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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 237. Köln, 4. März 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 237 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 4. März 1849.
[Französische Republik]

-- Der alte Bugeaud reist aus einer Departementsstadt in die andere. Hören wir die Lyoner Blätter vom 27. Febr.:

"Am 25. Febr. begab sich der Marschall Bugeaud aus Lyon nach St. Etienne. Diese Reise diente ihm zum Vorwande neuer Standreden, wie nur Er allein sie zu halten im Stande. Er hielt eine große Parade über die dortige Bürgerwehr ab. Als er der Fronte entlang ging, erschallte der Ruf: Es lebe die Republik! Einige Stimmen riefen auch: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Als der Marschall diese Worte hörte, drehte er sich um und schritt auf die Rufenden zu und sagte zu ihnen: Was wollet Ihr? Die demokratische Republik? Die habt Ihr ja. Die soziale Republik? Diese werdet Ihr nicht haben. Die soziale Republik ist der Krieg der Armen gegen die Reichen -- eine Welt, wo Jedermann reich -- ist ein Unding, ein Hirngespinnst, jene Henne in der Fabel, die goldene Eier legt. Die soziale oder kommunistische Republik ist aber eine Henne, viel zu alt, um noch Eier legen zu können." Der Marschall erfuhr, daß noch obendrein mehrere der Rufenden zu dem Korps der städtischen Löschmannschaften gehörten. Er näherte sich ihnen und sagte: "Euer Gewerbe ist, das Feuer zu löschen und es nicht aufzublasen."

Man bedenke, daß St. Etienne eine der arbeiterreichsten Gegenden der Republik ist.

-- Einige Blätter melden, daß Bonaparte den Wunsch ausgesprochen habe, die Asche des Herzogs von Reichsstadt im Invalidendome neben dem Sarge seines Onkels niederzusetzen, und daß Hr. v. Thon die Versicherung ausgesprochen habe, der Hof von Wien werde diesem Ansuchen auf das Bereitwilligste entsprechen. Auf diese Weise werden wir das Schauspiel genießen, die Asche des Herzogs von Reichsstadt, Exkönigs von Rom, mit dem üblichen Pomp in Paris einziehen zu sehen.

-- Guizot bewirbt sich richtig im Calvados, wird aber von Thiers hart bekämpft.

-- Die Dinge in Italien beschäftigen den Präsidenten und seine Minister außerordentlich. Unglücklicherweise herrscht keine Einigkeit unter ihnen. Zwei Fragen wurden gestern und heute unter ihnen debattirt: 1) Soll die französische Regierung zu Gunsten der Wiederherstellung des Pabstes interveniren oder nicht? 2) Darf der Präsident die Abgeordneten Toskana's und Rom's amtlich empfangen, die schon seit fünf Tagen an seine Thüre klopfen?

Gegen Bejahung der ersten Frage, d. h. gegen bewaffnete Intervention entschieden sich Barrot, Drouin de Lhuys, de Tracy, Passy, Lacrosse und Buffet; Falloux, Faucher, Rulhieres und Bonaparte erklärten sich dafür. Eine Intervention, sagten Erstere, schwäche zu sehr die innern Militärkräfte.

Für Zulassung der Deputirten aus Toskana und Rom sollen sich Buffet und Lacrosse allein ausgesprochen haben. Unter den Gesandten befinden sich zwei, die der Pabst bis heutigen Tags noch nicht begnadigte.... Schreckliche Verbrecher!

Ein definitiver Beschluß ist, wie man sieht, noch nicht gefaßt worden.

-- Als historisches Aktenstück verdient folgender Brief Veröffentlichung (aus dem "Pays"):

Paris, 24. Februar 1849, Morgens.

Es ist schon lange her, mein lieber Thiers, daß ich voraussah, wir Beide würden eines Tages berufen sein, die Monarchie zu retten. Mein Entschluß ist gefaßt; ich verbrenne meine Schiffe. Dieser Entschluß hindert mich indessen nicht, zu beklagen, daß man mir den Oberbefehl mit einem zu schwachen Effektif anvertraute und mich zu sehr ohne Hülfsquellen ließ. Würden Sie glauben, daß in mehreren Regimentern die Mannschaften zur jetzigen Stunde kaum zehn scharfe Patronen in ihrer Tasche haben. Wann wir den Aufruhr gedämpft haben werden, und wir werden ihn dämpfen, denn die Lauheit oder der Mangel an Theilnahme der Bürgerwehr sollen mich nicht zurückhalten, dann würde ich bereitwillig als Kriegsminister mit Ihnen ins Kabinet treten, es müßte denn sein, daß die Unpopularität, die angeblich auf mir lastet, ein unübersteigliches Hinderniß bilde. In diesem Falle zögere ich nicht, Ihnen zu rathen, Bedeau zum Kriegsminister zu nehmen; er ist ein ausgezeichneter Offizier, praktisch, voll Einsicht und Kaltblütigkeit und ihm den Magne, Deputirten etc. etc. als Unterstaatssekretär beizugeben, dessen seltene Geistesfähigkeit ich zu schätzen Gelegenheit hatte.

(gez.) Bugeaud.

-- Im Angesicht der ungeheuren Rührigkeit der Rue de Poirtiers, und eines halben Dutzend napoleonistischer Wahl-Ausschüsse durfte die demokratische Partei nicht die Hände in den Schoß legen. Sie hat daher Schritte gethan und erläßt heute folgende Erklärung:

"Die Journale 1) Reform; 2) Demokratie pac.; 3) Republique; 4) Peuple; 5) Revolution; 6) Populaire; 7) Travail Affranchi; 8) Commune Sociale; 9) Ecole politique du Peuple sind als parmanente Wahl-Kommission zusammengetreten.

Die Kommission wird in den nächsten Tagen ihr Programm veröffentlichen.

-- In Bourges hat sich der Brigade-General Maigiere von der Alpenarmee (2. Brigade) bereits einstallirt. Außerdem sind die Zubereitungen für die Aufnahme der Gefangenen im dortigen Justizpalaste getroffen. Im Gebäude selbst werden 1200 Mann einquartirt. Es scheint als fürchte die Regierung einen Befreiungsversuch.

Der Exgesandte Mortier, den seine Gattin, geb. Cordier als verrückt eingesperrt hielt, ist wieder freigelassen worden. Er hat den Prozeß in der Appell-Instanz gewonnen.

-- Im Elysee Bourbon haben zwar die Bälle -- wegen der heiligen Fastenzeit -- aufgehört, doch herrscht dort immer noch viel Leben. Ein Ministerfreund, ein geheimer Rathgeber folgt dem andern. Heute Vormittag fuhr Thiers wieder vor.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 1. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.

Gestern Ziehung der monatlichen Abtheilungen, heute nahm die Organisation derselben viel Zeit weg.

Nach Vorlesung des Protokolls wird ein Entwurf rücksichtlich der griechischen Schuld vorgenommen.

Derselbe geht in dem von uns bereits früher gegebenen Text mit 592 gegen 37 Stimmen durch.

An der Tagesordnung befindet sich die dritte Deliberation über den Entwurf des Staatsraths-Gesetzes.

Artikel 11 war an den Ausschuß zurückgeworfen worden. Er betrifft die Zahl der Staatsräthe. Der Ausschuß schlägt folgende Fassung und resp. Vermehrung vor:

"Die Zahl der Staatsräthe ist von 32 auf 40 zu erhöhen."

Diese Erhöhung wird für den Staatsrathsdienst als unerläßlich geschildert.

Sauvaire Barthelemy bekämpft die Vermehrung.

Vivien unterstützt sie.

Die Versammlung nimmt die Vermehrung mit 375 gegen 355 Stimmen an.

Lacrosse, Staatsbauten-Minister, unterbricht hier die Debatte, indem er einen Gesetzentwurf vorlegt, welcher die Bahn von Versailles nach Chartres der Staatsverwaltung zuschlägt. (Oh! Oh! rechts.) Er verlangt Dringlichkeit.

Die Dringlichkeit wird nach starkem Widerspruch ausgesprochen und die Versammlung kehrt zu Art. 12 des Staatsraths zurück.

Marrast lies't zuerst den Art. 12, dann einen nach dem andern mechanisch vor und gibt hie und und da einem Zwischenredner das Wort.

Die Debatte von Artikel 12 bis 36 bietet nicht das mindeste Interesse.

Bei Artikel 37 wird ein Amendement von Mortimer Ternaux verworfen.

Die Debatte rollt von Artikel 37 bis 47 ruhig weiter.

Der Ausschuß schlägt für 47 folgende neue Redaktion vor:

Der Justizminister hat das Recht, alle Angelegenheiten zu reklamiren, welche vor das Contradi ktforum gebracht werden, aber nicht vor dasselbe gehörten, weil sie gerichtlicher und nicht administrativer Natur seien etc.

Parrieu erläutert diese neue Redaktion eine halbe Stunde lang.

Mortimer Ternaux verlangt das Wort, um sie zu bekämpfen. (Auf morgen! Auf morgen!)

Die Debatte wird abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen.

Belgien.
14 Lüttich, 1. März.

Der verflossene Sonntag war ein Schreckenstag für den Bourgeois- und Pfaffen-Musterstaat. Nicht nur in Brüssel, auch in Verviers fand ein großes demokratisches Banket zur Jahresfeier der französischen Republik statt. Das zu Verviers war das großartigste; deshalb hatte das Gouvernement dort auch die großartigsten Vorsichtsmaßregeln genommen. Hier in Lüttich waren sämmtliche Truppen den ganzen Tag über in den Kasernen konsignirt und zwei Batterien waren nach Verviers beordert worden. Eine Brigade Gensd'armen und die Garde civique hatte alle Eingänge von Verviers besetzt. Niemand ward eingelassen, der nicht eine Legitimationskarte besaß. Auf diese Weise mußten an 500 Auswärtige umkehren. Selbst an dem Eingange des Banketsales hatten sich Polizisten aufgestellt, die Niemanden einließen, ohne zuvor nach Namen, Stand u. s. w. gefragt zu haben und viele wurden zurückgewiesen, unter dem Vorwande, daß man sie nicht kenne. Den Arbeitern von Verviers war von ihren Geschäftsherren bei Strafe der Entlassung untersagt worden, an dem Bankette Theil zu nehmen. Trotz aller dieser Anstrengungen des in den letzten Kämpfen liegenden Philisterstaats zählte das Banket beinahe 1000 Theilnehmer von Nah und Fern. Sämmtliche demokratische Vereine Belgiens waren vertreten, auch ein Pariser Verein hatte zwei Abgeordnete geschickt. Ledru-Rollin, so wie mehrere andere eingeladene französische Demokratenhäuptlinge hatten sich wegen der gleichzeitigen Feier in ihrem Lande entschuldigen lassen. Das Banket begann um 6 Uhr. Der geschmackvoll dekorirte Saal bot einen imposanten Anblick dar. Rothe Fahnen mit der phrygischen Mütze wallten über der Rednerbühne und dem Eingange des Saales herab; die Denksprüche und Namen der ausgezeichnetsten französischen und einiger deutschen Republikaner bedeckten die Wände; die Namen von Blum und Messenhauser waren mit einem Trauerflor und einem Immortellenkranz umgeben. Nachdem eine Subscription zu Gunsten der Verurtheilten von Risquons-Tout stattgefunden, über deren reichliches Ergebniß der Präsident Mottet, sowie der vier und achtzigjährige Arzt Donnay in herzlichen Worten Namens der verurtheilten Brüder dankten, begann das einfache Souper, bei welchem republikanische Trinksprüche mit Gesängen abwechselten. Die bemerkenswerthesten Toaste waren: "auf die Revolution des 24. Februar 1848", ausgebracht vom Vicepräsident Steiger, "auf die Befreiung des Proletariers", "auf die Emancipation des Proletariats durch die Association", "auf die gegenseitige Solidarität Aller, ohne welche die Brüderlichkeit nur eine leere Formel wäre". Dann kam die Einweihung einer von mehreren Damen Verviers gestickten rothen Fahne, bei welcher der Präsident der Gesellschaft schwören ließ, der Devise der Fahne: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" treu zu bleiben und nicht eher zu ruhen, als bis sie sich verwirklicht habe. Das Fest dauerte bis beinahe 3 Uhr Morgens, ohne daß es einem Einzigen eingefallen wäre, sich früher zu entfernen. Am künftigen Sonntag findet wieder ein demokratisches Banket zu Brüssel, wo gegenwärtig bereits sechs verschiedene republikanische Arbeitervereine existiren, statt.

