Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

gen und den Wunsch, binnen kurzer Zeit eine zweite
Turnfahrt zu unternehmen, welche jedoch, der anhal-
tend schlechten Witterung willen, nicht ausgeführt wer-
den konnte. Eben so mußte ein Schauturnen, wel-
ches für einen schönen Herbsttag bestimmt war, einge-
tretener Hindernisse wegen unterbleiben.

Waren es nun zunächst persönliche Tapferkeit,
dann Männlichkeit, Tugend im alten Sinne des Wortes
und Wahrhaftigkeit, die beim Beginne des turnerischen
Lebens unter Jahns Leitung auf dem Turnplatze Pfle-
ge und Gedeihen fanden, so konnte in unserm kleinen
Wirkungskreise bei schwachen Kräften wohl wenig da-
von die Rede sein; aber gleichwohl hat es auch hier an
erfreulichen Früchten nicht gefehlt, die bei ernstem und
redlichem Streben gedeihlich empor reifen werden.
Ward auch schon der jugendlich frischen Heiterkeit keine
Schranke entgegengesetzt, so durfte doch nicht versäumt
werden, die ernste Tendenz des Ganzen festzuhalten
und jeglichen Muthwillen mit Nachdruck zurück zu wei-
sen. So herrschte denn bei den Uebungen, an denen
Kinder christlichen und jüdischen Glaubens, höhern und
niedern Standes der Aeltern Theil nahmen, Strenge
und Ordnung. Erreichung körperlicher Gewandheit
und Abhärtung durch angemessene Leibesübungen, für
die in Stadt und Land noch zu wenig gesorgt wird,
so wie Verträglichkeit der Jugend und Erhöhung der
Sittlichkeit lag uns vorzugsweise am Herzen, bei der
Errichtung des Turnplatzes, und der Erfolg täuschte
uns nicht. Alle Turner, die nun in dem gemeinsa-
men Streben einen Eingangspunkt gefunden, welcher
sie nunmehr ihre Mußestunden nützlicher zubringen
lehrte, begannen nun in größerer froher Eintracht zu
leben und die beim Scheiden vom Turnplatze ange-
stimmten Gesänge erfüllten sie mit heiterer Freude und
belebten zum beharrlichen Fortschritte bei den körper-
lichen Uebungen. So manche Klage verstummte, die
früher nur zu oft gehört war, der Eifer für die Schul-

**

gen und den Wunſch, binnen kurzer Zeit eine zweite
Turnfahrt zu unternehmen, welche jedoch, der anhal-
tend ſchlechten Witterung willen, nicht ausgeführt wer-
den konnte. Eben ſo mußte ein Schauturnen, wel-
ches für einen ſchönen Herbſttag beſtimmt war, einge-
tretener Hinderniſſe wegen unterbleiben.

Waren es nun zunächſt perſönliche Tapferkeit,
dann Männlichkeit, Tugend im alten Sinne des Wortes
und Wahrhaftigkeit, die beim Beginne des turneriſchen
Lebens unter Jahns Leitung auf dem Turnplatze Pfle-
ge und Gedeihen fanden, ſo konnte in unſerm kleinen
Wirkungskreiſe bei ſchwachen Kräften wohl wenig da-
von die Rede ſein; aber gleichwohl hat es auch hier an
erfreulichen Früchten nicht gefehlt, die bei ernſtem und
redlichem Streben gedeihlich empor reifen werden.
Ward auch ſchon der jugendlich friſchen Heiterkeit keine
Schranke entgegengeſetzt, ſo durfte doch nicht verſäumt
werden, die ernſte Tendenz des Ganzen feſtzuhalten
und jeglichen Muthwillen mit Nachdruck zurück zu wei-
ſen. So herrſchte denn bei den Uebungen, an denen
Kinder chriſtlichen und jüdiſchen Glaubens, höhern und
niedern Standes der Aeltern Theil nahmen, Strenge
und Ordnung. Erreichung körperlicher Gewandheit
und Abhärtung durch angemeſſene Leibesübungen, für
die in Stadt und Land noch zu wenig geſorgt wird,
ſo wie Verträglichkeit der Jugend und Erhöhung der
Sittlichkeit lag uns vorzugsweiſe am Herzen, bei der
Errichtung des Turnplatzes, und der Erfolg täuſchte
uns nicht. Alle Turner, die nun in dem gemeinſa-
men Streben einen Eingangspunkt gefunden, welcher
ſie nunmehr ihre Mußeſtunden nützlicher zubringen
lehrte, begannen nun in größerer froher Eintracht zu
leben und die beim Scheiden vom Turnplatze ange-
ſtimmten Geſänge erfüllten ſie mit heiterer Freude und
belebten zum beharrlichen Fortſchritte bei den körper-
lichen Uebungen. So manche Klage verſtummte, die
früher nur zu oft gehört war, der Eifer für die Schul-

