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Wiener Zeitung. Nr. 276. [Wien], 19. November 1850.

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[Beginn Spaltensatz] genommen. Die nahe liegende Ortschaft Zepse, aus der
heftig gefeuert worden, soll der Seraskier haben ein-
äschern lassen. Ein Beamter des Paschas ward wegen
Verbreitung aufrührerischer Schriften verhaftet. Dem
Vernehmen nach hat zwischen den Vorposten des Kavaß
Pascha und des Seraskiers bei Kognitz am 10ten d. ein
neues Gefecht sich entsponnen. Die bei Serajevo befind-
lichen Pulvermühlen sind auf Befehl des Abdi Pascha
in die Luft gesprengt worden.



Kronländer.

Sämmtliche Gemeinden der Bezirkshauptmannschaft
Lussino haben ihre Constituirung vollendet.

Die letzte Gemeinde der Steiermark, Sagorje ( des
Catastr. Bez. Drachenburg ) , im Amtsgebiete der Be-
zirkshauptmannschaft Rann, ist jetzt constituirt. Die
"Gratz. Ztg." schreibt darüber: "Der Wahn, daß der
vom Gemeindevorstande feierlichst abzulegende Eid mit
der Verbindlichkeit, den bestehenden und zu erlassenden
Gesetzen Folge zu leisten, auch das erloschene Joch der
Unterthänigkeit den freien Gemeinden aufbürden könne,
hinderte bis zur Stunde die Beeidigung des Gemeinde-
vorstandes, welche nunmehr ohne allen Anstand vor sich
ging. Berücksichtigenswerth ist hierbei, daß es die Ge-
meinde vorzog, eher zur Sicherstellung der Kosten für
die Aufnahme eines Mandatars zur Besorgung der Ge-
meindeangelegenheiten einen Betrag von 100 fl. C. M.
zu erlegen, als dem Gemeindevorstande die Eidesablegung
zu gestatten. Eine populäre energische Ansprache des Kreis-
Präsidenten in Slovenischer und Deutscher Sprache in
zahlreichen Exemplaren, in den letzten, noch nicht con-
stituirten Gemeinden vertheilt, und die practische Wahr-
nehmung der Folgen einer solchen Bevormundung der Ge-
meinde mittelst eines von der Regierung aufgestellten Man-
datars noch vor der Aufstellung desselben, durch den bis-
her von dem Bezirkshauptmann in Rann auf diese Ge-
meinde sehr zweckmäßig geübten Einfluß, leitete auch die
letzte zaudernde Gemeinde in die verfassungsmäßige Bahn.
Es ist derselben sohin auch der erlegte Betrag zurückge-
stellt geworden.

Die Grundentlastungs=Verhandlungen im Kronlande
Steiermark haben mit Ende October folgende Re-
sultate ergeben: Anzahl der bisher entlasteten Verpflich-
teten 17.011, Ziffer der liquidirten Jahresrenten für
Geld=, Natural= und Arbeitsleistungen, dann Zehentbe-
züge: für den Landesfond 11.576 fl. 45 kr., für die Ver-
pflichteten 11.575 fl. 23 kr.; Betrag des entzifferten Ent-
schädigungscapitals für obige Leistungen und zwar: für
den Landesfond 231.535 fl. 5 kr., für die Verpflichteten
231.507 fl. 45 kr.; Betrag der für das Jahr 1848
liquidirten Rückstände 18.450 fl. 27 kr.; Zahl der Ver-
pflichteten, die sich zur sogleichen Capitalszahlung erklärt
haben 11.321; Gesammtbetrag der Entschädigungscapi-
talien zu deren Zahlung sich die Verpflichteten erklärt
haben 108.458 fl. 6 kr.; für aufgehobene Veränderun-
gen, wofür der Staat die Entschädigung auf sich genom-
men hat, wurden liquidirt an Jahresrenten 55.726 fl.
48 kr., an Entschädigungscapital 1.114.536 fl. 10 kr.;
Gesammtsumme der liquidirten Jahresrenten 78.878 fl.
57 kr. des entzifferten Entschädigungscapitales 1.577.579 fl.
bis Ende October 1850 wurden den Urbarial= und Zehent-
berechtigten in Steiermark auf Rechnung der ihnen ge-
bührenden Entschädigung an Vorschüssen 596.793 fl. 54 kr.
bewilliget und zahlbar angewiesen.

Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß
die Anzahl derjenigen Verpflichteten, die sich zur soglei-
chen Capitals=Einzahlung bereit erklärt haben, auch im
October 3521, mithin die Mehrzahl der in diesem Mo-
nate Entlasteten ( 5677 ) beträgt. Der Gesammtbetrag
der Entschädigungs=Capitalien, zu deren Zahlung sich die
Verpflichteten bereit erklärt haben, betrug im August
26.620, im September 28.129, im October 36.205 fl.,
eine gewiß sehr beträchtliche Zunahme.

Die bis jetzt mit Jnbegriff der Laudemien ermittelte
Jahresrente beträgt 78.878 fl., das ihr entsprechende
Entschädigungs=Capital 1.577.579 fl. Jm Vergleiche mit
den Resultaten des Monates August ergibt sich eine Zu-
nahme von 5677 in der Zahl der Verpflichteten, in je-
ner der liquidirten Jahresrenten um 25.074 fl., und der
des entzifferten Entschädigungs=Capitales um 501.480 fl.

Besondere Verdienste an diesem so erfreulichen Resul-
tate haben sich die Districts=Commissionen von Westgratz,
Leibnitz und Stainz erworben.

Prag. Jn der am 16. abzuhaltenden Sitzung des Stadt-
verordneten=Collegiums wird 1. die Wahl von 15 Mit-
gliedern des Stadtverordneten=Collegiums zur Bildung der
Hauptliste der Geschworenen für die k. Hauptstadt Prag,
und 2. die Wahl von 3 Mitgliedern des Stadtverordne-
ten=Collegiums zu Vertretern der Bürgerschaft im per-
[Spaltenumbruch] manenten und verstärkten Landesausschuß ( an die Stelle
der durch das frühere Stadtverordneten=Collegium hiezu
ermächtigten Herren J. U. Dr. Adolph Pinkas, Alois
Trojan und des gewesenen Vice=Bürgermeisters Herrn
Anton Alois Keller ) vorgenommen.

