Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LVIII, 30. Woche, Erfurt (Thüringen), 24. Juli 1744.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Kensington gemacht, der ihn sehr gnädig empfangen. Se. Maj. ha-
ben auch dem vormahligen Ritter Walpole, ietzigem Grafen von
Orford, eine Pension von 4000. Pf. Sterlings zugelegt. Der ei-
ner Conspiration beschuldigte Obrist Cecil ist von seiner Bürgschafft
noch nicht befreyet, ob er schon inständigst darüber anhält; der O-
brist-Lieutenant Cocke aber, der den General Ogletorpe fälschlich
beschuldiget, ist seiner Charge entsetzt worden.

Niederlande.

Von dem bisher geheim gehaltenen Rapport des Grafen von Was-
senaer wegen seiner Verrichtung zu Ryssel verlautet so viel, daß
derselbe die Frantzösischen Ministros zu nichts weniger, als zu einem
Stillstand geneigt gefunden: Auf die Vorstellung, daß diese
Frantzösische Conduite dem Barrier-Tractat und dem von
Utrecht entgegen lieff
; hätte Herr von Argenson geantwortet:
Diese Tractaten reimten sich auf gegenwärtigen Fall nicht,
und der Allerchristl. König sey bey den Jhnen ietzt gantz ent-
gegen stehenden Umständen daran nicht gebunden
; Der Graf
hätte sich ferner verlauten lassen: Der König hätte doch wohl ein
Menagement gegen Menin und Ypern brauchen können, da
es ja noch andere Plätze in denen Oesterreichis. Niederlanden
gegeben, und nicht eben die Holländischen Barrieren anzu-
greiffen nöthig gewesen wäre
. Man hat ihm aber wieder ge-
antwortet: Der König müste vor die Sicherheit seiner Gren-
tzen sorgen, und stünde Jhm frey, die anständigsten Plätze,
welche zur Vormauer wider das Unternehmen der Alliirten
dieneten, wegzunehmen
. Der Marschall von Noailles aber hat
öffters zum Herrn von Wassenaer gesagt: Die General-Staaten
dörfften ja nur ihre Trouppen aus denen Barrier-Plätzen
herausziehen, und sich ruhig halten; dieses wäre alles, was
sein König von ihnen verlange, und das wahre Beste der Re-
public wäre niemahls sicherer, als in denen Allerchristl. Hän-
den seines Königs
. Der Herr von Argenson hingegen hat es noch
etwas derber von der Leber weggeschwatzt, indem er gesagt: Mein König ist der Ver-
gleichs-Vorschläge müde; sein Thun ist es nicht, andere mögen es thun. Se.
Maj. hat die Republic lang genug gewarnt, und sie nicht übereilt, es mag dem-
nach diese ihre Trouppen zurück ziehen, oder damit Widerstand biethen, in so
fern ihr ihre Freyheit lieb oder nicht lieb ist. Holla! das war eine mit dem gros-
sen Frantzösischen Vorleg-Löffel. Aber denen guten Herren Holländern geschicht recht.
Wer wird einer so hochmüthigen Crone den Frieden abtrotzen oder abbetteln, den sie
selbst gerne haben möchte, wenn es die eingebildete Hoheit der allein zu befehlen haben
wollenden Lilien zuliessen. Wenn es nur nicht einmahl heißt: Sero sapiunt &c.

Kensington gemacht, der ihn sehr gnädig empfangen. Se. Maj. ha-
ben auch dem vormahligen Ritter Walpole, ietzigem Grafen von
Orford, eine Pension von 4000. Pf. Sterlings zugelegt. Der ei-
ner Conspiration beschuldigte Obrist Cecil ist von seiner Bürgschafft
noch nicht befreyet, ob er schon inständigst darüber anhält; der O-
brist-Lieutenant Cocke aber, der den General Ogletorpe fälschlich
beschuldiget, ist seiner Charge entsetzt worden.

Niederlande.