**
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0045" n="41"/>
gen und den Wun&#x017F;ch, binnen kurzer Zeit eine zweite<lb/>
Turnfahrt zu unternehmen, welche jedoch, der anhal-<lb/>
tend &#x017F;chlechten Witterung willen, nicht ausgeführt wer-<lb/>
den konnte. Eben &#x017F;o mußte ein Schauturnen, wel-<lb/>
ches für einen &#x017F;chönen Herb&#x017F;ttag be&#x017F;timmt war, einge-<lb/>
tretener Hinderni&#x017F;&#x017F;e wegen unterbleiben.</p><lb/>
        <p>Waren es nun zunäch&#x017F;t per&#x017F;önliche Tapferkeit,<lb/>
dann Männlichkeit, Tugend im alten Sinne des Wortes<lb/>
und Wahrhaftigkeit, die beim Beginne des turneri&#x017F;chen<lb/>
Lebens unter Jahns Leitung auf dem Turnplatze Pfle-<lb/>
ge und Gedeihen fanden, &#x017F;o konnte in un&#x017F;erm kleinen<lb/>
Wirkungskrei&#x017F;e bei &#x017F;chwachen Kräften wohl wenig da-<lb/>
von die Rede &#x017F;ein; aber gleichwohl hat es auch hier an<lb/>
erfreulichen Früchten nicht gefehlt, die bei ern&#x017F;tem und<lb/>
redlichem Streben gedeihlich empor reifen werden.<lb/>
Ward auch &#x017F;chon der jugendlich fri&#x017F;chen Heiterkeit keine<lb/>
Schranke entgegenge&#x017F;etzt, &#x017F;o durfte doch nicht ver&#x017F;äumt<lb/>
werden, die ern&#x017F;te Tendenz des Ganzen fe&#x017F;tzuhalten<lb/>
und jeglichen Muthwillen mit Nachdruck zurück zu wei-<lb/>
&#x017F;en. So herr&#x017F;chte denn bei den Uebungen, an denen<lb/>
Kinder chri&#x017F;tlichen und jüdi&#x017F;chen Glaubens, höhern und<lb/>
niedern Standes der Aeltern Theil nahmen, Strenge<lb/>
und Ordnung. Erreichung körperlicher Gewandheit<lb/>
und Abhärtung durch angeme&#x017F;&#x017F;ene Leibesübungen, für<lb/>
die in Stadt und Land noch zu wenig ge&#x017F;orgt wird,<lb/>
&#x017F;o wie Verträglichkeit der Jugend und Erhöhung der<lb/>
Sittlichkeit lag uns vorzugswei&#x017F;e am Herzen, bei der<lb/>
Errichtung des Turnplatzes, und der Erfolg täu&#x017F;chte<lb/>
uns nicht. Alle Turner, die nun in dem gemein&#x017F;a-<lb/>
men Streben einen Eingangspunkt gefunden, welcher<lb/>
&#x017F;ie nunmehr ihre Muße&#x017F;tunden nützlicher zubringen<lb/>
lehrte, begannen nun in größerer froher Eintracht zu<lb/>
leben und die beim Scheiden vom Turnplatze ange-<lb/>
&#x017F;timmten Ge&#x017F;änge erfüllten &#x017F;ie mit heiterer Freude und<lb/>
belebten zum beharrlichen Fort&#x017F;chritte bei den körper-<lb/>
lichen Uebungen. So manche Klage ver&#x017F;tummte, die<lb/>
früher nur zu oft gehört war, der Eifer für die Schul-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">**</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0045] gen und den Wunſch, binnen kurzer Zeit eine zweite Turnfahrt zu unternehmen, welche jedoch, der anhal- tend ſchlechten Witterung willen, nicht ausgeführt wer- den konnte. Eben ſo mußte ein Schauturnen, wel- ches für einen ſchönen Herbſttag beſtimmt war, einge- tretener Hinderniſſe wegen unterbleiben. Waren es nun zunächſt perſönliche Tapferkeit, dann Männlichkeit, Tugend im alten Sinne des Wortes und Wahrhaftigkeit, die beim Beginne des turneriſchen Lebens unter Jahns Leitung auf dem Turnplatze Pfle- ge und Gedeihen fanden, ſo konnte in unſerm kleinen Wirkungskreiſe bei ſchwachen Kräften wohl wenig da- von die Rede ſein; aber gleichwohl hat es auch hier an erfreulichen Früchten nicht gefehlt, die bei ernſtem und redlichem Streben gedeihlich empor reifen werden. Ward auch ſchon der jugendlich friſchen Heiterkeit keine Schranke entgegengeſetzt, ſo durfte doch nicht verſäumt werden, die ernſte Tendenz des Ganzen feſtzuhalten und jeglichen Muthwillen mit Nachdruck zurück zu wei- ſen. So herrſchte denn bei den Uebungen, an denen Kinder chriſtlichen und jüdiſchen Glaubens, höhern und niedern Standes der Aeltern Theil nahmen, Strenge und Ordnung. Erreichung körperlicher Gewandheit und Abhärtung durch angemeſſene Leibesübungen, für die in Stadt und Land noch zu wenig geſorgt wird, ſo wie Verträglichkeit der Jugend und Erhöhung der Sittlichkeit lag uns vorzugsweiſe am Herzen, bei der Errichtung des Turnplatzes, und der Erfolg täuſchte uns nicht. Alle Turner, die nun in dem gemeinſa- men Streben einen Eingangspunkt gefunden, welcher ſie nunmehr ihre Mußeſtunden nützlicher zubringen lehrte, begannen nun in größerer froher Eintracht zu leben und die beim Scheiden vom Turnplatze ange- ſtimmten Geſänge erfüllten ſie mit heiterer Freude und belebten zum beharrlichen Fortſchritte bei den körper- lichen Uebungen. So manche Klage verſtummte, die früher nur zu oft gehört war, der Eifer für die Schul- **

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/45
Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/45>, abgerufen am 18.04.2024.