Tetschen, 12. November Heute fand hier unter
allgemeiner Theilnahme die feierliche Eröffnung der er-
sten Ackerbauschule in Böhmen Statt. Die k. k. patr.
ökon. Gesellschaft, als die Gründerin des Jnstitutes,
hatte ihren Vice=Präsidenten Hrn. Albert Grafen v.
Nostitz und das Ausschuß=Mitglied Herrn Director Jo-
seph Lumbe als ihre Stellvertreter abgesendet, und Se.
Exc. der Herr Statthalter beurkundete seine Theilnahme,
da er persönlich zu erscheinen verhindert war, durch die
Absendung eines Stellvertreters in der Person des k. k.
Kreispräsidenten Freiherrn v. Kotz. Schon vor Tages-
anbruch wurden Pöllerschüsse gelöst und die Feier begann
mit einem solennen veni sancte spiritus, worauf sich
die Anwesenden -- wegen des ungemein ungünstigen
Wetters zu Wagen -- nach dem eine halbe Stunde von
hier befindlichen Meierhof Liebwerd verfügten, dessen
Eingangsthor und das neuhergestellte Schulgebäude sehr
sinnreich mit Emblemen des Ackerbaues verziert und fest-
lich geschmückt war. Nachdem der würdige Herr Stadt-
dechant die kirchliche Einsegnung der für die Schulen be-
stimmten Räume vollendet und weihevolle Worte an die
versammelten Zöglinge gerichtet hatte, erklärte Graf Al-
bert Nostitz die Ackerbauschule für eröffnet. Nach einer
kurzen Darstellung der Verhandlungen zur Grün-
dung dieser Anstalt brachte er einen öffentlichen Dank
Sr. Majestät unserm ritterlichen Kaiser, welcher
im Drange der wichtigsten Regierungsgeschäfte diese An-
stalt durch eine namhafte Geldunterstützung zu fördern
nicht vergaß. Er zeigte, wie das hohe Ministerium für
Landescultur durch seinen ersten landwirthschaftlichen Con-
greß und durch seine Erlässe an die k. k. pat. ökon. Ge-
sellschaft, die frühern Verhandlungen derselben über land-
wirthschaftliches Unterrichtswesen neu anregte, belebte
und auf eine freisinnige Weise unterstützte. Er machte
die namhafte Geldunterstützung des Böhmisch=ständischen
Landesausschusses bekannt und ging auf die großmüthigen
und patriotischen Opfer über, welche Herr Graf Franz
Thun ( Vater ) diesem jugendlichen Jnstitute brachte.
Anerkennend wurde auch der Verdienste erwähnt, welche
das von der Gesellschaft erwählte Comit e zur Errichtung
der Ackerbauschulen, bestehend aus den Herren Director
Lumbe, Wirthschaftsrath Horsky und Wirthschafts-
rath Komers, sich erworben. Nachdem der Protector
der Anstalt, der bewährte Menschenfreund Graf Franz
Thun in wenigen schmucklosen aber rührenden Worten
diese Rede erwidert und die Gründe entwickelt hatte,
welche ihn bestimmten, die Errichtung der Ackerbauschule
auf seiner Besitzung zu gestatten, nahm Wirthschafts-
rath Komers, der von der Gesellschaft gewählte Di-
rector dieser Anstalt, das Wort. Seine ruhige Aus-
einandersetzung bewies, daß er die ihm gewordene Auf-
gabe ihrem ganzen Umfange nach erfaßte und sein
ausgesprochener fester Wille, verbunden mit seiner be-
kannten thatkräftigen Persönlichkeit, waren allen Anwe-
senden die sichersten Bürgen für das Gedeihen dieses ersten
landwirthschaftlichen Lehr=Jnstituts, welches in seinem
Anfange zwar klein, in seinen Folgen aber bedeutend für
die Entwicklung des landwirthschaftlichen Gewerbes wer-
den soll. Mit sichtlicher Rührung theilte er den Zöglin-
gen mit, daß er vor Jahren durch das Wohlwollen des
gegenwärtigen Herrn Protectors unter ähnlichen Ver-
hältnissen wie sie die landwirthschaftlichen Schulen in
Hohenheim besuchte, und daß diese edle Handlung zum
Theil die Ursache seines gegenwärtigen Wirkungskreises
und eine Veranlassung der Gründung dieser Schule in
Liebwerd geworden sei. Nachdem hierauf Herr Kreis-
Präsident Kotz als Stellvertreter des Herrn Statthal-
ters die Anstalt seiner eigenen und der Theilnahme seines
Bevollmächtigers versichert, und der neuangestellte
Oberlehrer Herr Lambl in einigen Worten seinen
redlichen festen Willen und die Wichtigkeit der An-
stalt hervorgehoben, sprach am Schlusse ein neu auf-
genommener Zögling seinen und seiner Mitschüler Dank
aus. Hierauf begaben sich die Anwesenden in die
einzelnen Localitäten für die Wohnungen, Sammlun-
gen und schöpften die erfreuliche Ueberzeugung von der
Zweckmäßigkeit und Umsicht, mit welcher der Herr Di-
rector für alle Bedürfnisse einer solchen Anstalt gesorgt
hatte. Zum größten Bedauern der Versammlung war die
Witterung so unfreundlich und die Wege so aufgeweicht,
daß die gewünschte Besichtigung der ganzen Wirthschaft
unmöglich war; es konnten daher nur die Stallungen
mit ihrem schönen und gewählten Viehstand, die sehr
zweckmäßig eingerichtete Dungstätte und die Geräthekam-
mer besichtigt werden. Ueberall zeigte sich Zweckmäßig-
keit, Umsicht und landwirthschaftliche Jntelligenz, als
eben so viele Bürgschaften für eine segensreiche Zukunft
[Spaltenumbruch] der jungen Anstalt. Daß ihre Bedeutung bereits jetzt er-
kannt wird, gab sich schon bei dem prunklosen Feste durch
die Gegenwart der höhern k. k. Staatsbeamten aus der
Stadt und Umgebung, der Ortsvorsteher, der Officiere
der Bürgerwehre, der Landleute und anderer Bewohner
der Gegend kund, welche sich selbst durch das ungünstige
Wetter nicht von der Theilnahme abhalten ließen.

    ( C. Bl. a. B. )



Aus dem Teschner Kreise. Auch in unse-
rem Breslauer Diöcesantheile bat Se. Eminenz der
Cardinal Melchior ein Denkmal der väterlichen Liebe
für den niedern Clerus, insbesondere für die Capläne, an
seinem Erhebungstage gestiftet, denn derselbe wies am
4. November neuerdings für den schon bekannten Mel-
chiorfond 10.000 fl. C. M. zur Verbesserung der Caplans-
gehalte an. Außerdem bezeichnete Se. Eminenz diesen
Tag mit nahmhaften Beiträgen für einheimische Arme.

