Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

eine Zeitlang folget/ endlich stillhellt/ sich schüttelt/ den Schwantz im Wasser rüttelet/ und sich also wiederumb reiniget.

Von der Schneeganß/ grossen Ganß/ und Endten.

DIe kleine Ganß hat niedlich und weich Fleisch/ so eben nicht recht weiß / sondern braünlicher Farbe/ sie ist etwas grösser/ als ein Rabe/ oder gemeine Endte/ hat braune Striemen quer über den Halß/ Brust und Bauch: kleiner als an der Wildenganß/ hat untenher weislichte Federn/ welche oben mit schwartzen bedecket sind/ die Flügel sind Bleyfahl/ der Schwantz kurtz und schwartz; Sie fliegen und schreyen wie die wilden Gänse: enthalten sich bey Seen/ und berauben das besamete Land. Gegen dem Herbst kommen sie auß den kalten mittnächtigen Ländern/ damit sie der strengen Kälte daselbst entweichen/ bey gantzen Schaaren mit dem Nordwindt zu unß geflogen/ lassen sich an dem Ufer der Süder See/ ohnfern Texel, Wieringen/ Amelandt/ und dergleichen mittägigen Orthen nieder/ bleiben alda solange/ biß daß ihre Blütezeit vorüber ist.

Von den Gänsen.

DIe Erfüllung der Haußhaltung/ so dieser fette/ so zahm als wilder Vogel/ die Ganß uns/ und allen benachbarten Einwohnern zuführet/ wie auch das jährliche Verzehren der Martins Ganß/ so fast allenthalben im Gebrauch/ nebst dero anmuthigen Geschmack/ haben ihre Beschaffenheit/ Gestalt und Wesen jederman bekannt gemacht. Sie theilen sich in wilde und zahme. Diese werden in Schne-Baum-Staar-Fuchs- und Brasilianische schwartze See-Gänse unterschieden / von welchen absonderlich zuschreiben/ unnöhtig erachtet wird. Dieser Gänse-Fleisch/ ins gemein/ insonderheit aber das Gebratene war Voralters auff der Pharaonen Tafel ein trefliches Gericht. Alexander Severus, ließ es nicht zu Tische tragen/ als an hohen Fest-tagen: Hannibal hielte derselben Geschmack anmuthiger/ als der wohlgeschmackten Numidischen Hüner. Und wer wolte noch diese Stunde/ wann eine feiste wohlgebratene Ganß auff dem Tische stehet / einen verdencken/ daß er seine Schuldigkeit im Essen/ wann bevorab der hungerige Mage dazu ledig/ und Zähne darauff geschärffet/ bester massen würde beobachten?

An starckem Geruch/ und scharffen Gehör geben sie den wilden Schweinen nichts nach: Ihre Wachtsamkeit haben sie darinnen erwiesen/ in dem sie das Römische Capitolium beschirmet/ dann als solches verrätherischer Weise

eine Zeitlang folget/ endlich stillhellt/ sich schüttelt/ den Schwantz im Wasser rüttelet/ und sich also wiederumb reiniget.

Von der Schneeganß/ grossen Ganß/ und Endten.

DIe kleine Ganß hat niedlich und weich Fleisch/ so eben nicht recht weiß / sondern braünlicher Farbe/ sie ist etwas grösser/ als ein Rabe/ oder gemeine Endte/ hat braune Striemen quer über den Halß/ Brust und Bauch: kleiner als an der Wildenganß/ hat untenher weislichte Federn/ welche oben mit schwartzen bedecket sind/ die Flügel sind Bleyfahl/ der Schwantz kurtz und schwartz; Sie fliegen und schreyen wie die wilden Gänse: enthalten sich bey Seen/ und berauben das besamete Land. Gegen dem Herbst kom̃en sie auß den kalten mittnächtigen Ländern/ damit sie der strengen Kälte daselbst entweichen/ bey gantzen Schaaren mit dem Nordwindt zu unß geflogen/ lassen sich an dem Ufer der Süder See/ ohnfern Texel, Wieringen/ Amelandt/ und dergleichen mittägigen Orthen nieder/ bleiben alda solange/ biß daß ihre Blütezeit vorüber ist.

