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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

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fiel einer in den Schooß/ welcher von einem Habicht verfolget worden: Es gibt vielerley Gattung der Meysen / weisse/ gelbe/ bunte/ weißschwäntzlein/ Berg-Meysen/ wilde Ringel- und Indianische Meysen/ und dergleichen.

Der Canari-Vogel hat von den Canarischen-Insulen/ wovon er zu uns gebracht wird / seinen Nahmen: Ist so groß als eine gemeine Meyse/ mit einem weissen / kleinen und spitzigen Schnabel: Die Flügel und Schwantz sind bißweilen grün. Das Männlein hat mehr gelbes auff der Brust/ Bauch und auff dem Kopff/ als das Weiblein: Muß mit Canari-Saamen/ Zucker und Alsine, oder Hühnerdarm/ wornach er besser singet/ gefuttert werden. Sie singen laut und starck/ mit einer zusammenhangenden Stimme/ hoch und niedrig/ welche sie mit unterschiedlichen Veränderungen zu biegen wissen: Die Kleinleibige mit einem langen Schwantz / sind die besten. In Holland sind diese Vögel bey gantzen Zuchten auffgebracht / so daß nun mehr dieser Arth ein grosser Überfluß jedoch alle zahm/ alda zufinden; Einige/ die sie abgerichtet/ haben nicht geringen Verdienst davon genossen: Sie lernen auch Melodeyen und Lieder pfeiffen/ dergleichen sind wohl vor 60. 80. ja 100. Gülden verkauffet.

Das Zeißgen ist ein Vögelein mit einer gelben Brust/ zimlichem/ doch dünn- und scharffen Schnäbelein/ hat zween schwartze Flecken/ einen an der Stirnen/ den andren unter dem Schnabel; Deß Männleins Flecken sind viel schwärtzer/ ist auch auff dem Leib viel gelber/ als das Weiblein. In kalten Ländern wird es selten/ oder niemahls/ auch nicht alle Jahr in Italien gesehen. Es isset gerne Conyza-Saamen/ sonsten hat es mit dem Distelfincken einerley Speise.

Sie nisten in den Wäldern oder auff dem Gebirge/ legt 4. oder 5. auch/ nach etlicher Meinung/ 12. Eyer.

Sein Gesang ist sehr lieblich/ und macht es nicht allein deß Distelfincken / sondern auch andrer Vögel Stimme nach. Sie fliegen Schaarsweise/ und werden in dem Herbst leichtlich bey gantzen Hauffen auff einmahl gefangen. Der Distelfinck ist/ (gleich dem Zeißgen) ein Vögelein/ so man in gewisse dazu gemachte Häuslein setzet/ daran zwey Eimerlein hangen/ welche auff und nieder gehen / in das eine wird das Essen/ in das andre das Trincken gethan/ solches lernen sie selber auffziehen/ und mit den Klauen halten/ biß sie satt gegessen oder getruncken haben. Ihr Gefieder und Farb ist grau und dunckel/ die Flügel sind Saffran gelb/ mit schwartz unterzogen/ der Haupt-Zopff ist schwärtzlicht/ der Schnabel

fiel einer in den Schooß/ welcher von einem Habicht verfolget worden: Es gibt vielerley Gattung der Meysen / weisse/ gelbe/ bunte/ weißschwäntzlein/ Berg-Meysen/ wilde Ringel- und Indianische Meysen/ und dergleichen.

