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Wiener Zeitung. Nr. 255. [Wien], 25. Oktober 1850.

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[Beginn Spaltensatz] hängen sich anschmiegen. Nach diesem Grundsatze sind
noch beim Hauenstein=Uebergange neue Vermessungen an-
geordnet worden, nach welchen bei Läufelfingen und
Trimbach schiefe Ebenen mit Compensations=Maschinen
angebracht und der ursprüngliche, von Herrn Merian
projectirte Tunnel von 2300 Metres wieder zu Ehren
gezogen würde. Bötzberg=, Stafeleck, Lostorf=Linien
treten in den Hintergrund. Ob aber die Rhein=Linie
von Basel nach Brugg oder diejenige von Basel nach
Olten den Vorzug erhalten werde, ist noch nicht bekannt
geworden. Die Sardinische Regierung hat auf Einla-
dung des Post= und Bau=Departements dem Herrn Ste-
phenson einen Abgeordneten in der Person des Herrn Ne-
gretti entgegengesandt, um mit demselben über die zweck-
mäßigsten Mittel, die Alpen mittelst Eisenbahnen zu
überschreiten, sich zu besprechen. Herr Negretti wünschte
insbesondere auch die Ansichten des Herrn Experten über
die neu projectirte Eisenbahnlinie durch den Albrun,
die Grimsel und den Brünig zu vernehmen. Herr
Stephenson scheint aber überhaupt an den Riesen=Tun-
nels keinen Geschmack zu finden. Schon der Lukma-
niertunnel von 17.000 Fuß scheint ihm zu bedenklich, so
daß er die Ueberschreitung des Berges über St. Maria
mit Compensations=Maschinen und gedeckten Gallerien
vorziehen würde. Man kann sich daher leicht vorstellen,
was er zu einem Projecte sagen wird, nach welchem der
Uebergang von Domodossola ins Walliser Thal einen
Tunnel von anderthalb Stunden, die Grimsel einen sol-
chen von zwei Stunden und der Brünig einen dritten
von einer halben Stunde erfordern würde. Der Plan
auf der Karte, mit der directen Stammlinie von Pie-
mont ins Centrum der Schweiz, nach Luzern, mit den
beiden Zweiglinien nach Basel und nach dem Bodensee,
macht sich übrigens sehr gut."

-- Am 5. d. wurde auf dem Dampfschiffe ein Recruten-
führer, Louis Weibel, mit sechs Recruten arretirt, als
er im Begriffe war, sie über den Gotthard zu spediren.
Die Recruten, fünf Schweizer und ein Badenser, sollen
erklärt haben, daß sie nach Neapel angeworben worden
seien.

Genf, 6. October. General Dufour dessen Gesund-
heitszustand Besorgniß erweckte, ist wieder auf bestem
Wege der Genesung begriffen.

-- Jn der Peterskirche hat man ein Meisterwerk von
mittelalterlicher Schlosserarbeit entdeckt, nämlich eine roth
übermalte Sakristeipforte in der Capelle der Maccabäer,
deren Ornamente aus vergoldetem Eisen von 1406 da-
tiren, mit dem Wappen des Stifters, Johann von
Brogny.

Basel, 10. October. Gestern Abends verunglückte
auf dem Rhein bei Markt ( im Badischen ) ein über-
füllter Waidling ( Nachen ) mit 17 ( nach andern Berich-
ten 30 ) Personen, von welchen nur neun gerettet sein
sollen.

Zug, 9. October, Jn der Gegend von Baar wurde
letzter Tage eine Räuberbande von neun Jndividuen
entdeckt.     ( Basl. Ztg. )

Unterwalden. Am 25. September machten Fischer
einen wahren Petrusfischfang, indem sie in der Nähe
des Rotzloches in einem einzigen Zuge 14 bis 16 Zent-
ner Fische fingen, und überdies durch eine in das Garn
gekommene Oeffnung ihnen noch ungefähr 5 bis 6 Zent-
ner entgingen, wobei ein Hecht von ungefähr
25 Pfund war.

Tessin. Gegen Ende des Militär=Curses sind drei
junge Milizen am Sonnenstich gestorben.

Dänemark.

Kopenhagen, 17. October. Die sämmtlichen
Kriegsschiffe werden nach Kopenhagen berufen wegen
vorgerückter Jahreszeit.

Am Schlusse der 8ten Sitzung des Volksthings theilte
der Kriegs=Minister folgendes Schreiben von dem Ober-
General der Armee dem Thing mit:

Durch das Schreiben des Kriegs=Ministers vom 8ten d.,
ist das Ober=Commando der Armee in Kenntniß gesetzt wor-
den von dem von dem Landsthing und dem Volksthing der
Armee einstimmig votirten Dank. Mittelst Tagesbefehl vom
gestrigen Tage hat der commandirende General der Armee
diese ehrende Anerkennung mitgetheilt, und auch die em-
pfangenen Exemplare über die Verhandlungen der beiden
Things in dieser Angelegenheit vertheilen lassen. Die Armee
hat mit tiefer Erkenntlichkeit diesen Gruß von den Auser-
wählten des Volkes empfangen. Sich ihres bedeutungsvol-
[Spaltenumbruch] len Berufes wohl bewußt, bestrebt sich die Armee, die Zu-
friedenheit ihres Königs sich zu erwerben und das Glück
des Vaterlandes zu erringen. für uns Alle sind die Worte
des Reichstages aufmunternd gewesen, und sie werden die
Soldaten zu neuen Thaten stärken. Durch den Beistand des
Allmächtigen werden wir die Früchte unseres Tagewerkes
ernten. Das Ober=Commando erlaubt sich, das Ministe-
rium zu bitten, dem Reichstage den Ausdruck der Gefühle
und der Stimmung der Armee zu überbringen.

