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Reichspost. Nr. 117, Wien, 28.04.1908.

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117 Wien, Dienstag Reichspost 28. April 1908

[Spaltenumbruch] vorragendsten Persönlichkeiten unseres Kurortes teilnahmen.
Dr. Reiniger legte dar, daß nach den geschichtlichen Daten
Marienbad seit dem Jahre 1808 besteht. In diesem
Jahre sei in der Nähe des Kreuzbrunnens das erste Bade-
haus gebaut worden; ebenso bestand schon die Marien-
kapelle, von der Marienbad seinen Namen ableitet. Es
wurde beschlossen, von einer großen Feier abzusehen, jedoch
soll jede größere Veranstaltung in dieser Saison den Cha-
rakter einer Jubiläumsveranstaltung tragen.

* Antimilitäristische Kundgebungen in Böhmen.

Wie das "Ceske slovo" aus Rokitzan meldet,
wurde dort gestern eine seitens der tschechischradikalen
Partei einberufene antimilitäristische Protestversammlung
durch Gendarmen auseinandergejagt. Zwei Landwehr-
soldaten, welche der Versammlung beiwohnten, wurden von
den Gendarmen verhaftet.

* Selbstmordversuch in der Stadtbahnhaltestelle.

Der Cafetier Heinrich Heid, Hernalsergürtel 30 wohnhaft,
wollte sich heute mittags wegen schlechten Geschäftsganges
töten, begab sich in die Stadtbahnhaltestelle Unter-St.-Veit
und warf sich, als ein Zug heranbrauste, auf die Schienen.
Er wurde von der Lokomotive erfaßt und erlitt schwere
Verletzungen am Kopf, an den Schultern und an beiden.
Knieen. Man brachte ihn ins Rochusspital. Die Näherin
Anna Prucha, die die Szene vom Perron aus mit ansah,
regte sich so auf, daß sie von Herzkrämpfen befallen wurde.

* K. k. Geographische Gesellschaft.

Morgen
Dienstag findet die Jahresversammlung statt: Wahl des
Präsidenten; Vortrag des Hauptmannes Hemala über
Korea und Nippon (Lichtbilder). Beginn der Versammlung
7 Uhr, des Vortrages 1/28 Uhr.

* Ortsbrand in Mähren.

Man telegraphiert uns
aus Brünn vom 27. d. M.: In der Nacht vom 25. d. M.
brach in der Gemeinde Loucka, Bezirkshauptmannschaft
Holleschau, ein Brand aus, wodurch 30 Häuser samt Wirt-
schaftsgebäuden eingeäschert wurden. Der Kaiser hat für die
Abbrändler aus Allerhöchsten Privatmitteln 3000 Kronen
zu spenden geruht.

* Schwere Unfälle bei einem Antomobilrennen.

Aus London, 27. April wird telegraphiert: Bei dem
internationalen Automobilrennen in Briarcliff, wo
bekanntlich die italienischen Marken den Sieg davontrugen,
ereigneten sich mehrere sehr schwere Unfälle. Bei einer
Straßenbiegung entstand unter den Zuschauern ein der-
artiges Gedränge, daß vier Personen erdrückt
wurden. Die Menge drängte derart, daß die Vornestehenden
auf die Fahrbahn gestoßen und von den heransausenden
Wagen erfaßt wurden. Hiebei erlitten nicht weniger als
60 Personen mehr oder minder schwere Verletzungen.
Eine Dame, die in der Nähe eines explodierenden Motors
stand, erlitt sehr schwere Brandwunden.

* Die Typhusepidemie in Westungarn.

Aus
Steinamanger, 27. d., wird uns gemeldet: Die
Typhusepidemie, welche immer mehr an Ausdehnung ge-
winnt, hat bereits viele Opfer gefordert. Unter anderen
wurde gestern die Gattin des Advokaten Dr. Viola von der
Krankheit dahingerafft. Aus einzelnen Provinzorten der
Umgebung werden bereits einige Typhusfälle gemeldet.
Das Stadtphysikat hat die umfassendsten Vorkehrungen
getroffen. Heute wird gemeldet: Die Untersuchung des
Trinkwassers ergab, daß dieses keine Thyphusbazillen ent-
hält, wohl aber durch Abflußwasser einer
chemischen Fabrik
verunreinigt wurde. Drei
Typhusfälle
verliefen bereits tödlich. Der
Krankenstand beträgt gegenwärtig 323.

* Einbruch bei einem Uhrmacher.

Als der Uhr-
macher Ludwig Zottl heute früh sein Geschäftslokal,
Währing, Gersthoferstraße 39, öffnete, entdeckte er, daß darin
Einbrecher gehaust hatten. In der Wand, die sein Geschäft
vom benachbarten Friseurladen trennt, klaffte ein Loch und
im Lokal selbst waren die Kasten und Vitrinen erbrochen.
Die Gauner hatten die Türe des Friseurladens mittels
Nachschlüssels geöffnet, sich ins Geschäft geschlichen und in
die trennende Mauer, nachdem sie die Türe der Rasierstube
wieder geschlossen hatten, ein Loch gebrochen. Sie hatten
zahlreiche Juwelen erbeutet. Auf dem gleichen Wege ent-
fernten sich die Gauner dann. Ihre Ausforschung ist ein-
geleitet.

* Unfall eines Professors.

Aus Mailand wird
uns unterm 27. April telegraphiert: Der Mailänder Pro-
fesso Cattaneo, der in Pallanza nächst Mailand
eine Villa besitzt, verletzte sich, als er Gartenarbeiteu vor-
nahm, an dem Dorn eines Rosenstockes. Er beachtete die
Wunde anfangs gar nicht, bald stellte sich jedoch eine Blut-
vergiftung ein, in deren Verlaufe die behandelnden Aerzte
zur Amputation des rechten Armes schreiten mußten. Doch
auch diese konnte den Professor nicht retten und die Aerzte
haben ihn aufgegeben.

* Ein Wirbelsturm auf den Comoren.

Wie aus
Paris telegraphiert wird, hat das Kolonienministerium
ein Telegramm erhalten, in welchem mitgeteilt wird, daß
auf den Comoren ein heftiger Zyklon gewütet hat, der
namentlich auf Großcomoro arge Verwüstuugen anrichtete.
Auch haben sich mehrere Schiffsunfälle ereignet.




Eine große Kundgebung für die
katholische Presse.
Festversammlung des Piusvereines.

Die heute im großen Wiener Musikvereinssaale ab-
gehaltene Festversammlung des Piusvereines war glänzend
besucht. Alle Galerien waren zum Erdrücken besetzt. Es
waren über 3000 Personen erschienen, die angesehensten
Gesellschaftskreise Wiens waren vertreten. U. a. bemerkten
wir: Exzellenz Weihbischof Dr. Marschall, Herrn Abg. Dr.
v. Fuchs, Exzellenz Graf Silva-Tarouca, Graf Gudenus-
Thun, Graf Philipp Thun, Graf Monjoie, Fürstin Win-
dischgrätz-Radziwill, Prinzessin Oettingen, die Gräfinnen
Seilern-Hardegg, Monjoie, Seilern-Pejacsevich, Thun-
Lobkowitz, Mensdorff-Paar, Walterskirchen-Wenckheim
Gertha Walterskirchen, Walterskirchen-Ludwigstorff, Gudenus-
Thun, Kuenburg, Sofie Zamoyska, Baronin Gamerra,
Baronin Scherpon, Baronin Pirquet, Gräfin Maria Rossi,
Gräfin Therese Seilern, Gräfin Linci Stubenberg, Gräfin
Hardegg-Waldburg mit Komtesse Marie Hardegg, Erb-
prinzessin Therese Schwarzenberg, Gräfin Alexandrine
Resseguieur, Theologe Herward Prinz Auersperg, Gräfin
Emma Daun, Prinzessin Fanny Liechtenstein, Grafen Karl
und Eugen Czernin, Gräfin Therese Czernin mit
[Spaltenumbruch] Töchtern, Gräfin Rudolf Bellegarde mit Töchtern, Gräfin
Westphalen-Trauttmansdorff Gräfin Hoyos-Trauttmansdorff,
Gräfin Marenzi, Fürstin Alexandrine Windischgrätz, die
Komtessen Nostitz, Hofrat Prälat Dr. Schindler, Kanonikus
Graf Ortenburg, Stiftkämmerer Süß, Graf Lippe, kais. Rat
Dr. Schwarz, OLGR. Dr. Kaserer, StR. Heindl, Vertreter
der katholischen Verbindung "Rudolfina".

