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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 253. Köln, 23. März 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 253 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag, 23. März 1849.
[Italien]
* Florenz, den 15. März.

Die römischen Kommissäre, die beauftragt waren, Toskana einzuladen, seine Deputirte mit denen der römischen Constituante zu vereinigen, sind am 12. in unserer Stadt angelangt.

* Rom, 14. März

Die Sitzung der Constituante war bemerkenswerth durch die Weigerung des Ministeriums, die an den Finanzminister gestellten Interpellationen im geheimen Comite diskutiren zu lassen. "Da die Interpellationen öffentlich gewesen, so müssen es die Antworten ebenfalls sein," sagte der Handelsminister und die Versammlung pflichtete ihm bei.

* Venedig, 10. März.

Der in der Kammer gestellte Antrag, die exekutive Gewalt in den Händen Daniele Manin's unter dem Titel eines Präsidenten zu konzentriren, ist angenommen worden. Das Dekret, welches Manin mit einer Art von Diktatur bekleidet, lautet folgender Maßen:

1) Die Versammlung ernennt einen Chef der exekutiven Gewalt, mit dem Titel des Präsidenten in der Person des Daniele Manin.

2) Die Versammlung behält die konstituirende und legislative Gewalt.

3) Der Präsident Manin hat gänzliche Vollmacht zur innern und äußern Vertheidigung des Landes; er hat das Recht, die Kammer zu vertagen, jedoch mit der Verpflichtung, dieselbe binnen 14 Tagen wieder zusammen zu rufen, und in der ersten Sitzung die Motive der Prorogation auseinanderzusetzen.

4) Im Falle der Dringlichkeit kann der Präsident legislative Verfügungen treffen, unter dem Vorbehalt jedoch, dieselben bei der ersten Zusammenkunft von der Kammer genehmigen zu lassen.

5) Der Präsident ist der Versammlung gegenüber für seine Handlungen verantwortlich.

Französische Republik.
Paris, 20. März.

Der Moniteur füllt sich fast ausschließlich mit einem Rundschreiben, das der Minister Faucher an alle Präfekten richtet und das die Wahlen zum Gegenstande hat; so wie zweitens mit der gestrigen Rede Favre's gegen das Clubgesetz.

-- Der hiesige Deutsche Verein feierte gestern Abend die Wiener und Berliner Revolution.

Die Montagne beabsichtigte heute eine große Demonstration zu Ehren der vorjährigen Mailänder Erhebung und der übrigen westlichen Revolutionen. Indessen hat man es für gut gefunden, diese Feier zu verschieben. Es schien ihr etwas unpassend, in demselben Augenblick die Champagnerpfropfen knallen zu lassen, wo der östreichische Centaur die italienischen Patrioten wie tolle Hunde niederschießen läßt, und sich rühmt, den Frieden nur in Turin zu unterzeichnen.

Für die beiden Hingerichteten, Daix und Lahr, wird eine große Kirchenfeier organisirt.

-- F. Pescantini, einer der Gesandten Rom's, ist von Bonaparte zum zweiten Male im Elysee empfangen worden. Er ist, sagt man, mit diesem Besuche besser zufrieden, als mit dem ersten. Auch seinen Collegen Beltrami sieht man jetzt häufiger im Ministerium des Aeußeren mit Drouy[unleserliches Material] de Lhuys verkehren, und es verlautet, daß die jüngsten Debatten das ministerielle Gewissen etwas erschüttert haben.

-- Aus Lyon erhalten wir eben die Meldung, daß das demokratische Blatt "Peuple Souverain" von dem dortigen Geschwornengericht in seinem berüchtigten Prozesse gegen Bugeaud freigesprochen worden ist.

-- (Verhaftungen unter dem Militär.) Sieben und zwanzig Gemeine und sechs Unter-Offiziere wurden allein vorgestern aus der Garnison von Vincennes in strenge Haft abgeführt, weil sie die rothe Republik hatten hochleben lassen und sich zum Sozialismus bekannten. Hr. Changarnier ist fest entschlossen, eher, wie weiland St. Mauritius, die ganze Armee zu decimiren als zu gestatten, daß sie vom Kommunismus angesteckt werde. Er hat hierfür sehr sinnreiche Mittel erfunden. Er schickt provozirende Agenten in die Casernen und läßt Alles einstecken, was schreit: Vive la Republique democrat. et sociale! Er wird hierin von Carlier und Bertoglio auf's Wärmste unterstützt. Sieht irgend ein Polizeibüttel ein demokratisches Blatt in der Hand eines Tourlourou, so reißt er es ihm aus der Hand oder wirft ihn in's Loch. Dies Alles hält jedoch die Rothen nicht ab, zusammen zusteuern, um ihre Journale gratis an das Militär zu vertheilen. "Peuple" meldet, daß bis zum 20. März bereits 280 Fr. 50 Ct. hierfür einliefen und 1068 Exemplare seines Blattes an Soldaten vertheilt wurden. In der Rue Montmartre kam es zu einer förmlichen Prügelei zwischen den Sbirren Carlier's und unseren sozialistischen Marssöhnen. Armer Changarnier!

"Peuple" bringt heute eine energische Protestation von einem Theil der Vincenner Garnison gegen dieses Verfahren.

-- Die heutige dem Klubgesetz gewidmete Sitzung der Nationalversammlung war sehr heiß. Das Auftreten Pierre Leroux rief einen unerhörten Tumult hervor.

Bourges, 19. März.

Die heutige Sitzung füllte größtentheils ein Verhör Ledru Rollins. Die Sitzung wurde um 5 1/2 Uhr geschlossen und auf morgen verlegt, wo Marrast verhört werden soll.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 20. März. Marrast, aus Bourges zurückgekehrt, eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr.

Die Versammlung verwirft, ehe sie in die Tagesordnung tritt, den ihr schon vor geraumer Zeit gestellten Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verfolgung der Deputirten Bourbousson und Reynaud, die sich duellirten. Der Ausschuß selbst hatte übrigens, wie bei früheren ähnlichen Gelegenheiten, die Verwerfung bevorwortet. Das Prinzip des Zweikampfes wäre also von Neuem sanktionirt.

Etienne wiederholt seinen Antrag auf Dringlichkeit der Erledigung der Repräsentativgelder für den Vicepräsidenten Boulay im Betrage von 90,000 Fr. (Oh! Oh!)

Lacrosse, Bauminister, unterstützt die Dringlichkeit. (Stimmen: Namentliche Zettelabstimmung!)

Die Repräsentationsgelder gehen mit 345 gegen 290 Stimmen durch.

Drouyn de Lhuys, Minister des Aeußern, legt mehrere Kreditentwürfe vor, welche auf sein Departement Bezug haben.

Gehen an den Ausschuß.

Türk erhält das Wort für einen Spezialantrag. Das uns vom Minister des Innern vorgelegte Clubgesetz ist ein schönes Ding. (Oh! Oh! rechts.) Man kann es den Prevotalhöfen an die Seite stellen (Lärm rechts) und es mag ebenso historisch wie diese werden. Aber es giebt ein Ding, das nicht weniger wichtig ist als die vermeintliche Clubgefahr, ich meine das Budget. Ich beantrage, daß man Nachtsitzungen halte. (Oh! Oh! von allen Seiten).

Goudchaux, unterstützt von mehreren andern Gliedern, welche die Ruhe in der Nacht lieben, stellen und entwickeln den Antrag:

"Die Sitzungen um 11 1/2 Uhr zu beginnen und erst um 6 oder 7 Uhr Abends zu schließen."

Türk besteht auf seinen Nachtsitzungen.

Dieselben werden jedoch verworfen.

Goudchaux's Vorschlag wird dagegen angenommen.

Die Sitzungen beginnen also in Zukunft schon um 11 1/2 Uhr, was für Paris außerordentlich früh ist.

Die Versammlung geht nun zur Clubdebatte über.

Kerdrel, der Elsässer, vollendet seine gestern abgebrochene Rede gegen die Clubs, die er als eine Pestbeule an dem gesellschaftlichen Staatskörper bezeichnet. Die Clubs haben, ruft er durch den Tumult, den 15. Mai und 23. Juni erzeugt. Es wäre schon höchst gefährlich, daß man gestatte, daß die demokratischen Journale jeden Morgen die gesellschaftliche Ordnung untergraben und das Feuer schüren dürften. Das wolle er aber nicht wehren, denn die Preßfreiheit stehe in der Verfassung, doch die Clubs könne er nimmermehr gestatten.

Ein unaufhörlicher Tumult erstickt die Stimme des schwächlichen, hochschlanken Jünglings Kerdrel.

Pierre Leroux erhält noch gegen den Gesetzentwurf das Wort. Die Rede, die Sie so eben gehört, bläst das Feuer gegen die Republik. (Man lacht.) Der ministerielle Entwurf ist ihr nicht minder feindlich. (Oh! Oh!) Jawohl, sagen Sie frei heraus, wollen Sie die Republik oder nicht? Wollen Sie dieselbe, nun so rauben Sie doch nicht dem Volke das einzige Mittel, sich zu besprechen, sich zu verständigen. Man hält die Clubs für gefährlich; ich war in der jüngsten Zeit in den Clubs. (Stimme: Sehr oft!) Jawohl, sehr oft; aber ich habe in ihnen niemals so viele Immoralitäten gehört, als ich hier in diesem Saale höre. (Stimmen rechts: Zur Ordnung! Zur Ordnung!)

Marrast: Möge sich der Redner erklären.

Pierre Leroux erklärt sich, aber der ganze Saal bebt. Die Rechte macht einen so fürchterlichen Scandal, daß wir nur hören, wie Pierre Leroux gegen die Wiedererrichtung des politischen Schaffots protestirt.

Rechts wüthend: Zur Ordnung! Keine Rechtfertigung der Meuchelmörder Brea's.

Pierre Leroux: Ich vertheidige mein Recht, ich vertheidige die Meinungsfreiheit, die Regierung hat das Schaffot....

Rechts: Sie dürfen sich keine Lobrede (apologie) des Meuchelmords erlauben.

Marrast: Sie spielten auf eine richterliche Verurtheilung an. Ich ersuche Sie, sich zu erklären, oder ich verweise Sie zur Ordnung.

Pierre Leroux: Ich vertheidige ein Recht. (Neuer Lärm von der ganzen Rechte.)

Marrast: Ich rufe Sie zur Ordnung.

Pierre Leroux: Ich acceptire Ihren Ordnungsruf als eine Ehre....

Die ganze Rechte: Genug! Genug! Zur Ordnung! Zur Ordnung!

Marrast, zornig, Herr Pierre Leroux ist zwei Mal zur Ordnung verwiesen worden.... Er gratulirt sich sogar hierzu beim zweiten Male.... In Gemäßheit des Reglements frage ich die Versammlung, ob sie ihm das Wort noch länger lassen will oder nicht. (Ja! Ja! Nein!)

Die Versammlung nimmt dem Redner das Wort. Nur die äußerste Linke erhob sich gegen diesen seit dem 4. Mai 1848 einzigen Fall.

Die Generaldiskussion über das Clubgesetz wird als geschlossen erklärt. Die Versammlung gibt dem Berichterstatter das Wort, um die Debatte zu resumiren.

Cremieux entfaltet seinen langen Ausschußbericht und resumirt die Debatte. Der Ausschuß spricht sich bekanntlich gegen den Entwurf aus.

