ober-Börsenwolfs Bertin, Expair von Frankreich, interessirt sich immer noch auf rührende Weise für das "kleine Heldenvolk der Dänen," für "die dem germanischen Stammwesen eingeborne und folglich ihm natur- und heilgemäße Zerstückeltheit Deutschlands," für die "ebenso tapfern als edeln" Kroaten, für die 40 tyrannischen Kardinäle, kurz für alles, was menschheitsfeindlich. Aus Köln läßt sie sich melden: "Ich schreibe Ihnen nur, um Sie zu benachrichtigen, daß der König von Würtemberg und Herzog von Nassau sich dem König von Preußen als erblichem deutschen Kaiser unterwerfen zu wollen erklärt haben. Gerade jetzt sehen wir in West- und Süddeutschland, besonders Gießen, Mainz, selbst in Mannheim, wie Klubs und Vereine aller Art in dem nämlichen Sinn sich aussprechen. Auch die einstimmige Beipflichtung des braunschweiger Landtags ist bedeutsam, und so dürfte denn der Widerstand von gewisser Seite her, enden." Vorige Woche noch jubilirte Bertin über die "zur Mythe verflüchtigte" deutsche Einheit. Dasselbe Ehrenblatt ließ und läßt bekanntlich seit zehn Jahren sich keine Sympathie anmerken für die vielen Hundert in Buenos-Ayres von dem Blutsäufer und Golderpresser Rosas ruinirten und todtgeschlagenen französischen Familien, und jedesmal, wenn der "große Staatsmann" Guizot (dessen fröhliche Heimkehr seine Pariser Freunde in diesen Tagen erwarten) in der Kammer interpellirt, wenn das dicke Paket privater und korporativer Klagebriefe, von den Platafranzosen nach der Heimath geschickt, durch Oppositionsmitglieder dem "großen Staatsmann" unter die Nase gehalten ward, dann drechselte er einige rhetorische Phrasen und die Ministerialmeute schlug ihr offizielles Geheul auf Tagesordnung an, und diese ging auch jedesmal mit Glanz durch. Die Schmutzigkeit der französischen Börsenrace zeigte sich immer recht deutlich dabei; wie hätte die englische drein gedonnert, wären des Rosas Schlachtopfer Engländer gewesen! Wohlan, dieses Bertin'sche Blatt fährt plötzlich aus seinem Stoicismus heraus und schluchzt und droht mit "öffentlicher Acht" und "vielleicht mit juristischem Einschreiten," weil die von Cabet nach Texas gesandten Kolonisten, laut Bericht des ehemaligen Kommunisten Dubuisson, in schlechter Lage sich befinden. Neulich citirte Bertin, bei Gelegenheit eines Proudhon'schen Ausfalls gegen Frauen-Emanzipation, alte und neue Testamentsverse; diesmal ergeht er sich in jupiterartigen Rumore. Schade nur, daß seine Zeugnisse aus dem "New-York Herald" und "Echo de la Lousiane" entnommen sind; zwei sattsam der demokratischen Presse Europa's bekannten Bourgeois- und Jesuitenblättchen. Uebrigens wird man bald den wahren Sachbestand anderswoher hören; ich werde ihn mittheilen. Auch Monsieur Veron ertobt in heiligem Eifer und schimpft auf Cabet. Wer ist Mons. Veron? ein Millionär und Besitzer des Constitutionnel, ein Börsenluchs, der 150,000 Fr. erhaschte durch die "sachkundige" Ausbeutung der Journalannoncen, ein reicher heiterer Mann, der einst für Fräulein Rachel, als sie noch fast ein Kind, Wohlgefallen empfand und dem Papa ein fast 35,000 Fr. kostendes Halsband für Töchterchen als Trinkgeld in die Hand drückte, worauf das Weitere sich ergab; ein moralischer Mann, der vor Amnestie warnt, ein Gönner der Romanoff und Orleans und in seinen Leitartikeln dem Jellachich manches Kußhändchen, dem Windischgrätz manches Lorbeerkränzchen zuwerfend. Dieserlei Brut befehdet hier zu Lande den Kommunismus. "Die Drohung, die General Wrangel, das Weinglas erhebend, auf einem Bankett ausstieß, macht keinen französischen Demokraten stutzig. (Peuple souverain in Lyon). Wir wissen, daß der einköpfige schwarze Adler mit den goldenen Kleestengeln eine ebenso wilde Bestie ist ald der zweiköpfige an der Donau und an der Newa; alle diese Raubvögel sind zu vertilgen mit Stumpf und Stiel, sammt Brut und Horst, und thut's Noth, kriegt man diese gefährlichen Raubthiere nicht anders herunter, nun so haut man den Baum ab oder sengt ihn ab mit demokratischer Flamme. Herr Wrangel, der große Dänentriumphator, erscheint uns auf derselben Stufe wie unser wüster Bugeaud und Rulhieres, wie Windischgrätz u. s. w. Er trank in Berlin auf einen baldigen Feldzug am Rhein, wohin er als Oberkommandant der heiligen Allianz geht, im Namen des Vaters, Sohns und h. Geistes. Glück auf! Deutschlands Socialdemokraten, unsere theuern Brüder auf dem Kampfgefilde für die Menschheit, werden wissen, was sie hinterm Rücken der Kriegsknechte zu thun haben, wie das ja auch von einem uns bekannten deutschen Demokraten auf dem französisch-deutschen Bruderbankett zu Paris am 24. Dezember mit einfachen sonnenklaren Worten ausgesprochen ward. Aber auch wir französische Socialdemokraten, die wir keine Eroberungs- sondern Propagandakriege führen wollen, wissen was wir zu thun haben, wenn unser gutes Blut auf Kommando unserer Kartätscher und Arbeitermassakrirer von der Straße Transnonain und Grenoble, unter der phantastischen Fahne des Ruhmes a la Napoleon oder a la Louis XIV. verspritzt werden soll. Platz da! Kopf weg! Hut ab! Die Volksjustiz ist los! Wer nicht bei Seite springt, wird zermalmt! Es lebe das Proletariat und die Verbrüderung desselben in allen Ländern!"

Bilanz Frankreichs.

(Fortsetzung.)

Die Malthusschüler sagen und singen bekanntlich schrecklich viel von dem Sparkassensystem, wodurch der Arbeiter beseligt werde. Laßt uns diese Seligkeit unter dem Vergrößerungsglase einmal betrachten; denn obwohl die Malthusianer meist bebrillte Professoren sind, scheint ihnen doch das Nähere zu entschlüpfen. Am 31. Dec. 1843 lagen 242 Mill. Fr. in den Departementssparbüchsen; 408,000 Personen hatten diesen Schatz niedergelegt, und zwar laut Bericht des louis-philipp'schen Ministers Cunin Gridaine:

Verschied. Professionen hatten 102,221 Büchlein mit 82,044,061 Fr.
Ouvriers -- -- -- 107,157 Büchlein mit 58,780,000 Fr.
Dienstboten -- -- -- 85,151 Büchlein mit 43,713,255 Fr.
Bergleute -- -- -- 71,699 Büchlein mit 24,871,889 Fr.
Soldaten und Seeleute 20,823 Büchlein mit 18,005,757 Fr.
Angestellte -- -- -- 20,198 Büchlein mit 13,350,538 Fr.
Gegenseitige Hülfsgesellsch. 1,232 Büchlein mit 1,930,447 Fr.
Oder: [unleserliches Material] 408,482 -- 242,246,180 Fr.
252,680 Büchlein von 1 Fr. bis 500 Fr. betrugen 45,561,723 Fr.
76,178 Büchlein von 501 Fr. bis 1,000 Fr. betrugen 53,095,997 Fr.
51,875 Büchlein von 1,001 Fr. bis 2,000 Fr. betrugen 70,841,192 Fr.
19,994 Büchlein von 2,001 Fr. bis 3,000 Fr. betrugen 48,297,412 Fr.
7.757 Büchlein von 3,001 Fr. und drüber 24,449,855 Fr.
408,482 Total 242,246,180 Fr.

Also über die Hälfte der Büchlein war nur auf 500 Fr. und weniger. Näher besehen findet man: (immer nach Cunin Gridaine's offiziellem Aktenstücke)

In Lyon deponirten 18,197 Leute; 13,029 nicht über 500 Fr.
Bordeaux deponirten 13,925 Leute; 6,579 nicht über dito
Metz deponirten 11,733 Leute; 8,205 nicht über dito
Marseille deponirten 11,700 Leute; 4,670 nicht über dito
Rouen deponirten 9,537 Leute; 5,098 nicht über dito
Nantes deponirten 8,699 Leute; 5,540 nicht über dito
Lille deponirten 7,166 Leute; 4,644 nicht über dito
Tours deponirten 2,670 Leute; 2,105 nicht über dito

Nun galt damals, vor 5 Jahren, 1 Pf. Brod 17 Centimes, und 500 Fr. in der Sparkasse trugen etwa 5 Centimes tägliche Zinsen. Woraus das jämmerliche Faktum folgt, daß damals der Sparkassenmann für seine 500 Fr. Depositum etwa 1/3 Pf. Brod kaufen konnte.

Wer 3000 Fr. liegen hatte, konnte schon zwei volle Pfunde kaufen, wodurch man freilich sich vor Todhungern schützt. Aber dieser Glücklichen gab es nur etliche Tausende.

Wieviel Spiegelfechtens die Herren Malthusianer sich dabei erlauben, erhellt schon aus dem einzigen Faktum, daß in Lille von 70,000 Einwohnern zwar ein Zehntel etwas auf der Sparkasse hatte, aber ein Drittel der Einwohner im Armuthsregister eingezeichnet stand. Im sog. reichen Norddepartement hatte

Dünkirchen auf 24,517 -- -- 4,880 Arme
Douai 12,880 -- -- 4,300 Arme
Valenciennes 19,841 -- -- 4,304 Arme
Cambray 17,031 -- -- 5,147 Arme
Bailleul 9,462 -- -- 2,390 Arme

Nach der Schrift condition des ouvriers de Paris v. J. 1840 lebten in Paris 335 bis 350,000 Ouvriers und Ouvrieren jedes Alters; und es hatten die Hälfte der Familienväter noch keine 20 Fr. wöchentlich.

Wir wollen einige Schlüsse aus dem Bisherigen ziehen.

Kategorie I. und II. (Noth, Elend, Armuth, gemäßigte Armuth) zählen 26,390,000 Personen. Herr Thiers findet das sehr schön, Herr Guizot absolut nöthig.

Die 7 1/2 Mill. Darbender und Bettlender stammen offenbar geradeswegs von den uralten Bagauden (die schon 300 Jahre nach Christus), von den feudalen Serfs und Jaques Bonhomme's (die im 13. und 14. Jahrhundert) großartig rebellirten; das J. 1789 brach den Bann des feudalen Gesetzbuchs und machte Bagauden und Serfs dem Namen nach damals frei. Seht jetzt wo ihre Freiheit sie hin geführt hat. Auch nicht einen Fuß breit dem materiellen, moralischen und intellektuellen Wohlergehen zu. Im Mittelalter legten die Gesetzeskundigen den dreifachen Fluch auf diese Vagabunden. Sie tragen noch immer den Fluch, trotz Herrn Adolf Thiers und Kompagnie.

Die übrigen 18,800,000 Leute der ersten beiden Kategorieen haben durch Zufälligkeiten aller Art (meist "Segnungen des Himmels" titulirt) und rastlosen, viel hunderjährigen Fleiß und fast grenzenloses Sparen und Knausern und Geizen und Schar-

Hierzu eine Beilage.