-- Die hiesigen Zeitungen bringen eine Aufforderung
zur Unterstützung für die Bewohner Friedrichsstadts
von einem Comit e, welches sich daselbst gebildet hat
und aus Officieren besteht, an deren Spitze sich der
Oberstlieutenant Helgesen befindet. -- Jn der Auffor-
derung hieß es unter Anderm: "Da die Bewohner von
Friedrichsstadt sich stets gegen die Dänischen Soldaten
gutgesinnt gezeigt haben, so fühlen wir uns aufgefor-
dert, durch unsere Dänischen Mitbürger Hilfe für sie
herbeizuschaffen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 8. October. Nach Carlskrona ist Be-
fehl gekommen, noch einige kleinere Kriegsfahrzeuge zur
Quarantaine=Bewachung auszurüsten. Der Ausbruch der
Cholera im Lande hat nicht nur nicht zur Aufhebung der
Quarantaine an den Gränzen geführt, sondern fügt fort-
während neue Absperrungen im Jnnern des Landes hinzu.
Der Capitän=Lieutenant v. Horn, der eine Quarantaine
bei der Götha=Elf einrichten sollte, meldet, daß die
Cholera auch bei Lilla=Edet ausgebrochen.

Frhr. Stael=Holstein ist zum General=Post=Director
ernannt.

Amerika.

New=York, 23. September. Gestern wurde nach
dem neuen Gesetze ein Sclave aus Baltimore, der übri-
gens schon zwei Jahre hier lebte, verhaftet, und, nach
richterlichem Erkenntnisse, sofort unter Polizei=Begleitung
nach Baltimore geschafft. Dieser Vorfall bewirkte eine
große Aufregung unter der farbigen Bevölkerung, welche
zu blutigen Auftritten Veranlassung gegeben haben würde,
wäre die Polizei, die zu dem Zwecke mit Revolvers be-
waffnet war, nicht auf der Hut gewesen. Die Schwarzen
haben erklärt, sie würden mit bewaffneter Hand ähnliche
Gewaltthätigkeiten zurückweisen und eher auf dem Blut-
gerüste sterben, als sich wieder in die Sclaverei zurück-
bringen lassen. Es leben hier Hunderte flüchtiger Scla-
ven, welche, wie man leicht denken kann, durch die Abo-
litionisten aufgehetzt und in ihrem verzweifelten Vorhaben
bestärkt werden. Jn Pittsburg ist die Aufregung unter
den flüchtigen Sclaven, die dort leben, nicht minder groß;
viele derselben sind nach Canada ausgewandert.

-- Nach den letzten Nachrichten aus Cuba scheint dort
wieder große Furcht eines neu beabsichtigten Einfalles
wegen zu herrschen. Die Mitglieder der in Havanna
bei der ersten Landung gebildeten Junta sind zum Tode
verurtheilt, aber längst schon in Sicherheit. Die letzten
sieben Contoy Gefangenen sind gestern im Hafen ange-
kommen.



-- Benicea in Californien ward vom Senate zum
Haupteinfuhrhafen gemacht, mit Ausschließung aller an-
deren Plätze; man wundert sich, warum man nicht San
Francisco diese Ehre zu Theil werden ließ. -- Das Haus
berieth die Naval- Appropriation Bill, während der Dis-
cussionen wurden besonders die körperlichen Züchtigungen
scharf getadelt, welchen die Matrosen unterliegen. Das
Haus schaffte zwar diese Strafe nicht gänzlich ab, ver-
bot sie aber, ausgenommen, wenn sie von einem Kriegs-
gerichte angeordnet wird, und selbst dann soll sie erst 24
Stunden nach der Bekanntmachung des Urtheils vollzo-
gen werden. -- Statt der Branntweinration, welche ab-
geschafft ist, sollen die Matrosen 5 Cents erhalten. --
Der Türkische Gesandte wurde dem Präsidenten vorgestellt
und mit der größten Auszeichnung empfangen.

Das Haus passirte eine Bill, welche den Schatz=Secre-
tär ermächtigt, Schiffen aus den Britisch=Nord=Ame-
rikanischen Besitzungen die Erlaubniß zu geben, in den
Häfen der Vereinigten Staaten zu laden und umzula-
den, wenn den Amerikanischen Schiffen dieselben Pri-
vilegien in den Britischen Besitzungen zugestanden wer-
den. Diese Maßregel ist als der erste Schritt der An-
näherung zu betrachten, nach und nach werden Canada
und die anderen Britischen Besitzungen dieselben Jnter-
essen haben; die Annexation wird hierdurch beschleunigt.
-- Einem Antrage des Obersten Fremont, Senators
[Spaltenumbruch] aus Californien, gemäß wird in Kurzem eine Bill hin-
sichtlich der Goldgräber in Californien passiren; bis jetzt
sind nach den Amendements, welche angenommen wur-
den, nur jenen Personen aus Europa Erlaubnißscheine
zur Ausbeutung der Minen zuzustellen, welche erklären,
Bürger der Ver. Staaten werden zu wollen, und welche
sich über ihren guten Charakter ausweisen können. --
Hinsichtlich der neuen in Kurzem bevorstehenden Cuba-
Expedition herrscht im Marine=Departement große Be-
wegung; der Spanische Minister steht mit Staats=Secre-
tär Webster in Verhandlungen, und verlangt nachdrück-
liche Hilfe, oder Verhinderung des Auslaufens aus den
Ver. Staaten Häfen.