Grevy ersetzt den Marrast im Präsidium.

Barrot (von der Ministerbank) erklärt, daß Cremieux als Berichterstatter weniger Leidenschaftlichkeit hätte beweisen sollen. Das Ministerium bestehe auf seinem Entwurf; es ziehe ihn nicht zurück. Derselbe confiszire keineswegs den Grundsatz des Vereinsrechts, sondern steuere nur den Mißbräuchen. Die Minoritat habe ein Amendement gestellt, das den Absichten der Regierung besser entspräche; doch ziehe sie ihren Entwurf vor, unterstütze aber das Amendement.

Senard: Es scheint, daß die Regierung ihren Entwurf dem Amendement der Minderheit des Ausschusses unterordne. Dieses Verfahren sei unbegreiflich.

Die Versammlung geht in der That zur Artikelweisen Berathung des Entwurfs der Minoritat des Ausschusses uber.

"Artikel 1. Die Clubs sind untersagt. Es sollen jedoch nicht als Clubs betrachtet werden, diejenigen öffentlichen politischen Versammlungen, welche behufs Berathung eines bestimmten Gegenstandes stattfinden."

Laboulie unterstützt diese Fassung im Namen der bewußten Minorität. Die Clubs müssen untersagt werden, sie seien ein fortwährender Bürgerkrieg. (Beifall rechts. Lärm vom Berge.)

Senard bekämpft dieselbe. Eine Regierung, die aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen sei und erklärt habe, daß sie keiner Partei ausschließlich angehören wolle, müsse doch stark genug sein, um die Clubs mit gehörigen Strafmaßregeln nicht zu fürchten.

Odilon Barrot: Man möchte die Clubs vom Vereinsrecht scheiden Unmöglich. Man wirft uns Verfassungsbruch vor. (Ja, Ja! Nein, Nein!) Man sagt, keine Republik ohne Clubs. (Ah!) Das wäre etwas Neues. (Lärm.) Die Clubs haben im Gegentheile alle Freiheit zerstört. Das Vereinsrecht soll und wird fortbestehen, nur die Clubs nicht. Er unterstützt daher die Fassung der Minorität. (Ah, Ah! Agitation.)

Nach dieser gewichtigen Erklärung, daß die Regierung ihren Entwurf verlasse und das Minoritätswerk zu dem Ihrigen mache, bietet die Sitzung kein Interesse mehr. Schluß 9 1/2 Uhr. Fortsetzung morgen.

Großbritannien.
London, 20. März.

Im Oberhause erkundigte sich gestern Lord Eglinton danach, wie viele polnische Flüchtlinge zwischen dem 28. März 1848 und dem 26. März 1849 Unterstützung und ärztliche Hilfe erhalten hätten, welches der dafür verausgabte Betrag sei, und welcher Natur die vorgekommenen Krankheiten gewesen seien. Der "edle" Lord beklagte sich darüber, daß das Gouvernement gerade den Polen so viele Aufmerksamkeit schenke, da es doch bekannt sei, daß sie sich bei jeder Gelegenheit auf die Seite der Insurrektion und der Revolution stellten. Es sei traurig, daß das hartarbeitende englische Volk nur deswegen über seine Kräfte besteuert werde, um einige Polen zu unterhalten, und er hoffe, daß diesem Mißbrauch in Zukunft ein Ende gemacht werde.

Der Marquis von Lansdowne widersetzte sich der letzteren Hälfte des Vorschlags und meinte, daß die in England lebenden Polen Leute seien, welche durch ihr Benehmen die bisherige Unterstützung nicht verwirkt hätten. Wenn es daher auch politisch sei, den gemachten Vorschlag zu berücksichtigen; so könne man doch seiner Ungerechtigkeit wegen nicht darauf eingehen. -- Nach einer kurzen Debatte gab man dem ersten Theile der Motion seine Zustimmung.

Im Unterhause fuhr Hr. F. Maule mit seinen Anträgen in Betreff der Einschränkung der Armee fort, indem er den Stand der Armee, Indien ausgeschlossen, auf 103,254 M. festgestellt wünschte, also 10,000 M. weniger als im verflossenen Jahre. -- Hr. Hume machte hierauf das Amendement, daß man die Armee bis auf 89,254 M. reduzire, was aber mit 182 Stimmen gegen 40 durchfiel, so daß nun die ursprüngliche Motion von 103,254 Mann zugestanden wurde.

068

-- Der Dämpfer "Acadia", den die sogenannte Frankfurter Centralgewalt von der nordamerikanischen Oceandampfschifffahrts-Gesellschaft erkauft und in einen Erstling der embryanischen deutschen Centralmarine verwandelt hat, ist in der Nähe der holländischen Küste gescheitert; die Mannschaft wurde gerettet. Der Werth des Schiffes wird auf 100,000 Pf. Sterl. berechnet. Schöner Anfang der deutschen Centralmarine!

Donaufürstenthümer.
068 Bukarest, 20. Febr.

Der Krieg ist dem Ausbruch nahe, schreibt unter obigem Datum ein Korresp. des Pariser "National." Die russische Armee in den Donaufürstenthümern beläuft sich auf mehr als 100,000 M. Auch die Türken ziehen immer neue Verstärkungen herbei. Ein Korps von 20,000 M. asiatischer Truppen ist so eben über die Donau gesetzt und es werden noch weiter 40,000 M. erwartet. Omer Pascha hat Befehl zur Concentrirung der im Lande zerstreuten türkischen Detaschements erhalten. Das Volk erwartet den entscheidenden Augenblick mit sichtlicher Ungeduld; es empfängt die anlangenden Türken als Befreier von der russischen Knute. Die Petersburger Politik hat die höheren Offizierstellen bei der moldau-wallachischen Miliz mit lauter Russen besetzt. Diese Miliz beläuft sich auf 8000 M. Aus Furcht, daß sie beim Anblick des türkischen Lagers in letzteres desertiren möchte, wird sie größtentheils nach Siebenbürgen geschickt, um dort mit den russischen Truppen die festen Plätze besetzt zu halten. Zugleich ist dem russischen Befehlshaber in Siebenbürgen die Anweisung zugegangen, alle dort als Theilnehmer an der wallachischen Revolution sich aufhaltenden Flüchtlinge zu verhaften. Oestreich wendet gegen dieses schmähliche Verfahren um so weniger etwas ein, als der russische Anführer sich zu dem Gegendienst erboten hat, alle Anhänger Kossuth's, die in den Fürstenthümern ein Asyl suchen sollten, ebenfalls festnehmen und ausliefern zu lassen. In der kleinen Wallachei haben sich die Bauern gegen den Präfekten, eine durch und durch russische Kreatur, empört. Die Russen versuchten die Auseinandersprengung der Bauernhaufen, denen aber eine Anzahl türkischer Soldaten Beistand leistete. Das sich entspinnende Scharmützel, das mit Vertreibung der Bauern endete, war nahe daran, das Signal zu einem allgemeinen Aufstande zu werden.

Schweiz.
Tessin.

Die Oestreicher machen Ernst mit ihrer Sperre. Man schreibt der heutigen N. Z. Z. von Chiasso den 14. d.: "Heute Morgen brauchte es die größte Mühe des hiesigen Postdirektors, um die Diligence und Felleisen nach Mailand spediren zu können, da der den Grenzposten kommandirende Offizier dieselbe nicht durchlassen wollte, obschon sie von einem k. k. östreichischen Kondukteur begleitet war. Die mit derselben angekommenen Reisenden mußten jedoch hier bleiben und nun ist es durchaus jedermann verboten, die Grenze zu überschreiten."

Dem gegen Sardinien und die Lombardei aufgestellten tessinischen Bataillon hat der Bundesrath für den Augenblick ein thurgauisches Bataillon beigegeben; die Contingente von Graubünden und Tessin sind auf's Piket gestellt. Diele Truppen werden unter den Befehlen des (liberalen) Obersten Eduard Salis aus Graubünden stehen.

Ungarn.
068
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068 Herrmanstadt, 24. Februar.

Unter diesem Datum enthält der Pariser "National" eine Korrespondenz, nach welcher in Kronstadt wie in andern Städten Sibenbürgens alle politischen Flüchtlinge aus der Wallachei bald nach dem Einmarsch der Russen in Siebenbürgen von den letztern ins Gefängniß geworfen worden sind. Der östreichische General hatte ihnen zwar noch einige Tage zuvor den Schutz ihrer Personen auf Wort und Ehre versichert. Die Flüchtlinge trauten dieser Zusage. Jetzt mögen sie im Kerker über die Bedeutung von "Wort und Ehre" gottbegnadeter Generale und Mordgesellen nachdenken Sogar zwei Frauen, deren Männer in der wallachischen Revolution eine Rolle spielten und die sich beim Herannahen der Russen aus dem Staube machten, sind statt ihrer Männer festgenommen worden und werden das Tageslicht sobald nicht wieder erblicken.

Amerika.
068

Die mit dem Dampfboote Sarah Sands von New-York eingetroffenen Nachrichten reichen bis zum 1. März und bringen weder in politischer noch in kommerzieller Hinsicht etwas Neues. Dagegen trifft mit der "Europa" die Inaugurations-Rede des General Taylor ein. "Als mich das Volk wählte" -- heißt es darin -- "gab ich die Vesicherung, daß meine Administration nur der Wohlfahrt des Landes, und nicht Privat- und Lokal-Interessen gewidmet sein werde. Ich erneuere heute die damals gemachte Erklärung und stelle es als meinen festen Entschluß hin, mein Möglichstes zu thun, um das Gouvernement in seiner ursprünglichen Reinheit zu erhalten, und als Basis meiner Politik jene großen republikanischen Grundsätze befolgen zu wollen, welche die Stärke unsrer nationalen Existenz ausmachen.

Was die Armee und die Flotte anbetrifft, die sich jüngst im wirklichen Dienste so sehr auszeichneten, so soll dafür gesorgt werden, ihre höchste Wirksamkeit zu sichern, und ich werde daher den Militär- und Schifffahrtsschulen, welche der Kongreß einrichten ließ, die besondere Aufmerksamkeit des Gouvernements zuwenden. Als freie Amerikaner können wir mit jedem Versuch, die bürgerliche und die politische Freiheit auszudehnen, nur sympathisiren; zur selben Zeit aber werden wir durch das Mahnen der Geschichte und durch die Stimme unsres geliebten Washington davor gewarnt, uns auf verpflichtende Bedingungen mit fremden Nationen einzulassen. In allen Streitigkeiten verschiedener Gouvernements ist es unser Interesse nicht weniger als unsere Pflicht, durchaus neutral zu bleiben."

Wir werden in unsrer morgenden Nummer die Details der eben eingetroffenen Post geben.

Redakteur en chef: Karl Marx.
Worringen, 19. März.

Gestern wurde in dem festlich geschmückten Saale des Arbeiter-Vereins ein Bankett zur Feier der vorjährigen Revolution abgehalten. -- Toaste wechselten ab mit Gesang und Musik. -- Unter den Toasten heben wir folgende hervor: dem Andenken der in Berlin gefallenen Brüder; der Freiheit; der Republik etc. etc.

Heute Morgen zog der Arbeiterverein mit Tambour und seiner mit Flor umhüllten Vereinsfahne nach der Kirche, wo ein feierlicher Gottesdienst für die März-Gefallenen gehalten wurde. -- Hier erst kam ein Mißton in die Harmonie, die während der ganzen Feier geherrscht hatte. -- Der schwarz-weiße und bigotte Vikarius betete nämlich blos für die katholischen Gefallenen, und rief dadurch allgemeine Entrüstung hervor.

