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Reichspost. Nr. 212, Wien, 18.09.1906.

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Wien, Dienstag Reichspost 18. September 1906 212

[Spaltenumbruch] Musikbanden, der Präsident der katholischen slova-
kischen Nationalgesellschaft in New-York, A. S.
Ambrose, der Führer John Porubsky, Vertretungen
aus Bingbempton, Newark, Süd-Bethlehem usw., sowie
die Repräsentanten verschiedener slovakischer Zeitungen
Amerikas teilnahmen, beteiligten sich viele tausend
Menschen. In der Eröffnungsansprache erklärte der
Geistliche Murgas: "Wir brauchen von Ungarn
nichts mehr. Wir fliehen aus dem alten Lande --
wir fliehen unseren bösen Bruder Esau
und suchen Schutz und Schirm bei Amerika, unserm
Onkel Laban. Können wir deshalb getadelt werden,
wenn dieser Onkel uns teurer wird, als der Bruder
Esau?

In der Versammlung sprach auch der Bischof
Michael John Hoban, ein Engländer, der in
feurigen Worten seine Sympathie für die um ihre
Rechte kämpfenden Slovaken aussprach.

Der nächste Sprecher, Dr. Dianiska aus
Plymouth, erklärte: Die jetzige ungarische Regierung
ist zur Verwaltung ganz unfähig, sie befriedigt nicht
einmal die Magyaren selber. Sie beschützt eigentlich
nur die Juden und ist als in Wahrheit nicht ma-
gyarisch, sondern nur jüdisch!

Es sprachen außerdem noch die Geistlichen
Fürdek und Vlossak. Der Kongreß faßte eine
energische Protestentschließung gegen die nationalen
Vergewaltigungen in Ungarn und wies es zurück,
daß man den Slovaken Nordamerikas infinuiere, sie
planten einen Abfall von der katholischen Kirche, der
sie treu ergeben seien.




Telegramme.
Der kubanische Bürgerkrieg.

Nach einer
Meldung aus Newport sind die Linienschiffe
"Louistana" und "Virginia" mit je 800 Mann
an Bord mit versiegelten Orders in See
gegangen.

Nach Beratung
mit den gefangenen Verschworenen und den Ab-
gesandten der Aufständischen kündigte die Re-
gierung die Einstellung der Feindseligkeiten auf
unbestimmte Zeit an, in der Absicht, vor dem
Eintreffen des amerikanischen Kriegs-
sekretärs Taft
oder der Intervention der
Vereinigten Staaten Frieden zu schließen.

Englands Außenpolitik.

Kriegsminister
Haldane kam bei der heute in Newcastle von
ihm gehaltenen Rede über die Heeresangelegenheiten
auch auf die auswärtigen Beziehungen
zu sprechen und sagte: Unsere Beziehungen zu
Frankreich sind enger, intimer wie je
zuvor,
sie haben uns in freundliche Be-
ziehungen zu der russischen Regierung

gebracht, ungeachtet der gegenwärtigen Schwierig-
keiten. Unsere Beziehungen zu Deutschland
sind besser, als sie vor kurzem waren. Eines
der Vorkommnisse, die auf die Neigung Englands
und Deutschlands hindeuteten, sich zwar als
Rivalen, aber doch als freundliche Rivalen zu
betrachten, sei Zurückziehung nahezu der
Hälfte der deutschen Streitkräfte aus
Südafrika
seitens Deutschlands. In
Zwecken des letzten Krieges hätten die
Deutschen 75.000 Mann in Südwestafrika
gehabt, was eine gewisse Mißsttmmung bei
nervösen Leuten in England habe entstehen lassen.
Er (Haldane) habe keinen Augenblick daran ge-
dacht, daß dabei irgend etwas Unnatürliches war,
aber nun stellte es sich heraus, daß mit Beginn
des nächsten Monates 7000 Mann deutscher
Truppen zurückgezogen werden sollen. Das müsse
Englands Werk in Südafrika erleichtern.

Gegen die Anarchisten.

Anläßlich des
Wiederbeginnens der Tätigkeit der Gerichtshöfe
hielt der Justizminister Komanones eine
Rede, in welcher er die absolute Notwen-
digkeit
hervorhob, die Anhänger der theo-
retischen Anarchie strenge
zu bestrafen,
welche gefährlicher und feiger sei als die An-
archie selbst, da die Propaganda der Tat von
der theoretischen Anarchie ihren Ursprung nehme.




Die dalmatinischen Land- und
Seemanöver.
Die Reise des Erzherzogs Franz Ferdinand.

Der letzte Manövertag (Samstag) endete mit
einem vollen Sieg der Südarmee unter General-
major Schemua über die Nordarmee, die aus den
Brigaden Größl, Ubaldini und Ivanossic
bestand. Erzherzog Franz Ferdinand wartete die
weitausholende Umgehungsbewegung der Nord-
partei, die auch zu einem Frontalangriff unter un-
[Spaltenumbruch] günstigen Verhältnissen geworden wäre, nicht ab,
sondern ließ um 9 Uhr 10 Minuten abblasen.

Erzherzog Franz Ferdi-
nand verließ Samstag nachmittags Ragusa, um sich
nach Gravosa zu begeben.

In der Landeshauptstadt.

Bei der Ankunft des
Erzherzogs in Zara herrschte stürmischer Schirokko.
Der Erzherzog wurde vom Statthalter und dem
Militärkommandanten begrüßt. Statthalter Nardelli
stellte den Bürgermeister von Zara Dr. Ziliotto,
den Landtagspräsidenten Dr. Ivcevic, den Erz-
bischof-Metropoliten von Zara, Dvornik, den
griechisch-orientalischen Bischof Dr. Milas und den
Leiter der Bezirkshauptmannschaft in Zara, Statt-
haltereirat Jarabek vor.

In dem eigens errichteten Pavillon richtete der
Bürgermeister an den Erzherzog eine längere Anrede
in italienischer Sprache.

Der Erzherzog erwiderte:

"Es würde Seine Majestät sehr gefreut haben,
nach langen Jahren die Hauptstadt des Königreiches
Dalmatien wieder zu sehen und sich persönlich von
dem Aufschwung derselben zu überzeugen, der für den
erfreulichen Fleiß ihrer Bürger Zeugnis ablegt. Der
wirtschaftliche und bürgerliche Fortschritt der Stadt
Zara wird immer der Gegenstand der väterlichen Für-
sorge Seiner Majestät sein, und der projektierte aller-
höchste Besuch dieser Stadt spricht für den Anteil, den
Seine Majestät an ihren Schicksalen nehmen. Die
lebhaften Gefühle der Untertanentreue und Anhäng-
lichkeit der Bevölkerung von Zara, welche Sie, Herr
Bürgermeister, verdolmetscht haben, werden unserem
allerhöchsten Herrn zur großen Genugtuung gereichen.
(Italienisch): Pel festoso e cordiale ricevimento esprimo
a lei pregandola di recarli ai suoi concittadini i miei piu
caldi ringraziamenti.
"

Die Antwort wurde mit jubelnden Evviva- und
Zivio-Rufen aufgenommen.

