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Wiener Zeitung. Nr. 244. [Wien], 12. Oktober 1850.

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[Beginn Spaltensatz] der hohen Anwesenheit vor dem Schießhause. Um 9 Uhr
hielt Se. Majestät große Revue über die hier concentrir-
ten Truppen auf dem Stadtsaggen und Mittags 12 Uhr
werden Seine Majestät die Reise nach Reutte fort-
setzen.

Seine Majestät der Kaiser haben vor Jhrer Abreise
dem Statthalter den Betrag von 2000 fl. C. M. zur
Vertheilung für die Armen des Landes allergnädigst zu
übergeben geruht.

Der "Salz. Post" entnehmen wir noch folgenden Nach-
tragsbericht, den dieses Blatt über den Aufenthalt Sr.
Majestät des Kaisers in Salzburg bringt:

Daß bei der Ankunft Sr. Majestät die Ausrückung
der Garnison und die Kononen=Salutirung unterblieben
ist, geschah in Folge eines wenige Stunden vorher ein-
getroffenen Allerhöchsten Befehles.

So wie den Civil=Autoritäten, wurde auch dem ge-
sammten Officier=Corps das Glück zu Theil, den
Tag nach der Ankunft Sr. Majestät dem Kaiser vorge-
stellt zu werden, Allerhöchstwelcher dasselbe huldreichst
aufnahmen.

Von den militärischen Anstalten besichtigten Se. Ma-
jestät an diesem Tage die Cavallerie=Caserne, die neue
Jnfanterie=Caserne, das Militärspital und zuletzt die hohe
Festung.

Am 4ten, Morgens 8 Uhr, ließen Se. Majestät die
Garnison zur Revue, und zwar aus der Ursache auf dem
Mirabellplatze ausrücken, weil das während der ganzen
Anwesenheit des Kaisers andauernde heftige Regenwetter
eine Ausrückung auf dem Exercirplatze bei Gnigl, der
unter Wasser stand, nicht zuließ.

Se. Majestät inspicirten die ausgerückten Truppen, lie-
ßen selbe defiliren, jedoch wegen des heftigen Regenwet-
ters keine Bewegungen weiter ausführen.

Allerhöchstdieselben haben sich über den Zustand und
das Aussehen der Truppen, über die in der hiesigen Gar-
nison herrschende Dienstes= und Casern=Ordnung, und
über Alles, was Allerhöchstdieselben in Augenschein ge-
nommen haben, auf das vollkommenste zufriedengestellt
ausgesprochen, und als Folge dessen dem k. k. Herrn Fe-
stungs=Commandanten General=Major von Sedel-
mayer,
den beglückenden Auftrag gegeben, diese vollste
Allerhöchste Zufriedenheit sogleich dem Officier=Corps und
der Mannschaft im Tagsbefehle bekannt zu geben.

Zum Beweise der Allerhöchsten Zufriedenheit mit den
hiesigen Garnisonstruppen haben Se. Majestät der Mann-
schaft vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts eine
dreitägige Gratislöhnung bewilligt, welche sogleich an
die Mannschaft ausbezahlt wurde.

Auch haben Se. Majestät über die eben so sinnreiche
als schöne Beleuchtung der hohen Festung, welche der
Herr Genie=Director Major Oelsler vorgekehrt, das be-
sondere Wohlgefallen ausgesprochen.

Der Herr k. k. Brigadier und Festungs=Commandant
General=Major von Sedelmayer hat ferners Sr. Maje-
stät die allerunterthänigste Bitte des Werbbezirks=Regi-
mentes Großherzog v. Baden vorgetragen, der neu er-
bauten Jnfanterie=Caserne Allerhöchstderen Namen verlei-
hen zu wollen.

Se. Majestät geruhten hierauf dem Wunsche des va-
terländischen Regiments freundlichst und huldreichst zu
willfahren und des letzteren Werthschätzung auszudrücken.
Jn Folge dieser allergnädigsten Bewilligung führt die
neuerbaute Jnfanterie=Caserne in der Lorettogasse ( vom
1. October d. J. an bereits bezogen ) von nun an den
Namen: "die Franz Joseph=Caserne."



Kundmachung.

Am kommenden Montage, den 14. October d. J.,
Nachmittags 5 Uhr, findet in dem Universitäts=Consisto-
rial=Saale im alten Universitätsgebäude die feierliche
Jnstallation des Rectors der k. k. Wiener Universität für
das Studienjahr18 50 / 51 Statt, zu welcher höchsten aka-
demischen Würde für dieses Studienjahr aus der theolo-
gischen Facultät der hochwürdigste Herr Sigismund
Schultes, Abt des Benedictiner=Stiftes zu den
Schotten in Wien und zu Telky in Ungarn, k. k. Rath,
Doctor der Theologie , erwählt worden ist.

Den folgenden Tag, Dinstag den 15. October d. J.
Früh 9 Uhr, wird sohin in der Universitätskirche das
beim Beginne des Studienjahres übliche Hochamt zur
Anrufung des göttlichen Beistandes abgehalten werden.

Wien, den 10. October 1850.

Sigismund, d. Z. Rector.



Protokoll
der Sitzung des Gemeinderathes der k. k. Haupt= und
Residenzstadt Wien, vom 1. October 1850.
Präsident Dr. Ritter v. Seiller.

1. Schriftführer Dr. v. Zana verliest das Protokoll
der Sitzung vom 27. September 1850, welches unver-
ändert angenommen wird.

[Spaltenumbruch]

2. Schiffner referirt im Namen der Finanz-
Scction:

a ) Ueber das Magistrats=Referat, mit welchem dem
Gemeinderathe mitgetheilt wird, daß der Verkauf des
der Frau Anna Teltscher gehörigen Kammerhandels,
welcher zur Einbringung des von derselben aushaftenden
Pachtzins= und Ersatzrückstandes für das gepachtete städ-
tische Kohlenstübich= und Säckeausleiherecht erwirkt wor-
den ist, bereits im Executionswege Statt gefunden habe,
und es daher von der Bewilligung, daß ihre Schuld ra-
tenweise getilgt werden dürfe, sein Abkommen zu erhal-
ten haben werde.