Beilage zu Nr. 253 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag, 23. März 1849.
[Italien]
* Florenz, den 15. März.

Die römischen Kommissäre, die beauftragt waren, Toskana einzuladen, seine Deputirte mit denen der römischen Constituante zu vereinigen, sind am 12. in unserer Stadt angelangt.

* Rom, 14. März

Die Sitzung der Constituante war bemerkenswerth durch die Weigerung des Ministeriums, die an den Finanzminister gestellten Interpellationen im geheimen Comite diskutiren zu lassen. „Da die Interpellationen öffentlich gewesen, so müssen es die Antworten ebenfalls sein,“ sagte der Handelsminister und die Versammlung pflichtete ihm bei.

* Venedig, 10. März.

Der in der Kammer gestellte Antrag, die exekutive Gewalt in den Händen Daniele Manin's unter dem Titel eines Präsidenten zu konzentriren, ist angenommen worden. Das Dekret, welches Manin mit einer Art von Diktatur bekleidet, lautet folgender Maßen:

1) Die Versammlung ernennt einen Chef der exekutiven Gewalt, mit dem Titel des Präsidenten in der Person des Daniele Manin.

2) Die Versammlung behält die konstituirende und legislative Gewalt.

3) Der Präsident Manin hat gänzliche Vollmacht zur innern und äußern Vertheidigung des Landes; er hat das Recht, die Kammer zu vertagen, jedoch mit der Verpflichtung, dieselbe binnen 14 Tagen wieder zusammen zu rufen, und in der ersten Sitzung die Motive der Prorogation auseinanderzusetzen.

4) Im Falle der Dringlichkeit kann der Präsident legislative Verfügungen treffen, unter dem Vorbehalt jedoch, dieselben bei der ersten Zusammenkunft von der Kammer genehmigen zu lassen.

5) Der Präsident ist der Versammlung gegenüber für seine Handlungen verantwortlich.

Französische Republik.
Paris, 20. März.

Der Moniteur füllt sich fast ausschließlich mit einem Rundschreiben, das der Minister Faucher an alle Präfekten richtet und das die Wahlen zum Gegenstande hat; so wie zweitens mit der gestrigen Rede Favre's gegen das Clubgesetz.

— Der hiesige Deutsche Verein feierte gestern Abend die Wiener und Berliner Revolution.

Die Montagne beabsichtigte heute eine große Demonstration zu Ehren der vorjährigen Mailänder Erhebung und der übrigen westlichen Revolutionen. Indessen hat man es für gut gefunden, diese Feier zu verschieben. Es schien ihr etwas unpassend, in demselben Augenblick die Champagnerpfropfen knallen zu lassen, wo der östreichische Centaur die italienischen Patrioten wie tolle Hunde niederschießen läßt, und sich rühmt, den Frieden nur in Turin zu unterzeichnen.

Für die beiden Hingerichteten, Daix und Lahr, wird eine große Kirchenfeier organisirt.

— F. Pescantini, einer der Gesandten Rom's, ist von Bonaparte zum zweiten Male im Elysée empfangen worden. Er ist, sagt man, mit diesem Besuche besser zufrieden, als mit dem ersten. Auch seinen Collegen Beltrami sieht man jetzt häufiger im Ministerium des Aeußeren mit Drouy[unleserliches Material] de Lhuys verkehren, und es verlautet, daß die jüngsten Debatten das ministerielle Gewissen etwas erschüttert haben.

— Aus Lyon erhalten wir eben die Meldung, daß das demokratische Blatt „Peuple Souverain“ von dem dortigen Geschwornengericht in seinem berüchtigten Prozesse gegen Bugeaud freigesprochen worden ist.

(Verhaftungen unter dem Militär.) Sieben und zwanzig Gemeine und sechs Unter-Offiziere wurden allein vorgestern aus der Garnison von Vincennes in strenge Haft abgeführt, weil sie die rothe Republik hatten hochleben lassen und sich zum Sozialismus bekannten. Hr. Changarnier ist fest entschlossen, eher, wie weiland St. Mauritius, die ganze Armee zu decimiren als zu gestatten, daß sie vom Kommunismus angesteckt werde. Er hat hierfür sehr sinnreiche Mittel erfunden. Er schickt provozirende Agenten in die Casernen und läßt Alles einstecken, was schreit: Vive la Republique democrat. et sociale! Er wird hierin von Carlier und Bertoglio auf's Wärmste unterstützt. Sieht irgend ein Polizeibüttel ein demokratisches Blatt in der Hand eines Tourlourou, so reißt er es ihm aus der Hand oder wirft ihn in's Loch. Dies Alles hält jedoch die Rothen nicht ab, zusammen zusteuern, um ihre Journale gratis an das Militär zu vertheilen. „Peuple“ meldet, daß bis zum 20. März bereits 280 Fr. 50 Ct. hierfür einliefen und 1068 Exemplare seines Blattes an Soldaten vertheilt wurden. In der Rue Montmartre kam es zu einer förmlichen Prügelei zwischen den Sbirren Carlier's und unseren sozialistischen Marssöhnen. Armer Changarnier!

„Peuple“ bringt heute eine energische Protestation von einem Theil der Vincenner Garnison gegen dieses Verfahren.

— Die heutige dem Klubgesetz gewidmete Sitzung der Nationalversammlung war sehr heiß. Das Auftreten Pierre Leroux rief einen unerhörten Tumult hervor.

Bourges, 19. März.

Die heutige Sitzung füllte größtentheils ein Verhör Ledru Rollins. Die Sitzung wurde um 5 1/2 Uhr geschlossen und auf morgen verlegt, wo Marrast verhört werden soll.

National-Versammlung. Sitzung vom 20. März. Marrast, aus Bourges zurückgekehrt, eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr.

Die Versammlung verwirft, ehe sie in die Tagesordnung tritt, den ihr schon vor geraumer Zeit gestellten Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verfolgung der Deputirten Bourbousson und Reynaud, die sich duellirten. Der Ausschuß selbst hatte übrigens, wie bei früheren ähnlichen Gelegenheiten, die Verwerfung bevorwortet. Das Prinzip des Zweikampfes wäre also von Neuem sanktionirt.

Etienne wiederholt seinen Antrag auf Dringlichkeit der Erledigung der Repräsentativgelder für den Vicepräsidenten Boulay im Betrage von 90,000 Fr. (Oh! Oh!)

Lacrosse, Bauminister, unterstützt die Dringlichkeit. (Stimmen: Namentliche Zettelabstimmung!)

Die Repräsentationsgelder gehen mit 345 gegen 290 Stimmen durch.

Drouyn de Lhuys, Minister des Aeußern, legt mehrere Kreditentwürfe vor, welche auf sein Departement Bezug haben.

Gehen an den Ausschuß.

Türk erhält das Wort für einen Spezialantrag. Das uns vom Minister des Innern vorgelegte Clubgesetz ist ein schönes Ding. (Oh! Oh! rechts.) Man kann es den Prevotalhöfen an die Seite stellen (Lärm rechts) und es mag ebenso historisch wie diese werden. Aber es giebt ein Ding, das nicht weniger wichtig ist als die vermeintliche Clubgefahr, ich meine das Budget. Ich beantrage, daß man Nachtsitzungen halte. (Oh! Oh! von allen Seiten).

Goudchaux, unterstützt von mehreren andern Gliedern, welche die Ruhe in der Nacht lieben, stellen und entwickeln den Antrag:

„Die Sitzungen um 11 1/2 Uhr zu beginnen und erst um 6 oder 7 Uhr Abends zu schließen.“

Türk besteht auf seinen Nachtsitzungen.

Dieselben werden jedoch verworfen.

Goudchaux's Vorschlag wird dagegen angenommen.

Die Sitzungen beginnen also in Zukunft schon um 11 1/2 Uhr, was für Paris außerordentlich früh ist.

Die Versammlung geht nun zur Clubdebatte über.

Kerdrel, der Elsässer, vollendet seine gestern abgebrochene Rede gegen die Clubs, die er als eine Pestbeule an dem gesellschaftlichen Staatskörper bezeichnet. Die Clubs haben, ruft er durch den Tumult, den 15. Mai und 23. Juni erzeugt. Es wäre schon höchst gefährlich, daß man gestatte, daß die demokratischen Journale jeden Morgen die gesellschaftliche Ordnung untergraben und das Feuer schüren dürften. Das wolle er aber nicht wehren, denn die Preßfreiheit stehe in der Verfassung, doch die Clubs könne er nimmermehr gestatten.

Ein unaufhörlicher Tumult erstickt die Stimme des schwächlichen, hochschlanken Jünglings Kerdrel.

Pierre Leroux erhält noch gegen den Gesetzentwurf das Wort. Die Rede, die Sie so eben gehört, bläst das Feuer gegen die Republik. (Man lacht.) Der ministerielle Entwurf ist ihr nicht minder feindlich. (Oh! Oh!) Jawohl, sagen Sie frei heraus, wollen Sie die Republik oder nicht? Wollen Sie dieselbe, nun so rauben Sie doch nicht dem Volke das einzige Mittel, sich zu besprechen, sich zu verständigen. Man hält die Clubs für gefährlich; ich war in der jüngsten Zeit in den Clubs. (Stimme: Sehr oft!) Jawohl, sehr oft; aber ich habe in ihnen niemals so viele Immoralitäten gehört, als ich hier in diesem Saale höre. (Stimmen rechts: Zur Ordnung! Zur Ordnung!)

Marrast: Möge sich der Redner erklären.

Pierre Leroux erklärt sich, aber der ganze Saal bebt. Die Rechte macht einen so fürchterlichen Scandal, daß wir nur hören, wie Pierre Leroux gegen die Wiedererrichtung des politischen Schaffots protestirt.

Rechts wüthend: Zur Ordnung! Keine Rechtfertigung der Meuchelmörder Brea's.

Pierre Leroux: Ich vertheidige mein Recht, ich vertheidige die Meinungsfreiheit, die Regierung hat das Schaffot‥‥

Rechts: Sie dürfen sich keine Lobrede (apologie) des Meuchelmords erlauben.

Marrast: Sie spielten auf eine richterliche Verurtheilung an. Ich ersuche Sie, sich zu erklären, oder ich verweise Sie zur Ordnung.

Pierre Leroux: Ich vertheidige ein Recht. (Neuer Lärm von der ganzen Rechte.)

Marrast: Ich rufe Sie zur Ordnung.

Pierre Leroux: Ich acceptire Ihren Ordnungsruf als eine Ehre.…

Die ganze Rechte: Genug! Genug! Zur Ordnung! Zur Ordnung!

Marrast, zornig, Herr Pierre Leroux ist zwei Mal zur Ordnung verwiesen worden.… Er gratulirt sich sogar hierzu beim zweiten Male.… In Gemäßheit des Reglements frage ich die Versammlung, ob sie ihm das Wort noch länger lassen will oder nicht. (Ja! Ja! Nein!)

Die Versammlung nimmt dem Redner das Wort. Nur die äußerste Linke erhob sich gegen diesen seit dem 4. Mai 1848 einzigen Fall.

Die Generaldiskussion über das Clubgesetz wird als geschlossen erklärt. Die Versammlung gibt dem Berichterstatter das Wort, um die Debatte zu resumiren.