Im Statthaltereigebäude empfing der Erzherzog
die Hofwürdenträger, den Klerus, die dienstfreien
Offiziere etc. Landtagspräsident Dr. Ivcevic
richtete an den Erzherzog eine Huldigungsansprache,
auf die dieser deutsch erwiderte.

Auf die Ansprache des Erzbischofs von Zara
Dvornik erwiderte Erzherzog Franz Ferdinand:

"Mit besonderer Genugtuung vernehme ich die
Versicherung der Treue und Anhänglichkeit an Seine
kaiserliche und königliche apostolische Majestät, der Sie
im Namen des Episkopates des katholischen Sekular-
und Regularklerus Dalmatiens Ausdruck gegeben
haben. Die Interessen der katholischen Kirche und ihres
Klerus werden Sr. Majestät stets am Herzen liegen
und die allerhöchste Gewogenheit genießen. Gebe
es Gott, daß das pastorale Wirken des dalma-
tinischen Klerus gesegnete Früchte trage und in
den Herzen der Gläubigen die Gefühle christlicher Liebe,
des Friedens und der Eintracht befestige. Ich bin über-
zeugt, daß auch in Hinkunft Ihr Klerus bei dem ge-
treuen dalmatinischen Volke neben dem religiösen Ge-
fühle auch die Anhänglichkeit an Se. Majestät den
Kaiser und König, an sein Haus und die Monarchie
pflegen wird. Hvala liepa. Grazie."

Auf die Ansprache des griechisch-orientalischen
Bischofs von Zara Dr. Milas antwortete der Erz-
herzog:

"Ich danke Ihnen, Herr Bischof, für die in so
warmer Weise zum Ausdruck gebrachten Gefühle. Ich
bin überzeugt, daß sich die Ihrer Fürsorge anvertraute
Geistlichkeit bei der eifrigen Erfüllung ihres erhabenen
Berufes ebenso wie das Volk Ihrer Eparchie stets
durch Treue und Ergebenheit für Se. Majestät den
Kaiser und König und sein Haus auszeichnen werden.
(Serbokroatisch: Budite uvjereni o Milosti i blagona-
klonosti njegovog Velicanstva.
"

Auf der Rückreise.

Erzherzog Franz
Ferdinand
ist an Bord des "Erzherzog Karl",
begleitet von der Eskader, um 8 Uhr abends im
Kriegshafen eingetroffen. Um 81/2 Uhr fuhr er im
Galaboote entlang den festlich beleuchteten Kriegs-
schiffen und der prächtig illuminierten Riva zur
Landungsbrücke, lebhaft akklamiert. Auf dem
Elisabethmolo betrachtete der Erzherzog die mit
bengalischem Lichte feenhaft beleuchtete Arena und
das Feuerwerk auf dem Monte Ghiro.

Sodann verabschiedete sich der Erzherzog vom
Marinekommandanten Admiral Grafen Monte-
cuccoli
und nahm die Abmeldung des Kriegs-
hafenkommandanten Vizeadmirals v. Ripper und
des Bezirkshauptmannes Freiherrn v. Reinlein
entgegen. Dem Podesta Dr. Stanich gegenüber
drückte der Herr Erzherzog seine Befriedigung und
Freude über den Empfang und die Illumination aus.
Um 9 Uhr erfolgte die Abfahrt des Hofzuges. Die
Manöveroberleitung trifft nachts mit dem Dampfer
"Gödöllö" in Pola ein und setzt morgen nachmittags
die Reise nach Wien fort.




Der Kaiser hat für die
Armen von Pola 4000 Kronen gespendet.




Die Ereignisse in Rußland.
Die Zarenreise.

Kaiser Nikolaus fühlt sich auf seiner Finn-
landsreise ziemlich wohl, wenn auch alle Vor-
kehrungen getroffen sind, um die Oeffentlichkeit über
die beabsichtigten Bewegungen des Herrschers nicht
[Spaltenumbruch] in Kenntnis kommen zu lassen. Das Festland hat
der Kaiser noch nicht betreten, obwohl man seinem
Besuch in Björkö entgegensieht. Doch meldet das
Schwedische Telegraphenbureau von einem Tagesaus-
flug des Kaisers auf die Kalfholmen-Inseln, bei dem
der Zar sogar Geld unter die Bevölkerung verteilte.
Es wird angegeben, daß die kaiserliche Familie
Montag nach Peterhof abreisen, dann aber wieder
zu den finnischen Inseln zurückkehren werde. Sehr
erschüttert hat den Kaiser der

Tod des Generals Trepow,

der Samstag eintrat, nachdem der General längere
Zeit an Angina pectoris gelitten hatte. Dimitri
Trepow stand im 51. Lebensjahre. Er war der
Sohn des Stadthauptmanns Trepow von Petersburg,
den, ein Findelkind, eine deutsche Dame auf der zu ihrem
Hofe führenden Treppe aufgelesen und "Trepphof"
genannt hatte, welchen Namen der noch mals berühmt
Gewordene zu Trepow russifiziert hatte. Vater
und Sohn waren wegen ihrer Strenge Gegenstand
unzähliger Attentate. Der nun verstorbene General
war 1896 Ober-Polizeiminister von Moskau und
wurde 1905 Generalgouverneur von St. Petersburg,
am 5. November desselben Jahres ernannte ihn der
Zar zum Kommandanten seines Palastes. Trepow
war wohl, wegen seiner grausamen Strenge und
eisernen Konsequenz, der meistgehaßte Mann im
Zarenreich und es ist sehr charakteristisch, daß die
Judenblätter, die mit den jüdischen Aufrührern von
Siedlce so widerlich aufdringliches Mitleid äußerten,
Trepow durchaus für ermordet ausgeben wollen,
während er tatsächlich eines durchaus natürlichen
Todes starb. An Stelle Trepows wurde der bis-
herige Kommandeur des Gendarmeriekorps, General
Dedjulin, zum Palastkommandanten er-
nannt.

Die Situation in Warschau.