Posamentirer Rue neuve Chabrol 14; Barbiere und Haarkräusler Rue de Gravilliers 18; Schuhmacher Rue Rambutean 108 und Place de Louvre 26; Schneider Rue Clichy 68; Sattler Rue des petits Hotels 23 und Rue neuve Fontaine St. Georges 8; Wäscherinnen Rue St. Honoré 66; Formirer Rue du Cadran 12; Hutmacher Rue des trois Pavillons 5; Knopfmacher Rue Fontaine au roi 20; Papierkrämer Rue du grand Prieuré 10; Bäcker Rue d'Enfer 7; Köche oder Restaurants boulevard Pigale 36; Rue Simon le Franc 18; Chaussée du Maine. Das Arbeitsvolk kann jetzt bei Arbeitern also sich billig und gut nähren und kleiden; in der associrten Küche ißt man vortrefflicher für einen Franken als anderswo für drei. Die Preise der Waaren in allen übrigen Associationen sind ebenso erniedrigt. Das Nettoeinkommen ist bei Haarkräuslern, Köchen und Bäckern schon so bedeutend, daß die Bourgeois der respectiven Gewerbe vor Wuth und Kummer schier ganz abmagern und entweder die Bude schließen, oder in die Association werden treten müssen; es sei denn daß die reichen faulen Spitzbuben in der Kammer Verbotgesetze wider die Associationen schmieden, womit freilich ein Socialkrieg entbrennte „gegen den die Juniaffaire ein Sommernachtstraum“ (Citoyen de Dijon.)

„Ein neuer Horizont geht auf für diese Arbeiterwelt, unter deren Riesenfüßen bald das verfluchte Gehirn der Menschheitsfeinde zerquetscht verspritzen wird (Democrate in Toulouse). Es ist herrlich anzuschauen, wie das junge Leben sich durchbricht und die alten Institutionen in das kalte, trockene Absterben hineintreibt, auf medizinisch der kalte Brand geheißen, wogegen kein Kraut gewachsen ist; daß nöthigenfalls auch chirurgisch nachgeholfen werden darf, versteht sich von selber, siehe 1793“ (Peuple souverain). Guizot kommt nächste Woche nebst Duchatel und Hebert und den sonstigen vom Obergericht der Republik außer Schuld gesprochenen, Exministern Louis Philipps nach Paris. Ein Italiener lächelte als er dies hörte: „aber warum machen die guten Französchen es nicht wie wir mit Signor Nossi?“ — „Das widerstrebt der Ritterlichkeit und Großmuth der Franzosen,“ war der Bescheid. „Han perduto 'l ben del intelletto“ lächelte der Italiener achselzuckend mit Dante's Worten (sie haben die Wohlthat der Vernunft eingebüßt.)

Bilanz Frankreichs.

(Fortsetzung.)

Die Prahlerei mit der starken Anzahl von Proprietäten in Frankreich wird gar komisch, wenn man Hrn. Dupin und Blanqui (Bruder des Revolutionärs) fragt, ob sie diesen stattlichen Namen auch auf arme Schlucker appliciren wollen, die 2-3 Stückchen Land oder ein Häuschen mit 1, 2, 3, 4 Oeffnungen haben. Dupin sagte 1832 in der Kammer: „Die Masse der Steuern des Bodens ruht auf der Masse der Gesellschaft, des Volks; wollen Sie die große Agrikultur, die großen Besitzer belasten? so sage ich Ihnen, daß unter den 4 Millionen französischer Grundbesitzer volle 3,900,000 sind, die keine Pächter haben, keinen Zoll breit über 2-3 Hektars, die sie mit dem Schweiß ihrer Stirn benetzen Will man auf diese Leute erhöhte Abgaben schlagen? womit sollen sie dann ihren Nothbedarf und ihre seltenen, demüthigen Vergnügungen herbeischaffen?“ Und auch Hr. Blanqui, sonst kein Pessimist, sagt: „Viele, viele s. g Grundbesitzer besitzen nichts, um sich zu kleiden, zu speisen, und dennoch lastet die grimmige Steuer auf ihnen, sie stehen eingeschrieben in Rubrik und Linie ins unerbittliche Buch des Einnehmers, sind aber zu arm, um das Dach und die Mauer in Stand zu setzen.“ Unser berühmter Statistiker Lullin Chateauvieux sagt: „Wir haben 46 Millionen kultivirtes und kultivirbares Land; die Einzelperson braucht mittlermaßen zur Existenz, beim heutigen Standpunkt des Bodenbaus, die ziemlich große Quantität von 1 Hektar und 23 Aren, und trotz diesem unleugbaren Satze haben die 9,900,000 s. g. Kleinbesitzer mittlermaßen weniger als 1 Hektar 23 Aren. Folglich hungern sie.“

Hier ist die Tabelle:

8000 Familien haben 355 Hekt jede, also im Ganzen 2840000 Hekt.
15000 Familien haben 180 Hekt jede, also im Ganzen 2700000 Hekt.
67000 Familien haben 84 Hekt jede, also im Ganzen 5628000 Hekt.
110000 Familien haben 56 Hekt jede, also im Ganzen 6160000 Hekt.
220000 Familien haben 35 Hekt jede, also im Ganzen 7700000 Hekt.
480000 Familien haben 14 Hekt jede, also im Ganzen 6720000 Hekt.
3900000 Familien haben 3 u. 64 Ar. jede, also im Ganzen 14252000 Hekt.
4800000 Familien haben 46000000 Hekt.

Also die Familie zu 5 Individuen, formiren diese 3,900,000 Eigenthümer eine Sektion von 20 Millionen Franzosen und Französinnen, die schlechthin eben so elendiglich existiren wie die in der ersten und zweiten Kategorie.

Was man auch durch folgendes erhärten kann:

2602705 Familien haben nicht über 50 Fr. Einkommen
873997 Familien haben nicht über 100 Fr. Einkommen
737126 Familien haben nicht über 200 Fr. Einkommen
369603 Familien haben nicht über 300 Fr. Einkommen
342082 Familien haben nicht über 500 Fr. Einkommen
276615 Familien haben nicht über 1000 Fr. Einkommen
170579 Familien haben nicht über 2000 Fr. Einkommen
23777 Familien haben nicht über 5000 Fr. Einkommen
16578 Familien haben nicht über 10000 Fr. Einkommen
6681 Familien haben über 10000 Fr. Einkommen

In der Schön'schen Statistik heißt es:

8000 Grundstücke haben 1200 Arpents Inhalt
90000 Grundstücke haben 283 Arpents Inhalt
200000 Grundstücke haben 160 Arpents Inhalt
600000 Grundstücke haben 83 Arpents Inhalt
3400000 Grundstücke haben 15 Arpents Inhalt
4300000

Kurz, man kommt in den verschiedenen Tabellen, bei differirenden Ziffern, stets auf ein gemeinsames Ergebniß. Schön zählt jener unglücklichen Kleinbesitzer 3,400,000 die nur 5 Hektaren oder 15 Arpents haben, während andere Tabellen auf 3,476,708 die Zahl derer ansetzen, die per Familie 75 Fr. jährlich, à Person also 15 Fr, genießen. Und diese Personen nennt man keck: „Eigenthümer.“ Es gehört ein besonderer Muth dazu. Und Rubichon und Mounier haben Recht, diese Leute „die hungernden Bauern“ zu nennen, circa 10-12 Mill. was sie so ausdrücken: „in Frankreich leben zwei Millionen Familien Bauern, welche, um sich vom Tode entfernt zu halten, gezwungen sind, zu verzehren was sie produciren.“ Im Code steht bekanntlich das famose Gesetz: „Wenn der Eigenthümer die Grundauflagen nicht zahlen kann, so ist es ihm erlaubt, sein Grundstück der Regierung zu überlassen.“ Dies Gesetz brachte neulich der Präfekt der Niederalpen seinen Provinzialen als ein gutes Mittelchen in Erinnerung, sich ihres Besitzes auf eine bequeme Art zu entledigen.

Von 1 Fr. bis 20 Fr. zahlen 8000000 Grundstücke
Von 21 Fr. bis 30 Fr. zahlen 600000 Grundstücke
Von 101 Fr. bis 300 Fr. zahlen 300000 Grundstücke
Von 301 Fr. bis 400 Fr. zahlen 34000 Grundstücke

Der Fiskus weist uns ebenfalls hiebei auf den richtigen Pfad. Durchschnittlich zahlt ein Haus 4 Fr. 76 Cent Grundsteuer, und 1 Hektar zahlt 2 Francs 46 Centimen. Durch die so genannten Additionellcentimen steigt die Haussteuer meist auf 8, die Hektarsteuer auf 4 Fr. Die Finanzverwalter nehmen an, daß die Grundsteuer etwas unter einem Siebentel des Netto-Ertrags ausmachen, also sich zum Netto-Ertrag verhalte wie 1 zu 6 Fr. 92 Cent. Folglich ist ein Hektar darnach auf 17 Fr. Jahresertrag netto veranschlagt. Und wir hatten Recht, deucht uns, oben nicht viel Aufhebens zu machen von den unter 20 Fr. zahlenden Grundstücken, denn ein Acker, der 20 Fr. an den Fiskus zahlen muß, stellt als Netto-Ertrag nur die trübselige Summe von 136-140 Fr. dar. Soll davon eine aus 5 Häuptern bestehende Bauernfamilie ein Jahr vegetiren, so hat das doch Schwierigkeiten. Dem wird freilich auf allerlei Manieren abzuhelfen probirt, z. B. der Junge wird ins Militär oder ins Handwerk gesteckt, das Mädchen als Dienstbotin nach dem Schloß oder ins nächste Städtchen, wenns Glück gut, nach Paris spedirt. Aber man muß auf diese Abhülfmittel doch nicht all zu stolz sein, wenn man eine civilisirte Nation sein will. Zu dem bitte ich zu bemerken, daß alle Hütten mit 1-3 Oeffnungen weniger denn 5 Fr. Steuer zahlen, folglich können die 3 1/2 Millionen hüttenbewohnender Franzosen in den Landgemeinden nur jeder einige Hunderttheile von einem Are Bodenbesitz haben. Es ist wohl zu erwägen, daß sogar Morogus, ein sehr vorsichtiger Statistiker, zu unserm Resultat kommt, indem er schreibt:

Nicht salariirte 850000 Einwohner
Dem Staat zur Last 750000 Einwohner
Salariirte, Arbeiter 30900000 Einwohner
Summa 32500000 Einwohner.

So stand es vor 15 Jahren.

Die Salariirten theilt er ein wie folgt:

1. Klasse mit 400,000 Personen à 400 Fr. per Kopf im Jahre, haben [t]äglich 1 Fr. 10 Cent.;
2. Klasse mit 1,000,000 Personen à 350 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 96 Cent.;
3. Klasse mit 2,000,000 Personen à 300 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 82 Cent.;
4. Klasse mit 2,000,000 Personen à 250 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 69 Cent.;
5. Klasse mit 3,000,000 Personen à 200 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 50 Cent.;
6. Klasse mit 7,500,000 Personen à 150 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 41 Cent.;
7. Klasse mit 7,500,000 Personen à 120 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 33 Cent.;
8. Klasse mit 7,500,000 Personen à 91 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 25 Cent.;
30,900,000 Personen mit durchschnittlich 232 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich durchschnittlich 63 Cent.

Die Summe der Löhne beläuft sich auf 4920 Milliarden, womit Dupin übereinzustimmen pflegte.

Die 4 letzten Klassen dieser Salariirten enthalten 25 1/2 Millionen Menschen beider Geschlechte und jedes Alters; sie kommen also an Zahl ziemlich den 26 Millionen gleich, die nach unsern obigen Berechnungen in der 1. und 2. Kategorie des Darbens standen.

12 Paris, 3. Jan.

Napoleon ist ein Vagabund, Vagabund seinem Wesen nach, seiner Natur nach, seiner Geburt nach, und nun will man, daß dieser Vagabund sich an ein regelmäßiges Leben gewöhne, daß er feste Stunden zum Aus- und Einfahren habe, damit man besser auf seine persönliche Sicherheit wachen könne, damit man wisse, zu welcher Stunde man Wache auszustellen und den Tambour schlagen zu lassen habe. Das Alles ist dem Präsidenten Napoleon sehr unbequem. Feste Stunden zum Ausfahren! Das klingt ja beinahe wie Louis Philipp, wenn es nicht klingt wie Festung Hamm.

