Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 152. Leipzig (Sachsen), 27. Februar 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] starke und gute Fische liefern kann. Das Besetzen der
Hauptteiche geschieht im Februar und März, spätestens
im April.

Die besetzten Karpfenteiche verlangen eine ununter-
brochene Wartung. Die Fische bleiben im Wachsthum
zurück, wenn man sie aus einem bessern Stand in einen
schlechtern bringt, wo es ihnen an hinreichender Nah-
rung gebricht.

Damit sie in trockenen Sommern aus Mangel an
Wasser nicht abstehen, müssen die Teiche schon im Früh-
jahre hinlänglich bespannt werden. Fallen hingegen
starke Regengüsse, so muß der Zapfen behutsam gezo-
gen oder in dem Flutbette eine solche Vorrichtung ge-
troffen werden, daß das überflüssige Wasser, ohne Scha-
den zu verursachen, ablaufen kann. Wenn bei hefti-
gem Winterfroste die mit Fischen besetzten Teiche so
stark mit einer Eisdecke überzogen sind, daß auf der
ganzen Eisfläche nirgend mehr offene Stellen vor-
handen sind, durch welche frische Luft in das Wasser
gelangen könnte, so schlägt man, um die Fäulung des
Wassers und das Absterben der Fische zu verhüten, das
Einhauen von Löchern, Wacken genannt, vor. Es ist
aber sehr zweifelhaft, ob man dadurch den gewünschten
Erfolg erlange. Das sicherste Mittel wider das Abster-
ben der Fische ist ein mäßiger Zu= und Abfluß des
Wassers, wodurch der nöthige Luftwechsel bewirkt wird.

Ein wichtiger Gegenstand bei einer Fischerei von
Belang sind die Winterhaltungen, wenn die Haupt-
und Streckteiche, wie es häufig der Fall ist, nicht gut
wintern. Die zur Winterhaltung geeigneten Teiche müs-
sen hohe Ufer haben, wenigstens zwei bis drei Ellen
tief sein und wo möglich ihren Wasserzufluß durch Quel-
len erhalten; Regen= und Thauwasser aber sucht man
von ihnen abzuleiten. Jst ein Teich von Natur aus
Mangel an Quellen nicht gut zur Winterhaltung geeig-
net, so kann er durch Kunst dazu eingerichtet werden,
wenn man das Wasser von einem höhern und größern
Teiche den ganzen Winter hindurch in einem einen Zoll
starken Strahle hindurchfließen läßt. Hinsichtlich der
Größe der Winterhaltung ist es gut, wenn dieselbe mit
der übrigen Fischerei im Verhältniß steht. Kann man
zu jeder Fischart, nämlich zur Brut, zu dem Satze und
den Laichfischen, eine besondere Winterhaltung haben, so
ist es desto besser. Meist ist man aber gezwungen, alle
Fischarten in eine zusammenzubringen; dann muß man
sich aber sehr vorsehen, daß man dieselbe nicht überfüllt, weil
dadurch leicht ein Fischsterben eintreten kann. Gewöhn-
lich nimmt man an, daß man auf eine Quadratruthe
Winterhaltung 30 -- 40 Stück Satz, 60 -- 70
Stück Brut und ein und1 1 / 2 Pfund Laichkarpfen, ob-
gleich dies schon etwas zu viel ist, setzen könne. Gut
ist es, die zur Winterhaltung bestimmten Teiche den
Sommer hindurch leer liegen zu lassen; ehe sie jedoch
wieder besetzt werden, müssen sie wieder ganz voll Was-
ser sein. Den Verlust, den man, selbst bei der größ-
ten Sorgfalt, an Fischen erleidet, ist sehr verschieden
nach der guten Beschaffenheit des Wassers und der Menge
der Raubfische. Den zwanzigsten Theil der Fischanzahl
kann man jedes Jahr in den Streck= oder Satzteichen
im Durchschnitt als Verlust annehmen. Je kleiner die
Fische und je größer die Teiche, desto bedeutender ist
der Verlust.

