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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXVII, 14. Woche, Erfurt (Thüringen), 30. März 1744.

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man unterm 29. Febr. daß man sich allerhand Gedancken mache;
gantz zu Abend aber des vorigen Tages sey der Ritter von Taylus
mit seinem Schiff, der Dreyzack, welches sehr übel zugerichtet gewe-
sen, zu Toulon zurück gekommen, den Hertzog von St. Aignan am
Boord habend, welcher vom Herrn von Court abgefertiget, um den
König die Zeitung von der über England erfochtenen Victoire zu ü-
berbringen. Und vom 9. Martii wird aus Paris berichtet, daß Mr.
de Beauvilliers
, welcher eine vom Hof noch heimlich gehaltene Rela-
tion
überbracht, mit 100. Louis d'Or beschenckt worden. Auch trägt
sich der Pariser Hanß Plebs mit der Zeitung, daß 16. Englische Schiffe
zu Grunde geschossen; doch wären auch von der vereinigten Flotte 10.
unbrauchbar worden. Man glaubt das letztere ohne alle Schwürig-
keit, weil sonst das erstere auch nicht wahr seyn dörffte. Noch andere
Jtalienische Briefe widersprechen diesen allen, und behaupten nicht
nur den Englischen Sieg, sondern wissen auch, daß die beyden Schiff-
Capitains-Generals, mit samt ihren Admiral-Schiffen gefangen,
und nach Porto-Mahon geführt worden. Ein Kauffmanns-Schiff
hingegen, so zu Luzan in einen Savoyischen Hafen eingelauffen, hat
mitgebracht, daß das Spanische Admirals-Schiff, welches 114. Ca-
nonen geführt, und mit 1700. Mann besetzt gewesen, mit allen ver-
brandt.

Groß-Brittannien.

Die Brester Flotte spielt rechte Comödien, bald läßt sie sich sehen,
bald verschwindet sie, und niemand weiß noch zu sagen, was sie
eigentlich im Schilde führe. Viele Engländer meynen, der König
in Franckreich werde die Gardine des Theatri eben sobald wieder zu-
ziehen, als sie eröffnet worden, nachdem er den Prätendenten nur ge-
zeigt, aus Furcht, dieser Signor werde die Rolle nicht gut spielen, und
wohl gar in England seinen besten Hals verliehren; solte aber der
Frantzösis. Hof ja auf seinen Vorhaben beharren, so sagen die Englän-
der, könte es jede gesunde Vernunfft vor nichts anders halten, als ei-
ne wahnsinnige Unternehmung, wobey Ehre, Jnteresse, und alles
auf die Spitze gestellet werde.

Jm Towr zu Londen werden einige Stuben vor Jacobitische
künfftige Staats-Gefangene zurechte gemacht, und scheint es, daß
Lord Baltimore und Dr. Beaufort ein paar davon beziehen möchten,
denn diese sind wegen eines Verständnisses mit dem Prätendenten ar-

man unterm 29. Febr. daß man sich allerhand Gedancken mache;
gantz zu Abend aber des vorigen Tages sey der Ritter von Taylus
mit seinem Schiff, der Dreyzack, welches sehr übel zugerichtet gewe-
sen, zu Toulon zurück gekommen, den Hertzog von St. Aignan am
Boord habend, welcher vom Herrn von Court abgefertiget, um den
König die Zeitung von der über England erfochtenen Victoire zu ü-
berbringen. Und vom 9. Martii wird aus Paris berichtet, daß Mr.
de Beauvilliers
, welcher eine vom Hof noch heimlich gehaltene Rela-
tion
überbracht, mit 100. Louis d'Or beschenckt worden. Auch trägt
sich der Pariser Hanß Plebs mit der Zeitung, daß 16. Englische Schiffe
zu Grunde geschossen; doch wären auch von der vereinigten Flotte 10.
unbrauchbar worden. Man glaubt das letztere ohne alle Schwürig-
keit, weil sonst das erstere auch nicht wahr seyn dörffte. Noch andere
Jtalienische Briefe widersprechen diesen allen, und behaupten nicht
nur den Englischen Sieg, sondern wissen auch, daß die beyden Schiff-
Capitains-Generals, mit samt ihren Admiral-Schiffen gefangen,
und nach Porto-Mahon geführt worden. Ein Kauffmanns-Schiff
hingegen, so zu Luzan in einen Savoyischen Hafen eingelauffen, hat
mitgebracht, daß das Spanische Admirals-Schiff, welches 114. Ca-
nonen geführt, und mit 1700. Mann besetzt gewesen, mit allen ver-
brandt.