Cremieux entfaltet seinen langen Ausschußbericht und resumirt die Debatte. Der Ausschuß spricht sich bekanntlich gegen den Entwurf aus.

Grevy ersetzt den Marrast im Präsidium.

Barrot (von der Ministerbank) erklärt, daß Cremieux als Berichterstatter weniger Leidenschaftlichkeit hätte beweisen sollen. Das Ministerium bestehe auf seinem Entwurf; es ziehe ihn nicht zurück. Derselbe confiszire keineswegs den Grundsatz des Vereinsrechts, sondern steuere nur den Mißbräuchen. Die Minoritat habe ein Amendement gestellt, das den Absichten der Regierung besser entspräche; doch ziehe sie ihren Entwurf vor, unterstütze aber das Amendement.

Senard: Es scheint, daß die Regierung ihren Entwurf dem Amendement der Minderheit des Ausschusses unterordne. Dieses Verfahren sei unbegreiflich.

Die Versammlung geht in der That zur Artikelweisen Berathung des Entwurfs der Minoritat des Ausschusses uber.

„Artikel 1. Die Clubs sind untersagt. Es sollen jedoch nicht als Clubs betrachtet werden, diejenigen öffentlichen politischen Versammlungen, welche behufs Berathung eines bestimmten Gegenstandes stattfinden.“

Laboulie unterstützt diese Fassung im Namen der bewußten Minorität. Die Clubs müssen untersagt werden, sie seien ein fortwährender Bürgerkrieg. (Beifall rechts. Lärm vom Berge.)

Senard bekämpft dieselbe. Eine Regierung, die aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen sei und erklärt habe, daß sie keiner Partei ausschließlich angehören wolle, müsse doch stark genug sein, um die Clubs mit gehörigen Strafmaßregeln nicht zu fürchten.

Odilon Barrot: Man möchte die Clubs vom Vereinsrecht scheiden Unmöglich. Man wirft uns Verfassungsbruch vor. (Ja, Ja! Nein, Nein!) Man sagt, keine Republik ohne Clubs. (Ah!) Das wäre etwas Neues. (Lärm.) Die Clubs haben im Gegentheile alle Freiheit zerstört. Das Vereinsrecht soll und wird fortbestehen, nur die Clubs nicht. Er unterstützt daher die Fassung der Minorität. (Ah, Ah! Agitation.)

Nach dieser gewichtigen Erklärung, daß die Regierung ihren Entwurf verlasse und das Minoritätswerk zu dem Ihrigen mache, bietet die Sitzung kein Interesse mehr. Schluß 9 1/2 Uhr. Fortsetzung morgen.

Großbritannien.
London, 20. März.

Im Oberhause erkundigte sich gestern Lord Eglinton danach, wie viele polnische Flüchtlinge zwischen dem 28. März 1848 und dem 26. März 1849 Unterstützung und ärztliche Hilfe erhalten hätten, welches der dafür verausgabte Betrag sei, und welcher Natur die vorgekommenen Krankheiten gewesen seien. Der „edle“ Lord beklagte sich darüber, daß das Gouvernement gerade den Polen so viele Aufmerksamkeit schenke, da es doch bekannt sei, daß sie sich bei jeder Gelegenheit auf die Seite der Insurrektion und der Revolution stellten. Es sei traurig, daß das hartarbeitende englische Volk nur deswegen über seine Kräfte besteuert werde, um einige Polen zu unterhalten, und er hoffe, daß diesem Mißbrauch in Zukunft ein Ende gemacht werde.

Der Marquis von Lansdowne widersetzte sich der letzteren Hälfte des Vorschlags und meinte, daß die in England lebenden Polen Leute seien, welche durch ihr Benehmen die bisherige Unterstützung nicht verwirkt hätten. Wenn es daher auch politisch sei, den gemachten Vorschlag zu berücksichtigen; so könne man doch seiner Ungerechtigkeit wegen nicht darauf eingehen. — Nach einer kurzen Debatte gab man dem ersten Theile der Motion seine Zustimmung.

Im Unterhause fuhr Hr. F. Maule mit seinen Anträgen in Betreff der Einschränkung der Armee fort, indem er den Stand der Armee, Indien ausgeschlossen, auf 103,254 M. festgestellt wünschte, also 10,000 M. weniger als im verflossenen Jahre. — Hr. Hume machte hierauf das Amendement, daß man die Armee bis auf 89,254 M. reduzire, was aber mit 182 Stimmen gegen 40 durchfiel, so daß nun die ursprüngliche Motion von 103,254 Mann zugestanden wurde.

068

— Der Dämpfer „Acadia“, den die sogenannte Frankfurter Centralgewalt von der nordamerikanischen Oceandampfschifffahrts-Gesellschaft erkauft und in einen Erstling der embryanischen deutschen Centralmarine verwandelt hat, ist in der Nähe der holländischen Küste gescheitert; die Mannschaft wurde gerettet. Der Werth des Schiffes wird auf 100,000 Pf. Sterl. berechnet. Schöner Anfang der deutschen Centralmarine!

Donaufürstenthümer.
068 Bukarest, 20. Febr.

Der Krieg ist dem Ausbruch nahe, schreibt unter obigem Datum ein Korresp. des Pariser „National.“ Die russische Armee in den Donaufürstenthümern beläuft sich auf mehr als 100,000 M. Auch die Türken ziehen immer neue Verstärkungen herbei. Ein Korps von 20,000 M. asiatischer Truppen ist so eben über die Donau gesetzt und es werden noch weiter 40,000 M. erwartet. Omer Pascha hat Befehl zur Concentrirung der im Lande zerstreuten türkischen Detaschements erhalten. Das Volk erwartet den entscheidenden Augenblick mit sichtlicher Ungeduld; es empfängt die anlangenden Türken als Befreier von der russischen Knute. Die Petersburger Politik hat die höheren Offizierstellen bei der moldau-wallachischen Miliz mit lauter Russen besetzt. Diese Miliz beläuft sich auf 8000 M. Aus Furcht, daß sie beim Anblick des türkischen Lagers in letzteres desertiren möchte, wird sie größtentheils nach Siebenbürgen geschickt, um dort mit den russischen Truppen die festen Plätze besetzt zu halten. Zugleich ist dem russischen Befehlshaber in Siebenbürgen die Anweisung zugegangen, alle dort als Theilnehmer an der wallachischen Revolution sich aufhaltenden Flüchtlinge zu verhaften. Oestreich wendet gegen dieses schmähliche Verfahren um so weniger etwas ein, als der russische Anführer sich zu dem Gegendienst erboten hat, alle Anhänger Kossuth's, die in den Fürstenthümern ein Asyl suchen sollten, ebenfalls festnehmen und ausliefern zu lassen. In der kleinen Wallachei haben sich die Bauern gegen den Präfekten, eine durch und durch russische Kreatur, empört. Die Russen versuchten die Auseinandersprengung der Bauernhaufen, denen aber eine Anzahl türkischer Soldaten Beistand leistete. Das sich entspinnende Scharmützel, das mit Vertreibung der Bauern endete, war nahe daran, das Signal zu einem allgemeinen Aufstande zu werden.

Schweiz.
Tessin.

Die Oestreicher machen Ernst mit ihrer Sperre. Man schreibt der heutigen N. Z. Z. von Chiasso den 14. d.: „Heute Morgen brauchte es die größte Mühe des hiesigen Postdirektors, um die Diligence und Felleisen nach Mailand spediren zu können, da der den Grenzposten kommandirende Offizier dieselbe nicht durchlassen wollte, obschon sie von einem k. k. östreichischen Kondukteur begleitet war. Die mit derselben angekommenen Reisenden mußten jedoch hier bleiben und nun ist es durchaus jedermann verboten, die Grenze zu überschreiten.“

Dem gegen Sardinien und die Lombardei aufgestellten tessinischen Bataillon hat der Bundesrath für den Augenblick ein thurgauisches Bataillon beigegeben; die Contingente von Graubünden und Tessin sind auf's Piket gestellt. Diele Truppen werden unter den Befehlen des (liberalen) Obersten Eduard Salis aus Graubünden stehen.

Ungarn.
068
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
068 Herrmanstadt, 24. Februar.

Unter diesem Datum enthält der Pariser „National“ eine Korrespondenz, nach welcher in Kronstadt wie in andern Städten Sibenbürgens alle politischen Flüchtlinge aus der Wallachei bald nach dem Einmarsch der Russen in Siebenbürgen von den letztern ins Gefängniß geworfen worden sind. Der östreichische General hatte ihnen zwar noch einige Tage zuvor den Schutz ihrer Personen auf Wort und Ehre versichert. Die Flüchtlinge trauten dieser Zusage. Jetzt mögen sie im Kerker über die Bedeutung von „Wort und Ehre“ gottbegnadeter Generale und Mordgesellen nachdenken Sogar zwei Frauen, deren Männer in der wallachischen Revolution eine Rolle spielten und die sich beim Herannahen der Russen aus dem Staube machten, sind statt ihrer Männer festgenommen worden und werden das Tageslicht sobald nicht wieder erblicken.

Amerika.
068

Die mit dem Dampfboote Sarah Sands von New-York eingetroffenen Nachrichten reichen bis zum 1. März und bringen weder in politischer noch in kommerzieller Hinsicht etwas Neues. Dagegen trifft mit der „Europa“ die Inaugurations-Rede des General Taylor ein. „Als mich das Volk wählte“ — heißt es darin — „gab ich die Vesicherung, daß meine Administration nur der Wohlfahrt des Landes, und nicht Privat- und Lokal-Interessen gewidmet sein werde. Ich erneuere heute die damals gemachte Erklärung und stelle es als meinen festen Entschluß hin, mein Möglichstes zu thun, um das Gouvernement in seiner ursprünglichen Reinheit zu erhalten, und als Basis meiner Politik jene großen republikanischen Grundsätze befolgen zu wollen, welche die Stärke unsrer nationalen Existenz ausmachen.

Was die Armee und die Flotte anbetrifft, die sich jüngst im wirklichen Dienste so sehr auszeichneten, so soll dafür gesorgt werden, ihre höchste Wirksamkeit zu sichern, und ich werde daher den Militär- und Schifffahrtsschulen, welche der Kongreß einrichten ließ, die besondere Aufmerksamkeit des Gouvernements zuwenden. Als freie Amerikaner können wir mit jedem Versuch, die bürgerliche und die politische Freiheit auszudehnen, nur sympathisiren; zur selben Zeit aber werden wir durch das Mahnen der Geschichte und durch die Stimme unsres geliebten Washington davor gewarnt, uns auf verpflichtende Bedingungen mit fremden Nationen einzulassen. In allen Streitigkeiten verschiedener Gouvernements ist es unser Interesse nicht weniger als unsere Pflicht, durchaus neutral zu bleiben.“

Wir werden in unsrer morgenden Nummer die Details der eben eingetroffenen Post geben.

Redakteur en chef: Karl Marx.
Worringen, 19. März.

Gestern wurde in dem festlich geschmückten Saale des Arbeiter-Vereins ein Bankett zur Feier der vorjährigen Revolution abgehalten. — Toaste wechselten ab mit Gesang und Musik. — Unter den Toasten heben wir folgende hervor: dem Andenken der in Berlin gefallenen Brüder; der Freiheit; der Republik etc. etc.

