Der Holländische Abgesandte, Hr. Hony, zu Paris, hat letzt- hin eine Audientz beym Hrn. Amelot gehabt, und seinen Hochmögen- den Principalen dessen Discours beynahe völlig überschrieben, wor- aus ein jeder leicht abnehmen kan, mit was vor einer besondern Au- toritaet dieser Frantzösische Staats-Minister bey denen Herren Hol- ländern gleichsam einen andern Orbilium vorstellen, und etwas vorrücken will, darinne seine Lands-Leute beynahe keinen über sich erkennen, denn er ließ sich also heraus: Der König mein Herr! hat in Ansehung der Republic, keine andere Entschliessung ge- nommen, als es in ihren Willkühr und freye Macht zu stel- len, zu agiren, wie sie es selbst vor gut besinden werden. Jh- re Regenten sind von dem Zustand der Sache mehr als zu wohl unterrichtet, sich selbst zu einer Parthey, zu welcher sie wollen, zu entschliessen, ergreiffen sie nun eine ihnen zuträgli- che, und zwarNB. noch zur rechten Zeit, desto besser ists vor sie. Verfallen sie aber auf eine ihrem Jnteresse zu wieder- lauffende, so wird es vor sie desto schlimmer werden. Die Stunde des Zuredens und Vorstellens ist vorbey, denn man hat solchem in Holland kein Gehör gegeben, sondern sich von dem Einblasen der Feinde Franckreichs, und dem Geschrey des Wienerischen Hofes allzusehr einnehmen lassen. Ja die- ses alles möchte noch hingehen, wenn es dabey geblieben wä- re, allein man hat in dasigen Städten nicht nur die allerun- ehrerbiethigsten Reden wider Se. Allerchristl. Majest. ausge- stossen, sondern damit auch die gedruckten Zeitungen erfüllet; anderer Schimpff- und Stachel-Schrifften zu geschweigen, die man in Holland noch täglich druckt, und welche mir alle- samt, sobald sie ans Licht gekommen, richtig zugeschickt wor- den. Wofern sich die Holländer einbilden, uns damit auf andere Gedancken zu bringen, so irren sie sich sehr; wo sie a- ber die Absicht haben, uns nur noch mehr zu erbittern, so kan der Hr. Ambassadeurseinen Principalen nur sicher schreiben, daß sie hierinne ihren Zweck vollkommen nach Wunsch errei- chet, welches ihnen die Folge der Zeit gewiß zu empfinden ge- ben wird. Wir dencken aber, Franckreich, welches teutsch zu reden, immer den besten Stoff dazu hergiebt, dörffte nur selbst in seinen Bu- sen fühlen, da dörffte es bald wegen denen so hoch aufmutzenden
Der Holländische Abgesandte, Hr. Hony, zu Paris, hat letzt- hin eine Audientz beym Hrn. Amelot gehabt, und seinen Hochmögen- den Principalen dessen Diſcours beynahe völlig überschrieben, wor- aus ein jeder leicht abnehmen kan, mit was vor einer besondern Au- toritæt dieser Frantzösische Staats-Minister bey denen Herren Hol- ländern gleichsam einen andern Orbilium vorstellen, und etwas vorrücken will, darinne seine Lands-Leute beynahe keinen über sich erkennen, denn er ließ sich also heraus: Der König mein Herr! hat in Ansehung der Republic, keine andere Entschliessung ge- nommen, als es in ihren Willkühr und freye Macht zu stel- len, zu agiren, wie sie es selbst vor gut besinden werden. Jh- re Regenten sind von dem Zustand der Sache mehr als zu wohl unterrichtet, sich selbst zu einer Parthey, zu welcher sie wollen, zu entschliessen, ergreiffen sie nun eine ihnen zuträgli- che, und zwarNB. noch zur rechten Zeit, desto besser ists vor sie. Verfallen sie aber auf eine ihrem Jnteresse zu wieder- lauffende, so wird es vor sie desto schlimmer werden. Die Stunde des Zuredens und Vorstellens ist vorbey, denn man hat solchem in Holland kein Gehör gegeben, sondern sich von dem Einblasen der Feinde Franckreichs, und dem Geschrey des Wienerischen Hofes allzusehr einnehmen lassen. Ja die- ses alles möchte