Ein hiesiger Pfaffe hat eine neue höchst wichtige Entdeckung gemacht; er hat nämlich entdeckt, was die Demokratie eigentlich sei. Die Demokratie ist nach ihm, gleich der "Cholera", eine Geißel (fleau) Gottes. Er hat aber auch ein Präservativmittel gegen diese Geißel entdeckt, welches in einer gewissen Anzahl Vater unser, Ave Maria's, Litaneien u. dgl. und -- die Hauptsache in dem Glauben an Alles das besteht in dem, was "die Diener der Kirche lehren." Dies Präservativmittel ist hier und auf dem Lande in vielen tausend Exemplaren verbreitet. So wird denn Lüttich auch von dieser Geißel verschont bleiben.

Polen.
Krakau, 26. Febr.

Unsere Verhältnisse gestalten sich hier immer düsterer. Die durch die angesagte Rekrutirung hervorgerufene Gährung hat gestern zu bedauerlichen Vorfällen Anlaß gegeben. Ich will Ihnen den ganzen Hergang der Sache erzählen, damit Sie ein richtiges Bild von derselben bekommen. Eine Rekrutirung von 6000 Mann aus dem Gebiet von Krakau ist die Veranlassung zur Vorbereitung eines bewaffneten Widerstandes eben so seitens der Städter wie auch der Bauern gewesen.

Ueberall auf dem Lande sah man seit langer Zeit schon Sensen grade schmieden und hörte Drohungen gegen die Oestreicher fallen. Es ist sogar an einzelnen Orten zu argen Excessen vorgekommen. Indessen ging die Regierung von ihrem Vorhaben nicht ab und die Rekrutirung sollte heute stattfinden. Die Gährung nahm aber immer zu, und der 26. war allgemein als der Tag des Aufstandes bezeichnet. Die Regierung, wahrscheinlich mit Rücksicht auf ihre geringen militairischen Kräfte, hat aber keine Schlacht wagen wollen, und es ist eine Proklamation erschienen, welche verkündet, daß die Rekrutirung in eine freiwillige Anwerbung umgewandelt sei; erst wenn auf diese Weise die nöthige Anzahl der Rekruten nicht zusammen gebracht werden könnte, würde man Zwangsmittel anwenden. -- Dieses Letztere, so wie Verhaftungen auf dem Lande und in der Stadt selbst, war allerdings nicht geeignet die Gemüther zu beruhigen. Man requirirte Militair -- und es sind hier in Folge dessen Ulanen und etwas Infanterie eingerückt. Das Volk empfing die Truppen mit Pfeifen und Zischen. Darauf ist das ganze Militair auf die Straße vom Schlosse herausgetreten. Starke Patrouillen durchzogen die Stadt und jagten das Volk auseinander, wobei mehrere Personen verwundet und zwei mit dem Bajonette niedergestochen wurden. -- Einmal hat man sogar blind gefeuert. Zahlreiche Verhaftungen haben stattgefunden. Das Militair blieb die ganze Nacht unter Gewehr und bivouakirte auf der Straße. Die Nacht verging indeß ruhig; was heute geschieht, läßt sich schwer voraussetzen, da die Erbitterung gegenseitig sehr groß ist. Vielleicht wird Gott ein größeres Unglück verhüten. Und ein Aufstand wäre doch nur ein Unglück für uns.

(A. O. Z.)
Donaufürstenthümer.
* Bucharest, 3. Febr.

Nach einer Verfügung der k. k. Oberpostverwaltung werden sämmtliche Zeitungen künftig bei der Hermannstädter Gränzpoststation aus dem Postpaket ausgeschieden, und nicht wie bisher mit dem Briefpaket dem k. k. Kurier, sondern der walachischen Post übergeben, damit die hiesige walachische Censur ja keinen Zweifel hegen möge, ob die von ihr verbotenen Blätter, nicht dennoch gelesen werden, und damit sie doch die Namen der sämmtlichen Zeitungsleser erfahren könne.

Großbritannien.
068 London, 28. Febr.

Unterhaus von gestern. Die Verhandlungen sind meist von der breitspurigsten Langweiligkeit. Selbst einige Interpellationen an Lord Palmerston: z. B. ob er nicht einen englischen Konsul in S. Franzisko anstellen wolle, erregte nur vorübergehend durch die launig-ablehnende Antwort einiges Interesse. Eine andere Anfrage betraf die nun seit so vielen Jahren abgedroschene La Plata-Angelegenheit. G. Thompson beantragt Vorlegung aller auf den Ausbruch der Rebellion in Pendschab bezüglichen Aktenstücke. Der Minister Sir J. Hobhouse lehnt die Vorlegung für jetzt aus politischen Gründen ab. Das Haus vertagt sich bereits um 6 Uhr Abends.

Oberhaus von gestern. Irland spielt wieder einmal die Hauptrolle bei den Debatten, indem man mit der Bill wegen Verbesserung des irischen Armengesetzes zu thun hat. Schließlich wird die königliche Genehmigung für die Bill zur weitern Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland angezeigt, worauf ihre Lordschaften sich heimbegeben.

068 London, 1. März.

Im Unterhause von gestern drehten sich die Debatten um die Straßenbill, um eine Bill wegen Armenunterstützung außerhalb der Arbeitshäuser und dann wieder um irische Angelegenheiten.

Spanien.
Madrid, 22. Febr.

Der "Conservative Heraldo" fährt fort, einen Kreuzzug gegen die Römer zu predigen. "Europa, sagt er, darf nicht zuschauen, wie die Römer das größte Attentat verüben; es darf nicht ruhig zusehen, daß das Vaterland Tasso's, Arioste's und Dantes unter den Streichen moderner Gotteslästerer verblute u. s. w.

-- Das "Echo v. Montpellier" vom 23. Febr. enthält folgenden Brief an den Grafen Morella:

"Mein lieber Freund! Keine Angst mehr. Ich bin wieder hergestellt, der Himmel hat mich beschützt. Ich sollte das rechte Bein verlieren; es ist aber geheilt. Ich schrieb Ihnen vor einem Monat einen langen Brief und übergab ihn einem Reisenden. Ich weiß nicht, ob er ihn an Sie gelangen ließ! In jedem Falle muß ich heute kurz sein... Bald werde ich Ihre Hand drücken.

St. Jaime, 15. Febr. 1849.

(gez.) Cabrera."

Das Journal de Bayonne vom 25. Febr. meldet: Cabrera ist wieder hergestellt und stellt sich nächstens wieder an die Spitze der Montemolinisten (Carlisten).

Redakteur en chef: Karl Marx.

Als Antwort auf ein Leipziger Schreiben d. d. 1. März, antworten wir, daß J. M. Löwe niemals Korrespondent der "Neuen Rheinischen Zeitung" war.

A. d. R.

Essen, 26. Febr.

Bekanntlich hat sich letzthin auf dem in Dortmund Stattgefundenen Congresse der verbündeten schein-constitutionellen Volksunterdrückungs-Vereine Rheinlands und Westfalens, das Feuer von dem Wasser getrennt, die s. g. demokratisch-konstitutionellen Vereine traten aus, entwarfen ein vorläufiges, in diesem Blatte bereits mitgetheiltes Programm und wählten den politischen Klub zu Elberfeld, zum Central-Verein der verbrüderten, demokratischen Vereine Rheinlands und Westfalens, diesen Vereinen hatten sich später noch mehrere angeschlossen und gestern fand hier nun der Congreß von 14 derselben Statt, außer denen hatten sich noch mehrere entschuldigt.

Die Sitzung fand in dem Lokale der vereinigten Gesellschaft Statt, einer Gesellschaft, in der es eine Masse Leute giebt, welche das ganze Königreich Preußen incl Thron, Krone und Hohenzollern in ihrem schwarz und weiß gesprenkelten Herzen tragen, welche aber bei der Abstimmung über die Einräumung des Lokals, theils unterlagen, -- denn es gibt im Vereine auch viele liberale Männer, -- theils auch, mit ihrem Blicke in die verschleierte Zukunft schweifend, sich zu überwinden geruhten, ein unschuldig, weißes Böhnlein ihren zitternden Fingern entgleiten zu lassen.

Die Verhandlung wurde unter dem Vorsitze des Dr. Bracht von Elberfeld begonnen Es wurde zur Entwerfung eines Programmes eine Kommission erwählt, welche dasselbe demnächst durch ihren Berichterstatter, Staats-Procurator -- ho, ho?! -- Heinzmann zum Vortrage bringen ließ. Der Staats-Procurator-Berichterstatter trägt also vor:

1) Alle Gewalt geht vom Volke aus!

(Brrrrr Hr. Staats-Procurator, schauert's nicht?)

2) Wir wollen ein einiges, deutsches Volk. Die durch seine Vertreter im Parlamente gefaßten Beschlüsse sind für jeden Volksstamm bindend.

3) Für Preußen erkennen wir die constitutionelle Monarchie auf demokratischer Grundlage an.

4) In diesen Staatsformen erstreben wir die Freiheit, Bildung und Wohlfahrt Aller.

Der Staats-Procurator-Berichterstatter tritt ab Die Diskussion wird eröffnet.

Nach kurzer Debatte werden die § 1, 2 und 4, letzterer unter Berücksichtigung eines Amendements des Staats-Procurators-Berichterstatters dahin lautend:

"In diesen Staatsformen erstreben wir die Gleichberechtigung, die Freiheit e.t.c. einstimmig angenommen.

Zu § 3 dagegen stellt Just.-Com. Rauschenbusch das Amendement:

"Für Preußen erkennen wir an eine demokratische Staatsform."

Hierüber entspann sich ein fürchterlicher Zungenkrieg. Das ist Republik! sagte der Eine; Republik! wiederholte der Andere; Republik! sagte auch der Staats-Procurator Berichterstatter, nein "sehen Sie die Schweiz, eine Republik kann noch aristokratischer sein, als ein constitutioneller Staat!" Republik! wiederholten die abgeblaßten Constitutions-Demokraten erschreckt, die bei der Abstimmung denn auch in der Majorität blieben. Sie klammerten sich förmlich an das Wörtchen "constitutionell" und der § 3 behielt trotz guter Gegenwehr seine ursprüngliche Fassung.

Die Demonstration, denn eine solche war es, lief übrigens ruhig zu Ende.