In der Hauptstadt Polens kamen die Behörden
einem neuen jüdisch-revolutionären Anschlag auf die
Spur und um die Oeffentlichkeit zu täuschen, beeilen
sich die Juden, über Vorbereitungen zu einem
"Pogrom", einer Verfolgung, zu heulen. Folgende
Meldung liegt hierüber vor:

Gestern um 6 Uhr
nachmittags umzingelte Militär den ganzen 6. Stadt-
bezirk und unternahm eine allgemeine Revision in
sämtlichen Häusern. Die Tore der Häuser wurden ge-
schlossen und der Verkehr mußte ganz eingestellt werden.
Die Untersuchung dauerte bis 4 Uhr nachmittags.
1730 Personen wurden verhaftet und in
die Militärkasernen abgeführt. 700 von den Ver-
hafteten, die verdächtig erschienen, wurden unter
starker Bedeckung in die Zitadelle gebracht. Die
anderen wurden freigelassen. Solche Revisionen sollen
nun auch in den anderen Stadtbezirken durchgeführt
werden.

Kämpfe mit Bauern.

(Privat-Tele-
gramm.) In das Dorf Rubnikow im Gouvernement
Grodno kam ein Polizeikommissär mit fünfzehn
Soldaten und zwei Polizisten, um sieben Bauern
zu verhaften. Die Dorfbewohner suchten die Ver-
haftung gewaltsam zu verhindern und griffen das
Militär an. Dieses machte von der Waffe Gebrauch.
Acht Bauern wurden erschossen und 60 verwundet.

Auf dem Gute Arsha-
now haben die Bauern schwere Ausschreitungen be-
gangen. Sie verhandelten zunächst über den Land-
pacht schlugen dabei einen Gutsbeamten, dann eilten
auf ihr Signal etwa 700 Mann mit Gewehren und
Bomben herbei und begannen das Gut zu zerstören.
Die Weiber steckten das Gebäude und
die Heuvorräte in Brand und die Män-
ner plünderten.
Auf das Feuer der Gu[t]swache
antworteten die Bauern mit Bombenwürfen.
Die Bomben fielen jedoch, ohne zu explodieren, ins
Wasser. Eine Anzahl Bauern wurde getötet oder
verwundet. Nach Arshanow sind Truppen abge-
gangen.




Eine Manifestationskundgebung der
Steuerbeamten.

Ueber Einberufung des Verdandes der öster-
reichischen Steueramtsbeamtenvereine fand gestern
abends, im großen Saale des I. allgemeinen öster-
reichischen Beamtenvereines in der Inneren Stadt
eine Manifestationskundgebung der k. k. österreichischen
Steueramtsbeamten statt, der unter anderen Abge-
ordneter Dr. Geßmann beiwohnte. Es war dies die
erste Kundgebung dieser Standesgruppe, dazu veran-
staltet um öffentlich ihre Wünsche bekannt zu geben.
Parallel laufend fanden in zirka 40 öster-
reichischen Provinzstädten
gleichfalls Kund-
gebungen der Steuerbeamtenschaft statt, in welchen
die gleichlautenden Resolutionen zum Beschlusse er-
hoben wurden. Bezüglich der Avancements-
verhältnisse
verlangten die Versammlungen ein
graduales Vorrücken. Eine zweite Resolution verlangte
die Einführung der 35jährigen Dienstzeit für den
Steueramtsdienst; eine dritte Resolution befaßte sich
mit der Dienstespragmatik und hier wurde ge-
fordert: Oeffentliches mündliches Disziplinarver-
fahren, Alimentation bis zur Erledigung des
Gnadengesuches etc.; schließlich soll es jeden Beamten
gestattet sein, einer beliebigen politischen Partei an-
zugehören. Nach der einstimmig erfolgten Annahme
dieser Resolutionen wurde die Tagung geschlossen.


Wien, Dienstag Reichspoſt 18. September 1906 212

[Spaltenumbruch] Muſikbanden, der Präſident der katholiſchen ſlova-
kiſchen Nationalgeſellſchaft in New-York, A. S.
Ambroſe, der Führer John Porubsky, Vertretungen
aus Bingbempton, Newark, Süd-Bethlehem uſw., ſowie
die Repräſentanten verſchiedener ſlovakiſcher Zeitungen
Amerikas teilnahmen, beteiligten ſich viele tauſend
Menſchen. In der Eröffnungsanſprache erklärte der
Geiſtliche Murgas: „Wir brauchen von Ungarn
nichts mehr. Wir fliehen aus dem alten Lande —
wir fliehen unſeren böſen Bruder Eſau
und ſuchen Schutz und Schirm bei Amerika, unſerm
Onkel Laban. Können wir deshalb getadelt werden,
wenn dieſer Onkel uns teurer wird, als der Bruder
Eſau?

In der Verſammlung ſprach auch der Biſchof
Michael John Hoban, ein Engländer, der in
feurigen Worten ſeine Sympathie für die um ihre
Rechte kämpfenden Slovaken ausſprach.

Der nächſte Sprecher, Dr. Dianiska aus
Plymouth, erklärte: Die jetzige ungariſche Regierung
iſt zur Verwaltung ganz unfähig, ſie befriedigt nicht
einmal die Magyaren ſelber. Sie beſchützt eigentlich
nur die Juden und iſt als in Wahrheit nicht ma-
gyariſch, ſondern nur jüdiſch!

Es ſprachen außerdem noch die Geiſtlichen
Fürdek und Vloſſak. Der Kongreß faßte eine
energiſche Proteſtentſchließung gegen die nationalen
Vergewaltigungen in Ungarn und wies es zurück,
daß man den Slovaken Nordamerikas infinuiere, ſie
planten einen Abfall von der katholiſchen Kirche, der
ſie treu ergeben ſeien.




Telegramme.
Der kubaniſche Bürgerkrieg.

Nach einer
Meldung aus Newport ſind die Linienſchiffe
„Louiſtana“ und „Virginia“ mit je 800 Mann
an Bord mit verſiegelten Orders in See
gegangen.

Nach Beratung
mit den gefangenen Verſchworenen und den Ab-
geſandten der Aufſtändiſchen kündigte die Re-
gierung die Einſtellung der Feindſeligkeiten auf
unbeſtimmte Zeit an, in der Abſicht, vor dem
Eintreffen des amerikaniſchen Kriegs-
ſekretärs Taft
oder der Intervention der
Vereinigten Staaten Frieden zu ſchließen.

Englands Außenpolitik.