Nach Antrag der Section wird der vom Gemeindrathe
bereits früher bewilligte Nachlaß von 421 fl. 27 kr. C. M.
aufrecht erhalten, dagegen beschlossen, den ihr aufgetra-
genen Ersatz von 946 fl. 23 kr. aus dem für den ver-
kauften Kammerhandel erzielten Erlöse einzubringen.

b ) Ueber das Magistrats=Referat, betreffend die Wei-
terverpachtung der Standgebühren vom Victualien-
Markte in dem Bezirke Mariahilf.

Nach dem Sections=Antrage werden die Licitations=Be-
dingnisse, wie sie der Magistrat vorschlägt und auch der
von ihm angetragene Ausrufspreis pr. 1200 fl. C. M.
als jährlicher Pachtschilling genehmiget.

c ) Ueber das Ansuchen des Herrn Hofagenten Przi-
borsky
um Erfolglassung der in verschiedenen Geld-
Effecten bestehenden und bereits als Caduk erklärten
Verlassenschaft nach Franz Krippner an die ausgewie-
senen legitimen Erben; -- wird nach Antrag der Section
im Einklange mit dem Begehren des Bittstellers beschlos-
sen: das inkammerirte Verlassenschafts=Vermögen mit
1885 fl. und zweier Schuldscheine von 160 fl. W. W. im
Baren nach dem gegenwärtigen Courswerthe der Geld-
Effecten an denselben zu erfolgen.

d ) Ueber die Anzeige der Bürgerspitals=Wirthschafts-
Commission, bezüglich der Verordnung des k. k. Kriegs-
Ministeriums, durch welche das Bauverboth im forti-
ficatorischen Rayon der Linienwälle Wiens ausgedehnt
wird, und daß dadurch die in demselben gelegenen Gründe
der Bürgerspitals=Wirthschafts=Commission am Werthe
verlieren; -- wird nach Antrag der Section beschlossen,
die Entschädigungs=Ansprüche der Bürgerspitals=Wirth-
schafts=Commission, welche ihr aus diesem Bauverbote
erwachsen, geltend zu machen und zu diesem Ende eine
Vorstellung bei dem hohen Ministerium zu überreichen.

e ) Die von dem Latern=Jnspector in der Josephstadt,
Joseph Großmuk, angesuchte Remuneration wird mit
dem Betrage von 40 fl. C. M. bewilligt.

f ) Die von dem Munizipalgarden=Führer Figlows-
ky
gebetene Unterstützung wird mit Rücksicht auf dessen
sehr bedrängte Familienverhältnisse im Betrage von 30 fl.
C. M. bewilligt.

g ) Ueber das Ansuchen der beiden Handelsleute HH.
Piket und Scheibel, um Herabsetzung des Zinses
pr. 900 fl. C. M. für die von ihnen gemietheten Maga-
zine in der Salzgries=Caserne im Verhältnisse zu den
Zinsen der übrigen Magazine dieses Gebäudes -- trägt
die Section auf einen 10perc. Nachlaß an.

Dr. Kluger stellt den Antrag: den Magistrat an-
zuweisen, darüber Erhebungen zu pflegen, ob nicht die
Jnhaber der übrigen Localitäten verhältnißmäßig zu wenig
Zins zahlen, um sie zur Erzielung des richtigen Eben-
maßes erforderlichen Falls im Zinse steigern zu können.

Beide Anträge werden angenommen.

h ) Ueber das Ansuchen des Markt=Commissärs Franz
Langeker, um Ersatz für das ihm entgangene Drittel
an dem Strafbetrage pr. 500 fl. C. M., aus Veranlas-
sung eines von ihm entdeckten Getreidewuchers, -- dadurch,
daß die Staatsverwaltung im Recurswege die Straf-
ausmessung aufgehoben hat; -- wird nach Antrag der
Section ihm eine Remuneration von 50 fl. bewilligt.

i ) Ueber das Magistrats=Referat, betreffend den Vor-
schlag der Bürgerspitals=Wirthschafts=Commission wegen
Verpachtung des Jagdrechtes in dem Walde zu Kalks-
burg; -- wird nach Antrag der Section im Einverständnisse
mit dem Magistrate die Verpachtung der 185 Joch Wal-
dung um den in der Umgegend üblichen Pachtzins von
3 kr. pr. Joch genehmigt.

k ) Dem Herrn Steueramts=Liquidaturs=Adjuncten
Vincenz Reiff wird für seine substituirende Dienst-
leistung als Cassier bei dem städtischen Steueramte eine
Remuneration von 100 fl. C. M. bewilliget.

3. Prack legt das von ihm unterstützte Gesuch der
Gemeinde Lichtenthal vor, worin um Regulirung der
Straßenstrecke von der großen Schmidtgasse bis zur
Lichtenthaler Hauptstraße gebeten wird.

Wird dem Magistrate um Bericht zugemittelt.

4. Vice=Präsident Dr. Klucky referirt im Namen
der II. Section:

a ) Nach Antrag der Section wird dem Hauseigen-
thümer Graszelli Anton, dem Goldarbeiter Gindle
Wilhelm, dem Großhändler Weikersheim Mar-
cus, dem Tapezierer Müller Johann, das Bür-
[Spaltenumbruch] gerrecht der Stadt Wien verliehen und Wenzel
Spaczek, Wolfgang Markgraf, Joseph Hoeltl,
Joseph Griebl, Stephan Hubler, Franz Tout-
schek,
Wenzel Stelz, Abraham Pollak, Marcus
Stern, Jgnaz Krumbek, Jacob Girzikofsky,
Adolph Hirschler in den Gemeindeverband aufge-
nommen.

b ) Dem Pfeffer Heinrich, Gottschalk Albert,
Frey Wilhelm, Siller Joseph und Ruffmann
die Zusicherung der Aufnahme in den Gemeindeverband
für den Fall der von Seite der Staatsverwaltung be-
willigten Aufnahme in den Oesterreichischen Staatsver-
band gegeben.

c ) Der Gemeinde Wieden wird über ihr Ansuchen die
Beleuchtung des Gehweges von der Nothbrücke bis zum
Kettenstege über den Wienfluß mit 2 ganz= und 2 halb-
nächtigen Gasflammen bewilliget.

d ) Das Decret der k. k. Statthalterei, womit be-
kannt gegeben wird, daß in Folge Verordnung des hohen
Ministeriums des Jnnern vom 7. März 1850 die Ge-
meinden an Ausländer, welche sich um Verleihung der
Oesterreichischen Staatsbürgerschaft bewerben, blos das
Document über die für den Fall der höhern Orts erfolg-
ten Verleihung der Oesterreichischen Staatsbürgerschaft
bedingte Zusicherung der Aufnahme in den Gemeinde-
verband auszustellen haben; -- wird zur Kenntniß
genommen.