Napoleon ist ein Vagabund, geboren und erzogen als Vagabund, aber nicht Vagabund im Sinne des Kaisers Napoleon, der durch Europa vagabundirend, das Kriminal-Gesetzbuch mit Füßen tritt und einen neuen Code, einen Code-Napoleon schafft, sondern ein Vagabund im praktischen Sinne, ein Vagabund, der jedes Mal anstreift an den Code-Napoleon, seines Onkels und Kaisers, und mit mehr oder weniger Glück den Strafen entschlüpft, die sein Onkel und Kaiser für ungezogene und mißrathene Neffen anberaumt hat. Wie kann dieser Vagabund, der sein ganzes Leben in Europa und seinen Gasthäusern herumgefahren ist, sich an das Regime seiner Minister binden? Nun hätte man aber auch sehen sollen, wie dieser ex-jeune-homme einen Streich nach seinem Kopfe ausgeführt hat; wie er gestern der ministeriellen Etiquette zum Trotze ausgerissen ist aus seinem Hotel, hoch zu Roß, gedrängt von der spöttisch-jubelnden Menge, die ihn erkannt und genöthigt, sich nach Hause zu retiriren, angeblich, um sich den Hurrah's zu entziehen; in der That aber, weil er fürchtete, stante pede zum Kaiser gestempelt zu werden. Der Zulauf und der Wirrwarr war so groß, daß der Gouverneur des Hotels vor lauter Schrecken dem Napoleon die Thüre seines eigenen Hauses nicht öffnen wollte. Dies sind kleine Zufälle, Abentheuer, wie sie einem Braunschweiger leicht begegnen können.

Von Napoleon zum Salze. Man weiß, daß die fast gänzliche Abschaffung der Salzsteuer, die von der Kammer beschlossen worden, eine unwiderrufliche Maßregel ist; das Journal des Débats warf bei diesem Gedanken einen Blick der Sehnsucht und der Wehmuth auf die frühere Pairskammer, die wenigstens jeden „voreilig und zu rasch gefaßten Beschluß“ berichtigen konnte.

Dupin hatte denselben Gedanken in einer andern Form ausgedrückt. Die Constitution, sagte er, müsse die Revision gestatten und er appellire von Philipp dem trunkenen an Philipp den nüchternen. Luther hatte appellirt de papa male informato ad papam melius informandum. Dupin appellirt von der trunkenen Kammer an die nüchterne; und er besteht heute abermals auf die Annahme eines Gesetztentwurfes in Bezug auf die Revision. Der Abbé Fayet beleuchtet die wahre Absicht des Herrn Dupin. „Er will von dem trunkenen Philipp an einen nüchternen appelliren? Ich habe bisheran immer gesehen, daß Philipp der trunkene das Budget, und Philipp der nüchterne das Volk ist.“

Derjenige, der die meiste Bitterkeit von dieser Salzfrage einschlürfte, ist Marrast. Man warf ihm vor, daß er nicht zu präsidiren wisse. Marrast will beweisen, daß er von jeher ein vortrefflicher Präsident gewesen, und zwar dadurch, daß er Präsident bleiben will. Er gibt diese seine Absicht kund in einem Briefe an das Journal „Evenement“: Marrast, die Ruine der Regierung vom National, die jetzt an das „Siecle“ (Odilon-Barrot) übergegangen. — Der Kongreß zu Brüssel wird nicht statt finden; das Vermittelungprojekt ist so gut wie aufgegeben. Die „Patrie“, ein offizielles Blatt, theilt diese Nachricht mit, mit folgender Bemerkung: „Oestreich hatte, wie man weiß, nur gezwungener Weise den Kongreß angenommen. Der Vorwand, der sich ihm bietet, den Kongreß als unnütz zu bezeichnen, ist das Programm Gioberti's. Letzterer sagte, daß Sardinien nicht aufhören würde, sich zum Kriege vorzubereiten. Oestreich will in dieser Aeußerung eine Kriegserklärung erblicken, und sagt jetzt, daß der Kongreß keinen Sinn habe vom Augenblicke, wo Sardinien nicht an den Frieden dächte.“

17 Paris, 3. Jan.

Die Zeitung des Ober-Börsenwolfs Bertin, Expair von Frankreich, interessirt sich immer noch auf rührende Weise für das „kleine Heldenvolk der Dänen,“ für „die dem germanischen Stammwesen eingeborne und folglich ihm natur- und heilgemäße Zerstückeltheit Deutschlands,“ für die „ebenso tapfern als edeln“ Kroaten, für die 40 tyrannischen Kardinäle, kurz für alles, was menschheitsfeindlich. Aus Köln läßt sie sich melden: „Ich schreibe Ihnen nur, um Sie zu benachrichtigen, daß der König von Würtemberg und Herzog von Nassau sich dem König von Preußen als erblichem deutschen Kaiser unterwerfen zu wollen erklärt haben. Gerade jetzt sehen wir in West- und Süddeutschland, besonders Gießen, Mainz, selbst in Mannheim, wie Klubs und Vereine aller Art in dem nämlichen Sinn sich aussprechen. Auch die einstimmige Beipflichtung des braunschweiger Landtags ist bedeutsam, und so dürfte denn der Widerstand von gewisser Seite her, enden.“ Vorige Woche noch jubilirte Bertin über die „zur Mythe verflüchtigte“ deutsche Einheit. Dasselbe Ehrenblatt ließ und läßt bekanntlich seit zehn Jahren sich keine Sympathie anmerken für die vielen Hundert in Buenos-Ayres von dem Blutsäufer und Golderpresser Rosas ruinirten und todtgeschlagenen französischen Familien, und jedesmal, wenn der „große Staatsmann“ Guizot (dessen fröhliche Heimkehr seine Pariser Freunde in diesen Tagen erwarten) in der Kammer interpellirt, wenn das dicke Paket privater und korporativer Klagebriefe, von den Platafranzosen nach der Heimath geschickt, durch Oppositionsmitglieder dem „großen Staatsmann“ unter die Nase gehalten ward, dann drechselte er einige rhetorische Phrasen und die Ministerialmeute schlug ihr offizielles Geheul auf Tagesordnung an, und diese ging auch jedesmal mit Glanz durch. Die Schmutzigkeit der französischen Börsenrace zeigte sich immer recht deutlich dabei; wie hätte die englische drein gedonnert, wären des Rosas Schlachtopfer Engländer gewesen! Wohlan, dieses Bertin'sche Blatt fährt plötzlich aus seinem Stoicismus heraus und schluchzt und droht mit „öffentlicher Acht“ und „vielleicht mit juristischem Einschreiten,“ weil die von Cabet nach Texas gesandten Kolonisten, laut Bericht des ehemaligen Kommunisten Dubuisson, in schlechter Lage sich befinden. Neulich citirte Bertin, bei Gelegenheit eines Proudhon'schen Ausfalls gegen Frauen-Emanzipation, alte und neue Testamentsverse; diesmal ergeht er sich in jupiterartigen Rumore. Schade nur, daß seine Zeugnisse aus dem „New-York Herald“ und „Echo de la Lousiane“ entnommen sind; zwei sattsam der demokratischen Presse Europa's bekannten Bourgeois- und Jesuitenblättchen. Uebrigens wird man bald den wahren Sachbestand anderswoher hören; ich werde ihn mittheilen. Auch Monsieur Véron ertobt in heiligem Eifer und schimpft auf Cabet. Wer ist Mons. Véron? ein Millionär und Besitzer des Constitutionnel, ein Börsenluchs, der 150,000 Fr. erhaschte durch die „sachkundige“ Ausbeutung der Journalannoncen, ein reicher heiterer Mann, der einst für Fräulein Rachel, als sie noch fast ein Kind, Wohlgefallen empfand und dem Papa ein fast 35,000 Fr. kostendes Halsband für Töchterchen als Trinkgeld in die Hand drückte, worauf das Weitere sich ergab; ein moralischer Mann, der vor Amnestie warnt, ein Gönner der Romanoff und Orleans und in seinen Leitartikeln dem Jellachich manches Kußhändchen, dem Windischgrätz manches Lorbeerkränzchen zuwerfend. Dieserlei Brut befehdet hier zu Lande den Kommunismus. „Die Drohung, die General Wrangel, das Weinglas erhebend, auf einem Bankett ausstieß, macht keinen französischen Demokraten stutzig. (Peuple souverain in Lyon). Wir wissen, daß der einköpfige schwarze Adler mit den goldenen Kleestengeln eine ebenso wilde Bestie ist ald der zweiköpfige an der Donau und an der Newa; alle diese Raubvögel sind zu vertilgen mit Stumpf und Stiel, sammt Brut und Horst, und thut's Noth, kriegt man diese gefährlichen Raubthiere nicht anders herunter, nun so haut man den Baum ab oder sengt ihn ab mit demokratischer Flamme. Herr Wrangel, der große Dänentriumphator, erscheint uns auf derselben Stufe wie unser wüster Bugeaud und Rulhières, wie Windischgrätz u. s. w. Er trank in Berlin auf einen baldigen Feldzug am Rhein, wohin er als Oberkommandant der heiligen Allianz geht, im Namen des Vaters, Sohns und h. Geistes. Glück auf! Deutschlands Socialdemokraten, unsere theuern Brüder auf dem Kampfgefilde für die Menschheit, werden wissen, was sie hinterm Rücken der Kriegsknechte zu thun haben, wie das ja auch von einem uns bekannten deutschen Demokraten auf dem französisch-deutschen Bruderbankett zu Paris am 24. Dezember mit einfachen sonnenklaren Worten ausgesprochen ward. Aber auch wir französische Socialdemokraten, die wir keine Eroberungs- sondern Propagandakriege führen wollen, wissen was wir zu thun haben, wenn unser gutes Blut auf Kommando unserer Kartätscher und Arbeitermassakrirer von der Straße Transnonain und Grenoble, unter der phantastischen Fahne des Ruhmes à la Napoleon oder à la Louis XIV. verspritzt werden soll. Platz da! Kopf weg! Hut ab! Die Volksjustiz ist los! Wer nicht bei Seite springt, wird zermalmt! Es lebe das Proletariat und die Verbrüderung desselben in allen Ländern!“

Bilanz Frankreichs.

(Fortsetzung.)

Die Malthusschüler sagen und singen bekanntlich schrecklich viel von dem Sparkassensystem, wodurch der Arbeiter beseligt werde. Laßt uns diese Seligkeit unter dem Vergrößerungsglase einmal betrachten; denn obwohl die Malthusianer meist bebrillte Professoren sind, scheint ihnen doch das Nähere zu entschlüpfen. Am 31. Dec. 1843 lagen 242 Mill. Fr. in den Departementssparbüchsen; 408,000 Personen hatten diesen Schatz niedergelegt, und zwar laut Bericht des louis-philipp'schen Ministers Cunin Gridaine:

Verschied. Professionen hatten 102,221 Büchlein mit 82,044,061 Fr.
Ouvriers — — — 107,157 Büchlein mit 58,780,000 Fr.
Dienstboten — — — 85,151 Büchlein mit 43,713,255 Fr.
Bergleute — — — 71,699 Büchlein mit 24,871,889 Fr.
Soldaten und Seeleute 20,823 Büchlein mit 18,005,757 Fr.
Angestellte — — — 20,198 Büchlein mit 13,350,538 Fr.
Gegenseitige Hülfsgesellsch. 1,232 Büchlein mit 1,930,447 Fr.
Oder: [unleserliches Material] 408,482 — 242,246,180 Fr.
252,680 Büchlein von 1 Fr. bis 500 Fr. betrugen 45,561,723 Fr.
76,178 Büchlein von 501 Fr. bis 1,000 Fr. betrugen 53,095,997 Fr.
51,875 Büchlein von 1,001 Fr. bis 2,000 Fr. betrugen 70,841,192 Fr.
19,994 Büchlein von 2,001 Fr. bis 3,000 Fr. betrugen 48,297,412 Fr.
7.757 Büchlein von 3,001 Fr. und drüber 24,449,855 Fr.
408,482 Total 242,246,180 Fr.