Kriegsminiſter
Haldane kam bei der heute in Newcaſtle von
ihm gehaltenen Rede über die Heeresangelegenheiten
auch auf die auswärtigen Beziehungen
zu ſprechen und ſagte: Unſere Beziehungen zu
Frankreich ſind enger, intimer wie je
zuvor,
ſie haben uns in freundliche Be-
ziehungen zu der ruſſiſchen Regierung

gebracht, ungeachtet der gegenwärtigen Schwierig-
keiten. Unſere Beziehungen zu Deutſchland
ſind beſſer, als ſie vor kurzem waren. Eines
der Vorkommniſſe, die auf die Neigung Englands
und Deutſchlands hindeuteten, ſich zwar als
Rivalen, aber doch als freundliche Rivalen zu
betrachten, ſei Zurückziehung nahezu der
Hälfte der deutſchen Streitkräfte aus
Südafrika
ſeitens Deutſchlands. In
Zwecken des letzten Krieges hätten die
Deutſchen 75.000 Mann in Südweſtafrika
gehabt, was eine gewiſſe Mißſttmmung bei
nervöſen Leuten in England habe entſtehen laſſen.
Er (Haldane) habe keinen Augenblick daran ge-
dacht, daß dabei irgend etwas Unnatürliches war,
aber nun ſtellte es ſich heraus, daß mit Beginn
des nächſten Monates 7000 Mann deutſcher
Truppen zurückgezogen werden ſollen. Das müſſe
Englands Werk in Südafrika erleichtern.

Gegen die Anarchiſten.

Anläßlich des
Wiederbeginnens der Tätigkeit der Gerichtshöfe
hielt der Juſtizminiſter Komanones eine
Rede, in welcher er die abſolute Notwen-
digkeit
hervorhob, die Anhänger der theo-
retiſchen Anarchie ſtrenge
zu beſtrafen,
welche gefährlicher und feiger ſei als die An-
archie ſelbſt, da die Propaganda der Tat von
der theoretiſchen Anarchie ihren Urſprung nehme.




Die dalmatiniſchen Land- und
Seemanöver.
Die Reiſe des Erzherzogs Franz Ferdinand.

Der letzte Manövertag (Samstag) endete mit
einem vollen Sieg der Südarmee unter General-
major Schemua über die Nordarmee, die aus den
Brigaden Größl, Ubaldini und Ivanoſſic
beſtand. Erzherzog Franz Ferdinand wartete die
weitausholende Umgehungsbewegung der Nord-
partei, die auch zu einem Frontalangriff unter un-
[Spaltenumbruch] günſtigen Verhältniſſen geworden wäre, nicht ab,
ſondern ließ um 9 Uhr 10 Minuten abblaſen.

Erzherzog Franz Ferdi-
nand verließ Samstag nachmittags Raguſa, um ſich
nach Gravoſa zu begeben.

In der Landeshauptſtadt.

Bei der Ankunft des
Erzherzogs in Zara herrſchte ſtürmiſcher Schirokko.
Der Erzherzog wurde vom Statthalter und dem
Militärkommandanten begrüßt. Statthalter Nardelli
ſtellte den Bürgermeiſter von Zara Dr. Ziliotto,
den Landtagspräſidenten Dr. Ivčević, den Erz-
biſchof-Metropoliten von Zara, Dvornik, den
griechiſch-orientaliſchen Biſchof Dr. Milaš und den
Leiter der Bezirkšhauptmannſchaft in Zara, Statt-
haltereirat Jarabek vor.

In dem eigens errichteten Pavillon richtete der
Bürgermeiſter an den Erzherzog eine längere Anrede
in italieniſcher Sprache.

Der Erzherzog erwiderte:

„Es würde Seine Majeſtät ſehr gefreut haben,
nach langen Jahren die Hauptſtadt des Königreiches
Dalmatien wieder zu ſehen und ſich perſönlich von
dem Aufſchwung derſelben zu überzeugen, der für den
erfreulichen Fleiß ihrer Bürger Zeugnis ablegt. Der
wirtſchaftliche und bürgerliche Fortſchritt der Stadt
Zara wird immer der Gegenſtand der väterlichen Für-
ſorge Seiner Majeſtät ſein, und der projektierte aller-
höchſte Beſuch dieſer Stadt ſpricht für den Anteil, den
Seine Majeſtät an ihren Schickſalen nehmen. Die
lebhaften Gefühle der Untertanentreue und Anhäng-
lichkeit der Bevölkerung von Zara, welche Sie, Herr
Bürgermeiſter, verdolmetſcht haben, werden unſerem
allerhöchſten Herrn zur großen Genugtuung gereichen.
(Italieniſch): Pel festoso e cordiale ricevimento esprimo
a lei pregandola di recarli ai suoi concittadini i miei piu
caldi ringraziamenti.

Die Antwort wurde mit jubelnden Evviva- und
Zivio-Rufen aufgenommen.

Im Statthaltereigebäude empfing der Erzherzog
die Hofwürdenträger, den Klerus, die dienſtfreien
Offiziere ꝛc. Landtagspräſident Dr. Ivcevic
richtete an den Erzherzog eine Huldigungsanſprache,
auf die dieſer deutſch erwiderte.

Auf die Anſprache des Erzbiſchofs von Zara
Dvornik erwiderte Erzherzog Franz Ferdinand:

„Mit beſonderer Genugtuung vernehme ich die
Verſicherung der Treue und Anhänglichkeit an Seine
kaiſerliche und königliche apoſtoliſche Majeſtät, der Sie
im Namen des Epiſkopates des katholiſchen Sekular-
und Regularklerus Dalmatiens Ausdruck gegeben
haben. Die Intereſſen der katholiſchen Kirche und ihres
Klerus werden Sr. Majeſtät ſtets am Herzen liegen
und die allerhöchſte Gewogenheit genießen. Gebe
es Gott, daß das paſtorale Wirken des dalma-
tiniſchen Klerus geſegnete Früchte trage und in
den Herzen der Gläubigen die Gefühle chriſtlicher Liebe,
des Friedens und der Eintracht befeſtige. Ich bin über-
zeugt, daß auch in Hinkunft Ihr Klerus bei dem ge-
treuen dalmatiniſchen Volke neben dem religiöſen Ge-
fühle auch die Anhänglichkeit an Se. Majeſtät den
Kaiſer und König, an ſein Haus und die Monarchie
pflegen wird. Hvala liepa. Grazie.