San Francisco, 15. August. Schon gestern spät
in der Nacht wurde die Stadt durch die verschiedensten
Gerüchte in die fieberhafteste Spannung versetzt, weil
es hieß, in Sacramento City sei ein bedeutender Auf-
stand ausgebrochen. Heute früh findet sich die Bestäti-
gung in den Morgenblättern, und die Aufregung ist im
raschen Steigen begriffen; selbst die Geschäfte gerathen
in Stockung und allenthalben sieht man Gruppen von
Männern, welche sich eifrig über die nächsten Ereig-
nisse besprechen und die Maßregeln berathen, um das be-
drohte Eigenthum zu schützen. Seit langer Zeit schon
hat man den glimmenden Funken bemerkt, seit lange schon
fürchtete man den Ausbruch eines gefährlichen Conflictes
zwischen den Eigenthümern und den Squatters; dieser
Zeitpunct ist plötzlich herangekommen, und manche blu-
tige Scene dürfte an uns vorübergehen, bevor an eine
Ausgleichung zu denken ist.

Um die Verhaftung einiger Squatters, welche als
"Unzufriedene eingesteckt worden waren, zu rächen, be-
waffneten sich am 14. August an 60 Andere derselben,
und wollten die Loslassung der Erstern erzwingen. Der
Stadtmayor Bigelow widersetzte sich dem bewaffneten
Haufen, und veranlaßte hierdurch, daß der Kampf in
volle Flammen ausbrach. Die Stadt wurde unter Waffen
gerufen; der Dampfer "Senator", welcher hier um Ein
Uhr Morgens ankam, bringt Berichte vom Kampfplatze;
der Stadtmayor Bigelow wurde durch drei Kugeln ge-
tödtet; mehrere Bürger und Beamte waren ebenfalls ge-
mordet; der Anführer der Squatters, Dr. Robinson,
verlor sein Pferd, und ward nebst mehreren seiner Rotte
in die andere Welt entsendet; diese Umstände steigerten
die allgemeine Wuth auf den höchsten Gipfel; die Masse
der Squatters schwoll schnell von 60 auf 7= bis 800 M.
an; Angst und Schrecken herrscht unter den bedrängten
Einwohnern, denn Mord und Raub ist an der Tages-
ordnung. -- Couriere wurden nach allen Richtungen ab-
geschickt, um Hilfe von den benachbarten Städten zu er-
bitten; der "Gold Hunter", welcher am 14ten Abends
in Benicia einlief, hatte den Gouverneur=Lieutenant,
M. Dougal an Bord, und sollte unverzüglich mit Trup-
pen an den Kriegsschauplatz zurückkehren. -- Der Gou-
verneur, welcher in San Jos e residirte, ward durch eine
Depesche benachrichtiget, und er wird zweifelsohne die
Compagnie des Bürger=Militärs auffordern, augenblick-
lich unter Waffen zu treten und nach dem bedrohten Sa-
cramento zu marschiren.

-- Zur Verständigung der Ursachen der Revolution mö-
gen noch folgende Notizen aus dem von einem Squatter Co-
mit e an das Volk erlassenen Manifeste dienen: Die Emigran-
ten, welche seit der Auffindung der Goldminen sich in verschie-
denen Puncten ansiedelten, wurden von den erwähnten
Eigenthümern, welche sich sehr ausgedehnte Landstrecken
schon früher aneigneten, durch Drohungen, selbst durch
Waffengewalt theilweise vertrieben; wehrte sich ein sol-
cher Ansiedler, so war es nichts Seltenes, daß seine
Behausung zerstört und er selbst getödtet wurde; die Eigen-
thümer setzten sodann die Creirung einer "sogenannten" Le-
gislatur durch, welche aber nur aus ihres Gleichen bestand,
und jagten durch "sogenannte" Gesetze die Ansiedler von
ihren Wohnplätzen; der oberste Richter erklärte bei alle-
dem noch, daß es nach seiner Entscheidung keine Appella-
tionsstelle gebe. -- Auf diese Puncte gestützt, fordert
das Comit e die Ansiedler zum Widerstande auf, um so
mehr, da die sogenannte Legislatur vom Congresse zu
Washington nicht anerkannt sei, Niemand habe sich ei-
nem Ausspruche der jetzigen Gerichte zu fügen und um
die angetasteten constitutionellen Rechte zn schützen, habe
Jeder die Waffen zu ergreifen; die jetzigen Beamten
werden als bloße Privatpersonen betrachtet, und die
Squatters sind unter das Kriegsgesetz gestellt. Alle Jene,
welche sich diesen Beschlüssen widersetzen, haben sich die
Folgen selbst zuzuschreiben, wenn sie im Laufe des Krie-
ges Eigenthum und Leben verlieren.     ( Wes. Ztg. )

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Leopold Schweitzer. -- Druck und Verlag der Edlen v. Gbelen'schen Erben.

[Beginn Spaltensatz] hängen sich anschmiegen. Nach diesem Grundsatze sind
noch beim Hauenstein=Uebergange neue Vermessungen an-
geordnet worden, nach welchen bei Läufelfingen und
Trimbach schiefe Ebenen mit Compensations=Maschinen
angebracht und der ursprüngliche, von Herrn Merian
projectirte Tunnel von 2300 Metres wieder zu Ehren
gezogen würde. Bötzberg=, Stafeleck, Lostorf=Linien
treten in den Hintergrund. Ob aber die Rhein=Linie
von Basel nach Brugg oder diejenige von Basel nach
Olten den Vorzug erhalten werde, ist noch nicht bekannt
geworden. Die Sardinische Regierung hat auf Einla-
dung des Post= und Bau=Departements dem Herrn Ste-
phenson einen Abgeordneten in der Person des Herrn Ne-
gretti entgegengesandt, um mit demselben über die zweck-
mäßigsten Mittel, die Alpen mittelst Eisenbahnen zu
überschreiten, sich zu besprechen. Herr Negretti wünschte
insbesondere auch die Ansichten des Herrn Experten über
die neu projectirte Eisenbahnlinie durch den Albrun,
die Grimsel und den Brünig zu vernehmen. Herr
Stephenson scheint aber überhaupt an den Riesen=Tun-
nels keinen Geschmack zu finden. Schon der Lukma-
niertunnel von 17.000 Fuß scheint ihm zu bedenklich, so
daß er die Ueberschreitung des Berges über St. Maria
mit Compensations=Maschinen und gedeckten Gallerien
vorziehen würde. Man kann sich daher leicht vorstellen,
was er zu einem Projecte sagen wird, nach welchem der
Uebergang von Domodossola ins Walliser Thal einen
Tunnel von anderthalb Stunden, die Grimsel einen sol-
chen von zwei Stunden und der Brünig einen dritten
von einer halben Stunde erfordern würde. Der Plan
auf der Karte, mit der directen Stammlinie von Pie-
mont ins Centrum der Schweiz, nach Luzern, mit den
beiden Zweiglinien nach Basel und nach dem Bodensee,
macht sich übrigens sehr gut.“