Die Forellen, und zwar die gemeinen, werden
in eignen Teichen gezogen, sie lieben ein beständig
fließendes, frisches, helles Wasser, mit einem kiesigen
Untergrund, und kommen in einem weichern Was-
ser durchaus nicht fort. Die Streichteiche werden im
Herbst mit Forellen besetzt, weil ihre Laichzeit in den
[Spaltenumbruch] November und December fällt. Jm Herbst des folgen-
den Jahres wird dann dem Zuwachs ein neuer Auf-
enthalt angewiesen. Da die Forellen fleischfressende oder
Raubfische sind, so muß man auf diese Nahrung für
sie bedacht sein. Man setzt deshalb in die Forellenteiche
kleine Fische mit ein, die übrigens von keinem Nutzen
sind und das kalte Quellwasser nicht vertragen.

Der Hecht fodert als ein höchst gefräßiger Fisch
eigne Teiche zu seiner Zucht, die ihm dann am besten

[Abbildung] Der Hecht.
zusagen, wenn sie klares, kaltes Wasser und festen kie-
sigen Untergrund haben. Seine Laichzeit dauert vom
Februar bis April. Die Jungen wachsen schnell und
erreichen schon im ersten Jahre eine Länge von acht
bis zehn Zoll. Als Speise setzt man ihm Frösche und
kleinere Fische, wie Schleien, Barsche, Weißfische, Ka-
rauschen und dergleichen mit in den Teich. Fehlt es
ihnen an Fraß, so fressen sie sich selbst auf. Jhrer
Gefräßigkeit wegen darf man nie Hechte mit in die
Laich= oder Streckteiche der Karpfen setzen, weil sonst
ganze Zuchten durch sie vernichtet werden können, aber
in die Hauptteiche setzt man gern einige kleinere Hechte
neben Karpfen, weil man bemerkt haben will, daß diese
dann besser wachsen und jene die der Fischhaltung nach-
theiligen Frösche wegfressen. Nur müssen die Hechte
nicht von bedeutender Größe und nicht in Überzahl bei-
gesetzt werden. Auf 25 Schock Karpfen rechnet man
ein Schock Hechte. Die Brut des Hechtes zieht sich
selber.

Die Karauschen ( Cyprinus carassius ) und die
Schleien ( Cyprinus tinca ) werden gewöhnlich in mäßi-
ger Anzahl in die Karpfenteiche mit eingesetzt; sie sind be-
sonders den Nachstellungen der Raubfische ausgesetzt, und
man muß daher ihre Brut entweder in besondern klei-
nen Teichen oder in Karpfen=Laichteichen ziehen. Weiß-

[Abbildung] Die Karausche.
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] starke und gute Fische liefern kann. Das Besetzen der
Hauptteiche geschieht im Februar und März, spätestens
im April.

Die besetzten Karpfenteiche verlangen eine ununter-
brochene Wartung. Die Fische bleiben im Wachsthum
zurück, wenn man sie aus einem bessern Stand in einen
schlechtern bringt, wo es ihnen an hinreichender Nah-
rung gebricht.

Damit sie in trockenen Sommern aus Mangel an
Wasser nicht abstehen, müssen die Teiche schon im Früh-
jahre hinlänglich bespannt werden. Fallen hingegen
starke Regengüsse, so muß der Zapfen behutsam gezo-
gen oder in dem Flutbette eine solche Vorrichtung ge-
troffen werden, daß das überflüssige Wasser, ohne Scha-
den zu verursachen, ablaufen kann. Wenn bei hefti-
gem Winterfroste die mit Fischen besetzten Teiche so
stark mit einer Eisdecke überzogen sind, daß auf der
ganzen Eisfläche nirgend mehr offene Stellen vor-
handen sind, durch welche frische Luft in das Wasser
gelangen könnte, so schlägt man, um die Fäulung des
Wassers und das Absterben der Fische zu verhüten, das
Einhauen von Löchern, Wacken genannt, vor. Es ist
aber sehr zweifelhaft, ob man dadurch den gewünschten
Erfolg erlange. Das sicherste Mittel wider das Abster-
ben der Fische ist ein mäßiger Zu= und Abfluß des
Wassers, wodurch der nöthige Luftwechsel bewirkt wird.