    ( Kath. Bl. a. M. )



Pesth, 16. November. Der durch Allerhöch-
ste Entschließung Sr. Majestät des Kaisers zum
provisorischen Commandanten der Armee in Ungarn
und Siebenbürgen ernannte Herr General der Cavalle-
rie, Freiherr v. Appel, ist am 11ten hier eingetroffen,
und hat die Geschäfte des 3. Armee=Commandos vom
bisherigen Jnterrims=Commandanten Feldmarschall=Lieu-
tenant Graf Wallmoden übernommen.



Preßburg, 17. November. Se. Excellenz der
Feldmarschall Graf Radetzky war gestern zum Be-
such seiner Tochter, der Frau Gräfin v. Wenkheim,
hierher gekommen, verweilte bis Abend in den Mauern
unserer Stadt und kehrte mit dem Abendtrain wieder
nach der Residenz zurück.



Hermannstadt, 11. November. Se. Exc. der
Civil= und Militär=Gouverneur von Siebenbürgen hat
über Antrag des Siebenbürgischen Ministerial=Commis-
särs für das Unterrichtswesen vor Beginn dieses Schul-
jahres eine Reihe von Maßregeln getroffen, um die in
Aussicht stehende Einrichtung des Unterrichtswesens in
Siebenbürgen anzubahnen. So wurden zuerst die Di-
strictsämter angewiesen, im Einverständnisse mit den be-
treffenden Militärbehörden die Räumung der für Unter-
richtszwecke gewidmeten Localitäten zu bewirken. Der
1. October wurde in einem Decrete an das Militär=Com-
mando als der Tag bestimmt, an dem längstens sämmt-
liche Schullocalitäten im Lande, welche bis dahin noch
ganz oder theilweise zu Zwecken des Militärs verwendet
wurden zu räumen und dem Vorstande der betreffenden
Schule wiederzugeben sein werden. Der Beginn des
Schuljahres wurde auf den 15. October festgesetzt, jedoch
von Seite des Gouverneurs dem Ermessen der einzelnen
Lehranstalten anheimgestellt, ihre Schüler auch früher
um sich zu versammeln und den Unterricht zu beginnen.
Jedoch durfte dieser frühere Unterricht nur wiederholend
und vorbereitend sein, und mußte so eingerichtet werden,
daß dem Einführen neuer Lehrpläne mit dem Beginne
des eigentlichen Schuljahres kein Hinderniß in den
den Weg gelegt wurde. Die Wiedereröffnung der juridi-
schen Curse an den Collegien ist der höhern Entscheidung
vorbehalten worden. Die Wiedereröffnung der philoso-
phischen Jahrgänge wurde unter dem Titel und mit den
wesentlichen Einrichtungen der zwei letzten Classen eines
Ober=Gymnasiums gestattet. Die Wiedereröffnung
der unveränderten theologischen Lehranstalten ist ge-
nehmiget worden. Am Collegium in Nagy=Enyed,
welches im Bürgerkriege zerstört worden war, ist nur die
Eröffnung einer Elementarvolksschule gestattet worden.
Die neuerliche Oeffnung jener Römisch=katholischen
Gymnasial=Lehranstalten des Lateinischen und Armeni-
schen Ritus, welche im Schuljahre 1850 gesperrt wa-
ren, ist der besonderen Entscheidung in den einzelnen
Fällen vorbehalten worden, indem der Bischof selbst bei
der Hauptverhandlung über die Einrichtung des Unter-
richtswesens die Aufhebung einiger Gymnasien beantragt
hatte, und der Entscheidung dieser Fragen durch eine all-
gemeine Zulassung der Wiedereröffnung nicht vorgegriffen
werden konnte. Mit einem späteren Erlasse sind den
Schul=Oberbehörden der verschiedenen Confessionen ab-
gesonderte Gymnasial=Uebergangspläne zur allmähligen
Umgestaltung der bisherigen Einrichtung nach dem
neuen allgemeinen Oesterreichischen Lehrplane nebst
Verzeichnissen empfohlener Schulbücher mit der Ein-
ladung mitgetheilt worden, diese Pläne bei sich ein-
zuführen oder im gegentheiligen Falle die dagegen be-
stehenden Hindernisse mitzutheilen. Der Herr Unter-
richts=Minister hat alle diese Maßregeln genehmigend
zur Kenntniß genommen und aus Siebenbürgen laufen
fortwährend Nachrichten ein, daß dieselben den beabsich-
tigten Erfolg haben. Die Aufstellung einer k. k. Lan-
desschulbehörde ist durch die Berufung einer Anzahl von
Männern der verschiedenen Confessionen und Nationen
Siebenbürgens, welche gleichermaßen im Vertrauen ihrer
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] genommen. Die nahe liegende Ortschaft Zepse, aus der
heftig gefeuert worden, soll der Seraskier haben ein-
äschern lassen. Ein Beamter des Paschas ward wegen
Verbreitung aufrührerischer Schriften verhaftet. Dem
Vernehmen nach hat zwischen den Vorposten des Kavaß
Pascha und des Seraskiers bei Kognitz am 10ten d. ein
neues Gefecht sich entsponnen. Die bei Serajevo befind-
lichen Pulvermühlen sind auf Befehl des Abdi Pascha
in die Luft gesprengt worden.



Kronländer.

Sämmtliche Gemeinden der Bezirkshauptmannschaft
Lussino haben ihre Constituirung vollendet.

Die letzte Gemeinde der Steiermark, Sagorje ( des
Catastr. Bez. Drachenburg ) , im Amtsgebiete der Be-
zirkshauptmannschaft Rann, ist jetzt constituirt. Die
„Gratz. Ztg.“ schreibt darüber: „Der Wahn, daß der
vom Gemeindevorstande feierlichst abzulegende Eid mit
der Verbindlichkeit, den bestehenden und zu erlassenden
Gesetzen Folge zu leisten, auch das erloschene Joch der
Unterthänigkeit den freien Gemeinden aufbürden könne,
hinderte bis zur Stunde die Beeidigung des Gemeinde-
vorstandes, welche nunmehr ohne allen Anstand vor sich
ging. Berücksichtigenswerth ist hierbei, daß es die Ge-
meinde vorzog, eher zur Sicherstellung der Kosten für
die Aufnahme eines Mandatars zur Besorgung der Ge-
meindeangelegenheiten einen Betrag von 100 fl. C. M.
zu erlegen, als dem Gemeindevorstande die Eidesablegung
zu gestatten. Eine populäre energische Ansprache des Kreis-
Präsidenten in Slovenischer und Deutscher Sprache in
zahlreichen Exemplaren, in den letzten, noch nicht con-
stituirten Gemeinden vertheilt, und die practische Wahr-
nehmung der Folgen einer solchen Bevormundung der Ge-
meinde mittelst eines von der Regierung aufgestellten Man-
datars noch vor der Aufstellung desselben, durch den bis-
her von dem Bezirkshauptmann in Rann auf diese Ge-
meinde sehr zweckmäßig geübten Einfluß, leitete auch die
letzte zaudernde Gemeinde in die verfassungsmäßige Bahn.
Es ist derselben sohin auch der erlegte Betrag zurückge-
stellt geworden.