Nach einem herrlich unter Peterlinis bewährter
Leitung vorgetragenen achtstimmigen Chor -- die Musik
besorgte der rühmlichst bekannte Chor und das Orchester
des Jünglingsvereines "Mariahilf" unter Mitwirkung
mehrerer Hofmusiker meisterhaft -- sprach Exzellenz Graf
Franz Walterskirchen Worte herzlicher Begrüßung, wobei
er der großartigen, in den letzten Tagen in Innsbruck
stattgefundenen Pinsvereinsversammlung gedachte. Die
zündenden Worte unseres P. Kolb fanden stürmischen Bei-
fall -- sofort meldeten sich 500 Mitglieder zum Eintritte
und, was das rührendste ist: unter ihnen ist eine Dienst-
magd,
die als Wohltäterin mit einem Beitrage von
200 Kronen dem Piusvereine beitrat (Bewegung), ein
herrliches Beispiel der Begeisterung und Aufopferungsfähig-
keit unseres Volkes, das auch bei uns in allen Kreisen
Nachahmung verdient. (Großer Beifall.) Wenn etwas in den
letzten Tagen den Wert einer starken katholischen Presse be-
wies, so war es die große Protestbewegunggegen das Treiben
eines Innsbrucker Universitätsprofessors, in der überall der
Ruf nach einemmächtigen Helfer, wie es eine mächtige Presse
ist, laut wurde. Bei diesem Anlasse versichern
wir dem wackeren Tiroler Volk,
daß wir seinen
Schmerz und seine Empörung teilen und wir vereinen
unsern Ruf mit dem seinen: Mit keinem Fuß darf
dieser Mann, der die Katholiken Oester-
reichs so schwer beleidigte, mehr die Lehr-
kanzel der Innsbrucker Hochschule betreten!

(Stürmischer, langanhaltender Beifall.)

Universitätsprofessor P. Michael Hofmann S. J.
(Innsbruck) führt aus: Es will mir scheinen, daß wie einst
die Philister mit Goliath vor die Scharen des Volkes Gottes
traten und sie bestürmten, so hat sich in unserer Zeit ein gewal-
tiger Riese erhoben, ausgerüstet mit allem: Der Riese unserer
modernen Zeit ist die große, gewaltige schlechte Presse (Bei-
fall) und der kleine ihm entgegentretende David ist der
junge, kampfesmutige Piusverein. (Großer Beifall.) Man
rechnete aus, daß jährlich -- abgesehen von der guten
Presse -- jedes Jahr rund 10.000 Milliarden Blätter er-
scheinen; sie erreichen aufeinandergetürmt die Höhe von
70.000 Metern und ihr Gewicht ist 700.000 Tonnen, und
würde man dies Papier breiten, es würde 25.000 Quadrat-
kilometer bedecken. Das ist der moderne Riese, weit ge-
waltiger und furchtbarer, als jener aus dem Kampfe
Davids. Sein eherner Helm, der sein Haupt schützt,
ist die irregeführte öffentliche Meinung; sie ist so
stark, daß selbst in katholischen Kreisen die
Meinung möglich ist, man könne in Politik, Literatur,
Kunst, Wissenschaft nicht mitreden, wenn man sich nicht ein
jüdisches Blatt halte. Und der Panzer des Riesen ist das
Geld, die gewaltige Summe Geldes, die der schlechten
Presse zur Verfügung steht und einen Panzer bildet, an
dem Tausende von Geschossen abprallen. Die Lanze in der
Hand des Riesen ist die schöne Phrase, die er hinaus-
schleudert, kunstgerecht die schwachen Stellen am Gegner
erspähend; die moderne schlechte Presse, dieser Goliath, hat
es zustande gebracht, daß sie für jede schlechte Sache
ein schönes Wort bereit hat und für jede gute
eine Verhöhnung, eine Verspottung. Die Beachtung
sittlicher Gebote heißt nach diesen Schlagworten
fade P[rüd]erie, vom Glauben heißt es, er widerspreche der
Wissenschaft, daß man Gott mehr gehorchen müsse als
den Menschen, ist "bigott". Der Schild des modernen
Riesen ist die Heuchelei und wie einst Goliath prahlt die
schlechte Presse, daß sie alles versteht, in Religton, Wissen-
schaft, in allen Dingen und wer ihr nicht zustimmt, ist
geächtet und gilt als unmodern und inferior. Und gegen
diesen übermächtigen, drohenden Goliath tritti der Hirten-
knabe zu Felde. Jawohl, ein heller Zorn und Unmut ent-
flamme auch uns, daß man die heiligsten Güter uns raubt!
Das ist der Anfang. (Großer Beifall.) Und ballen wir die
Faust nicht im Sacke, sondern heraus damit und treten wir
offen mit unserer Ueberzeugung hervor, es überall ungescheut
predigend: Hinaus mit der schlechten Presse aus den christlichen
Häusern! (Großer Beifall.) Und kämpfen wir mit Gottver-
trauen! Der Herr, der David beistand, als er
den Löwen und Bären erschlug, er wtrd uns
auch beistehen, das große feindliche Heer zu besiegen!
(Großer Beifall.) Wir müssen erfüllt sein mit einem großen
Gottvertrauen und mit der Ueberzeugung, daß wir in
unserem Kampfe streiten für unseren Glauben und unser
Heiligstes. Denn es kommt der Segen von oben herab
auf ein Herz, das kämpft in dem unerschütterlichen Ver-
trauen auf Gott. (Stürmischer Beifall.) Und dann treffen
wir mit David den Riesen an die freche Stirn, die bei
keiner Lüge schamrot wird, mit dem Kieselstein, und ich
sage es offen heraus, was ich für den Kieselstein halte:
das ist der Heller der Armen, gegeben für den Piusverein!
(Großer Beifall.) Diejenigen, die mit den Gütern dieser
Erde gesegnet sind, sollen nicht etwa nichts geben (Heiter-
keit), nein, aber die Masse der Schneeflocken, die Masse der
Kleinen ist es, die selbst den eiligsten Zug aufzuhalten im-
stande ist. Also vorwärts, kleiner David Piusverein, und
wir werden dem riesigen Goliath bald
das Hauptabschlagen!
(Stürmischer, nicht enden-
wollender Beifall.)

Oberstudienrat Präsident der bayrischen Kammer Dr.
Orterer, mit großem Applaus begrüßt, gibt einleitend
eine Rundschau über die Entwicklnng der katholischen Or-
ganisation im Deutschen Reiche. Die Ausgestaltung des
katholischen Vereinslebens hat auch in meinem
Vaterland große Fortschritte gemacht: Unser Augustinus-
verein zur Förderung der katholischen Presse hat eine große
Entwicklung genommen; er vermittelt auch die stete Füh-
lungnahme zwischen den Männern der Presse und des Par-
laments zur Besprechung der politischen Praxis und Taktik.
Diese enge Verbindung zwischen den Par-
lamentariern und den mutigen Männern
der Feder
wirkt befruchtend für das ganze Vaterland
und verdient vielleicht auch in Oesterreich Nachahmung.
Redner verweist dann auf die herrliche Organisation des
Volksvereines für das katholische Deutschland mit seinen
600.000 Mitgliedern. (Großer Beifall.) Auch hie-
bei ist die Arbeit anf dem Preßgebiet außer-
[Spaltenumbruch] ordentlich: Der Volksverein hat im vorigen Jahre allein
20 Millionen Schriften verbreitet, seit seinem Bestande
95 Millionen, die in Fragen der Volkswirtschaft, Politik,
der Apologetik wichtige Aufklärung gebracht haben. Wir
haben auch eine Reihe von Büchervereinen älterer Kon-
struktion und speziell in Bayern, den katholischen
Preßverein
mit 12.000 Mitgliedern in 85 Filialen;
speziell die von diesem Verein errichteten Volksbibliotheken
erfüllen eine bedeutsame Aufgabe im Kampfe gegen die
Schundliteratur. Dieser Verein erfreut sich des Wohlwollens
und der Unterstützung unseres ganzen Episkopates und der
Befürwortung Papst Pius X. -- Ich verweise hierauf, um
zu zeigen, wie die gleiche Not zu gleichen Mitteln geführt
und wie wir mit der gleichen Arbeit den gleichen Zielen
entgegenstreben. Wir anerkennen damit, was Sie schon
geleistet. Neidlos blicken wir auf das glückliche Bemühen
der glänzenden Leogesellschaft (Beifall) und auf die
so wichtige christliche Frauenorganisation, die auch bei
Ihnen in Angriff genommen wird; wir gedenken Ihrer
Jugendorganisationen und Ihres wahrhaft großartigen
Katholischen Schulvereines, von dem wir sagen: "O
könnten wir es Ihnen nachmachen!", eines Vereines, dessen
Wirken bei uns allseitig, auch in fernerstehenden Kreisen
anerkannt wird, und der unter der Leitung eines Mannes,
des Rates Dr. Schwarz steht, zu dem wir Sie wahrhaft
beglückwünschen müssen. (Beifall.) Aber auch der Hochschul-
frage widmen wir unsere Aufmerksamkeit. Es ist leider
wahr, daß unsere Jugend die Hochschulen nicht mehr mit
dem Vollbesitze der christlichen Ueberzeugung verläßt. Der
hochselige Weihbischof Haller, der jetzige Minister Dr. Eben-
hoch haben schon vor Jahren die Aufmerksamkeit des Volkes
auf die bedauerlichen Hochschulzustände gelenkt. Dr. Ebenhoch
hat einmal verlangt, in jeder Hochschule soll ein
Professor sein, der christliche Philosophie tradiert,
nun muß man wohl dazu setzen: Auch ein Professor, der
wirklich katholisches Kirchenrecht tradiert.
(Beifall.) Der Redner erinnert daran, wie Dr. Luegers
Katholikentagsworte über die Hochschulfrage und über die
Notwendigkeit einer katholischen Universität mit stürmischem
Widerspruch seitens der Gegner aufgenommen wurden. Ja,
wir brauchen wenigstens eine Hochschule, die eine Pflege-
stätte wahrer christlicher Wissenschaft sei, an der wir uns in
freier Konkurrenz entfalten können. (Beifall.) Redner be-
spricht dann in eindringlichen Worten die Wichtigkeit des
Piusvereines, um dessen Höhe Oesterreich
von den bayrischen Katholiken be-
neidet werden müsse.
Wir sehen es, wie wir
der Verführung des Volkes durch die
Presse fast machtlos gegenüberstehen, ohne daß dagegen
eine gesetzliche Hilfe geboten würde. Hier anregen und
erwärmen und selbsttätig zu helfen, ist eine ernste Aufgabe
aller christlichen Männer. Aber gegen uns steht auch eine
Macht, deren Organisation mit großer Opferfähigkeit zu-
sammengefügt wurde und von deren Presse jüngst einer
ihrer Führer in Ofen-Pest sagte: sie biete reine Bor-
telliteratur!
Hoffentlich ist diese Selbsterkenntnis
bei der Sozialdemokratie der Anfang zur Besserung.
(Heiterkeit.) Denken Sie hier in Oesterreich nur an die
famose "Ehereform" und "Freie Schule", -- hier fließen
alle Feinde zusammen! Ein Hockblock oder sonstige
Blöcke werden gerne überall erwartet!