— Am 5. d. wurde auf dem Dampfschiffe ein Recruten-
führer, Louis Weibel, mit sechs Recruten arretirt, als
er im Begriffe war, sie über den Gotthard zu spediren.
Die Recruten, fünf Schweizer und ein Badenser, sollen
erklärt haben, daß sie nach Neapel angeworben worden
seien.

Genf, 6. October. General Dufour dessen Gesund-
heitszustand Besorgniß erweckte, ist wieder auf bestem
Wege der Genesung begriffen.

— Jn der Peterskirche hat man ein Meisterwerk von
mittelalterlicher Schlosserarbeit entdeckt, nämlich eine roth
übermalte Sakristeipforte in der Capelle der Maccabäer,
deren Ornamente aus vergoldetem Eisen von 1406 da-
tiren, mit dem Wappen des Stifters, Johann von
Brogny.

Basel, 10. October. Gestern Abends verunglückte
auf dem Rhein bei Markt ( im Badischen ) ein über-
füllter Waidling ( Nachen ) mit 17 ( nach andern Berich-
ten 30 ) Personen, von welchen nur neun gerettet sein
sollen.

Zug, 9. October, Jn der Gegend von Baar wurde
letzter Tage eine Räuberbande von neun Jndividuen
entdeckt.     ( Basl. Ztg. )

Unterwalden. Am 25. September machten Fischer
einen wahren Petrusfischfang, indem sie in der Nähe
des Rotzloches in einem einzigen Zuge 14 bis 16 Zent-
ner Fische fingen, und überdies durch eine in das Garn
gekommene Oeffnung ihnen noch ungefähr 5 bis 6 Zent-
ner entgingen, wobei ein Hecht von ungefähr
25 Pfund war.

Tessin. Gegen Ende des Militär=Curses sind drei
junge Milizen am Sonnenstich gestorben.

Dänemark.

Kopenhagen, 17. October. Die sämmtlichen
Kriegsschiffe werden nach Kopenhagen berufen wegen
vorgerückter Jahreszeit.

Am Schlusse der 8ten Sitzung des Volksthings theilte
der Kriegs=Minister folgendes Schreiben von dem Ober-
General der Armee dem Thing mit:

Durch das Schreiben des Kriegs=Ministers vom 8ten d.,
ist das Ober=Commando der Armee in Kenntniß gesetzt wor-
den von dem von dem Landsthing und dem Volksthing der
Armee einstimmig votirten Dank. Mittelst Tagesbefehl vom
gestrigen Tage hat der commandirende General der Armee
diese ehrende Anerkennung mitgetheilt, und auch die em-
pfangenen Exemplare über die Verhandlungen der beiden
Things in dieser Angelegenheit vertheilen lassen. Die Armee
hat mit tiefer Erkenntlichkeit diesen Gruß von den Auser-
wählten des Volkes empfangen. Sich ihres bedeutungsvol-
[Spaltenumbruch] len Berufes wohl bewußt, bestrebt sich die Armee, die Zu-
friedenheit ihres Königs sich zu erwerben und das Glück
des Vaterlandes zu erringen. für uns Alle sind die Worte
des Reichstages aufmunternd gewesen, und sie werden die
Soldaten zu neuen Thaten stärken. Durch den Beistand des
Allmächtigen werden wir die Früchte unseres Tagewerkes
ernten. Das Ober=Commando erlaubt sich, das Ministe-
rium zu bitten, dem Reichstage den Ausdruck der Gefühle
und der Stimmung der Armee zu überbringen.

— Die hiesigen Zeitungen bringen eine Aufforderung
zur Unterstützung für die Bewohner Friedrichsstadts
von einem Comit é, welches sich daselbst gebildet hat
und aus Officieren besteht, an deren Spitze sich der
Oberstlieutenant Helgesen befindet. — Jn der Auffor-
derung hieß es unter Anderm: „Da die Bewohner von
Friedrichsstadt sich stets gegen die Dänischen Soldaten
gutgesinnt gezeigt haben, so fühlen wir uns aufgefor-
dert, durch unsere Dänischen Mitbürger Hilfe für sie
herbeizuschaffen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 8. October. Nach Carlskrona ist Be-
fehl gekommen, noch einige kleinere Kriegsfahrzeuge zur
Quarantaine=Bewachung auszurüsten. Der Ausbruch der
Cholera im Lande hat nicht nur nicht zur Aufhebung der
Quarantaine an den Gränzen geführt, sondern fügt fort-
während neue Absperrungen im Jnnern des Landes hinzu.
Der Capitän=Lieutenant v. Horn, der eine Quarantaine
bei der Götha=Elf einrichten sollte, meldet, daß die
Cholera auch bei Lilla=Edet ausgebrochen.

Frhr. Stael=Holstein ist zum General=Post=Director
ernannt.

Amerika.

