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Reichspost. Nr. 370, Wien, 12.08.1912.

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Nr. 370 Wien, Montag Reichspost 12. August 1912

[Spaltenumbruch]

lichen Mittel zuteil werden lassen. Doch konnte die ärzt-
liche Kunst nicht mehr helfen und auch dieses dritte Men-
schenopfer ist heute seinen Verletzungen erlegen. Von
dem Unfalle wurde die Marinesektion des Kriegsmini-
steriums unverzüglich verständigt und eine strenge Unter-
suchung eingeleitet.




Sportnachrichten.
Trabfahren zu Baden.

Der gestrige Badner Trabrenntag war glänzend be-
sucht, trotzdem das kühle Wetter den Aufenthalt im Freien
wenig angenehm gestaltete. Die Rennen brachten den
Favorits nahezu durchwegs schwere Niederlagen. Nur im
Maidenverkaufsrennen der Dreijährigen und im Sommer-
handikap vermochten Schatz, respektive Hauteur ihre kurzen
Odds zu landen. Dagegen bildeten die Erfolge von Magnas
im Gordon- und Furcsa im Gambettahandikap große Ueber-
raschungen. Am Totalisateur zahlte man 449 und 227 : 10.
Die Handikaps verliefen durchwegs sehr spannend, da über
den ganzen Weg das Bild jeden Moment wechselte und
die Felder dicht geschlossen waren.

Nachstehend die Resultate:

Maiden-Verkaufsrennen der Drei-
jährigen.
2000 Kr. 2100 M. Gest. Spillerns br. H.
Schatz 1 : 39·7 (Lyon) 1., Hrn. Schlesingers br. H. Membaj 2.,
Gest. Wiltonhofs br. St. Renee 3. Intrigant, Argona, Tiroler-
hof, Nachtfalter, Futone, Notar (als Zweiter disqualifiziert),
Betyar, Infantka. Schatz ist bald in Front und siegt über-
legen. Tot. 19 : 10. Platz 25, 34, 35 : 20.

Gordonhandikap. 3000 Kr. 2500 M. Hrn. Obers-
bergers 7j. schwbr. H. Magnas 1 : 28·5 (Seager) 1., Mr. Oscars
6j. br. W. Prokop 2., Bar. Kohners 6j. RSt. Fantazya 3.
Marie K., Imitator, Regent, Ma joie, Elemer, Plauder-
lieschen, Memphis, Feri. Die Führung wechselt. In der zweiten
Runde geht Prokop in Front, wird aber knapp vor dem Ziele
von Magnas passiert. Tot. 449 : 10. Platz 137, 56, 74 : 20.

Verkaufsrennen. 2000 Kr. 2300 M. Herrn
Grinovers 6j. br. St. Grinover 1 : 32·8 (Pezzi) 1., Gest.
Venesellös 4j. dbr. St. Pipiske 2., Gest. Wolas 4j. RSt.
Hera 3. Rajta, Viribus unitis, Grille, Buxus, Lovag,
Gemeinderat, Ellie, Ansel, Subri, Lidercz, Georgina. Anfangs
führt Grille vor Rajta. In der Schlußrunde geht Bella donna
in Front und siegt leicht. Tot. 142 : 10. Platz 81, 77, 40 : 20.

Sommerhandikap. 10.000 Kr. 2100 M. Herrn
Schlesingers 5j. schwbr. H. Hauteur 1 : 27·3 (Brown) 1.,
Hrn. Brunatis 10j. br. H. Concurrent 2., Bar. Kohners
8j. br. H. Sir Todd 3. Aschenbrödel, Crescens, Prince
Revelstoke, Lionello, Lonstic, Aufwieglerin, Al Stanley, Pierrot,
Royal Reaper. Hauteur führt durchwegs und siegt leicht.
Tot. 31 : 10. Platz 36, 61, 39 : 20.

Leventepreis. 2600 Kr. 2200 M. Gest. Wolas
br. St. Igraszka 1 : 31 (Ederer) 1., Gest. Sharovas dbr. H.
Coeur d'Excelsior 2., Gest. Venesellös FSt. Leni 3. Mädi,
Hart, Nachtigall. Coeur d'Excelsior führt bis in den Einlauf.
Hier geht Igraszka an ihm vorbei und siegt sicher. Tot. 42 : 10.
Platz 28, 24 : 20.

Trabersportklubrennen. 2000 Kr. 2100 M.
Gest. Bellevues 8j. br. St. Szamocza 1 : 33·6 (Albrecht) 1.,
Hrn. Pillats 7j. br. St. Ex libris 2., Hrn. Tschagers 6j. br. W.
Nord Expreß 3. Rajta, Gisa, Gretl G., Meltosagos, Risotto B.,
Marco, Mailüfterl. Anfangs führt Gretl G., dann Szamocza.
Diese siegt leicht vor Ex libris. Tot. 74 : 10. Platz 47,
36, 71 : 20.

Gambetta-Handikap. 2400 Kr. 2100 M. Hrn.
Wedorns 5j. br. St. Furcsa 1 : 32·5 (Bes.) 1., Hrn. Feyers
4j. schwbr. H. Ewian 2., Gest. Wiltonhofs 4j. schwbr. St.
Chance 3. Mac Phee, Hekla, Ernstl, Folies Caprices, Adalbert,
Mon ami, Sieß E. U., Erni, Rendezvous, Waselbua, Grisette,
[Spaltenumbruch] Hedvig, Iluskam. Die Führung wechselt. In der Schlußrunde
geht Hedvig in Front, springt aber im Einlauf, so daß Furcsa,
Ewian und Chance in Front gehen und in der genannten
Reihenfolge das Ziel passieren. -- Tot. 227 : 10, Platz 179,
76, 104 : 20.

Fiakerfahren. 1200 Kr. 3000 M. Hrn. Seidls
Fondor--Commander (1 : 42·3) 1., Hrn. Obersbergers Dillon--
Waselbua 2., Hrn. Kreipls Vidra--Terka (keine Wetten) 3.
Gina--Hanni K, Humbert--Madar P, Wunderbua--Brigadier.
Nach 11/2 Runden gehen Dillon--Waselbua in Front, werden
aber im Einlauf von Fondor--Commander leicht passiert. --
Tot. 24 : 10, Platz 23, 23 : 20.

Radfahren.

Radrennen des Oesterreichischen Touringklubs. Der
Oesterreichische Touringklub hielt gestern auf der Straße
Schwechat -- Schwadorf -- Fischament --
Schwechat
seine Meisterschaft über 50 Kilometer sowie ein
Junior- und ein Seniorrennen ab. War die Beteiligung auch
nicht sehr stark, so wurden doch gute Leistungen geboten, die
um so anerkennenswerter sind, als die Fahrer gegen sturm-
artigen Gegenwind anzukämpfen hatten. In der Meisterschaft
gab es eine kleine Ueberraschung, da Krischke den Favorit
Puhrer im Endspurt knapp schlagen konnte. Die Ergebnisse
waren:

Meisterschaft des Oesterreichischen
Touringklubs
(50 Kilometer). Otto Krischke (R. K.
Landstraße 1 : 46 : 11 2/5 ) 1., C. Puhrer (R. K. "Sturmvogel",
1 : 46 : 11 3/5 ) 2., E. Gfrörer (Wiedner Radler 1 : 46 : 12--) 3.
R. Ernst und F. Schlagintweit (Wiedner Radler) erhielten
Medaillen. Janetzky und Schilhabl gaben auf.

Juniorfahren (25 Kilometer). R. Richter (R. K.
"Ausdauer", 56 : 08 2/5 ) 1., H. Walzer (R: K. "Regent",
56 : 14) 2., A. Mann (R. K. "Rund um Wien", 57 : 30 4/5 ) 3.
J. Müller, Weißmeyer.

Seniorfahren (25 Kilometer). J. Scharrer (R. K.
"Rund um Wien", 55 : 21 3/5 ) 1., Stoitzner (Neubauer Radler,
55 : 25 4/5 ) 2., Stefandl (R. K. "Deutschmeister", 55 : 52 1/5 ) 3.
J. Gstöttner, A. Roy, J. Mahn.




Das Radrennen Wien--Prag.