Auf die Anſprache des griechiſch-orientaliſchen
Biſchofs von Zara Dr. Milas antwortete der Erz-
herzog:

„Ich danke Ihnen, Herr Biſchof, für die in ſo
warmer Weiſe zum Ausdruck gebrachten Gefühle. Ich
bin überzeugt, daß ſich die Ihrer Fürſorge anvertraute
Geiſtlichkeit bei der eifrigen Erfüllung ihres erhabenen
Berufes ebenſo wie das Volk Ihrer Eparchie ſtets
durch Treue und Ergebenheit für Se. Majeſtät den
Kaiſer und König und ſein Haus auszeichnen werden.
(Serbokroatiſch: Budite uvjereni o Milosti i blagona-
klonosti njegovog Veličanstva.

Auf der Rückreiſe.

Erzherzog Franz
Ferdinand
iſt an Bord des „Erzherzog Karl“,
begleitet von der Eskader, um 8 Uhr abends im
Kriegshafen eingetroffen. Um 8½ Uhr fuhr er im
Galaboote entlang den feſtlich beleuchteten Kriegs-
ſchiffen und der prächtig illuminierten Riva zur
Landungsbrücke, lebhaft akklamiert. Auf dem
Eliſabethmolo betrachtete der Erzherzog die mit
bengaliſchem Lichte feenhaft beleuchtete Arena und
das Feuerwerk auf dem Monte Ghiro.

Sodann verabſchiedete ſich der Erzherzog vom
Marinekommandanten Admiral Grafen Monte-
cuccoli
und nahm die Abmeldung des Kriegs-
hafenkommandanten Vizeadmirals v. Ripper und
des Bezirkshauptmannes Freiherrn v. Reinlein
entgegen. Dem Podeſtà Dr. Stanich gegenüber
drückte der Herr Erzherzog ſeine Befriedigung und
Freude über den Empfang und die Illumination aus.
Um 9 Uhr erfolgte die Abfahrt des Hofzuges. Die
Manöveroberleitung trifft nachts mit dem Dampfer
„Gödöllö“ in Pola ein und ſetzt morgen nachmittags
die Reiſe nach Wien fort.




Der Kaiſer hat für die
Armen von Pola 4000 Kronen geſpendet.




Die Ereigniſſe in Rußland.
Die Zarenreiſe.

Kaiſer Nikolaus fühlt ſich auf ſeiner Finn-
landsreiſe ziemlich wohl, wenn auch alle Vor-
kehrungen getroffen ſind, um die Oeffentlichkeit über
die beabſichtigten Bewegungen des Herrſchers nicht
[Spaltenumbruch] in Kenntnis kommen zu laſſen. Das Feſtland hat
der Kaiſer noch nicht betreten, obwohl man ſeinem
Beſuch in Björkö entgegenſieht. Doch meldet das
Schwediſche Telegraphenbureau von einem Tagesaus-
flug des Kaiſers auf die Kalfholmen-Inſeln, bei dem
der Zar ſogar Geld unter die Bevölkerung verteilte.
Es wird angegeben, daß die kaiſerliche Familie
Montag nach Peterhof abreiſen, dann aber wieder
zu den finniſchen Inſeln zurückkehren werde. Sehr
erſchüttert hat den Kaiſer der

Tod des Generals Trepow,

der Samstag eintrat, nachdem der General längere
Zeit an Angina pectoris gelitten hatte. Dimitri
Trepow ſtand im 51. Lebensjahre. Er war der
Sohn des Stadthauptmanns Trepow von Petersburg,
den, ein Findelkind, eine deutſche Dame auf der zu ihrem
Hofe führenden Treppe aufgeleſen und „Trepphof“
genannt hatte, welchen Namen der noch mals berühmt
Gewordene zu Trepow ruſſifiziert hatte. Vater
und Sohn waren wegen ihrer Strenge Gegenſtand
unzähliger Attentate. Der nun verſtorbene General
war 1896 Ober-Polizeiminiſter von Moskau und
wurde 1905 Generalgouverneur von St. Petersburg,
am 5. November desſelben Jahres ernannte ihn der
Zar zum Kommandanten ſeines Palaſtes. Trepow
war wohl, wegen ſeiner grauſamen Strenge und
eiſernen Konſequenz, der meiſtgehaßte Mann im
Zarenreich und es iſt ſehr charakteriſtiſch, daß die
Judenblätter, die mit den jüdiſchen Aufrührern von
Siedlce ſo widerlich aufdringliches Mitleid äußerten,
Trepow durchaus für ermordet ausgeben wollen,
während er tatſächlich eines durchaus natürlichen
Todes ſtarb. An Stelle Trepows wurde der bis-
herige Kommandeur des Gendarmeriekorps, General
Dedjulin, zum Palaſtkommandanten er-
nannt.

Die Situation in Warſchau.

In der Hauptſtadt Polens kamen die Behörden
einem neuen jüdiſch-revolutionären Anſchlag auf die
Spur und um die Oeffentlichkeit zu täuſchen, beeilen
ſich die Juden, über Vorbereitungen zu einem
„Pogrom“, einer Verfolgung, zu heulen. Folgende
Meldung liegt hierüber vor:

Geſtern um 6 Uhr
nachmittags umzingelte Militär den ganzen 6. Stadt-
bezirk und unternahm eine allgemeine Reviſion in
ſämtlichen Häuſern. Die Tore der Häuſer wurden ge-
ſchloſſen und der Verkehr mußte ganz eingeſtellt werden.
Die Unterſuchung dauerte bis 4 Uhr nachmittags.
1730 Perſonen wurden verhaftet und in
die Militärkaſernen abgeführt. 700 von den Ver-
hafteten, die verdächtig erſchienen, wurden unter
ſtarker Bedeckung in die Zitadelle gebracht. Die
anderen wurden freigelaſſen. Solche Reviſionen ſollen
nun auch in den anderen Stadtbezirken durchgeführt
werden.

Kämpfe mit Bauern.

(Privat-Tele-
gramm.) In das Dorf Rubnikow im Gouvernement
Grodno kam ein Polizeikommiſſär mit fünfzehn
Soldaten und zwei Poliziſten, um ſieben Bauern
zu verhaften. Die Dorfbewohner ſuchten die Ver-
haftung gewaltſam zu verhindern und griffen das
Militär an. Dieſes machte von der Waffe Gebrauch.
Acht Bauern wurden erſchoſſen und 60 verwundet.