5. Scheuerle referirt im Namen der Bau-
Section:

a ) Der Sections=Antrag: den Canalbau im tiefen Gra-
ben in der Stadt um den präliminirten Kostenbetrag von
15.000 fl. C. M. in Angriff zu nehmen, wird nach
Prof. Kaiser's Antrag vertagt.

b ) Zur Untersuchung der im Hause Nr. 33 unter
den Weißgärbern befindlichen unterirdischen Bäckerei
und Erhebung des Umstandes, ob selbe aus Sanitäts-
Rücksichten benützt werden dürfe oder nicht; -- wird eine
Commission anzuordnen beschlossen.

6. Baron Watzdorf referirt im Namen der Appro-
visionirungs=Section:

a ) Der Magistrat erstattet seine Aeußerung über den
Antrag des Dr. Pröbstl: den Viehmarkt an den
Schlachthäusern decken zu lassen, und macht den Vor-
schlag: zu diesem Ende ein Gebäude mit gemauerten Pfei-
lern und einem Schieferdache nach dem vom städtischen
Bauamte vorgelegten Kostenüberschlage von 5600 fl.
C. M. zu errichten; -- der Antrag wird vertagt.

b ) Ueber die Beschwerde der Hülsenfrüchten=Händler
wegen des unbefugten Handels und Verkaufes von Seite
der Erzeuger auf dem hiesigen Markte, mit der damit
verbundenen Bitte um Abhilfe, allenfalls durch die Be-
willigung zur Aufstellung eines Vertrauensmannes aus
ihrer Mitte mit dem Rechte eines Markt=Aufsehers; --
wird nach Antrag der Section beschlossen, in das Ansu-
chen, wegen Aufstellung eines Vertrauensmannes als
Markt=Aufsehers nicht einzugehen, hingegen die geeigne-
ten Maßregeln zu treffen, daß die Markt=Ordnung
strenge aufrecht erhalten werde.

c ) Der Antrag wegen Errichtung einer Körner= und
Mehl=Börse wird, da eine geeignete Localität bisher
noch nicht aufgefunden wurde, vertagt.

Schluß um 9 Uhr.

    Der Vorstand:     Der Schriftführer:
Dr. Seiller m/p.     Dr. Ferd. Mayer. m/p.



CTelegraphische ( Privat= ) Depeschen.

Berlin, 11. Oct. Börse geringer Umsatz, ziemlich
fest. Wien84 1 / 2.

Stuttgart, 9. Oct. Die Landesversammlung be-
willigt die Steuern bis zum Jahresschluß.

Kassel, 10. Oct. Haynau hat vom Kurfürsten Voll-
macht erhalten, den Officieren aller Grade den verlang-
ten Abschied zu ertheilen, die den dienstlichen Gehorsam
verweigern sofort zu bestrafen. Haynau hat befohlen, je-
der Officier solle erklären, ob er die September=Verord-
nungen vollziehen wolle.

Frankfurt, 10. Oct.4 1 / 2 pCt. Met.77 1 / 4. Wien
99 1 / 2.

Paris, 10. Oct. Die Revue zu Versailles ist ruhig
vor sich gegangen. Dupont de l'Eure tritt im Nord-
Departement als Kandidat auf. 5 pCt. Rente 92 Fr.
45 Ct., 3 pCt. 57 Fr. 30 Ct.



Kronländer.

Brünn, 10. October. Laut einer Kundmachung
des Herrn Statthalters hat am Tage der Constituirung
der Stadtgemeinde Sternberg der dortige hochwürdige
Herr Ehren=Canonicus und Ehrenpriester Dr Joseph
Ospal eine milde Stiftung zu errichten beschlossen,
durch welche das Los armer einheimischer Kranken ge-
lindert werden soll.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] der hohen Anwesenheit vor dem Schießhause. Um 9 Uhr
hielt Se. Majestät große Revue über die hier concentrir-
ten Truppen auf dem Stadtsaggen und Mittags 12 Uhr
werden Seine Majestät die Reise nach Reutte fort-
setzen.

Seine Majestät der Kaiser haben vor Jhrer Abreise
dem Statthalter den Betrag von 2000 fl. C. M. zur
Vertheilung für die Armen des Landes allergnädigst zu
übergeben geruht.

Der „Salz. Post“ entnehmen wir noch folgenden Nach-
tragsbericht, den dieses Blatt über den Aufenthalt Sr.
Majestät des Kaisers in Salzburg bringt:

Daß bei der Ankunft Sr. Majestät die Ausrückung
der Garnison und die Kononen=Salutirung unterblieben
ist, geschah in Folge eines wenige Stunden vorher ein-
getroffenen Allerhöchsten Befehles.

So wie den Civil=Autoritäten, wurde auch dem ge-
sammten Officier=Corps das Glück zu Theil, den
Tag nach der Ankunft Sr. Majestät dem Kaiser vorge-
stellt zu werden, Allerhöchstwelcher dasselbe huldreichst
aufnahmen.

Von den militärischen Anstalten besichtigten Se. Ma-
jestät an diesem Tage die Cavallerie=Caserne, die neue
Jnfanterie=Caserne, das Militärspital und zuletzt die hohe
Festung.

Am 4ten, Morgens 8 Uhr, ließen Se. Majestät die
Garnison zur Revue, und zwar aus der Ursache auf dem
Mirabellplatze ausrücken, weil das während der ganzen
Anwesenheit des Kaisers andauernde heftige Regenwetter
eine Ausrückung auf dem Exercirplatze bei Gnigl, der
unter Wasser stand, nicht zuließ.