Meteorologische Beobachtungen [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 237 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 4. März 1849.
[Französische Republik]

— Der alte Bugeaud reist aus einer Departementsstadt in die andere. Hören wir die Lyoner Blätter vom 27. Febr.:

„Am 25. Febr. begab sich der Marschall Bugeaud aus Lyon nach St. Etienne. Diese Reise diente ihm zum Vorwande neuer Standreden, wie nur Er allein sie zu halten im Stande. Er hielt eine große Parade über die dortige Bürgerwehr ab. Als er der Fronte entlang ging, erschallte der Ruf: Es lebe die Republik! Einige Stimmen riefen auch: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Als der Marschall diese Worte hörte, drehte er sich um und schritt auf die Rufenden zu und sagte zu ihnen: Was wollet Ihr? Die demokratische Republik? Die habt Ihr ja. Die soziale Republik? Diese werdet Ihr nicht haben. Die soziale Republik ist der Krieg der Armen gegen die Reichen — eine Welt, wo Jedermann reich — ist ein Unding, ein Hirngespinnst, jene Henne in der Fabel, die goldene Eier legt. Die soziale oder kommunistische Republik ist aber eine Henne, viel zu alt, um noch Eier legen zu können.“ Der Marschall erfuhr, daß noch obendrein mehrere der Rufenden zu dem Korps der städtischen Löschmannschaften gehörten. Er näherte sich ihnen und sagte: „Euer Gewerbe ist, das Feuer zu löschen und es nicht aufzublasen.“

Man bedenke, daß St. Etienne eine der arbeiterreichsten Gegenden der Republik ist.

— Einige Blätter melden, daß Bonaparte den Wunsch ausgesprochen habe, die Asche des Herzogs von Reichsstadt im Invalidendome neben dem Sarge seines Onkels niederzusetzen, und daß Hr. v. Thon die Versicherung ausgesprochen habe, der Hof von Wien werde diesem Ansuchen auf das Bereitwilligste entsprechen. Auf diese Weise werden wir das Schauspiel genießen, die Asche des Herzogs von Reichsstadt, Exkönigs von Rom, mit dem üblichen Pomp in Paris einziehen zu sehen.

Guizot bewirbt sich richtig im Calvados, wird aber von Thiers hart bekämpft.

— Die Dinge in Italien beschäftigen den Präsidenten und seine Minister außerordentlich. Unglücklicherweise herrscht keine Einigkeit unter ihnen. Zwei Fragen wurden gestern und heute unter ihnen debattirt: 1) Soll die französische Regierung zu Gunsten der Wiederherstellung des Pabstes interveniren oder nicht? 2) Darf der Präsident die Abgeordneten Toskana's und Rom's amtlich empfangen, die schon seit fünf Tagen an seine Thüre klopfen?

Gegen Bejahung der ersten Frage, d. h. gegen bewaffnete Intervention entschieden sich Barrot, Drouin de Lhuys, de Tracy, Passy, Lacrosse und Buffet; Falloux, Faucher, Rulhières und Bonaparte erklärten sich dafür. Eine Intervention, sagten Erstere, schwäche zu sehr die innern Militärkräfte.

Für Zulassung der Deputirten aus Toskana und Rom sollen sich Buffet und Lacrosse allein ausgesprochen haben. Unter den Gesandten befinden sich zwei, die der Pabst bis heutigen Tags noch nicht begnadigte.... Schreckliche Verbrecher!

Ein definitiver Beschluß ist, wie man sieht, noch nicht gefaßt worden.

— Als historisches Aktenstück verdient folgender Brief Veröffentlichung (aus dem „Pays“):

Paris, 24. Februar 1849, Morgens.

Es ist schon lange her, mein lieber Thiers, daß ich voraussah, wir Beide würden eines Tages berufen sein, die Monarchie zu retten. Mein Entschluß ist gefaßt; ich verbrenne meine Schiffe. Dieser Entschluß hindert mich indessen nicht, zu beklagen, daß man mir den Oberbefehl mit einem zu schwachen Effektif anvertraute und mich zu sehr ohne Hülfsquellen ließ. Würden Sie glauben, daß in mehreren Regimentern die Mannschaften zur jetzigen Stunde kaum zehn scharfe Patronen in ihrer Tasche haben. Wann wir den Aufruhr gedämpft haben werden, und wir werden ihn dämpfen, denn die Lauheit oder der Mangel an Theilnahme der Bürgerwehr sollen mich nicht zurückhalten, dann würde ich bereitwillig als Kriegsminister mit Ihnen ins Kabinet treten, es müßte denn sein, daß die Unpopularität, die angeblich auf mir lastet, ein unübersteigliches Hinderniß bilde. In diesem Falle zögere ich nicht, Ihnen zu rathen, Bedeau zum Kriegsminister zu nehmen; er ist ein ausgezeichneter Offizier, praktisch, voll Einsicht und Kaltblütigkeit und ihm den Magne, Deputirten etc. etc. als Unterstaatssekretär beizugeben, dessen seltene Geistesfähigkeit ich zu schätzen Gelegenheit hatte.

(gez.) Bugeaud.

— Im Angesicht der ungeheuren Rührigkeit der Rue de Poirtiers, und eines halben Dutzend napoleonistischer Wahl-Ausschüsse durfte die demokratische Partei nicht die Hände in den Schoß legen. Sie hat daher Schritte gethan und erläßt heute folgende Erklärung:

„Die Journale 1) Reform; 2) Demokratie pac.; 3) Republique; 4) Peuple; 5) Revolution; 6) Populaire; 7) Travail Affranchi; 8) Commune Sociale; 9) Ecole politique du Peuple sind als parmanente Wahl-Kommission zusammengetreten.

Die Kommission wird in den nächsten Tagen ihr Programm veröffentlichen.

— In Bourges hat sich der Brigade-General Maigière von der Alpenarmee (2. Brigade) bereits einstallirt. Außerdem sind die Zubereitungen für die Aufnahme der Gefangenen im dortigen Justizpalaste getroffen. Im Gebäude selbst werden 1200 Mann einquartirt. Es scheint als fürchte die Regierung einen Befreiungsversuch.

Der Exgesandte Mortier, den seine Gattin, geb. Cordier als verrückt eingesperrt hielt, ist wieder freigelassen worden. Er hat den Prozeß in der Appell-Instanz gewonnen.

— Im Elysée Bourbon haben zwar die Bälle — wegen der heiligen Fastenzeit — aufgehört, doch herrscht dort immer noch viel Leben. Ein Ministerfreund, ein geheimer Rathgeber folgt dem andern. Heute Vormittag fuhr Thiers wieder vor.

National-Versammlung. Sitzung vom 1. März. Anfang 1 ¼ Uhr. Präsident Marrast.

Gestern Ziehung der monatlichen Abtheilungen, heute nahm die Organisation derselben viel Zeit weg.

Nach Vorlesung des Protokolls wird ein Entwurf rücksichtlich der griechischen Schuld vorgenommen.

Derselbe geht in dem von uns bereits früher gegebenen Text mit 592 gegen 37 Stimmen durch.

An der Tagesordnung befindet sich die dritte Deliberation über den Entwurf des Staatsraths-Gesetzes.

Artikel 11 war an den Ausschuß zurückgeworfen worden. Er betrifft die Zahl der Staatsräthe. Der Ausschuß schlägt folgende Fassung und resp. Vermehrung vor:

„Die Zahl der Staatsräthe ist von 32 auf 40 zu erhöhen.“

Diese Erhöhung wird für den Staatsrathsdienst als unerläßlich geschildert.

Sauvaire Barthelemy bekämpft die Vermehrung.

Vivien unterstützt sie.

Die Versammlung nimmt die Vermehrung mit 375 gegen 355 Stimmen an.

Lacrosse, Staatsbauten-Minister, unterbricht hier die Debatte, indem er einen Gesetzentwurf vorlegt, welcher die Bahn von Versailles nach Chartres der Staatsverwaltung zuschlägt. (Oh! Oh! rechts.) Er verlangt Dringlichkeit.

Die Dringlichkeit wird nach starkem Widerspruch ausgesprochen und die Versammlung kehrt zu Art. 12 des Staatsraths zurück.

Marrast lies't zuerst den Art. 12, dann einen nach dem andern mechanisch vor und gibt hie und und da einem Zwischenredner das Wort.

Die Debatte von Artikel 12 bis 36 bietet nicht das mindeste Interesse.

Bei Artikel 37 wird ein Amendement von Mortimer Ternaux verworfen.

Die Debatte rollt von Artikel 37 bis 47 ruhig weiter.

Der Ausschuß schlägt für 47 folgende neue Redaktion vor:

Der Justizminister hat das Recht, alle Angelegenheiten zu reklamiren, welche vor das Contradi ktforum gebracht werden, aber nicht vor dasselbe gehörten, weil sie gerichtlicher und nicht administrativer Natur seien etc.

Parrieu erläutert diese neue Redaktion eine halbe Stunde lang.

Mortimer Ternaux verlangt das Wort, um sie zu bekämpfen. (Auf morgen! Auf morgen!)

Die Debatte wird abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen.

Belgien.
14 Lüttich, 1. März.

Der verflossene Sonntag war ein Schreckenstag für den Bourgeois- und Pfaffen-Musterstaat. Nicht nur in Brüssel, auch in Verviers fand ein großes demokratisches Banket zur Jahresfeier der französischen Republik statt. Das zu Verviers war das großartigste; deshalb hatte das Gouvernement dort auch die großartigsten Vorsichtsmaßregeln genommen. Hier in Lüttich waren sämmtliche Truppen den ganzen Tag über in den Kasernen konsignirt und zwei Batterien waren nach Verviers beordert worden. Eine Brigade Gensd'armen und die Garde civique hatte alle Eingänge von Verviers besetzt. Niemand ward eingelassen, der nicht eine Legitimationskarte besaß. Auf diese Weise mußten an 500 Auswärtige umkehren. Selbst an dem Eingange des Banketsales hatten sich Polizisten aufgestellt, die Niemanden einließen, ohne zuvor nach Namen, Stand u. s. w. gefragt zu haben und viele wurden zurückgewiesen, unter dem Vorwande, daß man sie nicht kenne. Den Arbeitern von Verviers war von ihren Geschäftsherren bei Strafe der Entlassung untersagt worden, an dem Bankette Theil zu nehmen. Trotz aller dieser Anstrengungen des in den letzten Kämpfen liegenden Philisterstaats zählte das Banket beinahe 1000 Theilnehmer von Nah und Fern. Sämmtliche demokratische Vereine Belgiens waren vertreten, auch ein Pariser Verein hatte zwei Abgeordnete geschickt. Ledru-Rollin, so wie mehrere andere eingeladene französische Demokratenhäuptlinge hatten sich wegen der gleichzeitigen Feier in ihrem Lande entschuldigen lassen. Das Banket begann um 6 Uhr. Der geschmackvoll dekorirte Saal bot einen imposanten Anblick dar. Rothe Fahnen mit der phrygischen Mütze wallten über der Rednerbühne und dem Eingange des Saales herab; die Denksprüche und Namen der ausgezeichnetsten französischen und einiger deutschen Republikaner bedeckten die Wände; die Namen von Blum und Messenhauser waren mit einem Trauerflor und einem Immortellenkranz umgeben. Nachdem eine Subscription zu Gunsten der Verurtheilten von Risquons-Tout stattgefunden, über deren reichliches Ergebniß der Präsident Mottet, sowie der vier und achtzigjährige Arzt Donnay in herzlichen Worten Namens der verurtheilten Brüder dankten, begann das einfache Souper, bei welchem republikanische Trinksprüche mit Gesängen abwechselten. Die bemerkenswerthesten Toaste waren: „auf die Revolution des 24. Februar 1848“, ausgebracht vom Vicepräsident Steiger, „auf die Befreiung des Proletariers“, „auf die Emancipation des Proletariats durch die Association“, „auf die gegenseitige Solidarität Aller, ohne welche die Brüderlichkeit nur eine leere Formel wäre“. Dann kam die Einweihung einer von mehreren Damen Verviers gestickten rothen Fahne, bei welcher der Präsident der Gesellschaft schwören ließ, der Devise der Fahne: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ treu zu bleiben und nicht eher zu ruhen, als bis sie sich verwirklicht habe. Das Fest dauerte bis beinahe 3 Uhr Morgens, ohne daß es einem Einzigen eingefallen wäre, sich früher zu entfernen. Am künftigen Sonntag findet wieder ein demokratisches Banket zu Brüssel, wo gegenwärtig bereits sechs verschiedene republikanische Arbeitervereine existiren, statt.