Von den 57 Konkurrenten, die gestern um 3 Uhr früh in
Wien zu dem Radrennen Wien--Prag (287·4 Kilometer)
gestartet waren, trafen 23 in Prag ein, u. Lw. als Erster
Kramer (Wien) in 12 Stunden 33 Minuten 49·4 Sekunden,
als Zweiter Rames (Prag) in 13 Stunden 26 Minuten
25·2 Sekunden, als Dritter Wallner (Wien) in 13 Stunden
40 Minuten 44·2 Sekunden, als Vierter Silberdaler in
13 Stunden 48 Minuten 40·4 Sekunden und als Fünfter
Schaeffer (Wien) in 13 Stunden 48 Minuten
41·6 Sekunden.

Rudersport.

Deutschböhmische Ruderregatta. Aus Leitmeritz,
11. d., meldet ein Telegramm: Hier fand die fünfte deutsch-
böhmische Ruderregatta
statt, an der 50 Boote
teilnahmen, darunter auch der Meisterschaftsvierer der "Ger-
mania" in Leitmeritz, durch den Oesterreich bei den Olympischen
Spielen vertreten war. Im Rennen dieses Vierers gegen den
Juniorenvierer des "Pirat" (Wien) siegte ersterer mit einer
Länge. Im Rennen um den Preis der Stadt Leitmeritz wurde
"Pirat" (Wien) vom Meisterschaftsvierer der "Germania" mit
3/4 Längen geschlagen. Die Einsermeisterschaft von Böhmen
gewann Eichler (Prag).

Fußball.

Qualifikationsfußballmath "Hertha" gegen "Rudolfs-
hügel".
Auf dem Hütteldorfer Sportplatz des W. A. F. kam gestern
das zweite Qualifikationsmatch "Hertha" gegen "Rudolfshügel"
zur Entscheidung. Nach scharfem aber fairem Kampf siegte "Hertha"
[Spaltenumbruch] dank ihres besseren Schußvermögens über die sonst ebenbürtigen
Gegner mit 3 : 1 (Halbzeit 1 : 0). "Hertha" bleibt somit in der
ersten Spielabteilung des "Niederösterreichischen Fußballver-
bandes", während "Rudolfshügel" erst sein Qualifikationsmatch
gegen "Wacker" gewinnen muß.

Wassersport.

Propagandawettschwimmen in Hietzing. Der Wiener
Athletiksportklub veranstaltete gestern im Bade "Penzinger Au"
in Hietzing ein lokales Propaganda-Schwimmeeting. Der
eigentliche Zweck, die Bewohner der westlichen Bezirke für den
Schwimmsport zu interessieren, wurde zufolge der ungünstigen
Witterung nur in geringem Maße erfüllt, da sich nur wenige
Besucher einfanden, die nicht direkt interessiert waren. Die
aber gekommen waren, bekamen recht guten Sport und hübsche
Kämpfe zu sehen, die in den beiden Stafettenkonkurrenzen
ihren Höhepunkt erreichten. Im Rahmen des 55 Meter-Schnell-
schwimmens konnte Heini Brandstetter über 50 Meter mit 30 1/5
(früher 30 4/5 ) einen neuen österreichischen Rekord aufstellen.
Die Resulate waren:

Neulingsstafette, dreimal 27·5 Meter. Von den
fünf Mannschaften des W. A. K. siegte die Stafette Matz,
Rush, Püsk in 1 : 26.

Knabenschwimmen, 82·5 Meter. J. Sticker
(W. A. K. 1 : 12 4/5 ) 1., Reuninger (Amateur 1 : 15) 2., H.
Haldenwang (Amateur) 3.

Tauchen, 50 Meter. J. Schwarz (W. A. K. 44·30 Meter
in 40 2/5 ) 1., Bernatz (W. A. K. 40·30 Meter in 44 4/5 ) 2., Püsk
(W. A. K.) 3.

Springen (Meister ausgeschlossen). Bernatz (W. A. K.),
Reinhardt.

Junior-Damen-Brustschwimmen, 55 Meter.
Frl. W. Himmler ("Danubia" 54 4/5 ) 1., Frl. J. Kovacs ("Stern"
1 : 01 4/5 ) 2., Frl. Tagleicht 3.

Schnellschwimmen. 55 M. Hr. Brandstetter
(W. A. K., 33 2/5 ) 1., Neuwelt (Austria, 36 3/5 ) 2., Sticker 3.

Handikap. 82·5 M. G. Haldenwang (Amateur,
1 : 10 4/5 ) 1., H. Haldenwang (1 : 15) 2., R. Morberger 3.

Lagenstafette. 4mal 27·5 M. Amateure
(1 : 6 2/5 ) 1., W. A. K. (1 : 16 3/5 ) 2.

Rückenhandikap. 82·5 M. A. Bauer (Austria,
1 : 24 1/5 ) 1., O. Finkler (Austria, 1 : 28 4/5 ) 2., L. Freund 3.

Damenhandikap. 55 M. Frl. Kovacs (Stern,
1 : 10 2/5 ) 1., Frl. Tagleicht 2., Frl. Himmler 3.

Hauptspringen. Th. Bernatz (W. A. K.) im
Alleingang 1.

Brustschwimmhandikap. 55. M. J. Schwarz
(W. A. K., 1 : 22 3/5 ) 1., O. Finkler (Austria) 2., A. Hofbauer 3.

Stafette. 6mal 27·5 M. Athletiksportklub (1 : 44) 1.,
Amateure (1 : 48) 2.




Eingesendet.



[Spaltenumbruch]

35. Folge.

Nachdruck verboten.

Das Rätsel des blauen Löwen.

Und sie schlang ihren gebräunten Arm
wie zum Schutz um das zitternde Mädchen. "Sie wissen,
ich würde die rechte Hand drum geben, Sie vor Leid be-
wahren zu können, und daß ich Mr. King alles Gute
wünsche, Ihretwegen sowohl wie seinetwegen. Denn er
ist ein so netter Mann, als ich je einen sah, und voll
Liebe für Sie, wie ich wohl weiß. Aber es ist das Beste,
daß Sie alles erfahren, was man sagt, damit es Sie
nicht später in Verlegenheit setzt."

"Danke Dir, Meg. Meinst Du's doch gut," sagte
die arme Nell, als sie sich mit Tränen im Auge ent-
fernte und ins Bett hinaufschlich.

Am folgenden Morgen, gleich nach dem Frühstücke,
hieß sie George Clavis, der ängstlich und besorgt aus-
sah, den Koffer für die Reise nach London zu packen.

Nell wagte keinen Einwand zu erheben, noch Fragen
an ihren Onkel zu stellen, mit dem heute offenbar nicht
zu spassen war. Sie mußte sich an dem Berichte genügen
lassen, den Meg von der für Clifford angestellten
Pflegerin erhalten hatte: der Kranke habe die Nacht gut
verbracht.

Schon vor zehn Uhr befanden sich Nell und ihr
Onkel mit dem Koffer hinten im Gig auf dem Wege
nach Stroan.

Sie waren noch nicht weit gefahren, als sie be-
merkten, daß etwas Ungewöhnliches auf der Straße vor
sich ging. Ene Anzahl Leute, darunter zwei oder drei
von der Polizei, waren eifrig damit beschäftigt, die
Straße und die ihr zur Seite laufenden Gräben zu
durchsuchen. Es war klar, daß diese Nachforschungen in
Zusammenhang mit der Auffindung von Jems Leiche
standen.

"Holla, was ist los?" fragte Clavis, sich an den
nächsten Polizeidiener wendend.

"Nichts weiter," erwiderte der Mann mit einem
Seitenblick auf Nell.

"Nichts, was für Sie von Belang ist," fügte ein
anderer der Suchenden hinzu. Und auch er blickte das
junge Mädchen, das mit blassem Gesichte und geschlosse-
nen Lippen neben George Claris saß, seltsam an.

"Nun, ihr könntet auf eine höfliche Frage wohl
eine höfliche Antwort geben, denk' ich," sagte der Gast-
wirt erzürnt.


[Spaltenumbruch]

Seine Nichte aber suchte ihn durch Zeichen und
leichtes Zupfen am Aermel zum Weiterfahren zu ver-
anlassen. Er war aber halsstarrig. Seit lange hier an-
sässig und mit der ganzen Gegend von jeher auf gutem
Fuß stehend, glaubte er ein Recht auf die Auskunft zu
haben, um die er ganz harmlos gebeten hatte.