Se. Majestät inspicirten die ausgerückten Truppen, lie-
ßen selbe defiliren, jedoch wegen des heftigen Regenwet-
ters keine Bewegungen weiter ausführen.

Allerhöchstdieselben haben sich über den Zustand und
das Aussehen der Truppen, über die in der hiesigen Gar-
nison herrschende Dienstes= und Casern=Ordnung, und
über Alles, was Allerhöchstdieselben in Augenschein ge-
nommen haben, auf das vollkommenste zufriedengestellt
ausgesprochen, und als Folge dessen dem k. k. Herrn Fe-
stungs=Commandanten General=Major von Sedel-
mayer,
den beglückenden Auftrag gegeben, diese vollste
Allerhöchste Zufriedenheit sogleich dem Officier=Corps und
der Mannschaft im Tagsbefehle bekannt zu geben.

Zum Beweise der Allerhöchsten Zufriedenheit mit den
hiesigen Garnisonstruppen haben Se. Majestät der Mann-
schaft vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts eine
dreitägige Gratislöhnung bewilligt, welche sogleich an
die Mannschaft ausbezahlt wurde.

Auch haben Se. Majestät über die eben so sinnreiche
als schöne Beleuchtung der hohen Festung, welche der
Herr Genie=Director Major Oelsler vorgekehrt, das be-
sondere Wohlgefallen ausgesprochen.

Der Herr k. k. Brigadier und Festungs=Commandant
General=Major von Sedelmayer hat ferners Sr. Maje-
stät die allerunterthänigste Bitte des Werbbezirks=Regi-
mentes Großherzog v. Baden vorgetragen, der neu er-
bauten Jnfanterie=Caserne Allerhöchstderen Namen verlei-
hen zu wollen.

Se. Majestät geruhten hierauf dem Wunsche des va-
terländischen Regiments freundlichst und huldreichst zu
willfahren und des letzteren Werthschätzung auszudrücken.
Jn Folge dieser allergnädigsten Bewilligung führt die
neuerbaute Jnfanterie=Caserne in der Lorettogasse ( vom
1. October d. J. an bereits bezogen ) von nun an den
Namen: „die Franz Joseph=Caserne.“



Kundmachung.

Am kommenden Montage, den 14. October d. J.,
Nachmittags 5 Uhr, findet in dem Universitäts=Consisto-
rial=Saale im alten Universitätsgebäude die feierliche
Jnstallation des Rectors der k. k. Wiener Universität für
das Studienjahr18 50 / 51 Statt, zu welcher höchsten aka-
demischen Würde für dieses Studienjahr aus der theolo-
gischen Facultät der hochwürdigste Herr Sigismund
Schultes, Abt des Benedictiner=Stiftes zu den
Schotten in Wien und zu Telky in Ungarn, k. k. Rath,
Doctor der Theologie , erwählt worden ist.

Den folgenden Tag, Dinstag den 15. October d. J.
Früh 9 Uhr, wird sohin in der Universitätskirche das
beim Beginne des Studienjahres übliche Hochamt zur
Anrufung des göttlichen Beistandes abgehalten werden.

Wien, den 10. October 1850.

Sigismund, d. Z. Rector.



Protokoll
der Sitzung des Gemeinderathes der k. k. Haupt= und
Residenzstadt Wien, vom 1. October 1850.
Präsident Dr. Ritter v. Seiller.

1. Schriftführer Dr. v. Zana verliest das Protokoll
der Sitzung vom 27. September 1850, welches unver-
ändert angenommen wird.

[Spaltenumbruch]

2. Schiffner referirt im Namen der Finanz-
Scction:

a ) Ueber das Magistrats=Referat, mit welchem dem
Gemeinderathe mitgetheilt wird, daß der Verkauf des
der Frau Anna Teltscher gehörigen Kammerhandels,
welcher zur Einbringung des von derselben aushaftenden
Pachtzins= und Ersatzrückstandes für das gepachtete städ-
tische Kohlenstübich= und Säckeausleiherecht erwirkt wor-
den ist, bereits im Executionswege Statt gefunden habe,
und es daher von der Bewilligung, daß ihre Schuld ra-
tenweise getilgt werden dürfe, sein Abkommen zu erhal-
ten haben werde.

Nach Antrag der Section wird der vom Gemeindrathe
bereits früher bewilligte Nachlaß von 421 fl. 27 kr. C. M.
aufrecht erhalten, dagegen beschlossen, den ihr aufgetra-
genen Ersatz von 946 fl. 23 kr. aus dem für den ver-
kauften Kammerhandel erzielten Erlöse einzubringen.

b ) Ueber das Magistrats=Referat, betreffend die Wei-
terverpachtung der Standgebühren vom Victualien-
Markte in dem Bezirke Mariahilf.

Nach dem Sections=Antrage werden die Licitations=Be-
dingnisse, wie sie der Magistrat vorschlägt und auch der
von ihm angetragene Ausrufspreis pr. 1200 fl. C. M.
als jährlicher Pachtschilling genehmiget.

c ) Ueber das Ansuchen des Herrn Hofagenten Przi-
borsky
um Erfolglassung der in verschiedenen Geld-
Effecten bestehenden und bereits als Caduk erklärten
Verlassenschaft nach Franz Krippner an die ausgewie-
senen legitimen Erben; — wird nach Antrag der Section
im Einklange mit dem Begehren des Bittstellers beschlos-
sen: das inkammerirte Verlassenschafts=Vermögen mit
1885 fl. und zweier Schuldscheine von 160 fl. W. W. im
Baren nach dem gegenwärtigen Courswerthe der Geld-
Effecten an denselben zu erfolgen.

d ) Ueber die Anzeige der Bürgerspitals=Wirthschafts-
Commission, bezüglich der Verordnung des k. k. Kriegs-
Ministeriums, durch welche das Bauverboth im forti-
ficatorischen Rayon der Linienwälle Wiens ausgedehnt
wird, und daß dadurch die in demselben gelegenen Gründe
der Bürgerspitals=Wirthschafts=Commission am Werthe
verlieren; — wird nach Antrag der Section beschlossen,
die Entschädigungs=Ansprüche der Bürgerspitals=Wirth-
schafts=Commission, welche ihr aus diesem Bauverbote
erwachsen, geltend zu machen und zu diesem Ende eine
Vorstellung bei dem hohen Ministerium zu überreichen.

