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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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IV.
Nr. 18 in der Klosterstraße.
"Die Kette, die die Herzen band,
ist nun zerstückt, zerschellt"

Otto v. Wenkstern.

Die beiden Pensionärinnen, Elisabeth von Hohenthal und Aurelie von Treffurth, waren im Begriff, ihr Vorhaben auszuführen, welches sie in später Nacht beschlossen hatten. Sie wollten zu der Blumenmacherin gehen, welche mit Thalheim in einer Etage wohnte. Elisabeth, sonst nicht gewohnt, viel Zeit auf ihre Toilette zu verwenden, machte sie heute mit besondrer Sorgfalt. Sie war ganz in Weiß gekleidet, nichts Farbiges war in ihrem Anzug. Als sie in den Garten trat, wo Aurelie sie erwarten wollte, und die andern Mädchen versammelt waren, blieb Elisabeth in der Thüre stehen, weil sie die Gefährtinnen in Aufregung, wie es schien, in einem Streit gewahrte, und erst von fern sehen und hören wollte, was es gäbe, ehe sie sich in eine Sache mische, für welche sie vielleicht kein Interesse hatte. Sie ehnte sich an das von Ephen umrankte Portal des Einganges,

IV.
Nr. 18 in der Klosterstraße.
„Die Kette, die die Herzen band,
ist nun zerstückt, zerschellt“

Otto v. Wenkstern.

Die beiden Pensionärinnen, Elisabeth von Hohenthal und Aurelie von Treffurth, waren im Begriff, ihr Vorhaben auszuführen, welches sie in später Nacht beschlossen hatten. Sie wollten zu der Blumenmacherin gehen, welche mit Thalheim in einer Etage wohnte. Elisabeth, sonst nicht gewohnt, viel Zeit auf ihre Toilette zu verwenden, machte sie heute mit besondrer Sorgfalt. Sie war ganz in Weiß gekleidet, nichts Farbiges war in ihrem Anzug. Als sie in den Garten trat, wo Aurelie sie erwarten wollte, und die andern Mädchen versammelt waren, blieb Elisabeth in der Thüre stehen, weil sie die Gefährtinnen in Aufregung, wie es schien, in einem Streit gewahrte, und erst von fern sehen und hören wollte, was es gäbe, ehe sie sich in eine Sache mische, für welche sie vielleicht kein Interesse hatte. Sie ehnte sich an das von Ephen umrankte Portal des Einganges,

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[58/0068] IV. Nr. 18 in der Klosterstraße. „Die Kette, die die Herzen band, ist nun zerstückt, zerschellt“ Otto v. Wenkstern. Die beiden Pensionärinnen, Elisabeth von Hohenthal und Aurelie von Treffurth, waren im Begriff, ihr Vorhaben auszuführen, welches sie in später Nacht beschlossen hatten. Sie wollten zu der Blumenmacherin gehen, welche mit Thalheim in einer Etage wohnte. Elisabeth, sonst nicht gewohnt, viel Zeit auf ihre Toilette zu verwenden, machte sie heute mit besondrer Sorgfalt. Sie war ganz in Weiß gekleidet, nichts Farbiges war in ihrem Anzug. Als sie in den Garten trat, wo Aurelie sie erwarten wollte, und die andern Mädchen versammelt waren, blieb Elisabeth in der Thüre stehen, weil sie die Gefährtinnen in Aufregung, wie es schien, in einem Streit gewahrte, und erst von fern sehen und hören wollte, was es gäbe, ehe sie sich in eine Sache mische, für welche sie vielleicht kein Interesse hatte. Sie ehnte sich an das von Ephen umrankte Portal des Einganges,

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/68>, abgerufen am 28.03.2024.