"Ei was!" sagte er hartnäckig, indem er sich aus
dem Wagen lehnte und einen vertraulichen Ton an-
schlug, "wenn's ein Geheimnis betrifft, so wißt ihr, daß
ich's zu halten weiß. Oder hab' ich nicht schon manches
geheimzuhalten gewußt?" Zu seiner großen Entrüstung
sah er jedoch auf den Gesichtern einiger der beschäftigten
Leute etwas, was er für ein mitleidiges Lächeln hielt.

Er verlor seinen Gleichmut.

"Nun denn heraus mit der Sprache!" rief er
finster.

Der Polizist, mit dem er zuerst gesprochen, unter-
drückte das Lächeln und antwortete ernst genug: "'s ist
uns vorläufig nicht erlaubt, mehr zu sagen. Doch wer-
den Sie bald alles erfahren. Wahrscheinlich schon diesen
Nachmittag."

"Onkel George, wir werden den Zug versäumen,"
sagte Nell mit unsicherer Stimme.

Der Polizist blickte jetzt von George Claris auf
den Koffer hinten im Wagen, und als der Gastwirt
fortfuhr, flüsterte er dem ihm zunächst stehenden Mann
einige Worte zu, worauf dieser eilig in der Richtung
auf Stroan lief.

Onkel und Nichte waren kaum auf dem Bahnsteig
der kleinen Station angekommen, als der Polizeikom-
missär des Platzes aus der Tür trat und auf sie zu
eilte.

"Ei, Mr. Claris, ich komme, wie ich sehe, gerade
zurecht," rief er freundlich, indem er die Hand höflich
an den Hut legte. "Wollen einen Rasting in London
nehmen?"

"Nicht ich. Für mich gibt's keine Ras[ttage]," er-
widerte Claris fast mürrisch. "Ich bringe meine Nichte
zur Bahn, weiter nichts."

"Nun, so tut es mir leid, daß ich den [Ausflug] der
Dame unterbrechen muß, denn wir werden ihrer als
Zeugin bei der Untersuchung bedürfen, die diesen Nach-
mittag stattfinden soll. Ich bedaure unendlich, Miß,"
wendete er sich an Nell, "aber es heißt nur das Ver-
gnügen um einige Tage verschieben."

Doch Nell sah so bestürzt aus, als ob die Vorladung
des Beamten ein Todesurteil gewesen wäre. Sie gab
keine Antwort, sondern stand schweigend, tränenlos,
[Spaltenumbruch] aber schreckensbleich vor den zwei Männern da und
starrte mit offenen Lippen und wilden Blicken auf den
herankommenden Zug.

Der Onkel rüttelte sie, sie am Arme ergreifend, auf.

"Was ist mit Dir, Mädchen! Sieh nicht so drein!"
raunte er ihr zu. "Die Leute müssen ja denken, Du
habest selber die Hand mit im Spiel, wenn Du mit
solchem Gesicht vor Gericht gehst."

Zu seinem Erstaunen nahm sie seine Worte ganz
ernst.

"Wird man das wirklich denken? Wird man so
etwas zu sagen wagen?" fragte sie mit so atemlosem
Ernst, daß er mit einem finsteren Ausdruck auf seinem
ehrlichen roten Gesicht einen Schritt zurücktrat.

"Gott bewahre das Mädchen! Du jagst mir mit
Deinem Zittern und Deinem verstörten Gesicht einen
heillosen Schreck ein!" sagte er mürrisch. "Komm mit
mir heim! Und um Himmals willen erwecke nicht den
Verdacht, daß Du Dich habest davonmachen wollen.
Gott weiß, was die Leute in solcher Zeit alles sagen
werden, wenn Du nicht alle fünf Sinne [beisa]mmen hast
und wie ein vernünftiges Wesen Rede steh[s]t."

Nell sagte nichts. Dem G[ast]wirt aber sank, als er
heimfuhr, der Mut, da er sah, daß sein sonst so leicht-
herziges, fröhliches Nichtchen auf dem ganzen Weg wie
Espenlaub zitterte.




Vierzehntes Kapitel.

Vor dem Untersuchungsrichter.

Die gerichtliche Untersuchung fand in dem kleinen
Rathaus auf dem Marktplatze [statt] und die bösen Ge-
rüchte, die über den Tod Jems in Um[l]auf waren, hatten
einen solchen Andrang herbeigeführt, daß die dürftige
Räumlichkeit, die das alte Gebäude darbot, aufs
äußerste in Anspruch genommen [wurde]

Es war von Anfang an ersich[tlich], daß dies kein
gewöhnlicher Fall war, daß es sich hier nicht bloß um
einen Betrunkenen handelte, der tot in einem Graben
gefunden worden war, ohne daß man hätte sagen kön-
nen, wie er zu Schaden gekommen war.

Vom ersten Augenblick an, als die Türen geöffnet
wurden und die Menge hereinströmte, um unverzüglich
den für das Publikum bestimmten Raum auszufüllen,
vernahm man ein von Mund zu Mund fliegendes
Murmeln und Flüstern, das dem allgemeinen Glauben
entsprang, daß eine oder mehrere Personen aus besseren
Kreisen in den Prozeß verwickelt werden würden.

(Fortsetzung folgt.)


Nr. 370 Wien, Montag Reichspoſt 12. Auguſt 1912

[Spaltenumbruch]

lichen Mittel zuteil werden laſſen. Doch konnte die ärzt-
liche Kunſt nicht mehr helfen und auch dieſes dritte Men-
ſchenopfer iſt heute ſeinen Verletzungen erlegen. Von
dem Unfalle wurde die Marineſektion des Kriegsmini-
ſteriums unverzüglich verſtändigt und eine ſtrenge Unter-
ſuchung eingeleitet.




Sportnachrichten.
Trabfahren zu Baden.

Der geſtrige Badner Trabrenntag war glänzend be-
ſucht, trotzdem das kühle Wetter den Aufenthalt im Freien
wenig angenehm geſtaltete. Die Rennen brachten den
Favorits nahezu durchwegs ſchwere Niederlagen. Nur im
Maidenverkaufsrennen der Dreijährigen und im Sommer-
handikap vermochten Schatz, reſpektive Hauteur ihre kurzen
Odds zu landen. Dagegen bildeten die Erfolge von Magnas
im Gordon- und Furcſa im Gambettahandikap große Ueber-
raſchungen. Am Totaliſateur zahlte man 449 und 227 : 10.
Die Handikaps verliefen durchwegs ſehr ſpannend, da über
den ganzen Weg das Bild jeden Moment wechſelte und
die Felder dicht geſchloſſen waren.

Nachſtehend die Reſultate:

Maiden-Verkaufsrennen der Drei-
jährigen.
2000 Kr. 2100 M. Geſt. Spillerns br. H.
Schatz 1 : 39·7 (Lyon) 1., Hrn. Schleſingers br. H. Membaj 2.,
Geſt. Wiltonhofs br. St. Renee 3. Intrigant, Argona, Tiroler-
hof, Nachtfalter, Futone, Notar (als Zweiter disqualifiziert),
Betyar, Infantka. Schatz iſt bald in Front und ſiegt über-
legen. Tot. 19 : 10. Platz 25, 34, 35 : 20.

Gordonhandikap. 3000 Kr. 2500 M. Hrn. Obers-
bergers 7j. ſchwbr. H. Magnas 1 : 28·5 (Seager) 1., Mr. Oscars
6j. br. W. Prokop 2., Bar. Kohners 6j. RSt. Fantazya 3.
Marie K., Imitator, Regent, Ma joie, Elemer, Plauder-
lieschen, Memphis, Feri. Die Führung wechſelt. In der zweiten
Runde geht Prokop in Front, wird aber knapp vor dem Ziele
von Magnas paſſiert. Tot. 449 : 10. Platz 137, 56, 74 : 20.

Verkaufsrennen. 2000 Kr. 2300 M. Herrn
Grinovers 6j. br. St. Grinover 1 : 32·8 (Pezzi) 1., Geſt.
Veneſellös 4j. dbr. St. Pipiske 2., Geſt. Wolas 4j. RSt.
Hera 3. Rajta, Viribus unitis, Grille, Buxus, Lovag,
Gemeinderat, Ellie, Anſel, Subri, Lidercz, Georgina. Anfangs
führt Grille vor Rajta. In der Schlußrunde geht Bella donna
in Front und ſiegt leicht. Tot. 142 : 10. Platz 81, 77, 40 : 20.