e ) Die von dem Latern=Jnspector in der Josephstadt,
Joseph Großmuk, angesuchte Remuneration wird mit
dem Betrage von 40 fl. C. M. bewilligt.

f ) Die von dem Munizipalgarden=Führer Figlows-
ky
gebetene Unterstützung wird mit Rücksicht auf dessen
sehr bedrängte Familienverhältnisse im Betrage von 30 fl.
C. M. bewilligt.

g ) Ueber das Ansuchen der beiden Handelsleute HH.
Piket und Scheibel, um Herabsetzung des Zinses
pr. 900 fl. C. M. für die von ihnen gemietheten Maga-
zine in der Salzgries=Caserne im Verhältnisse zu den
Zinsen der übrigen Magazine dieses Gebäudes — trägt
die Section auf einen 10perc. Nachlaß an.

Dr. Kluger stellt den Antrag: den Magistrat an-
zuweisen, darüber Erhebungen zu pflegen, ob nicht die
Jnhaber der übrigen Localitäten verhältnißmäßig zu wenig
Zins zahlen, um sie zur Erzielung des richtigen Eben-
maßes erforderlichen Falls im Zinse steigern zu können.

Beide Anträge werden angenommen.

h ) Ueber das Ansuchen des Markt=Commissärs Franz
Langeker, um Ersatz für das ihm entgangene Drittel
an dem Strafbetrage pr. 500 fl. C. M., aus Veranlas-
sung eines von ihm entdeckten Getreidewuchers, — dadurch,
daß die Staatsverwaltung im Recurswege die Straf-
ausmessung aufgehoben hat; — wird nach Antrag der
Section ihm eine Remuneration von 50 fl. bewilligt.

i ) Ueber das Magistrats=Referat, betreffend den Vor-
schlag der Bürgerspitals=Wirthschafts=Commission wegen
Verpachtung des Jagdrechtes in dem Walde zu Kalks-
burg; — wird nach Antrag der Section im Einverständnisse
mit dem Magistrate die Verpachtung der 185 Joch Wal-
dung um den in der Umgegend üblichen Pachtzins von
3 kr. pr. Joch genehmigt.

k ) Dem Herrn Steueramts=Liquidaturs=Adjuncten
Vincenz Reiff wird für seine substituirende Dienst-
leistung als Cassier bei dem städtischen Steueramte eine
Remuneration von 100 fl. C. M. bewilliget.

3. Prack legt das von ihm unterstützte Gesuch der
Gemeinde Lichtenthal vor, worin um Regulirung der
Straßenstrecke von der großen Schmidtgasse bis zur
Lichtenthaler Hauptstraße gebeten wird.

Wird dem Magistrate um Bericht zugemittelt.

4. Vice=Präsident Dr. Klucky referirt im Namen
der II. Section:

a ) Nach Antrag der Section wird dem Hauseigen-
thümer Graszelli Anton, dem Goldarbeiter Gindle
Wilhelm, dem Großhändler Weikersheim Mar-
cus, dem Tapezierer Müller Johann, das Bür-
[Spaltenumbruch] gerrecht der Stadt Wien verliehen und Wenzel
Spaczek, Wolfgang Markgraf, Joseph Hoeltl,
Joseph Griebl, Stephan Hubler, Franz Tout-
schek,
Wenzel Stelz, Abraham Pollak, Marcus
Stern, Jgnaz Krumbek, Jacob Girzikofsky,
Adolph Hirschler in den Gemeindeverband aufge-
nommen.

b ) Dem Pfeffer Heinrich, Gottschalk Albert,
Frey Wilhelm, Siller Joseph und Ruffmann
die Zusicherung der Aufnahme in den Gemeindeverband
für den Fall der von Seite der Staatsverwaltung be-
willigten Aufnahme in den Oesterreichischen Staatsver-
band gegeben.

c ) Der Gemeinde Wieden wird über ihr Ansuchen die
Beleuchtung des Gehweges von der Nothbrücke bis zum
Kettenstege über den Wienfluß mit 2 ganz= und 2 halb-
nächtigen Gasflammen bewilliget.

d ) Das Decret der k. k. Statthalterei, womit be-
kannt gegeben wird, daß in Folge Verordnung des hohen
Ministeriums des Jnnern vom 7. März 1850 die Ge-
meinden an Ausländer, welche sich um Verleihung der
Oesterreichischen Staatsbürgerschaft bewerben, blos das
Document über die für den Fall der höhern Orts erfolg-
ten Verleihung der Oesterreichischen Staatsbürgerschaft
bedingte Zusicherung der Aufnahme in den Gemeinde-
verband auszustellen haben; — wird zur Kenntniß
genommen.

5. Scheuerle referirt im Namen der Bau-
Section:

a ) Der Sections=Antrag: den Canalbau im tiefen Gra-
ben in der Stadt um den präliminirten Kostenbetrag von
15.000 fl. C. M. in Angriff zu nehmen, wird nach
Prof. Kaiser's Antrag vertagt.

b ) Zur Untersuchung der im Hause Nr. 33 unter
den Weißgärbern befindlichen unterirdischen Bäckerei
und Erhebung des Umstandes, ob selbe aus Sanitäts-
Rücksichten benützt werden dürfe oder nicht; — wird eine
Commission anzuordnen beschlossen.