Auch gegenüber der farblosen Presse, die
sich in entscheidenden Augenblicken immer gegen
uns wendet, müssen die Augen offen gehalten
werden. Wenn ich die Leistungen ihres Piusvereines
überschaue, erinnere ich mich an das Wort, das der
verstorbene Baron Dipauli 1892 in Linz sprach. Er
mahnte an das Wort des großen Staatsmannes Stein:
Der religiöse Sinn des Volkes muß neubelebt werden; will
man Treue und Glauben, Liebe zum Vaterland gedeihen
machen, so muß man auf religiösen Sinn sehen." -- In
der Tat, Treue zu Gott und Kaiser quillt aus dem Glauben
und damit auch aus dem Werke des Piusvereines. Aller-
dings sei zu wünschen, daß noch andere Gebiete von dessen
Arbeit einbezogen werden, die Sudetenländer, die
slovenischen und kroatischen Länder;
es
könnten damit bei beharrlicher Arbeit gewisse Schwierig-
keiten erleichtert oder beseitigt werden, die heute noch
von Bedeutung sind. Redner gedenkt in seinen
Schlußworten mit hinreißender Wärme des Jubiläums
Kaiser Franz Josefs, zu dessen Feste nun die deutschen
Fürsten nach Wien kommen, um einen Tag zu bereiten,
wie ihn seit dem Wiener Kongresse
Europa nicht gesehen.
(Beifall). Daß das
Jubeljahr gesegnet sei für Oesterreich und seinen erhabenen
Kaiser, den die Liebe seiner Völker als die schönste Krone
schmückt, das ist auch der Wunsch von uns Katholiken des
Deutschen Reiches und besonders von uns Bayern, die wir
durch so viel Bande des Blutes mit Ihnen verbunden sind.
(Stürmischer Beifall.) Wenn ich bald wieder nach Wien
komme, hoffe ich, beim Piusverein das zweite Hundert-
tausend Mitglieder zu finden. (Großer Beifall.)

Mit Ovationen für die Redner und die vortrefflichen
Chordarbietungen schloß die großartige Versammlung.




Minister Dr. Geßmann über die Wohnungs-
reform.

Die Zentralstelle für Wohnungsreform in Oesterreich
hielt heute im Handelskammerpalais ihre Hauptversamm-
lung ab, welcher der Minister für öffentliche Arbeiten
Dr. Geßmann, Vertreter der verschiedenen Ministerien,
der Statthalterei, des Landes und Magistrats, mehrere
Herrenhausmitglieder und Abgeordnete, ferner Delegierte
des Beamtenvereins, des Reichsverbandes der Postbedien-
steten, des Zentralverbandes der Baugewerbetreibenden, der
Landesverbände der Zentralstelle für Wohnungsreform in
Deutschböhmen und Schlesien, der Zweigvereine St. Pölten,
Prag, Troppau, Budweis, Brünn und Reichenberg beiwohnten.

Minister Dr. Geßmann bemerkte in seiner Begrüßungs-
rede, er habe bei der Feststellung des Wirkungskreises des
neuen Ministeriums die Agenden des Bauwesens nach der
sozialpolitischen Seite hin zu ergänzen und auszubauen gesucht,
und so einen für die ganze Bevölkerung überaus wichtigen Dienst
in den Verwaltungsapparat eingefügt. Die Bedeutung der Woh-
nungsfrage ergibt sich förmlich ziffermäßig aus dem Anteil im Ge-
samteinkommen, den die Befriedigung des Wohnungsbedürfnisses
für sich fordert. Gerade beim Mittelstand ist es verhältuiß-
mäßig größer als bei den wohlhabenderen Schichten. Redner
streift die Frage, welchen Einfluß die Wohnungsfrage nach der
moralischen Seite hin ausübt. Das "gemütliche Heim"

117 Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908

[Spaltenumbruch] vorragendſten Perſönlichkeiten unſeres Kurortes teilnahmen.
Dr. Reiniger legte dar, daß nach den geſchichtlichen Daten
Marienbad ſeit dem Jahre 1808 beſteht. In dieſem
Jahre ſei in der Nähe des Kreuzbrunnens das erſte Bade-
haus gebaut worden; ebenſo beſtand ſchon die Marien-
kapelle, von der Marienbad ſeinen Namen ableitet. Es
wurde beſchloſſen, von einer großen Feier abzuſehen, jedoch
ſoll jede größere Veranſtaltung in dieſer Saiſon den Cha-
rakter einer Jubiläumsveranſtaltung tragen.

* Antimilitäriſtiſche Kundgebungen in Böhmen.

Wie das „Ceske ſlovo“ aus Rokitzan meldet,
wurde dort geſtern eine ſeitens der tſchechiſchradikalen
Partei einberufene antimilitäriſtiſche Proteſtverſammlung
durch Gendarmen auseinandergejagt. Zwei Landwehr-
ſoldaten, welche der Verſammlung beiwohnten, wurden von
den Gendarmen verhaftet.

* Selbſtmordverſuch in der Stadtbahnhalteſtelle.

Der Cafetier Heinrich Heid, Hernalſergürtel 30 wohnhaft,
wollte ſich heute mittags wegen ſchlechten Geſchäftsganges
töten, begab ſich in die Stadtbahnhalteſtelle Unter-St.-Veit
und warf ſich, als ein Zug heranbrauſte, auf die Schienen.
Er wurde von der Lokomotive erfaßt und erlitt ſchwere
Verletzungen am Kopf, an den Schultern und an beiden.
Knieen. Man brachte ihn ins Rochusſpital. Die Näherin
Anna Prucha, die die Szene vom Perron aus mit anſah,
regte ſich ſo auf, daß ſie von Herzkrämpfen befallen wurde.

* K. k. Geographiſche Geſellſchaft.

Morgen
Dienstag findet die Jahresverſammlung ſtatt: Wahl des
Präſidenten; Vortrag des Hauptmannes Hemala über
Korea und Nippon (Lichtbilder). Beginn der Verſammlung
7 Uhr, des Vortrages ½8 Uhr.

* Ortsbrand in Mähren.

Man telegraphiert uns
aus Brünn vom 27. d. M.: In der Nacht vom 25. d. M.
brach in der Gemeinde Loucka, Bezirkshauptmannſchaft
Holleſchau, ein Brand aus, wodurch 30 Häuſer ſamt Wirt-
ſchaftsgebäuden eingeäſchert wurden. Der Kaiſer hat für die
Abbrändler aus Allerhöchſten Privatmitteln 3000 Kronen
zu ſpenden geruht.

* Schwere Unfälle bei einem Antomobilrennen.

Aus London, 27. April wird telegraphiert: Bei dem
internationalen Automobilrennen in Briarcliff, wo
bekanntlich die italieniſchen Marken den Sieg davontrugen,
ereigneten ſich mehrere ſehr ſchwere Unfälle. Bei einer
Straßenbiegung entſtand unter den Zuſchauern ein der-
artiges Gedränge, daß vier Perſonen erdrückt
wurden. Die Menge drängte derart, daß die Vorneſtehenden
auf die Fahrbahn geſtoßen und von den heranſauſenden
Wagen erfaßt wurden. Hiebei erlitten nicht weniger als
60 Perſonen mehr oder minder ſchwere Verletzungen.
Eine Dame, die in der Nähe eines explodierenden Motors
ſtand, erlitt ſehr ſchwere Brandwunden.

* Die Typhusepidemie in Weſtungarn.

Aus
Steinamanger, 27. d., wird uns gemeldet: Die
Typhusepidemie, welche immer mehr an Ausdehnung ge-
winnt, hat bereits viele Opfer gefordert. Unter anderen
wurde geſtern die Gattin des Advokaten Dr. Viola von der
Krankheit dahingerafft. Aus einzelnen Provinzorten der
Umgebung werden bereits einige Typhusfälle gemeldet.
Das Stadtphyſikat hat die umfaſſendſten Vorkehrungen
getroffen. Heute wird gemeldet: Die Unterſuchung des
Trinkwaſſers ergab, daß dieſes keine Thyphusbazillen ent-
hält, wohl aber durch Abflußwaſſer einer
chemiſchen Fabrik
verunreinigt wurde. Drei
Typhusfälle
verliefen bereits tödlich. Der
Krankenſtand beträgt gegenwärtig 323.