Heute Morgen zog der Arbeiterverein mit Tambour und seiner mit Flor umhüllten Vereinsfahne nach der Kirche, wo ein feierlicher Gottesdienst für die März-Gefallenen gehalten wurde. — Hier erst kam ein Mißton in die Harmonie, die während der ganzen Feier geherrscht hatte. — Der schwarz-weiße und bigotte Vikarius betete nämlich blos für die katholischen Gefallenen, und rief dadurch allgemeine Entrüstung hervor.

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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 253 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Freitag, 23. März 1849.</docDate>
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        <head>[Italien]</head>
        <div xml:id="ar253b_001" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, den 15. März.</head>
          <p>Die römischen Kommissäre, die beauftragt waren, Toskana einzuladen, seine Deputirte mit denen der römischen Constituante zu vereinigen, sind am 12. in unserer Stadt angelangt.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 14. März</head>
          <p>Die Sitzung der Constituante war bemerkenswerth durch die Weigerung des Ministeriums, die an den Finanzminister gestellten Interpellationen im geheimen Comite diskutiren zu lassen. &#x201E;Da die Interpellationen öffentlich gewesen, so müssen es die Antworten ebenfalls sein,&#x201C; sagte der Handelsminister und die Versammlung pflichtete ihm bei.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar253b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Venedig, 10. März.</head>
          <p>Der in der Kammer gestellte Antrag, die exekutive Gewalt in den Händen Daniele Manin's unter dem Titel eines Präsidenten zu konzentriren, ist angenommen worden. Das Dekret, welches Manin mit einer Art von Diktatur bekleidet, lautet folgender Maßen:</p>
          <p>1) Die Versammlung ernennt einen Chef der exekutiven Gewalt, mit dem Titel des Präsidenten in der Person des Daniele Manin.</p>
          <p>2) Die Versammlung behält die konstituirende und legislative Gewalt.</p>
          <p>3) Der Präsident Manin hat gänzliche Vollmacht zur innern und äußern Vertheidigung des Landes; er hat das Recht, die Kammer zu vertagen, jedoch mit der Verpflichtung, dieselbe binnen 14 Tagen wieder zusammen zu rufen, und in der ersten Sitzung die Motive der Prorogation auseinanderzusetzen.</p>
          <p>4) Im Falle der Dringlichkeit kann der Präsident legislative Verfügungen treffen, unter dem Vorbehalt jedoch, dieselben bei der ersten Zusammenkunft von der Kammer genehmigen zu lassen.</p>
          <p>5) Der Präsident ist der Versammlung gegenüber für seine Handlungen verantwortlich.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head>Paris, 20. März.</head>
          <p>Der Moniteur füllt sich fast ausschließlich mit einem Rundschreiben, das der Minister Faucher an alle Präfekten richtet und das die Wahlen zum Gegenstande hat; so wie zweitens mit der gestrigen Rede Favre's gegen das Clubgesetz.</p>
          <p> &#x2014; Der hiesige Deutsche Verein feierte gestern Abend die Wiener und Berliner Revolution.</p>
          <p>Die Montagne beabsichtigte heute eine große Demonstration zu Ehren der vorjährigen Mailänder Erhebung und der übrigen westlichen Revolutionen. Indessen hat man es für gut gefunden, diese Feier zu verschieben. Es schien ihr etwas unpassend, in demselben Augenblick die Champagnerpfropfen knallen zu lassen, wo der östreichische Centaur die italienischen Patrioten wie tolle Hunde niederschießen läßt, und sich rühmt, den Frieden nur in Turin zu unterzeichnen.</p>
          <p>Für die beiden Hingerichteten, Daix und Lahr, wird eine große Kirchenfeier organisirt.</p>
          <p> &#x2014; F. Pescantini, einer der Gesandten Rom's, ist von Bonaparte zum zweiten Male im Elysée empfangen worden. Er ist, sagt man, mit diesem Besuche besser zufrieden, als mit dem ersten. Auch seinen Collegen Beltrami sieht man jetzt häufiger im Ministerium des Aeußeren mit Drouy<gap reason="illegible"/> de Lhuys verkehren, und es verlautet, daß die jüngsten Debatten das ministerielle Gewissen etwas erschüttert haben.</p>
          <p> &#x2014; Aus Lyon erhalten wir eben die Meldung, daß das demokratische Blatt &#x201E;Peuple Souverain&#x201C; von dem dortigen Geschwornengericht in seinem berüchtigten Prozesse gegen Bugeaud <hi rendition="#g">freigesprochen</hi> worden ist.</p>
          <p> &#x2014; <hi rendition="#g">(Verhaftungen unter dem Militär</hi>.) Sieben und zwanzig Gemeine und sechs Unter-Offiziere wurden allein vorgestern aus der Garnison von Vincennes in strenge Haft abgeführt, weil sie die rothe Republik hatten hochleben lassen und sich zum Sozialismus bekannten. Hr. Changarnier ist fest entschlossen, eher, wie weiland St. Mauritius, die ganze Armee zu decimiren als zu gestatten, daß sie vom Kommunismus angesteckt werde. Er hat hierfür sehr sinnreiche Mittel erfunden. Er schickt provozirende Agenten in die Casernen und läßt Alles einstecken, was schreit: Vive la Republique democrat. et sociale! Er wird hierin von Carlier und Bertoglio auf's Wärmste unterstützt. Sieht irgend ein Polizeibüttel ein demokratisches Blatt in der Hand eines Tourlourou, so reißt er es ihm aus der Hand oder wirft ihn in's Loch. Dies Alles hält jedoch die Rothen nicht ab, zusammen zusteuern, um ihre Journale gratis an das Militär zu vertheilen. &#x201E;Peuple&#x201C; meldet, daß bis zum 20. März bereits 280 Fr. 50 Ct. hierfür einliefen und 1068 Exemplare seines Blattes an Soldaten vertheilt wurden. In der Rue Montmartre kam es zu einer förmlichen Prügelei zwischen den Sbirren Carlier's und unseren sozialistischen Marssöhnen. Armer Changarnier!</p>
          <p> &#x201E;Peuple&#x201C; bringt heute eine energische Protestation von einem Theil der Vincenner Garnison gegen dieses Verfahren.</p>
          <p> &#x2014; Die heutige dem Klubgesetz gewidmete Sitzung der Nationalversammlung war sehr heiß. Das Auftreten Pierre Leroux rief einen unerhörten Tumult hervor.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar253b_005" type="jArticle">
          <head>Bourges, 19. März.</head>
          <p>Die heutige Sitzung füllte größtentheils ein Verhör Ledru Rollins. Die Sitzung wurde um 5 1/2 Uhr geschlossen und auf morgen verlegt, wo Marrast verhört werden soll.</p>
          <p> &#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 20. März. Marrast, aus Bourges zurückgekehrt, eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr.</p>
          <p>Die Versammlung verwirft, ehe sie in die Tagesordnung tritt, den ihr schon vor geraumer Zeit gestellten Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verfolgung der Deputirten Bourbousson und Reynaud, die sich duellirten. Der Ausschuß selbst hatte übrigens, wie bei früheren ähnlichen Gelegenheiten, die Verwerfung bevorwortet. Das Prinzip des Zweikampfes wäre also von Neuem sanktionirt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Etienne</hi> wiederholt seinen Antrag auf Dringlichkeit der Erledigung der Repräsentativgelder für den Vicepräsidenten Boulay im Betrage von 90,000 Fr. (Oh! Oh!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Lacrosse</hi>, Bauminister, unterstützt die Dringlichkeit. (Stimmen: Namentliche Zettelabstimmung!)</p>
          <p>Die Repräsentationsgelder gehen mit 345 gegen 290 Stimmen durch.</p>
          <p><hi rendition="#g">Drouyn de Lhuys,</hi> Minister des Aeußern, legt mehrere Kreditentwürfe vor, welche auf sein Departement Bezug haben.</p>
          <p>Gehen an den Ausschuß.</p>
          <p><hi rendition="#g">Türk</hi> erhält das Wort für einen Spezialantrag. Das uns vom Minister des Innern vorgelegte Clubgesetz ist ein schönes Ding. (Oh! Oh! rechts.) Man kann es den Prevotalhöfen an die Seite stellen (Lärm rechts) und es mag ebenso historisch wie diese werden. Aber es giebt ein Ding, das nicht weniger wichtig ist als die vermeintliche Clubgefahr, ich meine das Budget. Ich beantrage, daß man Nachtsitzungen halte. (Oh! Oh! von allen Seiten).</p>
          <p><hi rendition="#g">Goudchaux</hi>, unterstützt von mehreren andern Gliedern, welche die Ruhe in der Nacht lieben, stellen und entwickeln den Antrag:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Sitzungen um 11 1/2 Uhr zu beginnen und erst um 6 oder 7 Uhr Abends zu schließen.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Türk</hi> besteht auf seinen Nachtsitzungen.</p>
          <p>Dieselben werden jedoch verworfen.</p>
          <p>Goudchaux's Vorschlag wird dagegen angenommen.</p>
          <p>Die Sitzungen beginnen also in Zukunft schon um 11 1/2 Uhr, was für Paris außerordentlich früh ist.</p>
          <p>Die Versammlung geht nun zur Clubdebatte über.</p>
          <p><hi rendition="#g">Kerdrel,</hi> der Elsässer, vollendet seine gestern abgebrochene Rede gegen die Clubs, die er als eine Pestbeule an dem gesellschaftlichen Staatskörper bezeichnet. Die Clubs haben, ruft er durch den Tumult, den 15. Mai und 23. Juni erzeugt. Es wäre schon höchst gefährlich, daß man gestatte, daß die demokratischen Journale jeden Morgen die gesellschaftliche Ordnung untergraben und das Feuer schüren dürften. Das wolle er aber nicht wehren, denn die Preßfreiheit stehe in der Verfassung, doch die Clubs könne er nimmermehr gestatten.</p>
          <p>Ein unaufhörlicher Tumult erstickt die Stimme des schwächlichen, hochschlanken Jünglings Kerdrel.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi> erhält noch gegen den Gesetzentwurf das Wort. Die Rede, die Sie so eben gehört, bläst das Feuer gegen die Republik. (Man lacht.) Der ministerielle Entwurf ist ihr nicht minder feindlich. (Oh! Oh!) Jawohl, sagen Sie frei heraus, wollen Sie die Republik oder nicht? Wollen Sie dieselbe, nun so rauben Sie doch nicht dem Volke das einzige Mittel, sich zu besprechen, sich zu verständigen. Man hält die Clubs für gefährlich; ich war in der jüngsten Zeit in den Clubs. (Stimme: Sehr oft!) Jawohl, sehr oft; aber ich habe in ihnen niemals so viele Immoralitäten gehört, als ich hier in diesem Saale höre. (Stimmen rechts: Zur Ordnung! Zur Ordnung!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Möge sich der Redner erklären.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi> erklärt sich, aber der ganze Saal bebt. Die Rechte macht einen so fürchterlichen Scandal, daß wir nur hören, wie Pierre Leroux gegen die Wiedererrichtung des politischen Schaffots protestirt.</p>