Sommerhandikap. 10.000 Kr. 2100 M. Herrn
Schleſingers 5j. ſchwbr. H. Hauteur 1 : 27·3 (Brown) 1.,
Hrn. Brunatis 10j. br. H. Concurrent 2., Bar. Kohners
8j. br. H. Sir Todd 3. Aſchenbrödel, Crescens, Prince
Revelſtoke, Lionello, Lonſtic, Aufwieglerin, Al Stanley, Pierrot,
Royal Reaper. Hauteur führt durchwegs und ſiegt leicht.
Tot. 31 : 10. Platz 36, 61, 39 : 20.

Leventepreis. 2600 Kr. 2200 M. Geſt. Wolas
br. St. Igraszka 1 : 31 (Ederer) 1., Geſt. Sharovas dbr. H.
Coeur d’Excelſior 2., Geſt. Veneſellös FSt. Leni 3. Mädi,
Hart, Nachtigall. Coeur d’Excelſior führt bis in den Einlauf.
Hier geht Igraszka an ihm vorbei und ſiegt ſicher. Tot. 42 : 10.
Platz 28, 24 : 20.

Traberſportklubrennen. 2000 Kr. 2100 M.
Geſt. Bellevues 8j. br. St. Szamocza 1 : 33·6 (Albrecht) 1.,
Hrn. Pillats 7j. br. St. Ex libris 2., Hrn. Tſchagers 6j. br. W.
Nord Expreß 3. Rajta, Giſa, Gretl G., Meltoſagos, Riſotto B.,
Marco, Mailüfterl. Anfangs führt Gretl G., dann Szamocza.
Dieſe ſiegt leicht vor Ex libris. Tot. 74 : 10. Platz 47,
36, 71 : 20.

Gambetta-Handikap. 2400 Kr. 2100 M. Hrn.
Wedorns 5j. br. St. Furcſa 1 : 32·5 (Beſ.) 1., Hrn. Feyers
4j. ſchwbr. H. Ewian 2., Geſt. Wiltonhofs 4j. ſchwbr. St.
Chance 3. Mac Phee, Hekla, Ernſtl, Folies Caprices, Adalbert,
Mon ami, Sieß E. U., Erni, Rendezvous, Waſelbua, Griſette,
[Spaltenumbruch] Hedvig, Iluskam. Die Führung wechſelt. In der Schlußrunde
geht Hedvig in Front, ſpringt aber im Einlauf, ſo daß Furcſa,
Ewian und Chance in Front gehen und in der genannten
Reihenfolge das Ziel paſſieren. — Tot. 227 : 10, Platz 179,
76, 104 : 20.

Fiakerfahren. 1200 Kr. 3000 M. Hrn. Seidls
Fondor—Commander (1 : 42·3) 1., Hrn. Obersbergers Dillon—
Waſelbua 2., Hrn. Kreipls Vidra—Terka (keine Wetten) 3.
Gina—Hanni K, Humbert—Madar P, Wunderbua—Brigadier.
Nach 1½ Runden gehen Dillon—Waſelbua in Front, werden
aber im Einlauf von Fondor—Commander leicht paſſiert. —
Tot. 24 : 10, Platz 23, 23 : 20.

Radfahren.

Radrennen des Oeſterreichiſchen Touringklubs. Der
Oeſterreichiſche Touringklub hielt geſtern auf der Straße
Schwechat — Schwadorf — Fiſchament —
Schwechat
ſeine Meiſterſchaft über 50 Kilometer ſowie ein
Junior- und ein Seniorrennen ab. War die Beteiligung auch
nicht ſehr ſtark, ſo wurden doch gute Leiſtungen geboten, die
um ſo anerkennenswerter ſind, als die Fahrer gegen ſturm-
artigen Gegenwind anzukämpfen hatten. In der Meiſterſchaft
gab es eine kleine Ueberraſchung, da Kriſchke den Favorit
Puhrer im Endſpurt knapp ſchlagen konnte. Die Ergebniſſe
waren:

Meiſterſchaft des Oeſterreichiſchen
Touringklubs
(50 Kilometer). Otto Kriſchke (R. K.
Landſtraße 1 : 46 : 11⅖) 1., C. Puhrer (R. K. „Sturmvogel“,
1 : 46 : 11⅗) 2., E. Gfrörer (Wiedner Radler 1 : 46 : 12—) 3.
R. Ernſt und F. Schlagintweit (Wiedner Radler) erhielten
Medaillen. Janetzky und Schilhabl gaben auf.

Juniorfahren (25 Kilometer). R. Richter (R. K.
„Ausdauer“, 56 : 08⅖) 1., H. Walzer (R: K. „Regent“,
56 : 14) 2., A. Mann (R. K. „Rund um Wien“, 57 : 30⅘) 3.
J. Müller, Weißmeyer.

Seniorfahren (25 Kilometer). J. Scharrer (R. K.
„Rund um Wien“, 55 : 21⅗) 1., Stoitzner (Neubauer Radler,
55 : 25⅘) 2., Stefandl (R. K. „Deutſchmeiſter“, 55 : 52⅕) 3.
J. Gſtöttner, A. Roy, J. Mahn.




Das Radrennen Wien—Prag.


Von den 57 Konkurrenten, die geſtern um 3 Uhr früh in
Wien zu dem Radrennen Wien—Prag (287·4 Kilometer)
geſtartet waren, trafen 23 in Prag ein, u. Lw. als Erſter
Kramer (Wien) in 12 Stunden 33 Minuten 49·4 Sekunden,
als Zweiter Rames (Prag) in 13 Stunden 26 Minuten
25·2 Sekunden, als Dritter Wallner (Wien) in 13 Stunden
40 Minuten 44·2 Sekunden, als Vierter Silberdaler in
13 Stunden 48 Minuten 40·4 Sekunden und als Fünfter
Schaeffer (Wien) in 13 Stunden 48 Minuten
41·6 Sekunden.

Ruderſport.

Deutſchböhmiſche Ruderregatta. Aus Leitmeritz,
11. d., meldet ein Telegramm: Hier fand die fünfte deutſch-
böhmiſche Ruderregatta
ſtatt, an der 50 Boote
teilnahmen, darunter auch der Meiſterſchaftsvierer der „Ger-
mania“ in Leitmeritz, durch den Oeſterreich bei den Olympiſchen
Spielen vertreten war. Im Rennen dieſes Vierers gegen den
Juniorenvierer des „Pirat“ (Wien) ſiegte erſterer mit einer
Länge. Im Rennen um den Preis der Stadt Leitmeritz wurde
„Pirat“ (Wien) vom Meiſterſchaftsvierer der „Germania“ mit
¾ Längen geſchlagen. Die Einſermeiſterſchaft von Böhmen
gewann Eichler (Prag).

Fußball.

Qualifikationsfußballmath „Hertha“ gegen „Rudolfs-
hügel“.
Auf dem Hütteldorfer Sportplatz des W. A. F. kam geſtern
das zweite Qualifikationsmatch „Hertha“ gegen „Rudolfshügel„
zur Entſcheidung. Nach ſcharfem aber fairem Kampf ſiegte „Hertha“
[Spaltenumbruch] dank ihres beſſeren Schußvermögens über die ſonſt ebenbürtigen
Gegner mit 3 : 1 (Halbzeit 1 : 0). „Hertha“ bleibt ſomit in der
erſten Spielabteilung des „Niederöſterreichiſchen Fußballver-
bandes“, während „Rudolfshügel“ erſt ſein Qualifikationsmatch
gegen „Wacker“ gewinnen muß.

Waſſerſport.

Propagandawettſchwimmen in Hietzing. Der Wiener
Athletikſportklub veranſtaltete geſtern im Bade „Penzinger Au“
in Hietzing ein lokales Propaganda-Schwimmeeting. Der
eigentliche Zweck, die Bewohner der weſtlichen Bezirke für den
Schwimmſport zu intereſſieren, wurde zufolge der ungünſtigen
Witterung nur in geringem Maße erfüllt, da ſich nur wenige
Beſucher einfanden, die nicht direkt intereſſiert waren. Die
aber gekommen waren, bekamen recht guten Sport und hübſche
Kämpfe zu ſehen, die in den beiden Stafettenkonkurrenzen
ihren Höhepunkt erreichten. Im Rahmen des 55 Meter-Schnell-
ſchwimmens konnte Heini Brandſtetter über 50 Meter mit 30⅕
(früher 30⅘) einen neuen öſterreichiſchen Rekord aufſtellen.
Die Reſulate waren:

Neulingsſtafette, dreimal 27·5 Meter. Von den
fünf Mannſchaften des W. A. K. ſiegte die Stafette Matz,
Rush, Püsk in 1 : 26.