* Einbruch bei einem Uhrmacher.

Als der Uhr-
macher Ludwig Zottl heute früh ſein Geſchäftslokal,
Währing, Gerſthoferſtraße 39, öffnete, entdeckte er, daß darin
Einbrecher gehauſt hatten. In der Wand, die ſein Geſchäft
vom benachbarten Friſeurladen trennt, klaffte ein Loch und
im Lokal ſelbſt waren die Kaſten und Vitrinen erbrochen.
Die Gauner hatten die Türe des Friſeurladens mittels
Nachſchlüſſels geöffnet, ſich ins Geſchäft geſchlichen und in
die trennende Mauer, nachdem ſie die Türe der Raſierſtube
wieder geſchloſſen hatten, ein Loch gebrochen. Sie hatten
zahlreiche Juwelen erbeutet. Auf dem gleichen Wege ent-
fernten ſich die Gauner dann. Ihre Ausforſchung iſt ein-
geleitet.

* Unfall eines Profeſſors.

Aus Mailand wird
uns unterm 27. April telegraphiert: Der Mailänder Pro-
feſſo Cattaneo, der in Pallanza nächſt Mailand
eine Villa beſitzt, verletzte ſich, als er Gartenarbeiteu vor-
nahm, an dem Dorn eines Roſenſtockes. Er beachtete die
Wunde anfangs gar nicht, bald ſtellte ſich jedoch eine Blut-
vergiftung ein, in deren Verlaufe die behandelnden Aerzte
zur Amputation des rechten Armes ſchreiten mußten. Doch
auch dieſe konnte den Profeſſor nicht retten und die Aerzte
haben ihn aufgegeben.

* Ein Wirbelſturm auf den Comoren.

Wie aus
Paris telegraphiert wird, hat das Kolonienminiſterium
ein Telegramm erhalten, in welchem mitgeteilt wird, daß
auf den Comoren ein heftiger Zyklon gewütet hat, der
namentlich auf Großcomoro arge Verwüſtuugen anrichtete.
Auch haben ſich mehrere Schiffsunfälle ereignet.




Eine große Kundgebung für die
katholiſche Preſſe.
Feſtverſammlung des Piusvereines.

Die heute im großen Wiener Muſikvereinsſaale ab-
gehaltene Feſtverſammlung des Piusvereines war glänzend
beſucht. Alle Galerien waren zum Erdrücken beſetzt. Es
waren über 3000 Perſonen erſchienen, die angeſehenſten
Geſellſchaftskreiſe Wiens waren vertreten. U. a. bemerkten
wir: Exzellenz Weihbiſchof Dr. Marſchall, Herrn Abg. Dr.
v. Fuchs, Exzellenz Graf Silva-Tarouca, Graf Gudenus-
Thun, Graf Philipp Thun, Graf Monjoie, Fürſtin Win-
diſchgrätz-Radziwill, Prinzeſſin Oettingen, die Gräfinnen
Seilern-Hardegg, Monjoie, Seilern-Pejacſevich, Thun-
Lobkowitz, Mensdorff-Paar, Walterskirchen-Wenckheim
Gertha Walterskirchen, Walterskirchen-Ludwigſtorff, Gudenus-
Thun, Kuenburg, Sofie Zamoyska, Baronin Gamerra,
Baronin Scherpon, Baronin Pirquet, Gräfin Maria Roſſi,
Gräfin Thereſe Seilern, Gräfin Linci Stubenberg, Gräfin
Hardegg-Waldburg mit Komteſſe Marie Hardegg, Erb-
prinzeſſin Thereſe Schwarzenberg, Gräfin Alexandrine
Reſſeguieur, Theologe Herward Prinz Auersperg, Gräfin
Emma Daun, Prinzeſſin Fanny Liechtenſtein, Grafen Karl
und Eugen Czernin, Gräfin Thereſe Czernin mit
[Spaltenumbruch] Töchtern, Gräfin Rudolf Bellegarde mit Töchtern, Gräfin
Weſtphalen-Trauttmansdorff Gräfin Hoyos-Trauttmansdorff,
Gräfin Marenzi, Fürſtin Alexandrine Windiſchgrätz, die
Komteſſen Noſtitz, Hofrat Prälat Dr. Schindler, Kanonikus
Graf Ortenburg, Stiftkämmerer Süß, Graf Lippe, kaiſ. Rat
Dr. Schwarz, OLGR. Dr. Kaſerer, StR. Heindl, Vertreter
der katholiſchen Verbindung „Rudolfina“.

Nach einem herrlich unter Peterlinis bewährter
Leitung vorgetragenen achtſtimmigen Chor — die Muſik
beſorgte der rühmlichſt bekannte Chor und das Orcheſter
des Jünglingsvereines „Mariahilf“ unter Mitwirkung
mehrerer Hofmuſiker meiſterhaft — ſprach Exzellenz Graf
Franz Walterskirchen Worte herzlicher Begrüßung, wobei
er der großartigen, in den letzten Tagen in Innsbruck
ſtattgefundenen Pinsvereinsverſammlung gedachte. Die
zündenden Worte unſeres P. Kolb fanden ſtürmiſchen Bei-
fall — ſofort meldeten ſich 500 Mitglieder zum Eintritte
und, was das rührendſte iſt: unter ihnen iſt eine Dienſt-
magd,
die als Wohltäterin mit einem Beitrage von
200 Kronen dem Piusvereine beitrat (Bewegung), ein
herrliches Beiſpiel der Begeiſterung und Aufopferungsfähig-
keit unſeres Volkes, das auch bei uns in allen Kreiſen
Nachahmung verdient. (Großer Beifall.) Wenn etwas in den
letzten Tagen den Wert einer ſtarken katholiſchen Preſſe be-
wies, ſo war es die große Proteſtbewegunggegen das Treiben
eines Innsbrucker Univerſitätsprofeſſors, in der überall der
Ruf nach einemmächtigen Helfer, wie es eine mächtige Preſſe
iſt, laut wurde. Bei dieſem Anlaſſe verſichern
wir dem wackeren Tiroler Volk,
daß wir ſeinen
Schmerz und ſeine Empörung teilen und wir vereinen
unſern Ruf mit dem ſeinen: Mit keinem Fuß darf
dieſer Mann, der die Katholiken Oeſter-
reichs ſo ſchwer beleidigte, mehr die Lehr-
kanzel der Innsbrucker Hochſchule betreten!

(Stürmiſcher, langanhaltender Beifall.)

Univerſitätsprofeſſor P. Michael Hofmann S. J.
(Innsbruck) führt aus: Es will mir ſcheinen, daß wie einſt
die Philiſter mit Goliath vor die Scharen des Volkes Gottes
traten und ſie beſtürmten, ſo hat ſich in unſerer Zeit ein gewal-
tiger Rieſe erhoben, ausgerüſtet mit allem: Der Rieſe unſerer
modernen Zeit iſt die große, gewaltige ſchlechte Preſſe (Bei-
fall) und der kleine ihm entgegentretende David iſt der
junge, kampfesmutige Piusverein. (Großer Beifall.) Man
rechnete aus, daß jährlich — abgeſehen von der guten
Preſſe — jedes Jahr rund 10.000 Milliarden Blätter er-
ſcheinen; ſie erreichen aufeinandergetürmt die Höhe von
70.000 Metern und ihr Gewicht iſt 700.000 Tonnen, und
würde man dies Papier breiten, es würde 25.000 Quadrat-
kilometer bedecken. Das iſt der moderne Rieſe, weit ge-
waltiger und furchtbarer, als jener aus dem Kampfe
Davids. Sein eherner Helm, der ſein Haupt ſchützt,
iſt die irregeführte öffentliche Meinung; ſie iſt ſo
ſtark, daß ſelbſt in katholiſchen Kreiſen die
Meinung möglich iſt, man könne in Politik, Literatur,
Kunſt, Wiſſenſchaft nicht mitreden, wenn man ſich nicht ein
jüdiſches Blatt halte. Und der Panzer des Rieſen iſt das
Geld, die gewaltige Summe Geldes, die der ſchlechten
Preſſe zur Verfügung ſteht und einen Panzer bildet, an
dem Tauſende von Geſchoſſen abprallen. Die Lanze in der
Hand des Rieſen iſt die ſchöne Phraſe, die er hinaus-
ſchleudert, kunſtgerecht die ſchwachen Stellen am Gegner
erſpähend; die moderne ſchlechte Preſſe, dieſer Goliath, hat
es zuſtande gebracht, daß ſie für jede ſchlechte Sache
ein ſchönes Wort bereit hat und für jede gute
eine Verhöhnung, eine Verſpottung. Die Beachtung
ſittlicher Gebote heißt nach dieſen Schlagworten
fade P[rüd]erie, vom Glauben heißt es, er widerſpreche der
Wiſſenſchaft, daß man Gott mehr gehorchen müſſe als
den Menſchen, iſt „bigott“. Der Schild des modernen
Rieſen iſt die Heuchelei und wie einſt Goliath prahlt die
ſchlechte Preſſe, daß ſie alles verſteht, in Religton, Wiſſen-
ſchaft, in allen Dingen und wer ihr nicht zuſtimmt, iſt
geächtet und gilt als unmodern und inferior. Und gegen
dieſen übermächtigen, drohenden Goliath tritti der Hirten-
knabe zu Felde. Jawohl, ein heller Zorn und Unmut ent-
flamme auch uns, daß man die heiligſten Güter uns raubt!
Das iſt der Anfang. (Großer Beifall.) Und ballen wir die
Fauſt nicht im Sacke, ſondern heraus damit und treten wir
offen mit unſerer Ueberzeugung hervor, es überall ungeſcheut
predigend: Hinaus mit der ſchlechten Preſſe aus den chriſtlichen
Häuſern! (Großer Beifall.) Und kämpfen wir mit Gottver-
trauen! Der Herr, der David beiſtand, als er
den Löwen und Bären erſchlug, er wtrd uns
auch beiſtehen, das große feindliche Heer zu beſiegen!
(Großer Beifall.) Wir müſſen erfüllt ſein mit einem großen
Gottvertrauen und mit der Ueberzeugung, daß wir in
unſerem Kampfe ſtreiten für unſeren Glauben und unſer
Heiligſtes. Denn es kommt der Segen von oben herab
auf ein Herz, das kämpft in dem unerſchütterlichen Ver-
trauen auf Gott. (Stürmiſcher Beifall.) Und dann treffen
wir mit David den Rieſen an die freche Stirn, die bei
keiner Lüge ſchamrot wird, mit dem Kieſelſtein, und ich
ſage es offen heraus, was ich für den Kieſelſtein halte:
das iſt der Heller der Armen, gegeben für den Piusverein!
(Großer Beifall.) Diejenigen, die mit den Gütern dieſer
Erde geſegnet ſind, ſollen nicht etwa nichts geben (Heiter-
keit), nein, aber die Maſſe der Schneeflocken, die Maſſe der
Kleinen iſt es, die ſelbſt den eiligſten Zug aufzuhalten im-
ſtande iſt. Alſo vorwärts, kleiner David Piusverein, und
wir werden dem rieſigen Goliath bald
das Hauptabſchlagen!
(Stürmiſcher, nicht enden-
wollender Beifall.)

