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Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.

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Wann ich nach langer zeit schon lieg in meiner rhue/
Das ich erfahren mag/ das dem der mich jtzt liebt
Vnd meiner trewen gunst ein jeder zeugniß giebt;
Doch mehr das junge volck. nun diß muß nur er-
gehn/

Jhr Götter/ wie jhr wolt. es pflegt bey euch zue stehn
Doch lob' ich dich zwar hoch/ so hoff ich dennoch nicht
Das jrrgend jemand ist der etwas anders spricht.
Dann ob dein grimm mir schon offt' etwas vbels
thut

So machst du es hernach doch doppelt wieder gut
O volck von Megara/ jhr schiffer weit bekandt/
Jch wündsche das jhr wol bewohnt das reiche landt
Vnd vfer bey Athen/ weil jhr so höchlich liebt
Dioclem der sich auch im lichen sehr geübt:
Weil allzeit vmb sein grab sehr viel liebhaber stehn/
Die lernen einig nur mit küssen vmb recht gehn/
Vnd streiten gleich darumb/ vnd wer dann Mundt
an mundt

Am aller besten legt/ dem wird der krantz vergunt/
Den er nach hause dann zue seiner Mutter bringt.
Ach/ ach/ wie glücklich ist dem es so wolgelingt
Das er mag richter sein. wie offte rufft er wol
Das Ganymedes jhm den Mund so machen sol
Als einen Stein durch den der goldschmiedt vrtheil
spricht

Ob auch gewiß das Goldt recht gut sey oder nicht.
Herge-
F ij
Wann ich nach langer zeit ſchon lieg in meiner rhue/
Das ich erfahren mag/ das dem der mich jtzt liebt
Vnd meiner trewen gunſt ein jeder zeugniß giebt;
Doch mehr das junge volck. nun diß muß nur er-
gehn/

Jhr Goͤtteꝛ/ wie jhr wolt. es pflegt bey euch zue ſtehn
Doch lob’ ich dich zwar hoch/ ſo hoff ich deñoch nicht
Das jrrgend jemand iſt der etwas anders ſpricht.
Dann ob dein grimm mir ſchon offt’ etwas vbels
thut

So machſt du es hernach doch doppelt wieder gut
O volck von Megara/ jhr ſchiffer weit bekandt/
Jch wuͤndſche das jhr wol bewohnt das reiche landt
Vnd vfer bey Athen/ weil jhr ſo hoͤchlich liebt
Dioclem der ſich auch im lichen ſehr geuͤbt:
Weil allzeit vmb ſein grab ſehr viel liebhaber ſtehn/
Die lernen einig nur mit kuͤſſen vmb recht gehn/
Vnd ſtreiten gleich darumb/ vnd wer dann Mundt
an mundt

Am aller beſten legt/ dem wird der krantz vergunt/
Den er nach hauſe dann zue ſeiner Mutter bringt.
Ach/ ach/ wie gluͤcklich iſt dem es ſo wolgelingt
Das er mag richter ſein. wie offte rufft er wol
Das Ganymedes jhm den Mund ſo machen ſol
Als einen Stein durch den der goldſchmiedt vrtheil
ſpricht

Ob auch gewiß das Goldt recht gut ſey oder nicht.
Herge-
F ij
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[0049] Wann ich nach langer zeit ſchon lieg in meiner rhue/ Das ich erfahren mag/ das dem der mich jtzt liebt Vnd meiner trewen gunſt ein jeder zeugniß giebt; Doch mehr das junge volck. nun diß muß nur er- gehn/ Jhr Goͤtteꝛ/ wie jhr wolt. es pflegt bey euch zue ſtehn Doch lob’ ich dich zwar hoch/ ſo hoff ich deñoch nicht Das jrrgend jemand iſt der etwas anders ſpricht. Dann ob dein grimm mir ſchon offt’ etwas vbels thut So machſt du es hernach doch doppelt wieder gut O volck von Megara/ jhr ſchiffer weit bekandt/ Jch wuͤndſche das jhr wol bewohnt das reiche landt Vnd vfer bey Athen/ weil jhr ſo hoͤchlich liebt Dioclem der ſich auch im lichen ſehr geuͤbt: Weil allzeit vmb ſein grab ſehr viel liebhaber ſtehn/ Die lernen einig nur mit kuͤſſen vmb recht gehn/ Vnd ſtreiten gleich darumb/ vnd wer dann Mundt an mundt Am aller beſten legt/ dem wird der krantz vergunt/ Den er nach hauſe dann zue ſeiner Mutter bringt. Ach/ ach/ wie gluͤcklich iſt dem es ſo wolgelingt Das er mag richter ſein. wie offte rufft er wol Das Ganymedes jhm den Mund ſo machen ſol Als einen Stein durch den der goldſchmiedt vrtheil ſpricht Ob auch gewiß das Goldt recht gut ſey oder nicht. Herge- F ij

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/49>, abgerufen am 19.04.2024.