Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 33a, Danzig, 1698.pelten Schritten seinen Abmarsch beschleuniget. Der Martia- Leipzig vom 16. Jul. Es hatte sich allhie eine Zeithero zwischen hiesigen Adelichen vici
pelten Schritten seinen Abmarsch beschleuniget. Der Martia- Leipzig vom 16. Jul. Es hatte sich allhie eine Zeithero zwischen hiesigen Adelichen vici
<TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0007" n="[7]"/> pelten Schritten seinen Abmarsch beschleuniget. Der Martia-<lb/> lische Alraun-Händler war vorweg gelauffen/ hatte einen Lei-<lb/> nenen Kittel umgeworffen/ und fragte diesen gantz ausser Athem<lb/> geloffenen Bauren/ was sein Verlangen wäre? der zur Antwort<lb/> gab/ man hätte ihn anher gewiesen/ und wolte er gerne einen<lb/> Allraun an sich handeln/ jener ertheilte ihm zur Nachricht/ der-<lb/> gleichen Sachen wären etwas kostbar/ und würden nicht gerne<lb/> einem jeden verkauffet; als aber der Bauer hörete/ daß solches<lb/> doch mit Gelde noch zu bezahlen sey/ fragte er wie hoch dann<lb/> der Preiß wäre/ darauff der verkleidete Soldat 4. Rthlr. forder-<lb/> te/ mit fernerer Frage/ ob er roth/ grün/ oder blau seyn solte?<lb/> wie nun der Bauer voller Freuden/ in Hoffnung bald den reichen<lb/> Mann zu spielen/ das begehrte Geld gezehlet/ und <gap reason="illegible"/>-<lb/> ten Coleuren die blaue Farbe erkieset hatte/ führete er das dum-<lb/> me Schaaf in den Stall/ macht denselben feste zu/ nimmt einen<lb/> zur Hand gesetzten Alraun von 3. Ellen lang/ und balbierete ihn<lb/> damit seinen gantzen Leib dermassen/ daß seine beyde Augen in<lb/> kurtzem einen buntfärbigen Regenbogen präsentireten/ dessen<lb/> Cörperlicher Uberrest aber gantz und gar in die beliebte blaue<lb/> Coleur eingekleidet wurde. Endlich gelobte der mit Prügelsup-<lb/> pen gesalbte Bauer hochbetheuerlich an/ hinführo sich solchen<lb/> Allraun-Handels gäntzlich zu begeben/ und machte sich/ nach<lb/> geschehener Bedanckung für diese treuhertzige Klopff-Commis-<lb/> sion/ als ein halber Krüppel/ auff 4. Beinen nach Hause.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head>Leipzig vom 16. Jul.</head><lb/> <p>Es hatte sich allhie eine Zeithero zwischen hiesigen Adelichen<lb/> und Bürgerlichen Studenten fast ein scharffer Streit begeben/ wann<lb/> solcher durch die hohe Obrigkeitl. und der Academie Professores<lb/> Vorsorge nicht beygeleget wäre. Der gantze Verlauff bestand<lb/> darin: Es möchte denen von Adel schon vorlängst derer Bürgerli-<lb/> chen ihr galantes Auffführen/ absonderlich im Feder tragen/ welche<lb/> auch einige aus der Communität/ obgleich bey einem durchleuchtigen<lb/> Kleidchen/ sollen auffgestecket haben/ als eine ihnen präjudicirliche<lb/><hi rendition="#aq">Extravagence</hi> vorgekommen seyn/ wie sie sich/ gar wenig außgenom-<lb/> men/ vereinbahret/ die Federn auff einmal ab/ und denen Jungen<lb/> auffzusetzen. Dieses nun war zu deutlich/ daß es auch der Einfältig-<lb/> ste hätte mercken müssen/ daß solches in <hi rendition="#aq">ignominiam cristigerorum ci-</hi><lb/> <fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#aq">vici</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[7]/0007]
pelten Schritten seinen Abmarsch beschleuniget. Der Martia-
lische Alraun-Händler war vorweg gelauffen/ hatte einen Lei-
nenen Kittel umgeworffen/ und fragte diesen gantz ausser Athem
geloffenen Bauren/ was sein Verlangen wäre? der zur Antwort
gab/ man hätte ihn anher gewiesen/ und wolte er gerne einen
Allraun an sich handeln/ jener ertheilte ihm zur Nachricht/ der-
gleichen Sachen wären etwas kostbar/ und würden nicht gerne
einem jeden verkauffet; als aber der Bauer hörete/ daß solches
doch mit Gelde noch zu bezahlen sey/ fragte er wie hoch dann
der Preiß wäre/ darauff der verkleidete Soldat 4. Rthlr. forder-
te/ mit fernerer Frage/ ob er roth/ grün/ oder blau seyn solte?
wie nun der Bauer voller Freuden/ in Hoffnung bald den reichen
Mann zu spielen/ das begehrte Geld gezehlet/ und _ -
ten Coleuren die blaue Farbe erkieset hatte/ führete er das dum-
me Schaaf in den Stall/ macht denselben feste zu/ nimmt einen
zur Hand gesetzten Alraun von 3. Ellen lang/ und balbierete ihn
damit seinen gantzen Leib dermassen/ daß seine beyde Augen in
kurtzem einen buntfärbigen Regenbogen präsentireten/ dessen
Cörperlicher Uberrest aber gantz und gar in die beliebte blaue
Coleur eingekleidet wurde. Endlich gelobte der mit Prügelsup-
pen gesalbte Bauer hochbetheuerlich an/ hinführo sich solchen
Allraun-Handels gäntzlich zu begeben/ und machte sich/ nach
geschehener Bedanckung für diese treuhertzige Klopff-Commis-
sion/ als ein halber Krüppel/ auff 4. Beinen nach Hause.
Leipzig vom 16. Jul.
Es hatte sich allhie eine Zeithero zwischen hiesigen Adelichen
und Bürgerlichen Studenten fast ein scharffer Streit begeben/ wann
solcher durch die hohe Obrigkeitl. und der Academie Professores
Vorsorge nicht beygeleget wäre. Der gantze Verlauff bestand
darin: Es möchte denen von Adel schon vorlängst derer Bürgerli-
chen ihr galantes Auffführen/ absonderlich im Feder tragen/ welche
auch einige aus der Communität/ obgleich bey einem durchleuchtigen
Kleidchen/ sollen auffgestecket haben/ als eine ihnen präjudicirliche
Extravagence vorgekommen seyn/ wie sie sich/ gar wenig außgenom-
men/ vereinbahret/ die Federn auff einmal ab/ und denen Jungen
auffzusetzen. Dieses nun war zu deutlich/ daß es auch der Einfältig-
ste hätte mercken müssen/ daß solches in ignominiam cristigerorum ci-
vici
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Zitationshilfe: | Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 33a, Danzig, 1698, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0033a_1698/7>, abgerufen am 06.02.2025. |