New=York, 23. September. Gestern wurde nach
dem neuen Gesetze ein Sclave aus Baltimore, der übri-
gens schon zwei Jahre hier lebte, verhaftet, und, nach
richterlichem Erkenntnisse, sofort unter Polizei=Begleitung
nach Baltimore geschafft. Dieser Vorfall bewirkte eine
große Aufregung unter der farbigen Bevölkerung, welche
zu blutigen Auftritten Veranlassung gegeben haben würde,
wäre die Polizei, die zu dem Zwecke mit Revolvers be-
waffnet war, nicht auf der Hut gewesen. Die Schwarzen
haben erklärt, sie würden mit bewaffneter Hand ähnliche
Gewaltthätigkeiten zurückweisen und eher auf dem Blut-
gerüste sterben, als sich wieder in die Sclaverei zurück-
bringen lassen. Es leben hier Hunderte flüchtiger Scla-
ven, welche, wie man leicht denken kann, durch die Abo-
litionisten aufgehetzt und in ihrem verzweifelten Vorhaben
bestärkt werden. Jn Pittsburg ist die Aufregung unter
den flüchtigen Sclaven, die dort leben, nicht minder groß;
viele derselben sind nach Canada ausgewandert.

— Nach den letzten Nachrichten aus Cuba scheint dort
wieder große Furcht eines neu beabsichtigten Einfalles
wegen zu herrschen. Die Mitglieder der in Havanna
bei der ersten Landung gebildeten Junta sind zum Tode
verurtheilt, aber längst schon in Sicherheit. Die letzten
sieben Contoy Gefangenen sind gestern im Hafen ange-
kommen.



— Benicea in Californien ward vom Senate zum
Haupteinfuhrhafen gemacht, mit Ausschließung aller an-
deren Plätze; man wundert sich, warum man nicht San
Francisco diese Ehre zu Theil werden ließ. — Das Haus
berieth die Naval- Appropriation Bill, während der Dis-
cussionen wurden besonders die körperlichen Züchtigungen
scharf getadelt, welchen die Matrosen unterliegen. Das
Haus schaffte zwar diese Strafe nicht gänzlich ab, ver-
bot sie aber, ausgenommen, wenn sie von einem Kriegs-
gerichte angeordnet wird, und selbst dann soll sie erst 24
Stunden nach der Bekanntmachung des Urtheils vollzo-
gen werden. — Statt der Branntweinration, welche ab-
geschafft ist, sollen die Matrosen 5 Cents erhalten. —
Der Türkische Gesandte wurde dem Präsidenten vorgestellt
und mit der größten Auszeichnung empfangen.

Das Haus passirte eine Bill, welche den Schatz=Secre-
tär ermächtigt, Schiffen aus den Britisch=Nord=Ame-
rikanischen Besitzungen die Erlaubniß zu geben, in den
Häfen der Vereinigten Staaten zu laden und umzula-
den, wenn den Amerikanischen Schiffen dieselben Pri-
vilegien in den Britischen Besitzungen zugestanden wer-
den. Diese Maßregel ist als der erste Schritt der An-
näherung zu betrachten, nach und nach werden Canada
und die anderen Britischen Besitzungen dieselben Jnter-
essen haben; die Annexation wird hierdurch beschleunigt.
— Einem Antrage des Obersten Fremont, Senators
[Spaltenumbruch] aus Californien, gemäß wird in Kurzem eine Bill hin-
sichtlich der Goldgräber in Californien passiren; bis jetzt
sind nach den Amendements, welche angenommen wur-
den, nur jenen Personen aus Europa Erlaubnißscheine
zur Ausbeutung der Minen zuzustellen, welche erklären,
Bürger der Ver. Staaten werden zu wollen, und welche
sich über ihren guten Charakter ausweisen können. —
Hinsichtlich der neuen in Kurzem bevorstehenden Cuba-
Expedition herrscht im Marine=Departement große Be-
wegung; der Spanische Minister steht mit Staats=Secre-
tär Webster in Verhandlungen, und verlangt nachdrück-
liche Hilfe, oder Verhinderung des Auslaufens aus den
Ver. Staaten Häfen.

San Francisco, 15. August. Schon gestern spät
in der Nacht wurde die Stadt durch die verschiedensten
Gerüchte in die fieberhafteste Spannung versetzt, weil
es hieß, in Sacramento City sei ein bedeutender Auf-
stand ausgebrochen. Heute früh findet sich die Bestäti-
gung in den Morgenblättern, und die Aufregung ist im
raschen Steigen begriffen; selbst die Geschäfte gerathen
in Stockung und allenthalben sieht man Gruppen von
Männern, welche sich eifrig über die nächsten Ereig-
nisse besprechen und die Maßregeln berathen, um das be-
drohte Eigenthum zu schützen. Seit langer Zeit schon
hat man den glimmenden Funken bemerkt, seit lange schon
fürchtete man den Ausbruch eines gefährlichen Conflictes
zwischen den Eigenthümern und den Squatters; dieser
Zeitpunct ist plötzlich herangekommen, und manche blu-
tige Scene dürfte an uns vorübergehen, bevor an eine
Ausgleichung zu denken ist.