Von dem bisher geheim gehaltenen Rapport des Grafen von Was-
senaer wegen seiner Verrichtung zu Ryssel verlautet so viel, daß
derselbe die Frantzösischen Miniſtros zu nichts weniger, als zu einem
Stillstand geneigt gefunden: Auf die Vorstellung, daß diese
Frantzösische Conduite dem Barrier-Tractat und dem von
Utrecht entgegen lieff
; hätte Herr von Argenson geantwortet:
Diese Tractaten reimten sich auf gegenwärtigen Fall nicht,
und der Allerchristl. König sey bey den Jhnen ietzt gantz ent-
gegen stehenden Umständen daran nicht gebunden
; Der Graf
hätte sich ferner verlauten lassen: Der König hätte doch wohl ein
Menagement gegen Menin und Ypern brauchen können, da
es ja noch andere Plätze in denen Oesterreichis. Niederlanden
gegeben, und nicht eben die Holländischen Barrieren anzu-
greiffen nöthig gewesen wäre
. Man hat ihm aber wieder ge-
antwortet: Der König müste vor die Sicherheit seiner Gren-
tzen sorgen, und stünde Jhm frey, die anständigsten Plätze,
welche zur Vormauer wider das Unternehmen der Alliirten
dieneten, wegzunehmen
. Der Marschall von Noailles aber hat
öffters zum Herrn von Wassenaer gesagt: Die General-Staaten
dörfften ja nur ihre Trouppen aus denen Barrier-Plätzen
herausziehen, und sich ruhig halten; dieses wäre alles, was
sein König von ihnen verlange, und das wahre Beste der Re-
public wäre niemahls sicherer, als in denen Allerchristl. Hän-
den seines Königs
. Der Herr von Argenson hingegen hat es noch
etwas derber von der Leber weggeschwatzt, indem er gesagt: Mein König ist der Ver-
gleichs-Vorschläge müde; sein Thun ist es nicht, andere mögen es thun. Se.
Maj. hat die Republic lang genug gewarnt, und sie nicht übereilt, es mag dem-
nach diese ihre Trouppen zurück ziehen, oder damit Widerstand biethen, in so
fern ihr ihre Freyheit lieb oder nicht lieb ist. Holla! das war eine mit dem gros-
sen Frantzösischen Vorleg-Löffel. Aber denen guten Herren Holländern geschicht recht.
Wer wird einer so hochmüthigen Crone den Frieden abtrotzen oder abbetteln, den sie
selbst gerne haben möchte, wenn es die eingebildete Hoheit der allein zu befehlen haben
wollenden Lilien zuliessen. Wenn es nur nicht einmahl heißt: Sero ſapiunt &c.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0008" n="464"/>
Kensington gemacht, der ihn sehr gnädig empfangen. Se. Maj. ha-<lb/>
ben auch dem vormahligen Ritter Walpole, ietzigem Grafen von<lb/>
Orford, eine Pension von 4000. Pf. Sterlings zugelegt. Der ei-<lb/>
ner Conspiration beschuldigte Obrist Cecil ist von seiner Bürgschafft<lb/>
noch nicht befreyet, ob er schon inständigst darüber anhält; der O-<lb/>
brist-Lieutenant Cocke aber, der den General Ogletorpe fälschlich<lb/>
beschuldiget, ist seiner Charge entsetzt worden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Niederlande.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">V</hi>on dem bisher geheim gehaltenen Rapport des Grafen von Was-<lb/>
senaer wegen seiner Verrichtung zu Ryssel verlautet so viel, daß<lb/>
derselbe die Frantzösischen <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tros</hi> zu nichts weniger, als zu einem<lb/>
Stillstand geneigt gefunden: <hi rendition="#fr">Auf die Vorstellung, daß diese<lb/>
Frantzösische Conduite dem Barrier-Tractat und dem von<lb/>
Utrecht entgegen lieff</hi>; hätte Herr von Argenson geantwortet:<lb/><hi rendition="#fr">Diese Tractaten reimten sich auf gegenwärtigen Fall nicht,<lb/>
und der Allerchristl. König sey bey den Jhnen ietzt gantz ent-<lb/>
gegen stehenden Umständen daran nicht gebunden</hi>; Der Graf<lb/>
hätte sich ferner verlauten lassen: <hi rendition="#fr">Der König hätte doch wohl ein<lb/>
Menagement gegen Menin und Ypern brauchen können, da<lb/>
es ja noch andere Plätze in denen Oesterreichis. Niederlanden<lb/>
gegeben, und nicht eben die Holländischen Barrieren anzu-<lb/>
greiffen nöthig gewesen wäre</hi>. Man hat ihm aber wieder ge-<lb/>
antwortet: <hi rendition="#fr">Der König müste vor die Sicherheit seiner Gren-<lb/>
tzen sorgen, und stünde Jhm frey, die anständigsten Plätze,<lb/>
welche zur Vormauer wider das Unternehmen der Alliirten<lb/>
dieneten, wegzunehmen</hi>. Der Marschall von Noailles aber hat<lb/>