Die Grundentlastungs=Verhandlungen im Kronlande
Steiermark haben mit Ende October folgende Re-
sultate ergeben: Anzahl der bisher entlasteten Verpflich-
teten 17.011, Ziffer der liquidirten Jahresrenten für
Geld=, Natural= und Arbeitsleistungen, dann Zehentbe-
züge: für den Landesfond 11.576 fl. 45 kr., für die Ver-
pflichteten 11.575 fl. 23 kr.; Betrag des entzifferten Ent-
schädigungscapitals für obige Leistungen und zwar: für
den Landesfond 231.535 fl. 5 kr., für die Verpflichteten
231.507 fl. 45 kr.; Betrag der für das Jahr 1848
liquidirten Rückstände 18.450 fl. 27 kr.; Zahl der Ver-
pflichteten, die sich zur sogleichen Capitalszahlung erklärt
haben 11.321; Gesammtbetrag der Entschädigungscapi-
talien zu deren Zahlung sich die Verpflichteten erklärt
haben 108.458 fl. 6 kr.; für aufgehobene Veränderun-
gen, wofür der Staat die Entschädigung auf sich genom-
men hat, wurden liquidirt an Jahresrenten 55.726 fl.
48 kr., an Entschädigungscapital 1.114.536 fl. 10 kr.;
Gesammtsumme der liquidirten Jahresrenten 78.878 fl.
57 kr. des entzifferten Entschädigungscapitales 1.577.579 fl.
bis Ende October 1850 wurden den Urbarial= und Zehent-
berechtigten in Steiermark auf Rechnung der ihnen ge-
bührenden Entschädigung an Vorschüssen 596.793 fl. 54 kr.
bewilliget und zahlbar angewiesen.

Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß
die Anzahl derjenigen Verpflichteten, die sich zur soglei-
chen Capitals=Einzahlung bereit erklärt haben, auch im
October 3521, mithin die Mehrzahl der in diesem Mo-
nate Entlasteten ( 5677 ) beträgt. Der Gesammtbetrag
der Entschädigungs=Capitalien, zu deren Zahlung sich die
Verpflichteten bereit erklärt haben, betrug im August
26.620, im September 28.129, im October 36.205 fl.,
eine gewiß sehr beträchtliche Zunahme.

Die bis jetzt mit Jnbegriff der Laudemien ermittelte
Jahresrente beträgt 78.878 fl., das ihr entsprechende
Entschädigungs=Capital 1.577.579 fl. Jm Vergleiche mit
den Resultaten des Monates August ergibt sich eine Zu-
nahme von 5677 in der Zahl der Verpflichteten, in je-
ner der liquidirten Jahresrenten um 25.074 fl., und der
des entzifferten Entschädigungs=Capitales um 501.480 fl.

Besondere Verdienste an diesem so erfreulichen Resul-
tate haben sich die Districts=Commissionen von Westgratz,
Leibnitz und Stainz erworben.

Prag. Jn der am 16. abzuhaltenden Sitzung des Stadt-
verordneten=Collegiums wird 1. die Wahl von 15 Mit-
gliedern des Stadtverordneten=Collegiums zur Bildung der
Hauptliste der Geschworenen für die k. Hauptstadt Prag,
und 2. die Wahl von 3 Mitgliedern des Stadtverordne-
ten=Collegiums zu Vertretern der Bürgerschaft im per-
[Spaltenumbruch] manenten und verstärkten Landesausschuß ( an die Stelle
der durch das frühere Stadtverordneten=Collegium hiezu
ermächtigten Herren J. U. Dr. Adolph Pinkas, Alois
Trojan und des gewesenen Vice=Bürgermeisters Herrn
Anton Alois Keller ) vorgenommen.