          <p>Rechts wüthend: Zur Ordnung! Keine Rechtfertigung der Meuchelmörder Brea's.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi>: Ich vertheidige mein Recht, ich vertheidige die Meinungsfreiheit, die Regierung hat das Schaffot&#x2025;&#x2025;</p>
          <p>Rechts: Sie dürfen sich keine Lobrede (apologie) des Meuchelmords erlauben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Sie spielten auf eine richterliche Verurtheilung an. Ich ersuche Sie, sich zu erklären, oder ich verweise Sie zur Ordnung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi>: Ich vertheidige ein Recht. (Neuer Lärm von der ganzen Rechte.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Ich rufe Sie zur Ordnung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi>: Ich acceptire Ihren Ordnungsruf als eine Ehre.&#x2026;</p>
          <p>Die ganze Rechte: Genug! Genug! Zur Ordnung! Zur Ordnung!</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast,</hi> zornig, Herr Pierre Leroux ist zwei Mal zur Ordnung verwiesen worden.&#x2026; Er gratulirt sich sogar hierzu beim zweiten Male.&#x2026; In Gemäßheit des Reglements frage ich die Versammlung, ob sie ihm das Wort noch länger lassen will oder nicht. (Ja! Ja! Nein!)</p>
          <p>Die Versammlung nimmt dem Redner das Wort. Nur die äußerste Linke erhob sich gegen diesen seit dem 4. Mai 1848 einzigen Fall.</p>
          <p>Die Generaldiskussion über das Clubgesetz wird als geschlossen erklärt. Die Versammlung gibt dem Berichterstatter das Wort, um die Debatte zu resumiren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cremieux</hi> entfaltet seinen langen Ausschußbericht und resumirt die Debatte. Der Ausschuß spricht sich bekanntlich gegen den Entwurf aus.</p>
          <p>Grevy ersetzt den Marrast im Präsidium.</p>
          <p><hi rendition="#g">Barrot</hi> (von der Ministerbank) erklärt, daß Cremieux als Berichterstatter weniger Leidenschaftlichkeit hätte beweisen sollen. Das Ministerium bestehe auf seinem Entwurf; es ziehe ihn nicht zurück. Derselbe confiszire keineswegs den Grundsatz des Vereinsrechts, sondern steuere nur den Mißbräuchen. Die Minoritat habe ein Amendement gestellt, das den Absichten der Regierung besser entspräche; doch ziehe sie ihren Entwurf vor, unterstütze aber das Amendement.</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard:</hi> Es scheint, daß die Regierung ihren Entwurf dem Amendement der Minderheit des Ausschusses unterordne. Dieses Verfahren sei unbegreiflich.</p>
          <p>Die Versammlung geht in der That zur Artikelweisen Berathung des Entwurfs der Minoritat des Ausschusses uber.</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Artikel 1. Die Clubs sind untersagt. Es sollen jedoch nicht als Clubs betrachtet werden, diejenigen öffentlichen politischen Versammlungen, welche behufs Berathung eines bestimmten Gegenstandes stattfinden.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Laboulie</hi> unterstützt diese Fassung im Namen der bewußten Minorität. Die Clubs müssen untersagt werden, sie seien ein fortwährender Bürgerkrieg. (Beifall rechts. Lärm vom Berge.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard</hi> bekämpft dieselbe. Eine Regierung, die aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen sei und erklärt habe, daß sie keiner Partei ausschließlich angehören wolle, müsse doch stark genug sein, um die Clubs mit gehörigen Strafmaßregeln nicht zu fürchten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Odilon Barrot</hi>: Man möchte die Clubs vom Vereinsrecht scheiden Unmöglich. Man wirft uns Verfassungsbruch vor. (Ja, Ja! Nein, Nein!) Man sagt, keine Republik ohne Clubs. (Ah!) Das wäre etwas Neues. (Lärm.) Die Clubs haben im Gegentheile alle Freiheit zerstört. Das Vereinsrecht soll und wird fortbestehen, nur die Clubs nicht. Er unterstützt daher die Fassung der Minorität. (Ah, Ah! Agitation.)</p>
          <p>Nach dieser gewichtigen Erklärung, daß die Regierung ihren Entwurf verlasse und das Minoritätswerk zu dem Ihrigen mache, bietet die Sitzung kein Interesse mehr. Schluß 9 1/2 Uhr. Fortsetzung morgen.</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head>London, 20. März.</head>
          <p>Im Oberhause erkundigte sich gestern Lord Eglinton danach, wie viele polnische Flüchtlinge zwischen dem 28. März 1848 und dem 26. März 1849 Unterstützung und ärztliche Hilfe erhalten hätten, welches der dafür verausgabte Betrag sei, und welcher Natur die vorgekommenen Krankheiten gewesen seien. Der &#x201E;edle&#x201C; Lord beklagte sich darüber, daß das Gouvernement gerade den Polen so viele Aufmerksamkeit schenke, da es doch bekannt sei, daß sie sich bei jeder Gelegenheit auf die Seite der Insurrektion und der Revolution stellten. Es sei traurig, daß das hartarbeitende englische Volk nur deswegen über seine Kräfte besteuert werde, um einige Polen zu unterhalten, und er hoffe, daß diesem Mißbrauch in Zukunft ein Ende gemacht werde.</p>
          <p>Der Marquis von Lansdowne widersetzte sich der letzteren Hälfte des Vorschlags und meinte, daß die in England lebenden Polen Leute seien, welche durch ihr Benehmen die bisherige Unterstützung nicht verwirkt hätten. Wenn es daher auch politisch sei, den gemachten Vorschlag zu berücksichtigen; so könne man doch seiner Ungerechtigkeit wegen nicht darauf eingehen. &#x2014; Nach einer kurzen Debatte gab man dem ersten Theile der Motion seine Zustimmung.</p>
          <p>Im Unterhause fuhr Hr. F. Maule mit seinen Anträgen in Betreff der Einschränkung der Armee fort, indem er den Stand der Armee, Indien ausgeschlossen, auf 103,254 M. festgestellt wünschte, also 10,000 M. weniger als im verflossenen Jahre. &#x2014; Hr. Hume machte hierauf das Amendement, daß man die Armee bis auf 89,254 M. reduzire, was aber mit 182 Stimmen gegen 40 durchfiel, so daß nun die ursprüngliche Motion von 103,254 Mann zugestanden wurde.</p>
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              <author>068</author>
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          <head>Tessin.</head>
          <p>Die Oestreicher machen Ernst mit ihrer Sperre. Man schreibt der heutigen N. Z. Z. von Chiasso den 14. d.: &#x201E;Heute Morgen brauchte es die größte Mühe des hiesigen Postdirektors, um die Diligence und Felleisen nach Mailand spediren zu können, da der den Grenzposten kommandirende Offizier dieselbe nicht durchlassen wollte, obschon sie von einem k. k. östreichischen Kondukteur begleitet war. Die mit derselben angekommenen Reisenden mußten jedoch hier bleiben und nun ist es durchaus jedermann verboten, die Grenze zu überschreiten.&#x201C;</p>
          <p>Dem gegen Sardinien und die Lombardei aufgestellten tessinischen Bataillon hat der Bundesrath für den Augenblick ein thurgauisches Bataillon beigegeben; die Contingente von Graubünden und Tessin sind auf's Piket gestellt. Diele Truppen werden unter den Befehlen des (liberalen) Obersten Eduard Salis aus Graubünden stehen.</p>
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        <head>Ungarn.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
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              <author>068</author>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Herrmanstadt, 24. Februar.</head>
          <p>Unter diesem Datum enthält der Pariser &#x201E;National&#x201C; eine Korrespondenz, nach welcher in Kronstadt wie in andern Städten Sibenbürgens alle politischen Flüchtlinge aus der Wallachei bald nach dem Einmarsch der Russen in Siebenbürgen von den letztern ins Gefängniß geworfen worden sind. Der östreichische General hatte ihnen zwar noch einige Tage zuvor den Schutz ihrer Personen auf Wort und Ehre versichert. Die Flüchtlinge trauten dieser Zusage. Jetzt mögen sie im Kerker über die Bedeutung von &#x201E;Wort und Ehre&#x201C; gottbegnadeter Generale und Mordgesellen nachdenken  Sogar zwei Frauen, deren Männer in der wallachischen Revolution eine Rolle spielten und die sich beim Herannahen der Russen aus dem Staube machten, sind statt ihrer Männer festgenommen worden und werden das Tageslicht sobald nicht wieder erblicken.</p>
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        <head>Amerika.</head>
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              <author>068</author>
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          <p>Die mit dem Dampfboote Sarah Sands von New-York eingetroffenen Nachrichten reichen bis zum 1. März und bringen weder in politischer noch in kommerzieller Hinsicht etwas Neues. Dagegen trifft mit der &#x201E;Europa&#x201C; die <hi rendition="#g">Inaugurations-Rede des General Taylor ein</hi>. &#x201E;Als mich das Volk wählte&#x201C; &#x2014; heißt es darin &#x2014; &#x201E;gab ich die Vesicherung, daß meine Administration nur der Wohlfahrt des Landes, und nicht Privat- und Lokal-Interessen gewidmet sein werde. Ich erneuere heute die damals gemachte Erklärung und stelle es als meinen festen Entschluß hin, mein Möglichstes zu thun, um das Gouvernement in seiner ursprünglichen Reinheit zu erhalten, und als Basis meiner Politik jene großen republikanischen Grundsätze befolgen zu wollen, welche die Stärke unsrer nationalen Existenz ausmachen.</p>
          <p>Was die Armee und die Flotte anbetrifft, die sich jüngst im wirklichen Dienste so sehr auszeichneten, so soll dafür gesorgt werden, ihre höchste Wirksamkeit zu sichern, und ich werde daher den Militär- und Schifffahrtsschulen, welche der Kongreß einrichten ließ, die besondere Aufmerksamkeit des Gouvernements zuwenden. Als freie Amerikaner können wir mit jedem Versuch, die bürgerliche und die politische Freiheit auszudehnen, nur sympathisiren; zur selben Zeit aber werden wir durch das Mahnen der Geschichte und durch die Stimme unsres geliebten Washington davor gewarnt, uns auf verpflichtende Bedingungen mit fremden Nationen einzulassen. In allen Streitigkeiten verschiedener Gouvernements ist es unser Interesse nicht weniger als unsere Pflicht, durchaus neutral zu bleiben.&#x201C;</p>
          <p>Wir werden in unsrer morgenden Nummer die Details der eben eingetroffenen Post geben.</p>
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        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
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          <head>Worringen, 19. März.</head>
