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Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.

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wesen sein. Jch verheiße hiermitt/ ehestes alle das jenige/ was
ich von dergleichen sachen bey handen habe/ in gewiße bücher
ab zue theilen/ vnd zue rettung meines gerüchtes/ welches we-
gen voriger vbereileten edition sich mercklich verletzt befindet/
durch offentlichen druck jederman gemeine zue machen.

Hymni oder Lobgesänge waren vorzeiten/ die sie jhren Göt-
tern vor dem altare zue singen pflagen/ vnd wir vnserem GOtt
singen sollen. Dergleichen ist der lobgesang den Heinsius vn-
serem erlöser/ vnd der den ich auff die Christnacht geschrieben
habe. Wiewol sie auch zuezeiten was anders loben; wie bey
dem Ronsard ist der Hymnus der Gerechtigkeit/ Der Geister/
des Himmels/ der Sternen/ der Philosophie/ der vier Jah-
reszeiten/ des Goldes/ etc.

Sylven oder wälder sind nicht allein nur solche carmina/
die auß geschwinder anregung vnnd hitze ohne arbeit von der
hand weg gemacht werden/ von denen Quintilianus im dritten
Capitel des zehenden buches saget: Diuersum est huic corum
vitium, qui primum discurrere per materiam stylo quam
velocissimo volunt, & sequentes calorem atque impe-
tum ex tempore scribunt: Hoc syluam vocant;
vnd wie
an den schönen syluis die Statius geschrieben zue sehen ist/ wel-
che er in der Epistel für dem ersten buche nennet libellos qui su-
bito calore & quadam festinandi voluptate ipsi fluxerant:

sondern/ wie jhr name selber anzeiget/ der vom gleichniß eines
Waldes/ in dem vieler art vnd sorten Bäwme zue finden sindt/
genommen ist/ sie begreiffen auch allerley geistliche vnnd welt-
liche getichte/ als da sind Hochzeit- vnd Geburtlieder/ Glück-
wündtschungen nach außgestandener kranckheit/ item auff reisen/
oder auff die zuerückkunfft von denselben/ vnd dergleichen.

Die Lyrica oder getichte die man zur Music sonderlich ge-
brauchen kan/ erfodern zueföderst ein freyes lustiges gemüte/
vnd wollen mit schönen sprüchen vnnd lehren häuffig geziehret

sein:

weſen ſein. Jch verheiße hiermitt/ eheſtes alle das jenige/ was
ich von dergleichen ſachen bey handen habe/ in gewiße buͤcher
ab zue theilen/ vnd zue rettung meines geruͤchtes/ welches we-
gen voriger vbereileten edition ſich mercklich verletzt befindet/
durch offentlichen druck jederman gemeine zue machen.

Hymni oder Lobgeſaͤnge waren vorzeiten/ die ſie jhren Goͤt-
tern vor dem altare zue ſingen pflagen/ vnd wir vnſerem GOtt
ſingen ſollen. Dergleichen iſt der lobgeſang den Heinſius vn-
ſerem erloͤſer/ vnd der den ich auff die Chriſtnacht geſchrieben
habe. Wiewol ſie auch zuezeiten was anders loben; wie bey
dem Ronſard iſt der Hymnus der Gerechtigkeit/ Der Geiſter/
des Himmels/ der Sternen/ der Philoſophie/ der vier Jah-
reszeiten/ des Goldes/ ꝛc.

Sylven oder waͤlder ſind nicht allein nur ſolche carmina/
die auß geſchwinder anregung vnnd hitze ohne arbeit von der
hand weg gemacht werden/ von denen Quintilianus im dritten
Capitel des zehenden buches ſaget: Diuerſum eſt huic corum
vitium, qui primùm diſcurrere per materiam ſtylo quàm
velociſsimo volunt, & ſequentes calorem atque impe-
tum ex tempore ſcribunt: Hoc ſyluam vocant;
vnd wie
an den ſchoͤnen ſyluis die Statius geſchrieben zue ſehen iſt/ wel-
che er in der Epiſtel fuͤr dem erſten buche nennet libellos qui ſu-
bito calore & quadam feſtinandi voluptate ipſi fluxerant:

ſondern/ wie jhr name ſelber anzeiget/ der vom gleichniß eines
Waldes/ in dem vieler art vnd ſorten Baͤwme zue finden ſindt/
genommen iſt/ ſie begreiffen auch allerley geiſtliche vnnd welt-
liche getichte/ als da ſind Hochzeit- vnd Geburtlieder/ Gluͤck-
wuͤndtſchungen nach außgeſtandener kranckheit/ item auff reiſẽ/
oder auff die zueruͤckkunfft von denſelben/ vnd dergleichen.

Die Lyrica oder getichte die man zur Muſic ſonderlich ge-
brauchen kan/ erfodern zuefoͤderſt ein freyes luſtiges gemuͤte/
vnd wollen mit ſchoͤnen ſpruͤchen vnnd lehren haͤuffig geziehret

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/36>, abgerufen am 24.04.2024.