Ein hiesiger Pfaffe hat eine neue höchst wichtige Entdeckung gemacht; er hat nämlich entdeckt, was die Demokratie eigentlich sei. Die Demokratie ist nach ihm, gleich der „Cholera“, eine Geißel (fléau) Gottes. Er hat aber auch ein Präservativmittel gegen diese Geißel entdeckt, welches in einer gewissen Anzahl Vater unser, Ave Maria's, Litaneien u. dgl. und — die Hauptsache in dem Glauben an Alles das besteht in dem, was „die Diener der Kirche lehren.“ Dies Präservativmittel ist hier und auf dem Lande in vielen tausend Exemplaren verbreitet. So wird denn Lüttich auch von dieser Geißel verschont bleiben.

Polen.
Krakau, 26. Febr.

Unsere Verhältnisse gestalten sich hier immer düsterer. Die durch die angesagte Rekrutirung hervorgerufene Gährung hat gestern zu bedauerlichen Vorfällen Anlaß gegeben. Ich will Ihnen den ganzen Hergang der Sache erzählen, damit Sie ein richtiges Bild von derselben bekommen. Eine Rekrutirung von 6000 Mann aus dem Gebiet von Krakau ist die Veranlassung zur Vorbereitung eines bewaffneten Widerstandes eben so seitens der Städter wie auch der Bauern gewesen.

Ueberall auf dem Lande sah man seit langer Zeit schon Sensen grade schmieden und hörte Drohungen gegen die Oestreicher fallen. Es ist sogar an einzelnen Orten zu argen Excessen vorgekommen. Indessen ging die Regierung von ihrem Vorhaben nicht ab und die Rekrutirung sollte heute stattfinden. Die Gährung nahm aber immer zu, und der 26. war allgemein als der Tag des Aufstandes bezeichnet. Die Regierung, wahrscheinlich mit Rücksicht auf ihre geringen militairischen Kräfte, hat aber keine Schlacht wagen wollen, und es ist eine Proklamation erschienen, welche verkündet, daß die Rekrutirung in eine freiwillige Anwerbung umgewandelt sei; erst wenn auf diese Weise die nöthige Anzahl der Rekruten nicht zusammen gebracht werden könnte, würde man Zwangsmittel anwenden. — Dieses Letztere, so wie Verhaftungen auf dem Lande und in der Stadt selbst, war allerdings nicht geeignet die Gemüther zu beruhigen. Man requirirte Militair — und es sind hier in Folge dessen Ulanen und etwas Infanterie eingerückt. Das Volk empfing die Truppen mit Pfeifen und Zischen. Darauf ist das ganze Militair auf die Straße vom Schlosse herausgetreten. Starke Patrouillen durchzogen die Stadt und jagten das Volk auseinander, wobei mehrere Personen verwundet und zwei mit dem Bajonette niedergestochen wurden. — Einmal hat man sogar blind gefeuert. Zahlreiche Verhaftungen haben stattgefunden. Das Militair blieb die ganze Nacht unter Gewehr und bivouakirte auf der Straße. Die Nacht verging indeß ruhig; was heute geschieht, läßt sich schwer voraussetzen, da die Erbitterung gegenseitig sehr groß ist. Vielleicht wird Gott ein größeres Unglück verhüten. Und ein Aufstand wäre doch nur ein Unglück für uns.

(A. O. Z.)
Donaufürstenthümer.
* Bucharest, 3. Febr.

Nach einer Verfügung der k. k. Oberpostverwaltung werden sämmtliche Zeitungen künftig bei der Hermannstädter Gränzpoststation aus dem Postpaket ausgeschieden, und nicht wie bisher mit dem Briefpaket dem k. k. Kurier, sondern der walachischen Post übergeben, damit die hiesige walachische Censur ja keinen Zweifel hegen möge, ob die von ihr verbotenen Blätter, nicht dennoch gelesen werden, und damit sie doch die Namen der sämmtlichen Zeitungsleser erfahren könne.

Großbritannien.
068 London, 28. Febr.

Unterhaus von gestern. Die Verhandlungen sind meist von der breitspurigsten Langweiligkeit. Selbst einige Interpellationen an Lord Palmerston: z. B. ob er nicht einen englischen Konsul in S. Franzisko anstellen wolle, erregte nur vorübergehend durch die launig-ablehnende Antwort einiges Interesse. Eine andere Anfrage betraf die nun seit so vielen Jahren abgedroschene La Plata-Angelegenheit. G. Thompson beantragt Vorlegung aller auf den Ausbruch der Rebellion in Pendschab bezüglichen Aktenstücke. Der Minister Sir J. Hobhouse lehnt die Vorlegung für jetzt aus politischen Gründen ab. Das Haus vertagt sich bereits um 6 Uhr Abends.

Oberhaus von gestern. Irland spielt wieder einmal die Hauptrolle bei den Debatten, indem man mit der Bill wegen Verbesserung des irischen Armengesetzes zu thun hat. Schließlich wird die königliche Genehmigung für die Bill zur weitern Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland angezeigt, worauf ihre Lordschaften sich heimbegeben.

068 London, 1. März.

Im Unterhause von gestern drehten sich die Debatten um die Straßenbill, um eine Bill wegen Armenunterstützung außerhalb der Arbeitshäuser und dann wieder um irische Angelegenheiten.

Spanien.
Madrid, 22. Febr.

Der „Conservative Heraldo“ fährt fort, einen Kreuzzug gegen die Römer zu predigen. „Europa, sagt er, darf nicht zuschauen, wie die Römer das größte Attentat verüben; es darf nicht ruhig zusehen, daß das Vaterland Tasso's, Arioste's und Dantes unter den Streichen moderner Gotteslästerer verblute u. s. w.

— Das „Echo v. Montpellier“ vom 23. Febr. enthält folgenden Brief an den Grafen Morella:

„Mein lieber Freund! Keine Angst mehr. Ich bin wieder hergestellt, der Himmel hat mich beschützt. Ich sollte das rechte Bein verlieren; es ist aber geheilt. Ich schrieb Ihnen vor einem Monat einen langen Brief und übergab ihn einem Reisenden. Ich weiß nicht, ob er ihn an Sie gelangen ließ! In jedem Falle muß ich heute kurz sein... Bald werde ich Ihre Hand drücken.

St. Jaime, 15. Febr. 1849.

(gez.) Cabrera.“

Das Journal de Bayonne vom 25. Febr. meldet: Cabrera ist wieder hergestellt und stellt sich nächstens wieder an die Spitze der Montemolinisten (Carlisten).

Redakteur en chef: Karl Marx.

Als Antwort auf ein Leipziger Schreiben d. d. 1. März, antworten wir, daß J. M. Löwe niemals Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ war.

A. d. R.

Essen, 26. Febr.

Bekanntlich hat sich letzthin auf dem in Dortmund Stattgefundenen Congresse der verbündeten schein-constitutionellen Volksunterdrückungs-Vereine Rheinlands und Westfalens, das Feuer von dem Wasser getrennt, die s. g. demokratisch-konstitutionellen Vereine traten aus, entwarfen ein vorläufiges, in diesem Blatte bereits mitgetheiltes Programm und wählten den politischen Klub zu Elberfeld, zum Central-Verein der verbrüderten, demokratischen Vereine Rheinlands und Westfalens, diesen Vereinen hatten sich später noch mehrere angeschlossen und gestern fand hier nun der Congreß von 14 derselben Statt, außer denen hatten sich noch mehrere entschuldigt.

Die Sitzung fand in dem Lokale der vereinigten Gesellschaft Statt, einer Gesellschaft, in der es eine Masse Leute giebt, welche das ganze Königreich Preußen incl Thron, Krone und Hohenzollern in ihrem schwarz und weiß gesprenkelten Herzen tragen, welche aber bei der Abstimmung über die Einräumung des Lokals, theils unterlagen, — denn es gibt im Vereine auch viele liberale Männer, — theils auch, mit ihrem Blicke in die verschleierte Zukunft schweifend, sich zu überwinden geruhten, ein unschuldig, weißes Böhnlein ihren zitternden Fingern entgleiten zu lassen.

Die Verhandlung wurde unter dem Vorsitze des Dr. Bracht von Elberfeld begonnen Es wurde zur Entwerfung eines Programmes eine Kommission erwählt, welche dasselbe demnächst durch ihren Berichterstatter, Staats-Procurator — ho, ho?! — Heinzmann zum Vortrage bringen ließ. Der Staats-Procurator-Berichterstatter trägt also vor:

1) Alle Gewalt geht vom Volke aus!

(Brrrrr Hr. Staats-Procurator, schauert's nicht?)

2) Wir wollen ein einiges, deutsches Volk. Die durch seine Vertreter im Parlamente gefaßten Beschlüsse sind für jeden Volksstamm bindend.

3) Für Preußen erkennen wir die constitutionelle Monarchie auf demokratischer Grundlage an.

4) In diesen Staatsformen erstreben wir die Freiheit, Bildung und Wohlfahrt Aller.

Der Staats-Procurator-Berichterstatter tritt ab Die Diskussion wird eröffnet.

Nach kurzer Debatte werden die § 1, 2 und 4, letzterer unter Berücksichtigung eines Amendements des Staats-Procurators-Berichterstatters dahin lautend:

„In diesen Staatsformen erstreben wir die Gleichberechtigung, die Freiheit e.t.c. einstimmig angenommen.

Zu § 3 dagegen stellt Just.-Com. Rauschenbusch das Amendement:

„Für Preußen erkennen wir an eine demokratische Staatsform.“

Hierüber entspann sich ein fürchterlicher Zungenkrieg. Das ist Republik! sagte der Eine; Republik! wiederholte der Andere; Republik! sagte auch der Staats-Procurator Berichterstatter, nein „sehen Sie die Schweiz, eine Republik kann noch aristokratischer sein, als ein constitutioneller Staat!“ Republik! wiederholten die abgeblaßten Constitutions-Demokraten erschreckt, die bei der Abstimmung denn auch in der Majorität blieben. Sie klammerten sich förmlich an das Wörtchen „constitutionell“ und der § 3 behielt trotz guter Gegenwehr seine ursprüngliche Fassung.

Die Demonstration, denn eine solche war es, lief übrigens ruhig zu Ende.

