Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434welche die Unkeuschheit anrichtet. Machen Sie dies zur Warnung unserer Jünglinge und Jungfrauen doch weiter bekannt; rathen Sie doch auch dazu, daß die Eltern ihren Kindern lieber die scheußlichsten Exempel der bestraften Unkeuschheit und Wollust zeigen, als ihnen die wollüstigen Romane und Gedichte unserer Zeit zum Lesen in die Hände kommen lassen, die nicht so menschenfreundlich und rechtschaffen warnen, als der liebenswürdige Gellert, wenn er sagt: Die Wollust kürzet unsre Tage, Sie raubt dem Körper seine Kraft, Und Armuth, Seuchen, Schmerz und Plage Sind Früchte dieser Leidenschaft. Der haßt sich selber, der sie übt, Und sich in ihre Fesseln giebt." Jch würde euch diese Scheusale der Menschheit nicht beschrieben haben, wenn ich nicht befürchtet hätte, es mögte sonst Niemand euch darüber belehren, und also eure Unwissenheit euch zu Verirrungen leiten. Jetzt, da ich sie euch beschrieben habe, können sie euch zugleich ein Beweis seyn, wie Unkeuschheit Menschen schändet, und wie sorgfältig man sich vor dem ersten Schritte hüten müsse,um nicht endlich in den Abgrund alles Elends zu welche die Unkeuschheit anrichtet. Machen Sie dies zur Warnung unserer Jünglinge und Jungfrauen doch weiter bekannt; rathen Sie doch auch dazu, daß die Eltern ihren Kindern lieber die scheußlichsten Exempel der bestraften Unkeuschheit und Wollust zeigen, als ihnen die wollüstigen Romane und Gedichte unserer Zeit zum Lesen in die Hände kommen lassen, die nicht so menschenfreundlich und rechtschaffen warnen, als der liebenswürdige Gellert, wenn er sagt: Die Wollust kürzet unsre Tage, Sie raubt dem Körper seine Kraft, Und Armuth, Seuchen, Schmerz und Plage Sind Früchte dieser Leidenschaft. Der haßt sich selber, der sie übt, Und sich in ihre Fesseln giebt.“ Jch würde euch diese Scheusale der Menschheit nicht beschrieben haben, wenn ich nicht befürchtet hätte, es mögte sonst Niemand euch darüber belehren, und also eure Unwissenheit euch zu Verirrungen leiten. Jetzt, da ich sie euch beschrieben habe, können sie euch zugleich ein Beweis seyn, wie Unkeuschheit Menschen schändet, und wie sorgfältig man sich vor dem ersten Schritte hüten müsse,um nicht endlich in den Abgrund alles Elends zu <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="429"/> welche die Unkeuschheit anrichtet. Machen Sie dies zur Warnung unserer Jünglinge und Jungfrauen doch weiter bekannt; rathen Sie doch auch dazu, daß die Eltern ihren Kindern lieber die scheußlichsten Exempel der bestraften Unkeuschheit und Wollust zeigen, als ihnen die wollüstigen Romane und Gedichte unserer Zeit zum Lesen in die Hände kommen lassen, die nicht so menschenfreundlich und rechtschaffen warnen, als der liebenswürdige Gellert, wenn er sagt:</p> <lg type="poem"> <l>Die Wollust kürzet unsre Tage,</l><lb/> <l>Sie raubt dem Körper seine Kraft,</l><lb/> <l>Und Armuth, Seuchen, Schmerz und Plage</l><lb/> <l>Sind Früchte dieser Leidenschaft.</l><lb/> <l>Der haßt sich selber, der sie übt,</l><lb/> <l>Und sich in ihre Fesseln giebt.“</l> </lg> <p>Jch würde euch diese Scheusale der Menschheit nicht beschrieben haben, wenn ich nicht befürchtet hätte, es mögte sonst Niemand euch darüber belehren, und also eure Unwissenheit euch zu Verirrungen leiten. Jetzt, da ich sie euch beschrieben habe, können sie euch zugleich ein Beweis seyn, wie Unkeuschheit Menschen schändet, und wie sorgfältig man sich vor dem ersten Schritte hüten müsse,um nicht endlich in den Abgrund alles Elends zu </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [429/0137]
welche die Unkeuschheit anrichtet. Machen Sie dies zur Warnung unserer Jünglinge und Jungfrauen doch weiter bekannt; rathen Sie doch auch dazu, daß die Eltern ihren Kindern lieber die scheußlichsten Exempel der bestraften Unkeuschheit und Wollust zeigen, als ihnen die wollüstigen Romane und Gedichte unserer Zeit zum Lesen in die Hände kommen lassen, die nicht so menschenfreundlich und rechtschaffen warnen, als der liebenswürdige Gellert, wenn er sagt:
Die Wollust kürzet unsre Tage,
Sie raubt dem Körper seine Kraft,
Und Armuth, Seuchen, Schmerz und Plage
Sind Früchte dieser Leidenschaft.
Der haßt sich selber, der sie übt,
Und sich in ihre Fesseln giebt.“
Jch würde euch diese Scheusale der Menschheit nicht beschrieben haben, wenn ich nicht befürchtet hätte, es mögte sonst Niemand euch darüber belehren, und also eure Unwissenheit euch zu Verirrungen leiten. Jetzt, da ich sie euch beschrieben habe, können sie euch zugleich ein Beweis seyn, wie Unkeuschheit Menschen schändet, und wie sorgfältig man sich vor dem ersten Schritte hüten müsse,um nicht endlich in den Abgrund alles Elends zu
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/137>, abgerufen am 22.04.2021. |