Oberſtudienrat Präſident der bayriſchen Kammer Dr.
Orterer, mit großem Applaus begrüßt, gibt einleitend
eine Rundſchau über die Entwicklnng der katholiſchen Or-
ganiſation im Deutſchen Reiche. Die Ausgeſtaltung des
katholiſchen Vereinslebens hat auch in meinem
Vaterland große Fortſchritte gemacht: Unſer Auguſtinus-
verein zur Förderung der katholiſchen Preſſe hat eine große
Entwicklung genommen; er vermittelt auch die ſtete Füh-
lungnahme zwiſchen den Männern der Preſſe und des Par-
laments zur Beſprechung der politiſchen Praxis und Taktik.
Dieſe enge Verbindung zwiſchen den Par-
lamentariern und den mutigen Männern
der Feder
wirkt befruchtend für das ganze Vaterland
und verdient vielleicht auch in Oeſterreich Nachahmung.
Redner verweiſt dann auf die herrliche Organiſation des
Volksvereines für das katholiſche Deutſchland mit ſeinen
600.000 Mitgliedern. (Großer Beifall.) Auch hie-
bei iſt die Arbeit anf dem Preßgebiet außer-
[Spaltenumbruch] ordentlich: Der Volksverein hat im vorigen Jahre allein
20 Millionen Schriften verbreitet, ſeit ſeinem Beſtande
95 Millionen, die in Fragen der Volkswirtſchaft, Politik,
der Apologetik wichtige Aufklärung gebracht haben. Wir
haben auch eine Reihe von Büchervereinen älterer Kon-
ſtruktion und ſpeziell in Bayern, den katholiſchen
Preßverein
mit 12.000 Mitgliedern in 85 Filialen;
ſpeziell die von dieſem Verein errichteten Volksbibliotheken
erfüllen eine bedeutſame Aufgabe im Kampfe gegen die
Schundliteratur. Dieſer Verein erfreut ſich des Wohlwollens
und der Unterſtützung unſeres ganzen Epiſkopates und der
Befürwortung Papſt Pius X. — Ich verweiſe hierauf, um
zu zeigen, wie die gleiche Not zu gleichen Mitteln geführt
und wie wir mit der gleichen Arbeit den gleichen Zielen
entgegenſtreben. Wir anerkennen damit, was Sie ſchon
geleiſtet. Neidlos blicken wir auf das glückliche Bemühen
der glänzenden Leogeſellſchaft (Beifall) und auf die
ſo wichtige chriſtliche Frauenorganiſation, die auch bei
Ihnen in Angriff genommen wird; wir gedenken Ihrer
Jugendorganiſationen und Ihres wahrhaft großartigen
Katholiſchen Schulvereines, von dem wir ſagen: „O
könnten wir es Ihnen nachmachen!“, eines Vereines, deſſen
Wirken bei uns allſeitig, auch in fernerſtehenden Kreiſen
anerkannt wird, und der unter der Leitung eines Mannes,
des Rates Dr. Schwarz ſteht, zu dem wir Sie wahrhaft
beglückwünſchen müſſen. (Beifall.) Aber auch der Hochſchul-
frage widmen wir unſere Aufmerkſamkeit. Es iſt leider
wahr, daß unſere Jugend die Hochſchulen nicht mehr mit
dem Vollbeſitze der chriſtlichen Ueberzeugung verläßt. Der
hochſelige Weihbiſchof Haller, der jetzige Miniſter Dr. Eben-
hoch haben ſchon vor Jahren die Aufmerkſamkeit des Volkes
auf die bedauerlichen Hochſchulzuſtände gelenkt. Dr. Ebenhoch
hat einmal verlangt, in jeder Hochſchule ſoll ein
Profeſſor ſein, der chriſtliche Philoſophie tradiert,
nun muß man wohl dazu ſetzen: Auch ein Profeſſor, der
wirklich katholiſches Kirchenrecht tradiert.
(Beifall.) Der Redner erinnert daran, wie Dr. Luegers
Katholikentagsworte über die Hochſchulfrage und über die
Notwendigkeit einer katholiſchen Univerſität mit ſtürmiſchem
Widerſpruch ſeitens der Gegner aufgenommen wurden. Ja,
wir brauchen wenigſtens eine Hochſchule, die eine Pflege-
ſtätte wahrer chriſtlicher Wiſſenſchaft ſei, an der wir uns in
freier Konkurrenz entfalten können. (Beifall.) Redner be-
ſpricht dann in eindringlichen Worten die Wichtigkeit des
Piusvereines, um deſſen Höhe Oeſterreich
von den bayriſchen Katholiken be-
neidet werden müſſe.
Wir ſehen es, wie wir
der Verführung des Volkes durch die
Preſſe faſt machtlos gegenüberſtehen, ohne daß dagegen
eine geſetzliche Hilfe geboten würde. Hier anregen und
erwärmen und ſelbſttätig zu helfen, iſt eine ernſte Aufgabe
aller chriſtlichen Männer. Aber gegen uns ſteht auch eine
Macht, deren Organiſation mit großer Opferfähigkeit zu-
ſammengefügt wurde und von deren Preſſe jüngſt einer
ihrer Führer in Ofen-Peſt ſagte: ſie biete reine Bor-
telliteratur!
Hoffentlich iſt dieſe Selbſterkenntnis
bei der Sozialdemokratie der Anfang zur Beſſerung.
(Heiterkeit.) Denken Sie hier in Oeſterreich nur an die
famoſe „Ehereform“ und „Freie Schule“, — hier fließen
alle Feinde zuſammen! Ein Hockblock oder ſonſtige
Blöcke werden gerne überall erwartet!

Auch gegenüber der farbloſen Preſſe, die
ſich in entſcheidenden Augenblicken immer gegen
uns wendet, müſſen die Augen offen gehalten
werden. Wenn ich die Leiſtungen ihres Piusvereines
überſchaue, erinnere ich mich an das Wort, das der
verſtorbene Baron Dipauli 1892 in Linz ſprach. Er
mahnte an das Wort des großen Staatsmannes Stein:
Der religiöſe Sinn des Volkes muß neubelebt werden; will
man Treue und Glauben, Liebe zum Vaterland gedeihen
machen, ſo muß man auf religiöſen Sinn ſehen.“ — In
der Tat, Treue zu Gott und Kaiſer quillt aus dem Glauben
und damit auch aus dem Werke des Piusvereines. Aller-
dings ſei zu wünſchen, daß noch andere Gebiete von deſſen
Arbeit einbezogen werden, die Sudetenländer, die
ſloveniſchen und kroatiſchen Länder;
es
könnten damit bei beharrlicher Arbeit gewiſſe Schwierig-
keiten erleichtert oder beſeitigt werden, die heute noch
von Bedeutung ſind. Redner gedenkt in ſeinen
Schlußworten mit hinreißender Wärme des Jubiläums
Kaiſer Franz Joſefs, zu deſſen Feſte nun die deutſchen
Fürſten nach Wien kommen, um einen Tag zu bereiten,
wie ihn ſeit dem Wiener Kongreſſe
Europa nicht geſehen.
(Beifall). Daß das
Jubeljahr geſegnet ſei für Oeſterreich und ſeinen erhabenen
Kaiſer, den die Liebe ſeiner Völker als die ſchönſte Krone
ſchmückt, das iſt auch der Wunſch von uns Katholiken des
Deutſchen Reiches und beſonders von uns Bayern, die wir
durch ſo viel Bande des Blutes mit Ihnen verbunden ſind.
(Stürmiſcher Beifall.) Wenn ich bald wieder nach Wien
komme, hoffe ich, beim Piusverein das zweite Hundert-
tauſend Mitglieder zu finden. (Großer Beifall.)