Ein wichtiger Gegenstand bei einer Fischerei von
Belang sind die Winterhaltungen, wenn die Haupt-
und Streckteiche, wie es häufig der Fall ist, nicht gut
wintern. Die zur Winterhaltung geeigneten Teiche müs-
sen hohe Ufer haben, wenigstens zwei bis drei Ellen
tief sein und wo möglich ihren Wasserzufluß durch Quel-
len erhalten; Regen= und Thauwasser aber sucht man
von ihnen abzuleiten. Jst ein Teich von Natur aus
Mangel an Quellen nicht gut zur Winterhaltung geeig-
net, so kann er durch Kunst dazu eingerichtet werden,
wenn man das Wasser von einem höhern und größern
Teiche den ganzen Winter hindurch in einem einen Zoll
starken Strahle hindurchfließen läßt. Hinsichtlich der
Größe der Winterhaltung ist es gut, wenn dieselbe mit
der übrigen Fischerei im Verhältniß steht. Kann man
zu jeder Fischart, nämlich zur Brut, zu dem Satze und
den Laichfischen, eine besondere Winterhaltung haben, so
ist es desto besser. Meist ist man aber gezwungen, alle
Fischarten in eine zusammenzubringen; dann muß man
sich aber sehr vorsehen, daß man dieselbe nicht überfüllt, weil
dadurch leicht ein Fischsterben eintreten kann. Gewöhn-
lich nimmt man an, daß man auf eine Quadratruthe
Winterhaltung 30 — 40 Stück Satz, 60 — 70
Stück Brut und ein und1 1 / 2 Pfund Laichkarpfen, ob-
gleich dies schon etwas zu viel ist, setzen könne. Gut
ist es, die zur Winterhaltung bestimmten Teiche den
Sommer hindurch leer liegen zu lassen; ehe sie jedoch
wieder besetzt werden, müssen sie wieder ganz voll Was-
ser sein. Den Verlust, den man, selbst bei der größ-
ten Sorgfalt, an Fischen erleidet, ist sehr verschieden
nach der guten Beschaffenheit des Wassers und der Menge
der Raubfische. Den zwanzigsten Theil der Fischanzahl
kann man jedes Jahr in den Streck= oder Satzteichen
im Durchschnitt als Verlust annehmen. Je kleiner die
Fische und je größer die Teiche, desto bedeutender ist
der Verlust.

Die Forellen, und zwar die gemeinen, werden
in eignen Teichen gezogen, sie lieben ein beständig
fließendes, frisches, helles Wasser, mit einem kiesigen
Untergrund, und kommen in einem weichern Was-
ser durchaus nicht fort. Die Streichteiche werden im
Herbst mit Forellen besetzt, weil ihre Laichzeit in den
[Spaltenumbruch] November und December fällt. Jm Herbst des folgen-
den Jahres wird dann dem Zuwachs ein neuer Auf-
enthalt angewiesen. Da die Forellen fleischfressende oder
Raubfische sind, so muß man auf diese Nahrung für
sie bedacht sein. Man setzt deshalb in die Forellenteiche
kleine Fische mit ein, die übrigens von keinem Nutzen
sind und das kalte Quellwasser nicht vertragen.