Der Canari-Vogel hat von den Canarischen-Insulen/ wovon er zu uns gebracht wird / seinen Nahmen: Ist so groß als eine gemeine Meyse/ mit einem weissen / kleinen und spitzigen Schnabel: Die Flügel und Schwantz sind bißweilen grün. Das Männlein hat mehr gelbes auff der Brust/ Bauch und auff dem Kopff/ als das Weiblein: Muß mit Canari-Saamen/ Zucker und Alsine, oder Hühnerdarm/ wornach er besser singet/ gefuttert werden. Sie singen laut und starck/ mit einer zusammenhangenden Stimme/ hoch und niedrig/ welche sie mit unterschiedlichen Veränderungen zu biegen wissen: Die Kleinleibige mit einem langen Schwantz / sind die besten. In Holland sind diese Vögel bey gantzen Zuchten auffgebracht / so daß nun mehr dieser Arth ein grosser Überfluß jedoch alle zahm/ alda zufinden; Einige/ die sie abgerichtet/ haben nicht geringen Verdienst davon genossen: Sie lernen auch Melodeyen und Lieder pfeiffen/ dergleichen sind wohl vor 60. 80. ja 100. Gülden verkauffet.

Das Zeißgen ist ein Vögelein mit einer gelben Brust/ zimlichem/ doch düñ- und scharffen Schnäbelein/ hat zween schwartze Flecken/ einen an der Stirnen/ den andren unter dem Schnabel; Deß Männleins Flecken sind viel schwärtzer/ ist auch auff dem Leib viel gelber/ als das Weiblein. In kalten Ländern wird es selten/ oder niemahls/ auch nicht alle Jahr in Italien gesehen. Es isset gerne Conyza-Saamen/ sonsten hat es mit dem Distelfincken einerley Speise.

Sie nisten in den Wäldern oder auff dem Gebirge/ legt 4. oder 5. auch/ nach etlicher Meinung/ 12. Eyer.

Sein Gesang ist sehr lieblich/ und macht es nicht allein deß Distelfincken / sondern auch andrer Vögel Stimme nach. Sie fliegen Schaarsweise/ und werden in dem Herbst leichtlich bey gantzen Hauffen auff einmahl gefangen. Der Distelfinck ist/ (gleich dem Zeißgen) ein Vögelein/ so man in gewisse dazu gemachte Häuslein setzet/ daran zwey Eimerlein hangen/ welche auff und nieder gehen / in das eine wird das Essen/ in das andre das Trincken gethan/ solches lernen sie selber auffziehen/ und mit den Klauen halten/ biß sie satt gegessen oder getruncken haben. Ihr Gefieder und Farb ist grau und dunckel/ die Flügel sind Saffran gelb/ mit schwartz unterzogen/ der Haupt-Zopff ist schwärtzlicht/ der Schnabel