Also über die Hälfte der Büchlein war nur auf 500 Fr. und weniger. Näher besehen findet man: (immer nach Cunin Gridaine's offiziellem Aktenstücke)

In Lyon deponirten 18,197 Leute; 13,029 nicht über 500 Fr.
Bordeaux deponirten 13,925 Leute; 6,579 nicht über dito
Metz deponirten 11,733 Leute; 8,205 nicht über dito
Marseille deponirten 11,700 Leute; 4,670 nicht über dito
Rouen deponirten 9,537 Leute; 5,098 nicht über dito
Nantes deponirten 8,699 Leute; 5,540 nicht über dito
Lille deponirten 7,166 Leute; 4,644 nicht über dito
Tours deponirten 2,670 Leute; 2,105 nicht über dito

Nun galt damals, vor 5 Jahren, 1 Pf. Brod 17 Centimes, und 500 Fr. in der Sparkasse trugen etwa 5 Centimes tägliche Zinsen. Woraus das jämmerliche Faktum folgt, daß damals der Sparkassenmann für seine 500 Fr. Depositum etwa 1/3 Pf. Brod kaufen konnte.

Wer 3000 Fr. liegen hatte, konnte schon zwei volle Pfunde kaufen, wodurch man freilich sich vor Todhungern schützt. Aber dieser Glücklichen gab es nur etliche Tausende.

Wieviel Spiegelfechtens die Herren Malthusianer sich dabei erlauben, erhellt schon aus dem einzigen Faktum, daß in Lille von 70,000 Einwohnern zwar ein Zehntel etwas auf der Sparkasse hatte, aber ein Drittel der Einwohner im Armuthsregister eingezeichnet stand. Im sog. reichen Norddepartement hatte

Dünkirchen auf 24,517 — — 4,880 Arme
Douai 12,880 — — 4,300 Arme
Valenciennes 19,841 — — 4,304 Arme
Cambray 17,031 — — 5,147 Arme
Bailleul 9,462 — — 2,390 Arme

Nach der Schrift condition des ouvriers de Paris v. J. 1840 lebten in Paris 335 bis 350,000 Ouvriers und Ouvrieren jedes Alters; und es hatten die Hälfte der Familienväter noch keine 20 Fr. wöchentlich.

Wir wollen einige Schlüsse aus dem Bisherigen ziehen.

Kategorie I. und II. (Noth, Elend, Armuth, gemäßigte Armuth) zählen 26,390,000 Personen. Herr Thiers findet das sehr schön, Herr Guizot absolut nöthig.

Die 7 1/2 Mill. Darbender und Bettlender stammen offenbar geradeswegs von den uralten Bagauden (die schon 300 Jahre nach Christus), von den feudalen Serfs und Jaques Bonhomme's (die im 13. und 14. Jahrhundert) großartig rebellirten; das J. 1789 brach den Bann des feudalen Gesetzbuchs und machte Bagauden und Serfs dem Namen nach damals frei. Seht jetzt wo ihre Freiheit sie hin geführt hat. Auch nicht einen Fuß breit dem materiellen, moralischen und intellektuellen Wohlergehen zu. Im Mittelalter legten die Gesetzeskundigen den dreifachen Fluch auf diese Vagabunden. Sie tragen noch immer den Fluch, trotz Herrn Adolf Thiers und Kompagnie.

Die übrigen 18,800,000 Leute der ersten beiden Kategorieen haben durch Zufälligkeiten aller Art (meist „Segnungen des Himmels“ titulirt) und rastlosen, viel hunderjährigen Fleiß und fast grenzenloses Sparen und Knausern und Geizen und Schar-

Hierzu eine Beilage.