          <p>Gestern wurde in dem festlich geschmückten Saale des Arbeiter-Vereins ein Bankett zur Feier der vorjährigen Revolution abgehalten. &#x2014; Toaste wechselten ab mit Gesang und Musik. &#x2014; Unter den Toasten heben wir folgende hervor: dem Andenken der in Berlin gefallenen Brüder; der Freiheit; der Republik etc. etc.</p>
          <p>Heute Morgen zog der Arbeiterverein mit Tambour und seiner mit Flor umhüllten Vereinsfahne nach der Kirche, wo ein feierlicher Gottesdienst für die März-Gefallenen gehalten wurde. &#x2014; Hier erst kam ein Mißton in die Harmonie, die während der ganzen Feier geherrscht hatte. &#x2014; Der schwarz-weiße und bigotte Vikarius betete nämlich blos für die katholischen Gefallenen, und rief dadurch allgemeine Entrüstung hervor.</p>
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[1421/0001] Beilage zu Nr. 253 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Freitag, 23. März 1849. [Italien] * Florenz, den 15. März. Die römischen Kommissäre, die beauftragt waren, Toskana einzuladen, seine Deputirte mit denen der römischen Constituante zu vereinigen, sind am 12. in unserer Stadt angelangt. * Rom, 14. März Die Sitzung der Constituante war bemerkenswerth durch die Weigerung des Ministeriums, die an den Finanzminister gestellten Interpellationen im geheimen Comite diskutiren zu lassen. „Da die Interpellationen öffentlich gewesen, so müssen es die Antworten ebenfalls sein,“ sagte der Handelsminister und die Versammlung pflichtete ihm bei. * Venedig, 10. März. Der in der Kammer gestellte Antrag, die exekutive Gewalt in den Händen Daniele Manin's unter dem Titel eines Präsidenten zu konzentriren, ist angenommen worden. Das Dekret, welches Manin mit einer Art von Diktatur bekleidet, lautet folgender Maßen: 1) Die Versammlung ernennt einen Chef der exekutiven Gewalt, mit dem Titel des Präsidenten in der Person des Daniele Manin. 2) Die Versammlung behält die konstituirende und legislative Gewalt. 3) Der Präsident Manin hat gänzliche Vollmacht zur innern und äußern Vertheidigung des Landes; er hat das Recht, die Kammer zu vertagen, jedoch mit der Verpflichtung, dieselbe binnen 14 Tagen wieder zusammen zu rufen, und in der ersten Sitzung die Motive der Prorogation auseinanderzusetzen. 4) Im Falle der Dringlichkeit kann der Präsident legislative Verfügungen treffen, unter dem Vorbehalt jedoch, dieselben bei der ersten Zusammenkunft von der Kammer genehmigen zu lassen. 5) Der Präsident ist der Versammlung gegenüber für seine Handlungen verantwortlich. Französische Republik. Paris, 20. März. Der Moniteur füllt sich fast ausschließlich mit einem Rundschreiben, das der Minister Faucher an alle Präfekten richtet und das die Wahlen zum Gegenstande hat; so wie zweitens mit der gestrigen Rede Favre's gegen das Clubgesetz. — Der hiesige Deutsche Verein feierte gestern Abend die Wiener und Berliner Revolution. Die Montagne beabsichtigte heute eine große Demonstration zu Ehren der vorjährigen Mailänder Erhebung und der übrigen westlichen Revolutionen. Indessen hat man es für gut gefunden, diese Feier zu verschieben. Es schien ihr etwas unpassend, in demselben Augenblick die Champagnerpfropfen knallen zu lassen, wo der östreichische Centaur die italienischen Patrioten wie tolle Hunde niederschießen läßt, und sich rühmt, den Frieden nur in Turin zu unterzeichnen. Für die beiden Hingerichteten, Daix und Lahr, wird eine große Kirchenfeier organisirt. — F. Pescantini, einer der Gesandten Rom's, ist von Bonaparte zum zweiten Male im Elysée empfangen worden. Er ist, sagt man, mit diesem Besuche besser zufrieden, als mit dem ersten. Auch seinen Collegen Beltrami sieht man jetzt häufiger im Ministerium des Aeußeren mit Drouy_ de Lhuys verkehren, und es verlautet, daß die jüngsten Debatten das ministerielle Gewissen etwas erschüttert haben. — Aus Lyon erhalten wir eben die Meldung, daß das demokratische Blatt „Peuple Souverain“ von dem dortigen Geschwornengericht in seinem berüchtigten Prozesse gegen Bugeaud freigesprochen worden ist. — (Verhaftungen unter dem Militär.) Sieben und zwanzig Gemeine und sechs Unter-Offiziere wurden allein vorgestern aus der Garnison von Vincennes in strenge Haft abgeführt, weil sie die rothe Republik hatten hochleben lassen und sich zum Sozialismus bekannten. Hr. Changarnier ist fest entschlossen, eher, wie weiland St. Mauritius, die ganze Armee zu decimiren als zu gestatten, daß sie vom Kommunismus angesteckt werde. Er hat hierfür sehr sinnreiche Mittel erfunden. Er schickt provozirende Agenten in die Casernen und läßt Alles einstecken, was schreit: Vive la Republique democrat. et sociale! Er wird hierin von Carlier und Bertoglio auf's Wärmste unterstützt. Sieht irgend ein Polizeibüttel ein demokratisches Blatt in der Hand eines Tourlourou, so reißt er es ihm aus der Hand oder wirft ihn in's Loch. Dies Alles hält jedoch die Rothen nicht ab, zusammen zusteuern, um ihre Journale gratis an das Militär zu vertheilen. „Peuple“ meldet, daß bis zum 20. März bereits 280 Fr. 50 Ct. hierfür einliefen und 1068 Exemplare seines Blattes an Soldaten vertheilt wurden. In der Rue Montmartre kam es zu einer förmlichen Prügelei zwischen den Sbirren Carlier's und unseren sozialistischen Marssöhnen. Armer Changarnier! „Peuple“ bringt heute eine energische Protestation von einem Theil der Vincenner Garnison gegen dieses Verfahren. — Die heutige dem Klubgesetz gewidmete Sitzung der Nationalversammlung war sehr heiß. Das Auftreten Pierre Leroux rief einen unerhörten Tumult hervor. Bourges, 19. März. Die heutige Sitzung füllte größtentheils ein Verhör Ledru Rollins. Die Sitzung wurde um 5 1/2 Uhr geschlossen und auf morgen verlegt, wo Marrast verhört werden soll. — National-Versammlung. Sitzung vom 20. März. Marrast, aus Bourges zurückgekehrt, eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr. Die Versammlung verwirft, ehe sie in die Tagesordnung tritt, den ihr schon vor geraumer Zeit gestellten Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verfolgung der Deputirten Bourbousson und Reynaud, die sich duellirten. Der Ausschuß selbst hatte übrigens, wie bei früheren ähnlichen Gelegenheiten, die Verwerfung bevorwortet. Das Prinzip des Zweikampfes wäre also von Neuem sanktionirt. Etienne wiederholt seinen Antrag auf Dringlichkeit der Erledigung der Repräsentativgelder für den Vicepräsidenten Boulay im Betrage von 90,000 Fr. (Oh! Oh!) Lacrosse, Bauminister, unterstützt die Dringlichkeit. (Stimmen: Namentliche Zettelabstimmung!) Die Repräsentationsgelder gehen mit 345 gegen 290 Stimmen durch. Drouyn de Lhuys, Minister des Aeußern, legt mehrere Kreditentwürfe vor, welche auf sein Departement Bezug haben. Gehen an den Ausschuß. Türk erhält das Wort für einen Spezialantrag. Das uns vom Minister des Innern vorgelegte Clubgesetz ist ein schönes Ding. (Oh! Oh! rechts.) Man kann es den Prevotalhöfen an die Seite stellen (Lärm rechts) und es mag ebenso historisch wie diese werden. Aber es giebt ein Ding, das nicht weniger wichtig ist als die vermeintliche Clubgefahr, ich meine das Budget. Ich beantrage, daß man Nachtsitzungen halte. (Oh! Oh! von allen Seiten). Goudchaux, unterstützt von mehreren andern Gliedern, welche die Ruhe in der Nacht lieben, stellen und entwickeln den Antrag: „Die Sitzungen um 11 1/2 Uhr zu beginnen und erst um 6 oder 7 Uhr Abends zu schließen.“ Türk besteht auf seinen Nachtsitzungen. Dieselben werden jedoch verworfen. Goudchaux's Vorschlag wird dagegen angenommen. Die Sitzungen beginnen also in Zukunft schon um 11 1/2 Uhr, was für Paris außerordentlich früh ist. Die Versammlung geht nun zur Clubdebatte über. Kerdrel, der Elsässer, vollendet seine gestern abgebrochene Rede gegen die Clubs, die er als eine Pestbeule an dem gesellschaftlichen Staatskörper bezeichnet. Die Clubs haben, ruft er durch den Tumult, den 15. Mai und 23. Juni erzeugt. Es wäre schon höchst gefährlich, daß man gestatte, daß die demokratischen Journale jeden Morgen die gesellschaftliche Ordnung untergraben und das Feuer schüren dürften. Das wolle er aber nicht wehren, denn die Preßfreiheit stehe in der Verfassung, doch die Clubs könne er nimmermehr gestatten. Ein unaufhörlicher Tumult erstickt die Stimme des schwächlichen, hochschlanken Jünglings Kerdrel. Pierre Leroux erhält noch gegen den Gesetzentwurf das Wort. Die Rede, die Sie so eben gehört, bläst das Feuer gegen die Republik. (Man lacht.) Der ministerielle Entwurf ist ihr nicht minder feindlich. (Oh! Oh!) Jawohl, sagen Sie frei heraus, wollen Sie die Republik oder nicht? Wollen Sie dieselbe, nun so rauben Sie doch nicht dem Volke das einzige Mittel, sich zu besprechen, sich zu verständigen. Man hält die Clubs für gefährlich; ich war in der jüngsten Zeit in den Clubs. (Stimme: Sehr oft!) Jawohl, sehr oft; aber ich habe in ihnen niemals so viele Immoralitäten gehört, als ich hier in diesem Saale höre. (Stimmen rechts: Zur Ordnung! Zur Ordnung!) Marrast: Möge sich der Redner erklären. Pierre Leroux erklärt sich, aber der ganze Saal bebt. Die Rechte macht einen so fürchterlichen Scandal, daß wir nur hören, wie Pierre Leroux gegen die Wiedererrichtung des politischen Schaffots protestirt. Rechts wüthend: Zur Ordnung! Keine Rechtfertigung der Meuchelmörder Brea's. Pierre Leroux: Ich vertheidige mein Recht, ich vertheidige die Meinungsfreiheit, die Regierung hat das Schaffot‥‥ Rechts: Sie dürfen sich keine Lobrede (apologie) des Meuchelmords erlauben. Marrast: Sie spielten auf eine richterliche Verurtheilung an. Ich ersuche Sie, sich zu erklären, oder ich verweise Sie zur Ordnung. Pierre Leroux: Ich vertheidige ein Recht. (Neuer Lärm von der ganzen Rechte.) Marrast: Ich rufe Sie zur Ordnung. Pierre Leroux: Ich acceptire Ihren Ordnungsruf als eine Ehre.… Die ganze Rechte: Genug! Genug! Zur Ordnung! Zur Ordnung! Marrast, zornig, Herr Pierre Leroux ist zwei Mal zur Ordnung verwiesen worden.… Er gratulirt sich sogar hierzu beim zweiten Male.