Von den Gänsen.

DIe Erfüllung der Haußhaltung/ so dieser fette/ so zahm als wilder Vogel/ die Ganß uns/ und allen benachbarten Einwohnern zuführet/ wie auch das jährliche Verzehren der Martins Ganß/ so fast allenthalben im Gebrauch/ nebst dero anmuthigen Geschmack/ haben ihre Beschaffenheit/ Gestalt und Wesen jederman bekannt gemacht. Sie theilen sich in wilde und zahme. Diese werden in Schne-Baum-Staar-Fuchs- und Brasilianische schwartze See-Gänse unterschieden / von welchen absonderlich zuschreiben/ unnöhtig erachtet wird. Dieser Gänse-Fleisch/ ins gemein/ insonderheit aber das Gebratene war Voralters auff der Pharaonen Tafel ein trefliches Gericht. Alexander Severus, ließ es nicht zu Tische tragen/ als an hohen Fest-tagen: Hannibal hielte derselben Geschmack anmuthiger/ als der wohlgeschmackten Numidischen Hüner. Und wer wolte noch diese Stunde/ wann eine feiste wohlgebratene Ganß auff dem Tische stehet / einen verdencken/ daß er seine Schuldigkeit im Essen/ wann bevorab der hungerige Mage dazu ledig/ und Zähne darauff geschärffet/ bester massen würde beobachten?

An starckem Geruch/ und scharffen Gehör geben sie den wilden Schweinen nichts nach: Ihre Wachtsamkeit haben sie darinnen erwiesen/ in dem sie das Römische Capitolium beschirmet/ dann als solches verrätherischer Weise