Tetschen, 12. November Heute fand hier unter
allgemeiner Theilnahme die feierliche Eröffnung der er-
sten Ackerbauschule in Böhmen Statt. Die k. k. patr.
ökon. Gesellschaft, als die Gründerin des Jnstitutes,
hatte ihren Vice=Präsidenten Hrn. Albert Grafen v.
Nostitz und das Ausschuß=Mitglied Herrn Director Jo-
seph Lumbe als ihre Stellvertreter abgesendet, und Se.
Exc. der Herr Statthalter beurkundete seine Theilnahme,
da er persönlich zu erscheinen verhindert war, durch die
Absendung eines Stellvertreters in der Person des k. k.
Kreispräsidenten Freiherrn v. Kotz. Schon vor Tages-
anbruch wurden Pöllerschüsse gelöst und die Feier begann
mit einem solennen veni sancte spiritus, worauf sich
die Anwesenden — wegen des ungemein ungünstigen
Wetters zu Wagen — nach dem eine halbe Stunde von
hier befindlichen Meierhof Liebwerd verfügten, dessen
Eingangsthor und das neuhergestellte Schulgebäude sehr
sinnreich mit Emblemen des Ackerbaues verziert und fest-
lich geschmückt war. Nachdem der würdige Herr Stadt-
dechant die kirchliche Einsegnung der für die Schulen be-
stimmten Räume vollendet und weihevolle Worte an die
versammelten Zöglinge gerichtet hatte, erklärte Graf Al-
bert Nostitz die Ackerbauschule für eröffnet. Nach einer
kurzen Darstellung der Verhandlungen zur Grün-
dung dieser Anstalt brachte er einen öffentlichen Dank
Sr. Majestät unserm ritterlichen Kaiser, welcher
im Drange der wichtigsten Regierungsgeschäfte diese An-
stalt durch eine namhafte Geldunterstützung zu fördern
nicht vergaß. Er zeigte, wie das hohe Ministerium für
Landescultur durch seinen ersten landwirthschaftlichen Con-
greß und durch seine Erlässe an die k. k. pat. ökon. Ge-
sellschaft, die frühern Verhandlungen derselben über land-
wirthschaftliches Unterrichtswesen neu anregte, belebte
und auf eine freisinnige Weise unterstützte. Er machte
die namhafte Geldunterstützung des Böhmisch=ständischen
Landesausschusses bekannt und ging auf die großmüthigen
und patriotischen Opfer über, welche Herr Graf Franz
Thun ( Vater ) diesem jugendlichen Jnstitute brachte.
Anerkennend wurde auch der Verdienste erwähnt, welche
das von der Gesellschaft erwählte Comit é zur Errichtung
der Ackerbauschulen, bestehend aus den Herren Director
Lumbe, Wirthschaftsrath Horsky und Wirthschafts-
rath Komers, sich erworben. Nachdem der Protector
der Anstalt, der bewährte Menschenfreund Graf Franz
Thun in wenigen schmucklosen aber rührenden Worten
diese Rede erwidert und die Gründe entwickelt hatte,
welche ihn bestimmten, die Errichtung der Ackerbauschule
auf seiner Besitzung zu gestatten, nahm Wirthschafts-
rath Komers, der von der Gesellschaft gewählte Di-
rector dieser Anstalt, das Wort. Seine ruhige Aus-
einandersetzung bewies, daß er die ihm gewordene Auf-
gabe ihrem ganzen Umfange nach erfaßte und sein
ausgesprochener fester Wille, verbunden mit seiner be-
kannten thatkräftigen Persönlichkeit, waren allen Anwe-
senden die sichersten Bürgen für das Gedeihen dieses ersten
landwirthschaftlichen Lehr=Jnstituts, welches in seinem
Anfange zwar klein, in seinen Folgen aber bedeutend für
die Entwicklung des landwirthschaftlichen Gewerbes wer-
den soll. Mit sichtlicher Rührung theilte er den Zöglin-
gen mit, daß er vor Jahren durch das Wohlwollen des
gegenwärtigen Herrn Protectors unter ähnlichen Ver-
hältnissen wie sie die landwirthschaftlichen Schulen in
Hohenheim besuchte, und daß diese edle Handlung zum
Theil die Ursache seines gegenwärtigen Wirkungskreises
und eine Veranlassung der Gründung dieser Schule in
Liebwerd geworden sei. Nachdem hierauf Herr Kreis-
Präsident Kotz als Stellvertreter des Herrn Statthal-
ters die Anstalt seiner eigenen und der Theilnahme seines
Bevollmächtigers versichert, und der neuangestellte
Oberlehrer Herr Lambl in einigen Worten seinen
redlichen festen Willen und die Wichtigkeit der An-
stalt hervorgehoben, sprach am Schlusse ein neu auf-
genommener Zögling seinen und seiner Mitschüler Dank
aus. Hierauf begaben sich die Anwesenden in die
einzelnen Localitäten für die Wohnungen, Sammlun-
gen und schöpften die erfreuliche Ueberzeugung von der
Zweckmäßigkeit und Umsicht, mit welcher der Herr Di-
rector für alle Bedürfnisse einer solchen Anstalt gesorgt
hatte. Zum größten Bedauern der Versammlung war die
Witterung so unfreundlich und die Wege so aufgeweicht,
daß die gewünschte Besichtigung der ganzen Wirthschaft
unmöglich war; es konnten daher nur die Stallungen
mit ihrem schönen und gewählten Viehstand, die sehr
zweckmäßig eingerichtete Dungstätte und die Geräthekam-
mer besichtigt werden. Ueberall zeigte sich Zweckmäßig-
keit, Umsicht und landwirthschaftliche Jntelligenz, als
eben so viele Bürgschaften für eine segensreiche Zukunft
[Spaltenumbruch] der jungen Anstalt. Daß ihre Bedeutung bereits jetzt er-
kannt wird, gab sich schon bei dem prunklosen Feste durch
die Gegenwart der höhern k. k. Staatsbeamten aus der
Stadt und Umgebung, der Ortsvorsteher, der Officiere
der Bürgerwehre, der Landleute und anderer Bewohner
der Gegend kund, welche sich selbst durch das ungünstige
Wetter nicht von der Theilnahme abhalten ließen.

    ( C. Bl. a. B. )



Aus dem Teschner Kreise. Auch in unse-
rem Breslauer Diöcesantheile bat Se. Eminenz der
Cardinal Melchior ein Denkmal der väterlichen Liebe
für den niedern Clerus, insbesondere für die Capläne, an
seinem Erhebungstage gestiftet, denn derselbe wies am
4. November neuerdings für den schon bekannten Mel-
chiorfond 10.000 fl. C. M. zur Verbesserung der Caplans-
gehalte an. Außerdem bezeichnete Se. Eminenz diesen
Tag mit nahmhaften Beiträgen für einheimische Arme.

    ( Kath. Bl. a. M. )



Pesth, 16. November. Der durch Allerhöch-
ste Entschließung Sr. Majestät des Kaisers zum
provisorischen Commandanten der Armee in Ungarn
und Siebenbürgen ernannte Herr General der Cavalle-
rie, Freiherr v. Appel, ist am 11ten hier eingetroffen,
und hat die Geschäfte des 3. Armee=Commandos vom
bisherigen Jnterrims=Commandanten Feldmarschall=Lieu-
tenant Graf Wallmoden übernommen.



Preßburg, 17. November. Se. Excellenz der
Feldmarschall Graf Radetzky war gestern zum Be-
such seiner Tochter, der Frau Gräfin v. Wenkheim,
hierher gekommen, verweilte bis Abend in den Mauern
unserer Stadt und kehrte mit dem Abendtrain wieder
nach der Residenz zurück.