Auf dem Gute Arſha-
now haben die Bauern ſchwere Ausſchreitungen be-
gangen. Sie verhandelten zunächſt über den Land-
pacht ſchlugen dabei einen Gutsbeamten, dann eilten
auf ihr Signal etwa 700 Mann mit Gewehren und
Bomben herbei und begannen das Gut zu zerſtören.
Die Weiber ſteckten das Gebäude und
die Heuvorräte in Brand und die Män-
ner plünderten.
Auf das Feuer der Gu[t]swache
antworteten die Bauern mit Bombenwürfen.
Die Bomben fielen jedoch, ohne zu explodieren, ins
Waſſer. Eine Anzahl Bauern wurde getötet oder
verwundet. Nach Arſhanow ſind Truppen abge-
gangen.




Eine Manifeſtationskundgebung der
Steuerbeamten.

Ueber Einberufung des Verdandes der öſter-
reichiſchen Steueramtsbeamtenvereine fand geſtern
abends, im großen Saale des I. allgemeinen öſter-
reichiſchen Beamtenvereines in der Inneren Stadt
eine Manifeſtationskundgebung der k. k. öſterreichiſchen
Steueramtsbeamten ſtatt, der unter anderen Abge-
ordneter Dr. Geßmann beiwohnte. Es war dies die
erſte Kundgebung dieſer Standesgruppe, dazu veran-
ſtaltet um öffentlich ihre Wünſche bekannt zu geben.
Parallel laufend fanden in zirka 40 öſter-
reichiſchen Provinzſtädten
gleichfalls Kund-
gebungen der Steuerbeamtenſchaft ſtatt, in welchen
die gleichlautenden Reſolutionen zum Beſchluſſe er-
hoben wurden. Bezüglich der Avancements-
verhältniſſe
verlangten die Verſammlungen ein
graduales Vorrücken. Eine zweite Reſolution verlangte
die Einführung der 35jährigen Dienſtzeit für den
Steueramtsdienſt; eine dritte Reſolution befaßte ſich
mit der Dienſtespragmatik und hier wurde ge-
fordert: Oeffentliches mündliches Disziplinarver-
fahren, Alimentation bis zur Erledigung des
Gnadengeſuches ꝛc.; ſchließlich ſoll es jeden Beamten
geſtattet ſein, einer beliebigen politiſchen Partei an-
zugehören. Nach der einſtimmig erfolgten Annahme
dieſer Reſolutionen wurde die Tagung geſchloſſen.