Meteorologische Beobachtungen [irrelevantes Material]
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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 237 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Sonntag 4. März 1849.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <p>&#x2014; Der alte Bugeaud reist aus einer Departementsstadt in die andere. Hören wir die Lyoner Blätter vom 27. Febr.:</p>
          <p>&#x201E;Am 25. Febr. begab sich der Marschall Bugeaud aus Lyon nach St. Etienne. Diese Reise diente ihm zum Vorwande neuer Standreden, wie nur Er allein sie zu halten im Stande. Er hielt eine große Parade über die dortige Bürgerwehr ab. Als er der Fronte entlang ging, erschallte der Ruf: Es lebe die Republik! Einige Stimmen riefen auch: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Als der Marschall diese Worte hörte, drehte er sich um und schritt auf die Rufenden zu und sagte zu ihnen: Was wollet Ihr? Die demokratische Republik? Die habt Ihr ja. Die soziale Republik? Diese werdet Ihr nicht haben. Die soziale Republik ist der Krieg der Armen gegen die Reichen &#x2014; eine Welt, wo Jedermann reich &#x2014; ist ein Unding, ein Hirngespinnst, jene Henne in der Fabel, die goldene Eier legt. Die soziale oder kommunistische Republik ist aber eine Henne, viel zu alt, um noch Eier legen zu können.&#x201C; Der Marschall erfuhr, daß noch obendrein mehrere der Rufenden zu dem Korps der städtischen Löschmannschaften gehörten. Er näherte sich ihnen und sagte: &#x201E;Euer Gewerbe ist, das Feuer zu löschen und es nicht aufzublasen.&#x201C;</p>
          <p>Man bedenke, daß St. Etienne eine der arbeiterreichsten Gegenden der Republik ist.</p>
          <p>&#x2014; Einige Blätter melden, daß Bonaparte den Wunsch ausgesprochen habe, die Asche des Herzogs von Reichsstadt im Invalidendome neben dem Sarge seines Onkels niederzusetzen, und daß Hr. v. Thon die Versicherung ausgesprochen habe, der Hof von Wien werde diesem Ansuchen auf das Bereitwilligste entsprechen. Auf diese Weise werden wir das Schauspiel genießen, die Asche des Herzogs von Reichsstadt, Exkönigs von Rom, mit dem üblichen Pomp in Paris einziehen zu sehen.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Guizot bewirbt sich richtig im Calvados, wird aber von Thiers hart bekämpft</hi>.</p>
          <p>&#x2014; Die Dinge in Italien beschäftigen den Präsidenten und seine Minister außerordentlich. Unglücklicherweise herrscht keine Einigkeit unter ihnen. Zwei Fragen wurden gestern und heute unter ihnen debattirt: 1) Soll die französische Regierung zu Gunsten der Wiederherstellung des Pabstes interveniren oder nicht? 2) Darf der Präsident die Abgeordneten Toskana's und Rom's amtlich empfangen, die schon seit fünf Tagen an seine Thüre klopfen?</p>
          <p><hi rendition="#g">Gegen</hi> Bejahung der ersten Frage, d. h. gegen bewaffnete Intervention entschieden sich Barrot, Drouin de Lhuys, de Tracy, Passy, Lacrosse und Buffet; Falloux, Faucher, Rulhières und Bonaparte erklärten sich dafür. Eine Intervention, sagten Erstere, schwäche zu sehr die innern Militärkräfte.</p>
          <p>Für Zulassung der Deputirten aus Toskana und Rom sollen sich Buffet und Lacrosse allein ausgesprochen haben. Unter den Gesandten befinden sich zwei, die der Pabst bis heutigen Tags noch nicht begnadigte.... Schreckliche Verbrecher!</p>
          <p>Ein definitiver Beschluß ist, wie man sieht, noch nicht gefaßt worden.</p>
          <p>&#x2014; Als historisches Aktenstück verdient folgender Brief Veröffentlichung (aus dem &#x201E;Pays&#x201C;):</p>
          <p><hi rendition="#g">Paris,</hi> 24. Februar 1849, Morgens.</p>
          <p>Es ist schon lange her, mein lieber Thiers, daß ich voraussah, wir Beide würden eines Tages berufen sein, die Monarchie zu retten. Mein Entschluß ist gefaßt; ich verbrenne meine Schiffe. Dieser Entschluß hindert mich indessen nicht, zu beklagen, daß man mir den Oberbefehl mit einem zu schwachen Effektif anvertraute und mich zu sehr ohne Hülfsquellen ließ. Würden Sie glauben, daß in mehreren Regimentern die Mannschaften zur jetzigen Stunde kaum zehn scharfe Patronen in ihrer Tasche haben. Wann wir den Aufruhr gedämpft haben werden, und wir werden ihn dämpfen, denn die Lauheit oder der Mangel an Theilnahme der Bürgerwehr sollen mich nicht zurückhalten, dann würde ich bereitwillig als Kriegsminister mit Ihnen ins Kabinet treten, es müßte denn sein, daß die Unpopularität, die angeblich auf mir lastet, ein unübersteigliches Hinderniß bilde. In diesem Falle zögere ich nicht, Ihnen zu rathen, Bedeau zum Kriegsminister zu nehmen; er ist ein ausgezeichneter Offizier, praktisch, voll Einsicht und Kaltblütigkeit und ihm den Magne, Deputirten etc. etc. als Unterstaatssekretär beizugeben, dessen seltene Geistesfähigkeit ich zu schätzen Gelegenheit hatte.</p>
          <p>(gez.) Bugeaud.</p>
          <p>&#x2014; Im Angesicht der ungeheuren Rührigkeit der Rue de Poirtiers, und eines halben Dutzend napoleonistischer Wahl-Ausschüsse durfte die demokratische Partei nicht die Hände in den Schoß legen. Sie hat daher Schritte gethan und erläßt heute folgende Erklärung:</p>
          <p>&#x201E;Die Journale 1) Reform; 2) Demokratie pac.; 3) Republique; 4) Peuple; 5) Revolution; 6) Populaire; 7) Travail Affranchi; 8) Commune Sociale; 9) Ecole politique du Peuple sind als parmanente Wahl-Kommission zusammengetreten.</p>
          <p>Die Kommission wird in den nächsten Tagen ihr Programm veröffentlichen.</p>
          <p>&#x2014; In Bourges hat sich der Brigade-General Maigière von der Alpenarmee (2. Brigade) bereits einstallirt. Außerdem sind die Zubereitungen für die Aufnahme der Gefangenen im dortigen Justizpalaste getroffen. Im Gebäude selbst werden 1200 Mann einquartirt. Es scheint als fürchte die Regierung einen Befreiungsversuch.</p>
          <p>Der Exgesandte Mortier, den seine Gattin, geb. Cordier als verrückt eingesperrt hielt, ist wieder freigelassen worden. Er hat den Prozeß in der Appell-Instanz gewonnen.</p>
          <p>&#x2014; Im Elysée Bourbon haben zwar die Bälle &#x2014; wegen der heiligen Fastenzeit &#x2014; aufgehört, doch herrscht dort immer noch viel Leben. Ein Ministerfreund, ein geheimer Rathgeber folgt dem andern. Heute Vormittag fuhr Thiers wieder vor.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 1. März. Anfang 1 ¼ Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p>Gestern Ziehung der monatlichen Abtheilungen, heute nahm die Organisation derselben viel Zeit weg.</p>
          <p>Nach Vorlesung des Protokolls wird ein Entwurf rücksichtlich der griechischen Schuld vorgenommen.</p>
          <p>Derselbe geht in dem von uns bereits früher gegebenen Text mit 592 gegen 37 Stimmen durch.</p>
          <p>An der Tagesordnung befindet sich die dritte Deliberation über den Entwurf des Staatsraths-Gesetzes.</p>
          <p>Artikel 11 war an den Ausschuß zurückgeworfen worden. Er betrifft die Zahl der Staatsräthe. Der Ausschuß schlägt folgende Fassung und resp. Vermehrung vor:</p>
          <p>&#x201E;Die Zahl der Staatsräthe ist von 32 auf 40 zu erhöhen.&#x201C;</p>
          <p>Diese Erhöhung wird für den Staatsrathsdienst als unerläßlich geschildert.</p>
          <p><hi rendition="#g">Sauvaire Barthelemy</hi> bekämpft die Vermehrung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vivien</hi> unterstützt sie.</p>
          <p>Die Versammlung nimmt die Vermehrung mit 375 gegen 355 Stimmen an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lacrosse,</hi> Staatsbauten-Minister, unterbricht hier die Debatte, indem er einen Gesetzentwurf vorlegt, welcher die Bahn von Versailles nach Chartres der Staatsverwaltung zuschlägt. (Oh! Oh! rechts.) Er verlangt Dringlichkeit.</p>
          <p>Die Dringlichkeit wird nach starkem Widerspruch ausgesprochen und die Versammlung kehrt zu Art. 12 des Staatsraths zurück.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> lies't zuerst den Art. 12, dann einen nach dem andern mechanisch vor und gibt hie und und da einem Zwischenredner das Wort.</p>
          <p>Die Debatte von Artikel 12 bis 36 bietet nicht das mindeste Interesse.</p>
          <p>Bei Artikel 37 wird ein Amendement von <hi rendition="#g">Mortimer Ternaux</hi> verworfen.</p>
          <p>Die Debatte rollt von Artikel 37 bis 47 ruhig weiter.</p>
          <p>Der Ausschuß schlägt für 47 folgende neue Redaktion vor:</p>
          <p rendition="#et">Der Justizminister hat das Recht, alle Angelegenheiten zu reklamiren, welche vor das Contradi ktforum gebracht werden, aber nicht vor dasselbe gehörten, weil sie gerichtlicher und nicht administrativer Natur seien etc.</p>
          <p><hi rendition="#g">Parrieu</hi> erläutert diese neue Redaktion eine halbe Stunde lang.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mortimer Ternaux</hi> verlangt das Wort, um sie zu bekämpfen. (Auf morgen! Auf morgen!)</p>
          <p>Die Debatte wird abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen.</p>
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        <head>Belgien.</head>
        <div xml:id="ar237b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>14</author></bibl> Lüttich, 1. März.</head>