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        <p>Der Canari-Vogel hat von den Canarischen-Insulen/ wovon er zu uns gebracht wird                     / seinen Nahmen: Ist so groß als eine gemeine Meyse/ mit einem weissen /                      kleinen und spitzigen Schnabel: Die Flügel und Schwantz sind bißweilen grün. Das                      Männlein hat mehr gelbes auff der Brust/ Bauch und auff dem Kopff/ als das                      Weiblein: Muß mit Canari-Saamen/ Zucker und Alsine, oder Hühnerdarm/ wornach                      er besser singet/ gefuttert werden. Sie singen laut und starck/ mit einer                      zusammenhangenden Stimme/ hoch und niedrig/ welche sie mit unterschiedlichen                      Veränderungen zu biegen wissen: Die Kleinleibige mit einem langen Schwantz /                      sind die besten. In Holland sind diese Vögel bey gantzen Zuchten auffgebracht /                      so daß nun mehr dieser Arth ein grosser Überfluß jedoch alle zahm/ alda                      zufinden; Einige/ die sie abgerichtet/ haben nicht geringen Verdienst davon                      genossen: Sie lernen auch Melodeyen und Lieder pfeiffen/ dergleichen sind wohl                      vor 60. 80. ja 100. Gülden verkauffet.</p>
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        <p>Sie nisten in den Wäldern oder auff dem Gebirge/ legt 4. oder 5. auch/ nach                      etlicher Meinung/ 12. Eyer.</p>
        <p>Sein Gesang ist sehr lieblich/ und macht es nicht allein deß Distelfincken /                      sondern auch andrer Vögel Stimme nach. Sie fliegen Schaarsweise/ und werden in                      dem Herbst leichtlich bey gantzen Hauffen auff einmahl gefangen. Der Distelfinck                      ist/ (gleich dem Zeißgen) ein Vögelein/ so man in gewisse dazu gemachte                      Häuslein setzet/ daran zwey Eimerlein hangen/ welche auff und nieder gehen /                      in das eine wird das Essen/ in das andre das Trincken gethan/ solches lernen                      sie selber auffziehen/ und mit den Klauen halten/ biß sie satt gegessen oder                      getruncken haben. Ihr Gefieder und Farb ist grau und dunckel/ die Flügel sind                      Saffran gelb/ mit schwartz unterzogen/ der Haupt-Zopff ist schwärtzlicht/ der                          Schnabel
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[206/0070] fiel einer in den Schooß/ welcher von einem Habicht verfolget worden: Es gibt vielerley Gattung der Meysen / weisse/ gelbe/ bunte/ weißschwäntzlein/ Berg-Meysen/ wilde Ringel- und Indianische Meysen/ und dergleichen. Der Canari-Vogel hat von den Canarischen-Insulen/ wovon er zu uns gebracht wird / seinen Nahmen: Ist so groß als eine gemeine Meyse/ mit einem weissen / kleinen und spitzigen Schnabel: Die Flügel und Schwantz sind bißweilen grün. Das Männlein hat mehr gelbes auff der Brust/ Bauch und auff dem Kopff/ als das Weiblein: Muß mit Canari-Saamen/ Zucker und Alsine, oder Hühnerdarm/ wornach er besser singet/ gefuttert werden. Sie singen laut und starck/ mit einer zusammenhangenden Stimme/ hoch und niedrig/ welche sie mit unterschiedlichen Veränderungen zu biegen wissen: Die Kleinleibige mit einem langen Schwantz / sind die besten. In Holland sind diese Vögel bey gantzen Zuchten auffgebracht / so daß nun mehr dieser Arth ein grosser Überfluß jedoch alle zahm/ alda zufinden; Einige/ die sie abgerichtet/ haben nicht geringen Verdienst davon genossen: Sie lernen auch Melodeyen und Lieder pfeiffen/ dergleichen sind wohl vor 60. 80. ja 100. Gülden verkauffet. Das Zeißgen ist ein Vögelein mit einer gelben Brust/ zimlichem/ doch düñ- und scharffen Schnäbelein/ hat zween schwartze Flecken/ einen an der Stirnen/ den andren unter dem Schnabel; Deß Männleins Flecken sind viel schwärtzer/ ist auch auff dem Leib viel gelber/ als das Weiblein. In kalten Ländern wird es selten/ oder niemahls/ auch nicht alle Jahr in Italien gesehen. Es isset gerne Conyza-Saamen/ sonsten hat es mit dem Distelfincken einerley Speise. Sie nisten in den Wäldern oder auff dem Gebirge/ legt 4. oder 5. auch/ nach etlicher Meinung/ 12. Eyer. Sein Gesang ist sehr lieblich/ und macht es nicht allein deß Distelfincken / sondern auch andrer Vögel Stimme nach. Sie fliegen Schaarsweise/ und werden in dem Herbst leichtlich bey gantzen Hauffen auff einmahl gefangen. Der Distelfinck ist/ (gleich dem Zeißgen) ein Vögelein/ so man in gewisse dazu gemachte Häuslein setzet/ daran zwey Eimerlein hangen/ welche auff und nieder gehen / in das eine wird das Essen/ in das andre das Trincken gethan/ solches lernen sie selber auffziehen/ und mit den Klauen halten/ biß sie satt gegessen oder getruncken haben. Ihr Gefieder und Farb ist grau und dunckel/ die Flügel sind Saffran gelb/ mit schwartz unterzogen/ der Haupt-Zopff ist schwärtzlicht/ der Schnabel

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/70>, abgerufen am 24.04.2024.