6. Baron Watzdorf referirt im Namen der Appro-
visionirungs=Section:

a ) Der Magistrat erstattet seine Aeußerung über den
Antrag des Dr. Pröbstl: den Viehmarkt an den
Schlachthäusern decken zu lassen, und macht den Vor-
schlag: zu diesem Ende ein Gebäude mit gemauerten Pfei-
lern und einem Schieferdache nach dem vom städtischen
Bauamte vorgelegten Kostenüberschlage von 5600 fl.
C. M. zu errichten; — der Antrag wird vertagt.

b ) Ueber die Beschwerde der Hülsenfrüchten=Händler
wegen des unbefugten Handels und Verkaufes von Seite
der Erzeuger auf dem hiesigen Markte, mit der damit
verbundenen Bitte um Abhilfe, allenfalls durch die Be-
willigung zur Aufstellung eines Vertrauensmannes aus
ihrer Mitte mit dem Rechte eines Markt=Aufsehers; —
wird nach Antrag der Section beschlossen, in das Ansu-
chen, wegen Aufstellung eines Vertrauensmannes als
Markt=Aufsehers nicht einzugehen, hingegen die geeigne-
ten Maßregeln zu treffen, daß die Markt=Ordnung
strenge aufrecht erhalten werde.

c ) Der Antrag wegen Errichtung einer Körner= und
Mehl=Börse wird, da eine geeignete Localität bisher
noch nicht aufgefunden wurde, vertagt.

Schluß um 9 Uhr.

    Der Vorstand:     Der Schriftführer:
Dr. Seiller m/p.     Dr. Ferd. Mayer. m/p.



CTelegraphische ( Privat= ) Depeschen.

Berlin, 11. Oct. Börse geringer Umsatz, ziemlich
fest. Wien84 1 / 2.

Stuttgart, 9. Oct. Die Landesversammlung be-
willigt die Steuern bis zum Jahresschluß.

Kassel, 10. Oct. Haynau hat vom Kurfürsten Voll-
macht erhalten, den Officieren aller Grade den verlang-
ten Abschied zu ertheilen, die den dienstlichen Gehorsam
verweigern sofort zu bestrafen. Haynau hat befohlen, je-
der Officier solle erklären, ob er die September=Verord-
nungen vollziehen wolle.

Frankfurt, 10. Oct.4 1 / 2 pCt. Met.77 1 / 4. Wien
99 1 / 2.

Paris, 10. Oct. Die Revue zu Versailles ist ruhig
vor sich gegangen. Dupont de l'Eure tritt im Nord-
Departement als Kandidat auf. 5 pCt. Rente 92 Fr.
45 Ct., 3 pCt. 57 Fr. 30 Ct.



Kronländer.

Brünn, 10. October. Laut einer Kundmachung
des Herrn Statthalters hat am Tage der Constituirung
der Stadtgemeinde Sternberg der dortige hochwürdige
Herr Ehren=Canonicus und Ehrenpriester Dr Joseph
Ospal eine milde Stiftung zu errichten beschlossen,
durch welche das Los armer einheimischer Kranken ge-
lindert werden soll.