Hermannstadt, 11. November. Se. Exc. der
Civil= und Militär=Gouverneur von Siebenbürgen hat
über Antrag des Siebenbürgischen Ministerial=Commis-
särs für das Unterrichtswesen vor Beginn dieses Schul-
jahres eine Reihe von Maßregeln getroffen, um die in
Aussicht stehende Einrichtung des Unterrichtswesens in
Siebenbürgen anzubahnen. So wurden zuerst die Di-
strictsämter angewiesen, im Einverständnisse mit den be-
treffenden Militärbehörden die Räumung der für Unter-
richtszwecke gewidmeten Localitäten zu bewirken. Der
1. October wurde in einem Decrete an das Militär=Com-
mando als der Tag bestimmt, an dem längstens sämmt-
liche Schullocalitäten im Lande, welche bis dahin noch
ganz oder theilweise zu Zwecken des Militärs verwendet
wurden zu räumen und dem Vorstande der betreffenden
Schule wiederzugeben sein werden. Der Beginn des
Schuljahres wurde auf den 15. October festgesetzt, jedoch
von Seite des Gouverneurs dem Ermessen der einzelnen
Lehranstalten anheimgestellt, ihre Schüler auch früher
um sich zu versammeln und den Unterricht zu beginnen.
Jedoch durfte dieser frühere Unterricht nur wiederholend
und vorbereitend sein, und mußte so eingerichtet werden,
daß dem Einführen neuer Lehrpläne mit dem Beginne
des eigentlichen Schuljahres kein Hinderniß in den
den Weg gelegt wurde. Die Wiedereröffnung der juridi-
schen Curse an den Collegien ist der höhern Entscheidung
vorbehalten worden. Die Wiedereröffnung der philoso-
phischen Jahrgänge wurde unter dem Titel und mit den
wesentlichen Einrichtungen der zwei letzten Classen eines
Ober=Gymnasiums gestattet. Die Wiedereröffnung
der unveränderten theologischen Lehranstalten ist ge-
nehmiget worden. Am Collegium in Nagy=Enyed,
welches im Bürgerkriege zerstört worden war, ist nur die
Eröffnung einer Elementarvolksschule gestattet worden.
Die neuerliche Oeffnung jener Römisch=katholischen
Gymnasial=Lehranstalten des Lateinischen und Armeni-
schen Ritus, welche im Schuljahre 1850 gesperrt wa-
ren, ist der besonderen Entscheidung in den einzelnen
Fällen vorbehalten worden, indem der Bischof selbst bei
der Hauptverhandlung über die Einrichtung des Unter-
richtswesens die Aufhebung einiger Gymnasien beantragt
hatte, und der Entscheidung dieser Fragen durch eine all-
gemeine Zulassung der Wiedereröffnung nicht vorgegriffen
werden konnte. Mit einem späteren Erlasse sind den
Schul=Oberbehörden der verschiedenen Confessionen ab-
gesonderte Gymnasial=Uebergangspläne zur allmähligen
Umgestaltung der bisherigen Einrichtung nach dem
neuen allgemeinen Oesterreichischen Lehrplane nebst
Verzeichnissen empfohlener Schulbücher mit der Ein-
ladung mitgetheilt worden, diese Pläne bei sich ein-
zuführen oder im gegentheiligen Falle die dagegen be-
stehenden Hindernisse mitzutheilen. Der Herr Unter-
richts=Minister hat alle diese Maßregeln genehmigend
zur Kenntniß genommen und aus Siebenbürgen laufen
fortwährend Nachrichten ein, daß dieselben den beabsich-
tigten Erfolg haben. Die Aufstellung einer k. k. Lan-
desschulbehörde ist durch die Berufung einer Anzahl von
Männern der verschiedenen Confessionen und Nationen
Siebenbürgens, welche gleichermaßen im Vertrauen ihrer
[Ende Spaltensatz]

