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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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ren und gar nicht an sie erinnert sein mochten. Purer
Eigennutz war's, der sie so gestimmt hatte, weiter Nichts.
Der Martin mußte nun seine Fuhren in die Stadt
einstellen, in die man nun mit Dampf gelangen konnte
und der Schenkenwirth fürchtete die Concurrenz mit der
fürnehmen "Restauration." --

So war nun der Pfingstmorgen auch herange-
kommen.

Wieder war es ein feierliches Läuten und schon am
frühesten Morgen waren einige Bursche auf einen nach
Osten gelegenen Berg gegangen, gleichsam der Sonne
entgegen, und wie nun unten im Dorf und endlich von
allen Nachbardörfern die Glocken zu läuten anfingen, so
schossen sie mit ihren Flinten dazwischen und ein viel-
stimmiges Echo ließ die Schüsse lange und weit nach-
hallen, gleichsam als hüpfte der Knall von Berg zu
Berg fort, bis er sich endlich unten im Thale zur Ruhe
fand. Jm Dorfe aber war schon ein andres Leben,
wenn auch eben erst die Glocke vier Uhr schlug, die
Haushähne noch nicht gar zu lange mit zuen Augen
"guten Morgen" gekräht, indeß einige faule Hühner
noch nicht einmal auf den Weckruf gehört, sondern sich
wieder zur Ruhe gesetzt und nur die Beine einmal ge-
wechselt hatten. Jn des Schulmeisters Gärtlein war's
wo's schon munter zuging. Wohl ein Dutzend Jung-

ren und gar nicht an ſie erinnert ſein mochten. Purer
Eigennutz war’s, der ſie ſo geſtimmt hatte, weiter Nichts.
Der Martin mußte nun ſeine Fuhren in die Stadt
einſtellen, in die man nun mit Dampf gelangen konnte
und der Schenkenwirth fuͤrchtete die Concurrenz mit der
fuͤrnehmen „Reſtauration.“ —

So war nun der Pfingſtmorgen auch herange-
kommen.

Wieder war es ein feierliches Laͤuten und ſchon am
fruͤheſten Morgen waren einige Burſche auf einen nach
Oſten gelegenen Berg gegangen, gleichſam der Sonne
entgegen, und wie nun unten im Dorf und endlich von
allen Nachbardoͤrfern die Glocken zu laͤuten anfingen, ſo
ſchoſſen ſie mit ihren Flinten dazwiſchen und ein viel-
ſtimmiges Echo ließ die Schuͤſſe lange und weit nach-
hallen, gleichſam als huͤpfte der Knall von Berg zu
Berg fort, bis er ſich endlich unten im Thale zur Ruhe
fand. Jm Dorfe aber war ſchon ein andres Leben,
wenn auch eben erſt die Glocke vier Uhr ſchlug, die
Haushaͤhne noch nicht gar zu lange mit zuen Augen
„guten Morgen“ gekraͤht, indeß einige faule Huͤhner
noch nicht einmal auf den Weckruf gehoͤrt, ſondern ſich
wieder zur Ruhe geſetzt und nur die Beine einmal ge-
wechſelt hatten. Jn des Schulmeiſters Gaͤrtlein war’s
wo’s ſchon munter zuging. Wohl ein Dutzend Jung-

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[15/0023] ren und gar nicht an ſie erinnert ſein mochten. Purer Eigennutz war’s, der ſie ſo geſtimmt hatte, weiter Nichts. Der Martin mußte nun ſeine Fuhren in die Stadt einſtellen, in die man nun mit Dampf gelangen konnte und der Schenkenwirth fuͤrchtete die Concurrenz mit der fuͤrnehmen „Reſtauration.“ — So war nun der Pfingſtmorgen auch herange- kommen. Wieder war es ein feierliches Laͤuten und ſchon am fruͤheſten Morgen waren einige Burſche auf einen nach Oſten gelegenen Berg gegangen, gleichſam der Sonne entgegen, und wie nun unten im Dorf und endlich von allen Nachbardoͤrfern die Glocken zu laͤuten anfingen, ſo ſchoſſen ſie mit ihren Flinten dazwiſchen und ein viel- ſtimmiges Echo ließ die Schuͤſſe lange und weit nach- hallen, gleichſam als huͤpfte der Knall von Berg zu Berg fort, bis er ſich endlich unten im Thale zur Ruhe fand. Jm Dorfe aber war ſchon ein andres Leben, wenn auch eben erſt die Glocke vier Uhr ſchlug, die Haushaͤhne noch nicht gar zu lange mit zuen Augen „guten Morgen“ gekraͤht, indeß einige faule Huͤhner noch nicht einmal auf den Weckruf gehoͤrt, ſondern ſich wieder zur Ruhe geſetzt und nur die Beine einmal ge- wechſelt hatten. Jn des Schulmeiſters Gaͤrtlein war’s wo’s ſchon munter zuging. Wohl ein Dutzend Jung-

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/23>, abgerufen am 29.03.2024.