[Ende Spaltensatz]
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[3062/0002] 3062 der hohen Anwesenheit vor dem Schießhause. Um 9 Uhr hielt Se. Majestät große Revue über die hier concentrir- ten Truppen auf dem Stadtsaggen und Mittags 12 Uhr werden Seine Majestät die Reise nach Reutte fort- setzen. Seine Majestät der Kaiser haben vor Jhrer Abreise dem Statthalter den Betrag von 2000 fl. C. M. zur Vertheilung für die Armen des Landes allergnädigst zu übergeben geruht. Der „Salz. Post“ entnehmen wir noch folgenden Nach- tragsbericht, den dieses Blatt über den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers in Salzburg bringt: Daß bei der Ankunft Sr. Majestät die Ausrückung der Garnison und die Kononen=Salutirung unterblieben ist, geschah in Folge eines wenige Stunden vorher ein- getroffenen Allerhöchsten Befehles. So wie den Civil=Autoritäten, wurde auch dem ge- sammten Officier=Corps das Glück zu Theil, den Tag nach der Ankunft Sr. Majestät dem Kaiser vorge- stellt zu werden, Allerhöchstwelcher dasselbe huldreichst aufnahmen. Von den militärischen Anstalten besichtigten Se. Ma- jestät an diesem Tage die Cavallerie=Caserne, die neue Jnfanterie=Caserne, das Militärspital und zuletzt die hohe Festung. Am 4ten, Morgens 8 Uhr, ließen Se. Majestät die Garnison zur Revue, und zwar aus der Ursache auf dem Mirabellplatze ausrücken, weil das während der ganzen Anwesenheit des Kaisers andauernde heftige Regenwetter eine Ausrückung auf dem Exercirplatze bei Gnigl, der unter Wasser stand, nicht zuließ. Se. Majestät inspicirten die ausgerückten Truppen, lie- ßen selbe defiliren, jedoch wegen des heftigen Regenwet- ters keine Bewegungen weiter ausführen. Allerhöchstdieselben haben sich über den Zustand und das Aussehen der Truppen, über die in der hiesigen Gar- nison herrschende Dienstes= und Casern=Ordnung, und über Alles, was Allerhöchstdieselben in Augenschein ge- nommen haben, auf das vollkommenste zufriedengestellt ausgesprochen, und als Folge dessen dem k. k. Herrn Fe- stungs=Commandanten General=Major von Sedel- mayer, den beglückenden Auftrag gegeben, diese vollste Allerhöchste Zufriedenheit sogleich dem Officier=Corps und der Mannschaft im Tagsbefehle bekannt zu geben. Zum Beweise der Allerhöchsten Zufriedenheit mit den hiesigen Garnisonstruppen haben Se. Majestät der Mann- schaft vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts eine dreitägige Gratislöhnung bewilligt, welche sogleich an die Mannschaft ausbezahlt wurde. Auch haben Se. Majestät über die eben so sinnreiche als schöne Beleuchtung der hohen Festung, welche der Herr Genie=Director Major Oelsler vorgekehrt, das be- sondere Wohlgefallen ausgesprochen. Der Herr k. k. Brigadier und Festungs=Commandant General=Major von Sedelmayer hat ferners Sr. Maje- stät die allerunterthänigste Bitte des Werbbezirks=Regi- mentes Großherzog v. Baden vorgetragen, der neu er- bauten Jnfanterie=Caserne Allerhöchstderen Namen verlei- hen zu wollen. Se. Majestät geruhten hierauf dem Wunsche des va- terländischen Regiments freundlichst und huldreichst zu willfahren und des letzteren Werthschätzung auszudrücken. Jn Folge dieser allergnädigsten Bewilligung führt die neuerbaute Jnfanterie=Caserne in der Lorettogasse ( vom 1. October d. J. an bereits bezogen ) von nun an den Namen: „die Franz Joseph=Caserne.“ Kundmachung. Am kommenden Montage, den 14. October d. J., Nachmittags 5 Uhr, findet in dem Universitäts=Consisto- rial=Saale im alten Universitätsgebäude die feierliche Jnstallation des Rectors der k. k. Wiener Universität für das Studienjahr18 50 / 51 Statt, zu welcher höchsten aka- demischen Würde für dieses Studienjahr aus der theolo- gischen Facultät der hochwürdigste Herr Sigismund Schultes, Abt des Benedictiner=Stiftes zu den Schotten in Wien und zu Telky in Ungarn, k. k. Rath, Doctor der Theologie , erwählt worden ist. Den folgenden Tag, Dinstag den 15. October d. J. Früh 9 Uhr, wird sohin in der Universitätskirche das beim Beginne des Studienjahres übliche Hochamt zur Anrufung des göttlichen Beistandes abgehalten werden. Wien, den 10. October 1850. Sigismund, d. Z. Rector. Protokoll der Sitzung des Gemeinderathes der k. k. Haupt= und Residenzstadt Wien, vom 1. October 1850. Präsident Dr. Ritter v. Seiller. 1. Schriftführer Dr. v. Zana verliest das Protokoll der Sitzung vom 27. September 1850, welches unver- ändert angenommen wird. 2. Schiffner referirt im Namen der Finanz- Scction: a ) Ueber das Magistrats=Referat, mit welchem dem Gemeinderathe mitgetheilt wird, daß der Verkauf des der Frau Anna Teltscher gehörigen Kammerhandels, welcher zur Einbringung des von derselben aushaftenden Pachtzins= und Ersatzrückstandes für das gepachtete städ- tische Kohlenstübich= und Säckeausleiherecht erwirkt wor- den ist, bereits im Executionswege Statt gefunden habe, und es daher von der Bewilligung, daß ihre Schuld ra- tenweise getilgt werden dürfe, sein Abkommen zu erhal- ten haben werde. Nach Antrag der Section wird der vom Gemeindrathe bereits früher bewilligte Nachlaß von 421 fl. 27 kr. C. M. aufrecht erhalten, dagegen beschlossen, den ihr aufgetra- genen Ersatz von 946 fl. 23 kr. aus dem für den ver- kauften Kammerhandel erzielten Erlöse einzubringen. b ) Ueber das Magistrats=Referat, betreffend die Wei- terverpachtung der Standgebühren vom Victualien- Markte in dem Bezirke Mariahilf. Nach dem Sections=Antrage werden die Licitations=Be- dingnisse, wie sie der Magistrat vorschlägt und auch der von ihm angetragene Ausrufspreis pr. 1200 fl. C. M. als jährlicher Pachtschilling genehmiget. c ) Ueber das Ansuchen des Herrn Hofagenten Przi- borsky um Erfolglassung der in verschiedenen Geld- Effecten bestehenden und bereits als Caduk erklärten Verlassenschaft nach Franz Krippner an die ausgewie- senen legitimen Erben; — wird nach Antrag der Section im Einklange mit dem Begehren des Bittstellers beschlos- sen: das inkammerirte Verlassenschafts=Vermögen mit 1885 fl. und zweier Schuldscheine von 160 fl. W. W. im Baren nach dem gegenwärtigen Courswerthe der Geld- Effecten an denselben zu erfolgen. d ) Ueber die Anzeige der Bürgerspitals=Wirthschafts- Commission, bezüglich der Verordnung des k. k. Kriegs- Ministeriums, durch welche das Bauverboth im forti- ficatorischen Rayon der Linienwälle Wiens ausgedehnt wird, und daß dadurch die in demselben gelegenen Gründe der Bürgerspitals=Wirthschafts=Commission am Werthe verlieren; — wird nach Antrag der Section beschlossen, die Entschädigungs=Ansprüche der Bürgerspitals=Wirth- schafts=Commission, welche ihr aus diesem Bauverbote erwachsen, geltend zu machen und zu