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[3495/0003] 3495 genommen. Die nahe liegende Ortschaft Zepse, aus der heftig gefeuert worden, soll der Seraskier haben ein- äschern lassen. Ein Beamter des Paschas ward wegen Verbreitung aufrührerischer Schriften verhaftet. Dem Vernehmen nach hat zwischen den Vorposten des Kavaß Pascha und des Seraskiers bei Kognitz am 10ten d. ein neues Gefecht sich entsponnen. Die bei Serajevo befind- lichen Pulvermühlen sind auf Befehl des Abdi Pascha in die Luft gesprengt worden. Kronländer. Sämmtliche Gemeinden der Bezirkshauptmannschaft Lussino haben ihre Constituirung vollendet. Die letzte Gemeinde der Steiermark, Sagorje ( des Catastr. Bez. Drachenburg ) , im Amtsgebiete der Be- zirkshauptmannschaft Rann, ist jetzt constituirt. Die „Gratz. Ztg.“ schreibt darüber: „Der Wahn, daß der vom Gemeindevorstande feierlichst abzulegende Eid mit der Verbindlichkeit, den bestehenden und zu erlassenden Gesetzen Folge zu leisten, auch das erloschene Joch der Unterthänigkeit den freien Gemeinden aufbürden könne, hinderte bis zur Stunde die Beeidigung des Gemeinde- vorstandes, welche nunmehr ohne allen Anstand vor sich ging. Berücksichtigenswerth ist hierbei, daß es die Ge- meinde vorzog, eher zur Sicherstellung der Kosten für die Aufnahme eines Mandatars zur Besorgung der Ge- meindeangelegenheiten einen Betrag von 100 fl. C. M. zu erlegen, als dem Gemeindevorstande die Eidesablegung zu gestatten. Eine populäre energische Ansprache des Kreis- Präsidenten in Slovenischer und Deutscher Sprache in zahlreichen Exemplaren, in den letzten, noch nicht con- stituirten Gemeinden vertheilt, und die practische Wahr- nehmung der Folgen einer solchen Bevormundung der Ge- meinde mittelst eines von der Regierung aufgestellten Man- datars noch vor der Aufstellung desselben, durch den bis- her von dem Bezirkshauptmann in Rann auf diese Ge- meinde sehr zweckmäßig geübten Einfluß, leitete auch die letzte zaudernde Gemeinde in die verfassungsmäßige Bahn. Es ist derselben sohin auch der erlegte Betrag zurückge- stellt geworden. Die Grundentlastungs=Verhandlungen im Kronlande Steiermark haben mit Ende October folgende Re- sultate ergeben: Anzahl der bisher entlasteten Verpflich- teten 17.011, Ziffer der liquidirten Jahresrenten für Geld=, Natural= und Arbeitsleistungen, dann Zehentbe- züge: für den Landesfond 11.576 fl. 45 kr., für die Ver- pflichteten 11.575 fl. 23 kr.; Betrag des entzifferten Ent- schädigungscapitals für obige Leistungen und zwar: für den Landesfond 231.535 fl. 5 kr., für die Verpflichteten 231.507 fl. 45 kr.; Betrag der für das Jahr 1848 liquidirten Rückstände 18.450 fl. 27 kr.; Zahl der Ver- pflichteten, die sich zur sogleichen Capitalszahlung erklärt haben 11.321; Gesammtbetrag der Entschädigungscapi- talien zu deren Zahlung sich die Verpflichteten erklärt haben 108.458 fl. 6 kr.; für aufgehobene Veränderun- gen, wofür der Staat die Entschädigung auf sich genom- men hat, wurden liquidirt an Jahresrenten 55.726 fl. 48 kr., an Entschädigungscapital 1.114.536 fl. 10 kr.; Gesammtsumme der liquidirten Jahresrenten 78.878 fl. 57 kr. des entzifferten Entschädigungscapitales 1.577.579 fl. bis Ende October 1850 wurden den Urbarial= und Zehent- berechtigten in Steiermark auf Rechnung der ihnen ge- bührenden Entschädigung an Vorschüssen 596.793 fl. 54 kr. bewilliget und zahlbar angewiesen. Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß die Anzahl derjenigen Verpflichteten, die sich zur soglei- chen Capitals=Einzahlung bereit erklärt haben, auch im October 3521, mithin die Mehrzahl der in diesem Mo- nate Entlasteten ( 5677 ) beträgt. Der Gesammtbetrag der Entschädigungs=Capitalien, zu deren Zahlung sich die Verpflichteten bereit erklärt haben, betrug im August 26.620, im September 28.129, im October 36.205 fl., eine gewiß sehr beträchtliche Zunahme. Die bis jetzt mit Jnbegriff der Laudemien ermittelte Jahresrente beträgt 78.878 fl., das ihr entsprechende Entschädigungs=Capital 1.577.579 fl. Jm Vergleiche mit den Resultaten des Monates August ergibt sich eine Zu- nahme von 5677 in der Zahl der Verpflichteten, in je- ner der liquidirten Jahresrenten um 25.074 fl., und der des entzifferten Entschädigungs=Capitales um 501.480 fl. Besondere Verdienste an diesem so erfreulichen Resul- tate haben sich die Districts=Commissionen von Westgratz, Leibnitz und Stainz erworben. Prag. Jn der am 16. abzuhaltenden Sitzung des Stadt- verordneten=Collegiums wird 1. die Wahl von 15 Mit- gliedern des Stadtverordneten=Collegiums zur Bildung der Hauptliste der Geschworenen für die k. Hauptstadt Prag, und 2. die Wahl von 3 Mitgliedern des Stadtverordne- ten=Collegiums zu Vertretern der Bürgerschaft im per- manenten und verstärkten Landesausschuß ( an die Stelle der durch das frühere Stadtverordneten=Collegium hiezu ermächtigten Herren J. U. Dr. Adolph Pinkas, Alois Trojan und des gewesenen Vice=Bürgermeisters Herrn Anton Alois Keller ) vorgenommen. Tetschen, 12. November Heute fand hier unter allgemeiner Theilnahme die feierliche Eröffnung der er- sten Ackerbauschule in Böhmen Statt. Die k. k. patr. ökon. Gesellschaft, als die Gründerin des Jnstitutes, hatte ihren Vice=Präsidenten Hrn. Albert Grafen v. Nostitz und das Ausschuß=Mitglied Herrn Director Jo- seph Lumbe als ihre Stellvertreter abgesendet, und Se. Exc. der Herr Statthalter beurkundete seine Theilnahme, da er persönlich zu erscheinen verhindert war, durch die Absendung eines Stellvertreters in der Person des k. k. Kreispräsidenten Freiherrn v. Kotz. Schon vor Tages- anbruch wurden Pöllerschüsse gelöst und die Feier begann mit einem solennen veni sancte spiritus, worauf sich die Anwesenden — wegen des ungemein ungünstigen Wetters zu Wagen — nach dem eine halbe Stunde von hier befindlichen Meierhof Liebwerd verfügten, dessen Eingangsthor und das neuhergestellte Schulgebäude sehr sinnreich mit Emblemen des Ackerbaues verziert und fest- lich geschmückt war. Nachdem der würdige Herr Stadt- dechant die kirchliche Einsegnung der für die Schulen be- stimmten Räume vollendet und weihevolle Worte an die versammelten Zöglinge gerichtet hatte, erklärte Graf Al- bert Nostitz die Ackerbauschule für eröffnet. Nach einer kurzen Darstellung der Verhandlungen zur Grün- dung dieser Anstalt brachte er einen öffentlichen Dank Sr. Majestät unserm ritterlichen Kaiser, welcher im Drange der wichtigsten Regierungsgeschäfte diese An- stalt durch eine namhafte Geldunterstützung zu fördern nicht vergaß. Er zeigte, wie das hohe Ministerium für Landescultur durch seinen ersten landwirthschaftlichen Con- greß und durch seine Erlässe an die k. k. pat. ökon. Ge- sellschaft, die frühern Verhandlungen derselben über land- wirthschaftliches Unterrichtswesen neu anregte, belebte und auf eine freisinnige Weise unterstützte. Er machte die namhafte Geldunterstützung des Böhmisch=ständischen Landesausschusses bekannt und ging auf die großmüthigen und patriotischen Opfer über, welche Herr Graf Franz Thun ( Vater ) diesem jugendlichen Jnstitute brachte. Anerkennend wurde auch der Verdienste erwähnt, welche das von der Gesellschaft erwählte Comit é zur Errichtung der Ackerbauschulen, bestehend aus den Herren Director Lumbe, Wirthschaftsrath Horsky und Wirthschafts- rath Komers, sich erworben. Nachdem der Protector der