          <p>Der verflossene Sonntag war ein Schreckenstag für den Bourgeois- und Pfaffen-Musterstaat. Nicht nur in Brüssel, auch in Verviers fand ein großes demokratisches Banket zur Jahresfeier der französischen Republik statt. Das zu Verviers war das großartigste; deshalb hatte das Gouvernement dort auch die großartigsten Vorsichtsmaßregeln genommen. Hier in Lüttich waren sämmtliche Truppen den ganzen Tag über in den Kasernen konsignirt und zwei Batterien waren nach Verviers beordert worden. Eine Brigade Gensd'armen und die <hi rendition="#aq">Garde civique</hi> hatte alle Eingänge von Verviers besetzt. Niemand ward eingelassen, der nicht eine Legitimationskarte besaß. Auf diese Weise mußten an 500 Auswärtige umkehren. Selbst an dem Eingange des Banketsales hatten sich Polizisten aufgestellt, die Niemanden einließen, ohne zuvor nach Namen, Stand u. s. w. gefragt zu haben und viele wurden zurückgewiesen, unter dem Vorwande, daß man sie nicht kenne. Den Arbeitern von Verviers war von ihren Geschäftsherren bei Strafe der Entlassung untersagt worden, an dem Bankette Theil zu nehmen. Trotz aller dieser Anstrengungen des in den letzten Kämpfen liegenden Philisterstaats zählte das Banket beinahe 1000 Theilnehmer von Nah und Fern. Sämmtliche demokratische Vereine Belgiens waren vertreten, auch ein Pariser Verein hatte zwei Abgeordnete geschickt. Ledru-Rollin, so wie mehrere andere eingeladene französische Demokratenhäuptlinge hatten sich wegen der gleichzeitigen Feier in ihrem Lande entschuldigen lassen. Das Banket begann um 6 Uhr. Der geschmackvoll dekorirte Saal bot einen imposanten Anblick dar. Rothe Fahnen mit der phrygischen Mütze wallten über der Rednerbühne und dem Eingange des Saales herab; die Denksprüche und Namen der ausgezeichnetsten französischen und einiger deutschen Republikaner bedeckten die Wände; die Namen von Blum und Messenhauser waren mit einem Trauerflor und einem Immortellenkranz umgeben. Nachdem eine Subscription zu Gunsten der Verurtheilten von Risquons-Tout stattgefunden, über deren reichliches Ergebniß der Präsident <hi rendition="#g">Mottet,</hi> sowie der <hi rendition="#g">vier und achtzigjährige</hi> Arzt <hi rendition="#g">Donnay</hi> in herzlichen Worten Namens der verurtheilten Brüder dankten, begann das einfache Souper, bei welchem republikanische Trinksprüche mit Gesängen abwechselten. Die bemerkenswerthesten Toaste waren: &#x201E;auf die Revolution des 24. Februar 1848&#x201C;, ausgebracht vom Vicepräsident <hi rendition="#g">Steiger,</hi> &#x201E;auf die Befreiung des Proletariers&#x201C;, &#x201E;auf die Emancipation des Proletariats durch die Association&#x201C;, &#x201E;auf die gegenseitige Solidarität Aller, ohne welche die Brüderlichkeit nur eine leere Formel wäre&#x201C;. Dann kam die Einweihung einer von mehreren Damen Verviers gestickten rothen Fahne, bei welcher der Präsident der Gesellschaft schwören ließ, der Devise der Fahne: &#x201E;Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit&#x201C; treu zu bleiben und nicht eher zu ruhen, als bis sie sich verwirklicht habe. Das Fest dauerte bis beinahe 3 Uhr Morgens, ohne daß es einem Einzigen eingefallen wäre, sich früher zu entfernen. Am künftigen Sonntag findet wieder ein demokratisches Banket zu Brüssel, wo gegenwärtig bereits sechs verschiedene republikanische Arbeitervereine existiren, statt.</p>
          <p>Ein hiesiger Pfaffe hat eine neue höchst wichtige Entdeckung gemacht; er hat nämlich entdeckt, was die Demokratie eigentlich sei. Die Demokratie ist nach ihm, gleich der &#x201E;Cholera&#x201C;, eine Geißel (fléau) Gottes. Er hat aber auch ein Präservativmittel gegen diese Geißel entdeckt, welches in einer gewissen Anzahl Vater unser, Ave Maria's, Litaneien u. dgl. und &#x2014; die Hauptsache in dem Glauben an Alles das besteht in dem, was &#x201E;die Diener der Kirche lehren.&#x201C; Dies Präservativmittel ist hier und auf dem Lande in vielen tausend Exemplaren verbreitet. So wird denn Lüttich auch von dieser Geißel verschont bleiben.</p>
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        <head>Polen.</head>
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          <head>Krakau, 26. Febr.</head>
          <p>Unsere Verhältnisse gestalten sich hier immer düsterer. Die durch die angesagte Rekrutirung hervorgerufene Gährung hat gestern zu bedauerlichen Vorfällen Anlaß gegeben. Ich will Ihnen den ganzen Hergang der Sache erzählen, damit Sie ein richtiges Bild von derselben bekommen. Eine Rekrutirung von 6000 Mann aus dem Gebiet von Krakau ist die Veranlassung zur <hi rendition="#g">Vorbereitung eines bewaffneten Widerstandes</hi> eben so seitens der Städter wie auch der Bauern gewesen.</p>
          <p>Ueberall auf dem Lande sah man seit langer Zeit schon Sensen grade schmieden und hörte Drohungen gegen die Oestreicher fallen. Es ist sogar an einzelnen Orten zu argen Excessen vorgekommen. Indessen ging die Regierung von ihrem Vorhaben nicht ab und die Rekrutirung sollte heute stattfinden. Die Gährung nahm aber immer zu, und der 26. war allgemein als der Tag des Aufstandes bezeichnet. Die Regierung, wahrscheinlich mit Rücksicht auf ihre geringen militairischen Kräfte, hat aber keine Schlacht wagen wollen, und es ist eine Proklamation erschienen, welche verkündet, daß die Rekrutirung in eine <hi rendition="#g">freiwillige Anwerbung</hi> umgewandelt sei; erst wenn auf diese Weise die nöthige Anzahl der Rekruten nicht zusammen gebracht werden könnte, würde man Zwangsmittel anwenden. &#x2014; Dieses Letztere, so wie Verhaftungen auf dem Lande und in der Stadt selbst, war allerdings nicht geeignet die Gemüther zu beruhigen. Man requirirte Militair &#x2014; und es sind hier in Folge dessen Ulanen und etwas Infanterie eingerückt. Das Volk empfing die Truppen mit Pfeifen und Zischen. Darauf ist das ganze Militair auf die Straße vom Schlosse herausgetreten. Starke Patrouillen durchzogen die Stadt und jagten das Volk auseinander, wobei mehrere Personen verwundet und zwei mit dem Bajonette niedergestochen wurden. &#x2014; Einmal hat man sogar blind gefeuert. Zahlreiche Verhaftungen haben stattgefunden. Das Militair blieb die ganze Nacht unter Gewehr und bivouakirte auf der Straße. Die Nacht verging indeß ruhig; was heute geschieht, läßt sich schwer voraussetzen, da die Erbitterung gegenseitig sehr groß ist. Vielleicht wird Gott ein größeres Unglück verhüten. Und ein Aufstand wäre doch nur ein Unglück für uns.</p>
          <bibl>(A. O. Z.)</bibl>
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        <head>Donaufürstenthümer.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bucharest, 3. Febr.</head>
          <p>Nach einer Verfügung der k. k. Oberpostverwaltung werden sämmtliche Zeitungen künftig bei der Hermannstädter Gränzpoststation aus dem Postpaket ausgeschieden, und nicht wie bisher mit dem Briefpaket dem k. k. Kurier, sondern der walachischen Post übergeben, damit die hiesige walachische Censur ja keinen Zweifel hegen möge, ob die von ihr verbotenen Blätter, nicht dennoch gelesen werden, und damit sie doch die Namen der sämmtlichen Zeitungsleser erfahren könne.</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> London, 28. Febr.</head>
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          <p><hi rendition="#g">Oberhaus</hi> von gestern. Irland spielt wieder einmal die Hauptrolle bei den Debatten, indem man mit der Bill wegen Verbesserung des irischen Armengesetzes zu thun hat. Schließlich wird die königliche Genehmigung für die Bill zur weitern Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland angezeigt, worauf ihre Lordschaften sich heimbegeben.</p>
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        <head>Spanien.</head>
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          <head>Madrid, 22. Febr.</head>
          <p>Der &#x201E;Conservative Heraldo&#x201C; fährt fort, einen Kreuzzug gegen die Römer zu predigen. &#x201E;Europa, sagt er, darf nicht zuschauen, wie die Römer das größte Attentat verüben; es darf nicht ruhig zusehen, daß das Vaterland Tasso's, Arioste's und Dantes unter den Streichen moderner Gotteslästerer verblute u. s. w.</p>
          <p>&#x2014; Das &#x201E;Echo v. Montpellier&#x201C; vom 23. Febr. enthält folgenden Brief an den Grafen Morella:</p>
          <p>&#x201E;Mein lieber Freund! Keine Angst mehr. Ich bin wieder hergestellt, der Himmel hat mich beschützt. Ich sollte das rechte Bein verlieren; es ist aber geheilt. Ich schrieb Ihnen vor einem Monat einen langen Brief und übergab ihn einem Reisenden. Ich weiß nicht, ob er ihn an Sie gelangen ließ! In jedem Falle muß ich heute kurz sein... Bald werde ich Ihre Hand drücken.</p>
          <p>St. Jaime, 15. Febr. 1849.</p>
          <p>(gez.) <hi rendition="#g">Cabrera</hi>.&#x201C;</p>
          <p>Das Journal de Bayonne vom 25. Febr. meldet: Cabrera ist wieder hergestellt und stellt sich nächstens wieder an die Spitze der Montemolinisten (Carlisten).</p>
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          <p>Als Antwort auf ein Leipziger Schreiben d. d. 1. März, antworten wir, daß J. M. <hi rendition="#g">Löwe</hi> niemals Korrespondent der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; war.</p>
          <p>A. d. R.</p>
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          <head>Essen, 26. Febr.</head>
          <p>Bekanntlich hat sich letzthin auf dem in Dortmund Stattgefundenen Congresse der verbündeten schein-constitutionellen Volksunterdrückungs-Vereine Rheinlands und Westfalens, das Feuer von dem Wasser getrennt, die s. g. demokratisch-konstitutionellen Vereine traten aus, entwarfen ein vorläufiges, in diesem Blatte bereits mitgetheiltes Programm und wählten den politischen Klub zu Elberfeld, zum Central-Verein der verbrüderten, demokratischen Vereine Rheinlands und Westfalens, diesen Vereinen hatten sich später noch mehrere angeschlossen und gestern fand hier nun der Congreß von 14 derselben Statt, außer denen hatten sich noch mehrere entschuldigt.</p>
          <p>Die Sitzung fand in dem Lokale der vereinigten Gesellschaft Statt, einer Gesellschaft, in der es eine Masse Leute giebt, welche das ganze Königreich Preußen incl Thron, Krone und Hohenzollern in ihrem schwarz und weiß gesprenkelten Herzen tragen, welche aber bei der Abstimmung über die Einräumung des Lokals, theils unterlagen, &#x2014; denn es gibt im Vereine auch viele liberale Männer, &#x2014; theils auch, mit ihrem Blicke in die verschleierte Zukunft schweifend, sich zu überwinden geruhten, ein unschuldig, weißes Böhnlein ihren zitternden Fingern entgleiten zu lassen.</p>
          <p>Die Verhandlung wurde unter dem Vorsitze des Dr. Bracht von Elberfeld begonnen Es wurde zur Entwerfung eines Programmes eine Kommission erwählt, welche dasselbe demnächst durch ihren Berichterstatter, Staats-Procurator &#x2014; ho, ho?! &#x2014; Heinzmann zum Vortrage bringen ließ. Der Staats-Procurator-Berichterstatter trägt also vor:</p>
          <p>1) Alle Gewalt geht vom Volke aus!</p>
          <p>(Brrrrr Hr. Staats-Procurator, schauert's nicht?)</p>
          <p>2) Wir wollen ein einiges, deutsches Volk. Die durch seine Vertreter im Parlamente gefaßten Beschlüsse sind für jeden Volksstamm bindend.</p>
          <p>3) Für Preußen erkennen wir die constitutionelle Monarchie auf demokratischer Grundlage an.</p>
          <p>4) In diesen Staatsformen erstreben wir die Freiheit, Bildung und Wohlfahrt Aller.</p>
          <p>Der Staats-Procurator-Berichterstatter tritt ab Die Diskussion wird eröffnet.</p>
          <p>Nach kurzer Debatte werden die § 1, 2 und 4, letzterer unter Berücksichtigung eines Amendements des Staats-Procurators-Berichterstatters dahin lautend:</p>
