tet sie nur ein Gaukler, kein Dichter ab. Überhaupt können die Dichter nicht genug von den Musikern und Mahlern lernen. In diesen Künsten wird es recht auffallend, wie nöthig es ist, wirthschaftlich mit den Hülfs¬ mitteln der Kunst umzugehn, und wie viel auf geschickte Verhältnisse ankommt. Dage¬ gen könnten freylich jene Künstler auch von uns die poetische Unabhängigkeit und den in¬ nern Geist jeder Dichtung und Erfindung, je¬ des ächten Kunstwerks überhaupt, dankbar annehmen. Sie sollten poetischer und wir musikalischer und mahlerischer seyn -- bey¬ des nach der Art und Weise unserer Kunst. Der Stoff ist nicht der Zweck der Kunst, aber die Ausführung ist es. Du wirst selbst sehen, welche Gesänge dir am besten gera¬ then, gewiß die, deren Gegenstände dir am geläufigsten und gegenwärtigsten sind. Da¬ her kann man sagen, daß die Poesie ganz
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tet ſie nur ein Gaukler, kein Dichter ab. Überhaupt können die Dichter nicht genug von den Muſikern und Mahlern lernen. In dieſen Künſten wird es recht auffallend, wie nöthig es iſt, wirthſchaftlich mit den Hülfs¬ mitteln der Kunſt umzugehn, und wie viel auf geſchickte Verhältniſſe ankommt. Dage¬ gen könnten freylich jene Künſtler auch von uns die poetiſche Unabhängigkeit und den in¬ nern Geiſt jeder Dichtung und Erfindung, je¬ des ächten Kunſtwerks überhaupt, dankbar annehmen. Sie ſollten poetiſcher und wir muſikaliſcher und mahleriſcher ſeyn — bey¬ des nach der Art und Weiſe unſerer Kunſt. Der Stoff iſt nicht der Zweck der Kunſt, aber die Ausführung iſt es. Du wirſt ſelbſt ſehen, welche Geſänge dir am beſten gera¬ then, gewiß die, deren Gegenſtände dir am geläufigſten und gegenwärtigſten ſind. Da¬ her kann man ſagen, daß die Poeſie ganz
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tet ſie nur ein Gaukler, kein Dichter ab.
Überhaupt können die Dichter nicht genug
von den Muſikern und Mahlern lernen. In
dieſen Künſten wird es recht auffallend, wie
nöthig es iſt, wirthſchaftlich mit den Hülfs¬
mitteln der Kunſt umzugehn, und wie viel
auf geſchickte Verhältniſſe ankommt. Dage¬
gen könnten freylich jene Künſtler auch von
uns die poetiſche Unabhängigkeit und den in¬
nern Geiſt jeder Dichtung und Erfindung, je¬
des ächten Kunſtwerks überhaupt, dankbar
annehmen. Sie ſollten poetiſcher und wir
muſikaliſcher und mahleriſcher ſeyn — bey¬
des nach der Art und Weiſe unſerer Kunſt.
Der Stoff iſt nicht der Zweck der Kunſt,
aber die Ausführung iſt es. Du wirſt ſelbſt
ſehen, welche Geſänge dir am beſten gera¬
then, gewiß die, deren Gegenſtände dir am
geläufigſten und gegenwärtigſten ſind. Da¬
her kann man ſagen, daß die Poeſie ganz
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/265>, abgerufen am 25.04.2024.
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