Mit Ovationen für die Redner und die vortrefflichen
Chordarbietungen ſchloß die großartige Verſammlung.




Miniſter Dr. Geßmann über die Wohnungs-
reform.

Die Zentralſtelle für Wohnungsreform in Oeſterreich
hielt heute im Handelskammerpalais ihre Hauptverſamm-
lung ab, welcher der Miniſter für öffentliche Arbeiten
Dr. Geßmann, Vertreter der verſchiedenen Miniſterien,
der Statthalterei, des Landes und Magiſtrats, mehrere
Herrenhausmitglieder und Abgeordnete, ferner Delegierte
des Beamtenvereins, des Reichsverbandes der Poſtbedien-
ſteten, des Zentralverbandes der Baugewerbetreibenden, der
Landesverbände der Zentralſtelle für Wohnungsreform in
Deutſchböhmen und Schleſien, der Zweigvereine St. Pölten,
Prag, Troppau, Budweis, Brünn und Reichenberg beiwohnten.

Miniſter Dr. Geßmann bemerkte in ſeiner Begrüßungs-
rede, er habe bei der Feſtſtellung des Wirkungskreiſes des
neuen Miniſteriums die Agenden des Bauweſens nach der
ſozialpolitiſchen Seite hin zu ergänzen und auszubauen geſucht,
und ſo einen für die ganze Bevölkerung überaus wichtigen Dienſt
in den Verwaltungsapparat eingefügt. Die Bedeutung der Woh-
nungsfrage ergibt ſich förmlich ziffermäßig aus dem Anteil im Ge-
ſamteinkommen, den die Befriedigung des Wohnungsbedürfniſſes
für ſich fordert. Gerade beim Mittelſtand iſt es verhältuiß-
mäßig größer als bei den wohlhabenderen Schichten. Redner
ſtreift die Frage, welchen Einfluß die Wohnungsfrage nach der
moraliſchen Seite hin ausübt. Das „gemütliche Heim“