          <p>&#x201E;In diesen Staatsformen erstreben wir die Gleichberechtigung, die Freiheit e.t.c. einstimmig angenommen.</p>
          <p>Zu § 3 dagegen stellt Just.-Com. Rauschenbusch das Amendement:</p>
          <p>&#x201E;Für Preußen erkennen wir an eine demokratische Staatsform.&#x201C;</p>
          <p>Hierüber entspann sich ein fürchterlicher Zungenkrieg. Das ist Republik! sagte der Eine; Republik! wiederholte der Andere; Republik! sagte auch der Staats-Procurator Berichterstatter, nein &#x201E;sehen Sie die Schweiz, eine Republik kann noch aristokratischer sein, als ein constitutioneller Staat!&#x201C; Republik! wiederholten die abgeblaßten Constitutions-Demokraten erschreckt, die bei der Abstimmung denn auch in der Majorität blieben. Sie klammerten sich förmlich an das Wörtchen &#x201E;constitutionell&#x201C; und der § 3 behielt trotz guter Gegenwehr seine ursprüngliche Fassung.</p>
          <p>Die Demonstration, denn eine solche war es, lief übrigens ruhig zu Ende.</p>
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        <head>Meteorologische Beobachtungen</head>
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[1309/0001] Beilage zu Nr. 237 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag 4. März 1849. [Französische Republik] — Der alte Bugeaud reist aus einer Departementsstadt in die andere. Hören wir die Lyoner Blätter vom 27. Febr.: „Am 25. Febr. begab sich der Marschall Bugeaud aus Lyon nach St. Etienne. Diese Reise diente ihm zum Vorwande neuer Standreden, wie nur Er allein sie zu halten im Stande. Er hielt eine große Parade über die dortige Bürgerwehr ab. Als er der Fronte entlang ging, erschallte der Ruf: Es lebe die Republik! Einige Stimmen riefen auch: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Als der Marschall diese Worte hörte, drehte er sich um und schritt auf die Rufenden zu und sagte zu ihnen: Was wollet Ihr? Die demokratische Republik? Die habt Ihr ja. Die soziale Republik? Diese werdet Ihr nicht haben. Die soziale Republik ist der Krieg der Armen gegen die Reichen — eine Welt, wo Jedermann reich — ist ein Unding, ein Hirngespinnst, jene Henne in der Fabel, die goldene Eier legt. Die soziale oder kommunistische Republik ist aber eine Henne, viel zu alt, um noch Eier legen zu können.“ Der Marschall erfuhr, daß noch obendrein mehrere der Rufenden zu dem Korps der städtischen Löschmannschaften gehörten. Er näherte sich ihnen und sagte: „Euer Gewerbe ist, das Feuer zu löschen und es nicht aufzublasen.“ Man bedenke, daß St. Etienne eine der arbeiterreichsten Gegenden der Republik ist. — Einige Blätter melden, daß Bonaparte den Wunsch ausgesprochen habe, die Asche des Herzogs von Reichsstadt im Invalidendome neben dem Sarge seines Onkels niederzusetzen, und daß Hr. v. Thon die Versicherung ausgesprochen habe, der Hof von Wien werde diesem Ansuchen auf das Bereitwilligste entsprechen. Auf diese Weise werden wir das Schauspiel genießen, die Asche des Herzogs von Reichsstadt, Exkönigs von Rom, mit dem üblichen Pomp in Paris einziehen zu sehen. — Guizot bewirbt sich richtig im Calvados, wird aber von Thiers hart bekämpft. — Die Dinge in Italien beschäftigen den Präsidenten und seine Minister außerordentlich. Unglücklicherweise herrscht keine Einigkeit unter ihnen. Zwei Fragen wurden gestern und heute unter ihnen debattirt: 1) Soll die französische Regierung zu Gunsten der Wiederherstellung des Pabstes interveniren oder nicht? 2) Darf der Präsident die Abgeordneten Toskana's und Rom's amtlich empfangen, die schon seit fünf Tagen an seine Thüre klopfen? Gegen Bejahung der ersten Frage, d. h. gegen bewaffnete Intervention entschieden sich Barrot, Drouin de Lhuys, de Tracy, Passy, Lacrosse und Buffet; Falloux, Faucher, Rulhières und Bonaparte erklärten sich dafür. Eine Intervention, sagten Erstere, schwäche zu sehr die innern Militärkräfte. Für Zulassung der Deputirten aus Toskana und Rom sollen sich Buffet und Lacrosse allein ausgesprochen haben. Unter den Gesandten befinden sich zwei, die der Pabst bis heutigen Tags noch nicht begnadigte.... Schreckliche Verbrecher! Ein definitiver Beschluß ist, wie man sieht, noch nicht gefaßt worden. — Als historisches Aktenstück verdient folgender Brief Veröffentlichung (aus dem „Pays“): Paris, 24. Februar 1849, Morgens. Es ist schon lange her, mein lieber Thiers, daß ich voraussah, wir Beide würden eines Tages berufen sein, die Monarchie zu retten. Mein Entschluß ist gefaßt; ich verbrenne meine Schiffe. Dieser Entschluß hindert mich indessen nicht, zu beklagen, daß man mir den Oberbefehl mit einem zu schwachen Effektif anvertraute und mich zu sehr ohne Hülfsquellen ließ. Würden Sie glauben, daß in mehreren Regimentern die Mannschaften zur jetzigen Stunde kaum zehn scharfe Patronen in ihrer Tasche haben. Wann wir den Aufruhr gedämpft haben werden, und wir werden ihn dämpfen, denn die Lauheit oder der Mangel an Theilnahme der Bürgerwehr sollen mich nicht zurückhalten, dann würde ich bereitwillig als Kriegsminister mit Ihnen ins Kabinet treten, es müßte denn sein, daß die Unpopularität, die angeblich auf mir lastet, ein unübersteigliches Hinderniß bilde. In diesem Falle zögere ich nicht, Ihnen zu rathen, Bedeau zum Kriegsminister zu nehmen; er ist ein ausgezeichneter Offizier, praktisch, voll Einsicht und Kaltblütigkeit und ihm den Magne, Deputirten etc. etc. als Unterstaatssekretär beizugeben, dessen seltene Geistesfähigkeit ich zu schätzen Gelegenheit hatte. (gez.) Bugeaud. — Im Angesicht der ungeheuren Rührigkeit der Rue de Poirtiers, und eines halben Dutzend napoleonistischer Wahl-Ausschüsse durfte die demokratische Partei nicht die Hände in den Schoß legen. Sie hat daher Schritte gethan und erläßt heute folgende Erklärung: „Die Journale 1) Reform; 2) Demokratie pac.; 3) Republique; 4) Peuple; 5) Revolution; 6) Populaire; 7) Travail Affranchi; 8) Commune Sociale; 9) Ecole politique du Peuple sind als parmanente Wahl-Kommission zusammengetreten. Die Kommission wird in den nächsten Tagen ihr Programm veröffentlichen. — In Bourges hat sich der Brigade-General Maigière von der Alpenarmee (2. Brigade) bereits einstallirt. Außerdem sind die Zubereitungen für die Aufnahme der Gefangenen im dortigen Justizpalaste getroffen. Im Gebäude selbst werden 1200 Mann einquartirt. Es scheint als fürchte die Regierung einen Befreiungsversuch. Der Exgesandte Mortier, den seine Gattin, geb. Cordier als verrückt eingesperrt hielt, ist wieder freigelassen worden. Er hat den Prozeß in der Appell-Instanz gewonnen. — Im Elysée Bourbon haben zwar die Bälle — wegen der heiligen Fastenzeit — aufgehört, doch herrscht dort immer noch viel Leben. Ein Ministerfreund, ein geheimer Rathgeber folgt dem andern. Heute Vormittag fuhr Thiers wieder vor. — National-Versammlung. Sitzung vom 1. März. Anfang 1 ¼ Uhr. Präsident Marrast. Gestern Ziehung der monatlichen Abtheilungen, heute nahm die Organisation derselben viel Zeit weg. Nach Vorlesung des Protokolls wird ein Entwurf rücksichtlich der griechischen Schuld vorgenommen. Derselbe geht in dem von uns bereits früher gegebenen Text mit 592 gegen 37 Stimmen durch. An der Tagesordnung befindet sich die dritte Deliberation über den Entwurf des Staatsraths-Gesetzes. Artikel 11 war an den Ausschuß zurückgeworfen worden. Er betrifft die Zahl der Staatsräthe. Der Ausschuß schlägt folgende Fassung und resp. Vermehrung vor: „Die Zahl der Staatsräthe ist von 32 auf 40 zu erhöhen.“ Diese Erhöhung wird für den Staatsrathsdienst als unerläßlich geschildert. Sauvaire Barthelemy bekämpft die Vermehrung. Vivien unterstützt sie. Die Versammlung nimmt die Vermehrung mit 375 gegen 355 Stimmen an. Lacrosse, Staatsbauten-Minister, unterbricht hier die Debatte, indem er einen Gesetzentwurf vorlegt, welcher die Bahn von Versailles nach Chartres der Staatsverwaltung zuschlägt. (Oh! Oh! rechts.) Er verlangt Dringlichkeit. Die Dringlichkeit wird nach starkem Widerspruch ausgesprochen und die Versammlung kehrt zu Art. 12 des Staatsraths zurück. Marrast lies't zuerst den Art. 12, dann einen nach dem andern mechanisch vor und gibt hie und und da einem Zwischenredner das Wort. Die Debatte von Artikel 12 bis 36 bietet nicht das mindeste Interesse. Bei Artikel 37 wird ein Amendement von Mortimer Ternaux verworfen. Die Debatte rollt von Artikel 37 bis 47 ruhig weiter. Der Ausschuß schlägt für 47 folgende neue Redaktion vor: Der Justizminister hat das Recht, alle Angelegenheiten zu reklamiren, welche vor das Contradi ktforum gebracht werden, aber nicht vor dasselbe gehörten, weil sie gerichtlicher und nicht administrativer Natur seien etc. Parrieu erläutert diese neue Redaktion eine halbe Stunde lang. Mortimer Ternaux verlangt das Wort, um sie zu bekämpfen. (Auf morgen! Auf morgen!) Die Debatte wird abgebrochen und die Sitzung um 6 Uhr geschlossen. Belgien. 14 Lüttich, 1. März. Der verflossene Sonntag war ein Schreckenstag für den Bourgeois- und Pfaffen-Musterstaat. Nicht nur in Brüssel, auch in Verviers fand ein großes demokratisches Banket zur Jahresfeier der französischen Republik statt. Das zu Verviers war das großartigste; deshalb hatte das Gouvernement dort auch die großartigsten Vorsichtsmaßregeln genommen. Hier in Lüttich waren sämmtliche Truppen den ganzen Tag über in den Kasernen konsignirt und zwei Batterien waren nach Verviers beordert worden. Eine Brigade Gensd'armen und die Garde civique hatte alle Eingänge von Verviers besetzt. Niemand ward eingelassen, der nicht eine Legitimationskarte besaß. Auf diese Weise mußten an 500 Auswärtige umkehren. Selbst an dem Eingange des Banketsales hatten sich Polizisten aufgestellt, die Niemanden einließen, ohne zuvor nach Namen, Stand u. s. w. gefragt zu haben und viele wurden zurückgewiesen, unter dem Vorwande, daß man sie nicht kenne. Den Arbeitern von Verviers war von ihren Geschäftsherren bei Strafe der Entlassung untersagt worden, an dem Bankette Theil zu nehmen. Trotz aller dieser Anstrengungen des in den letzten Kämpfen liegenden Philisterstaats zählte das Banket beinahe 1000 Theilnehmer von Nah und Fern. Sämmtliche demokratische Vereine Belgiens waren vertreten, auch ein Pariser Verein hatte zwei Abgeordnete geschickt. Ledru-Rollin, so wie mehrere andere eingeladene französische Demokratenhäuptlinge hatten sich wegen der gleichzeitigen Feier in ihrem Lande entschuldigen lassen. Das Banket begann um 6 Uhr. Der geschmackvoll dekorirte Saal bot einen imposanten Anblick dar. Rothe Fahnen mit der phrygischen Mütze wallten über der Rednerbühne und dem