Anstalt, der bewährte Menschenfreund Graf Franz Thun in wenigen schmucklosen aber rührenden Worten diese Rede erwidert und die Gründe entwickelt hatte, welche ihn bestimmten, die Errichtung der Ackerbauschule auf seiner Besitzung zu gestatten, nahm Wirthschafts- rath Komers, der von der Gesellschaft gewählte Di- rector dieser Anstalt, das Wort. Seine ruhige Aus- einandersetzung bewies, daß er die ihm gewordene Auf- gabe ihrem ganzen Umfange nach erfaßte und sein ausgesprochener fester Wille, verbunden mit seiner be- kannten thatkräftigen Persönlichkeit, waren allen Anwe- senden die sichersten Bürgen für das Gedeihen dieses ersten landwirthschaftlichen Lehr=Jnstituts, welches in seinem Anfange zwar klein, in seinen Folgen aber bedeutend für die Entwicklung des landwirthschaftlichen Gewerbes wer- den soll. Mit sichtlicher Rührung theilte er den Zöglin- gen mit, daß er vor Jahren durch das Wohlwollen des gegenwärtigen Herrn Protectors unter ähnlichen Ver- hältnissen wie sie die landwirthschaftlichen Schulen in Hohenheim besuchte, und daß diese edle Handlung zum Theil die Ursache seines gegenwärtigen Wirkungskreises und eine Veranlassung der Gründung dieser Schule in Liebwerd geworden sei. Nachdem hierauf Herr Kreis- Präsident Kotz als Stellvertreter des Herrn Statthal- ters die Anstalt seiner eigenen und der Theilnahme seines Bevollmächtigers versichert, und der neuangestellte Oberlehrer Herr Lambl in einigen Worten seinen redlichen festen Willen und die Wichtigkeit der An- stalt hervorgehoben, sprach am Schlusse ein neu auf- genommener Zögling seinen und seiner Mitschüler Dank aus. Hierauf begaben sich die Anwesenden in die einzelnen Localitäten für die Wohnungen, Sammlun- gen und schöpften die erfreuliche Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit und Umsicht, mit welcher der Herr Di- rector für alle Bedürfnisse einer solchen Anstalt gesorgt hatte. Zum größten Bedauern der Versammlung war die Witterung so unfreundlich und die Wege so aufgeweicht, daß die gewünschte Besichtigung der ganzen Wirthschaft unmöglich war; es konnten daher nur die Stallungen mit ihrem schönen und gewählten Viehstand, die sehr zweckmäßig eingerichtete Dungstätte und die Geräthekam- mer besichtigt werden. Ueberall zeigte sich Zweckmäßig- keit, Umsicht und landwirthschaftliche Jntelligenz, als eben so viele Bürgschaften für eine segensreiche Zukunft der jungen Anstalt. Daß ihre Bedeutung bereits jetzt er- kannt wird, gab sich schon bei dem prunklosen Feste durch die Gegenwart der höhern k. k. Staatsbeamten aus der Stadt und Umgebung, der Ortsvorsteher, der Officiere der Bürgerwehre, der Landleute und anderer Bewohner der Gegend kund, welche sich selbst durch das ungünstige Wetter nicht von der Theilnahme abhalten ließen. ( C. Bl. a. B. ) Aus dem Teschner Kreise. Auch in unse- rem Breslauer Diöcesantheile bat Se. Eminenz der Cardinal Melchior ein Denkmal der väterlichen Liebe für den niedern Clerus, insbesondere für die Capläne, an seinem Erhebungstage gestiftet, denn derselbe wies am 4. November neuerdings für den schon bekannten Mel- chiorfond 10.000 fl. C. M. zur Verbesserung der Caplans- gehalte an. Außerdem bezeichnete Se. Eminenz diesen Tag mit nahmhaften Beiträgen für einheimische Arme. ( Kath. Bl. a. M. ) Pesth, 16. November. Der durch Allerhöch- ste Entschließung Sr. Majestät des Kaisers zum provisorischen Commandanten der Armee in Ungarn und Siebenbürgen ernannte Herr General der Cavalle- rie, Freiherr v. Appel, ist am 11ten hier eingetroffen, und hat die Geschäfte des 3. Armee=Commandos vom bisherigen Jnterrims=Commandanten Feldmarschall=Lieu- tenant Graf Wallmoden übernommen. Preßburg, 17. November. Se. Excellenz der Feldmarschall Graf Radetzky war gestern zum Be- such seiner Tochter, der Frau Gräfin v. Wenkheim, hierher gekommen, verweilte bis Abend in den Mauern unserer Stadt und kehrte mit dem Abendtrain wieder nach der Residenz zurück. Hermannstadt, 11. November. Se. Exc. der Civil= und Militär=Gouverneur von Siebenbürgen hat über Antrag des Siebenbürgischen Ministerial=Commis- särs für das Unterrichtswesen vor Beginn dieses Schul- jahres eine Reihe von Maßregeln getroffen, um die in Aussicht stehende Einrichtung des Unterrichtswesens in Siebenbürgen anzubahnen. So wurden zuerst die Di- strictsämter angewiesen, im Einverständnisse mit den be- treffenden Militärbehörden die Räumung der für Unter- richtszwecke gewidmeten Localitäten zu bewirken. Der 1. October wurde in einem Decrete an das Militär=Com- mando als der Tag bestimmt, an dem längstens sämmt- liche Schullocalitäten im Lande, welche bis dahin noch ganz oder theilweise zu Zwecken des Militärs verwendet wurden zu räumen und dem Vorstande der betreffenden Schule wiederzugeben sein werden. Der Beginn des Schuljahres wurde auf den 15. October festgesetzt, jedoch von Seite des Gouverneurs dem Ermessen der einzelnen Lehranstalten anheimgestellt, ihre Schüler auch früher um sich zu versammeln und den Unterricht zu beginnen. Jedoch durfte dieser frühere Unterricht nur wiederholend und vorbereitend sein, und mußte so eingerichtet werden, daß dem Einführen neuer Lehrpläne mit dem Beginne des eigentlichen Schuljahres kein Hinderniß in den den Weg gelegt wurde. Die Wiedereröffnung der juridi- schen Curse an den Collegien ist der höhern Entscheidung vorbehalten worden. Die Wiedereröffnung der philoso- phischen Jahrgänge wurde unter dem Titel und mit den wesentlichen Einrichtungen der zwei letzten Classen eines Ober=Gymnasiums gestattet. Die Wiedereröffnung der unveränderten theologischen Lehranstalten ist ge- nehmiget worden. Am Collegium in Nagy=Enyed, welches im Bürgerkriege zerstört worden war, ist nur die Eröffnung einer Elementarvolksschule gestattet worden. Die neuerliche Oeffnung jener Römisch=katholischen Gymnasial=Lehranstalten des Lateinischen und Armeni- schen Ritus, welche im Schuljahre 1850 gesperrt wa- ren, ist der besonderen Entscheidung in den einzelnen Fällen vorbehalten worden, indem der Bischof selbst bei der Hauptverhandlung über die Einrichtung des Unter- richtswesens die Aufhebung einiger Gymnasien beantragt hatte, und der Entscheidung dieser Fragen durch eine all- gemeine Zulassung der Wiedereröffnung nicht vorgegriffen werden konnte. Mit einem späteren Erlasse sind den Schul=Oberbehörden der verschiedenen Confessionen ab- gesonderte Gymnasial=Uebergangspläne zur allmähligen Umgestaltung der bisherigen Einrichtung nach dem neuen allgemeinen Oesterreichischen Lehrplane nebst Verzeichnissen empfohlener Schulbücher mit der Ein- ladung mitgetheilt worden, diese Pläne bei sich ein- zuführen oder im gegentheiligen Falle die dagegen be- stehenden Hindernisse mitzutheilen. Der Herr Unter- richts=Minister hat alle diese Maßregeln genehmigend zur Kenntniß genommen und aus Siebenbürgen laufen fortwährend Nachrichten ein, daß dieselben den beabsich- tigten Erfolg haben. Die Aufstellung einer k. k. Lan- desschulbehörde ist durch die Berufung einer Anzahl von Männern der verschiedenen Confessionen und Nationen Siebenbürgens, welche gleichermaßen im Vertrauen ihrer

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Zitationshilfe: Wiener Zeitung. Nr. 276. [Wien], 19. November 1850, S. 3495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener276_1850/3>, abgerufen am 06.10.2024.