Der Hecht fodert als ein höchst gefräßiger Fisch
eigne Teiche zu seiner Zucht, die ihm dann am besten

[Abbildung] Der Hecht.
zusagen, wenn sie klares, kaltes Wasser und festen kie-
sigen Untergrund haben. Seine Laichzeit dauert vom
Februar bis April. Die Jungen wachsen schnell und
erreichen schon im ersten Jahre eine Länge von acht
bis zehn Zoll. Als Speise setzt man ihm Frösche und
kleinere Fische, wie Schleien, Barsche, Weißfische, Ka-
rauschen und dergleichen mit in den Teich. Fehlt es
ihnen an Fraß, so fressen sie sich selbst auf. Jhrer
Gefräßigkeit wegen darf man nie Hechte mit in die
Laich= oder Streckteiche der Karpfen setzen, weil sonst
ganze Zuchten durch sie vernichtet werden können, aber
in die Hauptteiche setzt man gern einige kleinere Hechte
neben Karpfen, weil man bemerkt haben will, daß diese
dann besser wachsen und jene die der Fischhaltung nach-
theiligen Frösche wegfressen. Nur müssen die Hechte
nicht von bedeutender Größe und nicht in Überzahl bei-
gesetzt werden. Auf 25 Schock Karpfen rechnet man
ein Schock Hechte. Die Brut des Hechtes zieht sich
selber.

Die Karauschen ( Cyprinus carassius ) und die
Schleien ( Cyprinus tinca ) werden gewöhnlich in mäßi-
ger Anzahl in die Karpfenteiche mit eingesetzt; sie sind be-
sonders den Nachstellungen der Raubfische ausgesetzt, und
man muß daher ihre Brut entweder in besondern klei-
nen Teichen oder in Karpfen=Laichteichen ziehen. Weiß-

