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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
zürnet an/ verschaffte daß viel Vglitzische Einwohner deswegen ins
Elend müssen verstossen/ vnd das Schloß als ein Morthauß ge-
schleiffet werden.

Der Großfürst Foedor Ivanowitz, nachdem Er 12. Jahr regiert2. Foedor
Ivanowitz

stirbet.

hatte/ felt in eine geschwinde Kranckheit vnd stirbet Anno Christi 1597.
Weil aber Foedor Ivanowitz keine Erben hinterlassen/ auch dessen
Bruder Todt/ wird vnter den grossen Herrn deliberiret, wen Sie
nun zu jhren Großfürsten haben wolten; Ob nun zwar viel grosse
vornehme Herrn im Lande/ auß denen man einen erwehlen konte/
wehre doch niemand so weise vnd vorsichtig als Boris Gudenow, Er
wehre auch der Regierung bereit gewohnet/ muste also Er vnd kein an-
der Großfürst seyn. Boris aber/ als jhm diese hohe Ehre angetragen
wird/ stellet sich als wehre Er gantz nicht gesinnet selbige/ weil sie voller
Mühe/ Vnruhe/ Mißgunst vnd Feindschafft/ anzunehmen/ saget:
es beliebe jhm vielmehr eine schlechte Müncheskappe/ als Kron vnd
Scepter zutragen/ gehet darauff nach dem Kloster zu/ practisiret aber
gleichwol durch etliche Herrn vnd gute Freunde daß sie niemand als
jhn erwehlen/ vnd deswegen bey jhm/ wie sehr er sich auch wegern wur-
de/ inständig anhalten solten/ so wolte Er sich endlich erbitten lassen;3. Boris Gu-
denow
wird
zum Großfür-
sten gekrönet
Anno 1597.

Es gieng jhm auch nach seinem Wundsch vnd Willen/ wie allbereit
oben erwehnet. Wird derwegen Boris Gudenow zum Großfürsten
erwehlet Anno Christi 1597.

Jn werender Regierung dessen empöret sich ein Russischer Münch
Namens Griska Utrepeja, welcher in Gereslaw von geringen Ade-Griska U-
trepeja
fal-
scher Deme-
trius.

lichen Eltern geboren/ aber vmb seine Frechheit vnd Muthwillen zu
zeumen in ein Kloster ist gethan worden. Dieser gibt sich für den De-
metrium
des Tyrannen Ivan Vasilowitz Sohn auß/ vnd practisiret
es so weit/ daß er darfür auffgenommen vnd zum Großfürsten gekrönet
wird. Er fieng aber die Sache also an: Weil er ein erwachsener Knabe
von guten Verstande/ begibt Er sich auff antrieb vnd information
eines alten arglistigen reichen Münches heimlich auß dem Kloster nach
Littawen zu einen Fürsten Adam Wesnewetzki im Dienst/ vnd ma-
chet sich durch fleissiges Auffwarten sehr angenehm. Einsmals trä-
get sichs zu/ das sein Herr vmb ein Verbrechen erzürnet mit dem ge-
wöhnlichen Scheltworten Bledinsin jhn anfähret/ vnd an den Halß
schläget/ darauff fängt Griska an bitterlich zuweinen/ vnd saget/ Herr/
wenn du wustest/ wer ich wehre/ wurdestu mich nicht einen Huren-
Sohn schelten/ vnd also tractiren. Als aber der Knes zuwissen be-
gerte/ wer Er denn wehre? gibt Er zur Antwort: Er sey des Großfür-
sten Ivan Vasilowitz leiblicher Sohn/ welchen Boris Gudenow nach
dem Leben getrachtet/ aber an seiner statt eines Priesters Sohn/ der
jhm am Alter vnd Gestalt sehr gleich gewesen/ durch Jrrthumb vmb-
bringen lassen. Er aber wehre durch hülffe guter Leute darvon vnd in
ein Kloster gebracht worden. Zeiget auch ein gülden Creutz mit Edel-

gestei-

Reiſe Beſchreibung.
zuͤrnet an/ verſchaffte daß viel Vglitziſche Einwohner deswegen ins
Elend muͤſſen verſtoſſen/ vnd das Schloß als ein Morthauß ge-
ſchleiffet werden.