öffters zum Herrn von Wassenaer gesagt: <hi rendition="#fr">Die General-Staaten<lb/>
dörfften ja nur ihre Trouppen aus denen Barrier-Plätzen<lb/>
herausziehen, und sich ruhig halten; dieses wäre alles, was<lb/>
sein König von ihnen verlange, und das wahre Beste der Re-<lb/>
public wäre niemahls sicherer, als in denen Allerchristl. Hän-<lb/>
den seines Königs</hi>. Der Herr von Argenson hingegen hat es noch<lb/>
etwas derber von der Leber weggeschwatzt, indem er gesagt: Mein König ist der Ver-<lb/>
gleichs-Vorschläge müde; sein Thun ist es nicht, andere mögen es thun. Se.<lb/>
Maj. hat die Republic lang genug gewarnt, und sie nicht übereilt, es mag dem-<lb/>
nach diese ihre Trouppen zurück ziehen, oder damit Widerstand biethen, in so<lb/>
fern ihr ihre Freyheit lieb oder nicht lieb ist. Holla! das war eine mit dem gros-<lb/>
sen Frantzösischen Vorleg-Löffel. Aber denen guten Herren Holländern geschicht recht.<lb/>
Wer wird einer so hochmüthigen Crone den Frieden abtrotzen oder abbetteln, den sie<lb/>
selbst gerne haben möchte, wenn es die eingebildete Hoheit der allein zu befehlen haben<lb/><hi rendition="#c">wollenden Lilien zuliessen. Wenn es nur nicht einmahl heißt: <hi rendition="#aq">Sero &#x017F;apiunt &amp;c.</hi> </hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0008] Kensington gemacht, der ihn sehr gnädig empfangen. Se. Maj. ha- ben auch dem vormahligen Ritter Walpole, ietzigem Grafen von Orford, eine Pension von 4000. Pf. Sterlings zugelegt. Der ei- ner Conspiration beschuldigte Obrist Cecil ist von seiner Bürgschafft noch nicht befreyet, ob er schon inständigst darüber anhält; der O- brist-Lieutenant Cocke aber, der den General Ogletorpe fälschlich beschuldiget, ist seiner Charge entsetzt worden. Niederlande. Von dem bisher geheim gehaltenen Rapport des Grafen von Was- senaer wegen seiner Verrichtung zu Ryssel verlautet so viel, daß derselbe die Frantzösischen Miniſtros zu nichts weniger, als zu einem Stillstand geneigt gefunden: Auf die Vorstellung, daß diese Frantzösische Conduite dem Barrier-Tractat und dem von Utrecht entgegen lieff; hätte Herr von Argenson geantwortet: Diese Tractaten reimten sich auf gegenwärtigen Fall nicht, und der Allerchristl. König sey bey den Jhnen ietzt gantz ent- gegen stehenden Umständen daran nicht gebunden; Der Graf hätte sich ferner verlauten lassen: Der König hätte doch wohl ein Menagement gegen Menin und Ypern brauchen können, da es ja noch andere Plätze in denen Oesterreichis. Niederlanden gegeben, und nicht eben die Holländischen Barrieren anzu- greiffen nöthig gewesen wäre. Man hat ihm aber wieder ge- antwortet: Der König müste vor die Sicherheit seiner Gren- tzen sorgen, und stünde Jhm frey, die anständigsten Plätze, welche zur Vormauer wider das Unternehmen der Alliirten dieneten, wegzunehmen. Der Marschall von Noailles aber hat öffters zum Herrn von Wassenaer gesagt: Die General-Staaten dörfften ja nur ihre Trouppen aus denen Barrier-Plätzen herausziehen, und sich ruhig halten; dieses wäre alles, was sein König von ihnen verlange, und das wahre Beste der Re- public wäre niemahls sicherer, als in denen Allerchristl. Hän- den seines Königs. Der Herr von Argenson hingegen hat es noch etwas derber von der Leber weggeschwatzt, indem er gesagt: Mein König ist der Ver- gleichs-Vorschläge müde; sein Thun ist es nicht, andere mögen es thun. Se. Maj. hat die Republic lang genug gewarnt, und sie nicht übereilt, es mag dem- nach diese ihre Trouppen zurück ziehen, oder damit Widerstand biethen, in so fern ihr ihre Freyheit lieb oder nicht lieb ist. Holla! das war eine mit dem gros- sen Frantzösischen Vorleg-Löffel. Aber denen guten Herren Holländern geschicht recht. Wer wird einer so hochmüthigen Crone den Frieden abtrotzen oder abbetteln, den sie selbst gerne haben möchte, wenn es die eingebildete Hoheit der allein zu befehlen haben wollenden Lilien zuliessen. Wenn es nur nicht einmahl heißt: Sero ſapiunt &c.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0258_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0258_1744/8
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LVIII, 30. Woche, Erfurt (Thüringen), 24. Juli 1744, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0258_1744/8>, abgerufen am 28.03.2024.