[Abbildung] Die Karausche.
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0006" n="70"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi></fw><cb type="start"/>
starke und gute Fische liefern kann. Das Besetzen der<lb/>
Hauptteiche geschieht im Februar und März, spätestens<lb/>
im April.</p><lb/>
        <p>Die besetzten Karpfenteiche verlangen eine ununter-<lb/>
brochene Wartung. Die Fische bleiben im Wachsthum<lb/>
zurück, wenn man sie aus einem bessern Stand in einen<lb/>
schlechtern bringt, wo es ihnen an hinreichender Nah-<lb/>
rung gebricht.</p><lb/>
        <p>Damit sie in trockenen Sommern aus Mangel an<lb/>
Wasser nicht abstehen, müssen die Teiche schon im Früh-<lb/>
jahre hinlänglich bespannt werden. Fallen hingegen<lb/>
starke Regengüsse, so muß der Zapfen behutsam gezo-<lb/>
gen oder in dem Flutbette eine solche Vorrichtung ge-<lb/>
troffen werden, daß das überflüssige Wasser, ohne Scha-<lb/>
den zu verursachen, ablaufen kann. Wenn bei hefti-<lb/>
gem Winterfroste die mit Fischen besetzten Teiche so<lb/>
stark mit einer Eisdecke überzogen sind, daß auf der<lb/>
ganzen Eisfläche nirgend mehr offene Stellen vor-<lb/>
handen sind, durch welche frische Luft in das Wasser<lb/>
gelangen könnte, so schlägt man, um die Fäulung des<lb/>
Wassers und das Absterben der Fische zu verhüten, das<lb/>
Einhauen von Löchern, Wacken genannt, vor. Es ist<lb/>
aber sehr zweifelhaft, ob man dadurch den gewünschten<lb/>
Erfolg erlange. Das sicherste Mittel wider das Abster-<lb/>
ben der Fische ist ein mäßiger Zu= und Abfluß des<lb/>
Wassers, wodurch der nöthige Luftwechsel bewirkt wird.</p><lb/>
        <p>Ein wichtiger Gegenstand bei einer Fischerei von<lb/>
Belang sind die Winterhaltungen, wenn die Haupt-<lb/>
und Streckteiche, wie es häufig der Fall ist, nicht gut<lb/>
wintern. Die zur Winterhaltung geeigneten Teiche müs-<lb/>
sen hohe Ufer haben, wenigstens zwei bis drei Ellen<lb/>
tief sein und wo möglich ihren Wasserzufluß durch Quel-<lb/>
len erhalten; Regen= und Thauwasser aber sucht man<lb/>
von ihnen abzuleiten. Jst ein Teich von Natur aus<lb/>
Mangel an Quellen nicht gut zur Winterhaltung geeig-<lb/>
net, so kann er durch Kunst dazu eingerichtet werden,<lb/>
wenn man das Wasser von einem höhern und größern<lb/>
Teiche den ganzen Winter hindurch in einem einen Zoll<lb/>
starken Strahle hindurchfließen läßt. Hinsichtlich der<lb/>
Größe der Winterhaltung ist es gut, wenn dieselbe mit<lb/>
der übrigen Fischerei im Verhältniß steht. Kann man<lb/>
zu jeder Fischart, nämlich zur Brut, zu dem Satze und<lb/>
den Laichfischen, eine besondere Winterhaltung haben, so<lb/>
ist es desto besser. Meist ist man aber gezwungen, alle<lb/>
Fischarten in eine zusammenzubringen; dann muß man<lb/>
sich aber sehr vorsehen, daß man dieselbe nicht überfüllt, weil<lb/>
dadurch leicht ein Fischsterben eintreten kann. Gewöhn-<lb/>
lich nimmt man an, daß man auf eine Quadratruthe<lb/>
Winterhaltung 30 &#x2014; 40 Stück Satz, 60 &#x2014; 70<lb/>
Stück Brut und ein und1 1 / 2 Pfund Laichkarpfen, ob-<lb/>
gleich dies schon etwas zu viel ist, setzen könne. Gut<lb/>
ist es, die zur Winterhaltung bestimmten Teiche den<lb/>
Sommer hindurch leer liegen zu lassen; ehe sie jedoch<lb/>
wieder besetzt werden, müssen sie wieder ganz voll Was-<lb/>
ser sein. Den Verlust, den man, selbst bei der größ-<lb/>
ten Sorgfalt, an Fischen erleidet, ist sehr verschieden<lb/>
nach der guten Beschaffenheit des Wassers und der Menge<lb/>
der Raubfische. Den zwanzigsten Theil der Fischanzahl<lb/>
kann man jedes Jahr in den Streck= oder Satzteichen<lb/>
im Durchschnitt als Verlust annehmen. Je kleiner die<lb/>
Fische und je größer die Teiche, desto bedeutender ist<lb/>
der Verlust.</p><lb/>
        <p>Die Forellen, und zwar die gemeinen, werden<lb/>
in eignen Teichen gezogen, sie lieben ein beständig<lb/>
fließendes, frisches, helles Wasser, mit einem kiesigen<lb/>
Untergrund, und kommen in einem weichern Was-<lb/>