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Posamentirer Rue neuve Chabrol 14; Barbiere und Haarkräusler Rue de Gravilliers 18; Schuhmacher Rue Rambutean 108 und Place de Louvre 26; Schneider Rue Clichy 68; Sattler Rue des petits Hotels 23 und Rue neuve Fontaine St. Georges 8; Wäscherinnen Rue St. Honoré 66; Formirer Rue du Cadran 12; Hutmacher Rue des trois Pavillons 5; Knopfmacher Rue Fontaine au roi 20; Papierkrämer Rue du grand Prieuré 10; Bäcker Rue d'Enfer 7; Köche oder Restaurants boulevard Pigale 36; Rue Simon le Franc 18; Chaussée du Maine. Das Arbeitsvolk kann jetzt bei Arbeitern also sich billig und gut nähren und kleiden; in der associrten Küche ißt man vortrefflicher für einen Franken als anderswo für drei. Die Preise der Waaren in allen übrigen Associationen sind ebenso erniedrigt. Das Nettoeinkommen ist bei Haarkräuslern, Köchen und Bäckern schon so bedeutend, daß die Bourgeois der respectiven Gewerbe vor Wuth und Kummer schier ganz abmagern und entweder die Bude schließen, oder in die Association werden treten müssen; es sei denn daß die reichen faulen Spitzbuben in der Kammer Verbotgesetze wider die Associationen schmieden, womit freilich ein Socialkrieg entbrennte &#x201E;gegen den die Juniaffaire ein Sommernachtstraum&#x201C; (Citoyen de Dijon.)</p>
          <p>&#x201E;Ein neuer Horizont geht auf für diese Arbeiterwelt, unter deren Riesenfüßen bald das verfluchte Gehirn der Menschheitsfeinde zerquetscht verspritzen wird (Democrate in Toulouse). Es ist herrlich anzuschauen, wie das junge Leben sich durchbricht und die alten Institutionen in das kalte, trockene Absterben hineintreibt, auf medizinisch der kalte Brand geheißen, wogegen kein Kraut gewachsen ist; daß nöthigenfalls auch chirurgisch nachgeholfen werden darf, versteht sich von selber, siehe 1793&#x201C; (Peuple souverain). Guizot kommt nächste Woche nebst Duchatel und Hebert und den sonstigen vom Obergericht der Republik außer Schuld gesprochenen, Exministern Louis Philipps nach Paris. Ein Italiener lächelte als er dies hörte: &#x201E;aber warum machen die guten Französchen es nicht wie wir mit Signor Nossi?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Das widerstrebt der Ritterlichkeit und Großmuth der Franzosen,&#x201C; war der Bescheid. &#x201E;Han perduto 'l ben del intelletto&#x201C; lächelte der Italiener achselzuckend mit Dante's Worten (sie haben die Wohlthat der Vernunft eingebüßt.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Bilanz Frankreichs</hi>.</p>
          <p>(Fortsetzung.)</p>
          <p>Die Prahlerei mit der starken Anzahl von Proprietäten in Frankreich wird gar komisch, wenn man Hrn. Dupin und Blanqui (Bruder des Revolutionärs) fragt, ob sie diesen stattlichen Namen auch auf arme Schlucker appliciren wollen, die 2-3 Stückchen Land oder ein Häuschen mit 1, 2, 3, 4 Oeffnungen haben. Dupin sagte 1832 in der Kammer: &#x201E;Die Masse der Steuern des Bodens ruht auf der Masse der Gesellschaft, des Volks; wollen Sie die große Agrikultur, die großen Besitzer belasten? so sage ich Ihnen, daß unter den 4 Millionen französischer Grundbesitzer volle 3,900,000 sind, die keine Pächter haben, keinen Zoll breit über 2-3 Hektars, die sie mit dem Schweiß ihrer Stirn benetzen Will man auf diese Leute erhöhte Abgaben schlagen? womit sollen sie dann ihren Nothbedarf und ihre seltenen, demüthigen Vergnügungen herbeischaffen?&#x201C; Und auch Hr. Blanqui, sonst kein Pessimist, sagt: &#x201E;Viele, viele s. g Grundbesitzer besitzen nichts, um sich zu kleiden, zu speisen, und dennoch lastet die grimmige Steuer auf ihnen, sie stehen eingeschrieben in Rubrik und Linie ins unerbittliche Buch des Einnehmers, sind aber zu arm, um das Dach und die Mauer in Stand zu setzen.&#x201C; Unser berühmter Statistiker Lullin Chateauvieux sagt: &#x201E;Wir haben 46 Millionen kultivirtes und kultivirbares Land; die Einzelperson braucht mittlermaßen zur Existenz, beim heutigen Standpunkt des Bodenbaus, die ziemlich große Quantität von 1 Hektar und 23 Aren, und trotz diesem unleugbaren Satze haben die 9,900,000 s. g. Kleinbesitzer mittlermaßen weniger als 1 Hektar 23 Aren. Folglich hungern sie.&#x201C;</p>
          <p>Hier ist die Tabelle:</p>
          <table>
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              <cell> 8000 Familien haben 355 Hekt jede, also im Ganzen 2840000 Hekt.</cell>
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              <cell>15000 Familien haben 180 Hekt jede, also im Ganzen 2700000 Hekt.</cell>
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              <cell>67000 Familien haben 84 Hekt jede, also im Ganzen 5628000 Hekt.</cell>
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              <cell>110000 Familien haben 56 Hekt jede, also im Ganzen 6160000 Hekt.</cell>
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              <cell>220000 Familien haben 35 Hekt jede, also im Ganzen 7700000 Hekt.</cell>
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              <cell>480000 Familien haben 14 Hekt jede, also im Ganzen 6720000 Hekt.</cell>
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              <cell>4800000 Familien haben 46000000 Hekt.</cell>
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          <p>Also die Familie zu 5 Individuen, formiren diese 3,900,000 Eigenthümer eine Sektion von 20 Millionen Franzosen und Französinnen, die schlechthin eben so elendiglich existiren wie die in der ersten und zweiten Kategorie.</p>
          <p>Was man auch durch folgendes erhärten kann:</p>
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              <cell>23777 Familien haben nicht über 5000 Fr. Einkommen</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>16578 Familien haben nicht über 10000 Fr. Einkommen</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>6681 Familien haben über 10000 Fr. Einkommen</cell>
            </row>
          </table>
          <p>In der Schön'schen Statistik heißt es:</p>
          <table>
            <row>
              <cell> 8000 Grundstücke haben 1200 Arpents Inhalt</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>90000 Grundstücke haben 283 Arpents Inhalt</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>200000 Grundstücke haben 160 Arpents Inhalt</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>600000 Grundstücke haben 83 Arpents Inhalt</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>3400000 Grundstücke haben 15 Arpents Inhalt</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>4300000</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Kurz, man kommt in den verschiedenen Tabellen, bei differirenden Ziffern, stets auf ein gemeinsames Ergebniß. Schön zählt jener unglücklichen Kleinbesitzer 3,400,000 die nur 5 Hektaren oder 15 Arpents haben, während andere Tabellen auf 3,476,708 die Zahl derer ansetzen, die per Familie 75 Fr. jährlich, à Person also 15 Fr, genießen. Und diese Personen nennt man keck: &#x201E;Eigenthümer.&#x201C; Es gehört ein besonderer Muth dazu. Und Rubichon und Mounier haben Recht, diese Leute &#x201E;die hungernden Bauern&#x201C; zu nennen, circa 10-12 Mill. was sie so ausdrücken: &#x201E;in Frankreich leben zwei Millionen Familien Bauern, welche, um sich vom Tode entfernt zu halten, gezwungen sind, zu verzehren was sie produciren.&#x201C; Im Code steht bekanntlich das famose Gesetz: &#x201E;Wenn der Eigenthümer die Grundauflagen nicht zahlen kann, so ist es ihm erlaubt, sein Grundstück der Regierung zu überlassen.&#x201C; Dies Gesetz brachte neulich der Präfekt der Niederalpen seinen Provinzialen als ein gutes Mittelchen in Erinnerung, sich ihres Besitzes auf eine bequeme Art zu entledigen.</p>
          <table>
            <row>
              <cell> Von 1 Fr. bis 20 Fr. zahlen 8000000 Grundstücke</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Von 21 Fr. bis 30 Fr. zahlen 600000 Grundstücke</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Von 101 Fr. bis 300 Fr. zahlen 300000 Grundstücke</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Von 301 Fr. bis 400 Fr. zahlen 34000 Grundstücke</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Der Fiskus weist uns ebenfalls hiebei auf den richtigen Pfad. Durchschnittlich zahlt ein Haus 4 Fr. 76 Cent Grundsteuer, und 1 Hektar zahlt 2 Francs 46 Centimen. Durch die so genannten Additionellcentimen steigt die Haussteuer meist auf 8, die Hektarsteuer auf 4 Fr. Die Finanzverwalter nehmen an, daß die Grundsteuer etwas unter einem Siebentel des Netto-Ertrags ausmachen, also sich zum Netto-Ertrag verhalte wie 1 zu 6 Fr. 92 Cent. Folglich ist ein Hektar darnach auf 17 Fr. Jahresertrag netto veranschlagt. Und wir hatten Recht, deucht uns, oben nicht viel Aufhebens zu machen von den unter 20 Fr. zahlenden Grundstücken, denn ein Acker, der 20 Fr. an den Fiskus zahlen muß, stellt als Netto-Ertrag nur die trübselige Summe von 136-140 Fr. dar. Soll davon eine aus 5 Häuptern bestehende Bauernfamilie ein Jahr vegetiren, so hat das doch Schwierigkeiten. Dem wird freilich auf allerlei Manieren abzuhelfen probirt, z. B. der Junge wird ins Militär oder ins Handwerk gesteckt, das Mädchen als Dienstbotin nach dem Schloß oder ins nächste Städtchen, wenns Glück gut, nach Paris spedirt. Aber man muß auf diese Abhülfmittel doch nicht all zu stolz sein, wenn man eine civilisirte Nation sein will. Zu dem bitte ich zu bemerken, daß alle Hütten mit 1-3 Oeffnungen weniger denn 5 Fr. Steuer zahlen, folglich können die 3 1/2 Millionen hüttenbewohnender Franzosen in den Landgemeinden nur jeder einige Hunderttheile von einem Are Bodenbesitz haben. Es ist wohl zu erwägen, daß sogar Morogus, ein sehr vorsichtiger Statistiker, zu unserm Resultat kommt, indem er schreibt:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>Nicht salariirte 850000 Einwohner</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Dem Staat zur Last 750000 Einwohner</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Salariirte, Arbeiter 30900000 Einwohner</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Summa 32500000 Einwohner.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>So stand es vor 15 Jahren.</p>
          <p>Die Salariirten theilt er ein wie folgt:</p>
          <p>1. Klasse mit 400,000 Personen à 400 Fr. per Kopf im Jahre, haben [t]äglich 1 Fr. 10 Cent.;<lb/>
2. Klasse mit 1,000,000 Personen à 350 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 96 Cent.;<lb/>
3. Klasse mit 2,000,000 Personen à 300 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 82 Cent.;<lb/>
4. Klasse mit 2,000,000 Personen à 250 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 69 Cent.;<lb/>
5. Klasse mit 3,000,000 Personen à 200 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 50 Cent.;<lb/>
6. Klasse mit 7,500,000 Personen à 150 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 41 Cent.;<lb/>
7. Klasse mit 7,500,000 Personen à 120 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 33 Cent.;<lb/>
8. Klasse mit 7,500,000 Personen à 91 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 25 Cent.;<lb/>
30,900,000 Personen mit durchschnittlich 232 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich durchschnittlich 63 Cent.</p>
          <p>Die Summe der Löhne beläuft sich auf 4920 Milliarden, womit Dupin übereinzustimmen pflegte.</p>
          <p>Die 4 letzten Klassen dieser Salariirten enthalten 25 1/2 Millionen Menschen beider Geschlechte und jedes Alters; sie kommen also an Zahl ziemlich den 26 Millionen gleich, die nach unsern obigen Berechnungen in der 1. und 2. Kategorie des Darbens standen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar188_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 3. Jan.</head>
          <p>Napoleon ist ein Vagabund, Vagabund seinem Wesen nach, seiner Natur nach, seiner Geburt nach, und nun will man, daß dieser Vagabund sich an ein regelmäßiges Leben gewöhne, daß er feste Stunden zum Aus- und Einfahren habe, damit man besser auf seine persönliche Sicherheit wachen könne, damit man wisse, zu welcher Stunde man Wache auszustellen und den Tambour schlagen zu lassen habe. Das Alles ist dem Präsidenten Napoleon sehr unbequem. Feste Stunden zum Ausfahren! Das klingt ja beinahe wie Louis Philipp, wenn es nicht klingt wie Festung Hamm.</p>