Der Großfuͤrſt Fœdor Ivanowitz, nachdem Er 12. Jahr regiert2. Fœdor
Ivanowitz

ſtirbet.

hatte/ felt in eine geſchwinde Kranckheit vnd ſtirbet Anno Chriſti 1597.
Weil aber Fœdor Ivanowitz keine Erben hinterlaſſen/ auch deſſen
Bruder Todt/ wird vnter den groſſen Herꝛn deliberiret, wen Sie
nun zu jhren Großfuͤrſten haben wolten; Ob nun zwar viel groſſe
vornehme Herꝛn im Lande/ auß denen man einen erwehlen konte/
wehre doch niemand ſo weiſe vnd vorſichtig als Boris Gudenow, Er
wehre auch der Regierung bereit gewohnet/ muſte alſo Er vnd kein an-
der Großfuͤrſt ſeyn. Boris aber/ als jhm dieſe hohe Ehre angetragen
wird/ ſtellet ſich als wehre Er gantz nicht geſinnet ſelbige/ weil ſie voller
Muͤhe/ Vnruhe/ Mißgunſt vnd Feindſchafft/ anzunehmen/ ſaget:
es beliebe jhm vielmehr eine ſchlechte Muͤncheskappe/ als Kron vnd
Scepter zutragen/ gehet darauff nach dem Kloſter zu/ practiſiret aber
gleichwol durch etliche Herꝛn vnd gute Freunde daß ſie niemand als
jhn erwehlen/ vnd deswegen bey jhm/ wie ſehr er ſich auch wegern wur-
de/ inſtaͤndig anhalten ſolten/ ſo wolte Er ſich endlich erbitten laſſen;3. Boris Gu-
denow
wird
zum Großfuͤꝛ-
ſten gekroͤnet
Anno 1597.

Es gieng jhm auch nach ſeinem Wundſch vnd Willen/ wie allbereit
oben erwehnet. Wird derwegen Boris Gudenow zum Großfuͤrſten
erwehlet Anno Chriſti 1597.

Jn werender Regierung deſſen empoͤret ſich ein Ruſſiſcher Muͤnch
Namens Griska Utrepeja, welcher in Gereslaw von geringen Ade-Griska U-
trepeja
fal-
ſcher Deme-
trius.

lichen Eltern geboren/ aber vmb ſeine Frechheit vnd Muthwillen zu
zeumen in ein Kloſter iſt gethan worden. Dieſer gibt ſich fuͤr den De-
metrium
des Tyrannen Ivan Vaſilowitz Sohn auß/ vnd practiſiret
es ſo weit/ daß er darfuͤr auffgenommen vnd zum Großfuͤrſten gekroͤnet
wird. Er fieng aber die Sache alſo an: Weil er ein erwachſener Knabe
von guten Verſtande/ begibt Er ſich auff antrieb vnd information
eines alten argliſtigen reichen Muͤnches heimlich auß dem Kloſter nach
Littawen zu einen Fuͤrſten Adam Wesnewetzki im Dienſt/ vnd ma-
chet ſich durch fleiſſiges Auffwarten ſehr angenehm. Einsmals traͤ-
get ſichs zu/ das ſein Herꝛ vmb ein Verbrechen erzuͤrnet mit dem ge-
woͤhnlichen Scheltworten Bledinſin jhn anfaͤhret/ vnd an den Halß
ſchlaͤget/ darauff faͤngt Griska an bitterlich zuweinen/ vnd ſaget/ Herꝛ/
wenn du wuſteſt/ wer ich wehre/ wurdeſtu mich nicht einen Huren-
Sohn ſchelten/ vnd alſo tractiren. Als aber der Knes zuwiſſen be-
gerte/ wer Er denn wehre? gibt Er zur Antwort: Er ſey des Großfuͤr-
ſten Ivan Vaſilowitz leiblicher Sohn/ welchen Boris Gudenow nach
dem Leben getrachtet/ aber an ſeiner ſtatt eines Prieſters Sohn/ der
jhm am Alter vnd Geſtalt ſehr gleich geweſen/ durch Jrꝛthumb vmb-
bringen laſſen. Er aber wehre durch huͤlffe guter Leute darvon vnd in
ein Kloſter gebracht worden. Zeiget auch ein guͤlden Creutz mit Edel-

