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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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lichtern Meteorsteine fielen. Man kann nicht auf die
Beobachtungen vor dem 15ten Jahrhundert mit Gewißheit
rechnen. Ihr Erscheinen ist periodisch, bald mehr bald
minder häufig. Von 1722-1745 gab es sehr viele Nord-
lichter. Von 1752-1790 sind jährlich etwa 5 im Durch-
schnitt gesehen. Von 1790 bis 1816 kommt kaum 1 bis
11/2 auf jedes Jahr. Zwischen dem 48-65° N. Br. sind
die meisten Beobachtungen gemacht. Die Jahreszeiten
haben einen großen Einfluß darauf, Parry hat z. B.
im November nur 5, und im Januar 1824 dagegen 14
bis 15 gesehen. In Sibirien sind hingegen im November
mehr als im Januar beobachtet.

Das zischende Getöse was die Nordlichter hervor-
bringen sollen, ist vielfach bestritten worden, und neuer-
lich ganz geleugnet. Patrin und Pallas haben es nicht
bemerkt, und Giesecke hat es bestritten, indem er es
dem Krachen des Schnee's zuschreibt. Der Baron Wrangel
glaubt im Eismeere etwas gehört zu haben; und der
Herr von Buch hat selbst darüber Erkundigungen an
Ort und Stelle eingezogen, aber nichts darüber erfahren
können. Herr Hansteen dagegen nimmt es als ausgemacht
an, ohne der obwaltenden Zweifel zu erwähnen, daß wenn
das Nordlicht nahe ist, man es mit einem zischenden Ge-

lichtern Meteorſteine fielen. Man kann nicht auf die
Beobachtungen vor dem 15ten Jahrhundert mit Gewißheit
rechnen. Ihr Erſcheinen iſt periodiſch, bald mehr bald
minder häufig. Von 1722–1745 gab es ſehr viele Nord-
lichter. Von 1752–1790 ſind jährlich etwa 5 im Durch-
ſchnitt geſehen. Von 1790 bis 1816 kommt kaum 1 bis
1½ auf jedes Jahr. Zwiſchen dem 48–65° N. Br. ſind
die meiſten Beobachtungen gemacht. Die Jahreszeiten
haben einen großen Einfluß darauf, Parry hat z. B.
im November nur 5, und im Januar 1824 dagegen 14
bis 15 geſehen. In Sibirien ſind hingegen im November
mehr als im Januar beobachtet.

Das ziſchende Getöſe was die Nordlichter hervor-
bringen ſollen, iſt vielfach beſtritten worden, und neuer-
lich ganz geleugnet. Patrin und Pallas haben es nicht
bemerkt, und Gieſecke hat es beſtritten, indem er es
dem Krachen des Schnee’s zuſchreibt. Der Baron Wrangel
glaubt im Eismeere etwas gehört zu haben; und der
Herr von Buch hat ſelbſt darüber Erkundigungen an
Ort und Stelle eingezogen, aber nichts darüber erfahren
können. Herr Hanſteen dagegen nimmt es als ausgemacht
an, ohne der obwaltenden Zweifel zu erwähnen, daß wenn
das Nordlicht nahe iſt, man es mit einem ziſchenden Ge-

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[213./0219] lichtern Meteorſteine fielen. Man kann nicht auf die Beobachtungen vor dem 15t Jahrhundert mit Gewißheit rechnen. Ihr Erſcheinen iſt periodiſch, bald mehr bald minder häufig. Von 1722–1745 gab es ſehr viele Nord- lichter. Von 1752–1790 ſind jährlich etwa 5 im Durch- ſchnitt geſehen. Von 1790 bis 1816 kommt kaum 1 bis 1½ auf jedes Jahr. Zwiſchen dem 48–65° N. Br. ſind die meiſten Beobachtungen gemacht. Die Jahreszeiten haben einen großen Einfluß darauf, Parry hat z. B. im November nur 5, und im Januar 1824 dagegen 14 bis 15 geſehen. In Sibirien ſind hingegen im November mehr als im Januar beobachtet. Das ziſchende Getöſe was die Nordlichter hervor- bringen ſollen, iſt vielfach beſtritten worden, und neuer- lich ganz geleugnet. Patrin und Pallas haben es nicht bemerkt, und Gieſecke hat es beſtritten, indem er es dem Krachen des Schnee’s zuſchreibt. Der Baron Wrangel glaubt im Eismeere etwas gehört zu haben; und der H von Buch hat ſelbſt darüber Erkundigungen an Ort und Stelle eingezogen, aber nichts darüber erfahren können. H Hanſteen dagegen nimmt es als ausgemacht an, ohne der obwaltenden Zweifel zu erwähnen, daß wenn das Nordlicht nahe iſt, man es mit einem ziſchenden Ge-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 213.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/219>, abgerufen am 19.04.2024.