Um die Verhaftung einiger Squatters, welche als
„Unzufriedene eingesteckt worden waren, zu rächen, be-
waffneten sich am 14. August an 60 Andere derselben,
und wollten die Loslassung der Erstern erzwingen. Der
Stadtmayor Bigelow widersetzte sich dem bewaffneten
Haufen, und veranlaßte hierdurch, daß der Kampf in
volle Flammen ausbrach. Die Stadt wurde unter Waffen
gerufen; der Dampfer „Senator“, welcher hier um Ein
Uhr Morgens ankam, bringt Berichte vom Kampfplatze;
der Stadtmayor Bigelow wurde durch drei Kugeln ge-
tödtet; mehrere Bürger und Beamte waren ebenfalls ge-
mordet; der Anführer der Squatters, Dr. Robinson,
verlor sein Pferd, und ward nebst mehreren seiner Rotte
in die andere Welt entsendet; diese Umstände steigerten
die allgemeine Wuth auf den höchsten Gipfel; die Masse
der Squatters schwoll schnell von 60 auf 7= bis 800 M.
an; Angst und Schrecken herrscht unter den bedrängten
Einwohnern, denn Mord und Raub ist an der Tages-
ordnung. — Couriere wurden nach allen Richtungen ab-
geschickt, um Hilfe von den benachbarten Städten zu er-
bitten; der „Gold Hunter“, welcher am 14ten Abends
in Benicia einlief, hatte den Gouverneur=Lieutenant,
M. Dougal an Bord, und sollte unverzüglich mit Trup-
pen an den Kriegsschauplatz zurückkehren. — Der Gou-
verneur, welcher in San Jos é residirte, ward durch eine
Depesche benachrichtiget, und er wird zweifelsohne die
Compagnie des Bürger=Militärs auffordern, augenblick-
lich unter Waffen zu treten und nach dem bedrohten Sa-
cramento zu marschiren.

— Zur Verständigung der Ursachen der Revolution mö-
gen noch folgende Notizen aus dem von einem Squatter Co-
mit é an das Volk erlassenen Manifeste dienen: Die Emigran-
ten, welche seit der Auffindung der Goldminen sich in verschie-
denen Puncten ansiedelten, wurden von den erwähnten
Eigenthümern, welche sich sehr ausgedehnte Landstrecken
schon früher aneigneten, durch Drohungen, selbst durch
Waffengewalt theilweise vertrieben; wehrte sich ein sol-
cher Ansiedler, so war es nichts Seltenes, daß seine
Behausung zerstört und er selbst getödtet wurde; die Eigen-
thümer setzten sodann die Creirung einer „sogenannten“ Le-
gislatur durch, welche aber nur aus ihres Gleichen bestand,
und jagten durch „sogenannte“ Gesetze die Ansiedler von
ihren Wohnplätzen; der oberste Richter erklärte bei alle-
dem noch, daß es nach seiner Entscheidung keine Appella-
tionsstelle gebe. — Auf diese Puncte gestützt, fordert
das Comit é die Ansiedler zum Widerstande auf, um so
mehr, da die sogenannte Legislatur vom Congresse zu
Washington nicht anerkannt sei, Niemand habe sich ei-
nem Ausspruche der jetzigen Gerichte zu fügen und um
die angetasteten constitutionellen Rechte zn schützen, habe
Jeder die Waffen zu ergreifen; die jetzigen Beamten
werden als bloße Privatpersonen betrachtet, und die
Squatters sind unter das Kriegsgesetz gestellt. Alle Jene,
welche sich diesen Beschlüssen widersetzen, haben sich die
Folgen selbst zuzuschreiben, wenn sie im Laufe des Krie-
ges Eigenthum und Leben verlieren.     ( Wes. Ztg. )

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Leopold Schweitzer. — Druck und Verlag der Edlen v. Gbelen'schen Erben.