Eingange des Saales herab; die Denksprüche und Namen der ausgezeichnetsten französischen und einiger deutschen Republikaner bedeckten die Wände; die Namen von Blum und Messenhauser waren mit einem Trauerflor und einem Immortellenkranz umgeben. Nachdem eine Subscription zu Gunsten der Verurtheilten von Risquons-Tout stattgefunden, über deren reichliches Ergebniß der Präsident Mottet, sowie der vier und achtzigjährige Arzt Donnay in herzlichen Worten Namens der verurtheilten Brüder dankten, begann das einfache Souper, bei welchem republikanische Trinksprüche mit Gesängen abwechselten. Die bemerkenswerthesten Toaste waren: „auf die Revolution des 24. Februar 1848“, ausgebracht vom Vicepräsident Steiger, „auf die Befreiung des Proletariers“, „auf die Emancipation des Proletariats durch die Association“, „auf die gegenseitige Solidarität Aller, ohne welche die Brüderlichkeit nur eine leere Formel wäre“. Dann kam die Einweihung einer von mehreren Damen Verviers gestickten rothen Fahne, bei welcher der Präsident der Gesellschaft schwören ließ, der Devise der Fahne: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ treu zu bleiben und nicht eher zu ruhen, als bis sie sich verwirklicht habe. Das Fest dauerte bis beinahe 3 Uhr Morgens, ohne daß es einem Einzigen eingefallen wäre, sich früher zu entfernen. Am künftigen Sonntag findet wieder ein demokratisches Banket zu Brüssel, wo gegenwärtig bereits sechs verschiedene republikanische Arbeitervereine existiren, statt. Ein hiesiger Pfaffe hat eine neue höchst wichtige Entdeckung gemacht; er hat nämlich entdeckt, was die Demokratie eigentlich sei. Die Demokratie ist nach ihm, gleich der „Cholera“, eine Geißel (fléau) Gottes. Er hat aber auch ein Präservativmittel gegen diese Geißel entdeckt, welches in einer gewissen Anzahl Vater unser, Ave Maria's, Litaneien u. dgl. und — die Hauptsache in dem Glauben an Alles das besteht in dem, was „die Diener der Kirche lehren.“ Dies Präservativmittel ist hier und auf dem Lande in vielen tausend Exemplaren verbreitet. So wird denn Lüttich auch von dieser Geißel verschont bleiben. Polen. Krakau, 26. Febr. Unsere Verhältnisse gestalten sich hier immer düsterer. Die durch die angesagte Rekrutirung hervorgerufene Gährung hat gestern zu bedauerlichen Vorfällen Anlaß gegeben. Ich will Ihnen den ganzen Hergang der Sache erzählen, damit Sie ein richtiges Bild von derselben bekommen. Eine Rekrutirung von 6000 Mann aus dem Gebiet von Krakau ist die Veranlassung zur Vorbereitung eines bewaffneten Widerstandes eben so seitens der Städter wie auch der Bauern gewesen. Ueberall auf dem Lande sah man seit langer Zeit schon Sensen grade schmieden und hörte Drohungen gegen die Oestreicher fallen. Es ist sogar an einzelnen Orten zu argen Excessen vorgekommen. Indessen ging die Regierung von ihrem Vorhaben nicht ab und die Rekrutirung sollte heute stattfinden. Die Gährung nahm aber immer zu, und der 26. war allgemein als der Tag des Aufstandes bezeichnet. Die Regierung, wahrscheinlich mit Rücksicht auf ihre geringen militairischen Kräfte, hat aber keine Schlacht wagen wollen, und es ist eine Proklamation erschienen, welche verkündet, daß die Rekrutirung in eine freiwillige Anwerbung umgewandelt sei; erst wenn auf diese Weise die nöthige Anzahl der Rekruten nicht zusammen gebracht werden könnte, würde man Zwangsmittel anwenden. — Dieses Letztere, so wie Verhaftungen auf dem Lande und in der Stadt selbst, war allerdings nicht geeignet die Gemüther zu beruhigen. Man requirirte Militair — und es sind hier in Folge dessen Ulanen und etwas Infanterie eingerückt. Das Volk empfing die Truppen mit Pfeifen und Zischen. Darauf ist das ganze Militair auf die Straße vom Schlosse herausgetreten. Starke Patrouillen durchzogen die Stadt und jagten das Volk auseinander, wobei mehrere Personen verwundet und zwei mit dem Bajonette niedergestochen wurden. — Einmal hat man sogar blind gefeuert. Zahlreiche Verhaftungen haben stattgefunden. Das Militair blieb die ganze Nacht unter Gewehr und bivouakirte auf der Straße. Die Nacht verging indeß ruhig; was heute geschieht, läßt sich schwer voraussetzen, da die Erbitterung gegenseitig sehr groß ist. Vielleicht wird Gott ein größeres Unglück verhüten. Und ein Aufstand wäre doch nur ein Unglück für uns. (A. O. Z.) Donaufürstenthümer. * Bucharest, 3. Febr. Nach einer Verfügung der k. k. Oberpostverwaltung werden sämmtliche Zeitungen künftig bei der Hermannstädter Gränzpoststation aus dem Postpaket ausgeschieden, und nicht wie bisher mit dem Briefpaket dem k. k. Kurier, sondern der walachischen Post übergeben, damit die hiesige walachische Censur ja keinen Zweifel hegen möge, ob die von ihr verbotenen Blätter, nicht dennoch gelesen werden, und damit sie doch die Namen der sämmtlichen Zeitungsleser erfahren könne. Großbritannien. 068 London, 28. Febr. Unterhaus von gestern. Die Verhandlungen sind meist von der breitspurigsten Langweiligkeit. Selbst einige Interpellationen an Lord Palmerston: z. B. ob er nicht einen englischen Konsul in S. Franzisko anstellen wolle, erregte nur vorübergehend durch die launig-ablehnende Antwort einiges Interesse. Eine andere Anfrage betraf die nun seit so vielen Jahren abgedroschene La Plata-Angelegenheit. G. Thompson beantragt Vorlegung aller auf den Ausbruch der Rebellion in Pendschab bezüglichen Aktenstücke. Der Minister Sir J. Hobhouse lehnt die Vorlegung für jetzt aus politischen Gründen ab. Das Haus vertagt sich bereits um 6 Uhr Abends. Oberhaus von gestern. Irland spielt wieder einmal die Hauptrolle bei den Debatten, indem man mit der Bill wegen Verbesserung des irischen Armengesetzes zu thun hat. Schließlich wird die königliche Genehmigung für die Bill zur weitern Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland angezeigt, worauf ihre Lordschaften sich heimbegeben. 068 London, 1. März. Im Unterhause von gestern drehten sich die Debatten um die Straßenbill, um eine Bill wegen Armenunterstützung außerhalb der Arbeitshäuser und dann wieder um irische Angelegenheiten. Spanien. Madrid, 22. Febr. Der „Conservative Heraldo“ fährt fort, einen Kreuzzug gegen die Römer zu predigen. „Europa, sagt er, darf nicht zuschauen, wie die Römer das größte Attentat verüben; es darf nicht ruhig zusehen, daß das Vaterland Tasso's, Arioste's und Dantes unter den Streichen moderner Gotteslästerer verblute u. s. w. — Das „Echo v. Montpellier“ vom 23. Febr. enthält folgenden Brief an den Grafen Morella: „Mein lieber Freund! Keine Angst mehr. Ich bin wieder hergestellt, der Himmel hat mich beschützt. Ich sollte das rechte Bein verlieren; es ist aber geheilt. Ich schrieb Ihnen vor einem Monat einen langen Brief und übergab ihn einem Reisenden. Ich weiß nicht, ob er ihn an Sie gelangen ließ! In jedem Falle muß ich heute kurz sein... Bald werde ich Ihre Hand drücken. St. Jaime, 15. Febr. 1849. (gez.) Cabrera.“ Das Journal de Bayonne vom 25. Febr. meldet: Cabrera ist wieder hergestellt und stellt sich nächstens wieder an die Spitze der Montemolinisten (Carlisten). Redakteur en chef: Karl Marx. Als Antwort auf ein Leipziger Schreiben d. d. 1. März, antworten wir, daß J. M. Löwe niemals Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ war. A. d. R. Essen, 26. Febr. Bekanntlich hat sich letzthin auf dem in Dortmund Stattgefundenen Congresse der verbündeten schein-constitutionellen Volksunterdrückungs-Vereine Rheinlands und Westfalens, das Feuer von dem Wasser getrennt, die s. g. demokratisch-konstitutionellen Vereine traten aus, entwarfen ein vorläufiges, in diesem Blatte bereits mitgetheiltes Programm und wählten den politischen Klub zu Elberfeld, zum Central-Verein der verbrüderten, demokratischen Vereine Rheinlands und Westfalens, diesen Vereinen hatten sich später noch mehrere angeschlossen und gestern fand hier nun der Congreß von 14 derselben Statt, außer denen hatten sich noch mehrere entschuldigt. Die Sitzung fand in dem Lokale der vereinigten Gesellschaft Statt, einer Gesellschaft, in der es eine Masse Leute giebt, welche das ganze Königreich Preußen incl Thron, Krone und Hohenzollern in ihrem schwarz und weiß gesprenkelten Herzen tragen, welche aber bei der Abstimmung über die Einräumung des Lokals, theils unterlagen, — denn es gibt im Vereine auch viele liberale Männer, — theils auch, mit ihrem Blicke in die verschleierte Zukunft schweifend, sich zu überwinden geruhten, ein unschuldig, weißes Böhnlein ihren zitternden Fingern entgleiten zu lassen. Die Verhandlung wurde unter dem Vorsitze des Dr. Bracht von Elberfeld begonnen Es wurde zur Entwerfung eines Programmes eine Kommission erwählt, welche dasselbe demnächst durch ihren Berichterstatter, Staats-Procurator — ho, ho?! — Heinzmann zum Vortrage bringen ließ. Der Staats-Procurator-Berichterstatter trägt also vor: 1) Alle Gewalt geht vom Volke aus! (Brrrrr Hr. Staats-Procurator, schauert's nicht?) 2) Wir wollen ein einiges, deutsches Volk. Die durch seine Vertreter im Parlamente gefaßten Beschlüsse sind für jeden Volksstamm bindend. 3) Für Preußen erkennen wir die constitutionelle Monarchie auf demokratischer Grundlage an. 4) In diesen Staatsformen erstreben wir die Freiheit, Bildung und Wohlfahrt Aller. Der Staats-Procurator-Berichterstatter tritt ab Die Diskussion wird eröffnet. Nach kurzer Debatte werden die § 1, 2 und 4, letzterer unter Berücksichtigung eines Amendements des Staats-Procurators-Berichterstatters dahin lautend: „In diesen Staatsformen erstreben wir die Gleichberechtigung, die Freiheit e.t.c. einstimmig angenommen. Zu § 3 dagegen stellt Just.-Com. Rauschenbusch das Amendement: „Für Preußen erkennen wir an eine demokratische Staatsform.“ Hierüber entspann sich ein fürchterlicher Zungenkrieg. Das ist Republik! sagte der Eine; Republik! wiederholte der Andere; Republik! sagte auch der Staats-Procurator Berichterstatter, nein „sehen Sie die Schweiz, eine Republik kann noch aristokratischer sein, als ein constitutioneller Staat!“ Republik! wiederholten die abgeblaßten Constitutions-Demokraten erschreckt, die bei der Abstimmung denn auch in der Majorität blieben. Sie klammerten sich förmlich an das Wörtchen „constitutionell“ und der § 3 behielt trotz guter Gegenwehr seine ursprüngliche Fassung. Die Demonstration, denn eine solche war es, lief übrigens ruhig zu Ende. Meteorologische Beobachtungen _

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 237. Köln, 4. März 1849. Beilage, S. 1309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz237b_1849/1>, abgerufen am 29.03.2024.