ser durchaus nicht fort. Die Streichteiche werden im<lb/>
Herbst mit Forellen besetzt, weil ihre Laichzeit in den<lb/><cb n="2"/>
November und December fällt. Jm Herbst des folgen-<lb/>
den Jahres wird dann dem Zuwachs ein neuer Auf-<lb/>
enthalt angewiesen. Da die Forellen fleischfressende oder<lb/>
Raubfische sind, so muß man auf diese Nahrung für<lb/>
sie bedacht sein. Man setzt deshalb in die Forellenteiche<lb/>
kleine Fische mit ein, die übrigens von keinem Nutzen<lb/>
sind und das kalte Quellwasser nicht vertragen.</p><lb/>
        <p>Der Hecht fodert als ein höchst gefräßiger Fisch<lb/>
eigne Teiche zu seiner Zucht, die ihm dann am besten<lb/><figure><head>Der Hecht.</head></figure><lb/>
zusagen, wenn sie klares, kaltes Wasser und festen kie-<lb/>
sigen Untergrund haben. Seine Laichzeit dauert vom<lb/>
Februar bis April. Die Jungen wachsen schnell und<lb/>
erreichen schon im ersten Jahre eine Länge von acht<lb/>
bis zehn Zoll. Als Speise setzt man ihm Frösche und<lb/>
kleinere Fische, wie Schleien, Barsche, Weißfische, Ka-<lb/>
rauschen und dergleichen mit in den Teich. Fehlt es<lb/>
ihnen an Fraß, so fressen sie sich selbst auf. Jhrer<lb/>
Gefräßigkeit wegen darf man nie Hechte mit in die<lb/>
Laich= oder Streckteiche der Karpfen setzen, weil sonst<lb/>
ganze Zuchten durch sie vernichtet werden können, aber<lb/>
in die Hauptteiche setzt man gern einige kleinere Hechte<lb/>
neben Karpfen, weil man bemerkt haben will, daß diese<lb/>
dann besser wachsen und jene die der Fischhaltung nach-<lb/>
theiligen Frösche wegfressen. Nur müssen die Hechte<lb/>
nicht von bedeutender Größe und nicht in Überzahl bei-<lb/>
gesetzt werden. Auf 25 Schock Karpfen rechnet man<lb/>
ein Schock Hechte. Die Brut des Hechtes zieht sich<lb/>
selber.</p><lb/>
        <p>Die Karauschen ( <hi rendition="#aq">Cyprinus carassius</hi> ) und die<lb/>
Schleien ( <hi rendition="#aq">Cyprinus tinca</hi> ) werden gewöhnlich in mäßi-<lb/>
ger Anzahl in die Karpfenteiche mit eingesetzt; sie sind be-<lb/>
sonders den Nachstellungen der Raubfische ausgesetzt, und<lb/>
man muß daher ihre Brut entweder in besondern klei-<lb/>
nen Teichen oder in Karpfen=Laichteichen ziehen. Weiß-<lb/><figure><head>Die Karausche.</head></figure><lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0006] Das Pfennig=Magazin. starke und gute Fische liefern kann. Das Besetzen der Hauptteiche geschieht im Februar und März, spätestens im April. Die besetzten Karpfenteiche verlangen eine ununter- brochene Wartung. Die Fische bleiben im Wachsthum zurück, wenn man sie aus einem bessern Stand in einen schlechtern bringt, wo es ihnen an hinreichender Nah- rung gebricht. Damit sie in trockenen Sommern aus Mangel an Wasser nicht abstehen, müssen die Teiche schon im Früh- jahre hinlänglich bespannt werden. Fallen hingegen starke Regengüsse, so muß der Zapfen behutsam gezo- gen oder in dem Flutbette eine solche Vorrichtung ge- troffen werden, daß das überflüssige Wasser, ohne Scha- den zu verursachen, ablaufen kann. Wenn bei hefti- gem Winterfroste die mit Fischen besetzten Teiche so stark mit einer Eisdecke überzogen sind, daß auf der ganzen Eisfläche nirgend mehr offene Stellen vor- handen sind, durch welche frische Luft in das Wasser gelangen könnte, so schlägt man, um die Fäulung des Wassers und das Absterben der Fische zu verhüten, das Einhauen von Löchern, Wacken genannt, vor. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob man dadurch den gewünschten Erfolg erlange. Das sicherste Mittel wider das Abster- ben der Fische ist ein mäßiger Zu= und Abfluß des Wassers, wodurch der nöthige Luftwechsel bewirkt wird. Ein wichtiger Gegenstand bei einer Fischerei von Belang sind die Winterhaltungen, wenn die Haupt- und Streckteiche, wie es häufig der Fall ist, nicht gut wintern. Die zur Winterhaltung geeigneten Teiche müs- sen hohe Ufer haben, wenigstens zwei bis drei Ellen tief sein und wo möglich ihren Wasserzufluß durch Quel- len erhalten; Regen= und Thauwasser