Knabenſchwimmen, 82·5 Meter. J. Sticker
(W. A. K. 1 : 12⅘) 1., Reuninger (Amateur 1 : 15) 2., H.
Haldenwang (Amateur) 3.

Tauchen, 50 Meter. J. Schwarz (W. A. K. 44·30 Meter
in 40⅖) 1., Bernatz (W. A. K. 40·30 Meter in 44⅘) 2., Püsk
(W. A. K.) 3.

Springen (Meiſter ausgeſchloſſen). Bernatz (W. A. K.),
Reinhardt.

Junior-Damen-Bruſtſchwimmen, 55 Meter.
Frl. W. Himmler („Danubia“ 54⅘) 1., Frl. J. Kovacs („Stern“
1 : 01⅘) 2., Frl. Tagleicht 3.

Schnellſchwimmen. 55 M. Hr. Brandſtetter
(W. A. K., 33⅖) 1., Neuwelt (Auſtria, 36⅗) 2., Sticker 3.

Handikap. 82·5 M. G. Haldenwang (Amateur,
1 : 10⅘) 1., H. Haldenwang (1 : 15) 2., R. Morberger 3.

Lagenſtafette. 4mal 27·5 M. Amateure
(1 : 6⅖) 1., W. A. K. (1 : 16⅗) 2.

Rückenhandikap. 82·5 M. A. Bauer (Auſtria,
1 : 24⅕) 1., O. Finkler (Auſtria, 1 : 28⅘) 2., L. Freund 3.

Damenhandikap. 55 M. Frl. Kovacs (Stern,
1 : 10⅖) 1., Frl. Tagleicht 2., Frl. Himmler 3.

Hauptſpringen. Th. Bernatz (W. A. K.) im
Alleingang 1.

Bruſtſchwimmhandikap. 55. M. J. Schwarz
(W. A. K., 1 : 22⅗) 1., O. Finkler (Auſtria) 2., A. Hofbauer 3.

Stafette. 6mal 27·5 M. Athletikſportklub (1 : 44) 1.,
Amateure (1 : 48) 2.




Eingeſendet.



[Spaltenumbruch]

35. Folge.

Nachdruck verboten.

Das Rätſel des blauen Löwen.

Und ſie ſchlang ihren gebräunten Arm
wie zum Schutz um das zitternde Mädchen. „Sie wiſſen,
ich würde die rechte Hand drum geben, Sie vor Leid be-
wahren zu können, und daß ich Mr. King alles Gute
wünſche, Ihretwegen ſowohl wie ſeinetwegen. Denn er
iſt ein ſo netter Mann, als ich je einen ſah, und voll
Liebe für Sie, wie ich wohl weiß. Aber es iſt das Beſte,
daß Sie alles erfahren, was man ſagt, damit es Sie
nicht ſpäter in Verlegenheit ſetzt.“

„Danke Dir, Meg. Meinſt Du’s doch gut,“ ſagte
die arme Nell, als ſie ſich mit Tränen im Auge ent-
fernte und ins Bett hinaufſchlich.

Am folgenden Morgen, gleich nach dem Frühſtücke,
hieß ſie George Clavis, der ängſtlich und beſorgt aus-
ſah, den Koffer für die Reiſe nach London zu packen.

Nell wagte keinen Einwand zu erheben, noch Fragen
an ihren Onkel zu ſtellen, mit dem heute offenbar nicht
zu ſpaſſen war. Sie mußte ſich an dem Berichte genügen
laſſen, den Meg von der für Clifford angeſtellten
Pflegerin erhalten hatte: der Kranke habe die Nacht gut
verbracht.

Schon vor zehn Uhr befanden ſich Nell und ihr
Onkel mit dem Koffer hinten im Gig auf dem Wege
nach Stroan.

Sie waren noch nicht weit gefahren, als ſie be-
merkten, daß etwas Ungewöhnliches auf der Straße vor
ſich ging. Ene Anzahl Leute, darunter zwei oder drei
von der Polizei, waren eifrig damit beſchäftigt, die
Straße und die ihr zur Seite laufenden Gräben zu
durchſuchen. Es war klar, daß dieſe Nachforſchungen in
Zuſammenhang mit der Auffindung von Jems Leiche
ſtanden.

„Holla, was iſt los?“ fragte Clavis, ſich an den
nächſten Polizeidiener wendend.

„Nichts weiter,“ erwiderte der Mann mit einem
Seitenblick auf Nell.

„Nichts, was für Sie von Belang iſt,“ fügte ein
anderer der Suchenden hinzu. Und auch er blickte das
junge Mädchen, das mit blaſſem Geſichte und geſchloſſe-
nen Lippen neben George Claris ſaß, ſeltſam an.

„Nun, ihr könntet auf eine höfliche Frage wohl
eine höfliche Antwort geben, denk’ ich,“ ſagte der Gaſt-
wirt erzürnt.


[Spaltenumbruch]

Seine Nichte aber ſuchte ihn durch Zeichen und
leichtes Zupfen am Aermel zum Weiterfahren zu ver-
anlaſſen. Er war aber halsſtarrig. Seit lange hier an-
ſäſſig und mit der ganzen Gegend von jeher auf gutem
Fuß ſtehend, glaubte er ein Recht auf die Auskunft zu
haben, um die er ganz harmlos gebeten hatte.

„Ei was!“ ſagte er hartnäckig, indem er ſich aus
dem Wagen lehnte und einen vertraulichen Ton an-
ſchlug, „wenn’s ein Geheimnis betrifft, ſo wißt ihr, daß
ich’s zu halten weiß. Oder hab’ ich nicht ſchon manches
geheimzuhalten gewußt?“ Zu ſeiner großen Entrüſtung
ſah er jedoch auf den Geſichtern einiger der beſchäftigten
Leute etwas, was er für ein mitleidiges Lächeln hielt.

Er verlor ſeinen Gleichmut.

„Nun denn heraus mit der Sprache!“ rief er
finſter.

Der Poliziſt, mit dem er zuerſt geſprochen, unter-
drückte das Lächeln und antwortete ernſt genug: „’s iſt
uns vorläufig nicht erlaubt, mehr zu ſagen. Doch wer-
den Sie bald alles erfahren. Wahrſcheinlich ſchon dieſen
Nachmittag.“

„Onkel George, wir werden den Zug verſäumen,“
ſagte Nell mit unſicherer Stimme.

Der Poliziſt blickte jetzt von George Claris auf
den Koffer hinten im Wagen, und als der Gaſtwirt
fortfuhr, flüſterte er dem ihm zunächſt ſtehenden Mann
einige Worte zu, worauf dieſer eilig in der Richtung
auf Stroan lief.

Onkel und Nichte waren kaum auf dem Bahnſteig
der kleinen Station angekommen, als der Polizeikom-
miſſär des Platzes aus der Tür trat und auf ſie zu
eilte.

„Ei, Mr. Claris, ich komme, wie ich ſehe, gerade
zurecht,“ rief er freundlich, indem er die Hand höflich
an den Hut legte. „Wollen einen Raſting in London
nehmen?“

„Nicht ich. Für mich gibt’s keine Raſ[ttage],“ er-
widerte Claris faſt mürriſch. „Ich bringe meine Nichte
zur Bahn, weiter nichts.“

„Nun, ſo tut es mir leid, daß ich den [Auſflug] der
Dame unterbrechen muß, denn wir werden ihrer als
Zeugin bei der Unterſuchung bedürfen, die dieſen Nach-
mittag ſtattfinden ſoll. Ich bedaure unendlich, Miß,“
wendete er ſich an Nell, „aber es heißt nur das Ver-
gnügen um einige Tage verſchieben.“

Doch Nell ſah ſo beſtürzt aus, als ob die Vorladung
des Beamten ein Todesurteil geweſen wäre. Sie gab
keine Antwort, ſondern ſtand ſchweigend, tränenlos,
[Spaltenumbruch] aber ſchreckensbleich vor den zwei Männern da und
ſtarrte mit offenen Lippen und wilden Blicken auf den
herankommenden Zug.