Groß-Brittannien.

Die Brester Flotte spielt rechte Comödien, bald läßt sie sich sehen,
bald verschwindet sie, und niemand weiß noch zu sagen, was sie
eigentlich im Schilde führe. Viele Engländer meynen, der König
in Franckreich werde die Gardine des Theatri eben sobald wieder zu-
ziehen, als sie eröffnet worden, nachdem er den Prätendenten nur ge-
zeigt, aus Furcht, dieser Signor werde die Rolle nicht gut spielen, und
wohl gar in England seinen besten Hals verliehren; solte aber der
Frantzösis. Hof ja auf seinen Vorhaben beharren, so sagen die Englän-
der, könte es jede gesunde Vernunfft vor nichts anders halten, als ei-
ne wahnsinnige Unternehmung, wobey Ehre, Jnteresse, und alles
auf die Spitze gestellet werde.

Jm Towr zu Londen werden einige Stuben vor Jacobitische
künfftige Staats-Gefangene zurechte gemacht, und scheint es, daß
Lord Baltimore und Dr. Beaufort ein paar davon beziehen möchten,
denn diese sind wegen eines Verständnisses mit dem Prätendenten ar-

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[215/0007] man unterm 29. Febr. daß man sich allerhand Gedancken mache; gantz zu Abend aber des vorigen Tages sey der Ritter von Taylus mit seinem Schiff, der Dreyzack, welches sehr übel zugerichtet gewe- sen, zu Toulon zurück gekommen, den Hertzog von St. Aignan am Boord habend, welcher vom Herrn von Court abgefertiget, um den König die Zeitung von der über England erfochtenen Victoire zu ü- berbringen. Und vom 9. Martii wird aus Paris berichtet, daß Mr. de Beauvilliers, welcher eine vom Hof noch heimlich gehaltene Rela- tion überbracht, mit 100. Louis d'Or beschenckt worden. Auch trägt sich der Pariser Hanß Plebs mit der Zeitung, daß 16. Englische Schiffe zu Grunde geschossen; doch wären auch von der vereinigten Flotte 10. unbrauchbar worden. Man glaubt das letztere ohne alle Schwürig- keit, weil sonst das erstere auch nicht wahr seyn dörffte. Noch andere Jtalienische Briefe widersprechen diesen allen, und behaupten nicht nur den Englischen Sieg, sondern wissen auch, daß die beyden Schiff- Capitains-Generals, mit samt ihren Admiral-Schiffen gefangen, und nach Porto-Mahon geführt worden. Ein Kauffmanns-Schiff hingegen, so zu Luzan in einen Savoyischen Hafen eingelauffen, hat mitgebracht, daß das Spanische Admirals-Schiff, welches 114. Ca- nonen geführt, und mit 1700. Mann besetzt gewesen, mit allen ver- brandt. Groß-Brittannien. Die Brester Flotte spielt rechte Comödien, bald läßt sie sich sehen, bald verschwindet sie, und niemand weiß noch zu sagen, was sie eigentlich im Schilde führe. Viele Engländer meynen, der König in Franckreich werde die Gardine des Theatri eben sobald wieder zu- ziehen, als sie eröffnet worden, nachdem er den Prätendenten nur ge- zeigt, aus Furcht, dieser Signor werde die Rolle nicht gut spielen, und wohl gar in England seinen besten Hals verliehren; solte aber der Frantzösis. Hof ja auf seinen Vorhaben beharren, so sagen die Englän- der, könte es jede gesunde Vernunfft vor nichts anders halten, als ei- ne wahnsinnige Unternehmung, wobey Ehre, Jnteresse, und alles auf die Spitze gestellet werde. Jm Towr zu Londen werden einige Stuben vor Jacobitische künfftige Staats-Gefangene zurechte gemacht, und scheint es, daß Lord Baltimore und Dr. Beaufort ein paar davon beziehen möchten, denn diese sind wegen eines Verständnisses mit dem Prätendenten ar-

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXVII, 14. Woche, Erfurt (Thüringen), 30. März 1744, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0227_1744/7>, abgerufen am 05.10.2024.