          <p>Napoleon ist ein Vagabund, geboren und erzogen als Vagabund, aber nicht Vagabund im Sinne des Kaisers Napoleon, der durch Europa vagabundirend, das Kriminal-Gesetzbuch mit Füßen tritt und einen neuen Code, einen Code-Napoleon schafft, sondern ein Vagabund im praktischen Sinne, ein Vagabund, der jedes Mal anstreift an den Code-Napoleon, seines Onkels und Kaisers, und mit mehr oder weniger Glück den Strafen entschlüpft, die sein Onkel und Kaiser für ungezogene und mißrathene Neffen anberaumt hat. Wie kann dieser Vagabund, der sein ganzes Leben in Europa und seinen Gasthäusern herumgefahren ist, sich an das Regime seiner Minister binden? Nun hätte man aber auch sehen sollen, wie dieser ex-jeune-homme einen Streich nach seinem Kopfe ausgeführt hat; wie er gestern der ministeriellen Etiquette zum Trotze ausgerissen ist aus seinem Hotel, hoch zu Roß, gedrängt von der spöttisch-jubelnden Menge, die ihn erkannt und genöthigt, sich nach Hause zu retiriren, angeblich, um sich den Hurrah's zu entziehen; in der That aber, weil er fürchtete, stante pede zum Kaiser gestempelt zu werden. Der Zulauf und der Wirrwarr war so groß, daß der Gouverneur des Hotels vor lauter Schrecken dem Napoleon die Thüre seines eigenen Hauses nicht öffnen wollte. Dies sind kleine Zufälle, Abentheuer, wie sie einem Braunschweiger leicht begegnen können.</p>
          <p>Von Napoleon zum Salze. Man weiß, daß die fast gänzliche Abschaffung der Salzsteuer, die von der Kammer beschlossen worden, eine unwiderrufliche Maßregel ist; das Journal des Débats warf bei diesem Gedanken einen Blick der Sehnsucht und der Wehmuth auf die frühere Pairskammer, die wenigstens jeden &#x201E;voreilig und zu rasch gefaßten Beschluß&#x201C; berichtigen konnte.</p>
          <p>Dupin hatte denselben Gedanken in einer andern Form ausgedrückt. Die Constitution, sagte er, müsse die Revision gestatten und er appellire von Philipp dem trunkenen an Philipp den nüchternen. Luther hatte appellirt de papa male informato ad papam melius informandum. Dupin appellirt von der trunkenen Kammer an die nüchterne; und er besteht heute abermals auf die Annahme eines Gesetztentwurfes in Bezug auf die Revision. Der Abbé Fayet beleuchtet die wahre Absicht des Herrn Dupin. &#x201E;Er will von dem trunkenen Philipp an einen nüchternen appelliren? Ich habe bisheran immer gesehen, daß Philipp der trunkene das Budget, und Philipp der nüchterne das Volk ist.&#x201C;</p>
          <p>Derjenige, der die meiste Bitterkeit von dieser Salzfrage einschlürfte, ist Marrast. Man warf ihm vor, daß er nicht zu präsidiren wisse. Marrast will beweisen, daß er von jeher ein vortrefflicher Präsident gewesen, und zwar dadurch, daß er Präsident bleiben will. Er gibt diese seine Absicht kund in einem Briefe an das Journal &#x201E;Evenement&#x201C;: Marrast, die Ruine der Regierung vom National, die jetzt an das &#x201E;Siecle&#x201C; (Odilon-Barrot) übergegangen. &#x2014; Der Kongreß zu Brüssel wird nicht statt finden; das Vermittelungprojekt ist so gut wie aufgegeben. Die &#x201E;Patrie&#x201C;, ein offizielles Blatt, theilt diese Nachricht mit, mit folgender Bemerkung: &#x201E;Oestreich hatte, wie man weiß, nur gezwungener Weise den Kongreß angenommen. Der Vorwand, der sich ihm bietet, den Kongreß als unnütz zu bezeichnen, ist das Programm Gioberti's. Letzterer sagte, daß Sardinien nicht aufhören würde, sich zum Kriege vorzubereiten. Oestreich will in dieser Aeußerung eine Kriegserklärung erblicken, und sagt jetzt, daß der Kongreß keinen Sinn habe vom Augenblicke, wo Sardinien nicht an den Frieden dächte.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar188_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 3. Jan.</head>
          <p>Die Zeitung des Ober-Börsenwolfs Bertin, Expair von Frankreich, interessirt sich immer noch auf rührende Weise für das &#x201E;kleine Heldenvolk der Dänen,&#x201C; für &#x201E;die dem germanischen Stammwesen eingeborne und folglich ihm natur- und heilgemäße Zerstückeltheit Deutschlands,&#x201C; für die &#x201E;ebenso tapfern als edeln&#x201C; Kroaten, für die 40 tyrannischen Kardinäle, kurz für alles, was menschheitsfeindlich. Aus Köln läßt sie sich melden: &#x201E;Ich schreibe Ihnen nur, um Sie zu benachrichtigen, daß der König von Würtemberg und Herzog von Nassau sich dem König von Preußen als erblichem deutschen Kaiser unterwerfen zu wollen erklärt haben. Gerade jetzt sehen wir in West- und Süddeutschland, besonders Gießen, Mainz, selbst in Mannheim, wie Klubs und Vereine aller Art in dem nämlichen Sinn sich aussprechen. Auch die einstimmige Beipflichtung des braunschweiger Landtags ist bedeutsam, und so dürfte denn der Widerstand von gewisser Seite her, enden.&#x201C; Vorige Woche noch jubilirte Bertin über die &#x201E;zur Mythe verflüchtigte&#x201C; deutsche Einheit. Dasselbe Ehrenblatt ließ und läßt bekanntlich seit zehn Jahren sich keine Sympathie anmerken für die vielen Hundert in Buenos-Ayres von dem Blutsäufer und Golderpresser Rosas ruinirten und todtgeschlagenen französischen Familien, und jedesmal, wenn der &#x201E;große Staatsmann&#x201C; Guizot (dessen fröhliche Heimkehr seine Pariser Freunde in diesen Tagen erwarten) in der Kammer interpellirt, wenn das dicke Paket privater und korporativer Klagebriefe, von den Platafranzosen nach der Heimath geschickt, durch Oppositionsmitglieder dem &#x201E;großen Staatsmann&#x201C; unter die Nase gehalten ward, dann drechselte er einige rhetorische Phrasen und die Ministerialmeute schlug ihr offizielles Geheul auf Tagesordnung an, und diese ging auch jedesmal mit Glanz durch. Die Schmutzigkeit der französischen Börsenrace zeigte sich immer recht deutlich dabei; wie hätte die englische drein gedonnert, wären des Rosas Schlachtopfer Engländer gewesen! Wohlan, dieses Bertin'sche Blatt fährt plötzlich aus seinem Stoicismus heraus und schluchzt und droht mit &#x201E;öffentlicher Acht&#x201C; und &#x201E;vielleicht mit juristischem Einschreiten,&#x201C; weil die von Cabet nach Texas gesandten Kolonisten, laut Bericht des ehemaligen Kommunisten Dubuisson, in schlechter Lage sich befinden. Neulich citirte Bertin, bei Gelegenheit eines Proudhon'schen Ausfalls gegen Frauen-Emanzipation, alte und neue Testamentsverse; diesmal ergeht er sich in jupiterartigen Rumore. Schade nur, daß seine Zeugnisse aus dem &#x201E;New-York Herald&#x201C; und &#x201E;Echo de la Lousiane&#x201C; entnommen sind; zwei sattsam der demokratischen Presse Europa's bekannten Bourgeois- und Jesuitenblättchen. Uebrigens wird man bald den wahren Sachbestand anderswoher hören; ich werde ihn mittheilen. Auch Monsieur Véron ertobt in heiligem Eifer und schimpft auf Cabet. Wer ist Mons. Véron? ein Millionär und Besitzer des Constitutionnel, ein Börsenluchs, der 150,000 Fr. erhaschte durch die &#x201E;sachkundige&#x201C; Ausbeutung der Journalannoncen, ein reicher heiterer Mann, der einst für Fräulein Rachel, als sie noch fast ein Kind, Wohlgefallen empfand und dem Papa ein fast 35,000 Fr. kostendes Halsband für Töchterchen als Trinkgeld in die Hand drückte, worauf das Weitere sich ergab; ein moralischer Mann, der vor Amnestie warnt, ein Gönner der Romanoff und Orleans und in seinen Leitartikeln dem Jellachich manches Kußhändchen, dem Windischgrätz manches Lorbeerkränzchen zuwerfend. Dieserlei Brut befehdet hier zu Lande den Kommunismus. &#x201E;Die Drohung, die General Wrangel, das Weinglas erhebend, auf einem Bankett ausstieß, macht keinen französischen Demokraten stutzig. (Peuple souverain in Lyon). Wir wissen, daß der einköpfige schwarze Adler mit den goldenen Kleestengeln eine ebenso wilde Bestie ist ald der zweiköpfige an der Donau und an der Newa; alle diese Raubvögel sind zu vertilgen mit Stumpf und Stiel, sammt Brut und Horst, und thut's Noth, kriegt man diese gefährlichen Raubthiere nicht anders herunter, nun so haut man den Baum ab oder sengt ihn ab mit demokratischer Flamme. Herr Wrangel, der große Dänentriumphator, erscheint uns auf derselben Stufe wie unser wüster Bugeaud und Rulhières, wie Windischgrätz u. s. w. Er trank in Berlin auf einen baldigen Feldzug am Rhein, wohin er als Oberkommandant der heiligen Allianz geht, im Namen des Vaters, Sohns und h. Geistes. Glück auf! Deutschlands Socialdemokraten, unsere theuern Brüder auf dem Kampfgefilde für die Menschheit, werden wissen, was sie hinterm Rücken der Kriegsknechte zu thun haben, wie das ja auch von einem uns bekannten deutschen Demokraten auf dem französisch-deutschen Bruderbankett zu Paris am 24. Dezember mit einfachen sonnenklaren Worten ausgesprochen ward. Aber auch wir französische Socialdemokraten, die wir keine Eroberungs- sondern Propagandakriege führen wollen, wissen was wir zu thun haben, wenn unser gutes Blut auf Kommando unserer Kartätscher und Arbeitermassakrirer von der Straße Transnonain und Grenoble, unter der phantastischen Fahne des Ruhmes à la Napoleon oder à la Louis XIV. verspritzt werden soll. Platz da! Kopf weg! Hut ab! Die Volksjustiz ist los! Wer nicht bei Seite springt, wird zermalmt! Es lebe das Proletariat und die Verbrüderung desselben in allen Ländern!&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Bilanz Frankreichs</hi>.</p>
          <p>(Fortsetzung.)</p>
          <p>Die Malthusschüler sagen und singen bekanntlich schrecklich viel von dem Sparkassensystem, wodurch der Arbeiter beseligt werde. Laßt uns diese Seligkeit unter dem Vergrößerungsglase einmal betrachten; denn obwohl die Malthusianer meist bebrillte Professoren sind, scheint ihnen doch das Nähere zu entschlüpfen. Am 31. Dec. 1843 lagen 242 Mill. Fr. in den Departementssparbüchsen; 408,000 Personen hatten diesen Schatz niedergelegt, und zwar laut Bericht des louis-philipp'schen Ministers Cunin Gridaine:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>Verschied. Professionen hatten 102,221 Büchlein mit 82,044,061 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Ouvriers &#x2014; &#x2014; &#x2014; 107,157 Büchlein mit 58,780,000 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Dienstboten &#x2014; &#x2014; &#x2014; 85,151 Büchlein mit 43,713,255 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Bergleute &#x2014; &#x2014; &#x2014; 71,699 Büchlein mit 24,871,889 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Soldaten und Seeleute 20,823 Büchlein mit 18,005,757 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Angestellte &#x2014; &#x2014; &#x2014; 20,198 Büchlein mit 13,350,538 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Gegenseitige Hülfsgesellsch. 1,232 Büchlein mit 1,930,447 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Oder: <gap reason="illegible"/> 408,482 &#x2014; 242,246,180 Fr.</cell>
            </row>
          </table>
          <table>
            <row>
              <cell>252,680 Büchlein von 1 Fr. bis 500 Fr. betrugen 45,561,723 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>76,178 Büchlein von 501 Fr. bis 1,000 Fr. betrugen 53,095,997 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>51,875 Büchlein von 1,001 Fr. bis 2,000 Fr. betrugen 70,841,192 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>19,994 Büchlein von 2,001 Fr. bis 3,000 Fr. betrugen 48,297,412 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>7.757 Büchlein von 3,001 Fr. und drüber 24,449,855 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>408,482 Total 242,246,180 Fr.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Also über die Hälfte der Büchlein war nur auf 500 Fr. und weniger. Näher besehen findet man: (immer nach Cunin Gridaine's offiziellem Aktenstücke)</p>
          <table>
            <row>
              <cell>In Lyon deponirten 18,197 Leute; 13,029 nicht über 500 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Bordeaux deponirten 13,925 Leute; 6,579 nicht über dito</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Metz deponirten 11,733 Leute; 8,205 nicht über dito</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Marseille deponirten 11,700 Leute; 4,670 nicht über dito</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Rouen deponirten 9,537 Leute; 5,098 nicht über dito</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Nantes deponirten 8,699 Leute; 5,540 nicht über dito</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Lille deponirten 7,166 Leute; 4,644 nicht über dito</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Tours deponirten 2,670 Leute; 2,105 nicht über dito</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Nun galt damals, vor 5 Jahren, 1 Pf. Brod 17 Centimes, und 500 Fr. in der Sparkasse trugen etwa 5 Centimes tägliche Zinsen. Woraus das jämmerliche Faktum folgt, daß damals der Sparkassenmann für seine 500 Fr. Depositum etwa 1/3 Pf. Brod kaufen konnte.</p>
          <p>Wer 3000 Fr. liegen hatte, konnte schon zwei volle Pfunde kaufen, wodurch man freilich sich vor Todhungern schützt. Aber dieser Glücklichen gab es nur etliche Tausende.</p>
          <p>Wieviel Spiegelfechtens die Herren Malthusianer sich dabei erlauben, erhellt schon aus dem einzigen Faktum, daß in Lille von 70,000 Einwohnern zwar ein Zehntel etwas auf der Sparkasse hatte, aber ein Drittel der Einwohner im Armuthsregister eingezeichnet stand. Im sog. <hi rendition="#g">reichen</hi> Norddepartement hatte</p>