Der Onkel rüttelte ſie, ſie am Arme ergreifend, auf.

„Was iſt mit Dir, Mädchen! Sieh nicht ſo drein!“
raunte er ihr zu. „Die Leute müſſen ja denken, Du
habeſt ſelber die Hand mit im Spiel, wenn Du mit
ſolchem Geſicht vor Gericht gehſt.“

Zu ſeinem Erſtaunen nahm ſie ſeine Worte ganz
ernſt.

„Wird man das wirklich denken? Wird man ſo
etwas zu ſagen wagen?“ fragte ſie mit ſo atemloſem
Ernſt, daß er mit einem finſteren Ausdruck auf ſeinem
ehrlichen roten Geſicht einen Schritt zurücktrat.

„Gott bewahre das Mädchen! Du jagſt mir mit
Deinem Zittern und Deinem verſtörten Geſicht einen
heilloſen Schreck ein!“ ſagte er mürriſch. „Komm mit
mir heim! Und um Himmals willen erwecke nicht den
Verdacht, daß Du Dich habeſt davonmachen wollen.
Gott weiß, was die Leute in ſolcher Zeit alles ſagen
werden, wenn Du nicht alle fünf Sinne [beiſa]mmen haſt
und wie ein vernünftiges Weſen Rede ſteh[ſ]t.“

Nell ſagte nichts. Dem G[aſt]wirt aber ſank, als er
heimfuhr, der Mut, da er ſah, daß ſein ſonſt ſo leicht-
herziges, fröhliches Nichtchen auf dem ganzen Weg wie
Eſpenlaub zitterte.




Vierzehntes Kapitel.

Vor dem Unterſuchungsrichter.

Die gerichtliche Unterſuchung fand in dem kleinen
Rathaus auf dem Marktplatze [ſtatt] und die böſen Ge-
rüchte, die über den Tod Jems in Um[l]auf waren, hatten
einen ſolchen Andrang herbeigeführt, daß die dürftige
Räumlichkeit, die das alte Gebäude darbot, aufs
äußerſte in Anſpruch genommen [wurde]

Es war von Anfang an erſich[tlich], daß dies kein
gewöhnlicher Fall war, daß es ſich hier nicht bloß um
einen Betrunkenen handelte, der tot in einem Graben
gefunden worden war, ohne daß man hätte ſagen kön-
nen, wie er zu Schaden gekommen war.

Vom erſten Augenblick an, als die Türen geöffnet
wurden und die Menge hereinſtrömte, um unverzüglich
den für das Publikum beſtimmten Raum auszufüllen,
vernahm man ein von Mund zu Mund fliegendes
Murmeln und Flüſtern, das dem allgemeinen Glauben
entſprang, daß eine oder mehrere Perſonen aus beſſeren
Kreiſen in den Prozeß verwickelt werden würden.

(Fortſetzung folgt.)