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0030" n="166"/>
eine Zeitlang folget/ endlich                      stillhellt/ sich schüttelt/ den Schwantz im Wasser rüttelet/ und sich also                      wiederumb reiniget.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von der Schneeganß/ grossen Ganß/ und Endten.</head>
        <p>DIe kleine Ganß hat niedlich und weich Fleisch/ so eben nicht recht weiß /                      sondern braünlicher Farbe/ sie ist etwas grösser/ als ein Rabe/ oder gemeine                      Endte/ hat braune Striemen quer über den Halß/ Brust und Bauch: kleiner als an                      der Wildenganß/ hat untenher weislichte Federn/ welche oben mit schwartzen                      bedecket sind/ die Flügel sind Bleyfahl/ der Schwantz kurtz und schwartz; Sie                      fliegen und schreyen wie die wilden Gänse: enthalten sich bey Seen/ und                      berauben das besamete Land. Gegen dem Herbst kom&#x0303;en sie auß den kalten                      mittnächtigen Ländern/ damit sie der strengen Kälte daselbst entweichen/ bey                      gantzen Schaaren mit dem Nordwindt zu unß geflogen/ lassen sich an dem Ufer der                      Süder See/ ohnfern Texel, Wieringen/ Amelandt/ und dergleichen mittägigen                      Orthen nieder/ bleiben alda solange/ biß daß ihre Blütezeit vorüber ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von den Gänsen.</head>
        <p>DIe Erfüllung der Haußhaltung/ so dieser fette/ so zahm als wilder Vogel/ die                      Ganß uns/ und allen benachbarten Einwohnern zuführet/ wie auch das jährliche                      Verzehren der Martins Ganß/ so fast allenthalben im Gebrauch/ nebst dero                      anmuthigen Geschmack/ haben ihre Beschaffenheit/ Gestalt und Wesen jederman                      bekannt gemacht. Sie theilen sich in wilde und zahme. Diese werden in                      Schne-Baum-Staar-Fuchs- und Brasilianische schwartze See-Gänse unterschieden /                      von welchen absonderlich zuschreiben/ unnöhtig erachtet wird. Dieser                      Gänse-Fleisch/ ins gemein/ insonderheit aber das Gebratene war Voralters auff                      der Pharaonen Tafel ein trefliches Gericht. Alexander Severus, ließ es nicht zu                      Tische tragen/ als an hohen Fest-tagen: Hannibal hielte derselben Geschmack                      anmuthiger/ als der wohlgeschmackten Numidischen Hüner. Und wer wolte noch                      diese Stunde/ wann eine feiste wohlgebratene Ganß auff dem Tische stehet /                      einen verdencken/ daß er seine Schuldigkeit im Essen/ wann bevorab der                      hungerige Mage dazu ledig/ und Zähne darauff geschärffet/ bester massen würde                      beobachten?</p>
        <p>An starckem Geruch/ und scharffen Gehör geben sie den wilden Schweinen nichts                      nach: Ihre Wachtsamkeit haben sie darinnen erwiesen/ in dem sie das Römische                      Capitolium beschirmet/ dann als solches verrätherischer Weise
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0030] eine Zeitlang folget/ endlich stillhellt/ sich schüttelt/ den Schwantz im Wasser rüttelet/ und sich also wiederumb reiniget. Von der Schneeganß/ grossen Ganß/ und Endten. DIe kleine Ganß hat niedlich und weich Fleisch/ so eben nicht recht weiß / sondern braünlicher Farbe/ sie ist etwas grösser/ als ein Rabe/ oder gemeine Endte/ hat braune Striemen quer über den Halß/ Brust und Bauch: kleiner als an der Wildenganß/ hat untenher weislichte Federn/ welche oben mit schwartzen bedecket sind/ die Flügel sind Bleyfahl/ der Schwantz kurtz und schwartz; Sie fliegen und schreyen wie die wilden Gänse: enthalten sich bey Seen/ und berauben das besamete Land. Gegen dem Herbst kom̃en sie auß den kalten mittnächtigen Ländern/ damit sie der strengen Kälte daselbst entweichen/ bey gantzen Schaaren mit dem Nordwindt zu unß geflogen/ lassen sich an dem Ufer der Süder See/ ohnfern Texel, Wieringen/ Amelandt/ und dergleichen mittägigen Orthen nieder/ bleiben alda solange/ biß daß ihre Blütezeit vorüber ist. Von den Gänsen. DIe Erfüllung der Haußhaltung/ so dieser fette/ so zahm als wilder Vogel/ die Ganß uns/ und allen benachbarten Einwohnern zuführet/ wie auch das jährliche Verzehren der Martins Ganß/ so fast allenthalben im Gebrauch/ nebst dero anmuthigen Geschmack/ haben ihre Beschaffenheit/ Gestalt und Wesen jederman bekannt gemacht. Sie theilen sich in wilde und zahme. Diese werden in Schne-Baum-Staar-Fuchs- und Brasilianische schwartze See-Gänse unterschieden / von welchen absonderlich zuschreiben/ unnöhtig erachtet wird. Dieser Gänse-Fleisch/ ins gemein/ insonderheit aber das Gebratene war Voralters auff der Pharaonen Tafel ein trefliches Gericht. Alexander Severus, ließ es nicht zu Tische tragen/ als an hohen Fest-tagen: Hannibal hielte derselben Geschmack anmuthiger/ als der wohlgeschmackten Numidischen Hüner. Und wer wolte noch diese Stunde/ wann eine feiste wohlgebratene Ganß auff dem Tische stehet / einen verdencken/ daß er seine Schuldigkeit im Essen/ wann bevorab der hungerige Mage dazu ledig/ und Zähne darauff geschärffet/ bester massen würde beobachten? An starckem Geruch/ und scharffen Gehör geben sie den wilden Schweinen nichts nach: Ihre Wachtsamkeit haben sie darinnen erwiesen/ in dem sie das Römische Capitolium beschirmet/ dann als solches verrätherischer Weise

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/30
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/30>, abgerufen am 28.03.2024.