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[3227/0007] 3227 hängen sich anschmiegen. Nach diesem Grundsatze sind noch beim Hauenstein=Uebergange neue Vermessungen an- geordnet worden, nach welchen bei Läufelfingen und Trimbach schiefe Ebenen mit Compensations=Maschinen angebracht und der ursprüngliche, von Herrn Merian projectirte Tunnel von 2300 Metres wieder zu Ehren gezogen würde. Bötzberg=, Stafeleck, Lostorf=Linien treten in den Hintergrund. Ob aber die Rhein=Linie von Basel nach Brugg oder diejenige von Basel nach Olten den Vorzug erhalten werde, ist noch nicht bekannt geworden. Die Sardinische Regierung hat auf Einla- dung des Post= und Bau=Departements dem Herrn Ste- phenson einen Abgeordneten in der Person des Herrn Ne- gretti entgegengesandt, um mit demselben über die zweck- mäßigsten Mittel, die Alpen mittelst Eisenbahnen zu überschreiten, sich zu besprechen. Herr Negretti wünschte insbesondere auch die Ansichten des Herrn Experten über die neu projectirte Eisenbahnlinie durch den Albrun, die Grimsel und den Brünig zu vernehmen. Herr Stephenson scheint aber überhaupt an den Riesen=Tun- nels keinen Geschmack zu finden. Schon der Lukma- niertunnel von 17.000 Fuß scheint ihm zu bedenklich, so daß er die Ueberschreitung des Berges über St. Maria mit Compensations=Maschinen und gedeckten Gallerien vorziehen würde. Man kann sich daher leicht vorstellen, was er zu einem Projecte sagen wird, nach welchem der Uebergang von Domodossola ins Walliser Thal einen Tunnel von anderthalb Stunden, die Grimsel einen sol- chen von zwei Stunden und der Brünig einen dritten von einer halben Stunde erfordern würde. Der Plan auf der Karte, mit der directen Stammlinie von Pie- mont ins Centrum der Schweiz, nach Luzern, mit den beiden Zweiglinien nach Basel und nach dem Bodensee, macht sich übrigens sehr gut.“ — Am 5. d. wurde auf dem Dampfschiffe ein Recruten- führer, Louis Weibel, mit sechs Recruten arretirt, als er im Begriffe war, sie über den Gotthard zu spediren. Die Recruten, fünf Schweizer und ein Badenser, sollen erklärt haben, daß sie nach Neapel angeworben worden seien. Genf, 6. October. General Dufour dessen Gesund- heitszustand Besorgniß erweckte, ist wieder auf bestem Wege der Genesung begriffen. — Jn der Peterskirche hat man ein Meisterwerk von mittelalterlicher Schlosserarbeit entdeckt, nämlich eine roth übermalte Sakristeipforte in der Capelle der Maccabäer, deren Ornamente aus vergoldetem Eisen von 1406 da- tiren, mit dem Wappen des Stifters, Johann von Brogny. Basel, 10. October. Gestern Abends verunglückte auf dem Rhein bei Markt ( im Badischen ) ein über- füllter Waidling ( Nachen ) mit 17 ( nach andern Berich- ten 30 ) Personen, von welchen nur neun gerettet sein sollen. Zug, 9. October, Jn der Gegend von Baar wurde letzter Tage eine Räuberbande von neun Jndividuen entdeckt. ( Basl. Ztg. ) Unterwalden. Am 25. September machten Fischer einen wahren Petrusfischfang, indem sie in der Nähe des Rotzloches in einem einzigen Zuge 14 bis 16 Zent- ner Fische fingen, und überdies durch eine in das Garn gekommene Oeffnung ihnen noch ungefähr 5 bis 6 Zent- ner entgingen, wobei ein Hecht von ungefähr 25 Pfund war. Tessin. Gegen Ende des Militär=Curses sind drei junge Milizen am Sonnenstich gestorben. Dänemark. Kopenhagen, 17. October. Die sämmtlichen Kriegsschiffe werden nach Kopenhagen berufen wegen vorgerückter Jahreszeit. Am Schlusse der 8ten Sitzung des Volksthings theilte der Kriegs=Minister folgendes Schreiben von dem Ober- General der Armee dem Thing mit: Durch das Schreiben des Kriegs=Ministers vom 8ten d., ist das Ober=Commando der Armee in Kenntniß gesetzt wor- den von dem von dem Landsthing und dem Volksthing der Armee einstimmig votirten Dank. Mittelst Tagesbefehl vom gestrigen Tage hat der commandirende General der Armee diese ehrende Anerkennung mitgetheilt, und auch die em- pfangenen Exemplare über die Verhandlungen der beiden Things in dieser Angelegenheit vertheilen lassen. Die Armee hat mit tiefer Erkenntlichkeit diesen Gruß von den Auser- wählten des Volkes empfangen. Sich ihres bedeutungsvol- len Berufes wohl bewußt, bestrebt sich die Armee, die Zu- friedenheit ihres Königs sich zu erwerben und das Glück des Vaterlandes zu erringen. für uns Alle sind die Worte des Reichstages aufmunternd gewesen, und sie werden die Soldaten zu neuen Thaten stärken. Durch den Beistand des Allmächtigen werden wir die Früchte unseres Tagewerkes ernten. Das Ober=Commando erlaubt sich, das Ministe- rium zu bitten, dem Reichstage den Ausdruck der Gefühle und der Stimmung der Armee zu überbringen. — Die hiesigen Zeitungen bringen eine Aufforderung zur Unterstützung für die Bewohner Friedrichsstadts von einem Comit é, welches sich daselbst gebildet hat und aus Officieren besteht, an deren Spitze sich der Oberstlieutenant Helgesen befindet. — Jn der Auffor- derung hieß es unter Anderm: „Da die Bewohner von Friedrichsstadt sich stets gegen die Dänischen Soldaten gutgesinnt gezeigt haben, so fühlen wir uns aufgefor- dert, durch unsere Dänischen Mitbürger Hilfe für sie herbeizuschaffen. Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. October. Nach Carlskrona ist Be- fehl gekommen, noch einige kleinere Kriegsfahrzeuge zur Quarantaine=Bewachung auszurüsten. Der Ausbruch der Cholera im Lande hat nicht nur nicht zur Aufhebung der Quarantaine an den Gränzen geführt, sondern fügt fort- während neue Absperrungen im Jnnern des Landes hinzu. Der Capitän=Lieutenant v. Horn, der eine Quarantaine bei der Götha=Elf einrichten sollte, meldet, daß die Cholera auch bei Lilla=Edet ausgebrochen. Frhr. Stael=Holstein ist zum General=Post=Director ernannt. Amerika. New=York, 23. September. Gestern wurde nach dem neuen Gesetze ein Sclave aus Baltimore, der übri- gens schon zwei Jahre hier lebte, verhaftet, und, nach richterlichem Erkenntnisse, sofort unter Polizei=Begleitung nach Baltimore geschafft. Dieser Vorfall bewirkte eine große Aufregung unter der farbigen Bevölkerung, welche zu blutigen Auftritten Veranlassung gegeben haben würde, wäre die Polizei, die zu dem Zwecke mit Revolvers be- waffnet war, nicht auf der Hut gewesen. 