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[5/0005] Nr. 370 Wien, Montag Reichspoſt 12. Auguſt 1912 lichen Mittel zuteil werden laſſen. Doch konnte die ärzt- liche Kunſt nicht mehr helfen und auch dieſes dritte Men- ſchenopfer iſt heute ſeinen Verletzungen erlegen. Von dem Unfalle wurde die Marineſektion des Kriegsmini- ſteriums unverzüglich verſtändigt und eine ſtrenge Unter- ſuchung eingeleitet. Sportnachrichten. Trabfahren zu Baden. Der geſtrige Badner Trabrenntag war glänzend be- ſucht, trotzdem das kühle Wetter den Aufenthalt im Freien wenig angenehm geſtaltete. Die Rennen brachten den Favorits nahezu durchwegs ſchwere Niederlagen. Nur im Maidenverkaufsrennen der Dreijährigen und im Sommer- handikap vermochten Schatz, reſpektive Hauteur ihre kurzen Odds zu landen. Dagegen bildeten die Erfolge von Magnas im Gordon- und Furcſa im Gambettahandikap große Ueber- raſchungen. Am Totaliſateur zahlte man 449 und 227 : 10. Die Handikaps verliefen durchwegs ſehr ſpannend, da über den ganzen Weg das Bild jeden Moment wechſelte und die Felder dicht geſchloſſen waren. Nachſtehend die Reſultate: Maiden-Verkaufsrennen der Drei- jährigen. 2000 Kr. 2100 M. Geſt. Spillerns br. H. Schatz 1 : 39·7 (Lyon) 1., Hrn. Schleſingers br. H. Membaj 2., Geſt. Wiltonhofs br. St. Renee 3. Intrigant, Argona, Tiroler- hof, Nachtfalter, Futone, Notar (als Zweiter disqualifiziert), Betyar, Infantka. Schatz iſt bald in Front und ſiegt über- legen. Tot. 19 : 10. Platz 25, 34, 35 : 20. Gordonhandikap. 3000 Kr. 2500 M. Hrn. Obers- bergers 7j. ſchwbr. H. Magnas 1 : 28·5 (Seager) 1., Mr. Oscars 6j. br. W. Prokop 2., Bar. Kohners 6j. RSt. Fantazya 3. Marie K., Imitator, Regent, Ma joie, Elemer, Plauder- lieschen, Memphis, Feri. Die Führung wechſelt. In der zweiten Runde geht Prokop in Front, wird aber knapp vor dem Ziele von Magnas paſſiert. Tot. 449 : 10. Platz 137, 56, 74 : 20. Verkaufsrennen. 2000 Kr. 2300 M. Herrn Grinovers 6j. br. St. Grinover 1 : 32·8 (Pezzi) 1., Geſt. Veneſellös 4j. dbr. St. Pipiske 2., Geſt. Wolas 4j. RSt. Hera 3. Rajta, Viribus unitis, Grille, Buxus, Lovag, Gemeinderat, Ellie, Anſel, Subri, Lidercz, Georgina. Anfangs führt Grille vor Rajta. In der Schlußrunde geht Bella donna in Front und ſiegt leicht. Tot. 142 : 10. Platz 81, 77, 40 : 20. Sommerhandikap. 10.000 Kr. 2100 M. Herrn Schleſingers 5j. ſchwbr. H. Hauteur 1 : 27·3 (Brown) 1., Hrn. Brunatis 10j. br. H. Concurrent 2., Bar. Kohners 8j. br. H. Sir Todd 3. Aſchenbrödel, Crescens, Prince Revelſtoke, Lionello, Lonſtic, Aufwieglerin, Al Stanley, Pierrot, Royal Reaper. Hauteur führt durchwegs und ſiegt leicht. Tot. 31 : 10. Platz 36, 61, 39 : 20. Leventepreis. 2600 Kr. 2200 M. Geſt. Wolas br. St. Igraszka 1 : 31 (Ederer) 1., Geſt. Sharovas dbr. H. Coeur d’Excelſior 2., Geſt. Veneſellös FSt. Leni 3. Mädi, Hart, Nachtigall. Coeur d’Excelſior führt bis in den Einlauf. Hier geht Igraszka an ihm vorbei und ſiegt ſicher. Tot. 42 : 10. Platz 28, 24 : 20. Traberſportklubrennen. 2000 Kr. 2100 M. Geſt. Bellevues 8j. br. St. Szamocza 1 : 33·6 (Albrecht) 1., Hrn. Pillats 7j. br. St. Ex libris 2., Hrn. Tſchagers 6j. br. W. Nord Expreß 3. Rajta, Giſa, Gretl G., Meltoſagos, Riſotto B., Marco, Mailüfterl. Anfangs führt Gretl G., dann Szamocza. Dieſe ſiegt leicht vor Ex libris. Tot. 74 : 10. Platz 47, 36, 71 : 20. Gambetta-Handikap. 2400 Kr. 2100 M. Hrn. Wedorns 5j. br. St. Furcſa 1 : 32·5 (Beſ.) 1., Hrn. Feyers 4j. ſchwbr. H. Ewian 2., Geſt. Wiltonhofs 4j. ſchwbr. St. Chance 3. Mac Phee, Hekla, Ernſtl, Folies Caprices, Adalbert, Mon ami, Sieß E. U., Erni, Rendezvous, Waſelbua, Griſette, Hedvig, Iluskam. Die Führung wechſelt. In der Schlußrunde geht Hedvig in Front, ſpringt aber im Einlauf, ſo daß Furcſa, Ewian und Chance in Front gehen und in der genannten Reihenfolge das Ziel paſſieren. — Tot. 227 : 10, Platz 179, 76, 104 : 20. Fiakerfahren. 1200 Kr. 3000 M. Hrn. Seidls Fondor—Commander (1 : 42·3) 1., Hrn. Obersbergers Dillon— Waſelbua 2., Hrn. Kreipls Vidra—Terka (keine Wetten) 3. Gina—Hanni K, Humbert—Madar P, Wunderbua—Brigadier. Nach 1½ Runden gehen Dillon—Waſelbua in Front, werden aber im Einlauf von Fondor—Commander leicht paſſiert. — Tot. 24 : 10, Platz 23, 23 : 20. Radfahren. Radrennen des Oeſterreichiſchen Touringklubs. Der Oeſterreichiſche Touringklub hielt geſtern auf der Straße Schwechat — Schwadorf — Fiſchament — Schwechat ſeine Meiſterſchaft über 50 Kilometer ſowie ein Junior- und ein Seniorrennen ab. War die Beteiligung auch nicht ſehr ſtark, ſo wurden doch gute Leiſtungen geboten, die um ſo anerkennenswerter ſind, als die Fahrer gegen ſturm- artigen Gegenwind anzukämpfen hatten. In der Meiſterſchaft gab es eine kleine Ueberraſchung, da Kriſchke den Favorit Puhrer im Endſpurt knapp ſchlagen konnte. Die Ergebniſſe waren: Meiſterſchaft des Oeſterreichiſchen Touringklubs (50 Kilometer). Otto Kriſchke (R. K. Landſtraße 1 : 46 : 11⅖) 1., C. Puhrer (R. K. „Sturmvogel“, 1 : 46 : 11⅗) 2., E. Gfrörer (Wiedner Radler 1 : 46 : 12—) 3. R. Ernſt und F. Schlagintweit (Wiedner Radler) erhielten Medaillen. Janetzky und Schilhabl gaben auf. Juniorfahren (25 Kilometer). R. Richter (R. K. „Ausdauer“, 56 : 08⅖) 1., H. Walzer (R: K. „Regent“, 56 : 14) 2., A. Mann (R. K. „Rund um Wien“, 57 : 30⅘) 3. J. Müller, Weißmeyer. Seniorfahren (25 Kilometer). J. Scharrer (R. K. „Rund um Wien“, 55 : 21⅗) 1., Stoitzner (Neubauer Radler, 55 : 25⅘) 2., Stefandl (R. K. „Deutſchmeiſter“, 55 : 52⅕) 3. J. Gſtöttner, A. Roy, J. Mahn. Das Radrennen Wien—Prag. Prag, 2. Auguſt. Von den 57 Konkurrenten, die geſtern um 3 Uhr früh in Wien zu dem Radrennen Wien—Prag (287·4 Kilometer) geſtartet waren, trafen 23 in Prag ein, u. Lw. als Erſter Kramer (Wien) in 12 Stunden 33 Minuten 49·4 Sekunden, als Zweiter Rames (Prag) in 13 Stunden 26 Minuten 25·2 Sekunden, als Dritter Wallner (Wien) in 13 Stunden 40 Minuten 44·2 Sekunden, als Vierter Silberdaler in 13 Stunden 48 Minuten 40·4 Sekunden und als Fünfter Schaeffer (Wien) in 13 Stunden 48 Minuten 41·6 Sekunden. Ruderſport. Deutſchböhmiſche Ruderregatta. Aus Leitmeritz, 11. d., meldet ein Telegramm: Hier fand die fünfte deutſch- böhmiſche Ruderregatta ſtatt, an der 50 Boote teilnahmen, darunter auch der Meiſterſchaftsvierer der „Ger- mania“ in Leitmeritz, durch den Oeſterreich bei den Olympiſchen Spielen vertreten war. Im Rennen dieſes Vierers gegen den Juniorenvierer des „Pirat“ (Wien) ſiegte erſterer mit einer Länge. Im Rennen um den Preis der Stadt Leitmeritz wurde „Pirat“ (Wien) vom Meiſterſchaftsvierer der „Germania“ mit ¾ Längen geſchlagen. Die Einſermeiſterſchaft von Böhmen gewann Eichler (Prag). Fußball. Qualifikationsfußballmath „Hertha“ gegen „Rudolfs- hügel“. Auf dem Hütteldorfer Sportplatz des W. A. F. kam geſtern das zweite Qualifikationsmatch „Hertha“ gegen „Rudolfshügel„ zur Entſcheidung. Nach ſcharfem aber fairem Kampf ſiegte „Hertha“ dank ihres beſſeren Schußvermögens über die ſonſt ebenbürtigen Gegner mit 3 : 1 (Halbzeit 1 : 0). „Hertha“ bleibt ſomit in der erſten Spielabteilung des „Niederöſterreichiſchen Fußballver- bandes“, während „Rudolfshügel“ erſt ſein Qualifikationsmatch gegen „Wacker“ gewinnen muß. Waſſerſport. Propagandawettſchwimmen in Hietzing. Der Wiener Athletikſportklub veranſtaltete geſtern im Bade „Penzinger Au“ in Hietzing ein lokales Propaganda-Schwimmeeting. Der eigentliche Zweck, die Bewohner der weſtlichen Bezirke für den Schwimmſport zu intereſſieren, wurde zufolge der ungünſtigen Witterung nur in geringem Maße erfüllt, da ſich nur wenige Beſucher einfanden, die nicht direkt intereſſiert waren. Die aber gekommen waren, bekamen recht guten Sport und hübſche Kämpfe zu ſehen, die in den beiden Stafettenkonkurrenzen ihren Höhepunkt erreichten. Im Rahmen des 55 Meter-Schnell- ſchwimmens konnte Heini Brandſtetter über 50 Meter mit 30⅕ (früher 30⅘) einen neuen öſterreichiſchen Rekord aufſtellen. Die Reſulate waren: Neulingsſtafette, dreimal 27·5 Meter. Von den fünf Mannſchaften des W. A. K. ſiegte die Stafette Matz, Rush, Püsk in 1 : 26. Knabenſchwimmen, 82·5 Meter. J. Sticker (W. A. K. 1 : 12⅘) 1., Reuninger (Amateur 1 : 15) 2., H. Haldenwang (Amateur) 3. Tauchen, 50 Meter. J. Schwarz (W. A. K. 44·30 Meter in 40⅖) 1., Bernatz (W. A. K. 40·30 Meter in 44⅘) 2., Püsk (W. A. K.) 3. Springen (Meiſter ausgeſchloſſen). Bernatz (W. A. K.), Reinhardt. Junior-Damen-Bruſtſchwimmen, 55 Meter. Frl. W. Himmler („Danubia“ 54⅘) 1., Frl. J. Kovacs („Stern“ 1 : 01⅘) 2., Frl. Tagleicht 3. Schnellſchwimmen. 