diesem Ende eine Vorstellung bei dem hohen Ministerium zu überreichen. e ) Die von dem Latern=Jnspector in der Josephstadt, Joseph Großmuk, angesuchte Remuneration wird mit dem Betrage von 40 fl. C. M. bewilligt. f ) Die von dem Munizipalgarden=Führer Figlows- ky gebetene Unterstützung wird mit Rücksicht auf dessen sehr bedrängte Familienverhältnisse im Betrage von 30 fl. C. M. bewilligt. g ) Ueber das Ansuchen der beiden Handelsleute HH. Piket und Scheibel, um Herabsetzung des Zinses pr. 900 fl. C. M. für die von ihnen gemietheten Maga- zine in der Salzgries=Caserne im Verhältnisse zu den Zinsen der übrigen Magazine dieses Gebäudes — trägt die Section auf einen 10perc. Nachlaß an. Dr. Kluger stellt den Antrag: den Magistrat an- zuweisen, darüber Erhebungen zu pflegen, ob nicht die Jnhaber der übrigen Localitäten verhältnißmäßig zu wenig Zins zahlen, um sie zur Erzielung des richtigen Eben- maßes erforderlichen Falls im Zinse steigern zu können. Beide Anträge werden angenommen. h ) Ueber das Ansuchen des Markt=Commissärs Franz Langeker, um Ersatz für das ihm entgangene Drittel an dem Strafbetrage pr. 500 fl. C. M., aus Veranlas- sung eines von ihm entdeckten Getreidewuchers, — dadurch, daß die Staatsverwaltung im Recurswege die Straf- ausmessung aufgehoben hat; — wird nach Antrag der Section ihm eine Remuneration von 50 fl. bewilligt. i ) Ueber das Magistrats=Referat, betreffend den Vor- schlag der Bürgerspitals=Wirthschafts=Commission wegen Verpachtung des Jagdrechtes in dem Walde zu Kalks- burg; — wird nach Antrag der Section im Einverständnisse mit dem Magistrate die Verpachtung der 185 Joch Wal- dung um den in der Umgegend üblichen Pachtzins von 3 kr. pr. Joch genehmigt. k ) Dem Herrn Steueramts=Liquidaturs=Adjuncten Vincenz Reiff wird für seine substituirende Dienst- leistung als Cassier bei dem städtischen Steueramte eine Remuneration von 100 fl. C. M. bewilliget. 3. Prack legt das von ihm unterstützte Gesuch der Gemeinde Lichtenthal vor, worin um Regulirung der Straßenstrecke von der großen Schmidtgasse bis zur Lichtenthaler Hauptstraße gebeten wird. Wird dem Magistrate um Bericht zugemittelt. 4. Vice=Präsident Dr. Klucky referirt im Namen der II. Section: a ) Nach Antrag der Section wird dem Hauseigen- thümer Graszelli Anton, dem Goldarbeiter Gindle Wilhelm, dem Großhändler Weikersheim Mar- cus, dem Tapezierer Müller Johann, das Bür- gerrecht der Stadt Wien verliehen und Wenzel Spaczek, Wolfgang Markgraf, Joseph Hoeltl, Joseph Griebl, Stephan Hubler, Franz Tout- schek, Wenzel Stelz, Abraham Pollak, Marcus Stern, Jgnaz Krumbek, Jacob Girzikofsky, Adolph Hirschler in den Gemeindeverband aufge- nommen. b ) Dem Pfeffer Heinrich, Gottschalk Albert, Frey Wilhelm, Siller Joseph und Ruffmann die Zusicherung der Aufnahme in den Gemeindeverband für den Fall der von Seite der Staatsverwaltung be- willigten Aufnahme in den Oesterreichischen Staatsver- band gegeben. c ) Der Gemeinde Wieden wird über ihr Ansuchen die Beleuchtung des Gehweges von der Nothbrücke bis zum Kettenstege über den Wienfluß mit 2 ganz= und 2 halb- nächtigen Gasflammen bewilliget. d ) Das Decret der k. k. Statthalterei, womit be- kannt gegeben wird, daß in Folge Verordnung des hohen Ministeriums des Jnnern vom 7. März 1850 die Ge- meinden an Ausländer, welche sich um Verleihung der Oesterreichischen Staatsbürgerschaft bewerben, blos das Document über die für den Fall der höhern Orts erfolg- ten Verleihung der Oesterreichischen Staatsbürgerschaft bedingte Zusicherung der Aufnahme in den Gemeinde- verband auszustellen haben; — wird zur Kenntniß genommen. 5. Scheuerle referirt im Namen der Bau- Section: a ) Der Sections=Antrag: den Canalbau im tiefen Gra- ben in der Stadt um den präliminirten Kostenbetrag von 15.000 fl. C. M. in Angriff zu nehmen, wird nach Prof. Kaiser's Antrag vertagt. b ) Zur Untersuchung der im Hause Nr. 33 unter den Weißgärbern befindlichen unterirdischen Bäckerei und Erhebung des Umstandes, ob selbe aus Sanitäts- Rücksichten benützt werden dürfe oder nicht; — wird eine Commission anzuordnen beschlossen. 6. Baron Watzdorf referirt im Namen der Appro- visionirungs=Section: a ) Der Magistrat erstattet seine Aeußerung über den Antrag des Dr. Pröbstl: den Viehmarkt an den Schlachthäusern decken zu lassen, und macht den Vor- schlag: zu diesem Ende ein Gebäude mit gemauerten Pfei- lern und einem Schieferdache nach dem vom städtischen Bauamte vorgelegten Kostenüberschlage von 5600 fl. C. M. zu errichten; — der Antrag wird vertagt. b ) Ueber die Beschwerde der Hülsenfrüchten=Händler wegen des unbefugten Handels und Verkaufes von Seite der Erzeuger auf dem hiesigen Markte, mit der damit verbundenen Bitte um Abhilfe, allenfalls durch die Be- willigung zur Aufstellung eines Vertrauensmannes aus ihrer Mitte mit dem Rechte eines Markt=Aufsehers; — wird nach Antrag der Section beschlossen, in das Ansu- chen, wegen Aufstellung eines Vertrauensmannes als Markt=Aufsehers nicht einzugehen, hingegen die geeigne- ten Maßregeln zu treffen, daß die Markt=Ordnung strenge aufrecht erhalten werde. c ) Der Antrag wegen Errichtung einer Körner= und Mehl=Börse wird, da eine geeignete Localität bisher noch nicht aufgefunden wurde, vertagt. Schluß um 9 Uhr. Der Vorstand: Der Schriftführer: Dr. Seiller m/p. Dr. Ferd. Mayer. m/p. CTelegraphische ( Privat= ) Depeschen. Berlin, 11. Oct. Börse geringer Umsatz, ziemlich fest. Wien84 1 / 2. Stuttgart, 9. Oct. Die Landesversammlung be- willigt die Steuern bis zum Jahresschluß. Kassel, 10. Oct. Haynau hat vom Kurfürsten Voll- macht erhalten, den Officieren aller Grade den verlang- ten Abschied zu ertheilen, die den dienstlichen Gehorsam verweigern sofort zu bestrafen. Haynau hat befohlen, je- der Officier solle erklären, ob er die September=Verord- nungen vollziehen wolle. Frankfurt, 10. Oct.4 1 / 2 pCt. Met.77 1 / 4. Wien 99 1 / 2. Paris, 10. Oct. Die Revue zu Versailles ist ruhig vor sich gegangen. Dupont de l'Eure tritt im Nord- Departement als Kandidat auf. 5 pCt. Rente 92 Fr. 45 Ct., 3 pCt. 57 Fr. 30 Ct. Kronländer. Brünn, 10. October. Laut einer Kundmachung des Herrn Statthalters hat am Tage der Constituirung der Stadtgemeinde Sternberg der dortige hochwürdige Herr Ehren=Canonicus und Ehrenpriester Dr Joseph Ospal eine milde Stiftung zu errichten beschlossen, durch welche das Los armer einheimischer Kranken ge- lindert werden soll.

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Zitationshilfe: Wiener Zeitung. Nr. 244. [Wien], 12. Oktober 1850, S. 3062. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener244_1850/2>, abgerufen am 03.10.2024.