aber sucht man von ihnen abzuleiten. Jst ein Teich von Natur aus Mangel an Quellen nicht gut zur Winterhaltung geeig- net, so kann er durch Kunst dazu eingerichtet werden, wenn man das Wasser von einem höhern und größern Teiche den ganzen Winter hindurch in einem einen Zoll starken Strahle hindurchfließen läßt. Hinsichtlich der Größe der Winterhaltung ist es gut, wenn dieselbe mit der übrigen Fischerei im Verhältniß steht. Kann man zu jeder Fischart, nämlich zur Brut, zu dem Satze und den Laichfischen, eine besondere Winterhaltung haben, so ist es desto besser. Meist ist man aber gezwungen, alle Fischarten in eine zusammenzubringen; dann muß man sich aber sehr vorsehen, daß man dieselbe nicht überfüllt, weil dadurch leicht ein Fischsterben eintreten kann. Gewöhn- lich nimmt man an, daß man auf eine Quadratruthe Winterhaltung 30 — 40 Stück Satz, 60 — 70 Stück Brut und ein und1 1 / 2 Pfund Laichkarpfen, ob- gleich dies schon etwas zu viel ist, setzen könne. Gut ist es, die zur Winterhaltung bestimmten Teiche den Sommer hindurch leer liegen zu lassen; ehe sie jedoch wieder besetzt werden, müssen sie wieder ganz voll Was- ser sein. Den Verlust, den man, selbst bei der größ- ten Sorgfalt, an Fischen erleidet, ist sehr verschieden nach der guten Beschaffenheit des Wassers und der Menge der Raubfische. Den zwanzigsten Theil der Fischanzahl kann man jedes Jahr in den Streck= oder Satzteichen im Durchschnitt als Verlust annehmen. Je kleiner die Fische und je größer die Teiche, desto bedeutender ist der Verlust. Die Forellen, und zwar die gemeinen, werden in eignen Teichen gezogen, sie lieben ein beständig fließendes, frisches, helles Wasser, mit einem kiesigen Untergrund, und kommen in einem weichern Was- ser durchaus nicht fort. Die Streichteiche werden im Herbst mit Forellen besetzt, weil ihre Laichzeit in den November und December fällt. Jm Herbst des folgen- den Jahres wird dann dem Zuwachs ein neuer Auf- enthalt angewiesen. Da die Forellen fleischfressende oder Raubfische sind, so muß man auf diese Nahrung für sie bedacht sein. Man setzt deshalb in die Forellenteiche kleine Fische mit ein, die übrigens von keinem Nutzen sind und das kalte Quellwasser nicht vertragen. Der Hecht fodert als ein höchst gefräßiger Fisch eigne Teiche zu seiner Zucht, die ihm dann am besten [Abbildung Der Hecht.] zusagen, wenn sie klares, kaltes Wasser und festen kie- sigen Untergrund haben. Seine Laichzeit dauert vom Februar bis April. Die Jungen wachsen schnell und erreichen schon im ersten Jahre eine Länge von acht bis zehn Zoll. Als Speise setzt man ihm Frösche und kleinere Fische, wie Schleien, Barsche, Weißfische, Ka- rauschen und dergleichen mit in den Teich. Fehlt es ihnen an Fraß, so fressen sie sich selbst auf. Jhrer Gefräßigkeit wegen darf man nie Hechte mit in die Laich= oder Streckteiche der Karpfen setzen, weil sonst ganze Zuchten durch sie vernichtet werden können, aber in die Hauptteiche setzt man gern einige kleinere Hechte neben Karpfen, weil man bemerkt haben will, daß diese dann besser wachsen und jene die der Fischhaltung nach- theiligen Frösche wegfressen. Nur müssen die Hechte nicht von bedeutender Größe und nicht in Überzahl bei- gesetzt werden. Auf 25 Schock Karpfen rechnet man ein Schock Hechte. Die Brut des Hechtes zieht sich selber. Die Karauschen ( Cyprinus carassius ) und die Schleien ( Cyprinus tinca ) werden gewöhnlich in mäßi- ger Anzahl in die Karpfenteiche mit eingesetzt; sie sind be- sonders den Nachstellungen der Raubfische ausgesetzt, und man muß daher ihre Brut entweder in besondern klei- nen Teichen oder in Karpfen=Laichteichen ziehen. Weiß- [Abbildung Die Karausche.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig152_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig152_1836/6
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 152. Leipzig (Sachsen), 27. Februar 1836, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig152_1836/6>, abgerufen am 03.10.2024.