noch hingehen, wenn es dabey geblieben wä- re, allein man hat in dasigen Städten nicht nur die allerun- ehrerbiethigsten Reden wider Se. Allerchristl. Majest. ausge- stossen, sondern damit auch die gedruckten Zeitungen erfüllet; anderer Schimpff- und Stachel-Schrifften zu geschweigen, die man in Holland noch täglich druckt, und welche mir alle- samt, sobald sie ans Licht gekommen, richtig zugeschickt wor- den. Wofern sich die Holländer einbilden, uns damit auf andere Gedancken zu bringen, so irren sie sich sehr; wo sie a- ber die Absicht haben, uns nur noch mehr zu erbittern, so kan der Hr. Ambaſſadeurseinen Principalen nur sicher schreiben, daß sie hierinne ihren Zweck vollkommen nach Wunsch errei- chet, welches ihnen die Folge der Zeit gewiß zu empfinden ge- ben wird. Wir dencken aber, Franckreich, welches teutsch zu reden, immer den besten Stoff dazu hergiebt, dörffte nur selbst in seinen Bu- sen fühlen, da dörffte es bald wegen denen so hoch aufmutzenden
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Der Holländische Abgesandte, Hr. Hony, zu Paris, hat letzt-
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den Principalen dessen Diſcours beynahe völlig überschrieben, wor-
aus ein jeder leicht abnehmen kan, mit was vor einer besondern Au-
toritæt dieser Frantzösische Staats-Minister bey denen Herren Hol-
ländern gleichsam einen andern Orbilium vorstellen, und
etwas vorrücken will, darinne seine Lands-Leute beynahe keinen über
sich erkennen, denn er ließ sich also heraus: Der König mein Herr!
hat in Ansehung der Republic, keine andere Entschliessung ge-
nommen, als es in ihren Willkühr und freye Macht zu stel-
len, zu agiren, wie sie es selbst vor gut besinden werden. Jh-
re Regenten sind von dem Zustand der Sache mehr als zu
wohl unterrichtet, sich selbst zu einer Parthey, zu welcher sie
wollen, zu entschliessen, ergreiffen sie nun eine ihnen zuträgli-
che, und zwar NB. noch zur rechten Zeit, desto besser ists vor
sie. Verfallen sie aber auf eine ihrem Jnteresse zu wieder-
lauffende, so wird es vor sie desto schlimmer werden. Die
Stunde des Zuredens und Vorstellens ist vorbey, denn man
hat solchem in Holland kein Gehör gegeben, sondern sich von
dem Einblasen der Feinde Franckreichs, und dem Geschrey
des Wienerischen Hofes allzusehr einnehmen lassen. Ja die-
ses alles möchte noch hingehen, wenn es dabey geblieben wä-
re, allein man hat in dasigen Städten nicht nur die allerun-
ehrerbiethigsten Reden wider Se. Allerchristl. Majest. ausge-
stossen, sondern damit auch die gedruckten Zeitungen erfüllet;
anderer Schimpff- und Stachel-Schrifften zu geschweigen,
die man in Holland noch täglich druckt, und welche mir alle-
samt, sobald sie ans Licht gekommen, richtig zugeschickt wor-
den. Wofern sich die Holländer einbilden, uns damit auf
andere Gedancken zu bringen, so irren sie sich sehr; wo sie a-
ber die Absicht haben, uns nur noch mehr zu erbittern, so kan
der Hr. Ambaſſadeur seinen Principalen nur sicher schreiben,
daß sie hierinne ihren Zweck vollkommen nach Wunsch errei-
chet, welches ihnen die Folge der Zeit gewiß zu empfinden ge-
ben wird. Wir dencken aber, Franckreich, welches teutsch zu reden,
immer den besten Stoff dazu hergiebt, dörffte nur selbst in seinen Bu-
sen fühlen, da dörffte es bald wegen denen so hoch aufmutzenden
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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XIX, 10. Woche, Erfurt (Thüringen), 2. März 1744, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0219_1744/6>, abgerufen am 06.06.2023.
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