… In Gemäßheit des Reglements frage ich die Versammlung, ob sie ihm das Wort noch länger lassen will oder nicht. (Ja! Ja! Nein!) Die Versammlung nimmt dem Redner das Wort. Nur die äußerste Linke erhob sich gegen diesen seit dem 4. Mai 1848 einzigen Fall. Die Generaldiskussion über das Clubgesetz wird als geschlossen erklärt. Die Versammlung gibt dem Berichterstatter das Wort, um die Debatte zu resumiren. Cremieux entfaltet seinen langen Ausschußbericht und resumirt die Debatte. Der Ausschuß spricht sich bekanntlich gegen den Entwurf aus. Grevy ersetzt den Marrast im Präsidium. Barrot (von der Ministerbank) erklärt, daß Cremieux als Berichterstatter weniger Leidenschaftlichkeit hätte beweisen sollen. Das Ministerium bestehe auf seinem Entwurf; es ziehe ihn nicht zurück. Derselbe confiszire keineswegs den Grundsatz des Vereinsrechts, sondern steuere nur den Mißbräuchen. Die Minoritat habe ein Amendement gestellt, das den Absichten der Regierung besser entspräche; doch ziehe sie ihren Entwurf vor, unterstütze aber das Amendement. Senard: Es scheint, daß die Regierung ihren Entwurf dem Amendement der Minderheit des Ausschusses unterordne. Dieses Verfahren sei unbegreiflich. Die Versammlung geht in der That zur Artikelweisen Berathung des Entwurfs der Minoritat des Ausschusses uber. „Artikel 1. Die Clubs sind untersagt. Es sollen jedoch nicht als Clubs betrachtet werden, diejenigen öffentlichen politischen Versammlungen, welche behufs Berathung eines bestimmten Gegenstandes stattfinden.“ Laboulie unterstützt diese Fassung im Namen der bewußten Minorität. Die Clubs müssen untersagt werden, sie seien ein fortwährender Bürgerkrieg. (Beifall rechts. Lärm vom Berge.) Senard bekämpft dieselbe. Eine Regierung, die aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen sei und erklärt habe, daß sie keiner Partei ausschließlich angehören wolle, müsse doch stark genug sein, um die Clubs mit gehörigen Strafmaßregeln nicht zu fürchten. Odilon Barrot: Man möchte die Clubs vom Vereinsrecht scheiden Unmöglich. Man wirft uns Verfassungsbruch vor. (Ja, Ja! Nein, Nein!) Man sagt, keine Republik ohne Clubs. (Ah!) Das wäre etwas Neues. (Lärm.) Die Clubs haben im Gegentheile alle Freiheit zerstört. Das Vereinsrecht soll und wird fortbestehen, nur die Clubs nicht. Er unterstützt daher die Fassung der Minorität. (Ah, Ah! Agitation.) Nach dieser gewichtigen Erklärung, daß die Regierung ihren Entwurf verlasse und das Minoritätswerk zu dem Ihrigen mache, bietet die Sitzung kein Interesse mehr. Schluß 9 1/2 Uhr. Fortsetzung morgen. Großbritannien. London, 20. März. Im Oberhause erkundigte sich gestern Lord Eglinton danach, wie viele polnische Flüchtlinge zwischen dem 28. März 1848 und dem 26. März 1849 Unterstützung und ärztliche Hilfe erhalten hätten, welches der dafür verausgabte Betrag sei, und welcher Natur die vorgekommenen Krankheiten gewesen seien. Der „edle“ Lord beklagte sich darüber, daß das Gouvernement gerade den Polen so viele Aufmerksamkeit schenke, da es doch bekannt sei, daß sie sich bei jeder Gelegenheit auf die Seite der Insurrektion und der Revolution stellten. Es sei traurig, daß das hartarbeitende englische Volk nur deswegen über seine Kräfte besteuert werde, um einige Polen zu unterhalten, und er hoffe, daß diesem Mißbrauch in Zukunft ein Ende gemacht werde. Der Marquis von Lansdowne widersetzte sich der letzteren Hälfte des Vorschlags und meinte, daß die in England lebenden Polen Leute seien, welche durch ihr Benehmen die bisherige Unterstützung nicht verwirkt hätten. Wenn es daher auch politisch sei, den gemachten Vorschlag zu berücksichtigen; so könne man doch seiner Ungerechtigkeit wegen nicht darauf eingehen. — Nach einer kurzen Debatte gab man dem ersten Theile der Motion seine Zustimmung. Im Unterhause fuhr Hr. F. Maule mit seinen Anträgen in Betreff der Einschränkung der Armee fort, indem er den Stand der Armee, Indien ausgeschlossen, auf 103,254 M. festgestellt wünschte, also 10,000 M. weniger als im verflossenen Jahre. — Hr. Hume machte hierauf das Amendement, daß man die Armee bis auf 89,254 M. reduzire, was aber mit 182 Stimmen gegen 40 durchfiel, so daß nun die ursprüngliche Motion von 103,254 Mann zugestanden wurde. 068 — Der Dämpfer „Acadia“, den die sogenannte Frankfurter Centralgewalt von der nordamerikanischen Oceandampfschifffahrts-Gesellschaft erkauft und in einen Erstling der embryanischen deutschen Centralmarine verwandelt hat, ist in der Nähe der holländischen Küste gescheitert; die Mannschaft wurde gerettet. Der Werth des Schiffes wird auf 100,000 Pf. Sterl. berechnet. Schöner Anfang der deutschen Centralmarine! Donaufürstenthümer. 068 Bukarest, 20. Febr. Der Krieg ist dem Ausbruch nahe, schreibt unter obigem Datum ein Korresp. des Pariser „National.“ Die russische Armee in den Donaufürstenthümern beläuft sich auf mehr als 100,000 M. Auch die Türken ziehen immer neue Verstärkungen herbei. Ein Korps von 20,000 M. asiatischer Truppen ist so eben über die Donau gesetzt und es werden noch weiter 40,000 M. erwartet. Omer Pascha hat Befehl zur Concentrirung der im Lande zerstreuten türkischen Detaschements erhalten. Das Volk erwartet den entscheidenden Augenblick mit sichtlicher Ungeduld; es empfängt die anlangenden Türken als Befreier von der russischen Knute. Die Petersburger Politik hat die höheren Offizierstellen bei der moldau-wallachischen Miliz mit lauter Russen besetzt. Diese Miliz beläuft sich auf 8000 M. Aus Furcht, daß sie beim Anblick des türkischen Lagers in letzteres desertiren möchte, wird sie größtentheils nach Siebenbürgen geschickt, um dort mit den russischen Truppen die festen Plätze besetzt zu halten. Zugleich ist dem russischen Befehlshaber in Siebenbürgen die Anweisung zugegangen, alle dort als Theilnehmer an der wallachischen Revolution sich aufhaltenden Flüchtlinge zu verhaften. Oestreich wendet gegen dieses schmähliche Verfahren um so weniger etwas ein, als der russische Anführer sich zu dem Gegendienst erboten hat, alle Anhänger Kossuth's, die in den Fürstenthümern ein Asyl suchen sollten, ebenfalls festnehmen und ausliefern zu lassen. In der kleinen Wallachei haben sich die Bauern gegen den Präfekten, eine durch und durch russische Kreatur, empört. Die Russen versuchten die Auseinandersprengung der Bauernhaufen, denen aber eine Anzahl türkischer Soldaten Beistand leistete. Das sich entspinnende Scharmützel, das mit Vertreibung der Bauern endete, war nahe daran, das Signal zu einem allgemeinen Aufstande zu werden. Schweiz. Tessin. Die Oestreicher machen Ernst mit ihrer Sperre. Man schreibt der heutigen N. Z. Z. von Chiasso den 14. d.: „Heute Morgen brauchte es die größte Mühe des hiesigen Postdirektors, um die Diligence und Felleisen nach Mailand spediren zu können, da der den Grenzposten kommandirende Offizier dieselbe nicht durchlassen wollte, obschon sie von einem k. k. östreichischen Kondukteur begleitet war. Die mit derselben angekommenen Reisenden mußten jedoch hier bleiben und nun ist es durchaus jedermann verboten, die Grenze zu überschreiten.“ Dem gegen Sardinien und die Lombardei aufgestellten tessinischen Bataillon hat der Bundesrath für den Augenblick ein thurgauisches Bataillon beigegeben; die Contingente von Graubünden und Tessin sind auf's Piket gestellt. Diele Truppen werden unter den Befehlen des (liberalen) Obersten Eduard Salis aus Graubünden stehen. Ungarn. 068 _ 068 Herrmanstadt, 24. Februar. Unter diesem Datum enthält der Pariser „National“ eine Korrespondenz, nach welcher in Kronstadt wie in andern Städten Sibenbürgens alle politischen Flüchtlinge aus der Wallachei bald nach dem Einmarsch der Russen in Siebenbürgen von den letztern ins Gefängniß geworfen worden sind. Der östreichische General hatte ihnen zwar noch einige Tage zuvor den Schutz ihrer Personen auf Wort und Ehre versichert. Die Flüchtlinge trauten dieser Zusage. Jetzt mögen sie im Kerker über die Bedeutung von „Wort und Ehre“ gottbegnadeter Generale und Mordgesellen nachdenken Sogar zwei Frauen, deren Männer in der wallachischen Revolution eine Rolle spielten und die sich beim Herannahen der Russen aus dem Staube machten, sind statt ihrer Männer festgenommen worden und werden das Tageslicht sobald nicht wieder erblicken. Amerika. 068 Die mit dem Dampfboote Sarah Sands von New-York eingetroffenen Nachrichten reichen bis zum 1. März und bringen weder in politischer noch in kommerzieller Hinsicht etwas Neues. Dagegen trifft mit der „Europa“ die Inaugurations-Rede des General Taylor ein. „Als mich das Volk wählte“ — heißt es darin — „gab ich die Vesicherung, daß meine Administration nur der Wohlfahrt des Landes, und nicht Privat- und Lokal-Interessen gewidmet sein werde. Ich erneuere heute die damals gemachte Erklärung und stelle es als meinen festen Entschluß hin, mein Möglichstes zu thun, um das Gouvernement in seiner ursprünglichen Reinheit zu erhalten, und als Basis meiner Politik jene großen republikanischen Grundsätze befolgen zu wollen, welche die Stärke unsrer nationalen Existenz ausmachen. Was die Armee und die Flotte anbetrifft, die sich jüngst im wirklichen Dienste so sehr auszeichneten, so soll dafür gesorgt werden, ihre höchste Wirksamkeit zu sichern, und ich werde daher den Militär- und Schifffahrtsschulen, welche der Kongreß einrichten ließ, die besondere Aufmerksamkeit des Gouvernements zuwenden. Als freie Amerikaner können wir mit jedem Versuch, die bürgerliche und die politische Freiheit auszudehnen, nur sympathisiren; zur selben Zeit aber werden wir durch das Mahnen der Geschichte und durch die Stimme unsres geliebten Washington davor gewarnt, uns auf verpflichtende Bedingungen mit fremden Nationen einzulassen. In allen Streitigkeiten verschiedener Gouvernements ist es unser Interesse nicht weniger als unsere Pflicht, durchaus neutral zu bleiben.“ Wir werden in unsrer morgenden Nummer die Details der eben eingetroffenen Post geben. Redakteur en chef: Karl Marx. Worringen, 19. März. Gestern wurde in dem festlich geschmückten Saale des Arbeiter-Vereins ein Bankett zur Feier der vorjährigen Revolution abgehalten. — Toaste wechselten ab mit Gesang und Musik. — Unter den Toasten heben wir folgende hervor: dem Andenken der in Berlin gefallenen Brüder; der Freiheit; der Republik etc. etc. Heute Morgen zog der Arbeiterverein mit Tambour und seiner mit Flor umhüllten Vereinsfahne nach der Kirche, wo ein feierlicher Gottesdienst für die März-Gefallenen gehalten wurde. — Hier erst kam ein Mißton in die Harmonie, die während der ganzen Feier geherrscht hatte. — Der schwarz-weiße und bigotte Vikarius betete nämlich blos für die katholischen Gefallenen, und rief dadurch allgemeine Entrüstung hervor.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 253. Köln, 23. März 1849. Beilage, S. 1421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz253b_1849/1>, abgerufen am 18.04.2024.