          <table>
            <row>
              <cell>Dünkirchen auf 24,517 &#x2014; &#x2014; 4,880 Arme</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Douai 12,880 &#x2014; &#x2014; 4,300 Arme</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Valenciennes 19,841 &#x2014; &#x2014; 4,304 Arme</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Cambray 17,031 &#x2014; &#x2014; 5,147 Arme</cell>
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            <row>
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          <p>Nach der Schrift condition des ouvriers de Paris v. J. 1840 lebten in Paris 335 bis 350,000 Ouvriers und Ouvrieren jedes Alters; und es hatten die Hälfte der Familienväter noch keine 20 Fr. wöchentlich.</p>
          <p>Wir wollen einige Schlüsse aus dem Bisherigen ziehen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Kategorie</hi><hi rendition="#b">I.</hi> und <hi rendition="#b">II.</hi> (Noth, Elend, Armuth, gemäßigte Armuth) zählen 26,390,000 Personen. Herr Thiers findet das sehr schön, Herr Guizot absolut nöthig.</p>
          <p>Die 7 1/2 Mill. Darbender und Bettlender stammen offenbar geradeswegs von den uralten Bagauden (die schon 300 Jahre nach Christus), von den feudalen Serfs und Jaques Bonhomme's (die im 13. und 14. Jahrhundert) großartig rebellirten; das J. 1789 brach den Bann des feudalen Gesetzbuchs und machte Bagauden und Serfs dem Namen nach damals frei. Seht jetzt wo ihre Freiheit sie hin geführt hat. Auch nicht einen Fuß breit dem materiellen, moralischen und intellektuellen Wohlergehen zu. Im Mittelalter legten die Gesetzeskundigen den dreifachen Fluch auf diese Vagabunden. Sie tragen noch immer den Fluch, trotz Herrn Adolf Thiers und Kompagnie.</p>
          <p>Die übrigen 18,800,000 Leute der ersten beiden Kategorieen haben durch Zufälligkeiten aller Art (meist &#x201E;Segnungen des Himmels&#x201C; titulirt) und rastlosen, viel hunderjährigen Fleiß und fast grenzenloses Sparen und Knausern und Geizen und Schar-</p>
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[1016/0004] Posamentirer Rue neuve Chabrol 14; Barbiere und Haarkräusler Rue de Gravilliers 18; Schuhmacher Rue Rambutean 108 und Place de Louvre 26; Schneider Rue Clichy 68; Sattler Rue des petits Hotels 23 und Rue neuve Fontaine St. Georges 8; Wäscherinnen Rue St. Honoré 66; Formirer Rue du Cadran 12; Hutmacher Rue des trois Pavillons 5; Knopfmacher Rue Fontaine au roi 20; Papierkrämer Rue du grand Prieuré 10; Bäcker Rue d'Enfer 7; Köche oder Restaurants boulevard Pigale 36; Rue Simon le Franc 18; Chaussée du Maine. Das Arbeitsvolk kann jetzt bei Arbeitern also sich billig und gut nähren und kleiden; in der associrten Küche ißt man vortrefflicher für einen Franken als anderswo für drei. Die Preise der Waaren in allen übrigen Associationen sind ebenso erniedrigt. Das Nettoeinkommen ist bei Haarkräuslern, Köchen und Bäckern schon so bedeutend, daß die Bourgeois der respectiven Gewerbe vor Wuth und Kummer schier ganz abmagern und entweder die Bude schließen, oder in die Association werden treten müssen; es sei denn daß die reichen faulen Spitzbuben in der Kammer Verbotgesetze wider die Associationen schmieden, womit freilich ein Socialkrieg entbrennte „gegen den die Juniaffaire ein Sommernachtstraum“ (Citoyen de Dijon.) „Ein neuer Horizont geht auf für diese Arbeiterwelt, unter deren Riesenfüßen bald das verfluchte Gehirn der Menschheitsfeinde zerquetscht verspritzen wird (Democrate in Toulouse). Es ist herrlich anzuschauen, wie das junge Leben sich durchbricht und die alten Institutionen in das kalte, trockene Absterben hineintreibt, auf medizinisch der kalte Brand geheißen, wogegen kein Kraut gewachsen ist; daß nöthigenfalls auch chirurgisch nachgeholfen werden darf, versteht sich von selber, siehe 1793“ (Peuple souverain). Guizot kommt nächste Woche nebst Duchatel und Hebert und den sonstigen vom Obergericht der Republik außer Schuld gesprochenen, Exministern Louis Philipps nach Paris. Ein Italiener lächelte als er dies hörte: „aber warum machen die guten Französchen es nicht wie wir mit Signor Nossi?“ — „Das widerstrebt der Ritterlichkeit und Großmuth der Franzosen,“ war der Bescheid. „Han perduto 'l ben del intelletto“ lächelte der Italiener achselzuckend mit Dante's Worten (sie haben die Wohlthat der Vernunft eingebüßt.) Bilanz Frankreichs. (Fortsetzung.) Die Prahlerei mit der starken Anzahl von Proprietäten in Frankreich wird gar komisch, wenn man Hrn. Dupin und Blanqui (Bruder des Revolutionärs) fragt, ob sie diesen stattlichen Namen auch auf arme Schlucker appliciren wollen, die 2-3 Stückchen Land oder ein Häuschen mit 1, 2, 3, 4 Oeffnungen haben. Dupin sagte 1832 in der Kammer: „Die Masse der Steuern des Bodens ruht auf der Masse der Gesellschaft, des Volks; wollen Sie die große Agrikultur, die großen Besitzer belasten? so sage ich Ihnen, daß unter den 4 Millionen französischer Grundbesitzer volle 3,900,000 sind, die keine Pächter haben, keinen Zoll breit über 2-3 Hektars, die sie mit dem Schweiß ihrer Stirn benetzen Will man auf diese Leute erhöhte Abgaben schlagen? womit sollen sie dann ihren Nothbedarf und ihre seltenen, demüthigen Vergnügungen herbeischaffen?“ Und auch Hr. Blanqui, sonst kein Pessimist, sagt: „Viele, viele s. g Grundbesitzer besitzen nichts, um sich zu kleiden, zu speisen, und dennoch lastet die grimmige Steuer auf ihnen, sie stehen eingeschrieben in Rubrik und Linie ins unerbittliche Buch des Einnehmers, sind aber zu arm, um das Dach und die Mauer in Stand zu setzen.“ Unser berühmter Statistiker Lullin Chateauvieux sagt: „Wir haben 46 Millionen kultivirtes und kultivirbares Land; die Einzelperson braucht mittlermaßen zur Existenz, beim heutigen Standpunkt des Bodenbaus, die ziemlich große Quantität von 1 Hektar und 23 Aren, und trotz diesem unleugbaren Satze haben die 9,900,000 s. g. Kleinbesitzer mittlermaßen weniger als 1 Hektar 23 Aren. Folglich hungern sie.“ Hier ist die Tabelle: 8000 Familien haben 355 Hekt jede, also im Ganzen 2840000 Hekt. 15000 Familien haben 180 Hekt jede, also im Ganzen 2700000 Hekt. 67000 Familien haben 84 Hekt jede, also im Ganzen 5628000 Hekt. 110000 Familien haben 56 Hekt jede, also im Ganzen 6160000 Hekt. 220000 Familien haben 35 Hekt jede, also im Ganzen 7700000 Hekt. 480000 Familien haben 14 Hekt jede, also im Ganzen 6720000 Hekt. 3900000 Familien haben 3 u. 64 Ar. jede, also im Ganzen 14252000 Hekt. 4800000 Familien haben 46000000 Hekt. Also die Familie zu 5 Individuen, formiren diese 3,900,000 Eigenthümer eine Sektion von 20 Millionen Franzosen und Französinnen, die schlechthin eben so elendiglich existiren wie die in der ersten und zweiten Kategorie. Was man auch durch folgendes erhärten kann: 2602705 Familien haben nicht über 50 Fr. Einkommen 873997 Familien haben nicht über 100 Fr. Einkommen 737126 Familien haben nicht über 200 Fr. Einkommen 369603 Familien haben nicht über 300 Fr. Einkommen 342082 Familien haben nicht über 500 Fr. Einkommen 276615 Familien haben nicht über 1000 Fr. Einkommen 170579 Familien haben nicht über 2000 Fr. Einkommen 23777 Familien haben nicht über 5000 Fr. Einkommen 16578 Familien haben nicht über 10000 Fr. Einkommen 6681 Familien haben über 10000 Fr. Einkommen In der Schön'schen Statistik heißt es: 8000 Grundstücke haben 1200 Arpents Inhalt 90000 Grundstücke haben 283 Arpents Inhalt 200000 Grundstücke haben 160 Arpents Inhalt 600000 Grundstücke haben 83 Arpents Inhalt 3400000 Grundstücke haben 15 Arpents Inhalt 4300000 Kurz, man kommt in den verschiedenen Tabellen, bei differirenden Ziffern, stets auf ein gemeinsames Ergebniß. Schön zählt jener unglücklichen Kleinbesitzer 3,400,000 die nur 5 Hektaren oder 15 Arpents haben, während andere Tabellen auf 3,476,708 die Zahl derer ansetzen, die per Familie 75 Fr. jährlich, à Person also 15 Fr, genießen. Und diese Personen nennt man keck: „Eigenthümer.“ Es gehört ein besonderer Muth dazu. Und Rubichon und Mounier haben Recht, diese Leute „die hungernden Bauern“ zu nennen, circa 10-12 Mill. was sie so ausdrücken: „in Frankreich leben zwei Millionen Familien Bauern, welche, um sich vom Tode entfernt zu halten, gezwungen sind, zu verzehren was sie produciren.“ Im Code steht bekanntlich das famose Gesetz: „Wenn der Eigenthümer die Grundauflagen nicht zahlen kann, so ist es ihm erlaubt, sein Grundstück der Regierung zu überlassen.“ Dies Gesetz brachte neulich der Präfekt der Niederalpen seinen Provinzialen als ein gutes Mittelchen in Erinnerung, sich ihres Besitzes auf eine bequeme Art zu entledigen. Von 1 Fr. bis 20 Fr. zahlen 8000000 Grundstücke Von 21 Fr. bis 30 Fr. zahlen 600000 Grundstücke Von 101 Fr. bis 300 Fr. zahlen 300000 Grundstücke Von 301 Fr. bis 400 Fr. zahlen 34000 Grundstücke Der Fiskus weist uns ebenfalls hiebei auf den richtigen Pfad. Durchschnittlich zahlt ein Haus 4 Fr. 76 Cent Grundsteuer, und 1 Hektar zahlt 2 Francs 46 Centimen. Durch die so genannten Additionellcentimen steigt die Haussteuer meist auf 8, die Hektarsteuer auf 4 Fr. Die Finanzverwalter nehmen an, daß die Grundsteuer etwas unter einem Siebentel des Netto-Ertrags ausmachen, also sich zum Netto-Ertrag verhalte wie 1 zu 6 Fr. 92 Cent. Folglich ist ein Hektar darnach auf 17 Fr. Jahresertrag netto veranschlagt. Und wir hatten Recht, deucht uns, oben nicht viel Aufhebens zu machen von den unter 20 Fr. zahlenden Grundstücken, denn ein Acker, der 20 Fr. an den Fiskus zahlen muß, stellt als Netto-Ertrag nur die trübselige Summe von 136-140 Fr. dar. Soll davon eine aus 5 Häuptern bestehende Bauernfamilie ein Jahr vegetiren, so hat das doch Schwierigkeiten. Dem wird freilich auf allerlei Manieren abzuhelfen probirt, z. B. der Junge wird ins Militär oder ins Handwerk gesteckt, das Mädchen als Dienstbotin nach dem Schloß oder ins nächste Städtchen, wenns Glück gut, nach Paris spedirt. Aber man muß auf diese Abhülfmittel doch nicht all zu stolz sein, wenn man eine civilisirte Nation sein will. Zu dem bitte ich zu bemerken, daß alle Hütten mit 1-3 Oeffnungen weniger denn 5 Fr. Steuer zahlen, folglich können die 3 1/2 Millionen hüttenbewohnender Franzosen in den Landgemeinden nur jeder einige Hunderttheile von einem Are Bodenbesitz haben. Es ist wohl zu erwägen, daß sogar Morogus, ein sehr vorsichtiger Statistiker, zu unserm Resultat kommt, indem er schreibt: Nicht salariirte 850000 Einwohner Dem Staat zur Last 750000 Einwohner Salariirte, Arbeiter 30900000 Einwohner Summa 32500000 Einwohner. So stand es vor 15 Jahren. Die Salariirten theilt er ein wie folgt: 1. Klasse mit 400,000 Personen à 400 Fr. per Kopf im Jahre, haben [t]äglich 1 Fr. 10 Cent.; 2. Klasse mit 1,000,000 Personen à 350 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 96 Cent.; 3. Klasse mit 2,000,000 Personen à 300 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 82 Cent.; 4. Klasse mit 2,000,000 Personen à 250 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 69 Cent.; 5. Klasse mit 3,000,000 Personen à 200 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 50 Cent.; 6. Klasse mit 7,500,000 Personen à 150 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 41 Cent.; 7. Klasse mit 7,500,000 Personen à 120 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 33 Cent.; 8. Klasse mit 7,500,000 Personen à 91 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich 25 Cent.; 30,900,000 Personen mit durchschnittlich 232 Fr. per Kopf im Jahre, haben täglich durchschnittlich 63 Cent. Die Summe der Löhne beläuft sich auf 4920 Milliarden, womit Dupin übereinzustimmen pflegte. Die 4 letzten Klassen dieser Salariirten enthalten 25 1/2 Millionen Menschen beider Geschlechte und jedes Alters; sie kommen also an Zahl ziemlich den 26 Millionen gleich, die nach unsern obigen Berechnungen in der 1. und 2. Kategorie des Darbens standen. 