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&#x017F;chleudert, kun&#x017F;tgerecht die &#x017F;chwachen Stellen am Gegner<lb/>
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Das i&#x017F;t der Anfang. (Großer Beifall.) Und ballen wir die<lb/>
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Häu&#x017F;ern! (Großer Beifall.) Und kämpfen wir mit Gottver-<lb/>
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(Großer Beifall.) Wir mü&#x017F;&#x017F;en erfüllt &#x017F;ein mit einem großen<lb/>
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un&#x017F;erem Kampfe &#x017F;treiten für un&#x017F;eren Glauben und un&#x017F;er<lb/>
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(Großer Beifall.) Diejenigen, die mit den Gütern die&#x017F;er<lb/>
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&#x017F;tande i&#x017F;t. Al&#x017F;o vorwärts, kleiner David Piusverein, und<lb/><hi rendition="#g">wir werden dem rie&#x017F;igen Goliath bald<lb/>
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[5/0005] 117 Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908 vorragendſten Perſönlichkeiten unſeres Kurortes teilnahmen. Dr. Reiniger legte dar, daß nach den geſchichtlichen Daten Marienbad ſeit dem Jahre 1808 beſteht. In dieſem Jahre ſei in der Nähe des Kreuzbrunnens das erſte Bade- haus gebaut worden; ebenſo beſtand ſchon die Marien- kapelle, von der Marienbad ſeinen Namen ableitet. Es wurde beſchloſſen, von einer großen Feier abzuſehen, jedoch ſoll jede größere Veranſtaltung in dieſer Saiſon den Cha- rakter einer Jubiläumsveranſtaltung tragen. * Antimilitäriſtiſche Kundgebungen in Böhmen. Wie das „Ceske ſlovo“ aus Rokitzan meldet, wurde dort geſtern eine ſeitens der tſchechiſchradikalen Partei einberufene antimilitäriſtiſche Proteſtverſammlung durch Gendarmen auseinandergejagt. Zwei Landwehr- ſoldaten, welche der Verſammlung beiwohnten, wurden von den Gendarmen verhaftet. * Selbſtmordverſuch in der Stadtbahnhalteſtelle. Der Cafetier Heinrich Heid, Hernalſergürtel 30 wohnhaft, wollte ſich heute mittags wegen ſchlechten Geſchäftsganges töten, begab ſich in die Stadtbahnhalteſtelle Unter-St.-Veit und warf ſich, als ein Zug heranbrauſte, auf die Schienen. Er wurde von der Lokomotive erfaßt und erlitt ſchwere Verletzungen am Kopf, an den Schultern und an beiden. Knieen. Man brachte ihn ins Rochusſpital. Die Näherin Anna Prucha, die die Szene vom Perron aus mit anſah, regte ſich ſo auf, daß ſie von Herzkrämpfen befallen wurde. * K. k. Geographiſche Geſellſchaft. Morgen Dienstag findet die Jahresverſammlung ſtatt: Wahl des Präſidenten; Vortrag des Hauptmannes Hemala über Korea und Nippon (Lichtbilder). Beginn der Verſammlung 7 Uhr, des Vortrages ½8 Uhr. * Ortsbrand in Mähren. Man telegraphiert uns aus Brünn vom 27. d. M.: In der Nacht vom 25. d. M. brach in der Gemeinde Loucka, Bezirkshauptmannſchaft Holleſchau, ein Brand aus, wodurch 30 Häuſer ſamt Wirt- ſchaftsgebäuden eingeäſchert wurden. Der Kaiſer hat für die Abbrändler aus Allerhöchſten Privatmitteln 3000 Kronen zu ſpenden geruht. * Schwere Unfälle bei einem Antomobilrennen. Aus London, 27. April wird telegraphiert: Bei dem internationalen Automobilrennen in Briarcliff, wo bekanntlich die italieniſchen Marken den Sieg davontrugen, ereigneten ſich mehrere ſehr ſchwere Unfälle. Bei einer Straßenbiegung entſtand unter den Zuſchauern ein der- artiges Gedränge, daß vier Perſonen erdrückt wurden. Die Menge drängte derart, daß die Vorneſtehenden auf die Fahrbahn geſtoßen und von den heranſauſenden Wagen erfaßt wurden. Hiebei erlitten nicht weniger als 60 Perſonen mehr oder minder ſchwere Verletzungen. Eine Dame, die in der Nähe eines explodierenden Motors ſtand, erlitt ſehr ſchwere Brandwunden. * Die Typhusepidemie in Weſtungarn. Aus Steinamanger, 27. d., wird uns gemeldet: Die Typhusepidemie, welche immer mehr an Ausdehnung ge- winnt, hat bereits viele Opfer gefordert. Unter anderen wurde geſtern die Gattin des Advokaten Dr. Viola von der Krankheit dahingerafft. Aus einzelnen Provinzorten der Umgebung werden bereits einige Typhusfälle gemeldet. Das Stadtphyſikat hat die umfaſſendſten Vorkehrungen getroffen. Heute wird gemeldet: Die Unterſuchung des Trinkwaſſers ergab, daß dieſes keine Thyphusbazillen ent- hält, wohl aber durch Abflußwaſſer einer chemiſchen Fabrik verunreinigt wurde. Drei Typhusfälle verliefen bereits tödlich. Der Krankenſtand beträgt gegenwärtig 323. * Einbruch bei einem Uhrmacher. Als der Uhr- macher Ludwig Zottl heute früh ſein Geſchäftslokal, Währing, Gerſthoferſtraße 39, öffnete, entdeckte er, daß darin Einbrecher gehauſt hatten. In der Wand, die ſein Geſchäft vom benachbarten Friſeurladen trennt, klaffte ein Loch und im Lokal ſelbſt waren die Kaſten und Vitrinen erbrochen. Die Gauner hatten die Türe des Friſeurladens mittels Nachſchlüſſels geöffnet, ſich ins Geſchäft geſchlichen und in die trennende Mauer, nachdem ſie die Türe der Raſierſtube wieder geſchloſſen hatten, ein Loch gebrochen. Sie hatten zahlreiche Juwelen erbeutet. Auf dem gleichen Wege ent- fernten ſich die Gauner dann. Ihre Ausforſchung iſt ein- geleitet. * Unfall eines Profeſſors. Aus Mailand wird uns unterm 27. April telegraphiert: Der Mailänder Pro- feſſo Cattaneo, der in Pallanza nächſt Mailand eine Villa beſitzt, verletzte ſich, als er Gartenarbeiteu vor- nahm, an dem Dorn eines Roſenſtockes. Er beachtete die Wunde anfangs gar nicht, bald ſtellte ſich jedoch eine Blut- vergiftung ein, in deren Verlaufe die behandelnden Aerzte zur Amputation des rechten Armes ſchreiten mußten. Doch auch dieſe konnte den Profeſſor nicht retten und die Aerzte haben ihn aufgegeben. * Ein Wirbelſturm auf den Comoren. Wie aus Paris telegraphiert wird, hat das Kolonienminiſterium ein Telegramm erhalten, in welchem mitgeteilt wird, daß auf den Comoren ein heftiger Zyklon gewütet hat, der namentlich auf Großcomoro arge Verwüſtuugen anrichtete. Auch haben ſich mehrere Schiffsunfälle ereignet. Eine große Kundgebung für die katholiſche Preſſe. Feſtverſammlung des Piusvereines. Die heute im großen Wiener Muſikvereinsſaale ab- gehaltene Feſtverſammlung des Piusvereines war glänzend beſucht. Alle Galerien waren zum Erdrücken beſetzt. Es waren über 3000 Perſonen erſchienen, die angeſehenſten Geſellſchaftskreiſe Wiens waren vertreten. U. a. bemerkten wir: Exzellenz Weihbiſchof Dr. Marſchall, Herrn Abg. Dr. v. Fuchs, Exzellenz Graf Silva-Tarouca, Graf Gudenus- Thun, Graf Philipp Thun, Graf Monjoie, Fürſtin Win- diſchgrätz-Radziwill, Prinzeſſin Oettingen, die Gräfinnen Seilern-Hardegg, Monjoie, Seilern-Pejacſevich, Thun- Lobkowitz, Mensdorff-Paar, Walterskirchen-Wenckheim Gertha Walterskirchen, Walterskirchen-Ludwigſtorff, Gudenus- Thun, Kuenburg, Sofie Zamoyska, Baronin Gamerra, Baronin Scherpon, Baronin Pirquet, Gräfin Maria Roſſi, Gräfin Thereſe Seilern, Gräfin Linci Stubenberg, Gräfin Hardegg-Waldburg mit Komteſſe Marie Hardegg, Erb- prinzeſſin Thereſe Schwarzenberg, Gräfin Alexandrine Reſſeguieur, Theologe Herward Prinz Auersperg, Gräfin Emma Daun, Prinzeſſin Fanny Liechtenſtein, Grafen Karl und Eugen Czernin, Gräfin Thereſe Czernin mit Töchtern, Gräfin Rudolf Bellegarde mit Töchtern, Gräfin Weſtphalen-Trauttmansdorff Gräfin Hoyos-Trauttmansdorff, Gräfin Marenzi, Fürſtin Alexandrine Windiſchgrätz, die Komteſſen Noſtitz, Hofrat Prälat Dr. Schindler, Kanonikus Graf Ortenburg, Stiftkämmerer Süß, Graf Lippe, kaiſ. Rat Dr. Schwarz, OLGR. Dr. Kaſerer, StR. Heindl, Vertreter der katholiſchen Verbindung „Rudolfina“. Nach einem herrlich unter Peterlinis bewährter Leitung vorgetragenen achtſtimmigen Chor — die Muſik beſorgte der rühmlichſt bekannte Chor und das Orcheſter des Jünglingsvereines „Mariahilf“ unter Mitwirkung mehrerer Hofmuſiker meiſterhaft — ſprach Exzellenz Graf Franz Walterskirchen Worte herzlicher Begrüßung, wobei er der großartigen, in den letzten Tagen in Innsbruck ſtattgefundenen Pinsvereinsverſammlung gedachte. Die zündenden Worte unſeres P. Kolb fanden ſtürmiſchen Bei- fall — ſofort meldeten ſich 500 Mitglieder zum Eintritte und, was das rührendſte iſt: unter ihnen iſt eine Dienſt- magd, die als Wohltäterin mit einem Beitrage von 200 Kronen dem Piusvereine beitrat (Bewegung), ein herrliches Beiſpiel der Begeiſterung und Aufopferungsfähig- keit unſeres Volkes, das auch bei uns in allen Kreiſen Nachahmung verdient. (Großer Beifall.) Wenn etwas in den letzten Tagen den Wert einer ſtarken katholiſchen Preſſe be- wies, ſo war es die große Proteſtbewegunggegen das Treiben eines Innsbrucker Univerſitätsprofeſſors, in der überall der Ruf nach einemmächtigen Helfer, wie es eine mächtige Preſſe iſt, laut wurde. Bei dieſem Anlaſſe verſichern wir dem wackeren Tiroler Volk, daß wir ſeinen Schmerz und ſeine Empörung teilen und wir vereinen unſern Ruf mit dem ſeinen: Mit keinem Fuß darf dieſer Mann, der die Katholiken Oeſter- reichs ſo ſchwer beleidigte, mehr die Lehr- kanzel der Innsbrucker Hochſchule betreten! (Stürmiſcher, langanhaltender Beifall.) Univerſitätsprofeſſor P. Michael Hofmann S. J. (Innsbruck) führt aus: Es will mir ſcheinen, daß wie einſt die Philiſter mit Goliath vor die Scharen des Volkes Gottes traten und ſie beſtürmten, ſo hat ſich in unſerer Zeit ein gewal- tiger Rieſe erhoben, ausgerüſtet mit allem: Der Rieſe unſerer modernen Zeit iſt die große, gewaltige ſchlechte Preſſe (Bei- fall) und der kleine ihm entgegentretende David iſt der junge, kampfesmutige Piusverein. (Großer Beifall.) Man rechnete aus, daß jährlich — abgeſehen von der guten Preſſe — jedes Jahr rund 10.000 Milliarden Blätter er- ſcheinen; ſie erreichen aufeinandergetürmt die Höhe von 70.000 Metern und ihr Gewicht iſt 700.000 Tonnen, und würde man dies Papier breiten, es würde 25.000 Quadrat- kilometer bedecken. Das iſt der moderne Rieſe, weit ge- waltiger und furchtbarer, als jener aus dem Kampfe Davids. Sein eherner Helm, der ſein Haupt ſchützt, iſt die irregeführte öffentliche Meinung; ſie iſt ſo ſtark, daß ſelbſt in katholiſchen Kreiſen die Meinung möglich iſt, man könne in Politik, Literatur, Kunſt, Wiſſenſchaft nicht mitreden, wenn