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[151/0197] Reiſe Beſchreibung. zuͤrnet an/ verſchaffte daß viel Vglitziſche Einwohner deswegen ins Elend muͤſſen verſtoſſen/ vnd das Schloß als ein Morthauß ge- ſchleiffet werden. Der Großfuͤrſt Fœdor Ivanowitz, nachdem Er 12. Jahr regiert hatte/ felt in eine geſchwinde Kranckheit vnd ſtirbet Anno Chriſti 1597. Weil aber Fœdor Ivanowitz keine Erben hinterlaſſen/ auch deſſen Bruder Todt/ wird vnter den groſſen Herꝛn deliberiret, wen Sie nun zu jhren Großfuͤrſten haben wolten; Ob nun zwar viel groſſe vornehme Herꝛn im Lande/ auß denen man einen erwehlen konte/ wehre doch niemand ſo weiſe vnd vorſichtig als Boris Gudenow, Er wehre auch der Regierung bereit gewohnet/ muſte alſo Er vnd kein an- der Großfuͤrſt ſeyn. Boris aber/ als jhm dieſe hohe Ehre angetragen wird/ ſtellet ſich als wehre Er gantz nicht geſinnet ſelbige/ weil ſie voller Muͤhe/ Vnruhe/ Mißgunſt vnd Feindſchafft/ anzunehmen/ ſaget: es beliebe jhm vielmehr eine ſchlechte Muͤncheskappe/ als Kron vnd Scepter zutragen/ gehet darauff nach dem Kloſter zu/ practiſiret aber gleichwol durch etliche Herꝛn vnd gute Freunde daß ſie niemand als jhn erwehlen/ vnd deswegen bey jhm/ wie ſehr er ſich auch wegern wur- de/ inſtaͤndig anhalten ſolten/ ſo wolte Er ſich endlich erbitten laſſen; Es gieng jhm auch nach ſeinem Wundſch vnd Willen/ wie allbereit oben erwehnet. Wird derwegen Boris Gudenow zum Großfuͤrſten erwehlet Anno Chriſti 1597. 2. Fœdor Ivanowitz ſtirbet. 3. Boris Gu- denow wird zum Großfuͤꝛ- ſten gekroͤnet Anno 1597. Jn werender Regierung deſſen empoͤret ſich ein Ruſſiſcher Muͤnch Namens Griska Utrepeja, welcher in Gereslaw von geringen Ade- lichen Eltern geboren/ aber vmb ſeine Frechheit vnd Muthwillen zu zeumen in ein Kloſter iſt gethan worden. Dieſer gibt ſich fuͤr den De- metrium des Tyrannen Ivan Vaſilowitz Sohn auß/ vnd practiſiret es ſo weit/ daß er darfuͤr auffgenommen vnd zum Großfuͤrſten gekroͤnet wird. Er fieng aber die Sache alſo an: Weil er ein erwachſener Knabe von guten Verſtande/ begibt Er ſich auff antrieb vnd information eines alten argliſtigen reichen Muͤnches heimlich auß dem Kloſter nach Littawen zu einen Fuͤrſten Adam Wesnewetzki im Dienſt/ vnd ma- chet ſich durch fleiſſiges Auffwarten ſehr angenehm. Einsmals traͤ- get ſichs zu/ das ſein Herꝛ vmb ein Verbrechen erzuͤrnet mit dem ge- woͤhnlichen Scheltworten Bledinſin jhn anfaͤhret/ vnd an den Halß ſchlaͤget/ darauff faͤngt Griska an bitterlich zuweinen/ vnd ſaget/ Herꝛ/ wenn du wuſteſt/ wer ich wehre/ wurdeſtu mich nicht einen Huren- Sohn ſchelten/ vnd alſo tractiren. Als aber der Knes zuwiſſen be- gerte/ wer Er denn wehre? gibt Er zur Antwort: Er ſey des Großfuͤr- ſten Ivan Vaſilowitz leiblicher Sohn/ welchen Boris Gudenow nach dem Leben getrachtet/ aber an ſeiner ſtatt eines Prieſters Sohn/ der jhm am Alter vnd Geſtalt ſehr gleich geweſen/ durch Jrꝛthumb vmb- bringen laſſen. Er aber wehre durch huͤlffe guter Leute darvon vnd in ein Kloſter gebracht worden. Zeiget auch ein guͤlden Creutz mit Edel- geſtei- Griska U- trepeja fal- ſcher Deme- trius.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/197>, abgerufen am 24.04.2024.