55 M. Hr. Brandſtetter (W. A. K., 33⅖) 1., Neuwelt (Auſtria, 36⅗) 2., Sticker 3. Handikap. 82·5 M. G. Haldenwang (Amateur, 1 : 10⅘) 1., H. Haldenwang (1 : 15) 2., R. Morberger 3. Lagenſtafette. 4mal 27·5 M. Amateure (1 : 6⅖) 1., W. A. K. (1 : 16⅗) 2. Rückenhandikap. 82·5 M. A. Bauer (Auſtria, 1 : 24⅕) 1., O. Finkler (Auſtria, 1 : 28⅘) 2., L. Freund 3. Damenhandikap. 55 M. Frl. Kovacs (Stern, 1 : 10⅖) 1., Frl. Tagleicht 2., Frl. Himmler 3. Hauptſpringen. Th. Bernatz (W. A. K.) im Alleingang 1. Bruſtſchwimmhandikap. 55. M. J. Schwarz (W. A. K., 1 : 22⅗) 1., O. Finkler (Auſtria) 2., A. Hofbauer 3. Stafette. 6mal 27·5 M. Athletikſportklub (1 : 44) 1., Amateure (1 : 48) 2. Eingeſendet. 35. Folge. Nachdruck verboten. Das Rätſel des blauen Löwen. Roman von Florene Warden. Und ſie ſchlang ihren gebräunten Arm wie zum Schutz um das zitternde Mädchen. „Sie wiſſen, ich würde die rechte Hand drum geben, Sie vor Leid be- wahren zu können, und daß ich Mr. King alles Gute wünſche, Ihretwegen ſowohl wie ſeinetwegen. Denn er iſt ein ſo netter Mann, als ich je einen ſah, und voll Liebe für Sie, wie ich wohl weiß. Aber es iſt das Beſte, daß Sie alles erfahren, was man ſagt, damit es Sie nicht ſpäter in Verlegenheit ſetzt.“ „Danke Dir, Meg. Meinſt Du’s doch gut,“ ſagte die arme Nell, als ſie ſich mit Tränen im Auge ent- fernte und ins Bett hinaufſchlich. Am folgenden Morgen, gleich nach dem Frühſtücke, hieß ſie George Clavis, der ängſtlich und beſorgt aus- ſah, den Koffer für die Reiſe nach London zu packen. Nell wagte keinen Einwand zu erheben, noch Fragen an ihren Onkel zu ſtellen, mit dem heute offenbar nicht zu ſpaſſen war. Sie mußte ſich an dem Berichte genügen laſſen, den Meg von der für Clifford angeſtellten Pflegerin erhalten hatte: der Kranke habe die Nacht gut verbracht. Schon vor zehn Uhr befanden ſich Nell und ihr Onkel mit dem Koffer hinten im Gig auf dem Wege nach Stroan. Sie waren noch nicht weit gefahren, als ſie be- merkten, daß etwas Ungewöhnliches auf der Straße vor ſich ging. Ene Anzahl Leute, darunter zwei oder drei von der Polizei, waren eifrig damit beſchäftigt, die Straße und die ihr zur Seite laufenden Gräben zu durchſuchen. Es war klar, daß dieſe Nachforſchungen in Zuſammenhang mit der Auffindung von Jems Leiche ſtanden. „Holla, was iſt los?“ fragte Clavis, ſich an den nächſten Polizeidiener wendend. „Nichts weiter,“ erwiderte der Mann mit einem Seitenblick auf Nell. „Nichts, was für Sie von Belang iſt,“ fügte ein anderer der Suchenden hinzu. Und auch er blickte das junge Mädchen, das mit blaſſem Geſichte und geſchloſſe- nen Lippen neben George Claris ſaß, ſeltſam an. „Nun, ihr könntet auf eine höfliche Frage wohl eine höfliche Antwort geben, denk’ ich,“ ſagte der Gaſt- wirt erzürnt. Seine Nichte aber ſuchte ihn durch Zeichen und leichtes Zupfen am Aermel zum Weiterfahren zu ver- anlaſſen. Er war aber halsſtarrig. Seit lange hier an- ſäſſig und mit der ganzen Gegend von jeher auf gutem Fuß ſtehend, glaubte er ein Recht auf die Auskunft zu haben, um die er ganz harmlos gebeten hatte. „Ei was!“ ſagte er hartnäckig, indem er ſich aus dem Wagen lehnte und einen vertraulichen Ton an- ſchlug, „wenn’s ein Geheimnis betrifft, ſo wißt ihr, daß ich’s zu halten weiß. Oder hab’ ich nicht ſchon manches geheimzuhalten gewußt?“ Zu ſeiner großen Entrüſtung ſah er jedoch auf den Geſichtern einiger der beſchäftigten Leute etwas, was er für ein mitleidiges Lächeln hielt. Er verlor ſeinen Gleichmut. „Nun denn heraus mit der Sprache!“ rief er finſter. Der Poliziſt, mit dem er zuerſt geſprochen, unter- drückte das Lächeln und antwortete ernſt genug: „’s iſt uns vorläufig nicht erlaubt, mehr zu ſagen. Doch wer- den Sie bald alles erfahren. Wahrſcheinlich ſchon dieſen Nachmittag.“ „Onkel George, wir werden den Zug verſäumen,“ ſagte Nell mit unſicherer Stimme. Der Poliziſt blickte jetzt von George Claris auf den Koffer hinten im Wagen, und als der Gaſtwirt fortfuhr, flüſterte er dem ihm zunächſt ſtehenden Mann einige Worte zu, worauf dieſer eilig in der Richtung auf Stroan lief. Onkel und Nichte waren kaum auf dem Bahnſteig der kleinen Station angekommen, als der Polizeikom- miſſär des Platzes aus der Tür trat und auf ſie zu eilte. „Ei, Mr. Claris, ich komme, wie ich ſehe, gerade zurecht,“ rief er freundlich, indem er die Hand höflich an den Hut legte. „Wollen einen Raſting in London nehmen?“ „Nicht ich. Für mich gibt’s keine Raſttage,“ er- widerte Claris faſt mürriſch. „Ich bringe meine Nichte zur Bahn, weiter nichts.“ „Nun, ſo tut es mir leid, daß ich den Auſflug der Dame unterbrechen muß, denn wir werden ihrer als Zeugin bei der Unterſuchung bedürfen, die dieſen Nach- mittag ſtattfinden ſoll. Ich bedaure unendlich, Miß,“ wendete er ſich an Nell, „aber es heißt nur das Ver- gnügen um einige Tage verſchieben.“ Doch Nell ſah ſo beſtürzt aus, als ob die Vorladung des Beamten ein Todesurteil geweſen wäre. Sie gab keine Antwort, ſondern ſtand ſchweigend, tränenlos, aber ſchreckensbleich vor den zwei Männern da und ſtarrte mit offenen Lippen und wilden Blicken auf den herankommenden Zug. Der Onkel rüttelte ſie, ſie am Arme ergreifend, auf. „Was iſt mit Dir, Mädchen! Sieh nicht ſo drein!“ raunte er ihr zu. „Die Leute müſſen ja denken, Du habeſt ſelber die Hand mit im Spiel, wenn Du mit ſolchem Geſicht vor Gericht gehſt.“ Zu ſeinem Erſtaunen nahm ſie ſeine Worte ganz ernſt. „Wird man das wirklich denken? Wird man ſo etwas zu ſagen wagen?“ fragte ſie mit ſo atemloſem Ernſt, daß er mit einem finſteren Ausdruck auf ſeinem ehrlichen roten Geſicht einen Schritt zurücktrat. „Gott bewahre das Mädchen! Du jagſt mir mit Deinem Zittern und Deinem verſtörten Geſicht einen heilloſen Schreck ein!“ ſagte er mürriſch. „Komm mit mir heim! Und um Himmals willen erwecke nicht den Verdacht, daß Du Dich habeſt davonmachen wollen. Gott weiß, was die Leute in ſolcher Zeit alles ſagen werden, wenn Du nicht alle fünf Sinne beiſammen haſt und wie ein vernünftiges Weſen Rede ſtehſt.“ Nell ſagte nichts. Dem Gaſtwirt aber ſank, als er heimfuhr, der Mut, da er ſah, daß ſein ſonſt ſo leicht- herziges, fröhliches Nichtchen auf dem ganzen Weg wie Eſpenlaub zitterte. Vierzehntes Kapitel. Vor dem Unterſuchungsrichter. Die gerichtliche Unterſuchung fand in dem kleinen Rathaus auf dem Marktplatze ſtatt und die böſen Ge- rüchte, die über den Tod Jems in Umlauf waren, hatten einen ſolchen Andrang herbeigeführt, daß die dürftige Räumlichkeit, die das alte Gebäude darbot, aufs äußerſte in Anſpruch genommen wurde Es war von Anfang an erſichtlich, daß dies kein gewöhnlicher Fall war, daß es ſich hier nicht bloß um einen Betrunkenen handelte, der tot in einem Graben gefunden worden war, ohne daß man hätte ſagen kön- nen, wie er zu Schaden gekommen war. Vom erſten Augenblick an, als die Türen geöffnet wurden und die Menge hereinſtrömte, um unverzüglich den für das Publikum beſtimmten Raum auszufüllen, vernahm man ein von Mund zu Mund fliegendes Murmeln und Flüſtern, das dem allgemeinen Glauben entſprang, daß eine oder mehrere Perſonen aus beſſeren Kreiſen in den Prozeß verwickelt werden würden. (Fortſetzung folgt.)

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 370, Wien, 12.08.1912, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost370_1912/5>, abgerufen am 28.04.2024.