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Die letzten sieben Contoy Gefangenen sind gestern im Hafen ange- kommen. — Benicea in Californien ward vom Senate zum Haupteinfuhrhafen gemacht, mit Ausschließung aller an- deren Plätze; man wundert sich, warum man nicht San Francisco diese Ehre zu Theil werden ließ. — Das Haus berieth die Naval- Appropriation Bill, während der Dis- cussionen wurden besonders die körperlichen Züchtigungen scharf getadelt, welchen die Matrosen unterliegen. Das Haus schaffte zwar diese Strafe nicht gänzlich ab, ver- bot sie aber, ausgenommen, wenn sie von einem Kriegs- gerichte angeordnet wird, und selbst dann soll sie erst 24 Stunden nach der Bekanntmachung des Urtheils vollzo- gen werden. — Statt der Branntweinration, welche ab- geschafft ist, sollen die Matrosen 5 Cents erhalten. — Der Türkische Gesandte wurde dem Präsidenten vorgestellt und mit der größten Auszeichnung empfangen. Das Haus passirte eine Bill, welche den Schatz=Secre- tär ermächtigt, Schiffen aus den Britisch=Nord=Ame- rikanischen Besitzungen die Erlaubniß zu geben, in den Häfen der Vereinigten Staaten zu laden und umzula- den, wenn den Amerikanischen Schiffen dieselben Pri- vilegien in den Britischen Besitzungen zugestanden wer- den. Diese Maßregel ist als der erste Schritt der An- näherung zu betrachten, nach und nach werden Canada und die anderen Britischen Besitzungen dieselben Jnter- essen haben; die Annexation wird hierdurch beschleunigt. — Einem Antrage des Obersten Fremont, Senators aus Californien, gemäß wird in Kurzem eine Bill hin- sichtlich der Goldgräber in Californien passiren; bis jetzt sind nach den Amendements, welche angenommen wur- den, nur jenen Personen aus Europa Erlaubnißscheine zur Ausbeutung der Minen zuzustellen, welche erklären, Bürger der Ver. Staaten werden zu wollen, und welche sich über ihren guten Charakter ausweisen können. — Hinsichtlich der neuen in Kurzem bevorstehenden Cuba- Expedition herrscht im Marine=Departement große Be- wegung; der Spanische Minister steht mit Staats=Secre- tär Webster in Verhandlungen, und verlangt nachdrück- liche Hilfe, oder Verhinderung des Auslaufens aus den Ver. Staaten Häfen. San Francisco, 15. August. Schon gestern spät in der Nacht wurde die Stadt durch die verschiedensten Gerüchte in die fieberhafteste Spannung versetzt, weil es hieß, in Sacramento City sei ein bedeutender Auf- stand ausgebrochen. Heute früh findet sich die Bestäti- gung in den Morgenblättern, und die Aufregung ist im raschen Steigen begriffen; selbst die Geschäfte gerathen in Stockung und allenthalben sieht man Gruppen von Männern, welche sich eifrig über die nächsten Ereig- nisse besprechen und die Maßregeln berathen, um das be- drohte Eigenthum zu schützen. Seit langer Zeit schon hat man den glimmenden Funken bemerkt, seit lange schon fürchtete man den Ausbruch eines gefährlichen Conflictes zwischen den Eigenthümern und den Squatters; dieser Zeitpunct ist plötzlich herangekommen, und manche blu- tige Scene dürfte an uns vorübergehen, bevor an eine Ausgleichung zu denken ist. Um die Verhaftung einiger Squatters, welche als „Unzufriedene eingesteckt worden waren, zu rächen, be- waffneten sich am 14. August an 60 Andere derselben, und wollten die Loslassung der Erstern erzwingen. Der Stadtmayor Bigelow widersetzte sich dem bewaffneten Haufen, und veranlaßte hierdurch, daß der Kampf in volle Flammen ausbrach. Die Stadt wurde unter Waffen gerufen; der Dampfer „Senator“, welcher hier um Ein Uhr Morgens ankam, bringt Berichte vom Kampfplatze; der Stadtmayor Bigelow wurde durch drei Kugeln ge- tödtet; mehrere Bürger und Beamte waren ebenfalls ge- mordet; der Anführer der Squatters, Dr. Robinson, verlor sein Pferd, und ward nebst mehreren seiner Rotte in die andere Welt entsendet; diese Umstände steigerten die allgemeine Wuth auf den höchsten Gipfel; die Masse der Squatters schwoll schnell von 60 auf 7= bis 800 M. an; Angst und Schrecken herrscht unter den bedrängten Einwohnern, denn Mord und Raub ist an der Tages- ordnung. — Couriere wurden nach allen Richtungen ab- geschickt, um Hilfe von den benachbarten Städten zu er- bitten; der „Gold Hunter“, welcher am 14ten Abends in Benicia einlief, hatte den Gouverneur=Lieutenant, M. Dougal an Bord, und sollte unverzüglich mit Trup- pen an den Kriegsschauplatz zurückkehren. — Der Gou- verneur, welcher in San Jos é residirte, ward durch eine Depesche benachrichtiget, und er wird zweifelsohne die Compagnie des Bürger=Militärs auffordern, augenblick- lich unter Waffen zu treten und nach dem bedrohten Sa- cramento zu marschiren. — Zur Verständigung der Ursachen der Revolution mö- gen noch folgende Notizen aus dem von einem Squatter Co- mit é an das Volk erlassenen Manifeste dienen: Die Emigran- ten, welche seit der Auffindung der Goldminen sich in verschie- denen Puncten ansiedelten, wurden von den erwähnten Eigenthümern, welche sich sehr ausgedehnte Landstrecken schon früher aneigneten, durch Drohungen, selbst durch Waffengewalt theilweise vertrieben; wehrte sich ein sol- cher Ansiedler, so war es nichts Seltenes, daß seine Behausung zerstört und er selbst getödtet wurde; die Eigen- thümer setzten sodann die Creirung einer „sogenannten“ Le- gislatur durch, welche aber nur aus ihres Gleichen bestand, und jagten durch „sogenannte“ Gesetze die Ansiedler von ihren Wohnplätzen; der oberste Richter erklärte bei alle- dem noch, daß es nach seiner Entscheidung keine Appella- tionsstelle gebe. — Auf diese Puncte gestützt, fordert das Comit é die Ansiedler zum Widerstande auf, um so mehr, da die sogenannte Legislatur vom Congresse zu Washington nicht anerkannt sei, Niemand habe sich ei- nem Ausspruche der jetzigen Gerichte zu fügen und um die angetasteten constitutionellen Rechte zn schützen, habe Jeder die Waffen zu ergreifen; die jetzigen Beamten werden als bloße Privatpersonen betrachtet, und die Squatters sind unter das Kriegsgesetz gestellt. Alle Jene, welche sich diesen Beschlüssen widersetzen, haben sich die Folgen selbst zuzuschreiben, wenn sie im Laufe des Krie- ges Eigenthum und Leben verlieren. ( Wes. Ztg. ) Verantwortlicher Redacteur: Dr. Leopold Schweitzer. — Druck und Verlag der Edlen v. Gbelen'schen Erben.

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Zitationshilfe: Wiener Zeitung. Nr. 255. [Wien], 25. Oktober 1850, S. 3227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener255_1850/7>, abgerufen am 10.10.2024.