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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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auf erlaubten Genuß einzuschränken, überläßt er sich seinen Ausschweifungen, kränkt die Rechte des andern Theils oder ist gar unfähig eine Pflicht dieses Standes so zu erfüllen, daß eine gesunde Nachkommenschaft daraus entstehen könne. Wie viele Ehen sind durch das Laster der Unkeuschheit weniger, wie viele sind unglücklich, wie viele kinderlos! Welch ein unnennbarer Schade für die ganze Menschenwelt!

Man bedenke überdies, wie sehr Unkeuschheit dem Geist der Religion zuwider ist. Verehrung der heiligen Zwecke Gottes und Bestreben, alle seine Kräfte denselben gemäß anzuwenden, ist die Pflicht eines jeden, der das Daseyn einer höchsten Weisheit erkennt. Jhre Anordnungen zerstören; sich selbst das Leben verkümmern; andern Ruhe und Glückseligkeit zu rauben; nirgends Tugend und überall Laster ausbreiten, ist den Absichten Gottes gerade entgegen. Gott hat jeden Menschen in die zweckmäßigste Verbindung mit dem Ganzen gesetzt und ihm das Vermögen gegeben, so viel von seiner Bestimmung einzusehen und durch Beobachtung der Natur zu lernen, als nöthig ist, sein Verhalten dieser Verbindung gemäß einzurichten. Das Christenthum ertheilet aber insbesondere über

auf erlaubten Genuß einzuschränken, überläßt er sich seinen Ausschweifungen, kränkt die Rechte des andern Theils oder ist gar unfähig eine Pflicht dieses Standes so zu erfüllen, daß eine gesunde Nachkommenschaft daraus entstehen könne. Wie viele Ehen sind durch das Laster der Unkeuschheit weniger, wie viele sind unglücklich, wie viele kinderlos! Welch ein unnennbarer Schade für die ganze Menschenwelt!

Man bedenke überdies, wie sehr Unkeuschheit dem Geist der Religion zuwider ist. Verehrung der heiligen Zwecke Gottes und Bestreben, alle seine Kräfte denselben gemäß anzuwenden, ist die Pflicht eines jeden, der das Daseyn einer höchsten Weisheit erkennt. Jhre Anordnungen zerstören; sich selbst das Leben verkümmern; andern Ruhe und Glückseligkeit zu rauben; nirgends Tugend und überall Laster ausbreiten, ist den Absichten Gottes gerade entgegen. Gott hat jeden Menschen in die zweckmäßigste Verbindung mit dem Ganzen gesetzt und ihm das Vermögen gegeben, so viel von seiner Bestimmung einzusehen und durch Beobachtung der Natur zu lernen, als nöthig ist, sein Verhalten dieser Verbindung gemäß einzurichten. Das Christenthum ertheilet aber insbesondere über

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[23/0022] auf erlaubten Genuß einzuschränken, überläßt er sich seinen Ausschweifungen, kränkt die Rechte des andern Theils oder ist gar unfähig eine Pflicht dieses Standes so zu erfüllen, daß eine gesunde Nachkommenschaft daraus entstehen könne. Wie viele Ehen sind durch das Laster der Unkeuschheit weniger, wie viele sind unglücklich, wie viele kinderlos! Welch ein unnennbarer Schade für die ganze Menschenwelt! Man bedenke überdies, wie sehr Unkeuschheit dem Geist der Religion zuwider ist. Verehrung der heiligen Zwecke Gottes und Bestreben, alle seine Kräfte denselben gemäß anzuwenden, ist die Pflicht eines jeden, der das Daseyn einer höchsten Weisheit erkennt. Jhre Anordnungen zerstören; sich selbst das Leben verkümmern; andern Ruhe und Glückseligkeit zu rauben; nirgends Tugend und überall Laster ausbreiten, ist den Absichten Gottes gerade entgegen. Gott hat jeden Menschen in die zweckmäßigste Verbindung mit dem Ganzen gesetzt und ihm das Vermögen gegeben, so viel von seiner Bestimmung einzusehen und durch Beobachtung der Natur zu lernen, als nöthig ist, sein Verhalten dieser Verbindung gemäß einzurichten. Das Christenthum ertheilet aber insbesondere über

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/22>, abgerufen am 25.04.2024.