12 Paris, 3. Jan. Napoleon ist ein Vagabund, Vagabund seinem Wesen nach, seiner Natur nach, seiner Geburt nach, und nun will man, daß dieser Vagabund sich an ein regelmäßiges Leben gewöhne, daß er feste Stunden zum Aus- und Einfahren habe, damit man besser auf seine persönliche Sicherheit wachen könne, damit man wisse, zu welcher Stunde man Wache auszustellen und den Tambour schlagen zu lassen habe. Das Alles ist dem Präsidenten Napoleon sehr unbequem. Feste Stunden zum Ausfahren! Das klingt ja beinahe wie Louis Philipp, wenn es nicht klingt wie Festung Hamm. Napoleon ist ein Vagabund, geboren und erzogen als Vagabund, aber nicht Vagabund im Sinne des Kaisers Napoleon, der durch Europa vagabundirend, das Kriminal-Gesetzbuch mit Füßen tritt und einen neuen Code, einen Code-Napoleon schafft, sondern ein Vagabund im praktischen Sinne, ein Vagabund, der jedes Mal anstreift an den Code-Napoleon, seines Onkels und Kaisers, und mit mehr oder weniger Glück den Strafen entschlüpft, die sein Onkel und Kaiser für ungezogene und mißrathene Neffen anberaumt hat. Wie kann dieser Vagabund, der sein ganzes Leben in Europa und seinen Gasthäusern herumgefahren ist, sich an das Regime seiner Minister binden? Nun hätte man aber auch sehen sollen, wie dieser ex-jeune-homme einen Streich nach seinem Kopfe ausgeführt hat; wie er gestern der ministeriellen Etiquette zum Trotze ausgerissen ist aus seinem Hotel, hoch zu Roß, gedrängt von der spöttisch-jubelnden Menge, die ihn erkannt und genöthigt, sich nach Hause zu retiriren, angeblich, um sich den Hurrah's zu entziehen; in der That aber, weil er fürchtete, stante pede zum Kaiser gestempelt zu werden. Der Zulauf und der Wirrwarr war so groß, daß der Gouverneur des Hotels vor lauter Schrecken dem Napoleon die Thüre seines eigenen Hauses nicht öffnen wollte. Dies sind kleine Zufälle, Abentheuer, wie sie einem Braunschweiger leicht begegnen können. Von Napoleon zum Salze. Man weiß, daß die fast gänzliche Abschaffung der Salzsteuer, die von der Kammer beschlossen worden, eine unwiderrufliche Maßregel ist; das Journal des Débats warf bei diesem Gedanken einen Blick der Sehnsucht und der Wehmuth auf die frühere Pairskammer, die wenigstens jeden „voreilig und zu rasch gefaßten Beschluß“ berichtigen konnte. Dupin hatte denselben Gedanken in einer andern Form ausgedrückt. Die Constitution, sagte er, müsse die Revision gestatten und er appellire von Philipp dem trunkenen an Philipp den nüchternen. Luther hatte appellirt de papa male informato ad papam melius informandum. Dupin appellirt von der trunkenen Kammer an die nüchterne; und er besteht heute abermals auf die Annahme eines Gesetztentwurfes in Bezug auf die Revision. Der Abbé Fayet beleuchtet die wahre Absicht des Herrn Dupin. „Er will von dem trunkenen Philipp an einen nüchternen appelliren? Ich habe bisheran immer gesehen, daß Philipp der trunkene das Budget, und Philipp der nüchterne das Volk ist.“ Derjenige, der die meiste Bitterkeit von dieser Salzfrage einschlürfte, ist Marrast. Man warf ihm vor, daß er nicht zu präsidiren wisse. Marrast will beweisen, daß er von jeher ein vortrefflicher Präsident gewesen, und zwar dadurch, daß er Präsident bleiben will. Er gibt diese seine Absicht kund in einem Briefe an das Journal „Evenement“: Marrast, die Ruine der Regierung vom National, die jetzt an das „Siecle“ (Odilon-Barrot) übergegangen. — Der Kongreß zu Brüssel wird nicht statt finden; das Vermittelungprojekt ist so gut wie aufgegeben. Die „Patrie“, ein offizielles Blatt, theilt diese Nachricht mit, mit folgender Bemerkung: „Oestreich hatte, wie man weiß, nur gezwungener Weise den Kongreß angenommen. Der Vorwand, der sich ihm bietet, den Kongreß als unnütz zu bezeichnen, ist das Programm Gioberti's. Letzterer sagte, daß Sardinien nicht aufhören würde, sich zum Kriege vorzubereiten. Oestreich will in dieser Aeußerung eine Kriegserklärung erblicken, und sagt jetzt, daß der Kongreß keinen Sinn habe vom Augenblicke, wo Sardinien nicht an den Frieden dächte.“ 17 Paris, 3. Jan. Die Zeitung des Ober-Börsenwolfs Bertin, Expair von Frankreich, interessirt sich immer noch auf rührende Weise für das „kleine Heldenvolk der Dänen,“ für „die dem germanischen Stammwesen eingeborne und folglich ihm natur- und heilgemäße Zerstückeltheit Deutschlands,“ für die „ebenso tapfern als edeln“ Kroaten, für die 40 tyrannischen Kardinäle, kurz für alles, was menschheitsfeindlich. Aus Köln läßt sie sich melden: „Ich schreibe Ihnen nur, um Sie zu benachrichtigen, daß der König von Würtemberg und Herzog von Nassau sich dem König von Preußen als erblichem deutschen Kaiser unterwerfen zu wollen erklärt haben. Gerade jetzt sehen wir in West- und Süddeutschland, besonders Gießen, Mainz, selbst in Mannheim, wie Klubs und Vereine aller Art in dem nämlichen Sinn sich aussprechen. Auch die einstimmige Beipflichtung des braunschweiger Landtags ist bedeutsam, und so dürfte denn der Widerstand von gewisser Seite her, enden.“ Vorige Woche noch jubilirte Bertin über die „zur Mythe verflüchtigte“ deutsche Einheit. Dasselbe Ehrenblatt ließ und läßt bekanntlich seit zehn Jahren sich keine Sympathie anmerken für die vielen Hundert in Buenos-Ayres von dem Blutsäufer und Golderpresser Rosas ruinirten und todtgeschlagenen französischen Familien, und jedesmal, wenn der „große Staatsmann“ Guizot (dessen fröhliche Heimkehr seine Pariser Freunde in diesen Tagen erwarten) in der Kammer interpellirt, wenn das dicke Paket privater und korporativer Klagebriefe, von den Platafranzosen nach der Heimath geschickt, durch Oppositionsmitglieder dem „großen Staatsmann“ unter die Nase gehalten ward, dann drechselte er einige rhetorische Phrasen und die Ministerialmeute schlug ihr offizielles Geheul auf Tagesordnung an, und diese ging auch jedesmal mit Glanz durch. Die Schmutzigkeit der französischen Börsenrace zeigte sich immer recht deutlich dabei; wie hätte die englische drein gedonnert, wären des Rosas Schlachtopfer Engländer gewesen! Wohlan, dieses Bertin'sche Blatt fährt plötzlich aus seinem Stoicismus heraus und schluchzt und droht mit „öffentlicher Acht“ und „vielleicht mit juristischem Einschreiten,“ weil die von Cabet nach Texas gesandten Kolonisten, laut Bericht des ehemaligen Kommunisten Dubuisson, in schlechter Lage sich befinden. Neulich citirte Bertin, bei Gelegenheit eines Proudhon'schen Ausfalls gegen Frauen-Emanzipation, alte und neue Testamentsverse; diesmal ergeht er sich in jupiterartigen Rumore. Schade nur, daß seine Zeugnisse aus dem „New-York Herald“ und „Echo de la Lousiane“ entnommen sind; zwei sattsam der demokratischen Presse Europa's bekannten Bourgeois- und Jesuitenblättchen. Uebrigens wird man bald den wahren Sachbestand anderswoher hören; ich werde ihn mittheilen. Auch Monsieur Véron ertobt in heiligem Eifer und schimpft auf Cabet. Wer ist Mons. Véron? ein Millionär und Besitzer des Constitutionnel, ein Börsenluchs, der 150,000 Fr. erhaschte durch die „sachkundige“ Ausbeutung der Journalannoncen, ein reicher heiterer Mann, der einst für Fräulein Rachel, als sie noch fast ein Kind, Wohlgefallen empfand und dem Papa ein fast 35,000 Fr. kostendes Halsband für Töchterchen als Trinkgeld in die Hand drückte, worauf das Weitere sich ergab; ein moralischer Mann, der vor Amnestie warnt, ein Gönner der Romanoff und Orleans und in seinen Leitartikeln dem Jellachich manches Kußhändchen, dem Windischgrätz manches Lorbeerkränzchen zuwerfend. Dieserlei Brut befehdet hier zu Lande den Kommunismus. „Die Drohung, die General Wrangel, das Weinglas erhebend, auf einem Bankett ausstieß, macht keinen französischen Demokraten stutzig. (Peuple souverain in Lyon). Wir wissen, daß der einköpfige schwarze Adler mit den goldenen Kleestengeln eine ebenso wilde Bestie ist ald der zweiköpfige an der Donau und an der Newa; alle diese Raubvögel sind zu vertilgen mit Stumpf und Stiel, sammt Brut und Horst, und thut's Noth, kriegt man diese gefährlichen Raubthiere nicht anders herunter, nun so haut man den Baum ab oder sengt ihn ab mit demokratischer Flamme. Herr Wrangel, der große Dänentriumphator, erscheint uns auf derselben Stufe wie unser wüster Bugeaud und Rulhières, wie Windischgrätz u. s. w. Er trank in Berlin auf einen baldigen Feldzug am Rhein, wohin er als Oberkommandant der heiligen Allianz geht, im Namen des Vaters, Sohns und h. Geistes. Glück auf! Deutschlands Socialdemokraten, unsere theuern Brüder auf dem Kampfgefilde für die Menschheit, werden wissen, was sie hinterm Rücken der Kriegsknechte zu thun haben, wie das ja auch von einem uns bekannten deutschen Demokraten auf dem französisch-deutschen Bruderbankett zu Paris am 24. Dezember mit einfachen sonnenklaren Worten ausgesprochen ward. Aber auch wir französische Socialdemokraten, die wir keine Eroberungs- sondern Propagandakriege führen wollen, wissen was wir zu thun haben, wenn unser gutes Blut auf Kommando unserer Kartätscher und Arbeitermassakrirer von der Straße Transnonain und Grenoble, unter der phantastischen Fahne des Ruhmes à la Napoleon oder à la Louis XIV. verspritzt werden soll. Platz da! Kopf weg! Hut ab! Die Volksjustiz ist los! Wer nicht bei Seite springt, wird zermalmt! Es lebe das Proletariat und die Verbrüderung desselben in allen Ländern!“ Bilanz Frankreichs. (Fortsetzung.) Die Malthusschüler sagen und singen bekanntlich schrecklich viel von dem Sparkassensystem, wodurch der Arbeiter beseligt werde. Laßt uns diese Seligkeit unter dem Vergrößerungsglase einmal betrachten; denn obwohl die Malthusianer meist bebrillte Professoren sind, scheint ihnen doch das Nähere zu entschlüpfen. Am 31. Dec. 1843 lagen 242 Mill. Fr. in den Departementssparbüchsen; 408,000 Personen hatten diesen Schatz niedergelegt, und zwar laut Bericht des louis-philipp'schen Ministers Cunin Gridaine: Verschied. Professionen hatten 102,221 Büchlein mit 82,044,061 Fr. Ouvriers — — — 107,157 Büchlein mit 58,780,000 Fr. Dienstboten — — — 85,151 Büchlein mit 43,713,255 Fr. Bergleute — — — 71,699 Büchlein mit 24,871,889 Fr. Soldaten und Seeleute 20,823 Büchlein mit 18,005,757 Fr. Angestellte — — — 20,198 Büchlein mit 13,350,538 Fr. Gegenseitige Hülfsgesellsch. 1,232 Büchlein mit 1,930,447 Fr. Oder: _ 408,482 — 242,246,180 Fr. 252,680 Büchlein von 1 Fr. bis 500 Fr. betrugen 45,561,723 Fr. 76,178 Büchlein von 501 Fr. bis 1,000 Fr. betrugen 53,095,997 Fr. 51,875 Büchlein von 1,001 Fr. bis 2,000 Fr. betrugen 70,841,192 Fr. 19,994 Büchlein von 2,001 Fr. bis 3,000 Fr. betrugen 48,297,412 Fr. 7.757 Büchlein von 3,001 Fr. und drüber 24,449,855 Fr. 408,482 Total 242,246,180 Fr. Also über die Hälfte der Büchlein war nur auf 500 Fr. und weniger. Näher besehen findet man: (immer nach Cunin Gridaine's offiziellem Aktenstücke) In Lyon deponirten 18,197 Leute; 13,029 nicht über 500 Fr. Bordeaux deponirten 13,925 Leute; 6,579 nicht über dito Metz deponirten 11,733 Leute; 8,205 nicht über dito Marseille deponirten 11,700 Leute; 4,670 nicht über dito Rouen deponirten 9,537 Leute; 5,098 nicht über dito Nantes deponirten 8,699 Leute; 5,540 nicht über dito Lille deponirten 7,166 Leute; 4,644 nicht über dito Tours deponirten 2,670 Leute; 2,105 nicht über dito Nun galt damals, vor 5 Jahren, 1 Pf. Brod 17 Centimes, und 500 Fr. in der Sparkasse trugen etwa 5 Centimes tägliche Zinsen. Woraus das jämmerliche Faktum folgt, daß damals der Sparkassenmann für seine 500 Fr. Depositum etwa 1/3 Pf. Brod kaufen konnte. Wer 3000 Fr. liegen hatte, konnte schon zwei volle Pfunde kaufen, wodurch man freilich sich vor Todhungern schützt. Aber dieser Glücklichen gab es nur etliche Tausende. Wieviel Spiegelfechtens die Herren Malthusianer sich dabei erlauben, erhellt schon aus dem einzigen Faktum, daß in Lille von 70,000 Einwohnern zwar ein Zehntel etwas auf der Sparkasse hatte, aber ein Drittel der Einwohner im Armuthsregister eingezeichnet stand. Im sog. reichen Norddepartement hatte Dünkirchen auf 24,517 — — 4,880 Arme Douai 12,880 — — 4,300 Arme Valenciennes 19,841 — — 4,304 Arme Cambray 17,031 — — 5,147 Arme Bailleul 9,462 — — 2,390 Arme Nach der Schrift condition des ouvriers de Paris v. J. 1840 lebten in Paris 335 bis 350,000 Ouvriers und Ouvrieren jedes Alters; und es hatten die Hälfte der Familienväter noch keine 20 Fr. wöchentlich. Wir wollen einige Schlüsse aus dem Bisherigen ziehen. Kategorie I. und II. (Noth, Elend, Armuth, gemäßigte Armuth) zählen 26,390,000 Personen. Herr Thiers findet das sehr schön, Herr Guizot absolut nöthig. Die 7 1/2 Mill. Darbender und Bettlender stammen offenbar geradeswegs von den uralten Bagauden (die schon 300 Jahre nach Christus), von den feudalen Serfs und Jaques Bonhomme's (die im 13. und 14. Jahrhundert) großartig rebellirten; das J. 1789 brach den Bann des feudalen Gesetzbuchs und machte Bagauden und Serfs dem Namen nach damals frei. Seht jetzt wo ihre Freiheit sie hin geführt hat. Auch nicht einen Fuß breit dem materiellen, moralischen und intellektuellen Wohlergehen zu. Im Mittelalter legten die Gesetzeskundigen den dreifachen Fluch auf diese Vagabunden. Sie tragen noch immer den Fluch, trotz Herrn Adolf Thiers und Kompagnie. Die übrigen 18,800,000 Leute der ersten beiden Kategorieen haben durch Zufälligkeiten aller Art (meist „Segnungen des Himmels“ titulirt) und rastlosen, viel hunderjährigen Fleiß und fast grenzenloses Sparen und Knausern und Geizen und Schar- Hierzu eine Beilage.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 188. Köln, 6. Januar 1849, S. 1016. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz188_1849/4>, abgerufen am 28.04.2024.