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[6/0006] Wien, Dienstag Reichspoſt 18. September 1906 212 Muſikbanden, der Präſident der katholiſchen ſlova- kiſchen Nationalgeſellſchaft in New-York, A. S. Ambroſe, der Führer John Porubsky, Vertretungen aus Bingbempton, Newark, Süd-Bethlehem uſw., ſowie die Repräſentanten verſchiedener ſlovakiſcher Zeitungen Amerikas teilnahmen, beteiligten ſich viele tauſend Menſchen. In der Eröffnungsanſprache erklärte der Geiſtliche Murgas: „Wir brauchen von Ungarn nichts mehr. Wir fliehen aus dem alten Lande — wir fliehen unſeren böſen Bruder Eſau und ſuchen Schutz und Schirm bei Amerika, unſerm Onkel Laban. Können wir deshalb getadelt werden, wenn dieſer Onkel uns teurer wird, als der Bruder Eſau? In der Verſammlung ſprach auch der Biſchof Michael John Hoban, ein Engländer, der in feurigen Worten ſeine Sympathie für die um ihre Rechte kämpfenden Slovaken ausſprach. Der nächſte Sprecher, Dr. Dianiska aus Plymouth, erklärte: Die jetzige ungariſche Regierung iſt zur Verwaltung ganz unfähig, ſie befriedigt nicht einmal die Magyaren ſelber. Sie beſchützt eigentlich nur die Juden und iſt als in Wahrheit nicht ma- gyariſch, ſondern nur jüdiſch! Es ſprachen außerdem noch die Geiſtlichen Fürdek und Vloſſak. Der Kongreß faßte eine energiſche Proteſtentſchließung gegen die nationalen Vergewaltigungen in Ungarn und wies es zurück, daß man den Slovaken Nordamerikas infinuiere, ſie planten einen Abfall von der katholiſchen Kirche, der ſie treu ergeben ſeien. Telegramme. Der kubaniſche Bürgerkrieg. New-York, 16. September. Nach einer Meldung aus Newport ſind die Linienſchiffe „Louiſtana“ und „Virginia“ mit je 800 Mann an Bord mit verſiegelten Orders in See gegangen. Havanua, 16. September. Nach Beratung mit den gefangenen Verſchworenen und den Ab- geſandten der Aufſtändiſchen kündigte die Re- gierung die Einſtellung der Feindſeligkeiten auf unbeſtimmte Zeit an, in der Abſicht, vor dem Eintreffen des amerikaniſchen Kriegs- ſekretärs Taft oder der Intervention der Vereinigten Staaten Frieden zu ſchließen. Englands Außenpolitik. London, 16. September. Kriegsminiſter Haldane kam bei der heute in Newcaſtle von ihm gehaltenen Rede über die Heeresangelegenheiten auch auf die auswärtigen Beziehungen zu ſprechen und ſagte: Unſere Beziehungen zu Frankreich ſind enger, intimer wie je zuvor, ſie haben uns in freundliche Be- ziehungen zu der ruſſiſchen Regierung gebracht, ungeachtet der gegenwärtigen Schwierig- keiten. Unſere Beziehungen zu Deutſchland ſind beſſer, als ſie vor kurzem waren. Eines der Vorkommniſſe, die auf die Neigung Englands und Deutſchlands hindeuteten, ſich zwar als Rivalen, aber doch als freundliche Rivalen zu betrachten, ſei Zurückziehung nahezu der Hälfte der deutſchen Streitkräfte aus Südafrika ſeitens Deutſchlands. In Zwecken des letzten Krieges hätten die Deutſchen 75.000 Mann in Südweſtafrika gehabt, was eine gewiſſe Mißſttmmung bei nervöſen Leuten in England habe entſtehen laſſen. Er (Haldane) habe keinen Augenblick daran ge- dacht, daß dabei irgend etwas Unnatürliches war, aber nun ſtellte es ſich heraus, daß mit Beginn des nächſten Monates 7000 Mann deutſcher Truppen zurückgezogen werden ſollen. Das müſſe Englands Werk in Südafrika erleichtern. Gegen die Anarchiſten. Madrid, 15. September. Anläßlich des Wiederbeginnens der Tätigkeit der Gerichtshöfe hielt der Juſtizminiſter Komanones eine Rede, in welcher er die abſolute Notwen- digkeit hervorhob, die Anhänger der theo- retiſchen Anarchie ſtrenge zu beſtrafen, welche gefährlicher und feiger ſei als die An- archie ſelbſt, da die Propaganda der Tat von der theoretiſchen Anarchie ihren Urſprung nehme. Die dalmatiniſchen Land- und Seemanöver. Die Reiſe des Erzherzogs Franz Ferdinand. Der letzte Manövertag (Samstag) endete mit einem vollen Sieg der Südarmee unter General- major Schemua über die Nordarmee, die aus den Brigaden Größl, Ubaldini und Ivanoſſic beſtand. Erzherzog Franz Ferdinand wartete die weitausholende Umgehungsbewegung der Nord- partei, die auch zu einem Frontalangriff unter un- günſtigen Verhältniſſen geworden wäre, nicht ab, ſondern ließ um 9 Uhr 10 Minuten abblaſen. Zara, 16. September. Erzherzog Franz Ferdi- nand verließ Samstag nachmittags Raguſa, um ſich nach Gravoſa zu begeben. In der Landeshauptſtadt. Zara, 16. September. Bei der Ankunft des Erzherzogs in Zara herrſchte ſtürmiſcher Schirokko. Der Erzherzog wurde vom Statthalter und dem Militärkommandanten begrüßt. Statthalter Nardelli ſtellte den Bürgermeiſter von Zara Dr. Ziliotto, den Landtagspräſidenten Dr. Ivčević, den Erz- biſchof-Metropoliten von Zara, Dvornik, den griechiſch-orientaliſchen Biſchof Dr. Milaš und den Leiter der Bezirkšhauptmannſchaft in Zara, Statt- haltereirat Jarabek vor. In dem eigens errichteten Pavillon richtete der Bürgermeiſter an den Erzherzog eine längere Anrede in italieniſcher Sprache. Der Erzherzog erwiderte: „Es würde Seine Majeſtät ſehr gefreut haben, nach langen Jahren die Hauptſtadt des Königreiches Dalmatien wieder zu ſehen und ſich perſönlich von dem Aufſchwung derſelben zu überzeugen, der für den erfreulichen Fleiß ihrer Bürger Zeugnis ablegt. Der wirtſchaftliche und bürgerliche Fortſchritt der Stadt Zara wird immer der Gegenſtand der väterlichen Für- ſorge Seiner Majeſtät ſein, und der projektierte aller- höchſte Beſuch dieſer Stadt ſpricht für den Anteil, den Seine Majeſtät an ihren Schickſalen nehmen. Die lebhaften Gefühle der Untertanentreue und Anhäng- lichkeit der Bevölkerung von Zara, welche Sie, Herr Bürgermeiſter, verdolmetſcht haben, werden unſerem allerhöchſten Herrn zur großen Genugtuung gereichen. (Italieniſch): Pel festoso e cordiale ricevimento esprimo a lei pregandola di recarli ai suoi concittadini i miei piu caldi ringraziamenti.“ Die Antwort wurde mit jubelnden Evviva- und Zivio-Rufen aufgenommen. Im Statthaltereigebäude empfing der Erzherzog die Hofwürdenträger, den Klerus, die dienſtfreien Offiziere ꝛc. Landtagspräſident Dr. Ivcevic richtete an den Erzherzog eine Huldigungsanſprache, auf die dieſer deutſch erwiderte. Auf die Anſprache des Erzbiſchofs von Zara Dvornik erwiderte Erzherzog Franz Ferdinand: „Mit beſonderer Genugtuung vernehme ich die Verſicherung der Treue und Anhänglichkeit an Seine kaiſerliche und königliche apoſtoliſche Majeſtät, der Sie im Namen des Epiſkopates des katholiſchen Sekular- und Regularklerus Dalmatiens Ausdruck gegeben haben. Die Intereſſen der katholiſchen Kirche und ihres Klerus werden Sr. Majeſtät ſtets am Herzen liegen und die allerhöchſte Gewogenheit genießen. Gebe es Gott, daß das paſtorale Wirken des dalma- tiniſchen Klerus geſegnete Früchte trage und in den Herzen der Gläubigen die Gefühle chriſtlicher Liebe, des Friedens und der Eintracht befeſtige. Ich bin über- zeugt, daß auch in Hinkunft Ihr Klerus bei dem ge- treuen dalmatiniſchen Volke neben dem religiöſen Ge- fühle auch die Anhänglichkeit an Se. Majeſtät den Kaiſer und König, an ſein Haus und die Monarchie pflegen wird. Hvala liepa. Grazie.