man ſich nicht ein jüdiſches Blatt halte. Und der Panzer des Rieſen iſt das Geld, die gewaltige Summe Geldes, die der ſchlechten Preſſe zur Verfügung ſteht und einen Panzer bildet, an dem Tauſende von Geſchoſſen abprallen. Die Lanze in der Hand des Rieſen iſt die ſchöne Phraſe, die er hinaus- ſchleudert, kunſtgerecht die ſchwachen Stellen am Gegner erſpähend; die moderne ſchlechte Preſſe, dieſer Goliath, hat es zuſtande gebracht, daß ſie für jede ſchlechte Sache ein ſchönes Wort bereit hat und für jede gute eine Verhöhnung, eine Verſpottung. Die Beachtung ſittlicher Gebote heißt nach dieſen Schlagworten fade Prüderie, vom Glauben heißt es, er widerſpreche der Wiſſenſchaft, daß man Gott mehr gehorchen müſſe als den Menſchen, iſt „bigott“. Der Schild des modernen Rieſen iſt die Heuchelei und wie einſt Goliath prahlt die ſchlechte Preſſe, daß ſie alles verſteht, in Religton, Wiſſen- ſchaft, in allen Dingen und wer ihr nicht zuſtimmt, iſt geächtet und gilt als unmodern und inferior. Und gegen dieſen übermächtigen, drohenden Goliath tritti der Hirten- knabe zu Felde. Jawohl, ein heller Zorn und Unmut ent- flamme auch uns, daß man die heiligſten Güter uns raubt! Das iſt der Anfang. (Großer Beifall.) Und ballen wir die Fauſt nicht im Sacke, ſondern heraus damit und treten wir offen mit unſerer Ueberzeugung hervor, es überall ungeſcheut predigend: Hinaus mit der ſchlechten Preſſe aus den chriſtlichen Häuſern! (Großer Beifall.) Und kämpfen wir mit Gottver- trauen! Der Herr, der David beiſtand, als er den Löwen und Bären erſchlug, er wtrd uns auch beiſtehen, das große feindliche Heer zu beſiegen! (Großer Beifall.) Wir müſſen erfüllt ſein mit einem großen Gottvertrauen und mit der Ueberzeugung, daß wir in unſerem Kampfe ſtreiten für unſeren Glauben und unſer Heiligſtes. Denn es kommt der Segen von oben herab auf ein Herz, das kämpft in dem unerſchütterlichen Ver- trauen auf Gott. (Stürmiſcher Beifall.) Und dann treffen wir mit David den Rieſen an die freche Stirn, die bei keiner Lüge ſchamrot wird, mit dem Kieſelſtein, und ich ſage es offen heraus, was ich für den Kieſelſtein halte: das iſt der Heller der Armen, gegeben für den Piusverein! (Großer Beifall.) Diejenigen, die mit den Gütern dieſer Erde geſegnet ſind, ſollen nicht etwa nichts geben (Heiter- keit), nein, aber die Maſſe der Schneeflocken, die Maſſe der Kleinen iſt es, die ſelbſt den eiligſten Zug aufzuhalten im- ſtande iſt. Alſo vorwärts, kleiner David Piusverein, und wir werden dem rieſigen Goliath bald das Hauptabſchlagen! (Stürmiſcher, nicht enden- wollender Beifall.) Oberſtudienrat Präſident der bayriſchen Kammer Dr. Orterer, mit großem Applaus begrüßt, gibt einleitend eine Rundſchau über die Entwicklnng der katholiſchen Or- ganiſation im Deutſchen Reiche. Die Ausgeſtaltung des katholiſchen Vereinslebens hat auch in meinem Vaterland große Fortſchritte gemacht: Unſer Auguſtinus- verein zur Förderung der katholiſchen Preſſe hat eine große Entwicklung genommen; er vermittelt auch die ſtete Füh- lungnahme zwiſchen den Männern der Preſſe und des Par- laments zur Beſprechung der politiſchen Praxis und Taktik. Dieſe enge Verbindung zwiſchen den Par- lamentariern und den mutigen Männern der Feder wirkt befruchtend für das ganze Vaterland und verdient vielleicht auch in Oeſterreich Nachahmung. Redner verweiſt dann auf die herrliche Organiſation des Volksvereines für das katholiſche Deutſchland mit ſeinen 600.000 Mitgliedern. (Großer Beifall.) Auch hie- bei iſt die Arbeit anf dem Preßgebiet außer- ordentlich: Der Volksverein hat im vorigen Jahre allein 20 Millionen Schriften verbreitet, ſeit ſeinem Beſtande 95 Millionen, die in Fragen der Volkswirtſchaft, Politik, der Apologetik wichtige Aufklärung gebracht haben. Wir haben auch eine Reihe von Büchervereinen älterer Kon- ſtruktion und ſpeziell in Bayern, den katholiſchen Preßverein mit 12.000 Mitgliedern in 85 Filialen; ſpeziell die von dieſem Verein errichteten Volksbibliotheken erfüllen eine bedeutſame Aufgabe im Kampfe gegen die Schundliteratur. Dieſer Verein erfreut ſich des Wohlwollens und der Unterſtützung unſeres ganzen Epiſkopates und der Befürwortung Papſt Pius X. — Ich verweiſe hierauf, um zu zeigen, wie die gleiche Not zu gleichen Mitteln geführt und wie wir mit der gleichen Arbeit den gleichen Zielen entgegenſtreben. Wir anerkennen damit, was Sie ſchon geleiſtet. Neidlos blicken wir auf das glückliche Bemühen der glänzenden Leogeſellſchaft (Beifall) und auf die ſo wichtige chriſtliche Frauenorganiſation, die auch bei Ihnen in Angriff genommen wird; wir gedenken Ihrer Jugendorganiſationen und Ihres wahrhaft großartigen Katholiſchen Schulvereines, von dem wir ſagen: „O könnten wir es Ihnen nachmachen!“, eines Vereines, deſſen Wirken bei uns allſeitig, auch in fernerſtehenden Kreiſen anerkannt wird, und der unter der Leitung eines Mannes, des Rates Dr. Schwarz ſteht, zu dem wir Sie wahrhaft beglückwünſchen müſſen. (Beifall.) Aber auch der Hochſchul- frage widmen wir unſere Aufmerkſamkeit. Es iſt leider wahr, daß unſere Jugend die Hochſchulen nicht mehr mit dem Vollbeſitze der chriſtlichen Ueberzeugung verläßt. Der hochſelige Weihbiſchof Haller, der jetzige Miniſter Dr. Eben- hoch haben ſchon vor Jahren die Aufmerkſamkeit des Volkes auf die bedauerlichen Hochſchulzuſtände gelenkt. Dr. Ebenhoch hat einmal verlangt, in jeder Hochſchule ſoll ein Profeſſor ſein, der chriſtliche Philoſophie tradiert, nun muß man wohl dazu ſetzen: Auch ein Profeſſor, der wirklich katholiſches Kirchenrecht tradiert. (Beifall.) Der Redner erinnert daran, wie Dr. Luegers Katholikentagsworte über die Hochſchulfrage und über die Notwendigkeit einer katholiſchen Univerſität mit ſtürmiſchem Widerſpruch ſeitens der Gegner aufgenommen wurden. Ja, wir brauchen wenigſtens eine Hochſchule, die eine Pflege- ſtätte wahrer chriſtlicher Wiſſenſchaft ſei, an der wir uns in freier Konkurrenz entfalten können. (Beifall.) Redner be- ſpricht dann in eindringlichen Worten die Wichtigkeit des Piusvereines, um deſſen Höhe Oeſterreich von den bayriſchen Katholiken be- neidet werden müſſe. Wir ſehen es, wie wir der Verführung des Volkes durch die Preſſe faſt machtlos gegenüberſtehen, ohne daß dagegen eine geſetzliche Hilfe geboten würde. Hier anregen und erwärmen und ſelbſttätig zu helfen, iſt eine ernſte Aufgabe aller chriſtlichen Männer. Aber gegen uns ſteht auch eine Macht, deren Organiſation mit großer Opferfähigkeit zu- ſammengefügt wurde und von deren Preſſe jüngſt einer ihrer Führer in Ofen-Peſt ſagte: ſie biete reine Bor- telliteratur! Hoffentlich iſt dieſe Selbſterkenntnis bei der Sozialdemokratie der Anfang zur Beſſerung. (Heiterkeit.) Denken Sie hier in Oeſterreich nur an die famoſe „Ehereform“ und „Freie Schule“, — hier fließen alle Feinde zuſammen! Ein Hockblock oder ſonſtige Blöcke werden gerne überall erwartet! Auch gegenüber der farbloſen Preſſe, die ſich in entſcheidenden Augenblicken immer gegen uns wendet, müſſen die Augen offen gehalten werden. Wenn ich die Leiſtungen ihres Piusvereines überſchaue, erinnere ich mich an das Wort, das der verſtorbene Baron Dipauli 1892 in Linz ſprach. Er mahnte an das Wort des großen Staatsmannes Stein: Der religiöſe Sinn des Volkes muß neubelebt werden; will man Treue und Glauben, Liebe zum Vaterland gedeihen machen, ſo muß man auf religiöſen Sinn ſehen.“ — In der Tat, Treue zu Gott und Kaiſer quillt aus dem Glauben und damit auch aus dem Werke des Piusvereines. Aller- dings ſei zu wünſchen, daß noch andere Gebiete von deſſen Arbeit einbezogen werden, die Sudetenländer, die ſloveniſchen und kroatiſchen Länder; es könnten damit bei beharrlicher Arbeit gewiſſe Schwierig- keiten erleichtert oder beſeitigt werden, die heute noch von Bedeutung ſind. Redner gedenkt in ſeinen Schlußworten mit hinreißender Wärme des Jubiläums Kaiſer Franz Joſefs, zu deſſen Feſte nun die deutſchen Fürſten nach Wien kommen, um einen Tag zu bereiten, wie ihn ſeit dem Wiener Kongreſſe Europa nicht geſehen. (Beifall). Daß das Jubeljahr geſegnet ſei für Oeſterreich und ſeinen erhabenen Kaiſer, den die Liebe ſeiner Völker als die ſchönſte Krone ſchmückt, das iſt auch der Wunſch von uns Katholiken des Deutſchen Reiches und beſonders von uns Bayern, die wir durch ſo viel Bande des Blutes mit Ihnen verbunden ſind. (Stürmiſcher Beifall.) Wenn ich bald wieder nach Wien komme, hoffe ich, beim Piusverein das zweite Hundert- tauſend Mitglieder zu finden. (Großer Beifall.) Mit Ovationen für die Redner und die vortrefflichen Chordarbietungen ſchloß die großartige Verſammlung. Miniſter Dr. Geßmann über die Wohnungs- reform. Die Zentralſtelle für Wohnungsreform in Oeſterreich hielt heute im Handelskammerpalais ihre Hauptverſamm- lung ab, welcher der Miniſter für öffentliche Arbeiten Dr. Geßmann, Vertreter der verſchiedenen Miniſterien, der Statthalterei, des Landes und Magiſtrats, mehrere Herrenhausmitglieder und Abgeordnete, ferner Delegierte des Beamtenvereins, des Reichsverbandes der Poſtbedien- ſteten, des Zentralverbandes der Baugewerbetreibenden, der Landesverbände der Zentralſtelle für Wohnungsreform in Deutſchböhmen und Schleſien, der Zweigvereine St. Pölten, Prag, Troppau, Budweis, Brünn und Reichenberg beiwohnten. Miniſter Dr. Geßmann bemerkte in ſeiner Begrüßungs- rede, er habe bei der Feſtſtellung des Wirkungskreiſes des neuen Miniſteriums die Agenden des Bauweſens nach der ſozialpolitiſchen Seite hin zu ergänzen und auszubauen geſucht, und ſo einen für die ganze Bevölkerung überaus wichtigen Dienſt in den Verwaltungsapparat eingefügt. Die Bedeutung der Woh- nungsfrage ergibt ſich förmlich ziffermäßig aus dem Anteil im Ge- ſamteinkommen, den die Befriedigung des Wohnungsbedürfniſſes für ſich fordert. Gerade beim Mittelſtand iſt es verhältuiß- mäßig größer als bei den wohlhabenderen Schichten. Redner ſtreift die Frage, welchen Einfluß die Wohnungsfrage nach der moraliſchen Seite hin ausübt. Das „gemütliche Heim“

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 117, Wien, 28.04.1908, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost117_1908/5>, abgerufen am 29.04.2024.