“ Auf die Anſprache des griechiſch-orientaliſchen Biſchofs von Zara Dr. Milas antwortete der Erz- herzog: „Ich danke Ihnen, Herr Biſchof, für die in ſo warmer Weiſe zum Ausdruck gebrachten Gefühle. Ich bin überzeugt, daß ſich die Ihrer Fürſorge anvertraute Geiſtlichkeit bei der eifrigen Erfüllung ihres erhabenen Berufes ebenſo wie das Volk Ihrer Eparchie ſtets durch Treue und Ergebenheit für Se. Majeſtät den Kaiſer und König und ſein Haus auszeichnen werden. (Serbokroatiſch: Budite uvjereni o Milosti i blagona- klonosti njegovog Veličanstva.“ Auf der Rückreiſe. Pola, 16. September. Erzherzog Franz Ferdinand iſt an Bord des „Erzherzog Karl“, begleitet von der Eskader, um 8 Uhr abends im Kriegshafen eingetroffen. Um 8½ Uhr fuhr er im Galaboote entlang den feſtlich beleuchteten Kriegs- ſchiffen und der prächtig illuminierten Riva zur Landungsbrücke, lebhaft akklamiert. Auf dem Eliſabethmolo betrachtete der Erzherzog die mit bengaliſchem Lichte feenhaft beleuchtete Arena und das Feuerwerk auf dem Monte Ghiro. Sodann verabſchiedete ſich der Erzherzog vom Marinekommandanten Admiral Grafen Monte- cuccoli und nahm die Abmeldung des Kriegs- hafenkommandanten Vizeadmirals v. Ripper und des Bezirkshauptmannes Freiherrn v. Reinlein entgegen. Dem Podeſtà Dr. Stanich gegenüber drückte der Herr Erzherzog ſeine Befriedigung und Freude über den Empfang und die Illumination aus. Um 9 Uhr erfolgte die Abfahrt des Hofzuges. Die Manöveroberleitung trifft nachts mit dem Dampfer „Gödöllö“ in Pola ein und ſetzt morgen nachmittags die Reiſe nach Wien fort. Pola, 17. September. Der Kaiſer hat für die Armen von Pola 4000 Kronen geſpendet. Die Ereigniſſe in Rußland. Die Zarenreiſe. Kaiſer Nikolaus fühlt ſich auf ſeiner Finn- landsreiſe ziemlich wohl, wenn auch alle Vor- kehrungen getroffen ſind, um die Oeffentlichkeit über die beabſichtigten Bewegungen des Herrſchers nicht in Kenntnis kommen zu laſſen. Das Feſtland hat der Kaiſer noch nicht betreten, obwohl man ſeinem Beſuch in Björkö entgegenſieht. Doch meldet das Schwediſche Telegraphenbureau von einem Tagesaus- flug des Kaiſers auf die Kalfholmen-Inſeln, bei dem der Zar ſogar Geld unter die Bevölkerung verteilte. Es wird angegeben, daß die kaiſerliche Familie Montag nach Peterhof abreiſen, dann aber wieder zu den finniſchen Inſeln zurückkehren werde. Sehr erſchüttert hat den Kaiſer der Tod des Generals Trepow, der Samstag eintrat, nachdem der General längere Zeit an Angina pectoris gelitten hatte. Dimitri Trepow ſtand im 51. Lebensjahre. Er war der Sohn des Stadthauptmanns Trepow von Petersburg, den, ein Findelkind, eine deutſche Dame auf der zu ihrem Hofe führenden Treppe aufgeleſen und „Trepphof“ genannt hatte, welchen Namen der noch mals berühmt Gewordene zu Trepow ruſſifiziert hatte. Vater und Sohn waren wegen ihrer Strenge Gegenſtand unzähliger Attentate. Der nun verſtorbene General war 1896 Ober-Polizeiminiſter von Moskau und wurde 1905 Generalgouverneur von St. Petersburg, am 5. November desſelben Jahres ernannte ihn der Zar zum Kommandanten ſeines Palaſtes. Trepow war wohl, wegen ſeiner grauſamen Strenge und eiſernen Konſequenz, der meiſtgehaßte Mann im Zarenreich und es iſt ſehr charakteriſtiſch, daß die Judenblätter, die mit den jüdiſchen Aufrührern von Siedlce ſo widerlich aufdringliches Mitleid äußerten, Trepow durchaus für ermordet ausgeben wollen, während er tatſächlich eines durchaus natürlichen Todes ſtarb. An Stelle Trepows wurde der bis- herige Kommandeur des Gendarmeriekorps, General Dedjulin, zum Palaſtkommandanten er- nannt. Die Situation in Warſchau. In der Hauptſtadt Polens kamen die Behörden einem neuen jüdiſch-revolutionären Anſchlag auf die Spur und um die Oeffentlichkeit zu täuſchen, beeilen ſich die Juden, über Vorbereitungen zu einem „Pogrom“, einer Verfolgung, zu heulen. Folgende Meldung liegt hierüber vor: Warſchau, 16. September. Geſtern um 6 Uhr nachmittags umzingelte Militär den ganzen 6. Stadt- bezirk und unternahm eine allgemeine Reviſion in ſämtlichen Häuſern. Die Tore der Häuſer wurden ge- ſchloſſen und der Verkehr mußte ganz eingeſtellt werden. Die Unterſuchung dauerte bis 4 Uhr nachmittags. 1730 Perſonen wurden verhaftet und in die Militärkaſernen abgeführt. 700 von den Ver- hafteten, die verdächtig erſchienen, wurden unter ſtarker Bedeckung in die Zitadelle gebracht. Die anderen wurden freigelaſſen. Solche Reviſionen ſollen nun auch in den anderen Stadtbezirken durchgeführt werden. Kämpfe mit Bauern. Warſchau, 16. September. (Privat-Tele- gramm.) In das Dorf Rubnikow im Gouvernement Grodno kam ein Polizeikommiſſär mit fünfzehn Soldaten und zwei Poliziſten, um ſieben Bauern zu verhaften. Die Dorfbewohner ſuchten die Ver- haftung gewaltſam zu verhindern und griffen das Militär an. Dieſes machte von der Waffe Gebrauch. Acht Bauern wurden erſchoſſen und 60 verwundet. Samara, 16. September. Auf dem Gute Arſha- now haben die Bauern ſchwere Ausſchreitungen be- gangen. Sie verhandelten zunächſt über den Land- pacht ſchlugen dabei einen Gutsbeamten, dann eilten auf ihr Signal etwa 700 Mann mit Gewehren und Bomben herbei und begannen das Gut zu zerſtören. Die Weiber ſteckten das Gebäude und die Heuvorräte in Brand und die Män- ner plünderten. Auf das Feuer der Gutswache antworteten die Bauern mit Bombenwürfen. Die Bomben fielen jedoch, ohne zu explodieren, ins Waſſer. Eine Anzahl Bauern wurde getötet oder verwundet. Nach Arſhanow ſind Truppen abge- gangen. Eine Manifeſtationskundgebung der Steuerbeamten. Ueber Einberufung des Verdandes der öſter- reichiſchen Steueramtsbeamtenvereine fand geſtern abends, im großen Saale des I. allgemeinen öſter- reichiſchen Beamtenvereines in der Inneren Stadt eine Manifeſtationskundgebung der k. k. öſterreichiſchen Steueramtsbeamten ſtatt, der unter anderen Abge- ordneter Dr. Geßmann beiwohnte. Es war dies die erſte Kundgebung dieſer Standesgruppe, dazu veran- ſtaltet um öffentlich ihre Wünſche bekannt zu geben. Parallel laufend fanden in zirka 40 öſter- reichiſchen Provinzſtädten gleichfalls Kund- gebungen der Steuerbeamtenſchaft ſtatt, in welchen die gleichlautenden Reſolutionen zum Beſchluſſe er- hoben wurden. Bezüglich der Avancements- verhältniſſe verlangten die Verſammlungen ein graduales Vorrücken. Eine zweite Reſolution verlangte die Einführung der 35jährigen Dienſtzeit für den Steueramtsdienſt; eine dritte Reſolution befaßte ſich mit der Dienſtespragmatik und hier wurde ge- fordert: Oeffentliches mündliches Disziplinarver- fahren, Alimentation bis zur Erledigung des Gnadengeſuches ꝛc.; ſchließlich ſoll es jeden Beamten geſtattet ſein, einer beliebigen politiſchen Partei an- zugehören. Nach der einſtimmig erfolgten Annahme dieſer Reſolutionen wurde die Tagung geſchloſſen.

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 212, Wien, 18.09.1906, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost212_1906/6>, abgerufen am 27.04.2024.